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arbeitsverweigerung der politik - und dreht euch wieder um

Foto: Jes Aznar/Getty Images

Wir sind Zeitzeugen: Eine Kollision findet statt, eine Volkspartei versucht, mit ihren gewohnten Werkzeugen des 20. Jahrhunderts das 21. Jahrhundert in den Griff zu bekommen. Spott und Empörung der digitalen Öffentlichkeit gehen fehl, man tanzt wutentbrannt um die Symptome. Die besorgniserregende Ursache findet eher nebenbei und zufällig Erwähnung.

Die Große Koalition der beiden schwindenden Volksparteien regiert ein Land, das es nicht mehr gibt, mit einem Instrumentarium, das nicht mehr funktioniert. Die CDU hat (wie die SPD) den Kontakt zur Gegenwart verloren. Und wenn sie von Rezo und seinen 13 Millionen dazu gezwungen wird, flüchtet sie auf bekanntes Terrain, nämlich die Vergangenheit.


die suppe am dampfen - sinedi|art
Die Dimension des Wandels wurde nicht erkannt

Es ist ja weder Zufall, dass AKK Zeitungen als Vorbild bezeichnete, noch dass Günther Oettinger sagte, die CDU müsse "cooler" werden. Als könne der gleiche Politschrott einfach weiter verwendet werden, wenn er nur eine neue Umverpackung bekommt. Beides zusammengenommen zeigt: Die Dimension des Wandels wurde in keiner Weise erkannt. Die CDU wird seit langem gewählt, weil Deutschland eigentlich nicht so viel mit Politik zu tun haben will. Wenn man dann auch noch eine gewisse Aversion gegen Veränderung mitbringt: Treffer.

Die Stärke der CDU bestand immer darin, dass man Politik am Tag nach der Wahl wieder vergessen konnte. Die Union war mit ihrem Supertrumpf Nichtveränderung der Garant dafür, dass außer verwalterischen Sachzwangsreaktionen nichts geschah, also auch keine Katastrophe. Aber so funktionierte die Welt im letzten Jahrtausend. Heute ist es so, dass die Katastrophe eintritt, wenn nichts geschieht. Wer im 21. Jahrhundert geboren oder wenigstens angekommen ist, merkt das auch und wird wütend.

aus: Digitalpolitik der Volksparteien - Marathon im Fettnapf
Eine SPIEGEL-online-Kolumne von Sascha Lobo

die ganze kolumne: click here

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sinedi|art

tja - so isses: die beiden volksparteien haben die realität verpennt.

apropos "70 zeitungen", frau akk - vielleicht haben sie das noch gar nicht bemerkt: auch diese von ihnen beispielhaft genannten 70 redaktionen ersterben heutzutage längst schon in effizienz, und werden nur noch im "redaktions- oder rechercheverbund" vielleicht von 1-2 polit-redakteuren mit vielleicht noch 2 volontären für's grobe "bedient": so wird dann die verkaufte "meinung" draus...

mit herumgekungel und pöstchenschieberei und machtspielchen und viel viel "pfeifen im wald" hat man als politik dazu die realität längst verpennt und lebt einfach mal im gestern und vorgestern weiter: genauso sehen unsere schulen aus - genauso sehen die ehemaligen und aktiven braunkohle-abbau-gebiete in west und ost und die pläne für eine menschen- und lebensbejahende sanierung und renaturierung aus - und genauso wirken die zig beerdigungsandachten für die "letzten zechen-schließungen" zur steinkohle im ruhrgebiet - genauso sieht es beim "ber"-flughafen aus - bei stuttgart 21 - bei der gorch fock - und als einwanderungsland für flüchtlinge und migranten: beim vollständigen versagen eines vernünftigen und sicheren zeitgemäßen managements - wo die systemwerkzeuge für eine zukunftsverträgliche integration aufeinander abgestimmt werden.
sinedi|art

seit beginn des bundestags-wahlkampfes 2017 - also seit ende 2016 - gleitet diese politik der beiden ehemaligen volksparteien im blindflug über diese republik - und die "linke" (im weitesten sinne) weiß und ahnt nicht was die "rechte" (dto.) tut - und man zerrt sich um die "mitte" in einem alltäglichen perfiden klein-klein, das mit der realität der bürger "draußen in diesem unserem lande" nix mehr zu tun hat - und diese bürger haben sich längst abgewandt und grillen derweil: frustfressen vom super-high-tec "weber"-grill, inzwischen vielleicht auch schon mit strafzöllen belegt: die einen sagen so - die anderen sagen so ...

da wird noch ab und zu für irgendetwas nebensächliches eine nachtsitzung mit viel medien und tamtam und propaganda anberaumt, in der man sich "nach hartem ringen" dann doch noch auf irgendeine lappalie einigt: aber ansonsten rauschen die kranken wälder und in china kippen ein paar säcke reis um - da is nüscht weiter ... 

totale arbeitsverweigerung gegenüber den brennendsten fragen der zeit: umwelt, plastikmüll, erderwärmung, diesel- und co²-feinstaub, fossile brennstoffe, netzpolitik nach maßgabe des grundgesetzes usw. usf. 

stattdessen werden "ankerzentren" geschaffen und zollpolizisten rekrutiert für flüchtlinge, die längst im mittelmeer ertrunken worden sind: man "überlegt" schließungen an den grenzen - verkompliziert abschiebungen - kann keine migranten sicher an den schleuserbanden vorbei aus den heimatländern ausfliegen - aber kann große abschiebeflugzeuge, besetzt mit vielleicht mageren 5 - 12 abzuschiebenden - genau in diese gleichen länder per flug zurückschicken, damit alles wieder von vorn beginnt ...

dann erhöht man vor den wahlen das kindergeld oder sonstige "weitreichende" familienzuschüsse z.b. auch für die kita-besuche: vergisst aber dabei, dass die gleichen geförderten familien und ihre kinder ca. 3 jahre später funktionierende nichtstinkende schultoiletten vorfinden wollen und lehrstoff aus einem funktionierenden breitband-glasfaser-internet abrufen müssen.

die "große politik" ist zum allgemeinen "abwarten" geschrumpft: wobei man sich dann im finanzministerium über die schwarze null freut - und glaubt, das würde irgendeinen wähler jucken - neben all den nullen und dem stillstand ringsumher und überhaupt.

man wartet scheinbar auf irgendeinen heilsbringer, einen prinzen, der den schlafenden hofstaat endlich wieder wachküsst - dazu aktiviert man sogar den herrn merz aus der versenkung, der nach der erstbesten niederlage aber auch wieder seine knete lieber leichter in der "freien wirtschaft" verdient, als sich einen satz heißer ohren zu holen... - und alle us-"lame-duck"-präsidenten waren immer noch regelrecht hyperaktiv gegenüber unserer jetzigen bundes-rauten-kanzlerin, die seit monaten still und starr vor sich hin gluckt.

und wer den herrn merz nach über einem jahrzehnt tagespolitischer abstinenz von jetzt auf gleich zum kanzler hochstilisieren will, muss doch von allen guten geistern verlassen sein. 

und so "richtige typen" sind unter diesen niggeligkeiten und öden tagesordnungen längst dahin abgetaucht, wo noch das pralle leben stattfindet... also - dreht euch wieder um: weiter so - und: wiederwahl !!! - damit alles beim alten bleibt... - und vorsicht, euer verlorengegangener nuckelschnuller könnte unzersetzbares plastik enthalten, das müsste mal in brüssel in einer verordnung geregelt werden.

ich bin jetzt 72 - und ich werde langsam immer egoistischer: für meine jahre wird's noch reichen ... - nix für ungut - und chuat choan - vergelt's gott ...

und lies dazu auch hier


ermittlungsverfahren


Der Weltkrieg, vier tote Brüder und das Wort vom »Vogelschiss«

Von Heinrich Wefing | DIE ZEIT Politik

Warum der TV-Moderator Reinhold Beckmann und seine Mutter AfD-Chef Alexander Gauland anzeigten

Die Toten sind unter den Lebenden, immerzu. Sie wohnen in den Erinnerungen, in den alten Fotos und den Briefen von damals. Sie ziehen durch die Träume. Sind gegenwärtig an den Familientischen, bei Kaffee und Kuchen, wenn von früher erzählt wird. Und sie verschwinden erst ganz, wenn auch die sterben, die sich an sie erinnern.

Änne Beckmann, geborene Haber, ist siebenundneunzig Jahre alt, sie ist oft müde und hört nicht mehr gut, vielleicht hat sie nicht mehr lange zu leben. Sie weiß das, aber sie fürchtet das Ende nicht. Viermal war sie schon im Krankenhaus, viermal haben die Ärzte mit dem Schlimmsten gerechnet. Und doch sitzt sie jetzt wieder daheim in ihrem Wintergarten, eine Wolldecke über den Beinen.

Kein Tag in ihrem langen Leben ist vergangen, an dem sie nicht an ihre vier Brüder gedacht hat. »Das geht einem nicht aus dem Kopf«, sagt sie, »niemals.«

Vier Brüder hatte sie, drei ältere, einen jüngeren, »unseren Willi«. Alle sind sie gestorben, im Zweiten Weltkrieg. »Gefallen«, wie das damals hieß.


Die Brüder von Änne Beckmann: Franz, Willi, Alfons und Hans (von links nach rechts)



  • Franz Haber, geboren 1911, getötet in Danzig 1945. »Er war schon auf dem Weg nach Hause. Ich war so wütend!«
  • Hans Haber, geboren 1915, getötet im russischen Rschew 1942.
  • Alfons Haber, geboren 1919, getötet in Stalingrad, am 24. Dezember 1942.
  • Willi Haber, geboren 1928, getötet in Kassel im April 1945, nur ein paar Tage vor dem Ende des Krieges. »Er war doch noch so klein, ein Kind«, sagt Änne Beckmann.

In der Erinnerung bleiben sie immer jung, werden nicht älter als auf den Fotos von damals.

Noch nie in ihrem langen Leben hat Änne Beckmann etwas mit der Justiz zu tun gehabt. Noch nie hat sie einen anderen Menschen angezeigt.

Bis zum letzten Jahr. Bis zum 2. Juni 2018. Bis Alexander Gauland, der AfD-Fraktionschef im Bundestag, in einer Rede beim Bundeskongress der Nachwuchsorganisation »Junge Alternative« in Seebach erklärte: »Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.«

Ein Vogelschiss?

»Meine Mutter war schockiert«, sagt Reinhold Beckmann, der Fernsehmoderator, »sie war so empört. Diese Jahre – ein Vogelschiss? Alle ihre Brüder ums Leben gekommen – ein Vogelschiss?«

»Es war eine fürchterliche Zeit«, sagt Änne Beckmann, »einfach furchtbar, anders kann man das nicht sagen.«

Eine gute Woche nach der Rede erstatten die beiden Strafanzeige, Mutter und Sohn gemeinsam, gegen Alexander Gauland, wegen »Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener«, wie es juristisch umständlich in Paragraf 189 des Strafgesetzbuchs heißt. Bis zu zwei Jahre Gefängnis stehen darauf, oder Geldstrafe.

Man darf auch Tote nicht verleumden, ihnen Übles nachsagen, ihre Ehre beschmutzen, darf sie nicht verhöhnen, das ist die Idee der Vorschrift, und da sich die Toten selbst nicht wehren können, haben ihre Angehörigen das Recht, Strafantrag zu stellen.

»Meine 96-jährige Mutter, mit klarem Verstand und junger Wut, ist persönlich betroffen, zornig und empört über die Äußerungen des Herrn Gauland. Sie hat ihre vier Brüder im Zweiten Weltkrieg verloren. Alle vier, sinnlos verheizt als Kanonenfutter«, heißt es in der Strafanzeige.


Änne Beckmann und
ihr Sohn Reinhold
»Wer keinen Respekt vor den Opfern, wer keinen Respekt vor dem Leid, vor den zerstörten Leben hat, der kann sich nicht hinter der Meinungsfreiheit verstecken. Meine Mutter Änne Beckmann und ich möchten, dass gegen Herrn Gauland im Sinne des Paragrafen 189 StGB ermittelt wird.«

Änne Beckmann lebt in einem kleinen Ort, eine halbe Stunde südwestlich von Bremen, zwischen Pferdekoppeln und blühenden Rhododendren.

1947 kam sie hierher, als Lehrling, hat sich bald verliebt, 64 Jahre war sie mit ihrem Mann verheiratet. Vor sieben Jahren ist er gestorben. Sie ist eine gläubige Frau.

»Natürlich«, sagt sie, »hoffe ich auf ein Wiedersehen.«

Sie hebt ihre rechte Hand, deutet mit dem Zeigefinger in die Höhe, vielleicht lächelt sie sogar ein bisschen.

»Ein Wiedersehen, da oben.«

Fast sechs Monate hat es gedauert, bis die Staatsanwaltschaft Meiningen sich gemeldet hat. Kurz vor Weihnachten bekamen Änne und Reinhold Beckmann Post von der zuständigen Staatsanwältin, Aktenzeichen 40 Js 1110918.

Das Ergebnis ist nicht sonderlich überraschend: »Von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wird (...) abgesehen.«

»Unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen Rechtsprechung (...) ist nicht von einer Strafbarkeit dieser Aussage auszugehen.«

Keine Volksverhetzung. Keine Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.

Tatsächlich hat das Bundesverfassungsgericht die Meinungsfreiheit von jeher sehr weit verstanden, hat auch rechtsextremistische Äußerungen in den Schutzbereich des Grundrechts einbezogen.

Gauland selbst, notiert die Staatsanwältin, habe die Bemerkung später als »missdeutbar und politisch unklug« bezeichnet.

Man könne, schreibt die Staatsanwältin, die Äußerung Gaulands so verstehen, als verharmlose und bagatellisiere er den Holocaust und die NS-Zeit, als entwürdige er »die Opfer, ihr Leid und das Leiden ihrer Angehörigen im Nachhinein«.

Das, so die Staatsanwältin, sei aber nicht die einzige mögliche Deutung. Nicht auszuschließen »und im Gesamtkontext der Rede auch nahe liegend« sei es, bloß an eine »Relativierung der zeitlichen Dauer des Deutschen Reiches (1933 – 1945) vor dem Hintergrund der gesamten deutschen Geschichte, die ca. 1000 Jahre umfasst«, zu denken. Diese Deutung »wäre strafrechtlich nicht zu beanstanden. (...) Von der Aufnahme strafrechtlicher Ermittlungen war daher abzusehen.«

Änne Beckmann sitzt in ihrem Rollstuhl, ihr Sohn neben ihr. Jetzt, ein Jahr nach der Gauland-Rede, ist der Zorn wieder präsent, auch die Enttäuschung, das Unverständnis über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Meiningen.

Aber was sagt schon ein juristischer Schriftsatz? Welches Gewicht hat er im Vergleich zu den Erinnerungen eines Menschen?

»Unser Willi«, sagt Änne Beckmann, »war erst sechzehn«, als ihn die Feldjäger mitnahmen. »Er hat sich im Keller versteckt, er hatte solche Angst.«

Vor ihr auf dem Tisch liegt ein Fotoalbum, fast alle Bilder in Schwarz-Weiß, viele älter als sie selbst. Neben dem Album steht ein Schuhkarton, darin die grauen Feldpostbriefe der Brüder, in vier schmalen Bündeln.

»Soll ich die eigentlich mal wegwerfen?«, fragt sie leise.

»Nein«, sagt ihr Sohn, »auf keinen Fall!«, zieht einen der Briefe hervor und reicht ihr das dünne Blatt. Sie liest den Brief leise vor, »die Augen machen nicht mehr mit«, sagt sie, halb entschuldigend, wenn sie stockt. Manche Wörter verschluckt sie, andere formt sie unhörbar nur mit den Lippen, dann ist sie wieder zu verstehen: »Schreib uns mal, ob Du das Weihnachtsgeschenk bekommen hast.«

Sie selbst hat das geschrieben, im Januar 1943, ein Brief aus der Heimat an die Front. Da war ihr Bruder Alfons schon tot, umgekommen in Stalingrad. 50 Jahre galt er als vermisst, dann erst kam die Bestätigung des Roten Kreuzes.

Erinnert sie sich eigentlich noch an die Momente, als die Briefe mit den Todesnachrichten kamen?

»Ja«, sagt sie, aber mehr sagt sie nicht.

Zwei ihrer eigenen Söhne tragen die Namen der Verstorbenen. Und die Erinnerungen weiter.

Fotos: privat | DIE ZEIT
Text: DIE ZEIT, No. 23 v. 29.05.2019, S. 9 - Politik

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statt kommentar - ein  bild (mit bildunterschrift) sagt mehr als 1000 worte:

Gauland selbst, notiert die Staatsanwältin, habe die Bemerkung [vom "Vogelschiss"] später als »missdeutbar und politisch unklug« bezeichnet...



wie du was sagst - zeigt mir wer du bist

CDU-Chefin gegen YouTuber

Die Selbstentblößung der @AKK

Da hilft auch kein Zurückrudern: Mit ihren beleidigten Gedankenspielen über "Meinungsmache" und deren Kontrolle bestätigt Annegret Kramp-Karrenbauer die Kritik der jungen YouTuber - und offenbart ihr autoritäres Denken.

Ein Kommentar von Stefan Kuzmany | SPIEGEL-online


Man muss natürlich zurückhaltend sein. Annegret Kramp-Karrenbauer ist bekanntlich nicht mit der Fähigkeit zum klaren Ausdruck gesegnet, darauf ist Rücksicht zu nehmen bei jeder Bewertung ihrer Einlassungen. Zwar schlimm für eine Parteivorsitzende und Anwärterin aufs Kanzleramt, aber im Zweifel gilt bei Kramp-Karrenbauer stets die Unsinnsvermutung: Vielleicht hat sie ja alles ganz anders gemeint.

Zu ihrer Entlastung muss man auch zur Kenntnis nehmen: Kramp-Karrenbauer ist sogleich zurückgerudert. Als sich abzeichnete, dass ihre Äußerungen über den Nichtwahlaufruf von 70 YouTubern und YouTuberinnen vielleicht nicht ganz so gut ankommen, setzte sich die CDU-Vorsitzende ans Twitter-Gerät und ließ wissen, es sei "absurd", ihr "zu unterstellen, Meinungsäußerungen regulieren zu wollen".

Tatsächlich hat AKK jedoch nichts anderes getan, als sie bei einer Pressekonferenz nach der CDU-Gremiensitzung zur für sie enttäuschend verlaufenen EU-Wahl ihren Gedanken freien Lauf ließ.

Selbst wenn man es darauf anlegen wollte, man könnte wohl gar nicht so viel falsch machen wie Kramp-Karrenbauer in dieser Situation. Oder sagen wir so: Die CDU hat endlich eine Antwort auf den Zorn der YouTuber gefunden. Es ist ein Videoclip in der Länge von einer Minute und 7 Sekunden: die Selbstentblößung der @AKK.



Auffällig zunächst der beleidigte Tonfall der Wahlverliererin: "Lassen Sie mich an der einen Stelle mal etwas sagen", spricht Kramp-Karrenbauer, als sei sie nicht Vorsitzende der Regierungspartei mit allen denkbaren Möglichkeiten zur Kommunikation, sondern die Stimme einer unterdrückten Minderheit, die endlich auch mal zu Wort kommen möchte. Und von da an geht es rapide bergab.

Als sie von der Anti-CDU/SPD-Wahlempfehlung der YouTuber gehört habe, da habe sie sich gefragt, was eigentlich los wäre in diesem Land, wenn 70 Zeitungsredaktionen zwei Tage vor der Wahl einen ähnlichen Aufruf gestartet hätten. Das wäre "klare Meinungsmache" gewesen, sprach Kramp-Karrenbauer. "Und die Frage stellt sich schon mit Blick auf das Thema Meinungsmache, was sind eigentlich Regeln aus dem analogen Bereich und welche Regeln gelten eigentlich für den digitalen Bereich, ja oder nein." Das sei eine Frage, über die man sich "unterhalten" werde, und zwar "sehr offensiv".

"Ja oder nein", wie bitte? Na gut, im Zweifel ja. Soweit an dieser Stelle bekannt, gibt es da durchaus eine Regel, analog und digital. Sie gilt für Redaktionen, YouTuber und auch für alle anderen. Sie steht im Artikel 5 unseres jüngst gefeierten Grundgesetzes: Die Verfassung garantiert das Recht eines jeden, "seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten".

Selbstverständlich kann das auch bedeuten, dass sich zwei, drei, dreißig oder dreihundert Menschen in freier Entscheidung zusammentun und gemeinsam zum Beispiel feststellen, dass die Regierungspolitik der Koalition etwa beim Klimaschutz vollkommen unzureichend ist und die Regierungsparteien deshalb unwählbar sind. Ob es der CDU-Vorsitzenden nun passt oder nicht.

Wünscht sich AKK ein Parteienmonopol auf Meinungsbildung?

Wenn Kramp-Karrenbauer in ihrer nachgeschobenen Erklärung nun einschränkt, es ginge ihr lediglich um "Regeln, die im Wahlkampf gelten", dann sucht der Rest der Welt immer noch vergeblich nach einer entsprechenden gesetzlichen Einschränkung der Meinungsäußerung in Vorwahlzeiten "für einflussreiche Journalisten und YouTuber".

Eine solche Regelung wäre im Übrigen vollkommen absurd: Wann, wenn nicht vor Wahlen, soll denn eine inhaltlich harte Auseinandersetzung stattfinden? Wünscht sich Kramp-Karrenbauer etwa ein Parteienmonopol auf Meinungsbildung? Oder sollen nur noch Leute ohne Einfluss ihre Meinung vor Wahlen äußern dürfen?

Wie man es auch dreht: Es bleibt erschreckender Unsinn. Es bleibt der verheerende Eindruck, die CDU-Vorsitzende wolle den Bürgern den Mund verbieten. Es bleibt die bittere Erkenntnis, dass die Frau mit der Ambition auf das mächtigste Amt des Landes keine Widerrede vertragen kann.

Dass sie nicht versteht, wie mit dem Internet jeder und jede zum Massenmedium werden kann, wenn er oder sie ein Publikum findet - und dass das vollkommen in Ordnung ist, nämlich urdemokratisch. Es zeigt sich, dass die CDU-Chefin nicht in der Lage ist, auf ihre Niederlage mit neuen Politikansätzen zu reagieren. Stattdessen taucht sie ab in wirre Kontrollfantasien.

Annegret Kramp-Karrenbauer redet häufig unverständlich. Diesmal jedoch kann sie davon ausgehen, dass ihre Worte genau richtig verstanden wurden.

Text: SPIEGEL-online
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ich habe ja erst neulich beim anblick der weinenden frau may gesagt: "ecce homo | seht - da ist ein mensch" ... den gleichen satz könnte ich nun über die wutrede der akk ablassen.

da ist sie voller enthusiasmus aus dem saarland nach berlin gefolgt - gefolgt dem ruf der bundeskanzlerin, um ihre nachfolge anzutreten - tja - und schon die erste wahl unter ihrer ägide geht dermaßen in die hose, dass man - und das ist auch menschlich - wütend ist, maßlos enttäuscht.

doch ich tippe diese zeilen hier als von ihrer wut betroffener, als von frau akk angegriffener, sich im digitalen internet tummelnder blogger, der sich in seiner freien meinungsäußerung bedroht fühlt - und der von jetzt auf gleich sich der meinung des #rezo anschließt oder eben nicht oder doch - vielleicht - muss ich mal sehen ... 

als parteivorsitzende und kanzlerin in spe dürfen sie sich bei aller verständlicher niedergeschlagenheit nicht dazu hinreißen lassen, grundrechte anzugreifen oder auch nur ein wenig nebulös in frage stellen: das 70-jährige geburtstags-grundgesetz garantiert das recht eines jeden menschen (!), "seine meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten" und für diese meinung auch zu werben und andere zu überzeugen. und das dürfen sie, frau akk, als privatperson auf ihrem persönlichen account natürlich auch - aber nur ganz losgelöst von cdu-vorsitz, kanzlerschaft in spe und dem neuen markenkürzel "@akk" - wenn sie in ihren funktionen so etwas ablassen, ist das politisch relevant und bewertbar und höchstbedenklich.

und selbstverständlich dürfen sich ein paar oder mehrere oder viele oder eine masse gemeinsam miteinander verbinden, um parteien, verbände, vereine, netzwerke zu bilden, die gemeinsam eine meinung über die medien, die man dazu gewinnt oder zur verfügung hat, verbreiten.

und die parteien tun ja auch eigentlich nichts anderes den lieben langen tag: sie bilden meinungsverbünde, die dann über medien verbreitet und veröffentlicht werden und die sich damit zur nächsten wahl stellen.

liebe frau @akk: das ist "gemeinschafts"- "staats-bügerkunde" im ersten jahr, so ganz vorn im fachbuch bei den "grundlagen" zu finden - und auch die inzwischen altgewordenen parteien dürfen diese basis - nachgeschult ja vielleicht durch die beratercrews von mckinsey & co. - durchaus im laufe der jahre neu modifizieren und kalibrieren auf die "neuen" medien, die inzwischen hinzugestoßen und schon fast wieder "alt" geworden sind - und aufgrund ihrer beliebtheit und leichten handhabung alte medien verdrängen bzw. andere rollen zuschreiben.

sehr menschlich, frau akk, wäre eine demütigere haltung - auch des einfachen dazulernens - des "lebenlangen lernens" - auch in einer "neuen" medialen hinsicht - vor den wählern und vor diesen ur-demokratischen mechanismen: "wir [alle (!)] sind [tatsächlich nämlich] das volk": jede*r einzelne kann morgen mit 7 gleichgesinnten einen verein, eine neue partei gründen, die dann stimmen und stimmungen einwirbt oder 'ne demo anmeldet - aber diese sieben gleichgesinnten darf er*/sie zunächst einmal mit den verbreitungsmedien, die ihm zur verfügung stehen, suchen, die er dafür findet oder unterhält ...

und überhaupt - @akk wütet ja: "was wäre eigentlich in diesem lande los, wenn eine reihe von, sagen wir, 70 zeitungsredaktionen zwei tage vor der wahl erklärt hätten, wir machen einen gemeinsamen aufruf: wählt bitte nicht cdu und spd. das wäre klare meinungsmache vor der wahl gewesen."

jawoll - da haben sie recht: endlich mal meinungserweiterung durch die freie presse in diesem unserem lande: ja - und ??? - auch da muss ich sie dringend belehren: das wäre das im grundgesetz verbriefte recht der verlage, frau akk. und den medien, als 4. kraft im staatsapparat - zusätzlich zu legislative, judikative, exekutive - sogar stillschweigend zugestanden und abverlangt...

apropos "70 zeitungen", frau akk - vielleicht haben sie das noch gar nicht bemerkt: auch diese von ihnen beispielhaft genannten 70 redaktionen ersterben heutzutage längst schon in effizienz, und werden nur noch im "redaktions- oder rechercheverbund" vielleicht von 1-2 polit-redakteuren mit vielleicht noch 2 volontären für's grobe "bedient": so wird dann verkaufte "meinung" draus...

aber auch so können die meinen, was sie wollen in einem land mit absoluter pressefreiheit - und auch gemeinsame aufrufe verfassen und veröffentlichen - und haben das z.b. im falle des in der türkei inhaftierten journalisten yücel auch schon getan. 

und in den usa geben presseverbünde vor wahlen fast traditionsgemäß empfehlungen ab, wie die kirchen das ja gehandhabt haben früher für ihre cdu, frau akk - und die medien und verlage dürfen sogar, wenn es das kartellamt zulässt, fusionieren was das zeug hält (und tun das ja auch hier und da) - aber sie würden aus konkurrenz- und marktpolitischen gründen und mit blick auf werbeeinnahmen es in richtung parteien wohl kaum und nicht umfänglich in deutschland machen, schon gar nicht als gemeinsames projekt. 

ja - @akk - es bleibt noch viel zu tun - packen sie's an! demokratie ist halt "lebenslanges lernen"*). und nehmen sie nachhilfeunterricht in verfassung & demokratie ehe sie als kanzlerin antreten, denn dann vertreten sie ja auch mich - was sie jetzt als irgendeine parteivorsitzende noch verzapfen, ist eigentlich egal - das muss ihre partei ausbaden -
*) - und das grundgesetz gibt es jetzt schon für nen 10er als schön aufgemachtes magazin - das dürfen sie ruhig unterm arm mittragen.
und in china fällt mal wieder der sack reis um - und dreht euch wieder um - und chuat choan und nix für ungut


aus meinem atelier:

sinedi.art: banksy's köcher

sinedi.art: geträumtes röntgenbild meiner zähne

streng - gläubig





Was der Glaube vermag – die Geschichte des Franz Jägerstätter


Ein strenggläubiger amerikanischer Regisseur dreht einen Film über einen strenggläubigen Österreicher, der in der Nazi-Zeit gelebt hat - dargestellt von einem deutschen Schauspieler - und der Film hat jetzt Weltpremiere in Frankreich, hier in Cannes. Wahrhaft international ist auch das Thema des Films. Es geht um Glauben, aber nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch um den Glauben an die richtige Handlung, die Kraft, auch dann das Richtige zu tun, wenn Millionen andere das Falsche machen, und man mit seiner inneren Haltung nichts bewirkt, außer den eigenen Untergang.

Große Bühne für August Diehl: Er spielt die Hauptrolle in "Ein verborgenes Leben" des Amerikaners Terrence Malick. Der Regisseur ist ein Phantom. Seit Jahrzehnten versteckt er sich vor der Öffentlichkeit. Wir wissen: Er ist hier – nur: wo? Er liebt das Versteckspiel. Nur wenige Sekunden aus seinem Film dürfen wir zeigen.

Ein Soldat kehrt heim: Sehnsucht erfüllt, nur für Augenblicke. Er wird nicht lange bleiben. Auf sie beide wartet das Grauen. Er wird zum Märtyrer werden. "Er war jemand, der einfach nein sagte", sagt Schauspieler August Diehl. "Eine bestimmte Art von Sturheit, die auch immer weniger wird, weil immer mehr Leute einfach immer gerne alles mitmachen. Und dieses: ‚Ja warum nicht?’ ist eigentlich so stark in der Welt, viel stärker als dieses Nein. Weil ein ‚Nein’ ist auch immer unattraktiv."

Der Film erzählt seine Geschichte: Franz Jägerstätter, aus Oberösterreich. Bauer, Vater, Christ. Du sollst keine anderen Götter haben, heißt es in der Bibel. Vor allem keine menschlichen. Er glaubt daran. Es wird sein Verhängnis. 1938: Bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs zu NS-Deutschland stimmt Jägerstätter als einziger im Ort mit Nein. Er wird zum Militärdienst eingezogen. Töten für einen Unrechtsstaat, unvereinbar mit seinem Glauben.

Er beschließt, den Dienst an der Waffe zu verweigern. Einmal noch fährt er heim und weiß: Es könnte das letzte Mal sein, dass er seine Frau sieht. "Das war sehr schwer, der Abschied", erinnerte sich Franziska Jägerstätter viele Jahre später. "Er ist im Wagon schon dringesessen, da wollte er mich noch nicht rauslassen, bei der Hand. Und wie der Zug angefahren ist, da hat er mich auch noch nicht ausgelassen. Da hat ihn der Schaffner dann recht angebrüllt. Dann war es aus."

Er kommt in Haft, wird gefoltert, bleibt standhaft. All das zeigt der Film. In Ketten schreibt Franz Jägerstätter seiner Frau Briefe. Unter anderem diesen Satz: "Besser die Hände gefesselt als der Wille." Eine Gewissheit hat er: "Du sollst nicht töten", sagt August Diehl. "Er empfindet, dass das falsch ist. Auch ihn wahrscheinlich zerstören wird."

Jägerstätter wurde 1943 enthauptet

Er wendet sich an die Kirche. Hier muss sie doch sein, die Menschlichkeit. Der Bischof weist ihn ab. Opportunismus hat längst System. "Das ist eine Riesenrolle, die Kirche im Dritten Reich… und überhaupt: geschlossene Systeme", sagt Diehl. "Das ist das Schwierige, das man in einem System, wo man vielleicht absolut daran glaubt, dass das das richtige ist: sei es der Nationalsozialismus oder auch die Kirche, dass man da sich dagegenstellt und sagt: Nein, das kann ich nicht mitmachen."

Am 9. August 1943 wird Franz Jägerstätter enthauptet. Er gilt als Verräter – seine Frau als mitschuldig. "Bis in die Achtziger wurde er als Spinner gehalten", sagt Valerie Pachner, die im Film Franziska Jägerstätter spielt. "Und sie hat keine Witwenpension erhalten, weil er ein ‚Verräter’ war."

Franziska Jägerstätter zieht ihre Kinder allein groß. Als sie in den Sechzigern Besuch von einem Kamerateam bekommt, ist die Entscheidung ihres Mannes für viele im Ort noch immer schwer auszuhalten. Sein Tod ist ein Angriff auf das Gewissen derer, die bleiben. "Alle waren dann praktisch Kriegsverbrecher, von seinem Standpunkt aus. Und er der Richtige, und der Heilige, der Märtyrer?", spottet ein Passant. "Nach seinem Gewissen hat er vielleicht richtig gehandelt", sagt ein anderer. "Aber ob das gegenüber der Familie richtig war, das täte ich bezweifeln."

"Ein verborgenes Leben". Die Nationalsozialisten hatten Jägerstätter gewarnt: Niemand würde je von seinem Widerstand erfahren. Terrence Malick hat es sich zur Aufgabe gemacht, sie Lügen zu strafen. Ein Film wie eine kollektive Beichte.

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ja es hat sie auch im "dritten reich" gegeben, die "kriegsdienstverweigerer", diese "drückeberger"- diejenigen, die aus innerer überzeugung ihren kriegsdienst mit der waffe verweigern.

und solche sind dann in nazi-deutschland "vaterlandsverräter": und getrieben als gläubiger christ geht der franz jägerstätter dann eben mit dem kopf durch die wand: der schauspieler august diehl skizziert in dem ttt-trailer recht treffend das dem filmplot zugrundeliegende dilemma: ein kompromisslos glaubender christ trifft auf ein kompromiss- und kopflos verblendet verführtes system des nationalsozialismus: "führer befiehl - wir folgen" - zwei in sich geschlossene systeme prallen auf- und ineinander..., meint diehl. 

und während die kirchen selbst ja größtenteils aus "feigheit" und anderen lebenserhaltenden "vernunftgründen" ihre opportunistischen "kompromisse" mit diesem mörderischen system auch in form der organisierten und mitmachenden vereinigung der sogenannten "deutschen christen" suchen und finden, lassen sie den einzelnen "ihrer schafe" in seinem persönlichen gewissenskampf im stich - und mutterseelenallein ...

wobei aber doch die frage offenbleibt, ob zum glauben an gott und zu einem daraus abgeleiteten gewissensentscheid es unbedingt eines "geschlossenen systems" bedarf, aus dem heraus man das betreibt, oder ob das "innere navi" einfach keinen anderen ausweg anzeigen kann - ganz losgelöst vom system kirche.

aber die nazis haben sich geirrt: sie hatten prophezeit, niemand würde je von jägerstätters widerstand im nachhinein erfahren - mit ihm würde auch seine idee des widerstandes ein für allemal "ausgemerzt" - aber der film von terrence malick hat es sich eben doch zur aufgabe gemacht, sie lügen zu strafen. 

danke.


ecce homo - sehet, da ist ein mensch

photo: getty images | nw

wir vergessen allzu oft, dass hinter all den polit-apparatschiks, die da alltäglich über den bildschirm flimmern, ganz einfach menschen sind - menschen mit gefühlen: mit ängsten, niggeligkeiten, mit macken, mit ego, mit selbstverliebtheiten, und mit grenzenlosen enttäuschungen und manchmal in all dem rummel - mit viel einsamkeit - einfach menschen wie du und ich.

neulich wies man im fernsehen sogar explizit auf "stöhnende" sprech-geräusche von frau merkel bei einer rede hin ...

das menschliche kommt in unserem medial-virtuellen alltag einfach zu kurz und wird einfach weggelacht - ja - und weggestöhnt - und wegmoderiert - und aus den szenen von der bildregie herausgeschnitten.

hoffnungslos verstrickt

wir stellen nur noch politiker als gewünschte und herbeigesehnte inszenierungen und apparatschiks dar, als besondere rollenträger, die für rund 10.000 euro im monat ihre seele an das volk verkaufen, das sie ja nicht einmal direkt gewählt hat, sondern meistens sind es ja die parteien und die parl(i)amente, die da eine person zur premierminister*in oder zur kanzler*in bestimmen.

gerade frau may ist ja da eine vom volk getriebene frau, die die quadratur des kreises einstielen sollte in ihren brexit-verhandlungen - und wo jetzt das volk, das einstmals eine grundweg falsche entscheidung traf, schreit: kreuziget sie - kreuziget sie - weg mit ihr - und endlich gehorcht sie eneut - und macht das, was das volk will: sie geht ...

und auch bei frau merkel ist es ja ähnlich: man hilft ihr nicht, etwa zugegebenermaßen selbstverschuldete wiggeleien zu meistern oder ihr gar hilfreich zur seite zu springen oder unter die arme zu greifen: nein - man bemäkelt ihr wohl vom heuschnupfen herrührendes geräuschvolles atmen - und man krakeelt auf der straße oder lässt krakeelen: "die merkel muss weg!"

und von der partei wir dann akk vorab in stellung gebracht, "zur ablösung" ... 

doch gleichzeitig feiert man 70 jahre grundgesetz, in dem klar geregelt ist: nicht das volk - und auch nicht die parteien - wählen eine*n kanzler*in - und schon gar nicht "übergibt" frau merkel der frau kramp-karrenbauer "das amt" an irgendeinem tag x - sondern der bundestag wählt mit der mehrheit der stimmen der im bundestag vertretenen "volksvertreter" den oder die kanzler*in.

und diese volksvertreter kennen eigentlich laut diesem grundgesetz kein imperatives mandat, sondern sie sind frei bei ihrer persönlichen entscheidung und lediglich ihrer augenblicks-meinung - "aus dem bauch heraus" - allein verpflichtet...

und beim photo einer weinenden premierministerin sollte man nicht gleich an mit augentropfen provozierten "krokodilstränen" wie im kino denken - vor allem nicht bei frau may, die sich in der schwierigsten zeit dieser unregierbaren briten ihrer verantwortung für dieses äußerst eigenartige "very-british"-volk gestellt hat - und der man nun den stuhl vor die tür der downing street number 10 stellt - das ist einfach ganz schlicht nur noch zum heulen ... - nicht nur bei frau may - sondern in ganz europa. 

schämt euch, ihr briten - und schämt euch, alle festlands-europäer ... - und seht nur - auch auf der vom festland abgetrennten insel ist das durchaus zu erkennen: "da ist ein mensch" ...

gestern schrieb ich hier zum 3-min.-"geburts"-video der werbe-einladung zur europa-wahl durch das "european parliament" - und heute reflektiere ich die tränen der britischen premierministerin: ein ganz ur-menschlich-emotionaler grundduktus stellt uns bei aller digitalisierung und deren zur schau getragener coolness wieder vom kopf - über die hand - auf die füße - und setzt hoffentlich gefühle frei, die da immer noch in uns vor sich hinschlummern.   

wähle deine zukunft - und rede darüber


ggf. deutsche untertitel einstellen ...


Von der ersten Sekunde an leben wir gemeinsam auf dieser Welt.
Jeder von uns kann etwas bewirken, aber gemeinsam können wir wirklich Großes erreichen.

Wähle deine Zukunft. Europawahl am 26. Mai

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Geburtsvideo zur Europawahl geht viral

Von: Aline Robert | EURACTIV.fr | translated by Tim Steins

Es ist inzwischen üblich, dass das Europäische Parlament im Vorfeld von Europawahlen ein Video produziert, um die Menschen dazu anzuregen, bei den Wahlen abzustimmen. Das emotionale Video zu den anstehenden EU-Wahlen 2019 ist besonders erfolgreich und wurde bereits von jedem fünften Europäer gesehen. EURACTIV Frankreich berichtet.

Mit inzwischen 33 Millionen Aufrufen auf Youtube und 84 Millionen Klicks auf Facebook – all das innerhalb von zwei Wochen – ist das Video „Choose your future“ (siehe unten, mit deutschen Untertiteln) des Europäischen Parlaments ein viraler Hit geworden.

Die ungeschliffene Darstellung mehrerer Geburten soll dabei bildlich für Europa stehen: Eine Geburt könne nun einmal schwer und emotional sein, schafft im Ergebnis und mit Unterstützung des direkten Umfeldes aber etwas Außergewöhnliches, so eine Interpretationserklärung zum Video.

Im ersten Teil des Clips werden etwa fünfzehn Frauen, die kleine Europäerinnen und Europäer zur Welt bringen, gezeigt. Diese Aufnahmen waren im Februar und März 2019 in Griechenland, der Tschechischen Republik, Dänemark und Ungarn gemacht worden.

Die Bilder zeigen aber auch die Schmerzen der Mütter vor und während der Geburt sowie die unterschiedlichen emotionalen Reaktionen der neuen Eltern.

„Europa hat viele Kritiker. Deshalb war es mir wichtig, einen sehr reinen und ehrlichen Videofilm zu machen,“ erklärt Frédéric Planchon, Regisseur des dreiminütigen Films. „Das sind echte Menschen, keine Schauspieler – und die Babys sind weniger als einen Tag oder manchmal sogar weniger als fünf Minuten alt.“

Ähnlich verhalte es sich mit den Schmerzen bei der Geburt: „Wir wollten das Thema Geburt ehrlich und ungeschönt zeigen: Die Geburt ist auch ein Moment des Schmerzes, des Zweifels und des Fragens,“ so Planchon.

Der zweite Teil zeigt dann die Freude und den Empfang von Neugeborenen durch die Familien. Dies symbolisiere das Gemeinschaftsleben und die Aufnahme in eine Gemeinschaft. Der Film ziele darauf ab, die Wähler dazu anzuregen, in Entscheidungen einzugreifen, die unter anderem auch die Zukunft von Neugeborenen bestimmen, erläutert Planchon: „Ich glaube, dass diese Frage nie wirklich auf diese Art angegangen wurde: Warum stimmen wir ab? Na, für die Zukunft!“

Lassen Sie uns gemeinsam das soziale Europa von morgen aufbauen!

Europa befindet sich in einem Schwebezustand angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament 2019. Ein idealer Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, wie die Europäische Union von morgen aussehen könnte und vor allem wie wir, die Gegenseitigkeitsgesellschaften, sie uns wünschen.

Der Regisseur erzählt weiter, er sei schockiert von der Feindseligkeit einiger antieuropäischer Politiker und ihrer Fans. Seine Botschaft sei dennoch eine positive: „Wir befinden uns in einer Zeit des Zweifels und der Angst, was erklärt, warum sich einige zu Extremen hinwenden. Aber ich denke, die Zukunft kann besser sein als die Gegenwart. Das ist die Botschaft des Films.“

Der Clip wird bis zu den Wahlen zum EU-Parlament Ende Mai in europäischen Kinos gezeigt sowie europaweit im Fernsehen ausgestrahlt.

[Bearbeitet von Frédéric Simon und Tim Steins]


Quelle: euractiv -

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Für die Europawahl begeistern? Ja, aber bitte nicht so.

Auf diesen neuen Werbespot für die Europawahl hat wirklich niemand gewartet.

Von Helene Flachsenberg | bento (spiegel)


Die Europawahl steht an, doch die Begeisterung für dieses politische Großevent hält sich derzeit noch in Grenzen. Auf Facebook wird stattdessen über die aktuelle Misere des HSV diskutiert, außerdem ist noch nicht abschließend geklärt, ob Dieter Bohlen dem neuen DSDS-Sieger nun gratuliert hat oder nicht. 

Um die Wahlmotivation zu befeuern, hat das Europäische Parlament kurz vor der Wahl noch eine neue Kampagne auf den Weg gebracht. "Wählen Sie Ihre Zukunft" ist der Titel eines Wahlwerbespots, der seit dem Wochenende vor YouTube-Videos geschaltet und vor Kinofilmen gezeigt wird – der aber bisher so mittelmäßig gut ankommt, wenn man sich die Kommentare bei Facebook und YouTube durchliest.

Gedreht hat den Spot der Regisseur Frederic Planchon, der sich schon in der Vergangenheit verantwortlich zeichnete für extrem emotionale Werbespots für extrem unemotionale Produkte wie Mobilfunkverträge und Ikea (Academy).

Auch für das Europäische Parlament drehte er nun einen Spot, der sich hinter Tränendrüsen-Klassikern wie dem Edeka-Weihnachtsspot nicht zu verstecken braucht. 

Bei Facebook und YouTube häufen sich unter dem Video schon kritische bis hasserfüllte Kommentare. Und wenn man sich den Spot genauer ansieht, fallen dabei tatsächlich ein paar Dinge unangenehm auf.

1 Pathos, Pathos, Pathos

Statt auf Sachthemen setzt der Werbespot vor allem auf eins: große Gefühle. Erzählt wird die Geschichte von jungen EU-Bürgern, die gerade erst auf die Welt kommen und nun an derzeitige Wahlberechtigte appellieren, sie mögen doch, bitte bitte, ihre Zukunft nicht ruinieren.

Illustriert wird das Ganze anhand von einem Dutzend tatsächlicher werdender Eltern, die die Macher filmisch begleitet haben. So sehen wir schwangere Frauen, die sich Rücken und Bauch halten. Aufgeregte und ängstliche Eltern vor dem Krankenhaus. Schließlich schreiende Frauen im Kreißsaal. Den Moment der Geburt, die Freude danach. 

Mehr Emotion geht kaum, und die Kamera steht schon für die Großaufnahme bereit, wenn dem frischgebackenen Papa eine einsame Träne die Wange herunterrollt.

Eine Erzählstimme redet derweil davon, dass sich die Welt um uns herum "unsicherer denn je" anfühle und werdende Eltern "überwältigende Angst, fast schon unerträglich" empfänden.

Um sicherzugehen, dass auch wirklich jeder mitflennt, und den Beigeschmack populistischer Rhetorik runterzuspülen, wurden die Szenen mit dramatisch anschwellender Klaviermusik unterlegt. Komponist Nils Frahm ist schließlich dafür bekannt, auch im abgehärtetsten Großstädter-Herz noch einen kleinen Sturm auslösen zu können (falls du ihn nicht kennst: hier kannst du das nachprüfen).

2 Kinder ziehen immer

Jeder, der Werbekampagnen für Wohltätigkeitsorganisationen oder Popsongs für die Vorweihnachtszeit produziert, weiß: Für maximale Emotion braucht man Kinder. 

Die Macher des Werbespots wissen offensichtlich auch um die Macht des Kindchenschemas. Die Erzählerstimme ist deshalb die eines kleinen Mädchens, das auf süß-naive Art seine vorbuchstabierte Meinung zu Europa kundtut.

Im Laufe des Spots kommen noch die Neugeborenen dazu – und zwar nicht im hübschgepuderten Pampers-Look, sondern so richtig, verschmiert und verkrustet, mit verzerrten Gesichtern und schielenden Augen. 

Wer könnte diesen hiflosen Wesen irgendeinen Wunsch abschlagen, fragt sich der Zuschauer.

Und in genau diesem Moment schlägt der Spot mit seinen harten Thesen zu:

3 Nebenbei mal die Grenzen sicher machen (die Kleinen wollen es so!)

Nach zwei Minuten vagem, pathetischen Geschwätz über Unsicherheiten in einer sich verändernden Welt wird das kleine Sprechermädchen auf einmal überraschend konkret. Es wünscht sich von der EU der Zukunft nämlich vor allem drei Dinge:
  • Den Klimawandel abbremsen, 
  • die Grenzen sicher machen, 
  • Terrorismus bekämpfen.
Dass in Sachen Klima etwas getan werden muss, dürfte – bis auf ein paar Verschwörungstheoretiker und Hardliner – niemand anzweifeln. Auch die Idee, dass nachwachsende Generationen sich für dieses Thema interessieren, ist naheliegend – jedes Neugeborene ist ein potenzieller "Fridays For Future"-Demonstrant.

Die Forderungen des kleinen Mädchens nach sicheren Grenzen und Terrorismusbekämpfung kommen hingegen einigermaßen unvermittelt daher. Und interessanterweise decken sie sich nicht einmal mit dem, was EU-Bürger laut der Pressemitteilung zum Werbespot tatsächlich am meisten bewegt.

Dort steht nämlich, dass sich EU-Bürger laut einer Umfrage vor allem um Wirtschaft und Wachstum sorgen, an zweiter Stelle folgt Jugendarbeitslosigkeit, beides mit steigender Tendenz. Mit Migration und Terrorismus haben die Macher sich ausgerechnet die zwei Themen rausgesucht, um die sich Menschen weniger Sorgen machen als in Vorjahren.

Vielleicht waren die Wörter "Jugendarbeitslosigkeit" und "Wirtschaftswachstum" zu kompliziert, um sie von einer Fünfjährigen vorlesen zu lassen, wer weiß. Vielleicht wollten die Macher mit ihrer Auswahl aber auch inhaltlich Einfluss nehmen – und das gehört sich für eine eigentlich neutrale Organisation wie dem EU-Parlament einfach überhaupt nicht. 

Denn ob wir Klima- oder Grenzschutz wollen – das sollten wir ja eigentlich mit unserer Stimme bei der Europawahl selbst mitteilen. 

quelle: bento (spiegel)

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ach ja - zu allem und jedem muss man heutzutage kritik äußern und irgendwelche "unmöglichkeiten" ausmachen - auch wenn es (fast) gar nichts zu kritisieren gibt - aus meiner sicht wenigstens ... 

dies ist ja mal ein "nachdenklicher" ethisch und ästhetisch hochstehender spot für die wahl - und eben nicht für politische inhalte einzelner parteien - ein spot für ein "gemeinsames" europa - und vor allen dingen: für die menschen, die in europa wohnen - anstatt dass jede nation vor sich hin gammelt und sich abschottet - ein spot für diversität und inklusion - 

z.b. anstatt dieses dumpfen kopflosen konsums - bei dem man heutzutage als "beschäftigungstherapie" dann justement "einfach" die kleidung, die man bestellt hat - in 3 oder 4 größen zur auswahl - diejenigen exemplare, die nicht passen, einfach wieder "umschickt": "return to sender" - als ein immenses europaweit dekadentes hin & her mit einem völlig unsinnigen ressourcenverbrauch... 

aber man wird sich ja wohl heutzutage noch ...

und die vielen vielen menschen, die sich diesen "birth"-spot positiv anschauen, sind sicherlich fasziniert von den bildern überhaupt, die man ja nicht jeden tag sieht - ja - die nicht einmal die eingebundenen hauptfiguren: mutter und vater und kind so betrachten können in diesen augenblicken - und die hier fotografisch und dramaturgisch ganz toll in real life in szene gesetzt sind - aber die man ja inhaltlich gern im "normalen" alltäglichen leben ausblendet und fast als übergriffig und zu intim empfindet, als dass man sie zeigen könnte - aber es sind bilder, die jeden menschen betreffen - und die zum "leben" eines jeden menschen einfach dazugehören.

Foto: Lennart Nilsson (Random House)
es ist komisch mit unserer moral bestellt: da wird in der werbung immer gern anzüglich über sex gesprochen und da werden diesbezügliche szenen gern tiefblickend gezeigt - und ich habe in meinen mails jeden tag (!) 4-5 "eindeutig zweideutige" angebote für ein "date". 

und das findet man dann ganz normal und vielleicht sogar "sexy" - manchmal auch "frivol" - aber da soll man bitteschön auch nicht zu "prüde" sein ... - und dabei geht es doch meist darum, uns irgendwie mit diesen initiativen geld aus der tasche zu ziehen.

da gibt es bei aller "offenheit" für fast alles immer noch diese ur-scham und scheu vor den großen menschlichen erlebnissen - und immer-noch-tabuisierungen - am anfang: der geburt - und am ende: dem tod ...

diese großen und uns zumindest im unterbewussten begleitenden und prägenden und frucht- und furchtbesetzten themen werden gerne verdrängt und ausgeblendet aus dem alltag.

und es bedarf dem auftrag an einen regisseur für einen werbespot zur teilnahme an der europaawahl, um kurz & knapp in 3 minuten diese faszinierenden szenen von angst, not, erwartung, freude, zukunft, wünschen, hoffnung, schmerz, schreien und lachen und dankbarkeit - ja - und auch gebet und - ja - "würde" - zu zeigen ... ganz einfache, ganz menschliche, ganz allgemeingültige bilder - von großer eigener innerer ehrlichkeit, dramatik und andacht - eine ganz simple "weihnachtliche" ikonographie in der nur der stall in bethlehem fehlt - aber ansonsten die gleiche aufgeregtheit, das herumsuchen, die gleiche unsicherheit...

kurz & gut - ich finde den spot gelungen und ganz toll - und der mensch muss lernen, sich den großen tabus seiner existenz "von anfang an" und "endlich" zu stellen ...