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stellenweise bodennebel

sonnenaufgangs-photo: sinedi.art









Denn immer, immer wieder 
geht die Sonne auf

Udo Jürgens

Wenn ein Traum, irgendein Traum sich nicht erfüllt
Wenn die Liebe zu Ende geht
Wenn selbst die Hoffnung nicht mehr besteht
Nur Einsamkeit
Wenn ein Blatt, irgendein Blatt vom Baume fällt
Weil der Herbstwind es so bestimmt
Wenn das Schicksal uns etwas nimmt
Vertraue der Zeit

Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf
Und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf
Denn Dunkelheit für immer gibt es nicht
Die gibt es nicht, die gibt es nicht
Hör' ich ein Lied, irgendein Lied, das wir gekannt
Denk' ich noch immer, wie schön es war
Wir waren glücklich, wird mir dann klar
Denn du warst hier
Und wenn dir irgendein Mensch von mir erzählt
Ich hätt' vergessen, dann denk' daran
Ich glaub an Morgen, denn irgendwann stehst du vor mir

Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf
Und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf
Denn Dunkelheit für immer gibt es nicht
Die gibt es nicht, die gibt es nicht

Quelle: LyricFind
Songwriter: Thomas Hoerbiger / Udo Jürgens
Songtext von Immer wieder geht die Sonne auf © BMG Rights Management



stellenweiser bodennebel bläht die sonnenscheibe zum feuerball: sonnenaufgangs-photo II: sinedi.art

sinedi.art: "eingriff no.17" - peter handke bekommt den nobelpreis für literatur



ich bin da nicht auf dem laufenden
ich bin mehr auf dem gehenden
statt auf dem laufenden

peter handke




sinedi.art: "eingriff no.17". peter handke bekommt den nobelpreis für literatur | XXL = click here


sinedi.graphic.bearbeitung zu 
peter handke





3 minuten peter handke: 
zu den europäischen werten - "arschlöcher"




auf meiner website hatte ich eine conterfei-bearbeitung des nobelpreisträgers für literatur 2019 auch eingereiht in meine neue reihe: "ein bild sagt mehr als 1000 worte"...

und dann erst ist mir diese tiefgründigkeit aufgefallen, einen schriftsteller, der als "wortakrobat" gilt, zu seinem nobelpreis für literatur mit einer graphic zu ehren, die angeblich mehr aussagt als ein text von 1000 worten.

es hätte ja wenigstens ein gedicht sein können ...

aber dann hab ich mir selbst meinen lapsus verziehen, als ich sah, das handke in seinen aufzeichnungen und notizbüchern gern und oft auch malt und zeichnet:

abb. tagesspiegel


ich habe mir neulich ein eineinhalbstündiges video angeschaut von einem porträt peter handkes mit dem titel: "bin im wald. kann sein, dass ich mich verspäte", das man bei amazon schauen kann, was mir noch einmal so profilierend, so plastisch gezeigt hat, wie handke jedes wort ganz in echt "formuliert" und formt und webt: das klingt dann so wie ein permanenter strom "druckreifer" äußerungen - ein ewig mitlaufendes manuskript.

von daher hat es handke vielleicht beim schreiben gar nicht so schwer: er denkt laut - und seine gedanken werden in echtzeit druckreif nebenher mit aufgezeichnet - und dann noch ein wenig redigiert - und heraus kommt dann ein nobelpreiswürdiges gesamt-oeuvre ...

und am beginn des deutschen eintritts damals in den balkankrieg hat der damalige außenminister joschka fischer hier in bielefeld auf einem grünen-parteitag von einem kriegsgegner einen farbbeutel auf sein ohr gepfeffert bekommen, der bei ihm das trommelfell verletzte, was mich als pazifistischer kriegsdienstverweigerer damals zusätzlich in gewissensnöte brachte - und auch handkes haltung zu serbien ließ mich damit in meinen überzeugungen hin und her taumeln: ja - krieg ist ein schmutziges geschäft - und bildet sich als solches auch tief innen im hin und her ab!

jawahl: (schmutziges) geschäft!, bei dem man über berge von leichen geht - koste es was es wolle...

ich bin peter handke dankbar dafür, dass er immer wieder an meiner selbstgefälligkeit und meinen vorgeblichen überzeugungen rüttelt und gerüttelt hat.

seine übergriffigkeiten und gewaltausbrüche gegenüber frauen oder kritikern kann ich dagegen nicht tolerieren...

wie ich höre, ist er ja auch ruhiger geworden und hat einige dinge eingesehen und in frieden abgeschlossen - und gibt sich ja jetzt als etwas kauzigen walspaziergänger und naturmetapher-betrachter... - aber: auch für ihn muss der rubel ja rollen.

und jetzt bin ich doch noch ins schwafeln gekommen: also - mit bauchschmerzen - herzlichen glückwunsch zum nobelpreis...

bilder sagen mehr als 1000 worte - zum jom kippur am 09.10.2019 in halle a.d.s. - shalom

...und mehr als 11 oder 12 oder 13 bonbonfarbene trauertulpen in angeblicher tiefer & teurer anteilnahme (s. next post - click here)

...aber jede(r) nach seiner facon...


shalom





(click) - (grafik:sinedi)
da ja oftmals wirklich bilder mehr als viele gestelzte worte sagen - und manchmal der jeweiligen situation wesentlich angemessener sind als überzogene repräsentationstexte, habe ich mich zu einer neuen rubrik hier auf meinem blog durchgerungen:

ein bild sagt mehr als 1000 worte

ich werde also dann, wenn es mir in den kopf kommt, aber die sprache verschlagen hat und worte und zeichen im augenblick versagen, ab jetzt hier jeweils "stille" kommentarlose aber selbstsprechende bilder, die ich als angemessen empfinde, als meine "zeichen setzen" ...

ansonsten lässt die derzeitige weltlage lässt es nicht zu, jedem "furz" von rechten populisten hier ein forum einzuräumen und eine bühne zu bieten in der auseinandersetzung, das wertet nur unnötig auf - und erhöht die resonanz, auf die sie es ja anlegen - ob im guten oder im schlechten: ist der ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert... - und man muss auch nicht jeder neuen sau, die durch's globale mediale dorf gejagt wird, seine aufwartung machen - da sei der herr vor ...

unter dem pflaster liegt der strand (grafik:sinedi)


und du weißt ja: "unter dem pflaster liegt der strand": doch pflastersteine sind in diesen tagen nicht mehr ausschließlich ein munitionslager für wurfgeschosse: sie entpuppen sich bei genauer betrachtung auch oft als mit messingplättchen belegte und dort eingravierte "stolpersteine" - und wenn man die wahrnimmt und sie als erfahrungsschatz aufnimmt und integriert, dann ist das wie "aus dem weg geräumt", und man geht barfuß auf dem darunterliegenden warmen sand (ahd. "sinedi") - bequem wie in einem birkenstock-fußbett.





Fotos u.a. SPIEGEL u. NEW YORK TIMES/GettyImages

trauerreklame

foto: sortir a paris (ausschnitt)



US-KÜNSTLER KOONS ENTHÜLLT UMSTRITTENE TULPEN-SKULPTUR 
IN PARIS

Selten hat ein Blumenstrauß für so viele Debatten gesorgt: Der US-Künstler Jeff Koons hat am Freitag in Paris seine Skulptur "Bouquet of Tulips" (Tulpenstrauß) enthüllt. Das zwölf Meter große Werk besteht aus einer monumentalen Hand, die elf bunte Tulpen hält. Die Statue soll an die Pariser Anschlagsopfer von 2015 erinnern. In Frankreich löste das Werk eine Kontroverse aus, Kritiker bezeichneten den Tulpenstrauß als "schockierend" oder "zynisch".


Mit der Skulptur will der US-Künstler nach eigenen Angaben an die 130 Toten und die hunderten Verletzen der islamistischen Anschlagsserie vom 13. November 2015 erinnern, zu der sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte. Laut Koons spielt sein Werk auf die Hand der New Yorker Freiheitsstatue und ihre Fackel an.

"Es sind nur elf Blumen", sagte Koons bei der Einweihung seines Werks. "Die fehlende zwölfte symbolisiert den Verlust durch die Attentate." Kritiker - darunter neben Künstlern und Philosophen auch zwei frühere Kulturminister - sehen allerdings keinen Zusammenhang zwischen bunten Tulpen und Anschlagsopfern.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach auf dem Kurzbotschaftendienst Twitter von einem "schönen Geschenk des amerikanischen Volks an Paris, einem wunderbaren Symbol der Freiheit und der Freundschaft".

Auch der Standort für die Tulpen war umstritten: Die 33 Tonnen schwere Skulptur steht nun auf dem Gelände des Petit Palais, welches das Museum für Schöne Künste beherbergt. Koons wollte den Blumenstrauß ursprünglich am Palais de Tokyo errichten, der Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst - gegenüber vom Eiffelturm, wo zahlreiche Touristen vorbeikommen.

Koons Kunst erzielt auf dem internationalen Markt Höchstpreise. Seine Stahlskulptur eines Hasen namens "Rabbit" wurde im Mai für gut 91 Millionen Euro in New York versteigert. Sie gilt damit als das teuerste Werk eines lebenden Künstlers.

Text: berliner tageszeitung

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so ein wenig erinnert dieser 44 meter hohe tulpenstrauß eher an eine überdimensionale und leicht verhuschte unbotmäßige leichenfledderei, wenn sie denn, wie es jeff koons vorhat, als mahnmal für die opfer des terrorismus in paris ein zeichen setzen soll: wie man da ausgerechnet auf diesen knallbunten eher an plastik denn an blumen erinnernden strauß kommt, bleibt wohl das einsame geheimnis und die künstlerische freiheit des jeff koon, der ja schon lange mit riesigen bonbonbunten gummi- bzw. folientierchen, die jeweils an einen luftballon aus folie erinnern, in skulpturen sein unverwechselbares hei-tei-tei-oeuvre zelebriert. und auf vielen auktionen als prestige- und spekulationsfigur wie eine top-aktie gehandelt wird - mit "kunst" hat das ganze meines erachtens weniger zu tun...

und die anzahl der tulpen wird sicherlich nicht so rasch im vorbeigehen und -fahren gezählt werden können, um den gemeinten "gag" wahrzunehmen, wo doch koons angeblich die 12. fehlende tulpe eben den anschlagsopfern eigens gewidmet hat - und den strauß "nur" mit elf blüten konzipiert hat.

ein etwas zu üppig und protzig geratenes grabsträußchen also - aber wie heißt es doch auch in der trauer: einem geschenkten gaul schaut man nicht ins maul - und eine durchbrochene pietätsmoral kann nicht durch eine weitere wiedergutgemacht werden, in dem man den strauß einfach ersatzlos abgelehnt hätte... - oder vielleicht doch ???

es gibt menschen, die müssen auf einer beerdigung direkt bei der beisetzung reflexartig laut auflachen müssen als eine art trotz- oder abwehrreaktion, um die eigenen emotionen im zaum zu halten.

irgendwie erinnert mich dieser überdimensionierte grabstrauß eben in den völlig falschen bonbonfarben genau daran...

inzwischen erfuhr ich aus der new york times, mr. koons habe nur das konzept für diese in den in kulturellen fachkreisen umstrittene skulptur „bouquet of tulips“ entwickelt und kostenfrei zur verfügung gestellt. die produktion, die bei aktuellen wechselkursen 3,5 millionen uro oder etwa 3,8 millionen us-dollar kostete, wurde von französischen und amerikanischen spendern aufgebracht.

in einem interview in paris letzte woche sagte koons, er habe 1 million dollar seines eigenen geldes hinzugefügt, nachdem die verzögerungen insgesamt zu einer kostenspirale nach oben geführt hätten.

die tulpenstrauß-skulptur sollte 2017 auf dem platz vor dem museum "palais de tokyo" mit blick auf den eiffelturm aufgestellt werden. aber der bürgersteig war nicht stark genug, um die 33 tonnen schwere skulptur und ihren 27 tonnen schweren sockel zu tragen und standzuhalten, aber das war ja nicht das einzige problem... vor allen die geschmacksfragen waren hierzu widersprüchlich und die damit verbundene und von vornherein integrierte aggressive verkaufspublicity des künstlers koons...

jeff koons würde im beraterteam von donald trump bestimmt eine figur machen.

der alte werbspruch "tue 'gutes' und rede darüber" hat auf alle in allen abläufen und phasen dazu blendend gepasst: strategisch hätte keine werbemanagement-agentur diesen hype um ein paar ungeliebte bunte tulpen besser entfachen können - doch weniger wäre zumindest moralisch mehr gewesen...



vermitteln - vernetzen - verstehen - Monika Grütters zum digitalen Kulturbetrieb


Die Digitalstrategie der Bundeskulturpolitik will die Brücke zwischen künstlerischer und künstlicher Intelligenz schlagen.   (Abb.: sinedi - Fotoquelle: Tagesspiegel und eine Figur aus dem Skulpturenpark von Wilfried Koch, Rietberg)

Zukunftspläne für den Kulturbetrieb 
  • Vermittlung
  • Vernetzung
  • Verständigung
Von Monika Grütters - Tagesspiegel
  • Monika Grütters ist Mitglied des Bundestages (CDU) und seit 2013 Staatsministerin für Kultur und Medien.
Monika Grütters
Die Digitalstrategie der Bundeskulturpolitik will die Brücke zwischen künstlerischer und künstlicher Intelligenz schlagen. 

Ein Gastbeitrag im 'Tagesspiegel'


Als bei der Eröffnung des neuen Eingangsgebäudes zur Berliner Museumsinsel Namensgeber James Simon gefeiert wurde, machte eine Frage die Runde: Was würde der große Mäzen und Wohltäter tun, wenn er in der heutigen Zeit lebte? Die Experten auf dem Podium, die James Simon studiert und analysiert haben, überlegten nicht lange. Immer war es Simons Anliegen gewesen, Kunstschätze für ein möglichst großes Publikum zugänglich zu machen.

Er würde also heute die Möglichkeiten nutzen, Kinder, Jugendliche und alle, die einen Museumsbesuch scheuen, mit den Objekten und ihrer Geschichte vertraut machen. Kurzum: Ein James Simon, der im Jahr 2019 lebte, hätte sein Thema schon gefunden: die Digitalisierung.

Das erscheint mir sehr plausibel. Mit niedrigschwelligen Aufführungen, Ausstellungen und Bildungsangeboten aller Art wollte James Simon Ende des 19. Jahrhunderts „Angehörige aller Berufsgruppen zu edlem Kunstgenuss vereinen“. Damit ist er ein früher Vertreter jener Anschauung, die unter anderem in den 70er Jahren im Ruf nach einer „Kultur für alle“ ihre Fortsetzung fand. Mit diesem Motto sagte der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann einem elitären, gar ausgrenzenden Kulturverständnis den Kampf an, weil Kultur ein „langfristiger Beitrag zur Selbstfindung des Menschen“ sei.

Nicht nur der Ökonomie folgen

„Edlen Kunstgenuss“ für alle - oder jedenfalls möglichst viele - attraktiv und zugänglich machen: Das war vor allem meine Motivation, als ich dem Thema Digitalisierung in einer bei mir persönlich angesiedelten Stabsstelle höchste Priorität gegeben habe. Damit ist ein inhaltlicher Anspruch verbunden.

Wenn sich die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Länder, die Kommunen und viele Kultureinrichtungen im ganzen Land für Digitalisierung einsetzen, dürfen wir nicht nur das allgegenwärtige Mantra und das ökonomische Diktat nachbeten, wonach heute alles in Echtzeit digital konsumierbar und kommerziell verwertbar werden müsse. Ich bin überzeugt: Digitalisierung ist im Kulturbereich genauso notwendig wie in Wirtschaft oder Wissenschaft, wir brauchen aber unsere eigenen Wege und verbindliche Werte.

Die Digitalisierungsoffensive, die wir mit unserer Bundesförderung starten, schafft Möglichkeiten, diesen Schritt zu gehen. Sie ermutigt uns, digitale Technologien zu erproben, anzuwenden und miteinander zu teilen. Ihre Ziele bilden einen Dreiklang. Er lautet: Vermittlung, Vernetzung und Verständigung.

🔴 Erster Punkt: Vermittlung

Wir müssen die Chancen der Digitalisierung konsequent dazu nutzen, einen Mehrwert für Kulturinteressierte zu schaffen und neue Zielgruppen anzusprechen.

Es versteht sich von selbst, dass Digitalisierung kein Patentrezept ist, wohl aber ein wichtiger Teil einer Kulturlandschaft der Zukunft. Denn klassische Hürden bei der Vermittlung kultureller Inhalte bestehen fort. Die soziale Situation kann eine solche Barriere sein, der Bildungshintergrund, aber auch der Wohnort. Wer wie die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland außerhalb der großen Städte lebt, also weit entfernt vom nächsten Kino, vom nächsten Theater, von der nächsten Buchhandlung, wird digitale Zugänge zu Kulturangeboten als Bereicherung empfinden. Sie macht Appetit auf den Live-Besuch, auf die analoge Begegnung.

Wir erleben eine Generationenhürde: Kultureinrichtungen müssen eine Antwort darauf geben, dass sich Seh- und Hörgewohnheiten gerade jüngerer Menschen komplett verändert haben. Viele scheinen vor allem auf der Suche nach frei verfügbarer und überall abrufbarer Unterhaltung zu sein, aber das kann natürlich gerade auch der Einstieg in eine vertiefte Schicht kultureller Erfahrung sein. Auch langjährige Museumsbesucher treibt zunehmend der Wunsch nach mehr Erklärung und Einordnung um, zuweilen auch das Bedürfnis nach Partizipation und Eigeninitiative.

Warum also nicht mit einer Art Dating-App Kontakt zu einem Ausstellungsobjekt aufnehmen und sich so über Herkunft und Geschichte austauschen? So geschieht es im von uns geförderten Projekt museum4punkt0. Sieben Kultureinrichtungen unterschiedlicher Größe und Ausrichtung erproben darin digitale Technologien und Strategien für das Museum der Zukunft.

Neue Technologien können Türöffner sein

Die zeitgemäße Vermittlung kultureller Inhalte in Museen ist auch ein Schwerpunkt weiterer neuer Innovationsprojekte, mit dem die BKM den Kulturwandel im wahrsten Sinne vorantreiben möchte. So wird beispielsweise das Günter Grass-Haus in Lübeck mit „Die Blechtrommel 4.0“ durch Virtual Reality- und Augmented Reality-Anwendungen einen ungewöhnlichen Zugang zum berühmten Roman des Nobelpreisträgers eröffnen. Ausgangspunkt für dieses digitale Erlebnis ist ein nachgebauter Kolonialwarenladen.


Der nachgebaute Kolonialwarenladen aus "Blechtrommel 4.0" - Günter-Grass-Haus, Lübeck


Ein weiteres Beispiel für den erfolgreichen Einsatz digitaler Vermittlungsprojekte ist das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund. Es wird künftig sein Aquarium mit interaktiven Medien ausstatten, die Geschichten erzählen und Zusammenhänge deutlich machen. Das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold wird mit Virtual Reality-Technik auf spielerische Weise die Erfahrungen von Einwanderern spiegeln.

Damit geben wir Anstöße, digitale Instrumente zu entwickeln und ihre Resonanz zu testen. Im besten Fall sind neue Technologien Türöffner. Sie eröffnen neue Sichtweisen für die bereits Interessierten, können aber auch einen Nerv bei neuen Nutzergruppen treffen. Das wird nicht immer auf Anhieb gelingen und setzt ein ständiges Probieren und Experimentieren voraus, um am Ball zu bleiben. Die digitale Vermittlung ist große Verheißung und gigantische Herausforderung zugleich, muss sie doch der Versuchung widerstehen, die Hochkultur zur Häppchenkultur zu degradieren.

James Simon öffnete zwar die Türen für ganz neue Besucherschichten, machte aber keine Abstriche bei der Qualität. Auf dem Programm seiner Veranstaltungen standen Vorträge weltbekannter Gelehrter, anspruchsvolle Theaterstücke oder Konzerte der Berliner Philharmoniker. Was James Simon über niedrige Eintrittspreise schaffte, kann bei der Digitalisierung über einen niedrigschwelligen Einstieg, etwa über das eigene Smartphone, gelingen.

🔴 Zweiter Punkt: Vernetzung

Eine der größten Möglichkeiten der Digitalisierung ist die Vernetzung - über Kultursparten, Einrichtungen und Landesgrenzen hinweg.

Die Digitalisierung legt offen, was verborgen war. Kulturakteure müssen sich messen lassen und werden vergleichbar, wo sie sich bisher hinter der Behauptung ihrer Einzigartigkeit verstecken konnten. Der Austausch über Konzepte bringt Akteure zusammen, die sich bisher vielleicht nicht einmal kannten. Auch das erleben wir beispielhaft in unserem Programm museum4punkt0. An den regelmäßigen Netzwerktreffen des Verbundes nehmen immer mehr Museen und Einrichtungen teil, die von dem Projekt und voneinander lernen wollen.

Ein gutes Beispiel für thematische und technologische Vernetzung bildet auch die von uns unterstützte „Von Mossul bis Palmyra“-Ausstellung in der Bonner Bundeskunsthalle. Sie lässt die zerstörten Kulturstätten in Syrien wieder sichtbar werden – mit virtueller Rekonstruktion, Einsatz von Drohnen und Games-Technologie. So wird nicht nur der unermessliche Verlust deutlich, sondern auch eine Basis für den Wiederaufbau dieser bedeutenden Stätten geschaffen.

Unterstützung für digitales Wissen

Eines der wichtigsten Projekte zur digitalen Vernetzung deutscher Kultur- und Wissenseinrichtungen ist und bleibt die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB). Sie ist die zentrale Plattform, auf der Bestände und Sammlungen vieler Einrichtungen zugänglich gemacht werden. In die DDB sind inzwischen 29 Millionen Objekte eingestellt, 9,5 Millionen davon sind mit dem entsprechenden Digitalisat zu sehen. Damit wird unser reiches kulturelles Erbe über die Grenzen Deutschlands hinaus sichtbar.

Die Plattform DDB ist offen und unentgeltlich. Sie wird von Bund, Ländern und Kommunen finanziert und stellt deshalb sowohl gesamtstaatliche Verbindungen als auch Beziehungen zwischen den Einrichtungen her. Diese Vernetzung wollen wir nutzen, um gemeinsame Standards zu setzen. Deshalb werden wir die DDB bei einem neuen Projekt unterstützen. Sein Ziel sind verbesserte Metadaten, strukturierte Daten also, die Informationen über die Art der vorhandenen Quellen enthalten. Sie sind das A und O, um die digitalen Angebote im Netz zu finden.

Kultur und Technik arbeiten zusammen

Auch der Fonds Digital, ein hochinnovatives Projekt der Kulturstiftung des Bundes, hat den Zweck der Vernetzung jetzt schon erfüllt. Für die Bewerbung mussten sich mindestens zwei öffentlich geförderte Kultureinrichtungen zusammentun und einen Technikpartner mit an Bord nehmen. So sollen Verbünde entstehen, die bei digitalem Kuratieren, digitaler künstlerischer Produktion oder digitaler Vermittlung und Kommunikation zusammenarbeiten. Wie viele Akteure in der Kulturszene blicke ich neugierig darauf, welche Projekte am Ende ausgewählt und wie die Initiativen dann fortgeführt werden.

Eine echte Vernetzung mit möglichst niedrigen Hürden kann die Digitalisierung im Kulturbetrieb mit denjenigen in anderen Gesellschaftsbereichen sinnvoll ergänzen und sie so auch von denen unterscheiden, die vor allem um Marktanteile und das eigene Geschäft im Blick haben. Das setzt einen möglichst offenen Zugang zu Daten, Forschungsergebnissen und Prototypen voraus. Wir lassen uns bei den bundesgeförderten Projekten von dem Anspruch leiten, dass die Ergebnisse nicht nur für die geförderte Einrichtung, sondern auch für andere Akteure interessant und nachnutzbar sind.

Wie die DDB setzt auch der Fonds Digital auf offene Kulturdaten. Beide streben Creative Commons-Lizenzen an, eine Art Gemeinschaftseigentum für Kultureinrichtungen. Dann können private Nutzer diese Inhalte kostenlos verwenden und sie zur Schaffung neuer künstlerischer Werke, für die Kreativwirtschaft oder für Bildung und Wissenschaft nutzen.

🔴 Dritter Punkt: Verständigung

Auf unreflektierte Technikbegeisterung, ein bloßes Nachbeten wirtschaftlicher Notwendigkeiten, wird und darf sich die Kultur nicht beschränken. Deshalb fördern wir Projekte, die gesellschaftliche Debatten anregen.

Viele, auch mich persönlich, bedrückt die zunehmende Härte der Auseinandersetzung in den Sozialen Medien, die zu Enthemmung und gesellschaftlicher Polarisierung führt. In „Anstand digital“, einem Projekt mit den kirchlichen Akademien, werden wir Raum schaffen für eine Diskussion über Anstand und respektvollen Umgang im digitalen Zeitalter. Dabei wollen wir Akteure und Experten aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammenbringen.

Wir legen zudem einen Schwerpunkt auf die Verbesserung der Medienkompetenz. Sachverhalte einordnen, zwischen vertrauenswürdigen und manipulierten Nachrichten unterscheiden können - das ist eine der Kernkompetenzen des digitalen Zeitalters, die wir allen Nutzern, vor allem Kindern und Jugendlichen noch stärker mitgeben müssen. Um zu ermitteln, wo genau wir ansetzen müssen, werden wir auch eine Studie über den Stand der Nachrichten- und Medienkompetenz in Deutschland fördern.

Mensch und Maschine auf der Theaterbühne

Nachdenken, Diskurs und Verständigung über den digitalen Wandel entsteht auch durch Aufsehen erregende künstlerische Produktionen. Mit einem Programm „Künstliche Intelligenz und Digitalisierung“ im Freien Theater, das beim Fonds Darstellende Künste angesiedelt ist, werden wir wegweisende Produktionen fördern.

Gerade auf Theaterbühnen wird das Verhältnis von Mensch und Maschine auf anregende, ja teilweise verstörende, Weise zum Thema gemacht. In Kay Voges‘ Parallelwelten spielen zwei Ensembles zur gleichen Zeit auf den Bühnen des Berliner Ensembles und des Schauspielhauses Dortmund und sind im jeweils anderen Theater per Live-Stream zu sehen. So begegnen sich zwei Hochzeitsgesellschaften und streiten darüber, wer das Original und wer die Kopie ist.

In „Uncanny Valley“, einer Produktion von Rimini-Protokoll, steht überhaupt keine Person mehr auf der Bühne. Der Autor Thomas Melle tritt den Zuschauern als nachgebauter Roboter gegenüber, der mit seinem Abbild auf dem Videobildschirm interagiert.

Das Freie Theater-Sonderprogramm bildet den Brückenschlag zwischen künstlerischer und künstlicher Intelligenz (KI), daher wird dieses Programm mit Mitteln aus der KI-Strategie der Bundesregierung gefördert. Damit wird ein Beitrag zur politischen Debatte anerkannt und aufgewertet, den nur die Kultur leistet. Sie fungiert als Ideenlabor und ist im besten Falle der Zeit voraus. Sie denkt vom Menschen her, hält der Gesellschaft den Spiegel vor und schafft zugleich Raum für Dialog und kreative Lösungen.

Neues Interesse am Authentischen

Die Digitalisierung ist kein Prozess, durch den alles von selbst gut werden wird. Sorgen und Bedenken nehme ich ernst. Ich halte es aber eher mit John Cage: „Ich verstehe nicht, warum die Leute Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten Ideen.“ Deshalb teile ich beispielsweise die Befürchtung nicht, die realen Objekte könnten durch die digitale Darstellung entwertet werden.



Erster Publikumstag in der James-Simon-Galerie Viel Gedränge, viel Lob und unverhofft viele Spinde (Tagesspiegel)



Vielleicht sogar im Gegenteil: Gut gemacht und umgesetzt, wecken gerade digitale Projekte wieder das Interesse am authentischen Ort und am Original, am Besuch eines Museums, einer Oper oder einer Gedenkstätte. Wer würde sich, um James Simons bekannteste Gabe an die Berliner Museen zu nennen, durch eine noch so gelungene Virtual Reality-Anwendung von einem Besuch der echten Nofretete abhalten lassen?

Vermittlung, Vernetzung und Verständigung sind der Dreiklang, der uns helfen kann, die Chancen der Digitalisierung für die Kultur zu nutzen. Mit guten Ideen und überzeugenden Werten haben Kreative und Kultureinrichtungen großes Potential, die gesellschaftliche Debatte über die neuen Technologien mitzuprägen.

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Die Digitalisierung ist kein Prozess, durch den alles von selbst gut werden wird. Sorgen und Bedenken nehme ich ernst. Ich halte es aber eher mit John Cage: „Ich verstehe nicht, warum die Leute Angst vor neuen Ideen haben. Ich habe Angst vor den alten Ideen.“ Deshalb teile ich beispielsweise die Befürchtung nicht, die realen Objekte könnten durch die digitale Darstellung entwertet werden.
also - ich finde diese aussage monika grütters' so wichtig in dieser zeit, denn insgesamt ist das auch eine aufwertung der digitalen "kunst", die es vielleicht ausschließlich nur als datei in irgendeiner zugänglichen cloud gibt, und die man bei interesse auf seinem rechner oder smartphone sichtbar werden lassen kann.

na klar soll damit der besuch des klassischen museums oder der ausstellungen nicht etwa in den hintergrund gedrängt werden - weil es zur gängigen kultur einfach dazugehört, arbeiten und werke mit künstlerischem habitus auch entsprechend dreidimensional zu präsentieren, damit sie so vom betrachter auch individuell wirkmächtig studiert und vom wissenschaftler oder kunstrestaurator auch entsprechend untersucht werden können.

diese "echte" dreidimensionale profilierung und profilwerdung eines kunstwerkes ist und bleibt sicherlich der unvergleichbare hehre moment in der kunstbetrachtung.

doch um kunst daneben auch virtuell "begreifbar" zu machen und die heilige scheu davor zu verlieren, bedarf es sicherlich auch einer annäherung an die künste (jawohl - im plural) durch das tragbare virtuell-digitale taschenformat.

mit dem handy rasch ein selfie oder ein urlaubserinnerungsfoto knipsen und "an die lieben daheim" weiterzumailen ist sicherlich eine "kulturelle" und inzwischen weltweite massenhafte wahrnehmungs- und kommunikationserweiterung.

aber wenn nun ein solches visuelles werk auch noch mit software-filtern "in szene gesetzt" wird und im individuellen eigenen stil komponiert und gestaltet wird, so ist das sicherlich noch ein schritt weiter, der nach meiner erfahrung dann auch zu der "großen" kultur und kunst die tür öffnet.

das gilt natürlich nicht nur für visuelle erzeugnisse sondern umfasst multimediales schaffen zur selbstverwirklichung und als "mit-teilung" an die umwelt, als kommunikation insgesamt.

mit verschiedenen digitalen "a_r_t-channels" präsentiere ich schon seit fast einem jahrzehnt meine vielseitigen kreativen arbeiten ausschließlich in diesen virtuellen pixel-darstellungen, deren grundlage zumeist ein digitalphoto bildet, das dann mit verschiedenen filtern graphischer bearbeitungs-softwares seinen "schliff" bekommt - und so in einem kreativen einzelprozess schritt für schritt seine endgültige form erlangt.

jedes motiv ist also so auch ein einzigartiges unikat, sei es als eigenständige einzel-photographic oder als bildfolge bei youtube als video installiert oder auch ein yumpu-magazine zum durchblättern und sich so überraschen zu lassen als betrachter.

ob es sich dabei nun auch um eine art "kunst" im weitesten sinne handelt, muss der betrachter dann für sich abklären - auch im vergleich vielleicht mit anderen "unprofessionellen" arbeiten z.b. bei "instagram" oder "deviant-art", wo man für jeden individuellen geschmack das passende finden und aufstöbern kann - aber durchaus auch im vergleich mit der "großen kunst", die ja nicht nur in museen vor sich hin präsentiert wird - sondern die dann bei der nötigen zuspruchs-publicity auch in den auktionshäusern für teuer geld verhökert wird und manchen menschen zu einer art spekulativer kapitalanlage wie etwa die aktien dienen. 

aber mit diesem "kleinen" amateurhaft künstlerischen anspruch lassen sich sogar auch historisch-pädagogische und damit durchaus auch kulturelle aufklärungsambitionen im weitesten sinne verfolgen - etwa mit dem von mir veröffentlichten längst überfälligen "verrat" eines familiengeheimnisses: meine kosten- und barrierefreien multimedialen videos, bildfolgen, memorial-blogs oder yumpu-bild-magazines zur protokollierung des ns-"euthanasie"-mordes meiner tante erna kronshage - die inzwischen für mich wenigstens zu einem kleinen informativen gesamtkunstwerk mit dem titel "erna's story" für interessierte menschen mit verschiedenen bedürfnissen, herangehensweisen und erwartungen zu diesem thema zusammengewachsen sind.

in der jetzt fast 10-jährigen phase der erstellung dieser medien habe ich viel an digitalen gestaltungsmöglichkeiten im selbststudium erfahren dürfen, ein für mich äußerst profunder erfahrungsschatz, für den ich außerordentlich dankbar bin, denn das meiste an diesen "techniken" und hilfsmitteln im "www. - world-wide-web" fiel mir durch "versuch & irrtum" dabei im laufe der zeit einfach zu:

ich musste gar nicht so viel suchen - das meiste fand ich vor - also ganz im sinne des großen pablo picasso: "ich suche nicht - ich finde..."


das zeitalter der eintagsfliegen: alles ist tand - alles verfliegt...


jetzt schreibt man wieder viel über die einzelnen parteien, man habe ja noch nicht mal ein programm für die zukunft - und keinen plan für die bevorstehenden ziele und aufgaben - und man schimpft über politiker, die sagen "watt juckt misch mine jeschwätz von jestern" (soll der olle adenauer von sich gegeben haben).

gerade in philosophischen systemen und denkmodellen wird jedoch der moment, das "hier & jetzt", fokussiert - sicherlich mit dem bewusstsein, wie oder woher man selbst oder diese gesellschaft in der man lebt, zu genau diesem momentanen fixierpunkt dieses augenblicks im "hier & jetzt" gekommen ist - und wie es weitergehen könnte - mit dem nächsten oder höchstens dem übernächsten schritt...

man spricht oft von einer "schnelllebigen zeit", die uns begleitet oder oft einfach hereinbricht und vorbeirauscht ohne stopp, denn niemand hält die welt oder die uhr an: "immer weiter - immer weiter"...

niemand ahnte den weltpolitische umschwung unter donald trump - vor 18 monaten kannten die gazetten den namen greta thunberg noch nicht - und großbritannien versucht im ringen mit der u im brexit seinen austritt aus der seiner derzeitigen lebensrealität, in die es sich befindet und eingenordet hat mit einer wahrhaftigen "quadratur des kreises" und dem ränkespiel eines hofnarren namens boris johnson - aber das wird nicht gelingen und schafft allenfalls "vorübergehende lösungen", die schon in ein paar monaten makulatur sein werden.

dann hat es bumm gemacht
also - ich will sagen: ein mittelfristiger plan, eine regierungserklärung für die 4 jahre distanz einer legislaturperiode ist kaum mehr möglich.

politik - ja das ganze leben - ist ein tages'geschäft' im hier & jetzt - man kann immer erst im nachhinein die einzelnen epochen klassifizieren - im moment oder im augenblick lebt man immer nur von der hand in den mund, und mit und von dem was sich ergibt.
  • jedes jahr sind die schul- und kultusministerien und schulämter immer wieder erstaunt über die anzahl der schulanfänger, obwohl eigentlich in den einwohnermeldeämtern und standesämtern exakte zahlen zur jeweiligen planung vorliegen müssten;
  • genauso geht es folglich in jedem jahr mit den studienanfängern, obwohl man anhand der schüler in den abiturklassen durchaus einen anhaltspunkt hätte.
  • niemand sagt den zeitpunkt der insolvenz einer fluggesellschaft exakt voraus - und tausende menschen müssen ihre urlaubskosten ins nirwana abschreiben - for nothing...
  • keiner weiß, wann beim 20-millionen-jahresgehalt-mann lewandowski die achilles-sehne reißt...
  • niemand weiß, wer am 23.07.2021 den spd-vorsitz innehat - 
  • und wer am 16.09.2029 präsident der usa sein wird 
  • und im bundeskanzleramt residiert - 
  • und ob es die afd noch geben wird - 
  • und selbst towarisch putin lebt ja nicht ewig - auch wenn er nach seinem ableben wahrscheinlich auch einbalsamiert wird, um seinen leichnam im kreml auszustellen.
wohl an - es gibt viel zu tun: und manchmal ist es gut anzupacken - und manchmal ist es besser abzuwarten ... - je nachdem...

alles in allem hat der "prediger" /"kohelet" dazu bereits seine "weisheit" in der bibel hinterlassen - und ich bin dem bibel-chefredakteur dankbar, dass er diesen nachdenkenswerten und in vielen punkten gleichzeitig tröstenden und auch manchmal nihilistischen text mit aufgenommen hat.

und auch jesus wird ein paar hundert jahre später im apokryphen thomas-evangelium in dem logion 42 mit dem nützlichen rat "werdet vorübergehende" zitiert...

Nichtig und flüchtig 
Die Worte Kohelets, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem: 
Nichtig und flüchtig, sprach Kohelet, nichtig und flüchtig, alles ist nichtig 
Was einmal geschah, wird wieder geschehen 
Welchen Gewinn hat der Mensch von seiner ganzen Mühe und Arbeit unter der Sonne?Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt, und die Erde bleibt ewig bestehen.Und die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter und strebt nach dem Ort, wo sie aufgeht. 
Es weht nach Süden und dreht nach Norden, dreht, dreht, weht, der Wind. Und weil er sich dreht, kommt er wieder, der Wind. 
Alle Flüsse fließen zum Meer, und das Meer wird nicht voll. Zum Ort, dahin die Flüsse fließen, fließen sie und fließen. 
Alles Reden müht sich ab, keiner kommt damit zum Ziel. Das Auge sieht sich niemals satt, und das Ohr wird vom Hören nicht voll. 
Was einmal geschah, wird wieder geschehen, und was einmal getan wurde, wieder getan, und nichts ist wirklich neu unter der Sonne. 
Wohl sagt man: Sieh dies an! Es ist neu! - Es war längst schon einmal da, in den Zeiten, die vor uns waren. 
An die Früheren erinnert man sich nicht, und an die Späteren, die kommen werden, auch an sie wird man sich nicht erinnern bei denen, die zuletzt sein werden.
und z.b. hier weiterlesen... 


gute künstler sind nicht unbedingt auch gute menschen

Ausstellung im Israel-Museum
Werke aus der Gurlitt-Sammlung in Jerusalem

Bei der Suche nach NS-Raubkunst spielt Israel seit Jahren eine aktive Rolle. In Jerusalem wird nun erstmals ein Teil des Gurlitt-Funds ausgestellt. Die dort gezeigten Werke speziell stehen aber nicht unter Raubkunstverdacht.

Mehr als 80 Werke aus dem Erbe des deutschen Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895-1956) sind nun von Dienstag an erstmals in Israel zu sehen. Die Ausstellung mit dem Titel «Fateful choices» (etwa: Schicksalsentscheidungen) im Israel-Museum in Jerusalem zeigt Werke bekannter Künstler, darunter Otto Dix, Max Ernst, Erich Heckel, George Grosz, Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet und Emil Nolde. Sie befasst sich auch mit der komplexen Figur Gurlitt, der einer der wichtigsten Kunsthändler der Nationalsozialisten war.


Im Besitz von Gurlitts Sohn Cornelius waren 2012 rund 1500 Werke, viele auf Papier, entdeckt worden. Große Teile der Sammlung standen im Verdacht, jüdischen Besitzern während der Nazi-Zeit geraubt worden zu sein. Bisher haben sich aber erst sieben der Kunstwerke eindeutig als NS-Raubkunst erwiesen. Cornelius Gurlitt starb 2014. Er vermachte die ganze Sammlung dem Kunstmuseum Bern. (aus: WESTFALEN-BLATT/dpa)

Direktor des Israel-Museums 

„Die Geschichte dieser Bilder wurde sehr gut erforscht“

Von Anja Reich

Als Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor einem Jahr zu Regierungskonsultationen in Jerusalem war, vereinbarte sie mit dem israelischen Kulturministerium, die Gurlitt-Ausstellung nach Israel zu bringen. Nun ist es so weit. Im Israel-Museum in Jerusalem wird seit Mittwoch eine Auswahl der Werke gezeigt, die Cornelius Gurlitt, Sohn des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, in seiner Münchner Wohnung aufbewahrte. Die Ausstellung heißt „Schicksalswahlen“ und ist bis zum 24. Januar 2020 zu sehen. Mit Ido Bruno, dem Direktor des Israel-Museums, sprachen wir am Abend der Eröffnung.

Was bedeutet es Ihnen, diese Ausstellung hier in Jerusalem zu zeigen?

Wir sind ein Kunstmuseum und einfach sehr froh, diese wunderbaren Werke zeigen zu können. Da sind ein paar wirklich sehr schöne Stücke dabei.

Welches ist Ihr Lieblingsbild? 

Schwierige Frage. Von den zeitgenössischen Werken vielleicht die von Emil Nolde. Außerdem mag ich die Bilder von Cornelia Gurlitt, der Schwester von Hildebrand Gurlitt.

Emil Nolde - Mann und Weibchen, Holzschnitt 1912 - eins der Exponate in der Jerusalem-Ausstellung


Emil Nolde, ausgerechnet? 
Ich finde, er war ein sehr guter Künstler. 
Stört Sie nicht, dass er Antisemit war? 
Das hat mit seiner Kunst nichts zu tun.

In Deutschland wird diese Frage heftig diskutiert. Die deutsche Kanzlerin hat zwei Noldes abgehängt. 
Was Sie ansprechen, ist eine sehr große Frage, die nicht nur Nolde betrifft und die viele andere Fragen nach sich zieht: Müssen wir einen Künstler boykottieren, nur weil wir seine Einstellungen problematisch finden? Nach welchen Kriterien entscheiden wir, ob ein Künstler tragbar ist oder nicht? Wer legt diese Kriterien fest? Wer entscheidet, wer hält Gericht? 
Haben Sie Antworten darauf? 
Ich glaube, wenn wir uns einmal auf diese Diskussion einlassen, werden wir schnell feststellen, dass wir kaum noch auf die Kunst achten, sondern viel Zeit damit verbringen, Urteile über Künstler zu fällen und dass Politiker aus allen möglichen Richtungen sich diese Diskussion zu nutzen machen, um Kunst zu verhindern. Womöglich völlig ungerechtfertigt. Das ist ein sehr gefährliches Spiel, und deshalb finde ich, jeder sollte für sich selbst entscheiden, was er sich ansieht und was nicht. Wenn jemand meint, Nolde war ein Antisemit oder sogar aktiver Nazi und aus diesem Grund seine Kunst nicht sehen will, ist das zu akzeptieren.
Gibt es Künstler, die Sie in Ihrem Museum nicht zeigen würden?

Darüber habe ich noch nie nachgedacht.

Ist das eine sehr deutsche Diskussion?

In gewisser Weise schon. Aber sie wird auch hier geführt, im Bereich der Musik zum Beispiel.

Sie meinen, die Diskussion darüber, ob in Israel Richard-Wagner-Kompositionen gespielt werden dürfen oder nicht.


Genau. Die Diskussion über Komponisten, die von den Nazis bewundert wurden. Es geht um dieselbe Frage, und es ging eine Weile heiß her. Ob das bei Nolde auch so sein wird, weiß ich nicht.
Wenn Adolf Eichmann ein sehr guter Maler gewesen wäre, hätten wir seine Werke sicher nicht gezeigt. Oder wir würden sie gerade deshalb zeigen. Um den Riss zwischen Künstler und Person darzustellen und darüber zu diskutieren, warum gute Künstler nicht unbedingt gute Menschen sind.

Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal vom Fall Gurlitt gehört haben?

Ich dachte, das ist eine ziemlich typische Geschichte, eine, die in diese Zeit passt. Aber diese hat einen besonderen Reiz, weil sie wie ein Kriminalfall ist, ein guter Kriminalfall.

Typisch inwiefern?

In dem Sinn, dass es viel Raubkunst in Nazideutschland gab und Kunsthändler, die das ausgenutzt haben. Wir im Israel-Museum hatten hier alleine zwei Ausstellungen dazu.

Wie bekannt ist der Fall Gurlitt in der israelischen Gesellschaft?

Er ist kaum bekannt. In Kunstkreisen natürlich schon. Unsere Kuratorin für europäische Kunst Schlomit Steinberg war Mitglied der Taskforce, die nach den ursprünglichen Besitzern der Gurlitt-Bilder geforscht hat. Aber für einen Großteil der Leute hier in Israel ist das alles sehr weit weg.

Obwohl es Teil der jüdischen Geschichte ist?

Nicht alle Israelis haben die gleiche Verbindung zu jedem Teil der jüdischen Geschichte. Natürlich hat jeder hier vom Holocaust gehört. Aber es gibt dabei so viele Nebengeschichten, und Raubkunst ist eine sehr kleine Nebengeschichte.

Wie sind die Reaktionen auf die Ausstellung?

Das müssen Sie mich in einer Woche noch einmal fragen.

Was erwarten Sie?

Ich denke, im Unterschied zu Europa können wir die Diskussion ein bisschen mehr öffnen. Wir sind freier, denn es ist nicht hier passiert und uns belastet keine Schuld.

Sind unter den sechs Familien, die bisher Werke rückerstattet bekamen, auch israelische?

Nein, davon ist mir nichts bekannt.

Könnte es passieren, dass Besucher durch die Ausstellung gehen und sagen: Guck mal, das Bild hing doch bei unserer Oma in Berlin?

Natürlich kann es sein, dass jemand im Familienalbum der Großmutter ein Foto findet, wie sie im Salon sitzt, und hinter ihr hängt ein Bild, das nun hier in der Ausstellung zu sehen ist. Sehr wahrscheinlich ist das jedoch nicht. Die Geschichte dieser Bilder wurde sehr gut erforscht.

Warum ist die Ausstellung so klein? Sie zeigen nur 100 von mehr als 1500 Werken.

Wir möchten die Geschichte auf einfache und klare Art erzählen, in vier Kapitel unterteilt, leicht zugänglich. Die Qualität der Kunstwerke ist sehr unterschiedlich. Wir haben uns vor allem für hochwertige Bilder entschieden. Außerdem ist es generell so, dass die meisten Besucher kleine Ausstellungen mehr schätzen als große. Sie fühlen sich weniger überfordert.

Waren Hildebrand oder Cornelius Gurlitt jemals in Israel?

Soweit ich weiß, nein.

Ist es möglich, dass es noch mehr versteckte Kunstsammlungen wie die von Gurlitt gibt? Irgendwo auf der Welt?

Klar, warum nicht? Wir wissen nur, was wir wissen, nicht, was wir nicht wissen. Niemand von uns hat mit einem Mann gerechnet, der in seiner Wohnung in München mehr als tausend Kunstwerke versteckt. Aber dass es Kunsthändler gab in der Nazi-Zeit, die zwielichtige Geschäfte betrieben, das wussten wir. Und die gesamte Kunstwelt stellt sich die Frage: Warum haben wir nicht schon vor 20 oder 50 Jahren nach dem Verbleib dieser Bilder geforscht?

Ido Bruno, 1963 in Jerusalem geboren, hat 25 Jahre lang an der Jerusalemer Bezalel Academy of Arts&Design unterrichtet, an der er selbst studiert hat, und eine Design-Firma geleitet. Zudem hat er zahlreiche Ausstellungen in Israel und international kuratiert. Seit November 2017 ist er Direktor des Israel-Museums. 
Das Israel-Museum in Jerusalem ist eines der größten Museen des Landes. Es beherbergt rund 500.000 Objekte, darunter die Schriftrollen vom Toten Meer.

Berliner Zeitung - click



da muss ausgerechnet der direktor des jerusalem-museums, professor bruno, zeigen, wie man die kunst vom künstler getrennt sehen sollte - aber dass das eine individuelle persönliche entscheidung ist.

ich habe in diesem blog schon einmal gesagt, dass emil nolde nun kein schlechterer künstler geworden ist, weil seine aktive nsdap-mitgliedschaft und -sympathie inzwischen auch von der nolde-stiftung offen kommuniziert wird - und der lack des sogenannten "deutschstunde"-nolde, den meine generation in der nachkriegszeit noch vom frühen fernsehen eingeimpft bekam, nun endgültig abgeplatzt ist (nach dem roman "deutschstunde" von siegfried lenz, der wohl unwissentlich nolde darin etwas zu sehr glorifiziert und ihm ein verfälschendes image verpasst hat in der hauptfigur nansen dort).

es ist schwierig, sich hierzu untadelig gerade mit einem deutschen personalausweis in der tasche zu verhalten - da ist man aufgrund der sogenannten "trangenerationalen traumaweitergabe" hin- und hergerissen: einerseits von noldes expressionistischer meisterschaft und andererseits von seiner nazi-anbiederei und seiner geschichtsklitterung nach dem krieg, obwohl das ja auch bei richtern, beamten und ärzten z.b. durchaus ein übliches verfahren der spurenöschung und des §neuanfangs" war.

da ist es gerade gut, wenn ein junger jüdischer museums-direktor hier seinen klaren standpunkt vertritt: die kunst kommt vor der moral des künstlers.

die me-too-bewegung hätte mit picasso heutzutage sicherlich auch ihre probleme - und wenn die deutsche elite aus politik und kultur jedes jahr auf den grünen hügel nach bayreuth zu den wagner-festspielen eilt,  dann hat das ja im hinblick auf wagners aktive empathie für die nazis zumindest auch insgesamt ein "gschmäckle".

dass frau merkel nun nach dem abhängen ihrer nolde-bilder aus dem büro nun auch nicht mehr nach bayreuth fährt, hab ich nun noch nicht gehört.

anselm kiefer: dein goldenes haar margarethe
(zeile aus der 'todesfuge' von celan)
und professor bruno schränkt ja auch ein, ob man gegebenenfalls gemälde von adolf eichmann präsentiert hätte - fügt dann aber an: vielleicht gerade - um deutlich zu machen: ein guter künstler muss nicht zwangsläufig auch ein guter mensch sein...

schon 1996 habe ich im jerusalem-museum werke von anselm kiefer hängen sehen, der mit seinen motivbearbeitungen zur "teutschen" mythenwelt auch oft in eine rechte ecke gedrängt wurde und noch wird. und auch heute kennt ihn das ausland insgesamt wesentlich besser und vorurteilsloser als seine landsleute hier...

aber bei kiefer muss man konstatieren, dass seine motive zu gedichtzeilen vom rumänien-deutschen juden paul celan (z.b. "todesfuge") den nachkriegsdeutschen genauso schwer im magen lagen wie ein etwaiges goutieren der diametral gegenüberstehenden seite alten national(sozial)istischen mythenkults...
...scham - schuld - schlechtes gewissen - und es ging den (west-)deutschen doch tatsächlich "unverdient" gut als "tätervolk" nach dem krieg, ver- und gekauft und finanziell gepuckert von den alliierten...
es ist ein typisch deutsches phänomen: dass wir künstler und kunst kaum voneinander unterscheiden wollen und können: auch weil wir immer etwas "hineininterpretieren" und hineigeheimnissen" wollen und fast zwanghaft müssen: und was soll das sein? - und was bringt mir das? - was will mir der künstler damit sagen - als seine persönliche unverbrüchliche botschaft. doch wir müssen lernen auf dem internationalen parkett im globalen dorf: manchem künstler ging und geht es um bloße ästhetik oder gefühlsduselei und meditation und manchmal nur um klamauk und knete.