ai weiwei in mexiko: mit legosteine gegen das vergessen ... - meldet die "tagesschau" [click] |
früher sagte man bei etwas dürftig aussehender kunst, über die man etwa mit dem satz: "das kann ich auch" oder: "das malt mein kind im 4. schuljahr" abfällig sprach: man solle nicht reden und nicht lästern, sondern selbermachen - also selbst kreativ hand anlegen.
heute lese ich in der zeitung über eine aktion des künstlers ai weiwei, der angeblich mit 150 studenten von einer autonomen kunst-uni in mexiko-stadt die fotoporträts dort verschwundener studenten aus millionen von legosteinen nachgebaut habe.
ai weiwei will damit den finger in die wunde mexikos legen: riesige, bunte, aus legosteinen gebaute gesichter der schon seit vier jahren verschwundenen studenten aus ayotzinapa blicken als fotoabzüge (!) herab in einen Saal des museums für zeitgenössische kunst. sie überwältigen mit ihrer präsenz.
fotoporträt aus legos von ai weiwei - foto vom blog: johnyml.blogspot.com |
nun - das anliegen - und der einsatz für eine gute sache sind bei ai weiwei eigentlich bei allen seinen aktionen und arbeiten ganz ehrlich und gutgemeint: er kämpft oft für eine gerechte sache - meist jedoch so, damit er selbst dabei auch nicht zu kurz kommt. die dahinterliegende künstlerische idee von ihm will immer ein anliegen meist politischer natur mit an die in ehrfurcht erschauernde kunst-szene bringen.
und die jetzige aktion hat nämlich eine weltweite publicity-vorgeschichte - die ai weiwei geschickt mit lanciert hat, damit er in die schlagzeilen geriet: am 25.10.2015 schrieb "spiegel-online": lego habe eine große menge an steinchen für eine politische aktion von ai weiwei verweigert zu liefern, weil man sich nicht für politische zwecke als unternehmen für kinder-spielzeug missbrauchen lassen wolle. gleichzeitig wurde hinter vorgehaltener hand bekanntgegeben, dass lego in china einen freizeitpark mitgestalten wollte - und man vermutete in der journaille hier eher den grund für die lieferverweigerung an ai weiwei, der ja als politischer china-dissident eher eine 'person non grata' in china ist, und man hier verwicklungen vermutete.
foto: instagram- aiweiwei - vom blog: johnyml.blogspot.com |
am 13.01.2016 hat der spiegel dann aber gemeldet, nach entsprechenden protesten und einer "readymade"-kunstaktion ai weiweis, der auf instagram legosteine einfach in die toilette spülen wollte - natürlich mit einem fotografen mit vor der kloschüssel - habe lego ab 01.01.16 ausdrücklich zugesagt, bei der anfrage von großen mengen steinchen nicht mehr nach der verwendung und dem grund zu fragen.
nun war also der weg für entsprechende "verlegosteinerte" projekte von aiweiwei frei - er hatte aber inzwischen auch riesen-steinesammlungen sogar von kindern weltweit erhalten.
und da hab ich doch gleich mal mein blog-avatar so bearbeitet - als sei es in legos gepuzzelt worden ... |
und doch - die tatsächliche nun "verkaufte" entstehungsgeschichte mit den millionen bunter lego-steinchen von 150 studenten zusammengepuzzelt, nehme ich ihm und seinen helfershelfern nicht mehr so ganz einfach ab. ich glaube eher, da wird für die gute sache und für das publizistische tempo ein wenig geflunkert: denn es gibt heute in mehreren frei zugänglichen fotobearbeitungsprogrammen das filter-tool "lego-art" und schon noch länger das tool: "warhol-art" - und mit beiden tools, nacheinander geschaltet, kann ich in null-komma-nix aus jedem farbfoto ein bild zaubern, dass (oberflächlich betrachtet) so wirkt und aussieht, als sei es mühsam mit vielen helfershelfern aus kleinen einzelnen lego-steinchen zusammengepuzzelt worden.
allenfalls handelt es sich nach meinem empfinde vielleicht noch um "nachbauten" von vorlagen aus dem tool: "lego-art" - doch in der ausstellung werden zumeist nicht die gefertigten lego-bildpuzzles gezeigt, sondern übergroße fotoabzüge der porträts... - wie auch immer gefertigt... - aber der zweck heiligt ja bekanntlich die mittel - nix für ungut - chuat choan und shalom
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