Für die Ausstellung »Wagnis. Wagner« in Minden hat der Künstler Gunnar Heilmann einen »Magischen Ring« eingesät, der als Bodenskulptur im Ausstellungszeitraum blühen sollte. Das wird schwierig, denn ein großer Teil seines Kunstwerkes ist in der vergangenen Woche versehentlich einem Mäher der Städtischen Betriebe zum Opfer gefallen.
Gunnar Heilmann stand am Morgen des 8. August fassungslos vor den Resten seines Kunstwerks. »Der Mäher hat nicht alle Pflanzen erwischt, aber einen größeren Teil und er hat tiefe Spuren hinterlassen« berichtet der Künstler aus Minden.
Heilmann habe daraufhin sofort das Kulturbüro der Stadt angerufen. Mitarbeiterin Beate Schmalen, die das Kunstprojekt anlässlich der Aufführung des »Ring des Nibelungen« von Richard Wagner für die Stadt Minden betreut, Gunnar Heilmann und eine Kollegin der Städtischen Betriebe berieten noch am 8. August bei einem Termin vor Ort, was zu tun ist, um den entstandenen Schaden zu begrenzen.
Wie kam es zur Zerstörung? Trotz anderweitiger Absprachen wurde die Fläche turnusgemäß gemäht, heißt es von Seiten der Verwaltung. »Die wichtige Information ist bei dem ausführenden Mitarbeiter aufgrund von Urlaubsvertretungen leider nicht angekommen«, sagt Horst Lehning, Leiter des Betriebshofes der SBM. Die Städtischen Betriebe haben daher ihre volle Unterstützung zugesagt, um das Kunstprojekt noch zu retten.
Die Stadt Minden und die Städtischen Betriebe bedauern diesen Vorfall außerordentlich. »Wir haben uns sofort bei Gunnar Heilmann entschuldigt und stehen mit ihm in Bezug auf eine maximal mögliche Schadensbegrenzung im Gespräch«, sagt die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit der Stadt Minden, Regina-Dolores Stieler-Hinz.
Und weiter: »Wir sind alle zuversichtlich, dass dies auch zum großen Teil gelingen wird.« Kunst im öffentlichen Raum berge immer Risiken. Aber letztendlich spiegele diese Kunst im Besonderen das Leben in all seinen Facetten wider. Damit werde diese unfreiwillige Intervention lebendiger Bestandteil des »Magischen Ringes«, so Stieler-Hinz.
Die Städtischen Betriebe, die für dieses Versehen verantwortlich sind, haben am 9. August Phacelia an den betroffenen Stellen nachgesät. Zum kompletten Blühen werde das Kunstwerk aber wohl in drei Wochen nicht gebracht. »Von der Einsaat bis zur Blüte braucht die Pflanze sechs bis acht Wochen«, so Denis Rinne von den Städtischen Betrieben. Blau wird der Ring zu Beginn der Ausstellung vermutlich nicht sein, aber die »Form als Ring wird deutlich sichtbar sein«, hofft Gunnar Heilmann. Um weitere Schäden zu verhindern, soll vor Ort auf den frisch eingesäten Bereich hingewiesen werden, um Spaziergänger, Jogger und Hundehalter darauf aufmerksam zu machen, dass hier etwas Besonderes entsteht, was nicht betreten werden sollte.
Laut Dennis Rinne soll das Kunstwerk bis in den Spätherbst stehen bleiben, ausblühen und erst dann untergepflügt werden. Das »Unterpflügen« ist meist das Schicksal von Phacelia, die in der Landwirtschaft gerne als Zwischenfrucht und damit als natürlicher Dünger zur Bodenbereitung eingesetzt wird.
Gunnar Heilmann wird sein Werk weiter eng betreuen. Er wässert den Ringbereich regelmäßig und mäht die Innenfläche selbst. Das Projekt befindet sich im »Kessel« eines historisch bedeutsamen Areals des Glacis. »Hier war einst eine Wallanlage der Bastion VI der preußischen Ringfestung«, erläutert Heilmann. Seinen Ring sieht er als »temporäre Intervention«. Der Ring hat einen Außendurchmesser von 30 Metern und einen Innendurchmesser von zwölf Metern. Der Ring wird von einer Bodenmarkierung durchschnitten, die den Verlauf der äußeren Mauer des früheren Wallgrabens sichtbar macht. (Minden | WB/fw).
SO SAH DIE WIESE AUS, ALS KÜNSTLER GUNNAR HEILMANN DEN RING EINGESÄT HATTE. |
WESTFALEN-BLATT von Dienstag, 20.August 2019 Seite 3, OLW/NRW
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der hat es schweeer
und der land-art-künstleeer - der um so meeehr
oder: "ist das kunst - oder kann das weg?": nun gibt es ja bereits berühmtere kunst"zerstörungen" in der kunstscene insgesamt - und seit jahrhunderten: aber die "geschrubbte badewanne" (in wirklichkeit nicht von einer putzfrau gesäubert sondern von zwei spd-kunstbanausinnen, die eine schüssel für's gläserspülen bei einem museumsinternen parteifest suchten) oder auch die berühmte "fettecke" von beuys (die der hausmeister der kunstakademie düsseldorf seinerzeit entfernen ließ) sind da ja längst legendär geworden.
und da gibt es ja noch von gutmeinenden laien verschlimmbesserte madonnenbilder in italien oder die viel zu gute restaurierung des teuersten bildes der welt, des "salvator mundi" von leonardo da vinci, das eine sehr gerühmte new yorker restauratorin hier und da wohl mit zuviel "sfumato", dem eigentümlichen von leonardo erfunden farb"dunst", aufgeladen hat, und es dadurch wohl erst zu einem leonardo-werk hochstilisiert hat, das ursprünglich wohl aus der schülerschaft des meisters stammte.
aber auch schon in der reformation gab es ja vom glauben getriebene "bilderstürmer", die madonnen- und heiligen-skulpturen oder wertvolle bildfenster in katholischen gotteshäuser zerstörten - und die nazis trieben da ja ihr unwesen mit ihrem begriff "entartete kunst".
da die kunst immer "geschmacksabhängig" ist und die jeweilige zeit, das jeweilige hier & jetzt begleitet, ist kunst für andersdenkende oder nachfolgende generationen etwa als solche kaum noch zu wertschätzen oder oft gar nicht zu erkennen oder als solche auszumachen.
und bei an "land-art" anmutenden kunstwerken, die die landschaft "verschönern" oder verändern sollen oder einfach ein merkmal setzen, ist die unbewusste zerstörung von "ordnungskräften" aller couleur "natürlich" gegeben. oder der vandalismus irgendwelcher trunkenbolde, die ihr mütchen kühlen wollen, setzen ihnen ein ende. und am nächsten morgen wissen die dann "von nichts" und können sich kaum erinnern ...
übrigens, für die "badewanne" und die "fettecke" von beuys zahlte das land nrw jeweils 40.000 bis 60.000 d-mark schadensersatz an den künstler oder die besitzer der werke.
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