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lassen wir mal das "leit-" von leitkultur weg

original-abb: cicero


ich muss  mal hier zu diesem vermaledeiten begriff "leitkultur" meinen senf dazugeben, weil ich darüber gerade einen ziemlich vollständigen abriss im "spiegel" gelesen habe, dass jetzt nämlich auch noch ausgerechnet unser aller polit-"bubi" philipp amthor meint, sich dazu auslassen zu müssen - obwohl man aus meiner sicht damit keinen blumenpott bzw. kein extra wahlzettel-kreuzchen hinzugewinnen kann.

ach - lassen wir doch einfach mal endlich dieses bekloppte "leit-" bei "leit-kultur" weg. wir hier insgesamt haben nämlich kaum noch diesen zweiten passus, nämlich eine wie auch immer ge-"artete" kultur... selbst bei meinen "heimat"zeitungen fällt die "kultur"-seite manchmal der "aktualität" zum opfer, oder muss sich mit "-/fernsehen" den platz teilen, oder auch mit "-/medien" (keine ahnung, warum fernsehen und medien nicht zur "kultur" gezählt werden).

will sagen: wir brauchen alle hier wieder etwas mehr an "kultur" - und bei mir sind "kultur" und "moral" und mein "inneres navi", was ich von "jenem höhere wesen, das wir verehren" mit der seele und meinen eltern genetisch und mit der sogenannten "erziehung" (schreckliches bildwort!) und mit den milieus, in denen ich mich bewege, mit eingepflanzt bekomme -: jeden tag in einem lebenslangen lernprozess etwas hinzu und etwas vom alten ballast weggelassen. und was mir dann immer verlässlich im moment jeweils den unterschied von "gut" und "schlecht" im augenblicklichen zusammenhang anzeigt und so zu meiner urteilsfindung beiträgt. 

in gewisser weise erweisen sich also all diese identitäts-navigatoren durch den alltäglichen alltag sogar oft als synonyme. aber wen oder was muss das, was wir hier kultur oder moral oder gewissen nennen in diesem unserem lande immer gleich beispielhaft andere "leiten"? an-leiten - wozu ??? 

ja - es wäre ähnlich, wenn ich versuchen würde, meine brillengläser-sehstärke ab jetzt oder gleich zur "leit"-sehstärke für alle zu deklarieren - kurz- oder weitsichtig, das sei mal dahingestellt... 

dieses individuelle komponentenkonglomerat aus kultur, moral und gewissen "führt" mich ja durch das leben - und ich habe selten bis nie "auffahrunfälle" mit anderen mir in die quere kommenden kulturen, moralitäten oder den wegen anderer vorprogrammierter navi-algorithmen bei meinen mitmenschen - außer eben die unvermeidlichen karambolagen die wohl zu einem gelebten leben dazugehören. aber vieles scheint da unter diesen systemen schon kompatibel zu sein. da muss nichts mehr "leiten", die tanzen mit sich gleichberechtigt und in der "würde" unserer verfassung hier im miteinander.

ich spreche also - gerade einem philipp amthor - jede "leit"fähigkeit zu meiner orientierung und erbauung einfach mal ab.

der mörder von hanau hieß tobias rathjen - und stammt gebürtig aus hanau und hielt sich mal außer eben in hessen auch mal in bayern auf. aber er ließ sich beeinflussen von verschwörungstheorien zweifelhafter herkunft im internet - und vernahm nach eigenem bekunden "in sich" stimmen, nach denen er zu handeln gedachte - und mit denen er hier sogar die "großen" ereignisse" in der welt und deren akteure "aus der ferne" an-"leiten" konnte.

der mörder von halle hieß stephan balliet, er fand seine "an-leitungen" ausschließlich in einschlägigen video-baller-spielen und auf rechten schmuddel-accounts in den sozialen netzwerken. er bezeichnet sich selbst als "sozial" isoliert.

der mörder von regierungspräsident walter lübcke aus kassel hieß stephan ernst, der sich mehr oder weniger prominent durchs rechtsextreme milieu schleppte, ehe er sich zur tat entschloss. 

und diese letzten drei genannten täter-"persönlichkeiten" wuchsen wahrscheinlich unabhängig voneinander in einer wie auch immer eingefärbten "deutschen" (leit-?)kultur auf - und stromerten damit durchs leben, bis sie zu mördern wurden, damit andere - "aus-länder" - nicht mit teilhaben können an einer solchen ihnen innewohnenenden und ihnen heiliggewordenen kultur, von der sie sich schließklich an- oder ver-leiten ließen.

nochmal: lassen wir doch einfach mal dieses "leit-" bei "leit-kultur" weg, für mich klingt das nämlich implizit ziemlich hochnäsig, wie "deutschland - deutschland - über alles - über alles in der welt ..."
aber die zeit der "herrenmenschen", der überlegenheit "im blut" usw. ist vorbei.

auch für den wackeren zeitgenossen amthor sollte etwas mehr an demut angesagt sein - besonders jetzt wieder nach den morden von hanau.


das lebensmotto des französischen forschers, regiment-offiziers, priesters, mönchs und eremiten charles de foucauld, im deutschen auch bruder karl von jesus genannt, lautete: "immer den letzten platz" - und auch das kann eine "leit-kultur" sein...

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