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BLOG 034 frühlingsklimt

Ein Bild wie ein Traum, wie ein Versprechen,
wie ein utopischer Vorschein auf einen lustvollen
und leichtfertigen Sommer, der nicht
nur jahreszeitlich gerade noch ewig weit
entfernt scheint. Während unten die Rosen
blühen, weiß und pink, hängen die reifen
Äpfel in den Bäumen wie Sterne in einer
klaren Nacht am Firmament. „Es war, als
hätt’ der Himmel / Die Erde still geküßt“, an
diese Eichendorff-Zeilen erinnert das Gemälde
von Gustav Klimt, auch dadurch, dass
es auf schwindelerregende Weise oben und
unten, Tag und Nacht, Immanenz und
Transzendenz ununterscheidbar werden
lässt.

Der von einer jenseitigen Farbenexplosion überfließenden 
Leinwand sieht man die Düsternis
ihrer irdischen Geschichte nicht an. Das
1905 entstandene Bild „Rosen unter Bäumen“
gehörte der Wiener Jüdin Nora Stiasny, geborene
Zuckerkandl, die 1942 gemeinsam mit
ihrer Mutter deportiert und vermutlich im
Vernichtungslager Belzec ermordet wurde.

Das Gemälde hatte sie bereits 1938 für einen
Bruchteil seines damaligen Werts an den NSFunktionär
Philipp Häusler verkaufen müssen,
der es bis zu seinem Tod 1966 behielt. Über
den Kunsthandel gelangte es ins Pariser Museé
d’Orsay.

2019 stellten die Erben Nora Stiasnys einen
Antrag auf Rückgabe, dem die französische
Kulturministerin Roselyne Bachelot nun
zugestimmt hat. Da das Bild zu den geschützten
Kulturgütern Frankreichs zählt – es ist das
einzige Werk Klimts in staatlichen Sammlungen
–, ist dafür eigens die Zustimmung des
Parlaments erforderlich. Diese Entscheidung
zur Rückgabe sei „notwendig, unumgänglich“,
sagte Bachelot, „ein Akt der Gerechtigkeit“.
 
rik . wams, nr.12, 21.märz 2021, s.46 kultur

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