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friedenspreis für das "napalm-girl"

bildmontage: nw
... damit die Welt ein besserer Platz zum Leben ist

Dresdener Friedenspreis für das "Napalm-Girl"

Die als „Napalm-Girl“ auf einem Kriegsfoto von 1972 bekannt gewordene Vietnamesin Kim Phuc Phan Thi hat ihrem Schicksal vergeben. Sie nutzt das preisgekrönte Bild, das sie als Neunjährige nackt und schreiend nach einem Napalm-Angriff auf ihr Dorf zeigt, um für den Frieden zu werben.

„Mein Traum ist zu helfen, dass die Welt ein besserer Platz zum Leben ist“, sagte sie gestern, bevor ihr am Abend in der Semperoper der Dresdner Friedenspreises verliehen wurde. Seit Jahren reist die 55-Jährige als UN-Botschafterin um die Welt, erzählt ihre Geschichte und vom eigenen Umdenken.

„Kaum jemand kennt ihren Namen, aber nahezu jeder ihr Bild. Ein kleines, von Napalm verbranntes Mädchen, das nackt und schreiend über eine vietnamesische Straße läuft,“ heißt es in der Mitteilung von Friends of Dresden Deutschland. Die Organisation vergibt jährlich zum Jahrestag des Beginns der Zerstörung Dresdens im Jahr 1945 den Dresdner Friedenspreis. An diesem Montag Abend bekommt den mit 10.000 Euro dotierten Preis die 55-jährige Kim Phuc Phan Thi in der Semperoper überreicht. (taz)

„Ich wollte sterben“, sagt Kim Phuc Phan Thi. Die zierliche Vietnamesin mit schwarzem Pagenkopf und großen dunklen Augen schluckt, als sie sich erinnert.

Am 8. Juni 1972 war in ihrem Dorf Trang Bàng Feuer vom Himmel gefallen. Ein Kriegsreporter fotografierte, wie die Neunjährige nach dem Napalm-Angriff nackt und schreiend vor Schmerzen über eine Straße läuft, im Hintergrund dicker Qualm. Das später mit dem Pulitzer-Preis gekrönte Bild ging um die Welt als Symbol des Vietnamkriegs – und trug zum Umdenken in der US-Bevölkerung bei.

„Wenn ich allein bin, meide ich das Bild“, sagt die 55-Jährige. „Aber ich kann damit für den Frieden arbeiten, das ist meine Vision.“

Seit vielen Jahren engagiert sie sich für Versöhnung und kümmert sich mit einer eigenen Stiftung um Kinder aus Kriegsgebieten. Dafür bekommt sie den mit 10.000 Euro dotierten Dresdner Friedenspreis. „Mein Traum ist zu helfen, dass die Welt ein besserer Platz zum Leben ist.“ Sie reist als UN-Botschafterin um die Erde, obwohl ihre Narben manchmal wie Feuer brennen, erzählt ihre
Geschichte Kindern, „die keine Stimme haben“. Ihre Stiftung baut seit 2002 Schulen, Waisenhäuser und medizinische Einrichtungen auf der ganzen Welt. Das jüngste Projekt: eine Bibliothek für Kinder in dem Dorf, wo sie zum „Napalm-Girl“ wurde.

„Bildung ist so wichtig, jedes Kind muss die Chance haben zu lernen.“ Nach dem verhängnisvollen Tag, an dem sie der Fotograf noch mit Wasser übergossen und in ein Krankenhaus gebracht hatte, schien ihr eigenes Leben zu Ende. „Im Grunde wollte ich sterben, einfach aufgeben, ich hatte keine Hoffnung auf Leben und eine Zukunft, nur Leiden.“

Setzt sich für Frieden ein: 
Kim Phuc Phan Thi. 
Foto: dpa
Zehn Jahre war ihr Herz voller Hass und Verbitterung, bis sie in der Saigoner Bibliothek auf der Suche nach Antworten auf ihr Schicksal den christlichen Glauben entdeckte. „Ich bin sehr dankbar, dass ich noch lebe, dass ich aus dem Erlebten lernen, einen Weg finden konnte, anders mit Verletzungen, Schmerzen und der Quälerei umzugehen“, sagt sie. Und sie beschloss, kein Kriegsopfer mehr zu sein. „Ich bin eine Mutter, Großmutter und Überlebende, die sich für den Frieden einsetzt.“ Ihr eigenes Leben sei bestimmt von Hoffnung, Liebe und Vergebung.

 „Meine Vision ist, zu helfen, damit die Welt ein besserer Platz zum Leben ist.“ Jeder könne für den Frieden arbeiten und zu einer besseren Gesellschaft beitragen. „Durch Menschen, die verbittert sind, eine negative Einstellung zu allem haben, entstehen Gewalt und Hass und das führt zu Krieg.“ Phuc glaubt daran, dass ihre Geschichte zum Umdenken bewegt.

(dpa) taz | NEUE WESTFÄLISCHE, Dienstag 12.02.2019, S. 1 u. 3

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Nick Út mit einem Journalisten vor dem LBJ Library & Museum, April 2016





Nick Út  
eigentlich Huynh Cong Út (* 29. März 1951 in Long An) ist ein vietnamesisch-amerikanischer Fotograf. Er machte 1972 als Kriegsreporter in Vietnam ein Foto (The Terror of War), das vor einem irrtümlichen südvietnamesischen Napalmangriff fliehende vietnamesische Kinder zeigt. Dieses Foto gilt als Medienikone und machte den Fotografen weltbekannt. Nick Út lebt heute in Los Angeles; er ist als Fotoreporter für die Agentur Associated Press tätig.
Weltberühmt: das Bild der neunjährigen Fliehenden Kim Phuc Phan Thi, 1972, Vietnam Foto: Nick Ut/ap/dpa -
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diese photo-ikone ist auch für mich unvergessen, seit ich sie zum ersten mal wahrgenommen habe. das war damals noch im ersten "zarten" widerstand zum vietnam-krieg, den wir auf allen möglichen 68-er-demos lauthals dann auch zum ausdruck brachten. und dieses photo spornte uns in der "friedensbewegung" mit an, weil es so authentisch den wahnsinn des krieges zeigt ...

aber - bei mir wenigstens - löste es noch etwas anderes tiefgreifenderes in meinem koordinatensystem zur einteilung der welt in gut und böse aus ... 

zuvor waren die usa etwas, was mich anspornte: so wie in den usa, so wollten wir auch werden: die kultur, die musik, die wolkenkratzer, die autos usw.: in meinen kinder- und jugendjahren wuchsen die usa zu einem regelrechten "hype" - dort war für mich der mittelpunkt der welt: und wenn heute donald trump rufen muss: "america first!" - so teilte man damals ganz allgemein diese ansicht - auch um sich von "dem großen bruder" ganz fest an die hand genommen zu fühlen - gegenüber dem "bösen" osten, den "bösen" russen, den "armen brüdern und schwestern in der ostzone" ...

über zehn jahre stand damals schon die mauer in berlin - und da hatte john f. kennedy das bekenntnis abgegeben: "ick bin ein börlinör!" und schon bei seiner ermordung 1963 bekam dieses glanzbild amerika seine erste falte aufgestempelt - und erst recht mit der ermordung martin luther kings - und mit dem vietnam-krieg in der allgemeinen protesthaltung in den "68-ern" kamen noch mehr falten hinzu und zerknüllten das glänzende bild der usa in meinem kopf zur unkenntlichkeit ...

jimmy, das gummipferd
aus dem "sternchen" ...
aber der eigentliche innere bruch - die ablehnung und das zusammenfallen dieses ganzen popanz "usa", der ja nach dem krieg mit den besten mitteln der propaganda und der public-relations aufgebaut worden war und von den regierungen in westdeutschland - in der brd - massiv mit
freundschaftsbekundungen unterstützt wurde: "... fest in treue eingebettet im westlichen bündnis ...", und man sprach von der "schutzmacht usa" usw. - dieser innere bruch fiel just mit dieser bildikone vom "napalm-girl" in sich zusammen: als wenn man "jimmy, dem gummipferd" aus dem "sternchen" damals den luftstöpsel hinten am stummelschwanz herausgezogen hätte: pfffft ...  (erinnerst du dich: kinder haben "sternchen" gern - "sternchen" ist das kind vom "stern" - die extra-kinderbeilage im "stern" ...)

die usa - amerika - bekamen im nu ein ganz neues image in mir - es stand plötzlich eher für "schurkenstaat", der mit chemischenkampfmitteln und mit dschungel-entlaubungsmitteln in vietnam unzählig viele unschuldige embryos noch im mutterleib schädigte und krebsauslösend war: eine menge von kleineren und größeren abscheulichsten kriegverbrechen offenbarten sich - von diesem großen bruderstaat und "beschützer", dem garant für freiheit und demokratie in christlichem bekenntnis ...

okay - das war auch sicherlich eine entlastung des eigenen von den groß-eltern und eltern mitbeeinflussten schlechten gewissens im hinblick auf die "shoah" und die hundertausendfachen "euthanasie"-morde und den weiteren nazi-verbrechen mit dem deutschen tätervolk ..., dem wir eben bis heute uns zugehörig fühlen - und mit dem wissen: "die haben doch auch da in vietnam ..." - gelang uns durchschnitt-deutschen wahrscheinlich wieder ein besseres durchatmen ...

und doch: ich darf nicht unrecht gegen unrecht aufrechnen - schon gar nicht als "christen"mensch im "christlichen abendland": völkermord auf der einen seite ist zu ächten - ebenso wie völkermord auf der anderen seite - wie völkermord überall ... und mit den werten des christentums ist das nicht zu vereinbaren - nirgendwo - auf keiner seite - nie und nimmer!!!

international wird deutschland ja gelobt für seine nationale erinnerungs- und gedenkkultur - und z.b. dem kniefall willy brandts und dem händedruck vor den gräberfeldern in frankreich: aber hat man schon irgendwo ähnliche gesten der "entschuldigung" und der minutiösen aufarbeitung der amerikanischen kriegsgräuel wahrgenommen - z.b. eben in vietnam - aber auch anderswo ???

bei mir wenigstens - in meinem inneren koordinatensystem - ist "america" schon seit diesem "napalm-girl"-bild nicht mehr "first" - und ich war auch "noch niemals in new york" - und will da auch nicht mehr hin - aber ich lese mit großem interesse die beste zeitung der welt: die "new york times" in der deutschen google-übersetzung ...



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