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Im Bett mit John Lennon und Yoko Ono
Friedensdemo »Bed-In« vor 50 Jahren: Ausstellungen in Amsterdam
Kurz nach ihrer Hochzeit geben der »Beatle« John Lennon und seine Frau Yoko Ono am 25. März 1969 in einem Bett im Hilton Hotel in Amsterdam eine Pressekonferenz.
Amsterdam (dpa). Es war eine der skurrilsten Friedensdemos der Geschichte: das legendäre »Bed-In« des Ex-»Beatles« John Lennon und seiner damals frisch angetrauten Frau Yoko Ono in Amsterdam vor 50 Jahren. Doch von Sex und Rock’n‘Roll war bei dieser Demo-Aktion keine Spur.
Das Brautpaar trug Weiß, die langen Haare waren sorgsam geföhnt, als es aus dem cremefarbenen Rolls Royce stieg. Es war fast Mitternacht, und doch drängten sich Dutzende von Fotografen vor dem Hilton-Hotel in Amsterdam: Die Blitzlichter flackerten auf. Es war der 24. März 1969, der Beginn eines der legendärsten Happenings der 60er Jahre: Das »Bed-In« von John Lennon und Yoko Ono.
Der »Beatles«-Star und die japanische Konzeptkünstlerin hatten wenige Tage zuvor geheiratet und waren von Paris aus mit der Luxuslimousine nach Amsterdam gefahren, um dort das zu tun, was Frischverliebte am allerliebsten tun: im Bett bleiben. Und das sieben Tage lang. Doch sie schlossen nicht etwa Türen und Gardinen, sondern luden die Weltpresse ein. Ihre Flitterwochen sollten eine Demonstration gegen den Krieg sein, vor allem gegen den in Vietnam. »Wir bleiben im Bett für den Frieden«, erklärte Lennon vom breiten Doppelbett aus.
Die Suite 902 war bis auf das Bett fast völlig leer geräumt. Täglich hielt das berühmte Paar Audienz. Dutzende Journalisten aus aller Welt saßen auf der Bettkante, dazu kamen zahlreiche Fans, sie wollten Autogramme und brachten Geschenke wie ein Fahrrad und Tulpen.
Die Fluxus-Künstlerin Yoko Ono - heute (86 jahre alt) (WB) |
Dabei war eigentlich gar nichts passiert: Sieben Tage lang saßen und lagen John und Yoko im Bett. Ans Fenster hatten sie Poster geklebt: »Hair Peace« und »Bed Peace«. »Wir bringen die Botschaft von Love und Peace«, sagte Lennon den Reportern. Und Yoko zwitscherte mit ihrer Kleinmädchenstimme: »Amsterdam ist so ein inspirierendes Zentrum für junge Leute.« Da hatte sie nicht ganz unrecht. Die niederländische Metropole war 1969 ein magisches Zentrum für die Protestjugend aus Europa. »In Amsterdam war alles möglich«, erinnert sich der damalige Society-Journalist Henk van der Meijden. Hippies schliefen in den Parks, machten Musik, Marihuana war frei zu kaufen.
Reporter, die sich in Suite 902 pikante Szenen erhofft hatten, wurden allerdings enttäuscht. Noch nicht einmal ein Fitzelchen nackte Haut war zu sehen. John und Yoko hatten die weißen Pyjamas bis oben hin zugeknöpft. Ihre langen Haare wurden immer strähniger. »Es stank ein bisschen«, weiß der Journalist van der Meijden noch. Yoko Ono (86) wiederum erinnert sich vor allem an die »Romantik«. »John und ich hatten doch gerade erst geheiratet«, sagte die Witwe von John Lennon, der 1980 von dem »Fan« Mark Chapman in New York ermordet wurde, einmal in einem Interview. »Dies war unsere Hochzeitsreise.«
Aber für viele »Beatles«-Fans war es viel eher eine »Scheidungsreise«, wie sich der TV-Journalist Paul Wittemann erinnert. Er saß damals als Praktikant auf der Bettkante in der Suite. Für viele Fans war Yoko Ono der Spaltpilz der Band, die »Hexe«. »Wir wollten, dass sie neue Platten machten«, sagte Wittemann dem niederländischen Fernsehen. »Und damals dachten wir, dass sie das verhinderte.« Tatsächlich sollte die Band ein Jahr später auseinandergehen.
Das mit dem Weltfrieden nahm schon damals kaum ein Reporter dem Pärchen ab. Viele sahen die Aktion als schamlose Selbstinszenierung. Lennon verteidigte sich: »Im Bett bleiben ist die effektivste Weise, um für Frieden zu demonstrieren.« Tja, wenn man es sich leisten kann, konterten die Kritiker. »Das ist kein Luxus, sondern harte Arbeit, den ganzen Tag eure Fragen zu beantworten«, sagte Lennon und empfahl eine billigere Methode: »Lasst eure Haare wachsen.«
Nach sieben Tagen verließen John und Yoko Bett und Hotel. Den Weltfrieden hatten sie zwar nicht geschaffen. Aber Amsterdam hatte sie auf den Geschmack gebracht. Nur wenige Monate später schrieb Lennon bei einem zweiten »Bed-In« im »Queen Elizabeth«-Hotel im kanadischen Montreal den Song »Give Peace a Chance«, bis heute eine Hymne der Friedensbewegung.
(WESTFALEN-BLATT - Kultur, S. 19, Samstag/Sonntag, 23./24.März 2019)
in den videos ist zu sehen, wie eine "friedens"-demo von "sicherheitskräften" niedergeknüppelt wird - und wie man sich ganz gezielt jemanden ausguckt, den man dann mit schlagstöcken traktiert: da war ein "bed-in" sicherlich die beste form gegen den krieg in vietnam damals und anderswo zu "demonstrieren".
und natürlich musste man dazu die weltpresse ins frische ehegemach bitten und plakate an die fenster kleben, sonst hätte man ja glatt diese friedliche seite des menschen übersehen.
das ganze war ja zumindest auch von yoko ono, die sich ja zu einer bis heute berühmten welt-fluxus-künstlerin entwickeln sollte, auch ein sprungbrett und ein kunst-happening, denn john lennon war ja als beatle längst bekannt wie ein bunter hund.
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