"Erweiterte Verhörtechniken"
Ein Opfer der CIA-Folter zeichnet sein Leiden
"Wir haben Leute gefoltert", so lapidar hat es Ex-US-Präsident Obama einst zusammengefasst. Der Häftling Subaida wurde von der CIA gefoltert und hat das in Zeichnungen festgehalten, die "New York Times" hat sie veröffentlicht.
Von Alexander Sarovic | SPIEGELonline (click)
Der Gefangene ist nackt, sein Kopf geschoren, die Augen sind vor Schmerzen zusammengekniffen. Seine Hände sind an eine Stange über seinem Kopf gekettet, so hoch, dass er nur auf Zehenspitzen stehen kann. Der Mund öffnet sich zu einem Schrei.
Die bedrückende Zeichnung zeigt das sogenannte "Wall Standing", eine der Foltermethoden, von denen der US-Geheimdienst CIA beim Kampf gegen Al-Qaida nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Gebrauch machte. Angefertigt wurde sie vom Guantanamo-Insassen Zain al-Abidin Mohammed Hussein, besser bekannt als Abu Subaida.
Sein Anwalt Mark P. Denbeaux, Professor an der Seton-Hall-Universität im Bundesstaat New Jersey, hat sie nun in einem Bericht veröffentlicht. Der Titel des 94-seitigen Reports: "Wie Amerika foltert". Der Jurist dokumentiert und analysiert darin das Entführungs- und Verhörprogramm der CIA während der Regierung von Präsident George W. Bush.
In dem Programm entführte die CIA zwischen 2002 und 2008 mindestens 119 Terrorverdächtige. Mit Flugzeugen wurden die Männer an sogenannte "Black Sites" verschleppt: Geheimgefängnisse unter anderem in Afghanistan, Litauen, Polen und Thailand.
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Der Geheimdienstausschuss des US-Senats kam 2014 in einem Bericht zum Schluss, dass dort systematisch gefoltert wurde. Am Ende des mehr als 500 Seiten langen Dokuments findet sich eine Liste aller Personen, die der Geheimdienst in diesen Jahren festhielt. Der erste Name darauf: Abu Subaida.
Der Palästinenser, heute 48 Jahre alt, wurde im März 2002 in Pakistan gefasst. Die CIA verdächtigte ihn, ein wichtiger Al-Qaida-Leutnant mit Verbindungen zu Osama Bin Laden zu sein und im Voraus von den Anschlägen vom 11. September gewusst zu haben. Er war der Erste, den die CIA den "erweiterten Verhörtechniken" - so die verharmlosende Bezeichnung der Bush-Regierung - unterzog. 2002 waren die Methoden von der Administration des damaligen Präsidenten genehmigt worden, zunächst eigens für den Fall Subaida.
Subaidas Zeichnungen, in den vergangenen Monaten für die Studie seines Anwalts angefertigt, zeigen mehrere dieser Foltermethoden. Nach eigenen Angaben erlitt er die Qualen im August 2002 in einem Geheimgefängnis in Thailand. Die Illustrationen geben einen verstörend detaillierten Einblick in den Krieg gegen den Terror: Folter, dargestellt aus der Sicht des Gefolterten.
Die Zeichnungen gehen in ihren Details teilweise über das hinaus, was die meisten bisher bekannten Darstellungen zeigen. Das gilt etwa für das sogenannte Waterboarding, die wohl berüchtigtste der "erweiterten" Verhörmethoden.
Subaida war der Erste, der ihr unterzogen wurde. Ganze 83 Mal kam die Foltertechnik bei ihm zum Einsatz. Seine Darstellung zeigt einen nackten Gefangenen auf einer Liege, die Kopfstütze ist mit einem Scharnier befestigt. Demnach wäre es möglich gewesen, den Kopf des Gefangenen nach hinten zu kippen.
Das Waterboarding habe zu "Krämpfen und Erbrechen" geführt, heißt es im Senatsbericht aus dem Jahr 2014. Es habe Subaida "teilnahmslos" gemacht; "Bläschen stiegen empor in seinem offenen, vollen Mund". Der Geheimdienstausschuss konstatierte, das Waterboarding sei "brutal und weit schlimmer als von der CIA dargestellt" gewesen.
Abu Subaida (Archivfoto): Der Erste, der dem Folterprogramm unterzogen wurde |
Andere Zeichnungen zeigen "Stresspositionen" und Schlafentzug. So wurde Subaida nach eigener Darstellung in einer schmerzhaften Position auf dem Boden gefesselt. Dies habe dazu geführt, dass er "vielleicht zwei oder drei Wochen oder sogar länger" nicht geschlafen habe, wird der Palästinenser in Denbeaux' Bericht zitiert.
Auf einer anderen Illustration ist zu sehen, wie er in eine Kiste gezwängt wird, so klein, dass er nur zusammengekauert und bewegungsunfähig darin verharren konnte. Er habe "unzählige Stunden" in dieser "Hunde-Box" verbracht, sagte Subaida seinem Anwalt.
Schließlich enthält der Bericht eine Darstellung des sogenannten "Wallings": Der Gefangene steht nackt und gefesselt an einer Wand. Ein Wärter hat ein Handtuch um seinen Hals gebunden und schlägt den Kopf des Gefangenen gegen die Wand.
2015 wurde Folter bei Verhören verboten
Der US-Kongress zog im Juni 2015 Konsequenzen aus dem Bericht des Geheimdienstausschusses: Er verabschiedete mit großer Mehrheit ein Gesetz, das die "verschärften Verhörmethoden" verbietet. Eine treibende Kraft hinter der Initiative war der inzwischen verstorbene Senator John McCain. Er selbst war in Vietnam als Kriegsgefangener gefoltert worden.
Subaida verbrachte mehr als vier Jahre in "Black Sites". Seit Herbst 2006 sitzt der heute 48-Jährige im Gefangenenlager auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo im Osten Kubas. Das US-Verteidigungsministerium hält ihn weiterhin für einen Dschihadisten, der sich "wahrscheinlich eine extremistische Geisteshaltung bewahrt hat".
Allerdings räumte die Regierung schon vor Jahren ein, dass Subaida nicht das hochrangige Al-Qaida-Mitglied ist, für das man ihn bei seiner Ergreifung hielt. Laut der "New York Times" war er nicht einmal Mitglied der Terrorgruppe. Auch hatte er vor dem 11. September 2001 keine Kenntnis von den geplanten Anschlägen. Er wurde bis heute nicht angeklagt. Gerichtsakten zeigen, dass die Militärstaatsanwälte auch für die Zukunft keine Anklage planen.
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da hört man zu den holocaust-gedenktagen immer die schwüre: "nie wieder!" -
und da haben wir nachkriegskinder von kleinauf gelernt, voller bewunderung auf dieses amerika zu schauen: das war ja das große vorbild hier im westen - menschlich, moralisch und überhaupt: ja - wenn heute der unsägliche donald trump ruft: "america first", dann klang das für mich erst einmal gar nicht so übertrieben: das war ja der traum unserer kindheit: einmal nach amerika zu kommen... und so zu werden wie die "amis" - und was habe ich gelitten beim kennedy-mord - und wie habe ich immer an das gute im menschen geglaubt... - und wie böse war doch "der russe"...
also so um 68 legte sich meine "american affinity" dann mit den gräueltaten im vietnam-krieg (z.b. einsatz des chemie-kampfmittels "agent orange" zum entlauben der wälder, was aber heute noch zu bleibenden gen-schädigungen bei menschen führt) -
und ich fand dann alsbald schon mein nachbarland niederlande ganz toll - und "viel liberaler" als hier die brd - ich musste nicht mehr nach "übersee".
und 1995 fragte mich eine neue kollegin aus dem sachsenland (ehemalige ddr), die hier nach westdeutschland nach dem fall der mauer "rübergemacht" hatte: "wie jetzt - du warst noch nie in amerika drüben??? - das war doch das erste was wir gemacht haben, da hin fliegen und in new york shoppen gehen - und du hattest doch immer die möglichkeit dazu..."
und dann kam das desaster 2001 mit dem angriff auf die twin-towers - und die reflexe dazu von mr. president bush - und meine angst um völlig überzogene reaktionen - und die worte von gerhard schröder: "wir stehen an der seite der usa - ohne wenn und aber"...
und dann kam obama, der sonnyboy, der als erstes den friedensnobelpreis überreicht bekam - und dann verkündete, er würde "guantanamo" so schnell wie möglich schließen. und dann trat edward snowden ins bild und klärte uns auf über die angewohnheiten des nsa-geheimdienstes und das allgemeine abhören einschließlich des kanzlerinnen-handys - und die geschäftspraktiken der sozialen netzwerke mit den dafür zurechtmanipulierten silicon-valley-algorithmen (was alles ungebrochen weiterhin so betrieben wird - immer weiter...) - und ich hatte hier das "ego"-buch von frank schirrmacher gelesen, das leider viel zu rasch nach meiner überzeugung auf dem grabbeltisch gelandet ist - und eigentlich ein guter background-erklärer auch der trump-ära nach wie vor ist - und nach meiner meinung zur pflichtlektüre in allen schulen gemacht werden sollte. auch die hauptkritiker von 2013 bei den ersten buchbesprechungen haben jetzt nach der thronbesteigung des größten "ego's" dieser tage dem leider inzwischen verstorbenen schirrmacher trotz seiner großen weitsicht in dem buch noch wenig abbitte geleistet.
und ich bin seit meiner "ego"-lektüre überzeugt, dass mr. trump oft wie besessen lediglich den algorithmen-vorgaben nachkommt oder sogar folgen muss, die z.b. für die strategien gegenüber nordkorea, der ukraine und china jeweils in die spielkonsole eingelegt werden. und diese (un-)sinnleitenden fakten hat frank schirrmacher mir jedenfalls mit seinem buch plausibel nahegebracht - bis hin zu meiner daraus resultierenden verwegenen vermutung bzw. verschwörungs-theorie, dass die vielen tweets von trump vielleicht auch hier und da nur ein "spiel"-schreibautomat zur arbeitsteilung absetzt, denn trump will ja ab und zu auch noch golf spielen...
tja - lange rede - kurzer sinn: nun lese ich von den ausgeklügelten kz-methoden und folterpraktiken in guantanamo und den anderen lagern für vermeintliche al-kaida-kämpfer und sehe die verstörenden bildnisse dazu, wo die wenigsten entführten personen bis heute tatsächlich von einem staatsanwalt angeklagt wurden (also oft schon seit über 18 jahren nicht) - die aber immer noch weiterhin einsitzen - einfach so - wegen eines nie enden sollenden "verdachts" - und ich frage mich, wie man auf diese nicht aburteilbaren menschen überhaupt gekommen ist - und ich höre vom streit um die exekutionspraktiken in einzelnen bundesstaaten bei der tatsächlichen ausübung der todesstrafe, die donald trump wieder favorisiert und neu befeuert hat (all seine anderen eskapaden erspare ich mir hier) ...
Häftlinge im Camp X-Ray auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba. FOTO: PA/DPA |
aber das alles festigt meinen inneren gefühlsmäßigen paradigmenwechsel in bezug auf mein kindliches "america first" von damals - vielmehr sehe ich ein völlig verkorkstes, bankrottes, dekadentes und abgewirtschaftetes land mit sehr durchwachsener (geschäfts-)moral und skrupellosem egoismus - in gewissen auswüchsen erkenne ich da schon einen (neo-)faschismus im kumpelig daherkommenden schafspelz - obwohl man ja allen grund hätte, vor der welt auch mal demütig zu sein: da haben ja die alten die indianer als ureinwohner abgeschlachtet und vertrieben - die ersten atom-bomben auf japan abgeworfen mit hunderttausenden unschuldigen opfern - also schon auch "genozide" - mehrere völlig unnötige waffengänge ohne un-mandat, also verstöße gegen das völkerrecht - aber trotzdem stolziert man im ego-trip durch die welt: ICH zuerst, antiliberal und antimarxistisch bzw. antisozial, das unverhohlene darstellen eines "führer"-gehabes nach innen - und eben eine überzogene nationalistische gesinnung ("america first" - und das hieß ja mal in deutsch: "deutschland - deutschland über alles - über alles in der welt"...)...
nee - in ein solch undemokratisches und antiliberales land mit so viel dreck am stecken reise ich nicht...
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