von wegen - nur ein unbedeutender "vogelschiss"... diese jahre von 1933-1945 - und auch davor noch und danach.
nur ganz allmählich und tröpfchenweise dämmert es jetzt den kulturschaffenden, dass dieses ns-deutschland eine die gesamte bevölkerung umfassende gesellschaftliche bewegung war - und damit auch alle figuren in der kunst- und kulturszene mit ihrem inneren und verblendeten "aufbruch-willen" für eine neue "deutsche kunst" mit betraf.
es wird immer so dargestellt, als habe es eine zäsur um 1945 gegeben: "die guten ins töpfchen - die schlechten ins kröpfchen" - aber das gibt es nur im märchen - das war beileibe nicht so - und konnte auch gar nicht so sein. wenn man kulturelles leben - also geistige, künstlerische und gestaltende leistungen - in irgendeiner weise nach dem krieg anders "weiterführen" wollte - mit dieser wunde der zäsur, die die zurückliegende zeit in jeder hinsicht hinterlassen hatte, musste man den "wendehals" gaben.
alle künstler und kulturschaffende, die schon anfang der 30er jahre tätig waren, mussten ja sich und auch ihre familien ernähren und geld verdienen - was mit kunst und kultur ja so einfach nicht ist - sogar heute noch: wenn man da nicht versicherungsmäßig gut abgesichert ist, bleibt im alter als "freischaffende(r)" wenig regelmäßige zuwendung.
so konnte z.b. der kunsthistoriker werner haftmann, der spätere mitbegründer der "documenta" in kassel, dann auch 1934 einen aufsatz veröffentlichen, in dem er die künstler der "brücke" und des "blauen reiters" als die "umbruchstelle zu einer neuen deutschen sendung (!)" pries, die damit ein "innerliches nein zum 'westen'" vollzogen habe. wogegen er dann nach dem krieg rasch eine "gesamteuropäische kunst" apostrophierte.
aber auch in diesen anfangs-"documenta's" saß ihm, der bereits 1937 in die nsdap aus freien stücken eingetreten war, dann doch noch "das hemd näher als die jacke", als er felix nußbaum als hervorragenden jüdischen verfolgten künstler einfach ignorierte, aber emil nolde enthusiastisch auf den schild hob, obwohl er dessen ns-verstrickungen kennen musste. aber es musste geld verdient werden - und man kannte sich - aus alten seilschaften - und eine hand wäscht die andere...
man muss sich vom mythos der "stunde null" endlich lösen, die plötzlich nach dem "zusammenbruch" (wie die "normal"bevölkerung den 08.05.1945 bezeichnete) bzw. nach der "befreiung vom faschismus" (wie das einige durchblickende bundespräsidenten nannten, aber auch erst 20-/30 jahre später) alles neu gemacht habe - und wo man alle bis dahin agierende menschen einfach mit einer imaginären hirnwäsche ausgestattet sah - nach dem biblischen motto: "siehe das alte ist vergangen - es ist aLLes neu geworden"...
nein - wie man allgemein im alltag bis in die 80-er/90-er jahre diese zeiten nicht ansprach und verleugnete und beschwieg, so interessierte sich auch niemand für das tatsächliche tun zwischen 1933 bis 1945, denn nun rief ja das allgemeine "wirtschaftswunder" - und es hieß: "ärmel aufkrempeln - zupacken - aufbauen"...
ja - was gauland da neulich geäußert hatte, war (und ist) bei vielen zur triebfeder geworden: diese 12 jahre damals einfach zu einem "bösen ausrutscher" deklarieren, den man möglichst stickum beseitigt - und abputzt wie einen zufällig eingefangenen vogelschiss auf der ansonsten blütenweißen und tadellosen weste.
aber - es gibt noch viel zu tun - in den archiven - in der erforschung der eigenen familiengeschichte - in der erforschung der firmengeschichten ...
deutschland umfasste auch damals rund 80 millionen einwohner - ungefähr so viel wie heute - und davon gab es nur in einem sehr niedrigen promille-bereich widerständler gegen hitler und nazi-deutschland - eine handvoll - und der rest hat aktiv oder passiv einfach mitgemacht - mit dem "zeitgeist" - und das behaupte ich als notorischer nestbeschmutzer, denn da im nest selbst klebt noch die vogelscheiße - auch nach 80 jahren noch - bis ins 3. und 4. glied ...
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ttt - ARD -
Berlinale und Documenta: NS-Verstrickung der Gründungsväter
Nach 1945 wurde auf der Berlinale das weltoffene Berlin gefeiert, mit der Documenta wollte die junge Bundesrepublik an die Moderne anschließen. Doch die Gründungsgeschichte der Kulturinstitutionen muss wohl umgeschrieben werden.
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