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Kultur nach Auschwitz

konnte dieser barbarische eingriff des holocaust in die menschlichkeit "danach" geistige, künstlerische oder gestaltende leistungen der kulturschaffenden gemeinschaft überhaupt noch zustande bringen - oder konnte die reaktion nur ein tiefes allgemeines beschweigen sein - eine "ohnmacht" - in stiller trauer sozusagen.

aber die "kultur" ist flexibel - sie hat allmählich - und erst recht 75 jahre nach der befreung von auschwitz - ihre sprachen wiedergefunden - und hat sich über alle selbst auferlegten ge- und verbote hinweggesetzt.

inzwischen probiert sie sich an "auschwitz" und "holocaust" mit ganz unterschiedlichen herangehensweisen - zumal ja mit dem allmählichen verschwinden der direkten zeitzeugen auch neue formen der botschaften an die nachgeborenen entwickelt werden müssen.

und so wichtig da auch die gedenkveranstaltungen mit trauermusik und engagierten reden von politikern und historikern sein mögen, so wichtig ist es aber auch, dass der einzelne mensch im hier & jetzt etwas vom geschehen damals zumindest in etwa "wahrnehmen" kann mit seinen persönlichen und sinnlichen "antennen" - dass er etwas erspüren kann, auch vermittelt durch moderne medien, im nach- und miterleben.

und das geht nur durch kulturelle aktivitäten, eben auf geistigem, künstlerischen und gestalterischen wegen - im nachvollziehen von opferschicksalen von damals, flankiert mit nachgestelltem milieu - ganz abstrakt oder konkret - je nach gusto.

ein wegzuwischender "vogelschiss", der endlich im sankt nimmerleinsland verschwindet und untergeht, ist das auf jeden fall nicht...

die metropolis sondersendung von arte zu dem thema zeigt in 44 minuten jedenfalls eine ganze reihe von methodischen und didaktischen ansätzen, sich dem "unfassbaren" trotzdem angemessen von verschiedenen ausgangspunkten zu nähern.

vielleicht ist es auch eine inzwischen zeitgemäße anregungs- und motiv-sammlung - die aber auch wieder nur durchgangsstadien sind zu neuen ufern in der zukunft.

wir werden dieses thema in deutschland hoffentlich nie "überwinden", aber wir müssen angemessen und würdevoll lernen damit zu leben - zumindest "bis ins dritte und vierte glied" - und darüber hinaus.



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Kunst nach Auschwitz

75 Jahre Befreiung Auschwitz. Das schrecklichste je begangene Morden stieß auch die Kunst in eine tiefe Sinnkrise.

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch!“ proklamiert Theodor Adorno nach Kriegsende. Der Satz wurde als generelles Verdikt gegen jegliche Dichtung wie auch Kunst im Allgemeinen nach dem Holocaust, als konkretes Darstellungsverbot von Kunst über Auschwitz und die Konzentrationslager oder als bloßes provokatives Diktum verstanden. Die Auseinandersetzung um Adornos Satz wurde zum vielleicht wichtigsten Drehpunkt des ästhetischen Diskurses der Nachkriegszeit. Doch die Ermordung von Millionen Menschen duldet kein Vergessen. „Metropolis“ spricht mit Aleida Assmann und dem Zentrum für politische Schönheit. Wie kann eine angemessene poetische Form der Erinnerung aussehen? Und wie lässt sie sich lebendig halten, wenn die letzten Zeitzeugen verstorben sind?

Esther Bejarano - Die Akkordeon-Spielerin von Auschwitz.

Das Akkordeon hat Esther Bejarano im KZ Auschwitz das Leben gerettet. Heute macht die 95-Jährige wieder Musik – gegen Neonazis und das Vergessen. Seit zehn Jahren steht sie mit der Rap-Gruppe „Microphone Mafia“ auf der Bühne. Als eine der letzten lebenden Zeitzeugen von Auschwitz besucht sie Schulen und beantwortet Fragen zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.

„Third Generation - Next Generation“
Die israelische Regisseurin Yael Ronen hat ihr Stück im Berliner Gorki-Theater nach zehn Jahren neu inszeniert.

Ronen lässt eine Gruppe israelischer, palästinensischer und deutscher Schauspieler auf der Bühne aufeinander los. Mit bitterbösem Humor und politisch völlig inkorrekt pfeffern sich die Akteure gegenseitig ihre Biografien um die Ohren. Die dritte Generation nach Auschwitz spielt so schonungslos mit Täter, Opfer und Gutmensch, dass man bald nicht mehr weiß, ob man lachen oder weinen soll.

Stimme der dritten Generation: 
Benyamin Reich

Der israelische Fotograf zeigt, wie man heute mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit leben könnte.
Ein Nazioffizier heiratet eine Jüdin. Überlebende des Anschlags auf die Synagoge von Halle posieren für Portraits. Benyamin Reich spielt mit Rollen von Tätern und Opfern. Aufgewachsen ist Reich in einer ultraorthodoxen Gemeinschaft in Jerusalem. Seine Großeltern: Überlebende des Holocaust. Seit Jahren fotografiert Reich jüdisches Leben in Berlin und stellt fest: Versöhnung passiert dort, wo Begegnung ist.

Maya Jacobs-Wallfisch: „Briefe nach Breslau“
Was es bedeutet, die Tochter einer Holocaust-Überlebenden zu sein?

Maya Jacobs-Wallfisch ist Psychotherapeutin, spezialisiert auf die transgenerationale Weitergabe von Traumata. Ihre Mutter Anita Lasker-Wallfisch überlebte Auschwitz, als Cellistin im Lagerorchester. Über das Schweigen der Mutter über den Holocaust und die Schwierigkeiten, im London der Nachkriegsjahre die eigene Identität zu begreifen, hat sie jetzt ein Buch geschrieben.

Erez Kaganovitz – “Humans of the Holocaust”

Erinnerungskultur in Popkulturästhetik: Das Social-Media Projekt entstand, als Fotojournalist Erez Kaganovitch auf beunruhigende Schlagzeilen stieß: Die Hälfte der Millenials in den USA haben noch nie von Auschwitz gehört! Kaganovitz – selbst Enkel von Holocaust-Überlebenden – erzählt die Geschichten der Überlebenden, ihrer Kinder, sowie der Juden auf der ganzen Welt - in humorvollen und unkonventionellen Bildern.

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