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Wenn in China ein malaiisches Schuppentier ...

Das bedrohte und in China begehrte Schuppentier könnte nach chinesischen Angaben Überträger des neuartigen Coronavirus sein. Die Untersuchung von mehr als tausend Proben von Wildtieren habe ergeben, dass die Genomsequenz von Viren aus dem Schuppentier zu 99 Prozent mit der des neuen Coronavirus 2019-nCoV übereinstimme, berichtete die South China Agricultural University in Guangzhou. Allerdings gibt es bisher keine wissenschaftliche Veröffentlichung mit aussagekräftigen Daten, die belegen könnten, dass es sich bei dem Schuppentier-Virus tatsächlich um die Quelle für den Ausbruch der 2019-nCoV-Seuche handeln könnte. 
Einer anderen, unlängst veröffentlichten Studie zufolge stimmen die Gensequenzen des Virus mit den in Fledermäusen kursierenden Coronaviren zu 96 Prozent überein. Die Fledermäuse sind das Reservoir für sogenannte Betacoronaviren, zu denen auch das neue Coronavirus und das Sars-Coronavirus zählt. Als sehr wahrscheinlich gilt wegen der molekularen Eigenschaften der Viren-Oberfläche, dass nicht die Fledermäuse selbst das Virus auf den Menschen übertragen haben, sondern andere Tiere, die als Zwischenwirte möglicherweise auf einem der Tiermärkte wie dem in Wuhan verkauft wurden. Ein wichtiger Übertragungsweg sind Kot und Urin der Fledermäuse, das auf den Tieren landet. (F.A.Z.)
Malaiisches Schuppentier (nach einem DPA-Foto)

Ausgerechnet ein Tier, das wir fast ausgerottet haben, könnte der Überbringer der Corona-Seuche sein. Das ist grausame Ironie - und ein Lehrstück über Ursache und Wirkung.
Textbausteine aus "Ist der Mensch lernfähig?", einem Gastbeitrag von Judith Schalansky in der SZ vom 01.04.2020

"In China ist ein Sack Reis umgefallen" ist ein geläufiger Ausdruck für ein unwichtiges Ereignis. In der kurzgeschlossenen Welt gilt er nicht länger. Ob in britischen Ställen BSE auslösendes Fleischmehl an Rinder verfüttert wird oder auf einem fernöstlichen Markt eine Kobra oder eine Fledermaus geschlachtet wird, ist sehr wohl für die Menschheit der ganzen Welt von Bedeutung. Letztere Tiere galten als die ersten Verdächtigen für den Ursprung des aus dem Tierreich stammenden Virus, zumal Fledermäuse eine ganze Reihe von Coronaviren beherbergen, ohne dass dies ihre Gesundheit beeinträchtigen würde. Mittlerweile vermutet man, dass ausgerechnet ein Malaiisches Schuppentier jener Zwischenwirt gewesen ist, der das zu SARS-CoV-2 mutierte Coronavirus auf Menschen übertragen haben muss. 

Es stammt ... aus den südostasiatischen Regenwäldern, wo es niemals hätte gefangen genommen werden, so wie es auf keinem Markt der Welt hätte feilgeboten werden dürfen, da jeglicher Handel mit diesen Tieren oder deren Körperteilen verboten ist. Denn die einzelgängerisch und nachtaktiv lebenden Insektenfresser sind vom Menschen so stark bejagt, dass viele Populationen zusammengebrochen sind, und niemand weiß, wie viele Individuen der acht vom Aussterben bedrohten Unterarten überhaupt noch existieren. Schuppentiere sind die am häufigsten illegal gehandelten Säugetiere weltweit. Allein im Jahr 2018 wurden 62 Tonnen geschmuggelte Schuppen sichergestellt. Dementsprechend hoch sind die Schwarzmarktpreise, da ihr Fleisch als Delikatesse und ihre Schuppen in der traditionellen chinesischen Medizin als Wundermittel gelten.

Es bedarf keiner ausgeprägten Neigung zum schwarzen Humor, um die grausame Ironie wahrzunehmen, die darin liegt, dass ausgerechnet ein scheues, wehrloses Säugetier, das durch menschliche Bejagung kurz vor seiner Auslöschung steht, Überbringer einer Seuche sein soll, die allein bisher Zehntausende von Toten gefordert hat und etwa ein Viertel der Weltbevölkerung in die eigenen vier Wände verbannt.

Es ist lebensnotwendig, die ganze Welt als Organismus zu begreifen

Es erinnert uns daran, dass auch wir verwundbar sind, [der Mensch,] ein Säugetier, das mit seinen acht Milliarden Exemplaren für ein Virus nichts anderes ist als ein weiterer, idealer Wirt. Bei drohender Gefahr rollt sich das Schuppentier ein. Nichts anderes tun wir gerade. In diesen Wochen wird klar, dass die größere Herausforderung des Lebens darin besteht, die Welt nicht zu erobern, sondern verdammt nochmal zu Hause zu bleiben, vorausgesetzt natürlich man hat eins.
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Ein Virus, das alle Menschen heimsuchen kann, lehrt uns einmal mehr, wie unerlässlich, ja lebensnotwendig es ist, die Welt als einen Organismus zu begreifen.

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ja - so ist das: weil in china ein malaiisches schuppentier mit dem blut oder kot einer fledermaus auf einem illegalen tiermarkt bespritzt wurde, kann ich hier in deutschland nächste woche nicht meinen urlaub an der nordsee antreten ... 

okay - diese floskel: "in china ist ein sack reis umgefallen", habe ich in einem meiner beiträge hier zum #coronavirus dieser tage schon einmal gebracht - und bei google kursiert auch meine variante: "wenn in china ein sack reis umfällt oder am amazonas ein schmetterling mit den flügeln schlägt, dann kann das in norddeutschland einen wirbelsturm auslösen" – denn so erklärt man gerne die "chaostheorie".

diese chaostheorie war "zufällig" von dem amerikanischen meteorologen edward n. lorenz (1917-2008) 1963 entdeckt und entwickelt worden bei einer computerberechnung, wo er eine minimal fehlerhafte zahlenreihe eingegeben hatte, und dieser winzige abweichungsfehler potenzierte und exponenzierte sich dann zu einem komplexhaft anderen ergebnis, als es zu erwarten gewesen wäre. daraus leitete sich dann diese "chaostheorie" ab, die auch mit dem begriff "schmetterlingseffekt" beschrieben wurde: denn wenn man die berechnungsketten des mr. lorenz zugrundelegte, konnte man - rein theoretisch und völlig übertrieben - auch beispielhaft "ausrechnen" und "folgerichtig nachweisen", dass "der flügelschlag eines schmetterlings einen tsunami am anderen ende der welt auslösen kann" - so eine ebenfalls gängige erklärungsmetapher dazu, die dann auch im laufe der "vertelleken" und beispielsammlungen diesen "nichtigen" umfallenden sack reis aus china mit einbezog, als ein anfangs zu vernachlässigendes ereignis, was dann aber am ende in ein "verrücktes" ergebnis münden kann. 
  
vor dieser "chaostheorie" galt, dass in der makroskopischen welt alle künftigen entwicklungen prinzipiell vorausberechnet werden können, wenn man nur über genügend rechenkapazität verfüge. aber mit den erkenntnissen von mr. lorenz war nun mit einem mal klar geworden, dass langfristige aussagen über die zukunft praktisch nirgendwo möglich sind. beim phänomen "wetter" hätte man das vielleicht auch schon vorher geglaubt ("wo es denn so her zieht"...), doch erst mit der "chaostheorie" wurde beispielsweise erkannt, dass auch die umläufe der planeten und monde in unserem sonnensystem nicht für alle zeiten im voraus berechnet werden können: kleinste ungenauigkeiten in den anfangsbedingungen können auch hier langfristig zu großen abweichungen führen.

und wir alle erleben ja am eigenen leib mit der #corona-krise jetzt weltweit, wie sich plötzlich und unerwartet "in real life" diese theoretische "chaostheorie" bzw. dieser "schmetterlingseffekt" niederschlägt und zur anwendung kommt - in allergrößtem respekt durch die wissenschaft, der virologen, die entsprechende empfehlungen und warnungen und maßnahmen für das tun und lassen der politik ablassen, die dann in erlassen und verordnungen maßgebend werden - zum schutz vor dieser sich "chaotisch" exponentiell ausbreitenden virusinfektion.

hier können auch die rechenkapazitäten keines rechenzentrums der welt dieses ereignis und die infektionsherde exakt voraussagen - und deshalb ist gerdezu paradox diese unvorhersehbarkeit plötzlich sogar "wissenschaftlich" exakt.

also: die erklärungsmetapher vom "sack reis in china", der durch sein umfallen einen "wirbelsturm in norddeutschland" auslösen kann, trifft in der ausbreitung des #coronavirus tatsächlich plötzlich zu - eine beispielerzählung wird tatsächliche realität... 

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