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75 jahre - alls tünche - oder was ...???


dieses jahr hat es ja an historisch hehren erinnerungen in sich: 75 jahre nach kriegsende - 75 jahre befreiung auschwitz - 75 jahre nach den ns-euthanasie-krankenmorden:


da steigen manchmal bilder auf - und verknüpfen sich dann mit den texten, auf die ich "zufällig" stoße - und die mir anstoß sind - und manchmal auch "anstößig":

da blicke ich auf das stelenfeld in berlin - und da lese ich von den 75.000 stolpersteinen, die der künstler gunter demnig inzwischen gelegt hat - in europa - diese messingplaketten mit

eingraviertem namen, jeweils vor dem letzten "freien wohnsitz" des benannten ns-opfers. und da sind sie paten, die dafür gesorgt haben, dass überhaupt ein stolperstein gelegt wird - und da sind die kämpfe von interessengruppen, damit so ein projekt wie das stelenfeld in berlin zum gedenken an die opfer des holocausts überhaupt angeschoben und dann letztlich auch umgesetzt wird: mitten in berlin - in bester lage: in nähe vom brandenburger tor und vom reichstagsgebäude ...

und dann denke ich an die anerkennung aus dem ausland über die gedenk- und erinnerungskultur hier in deutschland zu allem, was da zwischen 1939 und 1945 geschehen ist - ja und ich denke auch an den "vogelschiss" des bundestagsabgeordneten gauland, wie er diese epoche tituliert und bezeichnet hat.


und just in diesen überlegungen - und in diesen gefühlverwirrungen von innerer trauer über all das leid, das damals geschehen ist - in allen familien - mehr oder weniger - aber auch dem stolz, wie hier in deutschland diese zeit aufgearbeitet wird - und wie ihr gedacht und wie erinnert wird

- und über diese ewig gestrigen, die diese zeit wegradieren wollen - aus den augen aus dem sinn... - und just in diese überlegungen stolpere ich über diesen text aus 

matthäus 23, in den versen 27-32: 

"Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! 

Denn ihr gleicht übertünchten Gräbern, die von außen zwar schön scheinen, inwendig aber voll von Totengebeinen und aller Unreinheit sind. 

So scheint auch ihr von außen zwar gerecht vor den Menschen, von innen aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit. 

Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! 

Denn ihr baut die Gräber der Propheten und schmückt die Grabmäler der Gerechten 

und sagt: Wären wir in den Tagen unserer Väter gewesen, so würden wir uns nicht an dem Blut der Propheten schuldig gemacht haben. So gebt ihr euch selbst Zeugnis, dass ihr Söhne derer seid, welche die Propheten ermordet haben. Und ihr, macht nur das Maß eurer Väter voll! ..."

und dieser text sagt viel zu unserem "reinen" nachkriegs-generationsgewissen: "da habe ich doch nichts mehr mit zu tun - das waren die "nazis" - und in unserer familie war keiner "nazi" -gab es keine "nazis" ...

dabei wird oft verkannt, dass die nsadap damals bis zu 9 millionen freiwillig eingetretene "parteigenossen" hatte: 9 millionen bei einer gesamtbevölkerung von rund 80 millionen menschen, wovon wohl ca. 60 millionen volljährig waren: also jeder 6. bis 7. erwachsene reichsbürger war mitglied der nsdap ...

ich will nun auch nicht moralisch werden - und ich habe etwas gegen "sippenhaft" - das klingt mir zu sehr nach "erbbiologischen" überlegungen. aber man darf nicht verkennen, dass die allermeisten deutschen familien dem zeitgeist damals positiv gegenüberstanden - und passiv bzw. aktiv "mitmachten". 

"nazis" - das war nicht eine braun- oder schwarzuniformierte extra-bande: die "nazis", das waren die deutsche gesamtgesellschaft - und diese tatsache sollte für alle nachgeborenen ein heilsamer schock sein ... ew-si


 ... und dazu fällt mir auch der saloppe spruch von "fräulein" bahlsen ein: in ihrem betrieb sei man immer immer "gut" zu den zwangs- und ostarbeiter*innen gewesen ...