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ganz schön in die jahre gekommen: pippilotta langstrumpf wird 75





Vor 75 Jahren also wurde das erste Buch mit Pippi Langstrumpf als Hauptfigur veröffentlicht. 

Kinderbücher sind immer auch Spiegel ihrer Zeit, und für heutige Kinder ist es eher unverständlich, warum Pippis Vater ein "Negerkönig" sein soll. 

Bedenkliches Vokabular und verstörende Haltungen aber im Nachhinein zu tilgen - und solche Forderungen gab es in Bezug auf den "Negerkönig" – ist jedoch Unsinn.

Kinderbücher werden irgendwann zu historischen Dokumenten, die man nicht ändern sollte, denn dadurch würde das ganze Werk verfälscht. 

Ja, 1945 war das Denken in Europa noch kolonialistisch geprägt, und die liberale Pippi-Schöpferin Astrid Lindgren war davon ganz offensichtlich nicht frei. Darin allein schon liegt eine Lehre. 

Aber die ersten Abenteuer von Pippi erschienen auch in einem Monat, in dem ein Krieg zu Ende ging, der durch starre Obrigkeitstreue mitbefördert worden war. 

  • Lindgrens Hauptfigur lehnte sich gegen Obrigkeiten auf, Pippi war und ist die personifizierte Anarchie. Und da sie in unseren Köpfen und Herzen mehr ist als eine bloße Buchfigur, heißt es jetzt, trotz allem: Happy Birthday, Pippilotta! (SPIEGEL)
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also - ich schließe mich den glückwünschen zum75. natürlich gerne an, denn mit pippi bin ich ja sozusagen "groß" geworden. und dieses buch und der geist dieses buches von astrid lindgren hat mich auch geprägt - und ich glaube auch, alle "68-er" mit beeinflusst: den funken zum wiederstand, den anfang, "sich die welt etwas bunter zu malen, als sie damals noch war - und auch die sprache zu beleben und tabus zu berühren, als sich die elterliche tätergeneration noch in eisiges (ver-)schweigen in der nachkriegsschockstarre befand.

aber zu allen geburtstagsgrüßen und der dankenswerten erwähnung von susanne beyer, der autorin der "lage am morgen" im "spiegel"-hauptstadtbüro, muss dann doch noch ein hinweis von der fanseite "efraimstochter"  hinzu gefügt werden: 
"Pippis Papa Efraim Langstrumpf wird nämlich tatsächlich plötzlich in den neuen deutschen Pippi Langstrumpf Büchern nicht mehr "Negerkönig" genannt, dann liegt das daran, dass der Oetinger Verlag in den aktuellen Übersetzungen der Bücher von Astrid Lindgren die Wörter "Neger" und "Zigeuner" durch andere zeitgemäßere Wörter ersetzt hat.
Die Erlaubnis dazu hat der Oetinger Verlag im Jahre 2009 von Astrid Lindgrens Erben erhalten. Pippis Papa heißt jetzt also bei uns in Deutschland nicht mehr "Negerkönig" sondern "Südseekönig" und man spricht im Taka Tuka Land nicht mehr die "Negersprache", sondern die "Taka-Tuka-Sprache."
um es gleich vorwegzunehmen, für mich ist diese veränderung der original astrid-lindgren-schreibe eine reine unbotmäßige"geschichtsklitterung".

wenn ich (1947 geboren) meinen vater fragte,
warum der englische besatzungssoldat eine "pech?"-... (darf ich diesen farbzusatz überhaupt noch schreiben?)...-schwarze hautfarbe hatte, der mir die schokolade geschenkt hat, bezeichnete der ganz wertfrei, wie astrid lindgren auch, einen dunkelhäutigen menschen ganz schlichtweg als "neger". 

und ich lernte dann mit dem lesen von geschichten und büchern, dass das abfällige schimpfwort dann dafür "nigger" lautete. die bezeichnung "nigger" hatte man tunlichst zu vermeiden, weil sie rassistisch gemeint war und so gebraucht wurde... - "neger" war - für mich bis in die 70er jahre - eine normale bezeichnung: etwa wie "indianer", oder auch noch "eskimo", was ja heute auch wohl auch "bildungsmäßig" mit "inuit" zu ersetzen ist, um politisch korrekt zu formulieren.

aber mit diesen sprachklitterungen verfälscht man auch kultur und historischen werdegang und einhergehende sprachveränderungen: man kann jedem kind beim wort "negerkönig" heutzutage durchaus erklären, dass so vor 75 jahren, als pippilotta langstrumpf geboren wurde, bestimmte indigene völker - hier in der südsee, eben in jenem "taka-tuka"-land, bezeichnet wurden. und man kann auch erklären, wie sich sprache und bezeichnungen verändern - und sich "nach heutigem sprachgebrauch"ein ganz "normaler" "südseekönig" dahinter verbirgt. 

aber dazu müsste man mit seinem kind sprechen - müsste erklären - und anteil nehmen - sich "auseinandersetzen": mit kind, der zeit, rassisimus und pippi langstrumpf... und das in dieser "schnelllebigen zeit" bei aller corona-einschränkung.

da pippilotta aber eine helle hautfarbe hat, ohne dunklem einschlag, muss ihr vater efraim also als ein in einer südseeinsel-robinsonade auf einer insel angespülter "weißer mann" dann dort zum könig ernannt worden sein, aufgrund von qualifikation und leistung, nicht wegen seiner "dominierenden" hautfarbe ... - 

aber das ist wohl wieder eine andere abzuklärende geschichte nach 75 jahren im political-correctness-fieber heutzutage ...

herzlichen glückwunsch, pippi - und liebe grüße an den herrn papa - "da unten"...