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vor 50 jahren: abbey road - und die suche nach der östlichen mystik




London: Vier Männer laufen über einen Zebrastreifen, im Hintergrund parkt ein VW-Käfer. Jeder Musikfan weiß sofort, um was es geht: »Abbey Road«. Das »Beatles«-Album mit dem weltberühmten Cover erschien an diesem Donnerstag vor 50 Jahren.

Mit der remasterten Wiederveröffentlichung am Freitag wird das Meisterwerk der Fab Four gefeiert. Damals erschien »Abbey Road« nach turbulenten Wochen, in denen das offiziell erst 1970 vollzogene Ende der »Beatles« besiegelt wurde. Vormittags am 8. August 1969 liefen John Lennon, Ringo Starr, Paul McCartney und George Harrison über den Zebrastreifen an der Abbey Road 3/Ecke Grove End Road, Iain MacMillan fotografierte. Dann aber »machte die Sache keinen Spaß mehr, und es war Zeit zu gehen«, sagte Harrison über die Trennung, die von Lennon ausging.

Die Welt ahnte am Tag des Erscheinens von »Abbey Road« nicht, dass die »Beatles« einen letzten Kraftakt für ein finales Meisterwerk hinter sich gebracht hatten. Der später weltberühmte Alan Parsons, der mit 19 Jahren Soundingenieur in den Abbey-Road-Studios war, erinnert sich: »Ich war mir auf dem Apple-Dach sicher, dass es die letzte Live-Performance war. Aber ich war mir nicht sicher, ob ›Abbey Road‹ ihr letztes Statement sein würde.«

Das elfte »Beatles«-Studioalbum seit dem Debüt »Please Please Me« (1963) steckt voller Überraschungen. Musikalisch wie fotografisch: Das Albumcover mit dem barfüßigen McCartney war Anlass für wüste Theorien, er sei tot und durch einen Doppelgänger ersetzt worden. Angeblicher Beweis: das Nummernschild des VW-Käfers im Hintergrund, auf dem »LMW« stand sowie »28 IF«. Das sollte heißen: »Linda McCartney weeps« (Linda McCartney weint) sowie McCartney wäre 28 Jahre alt, »if« – wenn – er denn noch leben würde. Tatsächlich war McCartney damals 27, aber auch das wischten die Esoteriker beiseite: McCartney sei ja in der Lehre des Mystizismus bewandert, der zufolge jeder Mensch zum Zeitpunkt seiner Geburt bereits ein Jahr alt sei.

50 Jahre später verursacht das Album im Londoner Stadtteil St. John’s Wood immer noch fast täglich Verkehrsbehinderungen, denn der unter Denkmalschutz stehende Zebrastreifen ist eine Touristenattraktion. Und ein ständiges Ärgernis für Autofahrer: Bis das Hupkonzert der Auto- und Busfahrer zu laut wird, versuchen die Touris, das Albumcover nachzustellen. Das Fotoshooting ist nicht ganz ungefährlich: Einige Autofahrer sind so genervt, dass sie vor dem Zebrastreifen extra aufs Gaspedal treten . . .

aus: WESTFALEN-BLATT, Donnerstag, 26.September 2019, S. 31 - Kultur/Fernsehen




ja - es war das letzte life-album der beatles - vor 50 jahren - und ich erinnere noch, wie man auf den feten nach den songs auf der platte girrte.

aber neben den songs hat mich diese "verschwörungstheorie" fasziniert: das albumcover mit dem barfüßigen mc|cartney, der angeblich tot sei und von einem "double" ersetzt wurde - mit dem hinweis auf das kitzekleine nummernschild auf dem vw-käfer links, auf dem »LMW« stand, und darunter »28 IF«. und das wurde dann (ein bisschen so wie "reim dich oder ich fress dich") dem angeblichen kürzel »Linda McCartney Weeps« (linda mc|cartney weint) zugeschrieben und die "28" dem lebensalter von mc|cartney (obwohl er erst 27 war) - und das »IF« – wenn er denn noch leben würde. und diese altersabweichung wurde damit begründet, dass das zeugungsalter bei der geburt ja schon fast ein jahr zurückliegt - so wie es teilweise in schulen der astrologie und der mystik berechnet wird.

tja - mit solchen spitzfindigkeiten kann man natürlich in jedes foto irgendetwas hineingeheimnissen - und vor allen dingen heutzutage im netz damit aufsehen und anhänger bekommen und eine menge clicks und selbstbestätigung.

aber den esoterikern und beatniks dieser verschwörungsinterpretation damals ging es darum ja nicht, die waren ja noch gar nicht so "netz-affin", wie das heutzutage per smartphone gang und gäbe ist.

das cover war so bestechend einfach und genial, dass man sich eben überlegte: was will man uns damit sagen: und die beatles selbst waren ja schon von einem trip zuvor aus indien zurückgekehrt - und waren in meditationstechniken eingeführt worden, um ersatz für den drogenkonsum zu finden: im februar 1968 reisten sie nach rishikesh in nordindien, um an einem fortbildungskurs für transzendentale meditation (tm) im ashram von maharishi mahesh yogi teilzunehmen. 

das interesse der band an den lehren des maharishi wurde von george harrison angeführt. diese neue orientierung der beatles veränderte die einstellung der westlichen welt zur indischen spiritualität insgesamt und führte auch zum hype um den bhagwan shree raijneesh - später osho und seinen orange/rot-sannyas - und förderte die einübung buddhistischer und anderer esoterischer mediationsübungen wie dem yoga. und: der erfolg der meditationen machte sich ganz in echt bemerkbar: es wurde die produktivste zeit für das songwriting der beatles.

natürlich waren diese abstrusen cover-interpretationen einfach nur wichtigtuerei - aber die hinwendung zur östlichen spiritualität der beatles und der popmusik damals und das bekanntwerden der amerikanischen beat-literatur in den "einschlägigen kreisen" war schon eine episode der 68-er kulturentwicklung insgesamt - und hält seitdem auch noch an - wenn auch wesentlich "nüchterner" und abgeklärter. 

die welt wenigstens war wieder ein stück mehr zum globalen dorf zusammengewachsen ...

Adorno - die Beatles - und die ewigen Wahrheiten

Steile These: Adorno hat Beatles-Hits geschrieben

Rio de Janeiro (KNA). Steile These des Journalisten Olavo de Carvalho, Einflüsterer von Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro: Die Lieder der Beatles seien in Wahrheit vom deutschen Philosophen Theodor Adorno (1903-1969) komponiert worden. Das verkündete der als „ideologischer Guru“ des Rechtspopulisten geltende Carvalho.

Die Beatles und andere Bands der 60er Jahre seien zudem „Satanisten“ gewesen und hätten dem Drogenkonsum gehuldigt. Da die Beatles „kaum Gitarre spielen konnten“, sei es unmöglich, dass sie die Welthits komponierten. Das behauptete Carvalho in einem Twitter-Video. Der Drogenkonsum habe zum Tod zweier ihrer Mitglieder geführt. In Wahrheit wurde John Lennon 1980 erschossen, George Harrison starb 2001 an Krebs. Carvalhos Einfluss auf die Regierung von Bolsonaro gilt als groß. Er lebt seit 2005 in den USA und hat Verbindungen zu Steve Bannons rechter „Alt-Right-Bewegung“. Beide warnen vor einer durch Kulturschaffende betriebenen marxistischen Weltrevolution, zu der auch die „Lüge vom Klimawandel“ gehöre.

Tiefer, weiter Blick - und die Analyse einer Gegenwart, die noch 50 Jahre entfernt war: Theodor Wiesengrund Adorno, Philosoph und Soziologe, Musiktheoretiker und Komponist, um 1960.
graphische sinedi-bearbeitung nach einem FOTO vonAKG-IMAGES



Psychologie und Soziologie im Spätkapitalismus
Die frappierende Aktualität Adornos selten zitierter Texte

Alltagskonflikte, Rechtsextremismus, Verrohung. Und die Flucht ins Nationale: Warum gerade jetzt die Lektüre des Frankfurter Soziologen lohnt.

Von JULJAN KRAUSE | Tagesspiegel

Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of Southampton und Herausgeber der philosophischen Fachzeitschrift 'Evental Aesthetics'. Im Herbst erscheint sein Beitrag zur Soziologie Adornos im Sammelband „A Companion to Adorno“ (mit Matthias Benzer, Verlag Wiley-Blackwell).


Als Adorno im Herbst 1949 erstmals seit seiner Flucht aus Nazi-Deutschland wieder Frankfurter Boden unter den Füßen hatte, notierte er in seinem Tagebuch: „Eigentlich gibt es Frankfurt nicht mehr, aber das Leben wirkt normal.“ Die emsig-betriebsame Rückkehr zum Alltag steht in krassem Widerspruch zur Ruinenkulisse der Stadt. Der Aufschwung der 1950er und 1960er Jahre, der die Menschen von den Extremen fort in die sogenannte soziale Marktwirtschaft hinein zu integrieren suchte, führte dann auch zu einer zumindest ökonomischen Befriedung der Gesellschaft. Für Adorno aber vermochten die gefüllten Supermarktregale und der Mittelklassewagen vorm Reihenhäuschen das ungeheuerliche Gewaltpotential bestenfalls zu überspannen, welches unter der Oberfläche der Alltagsökonomie nach wie vor gärt.

Die Spielarten des Lachens als Spiegel der Gesellschaft

Der falsche Friede des Alltäglichen, die augenscheinliche Normalität, aus der die Gewalt aber doch immer wieder hervorbricht, sind Kernthemen in der Gesellschaftsanalyse Adornos und machen insbesondere seine weniger beachteten Texte, 50 Jahre nach seinem Tod und 116 Jahre nach seinem Geburtstag am 11. September 1903, aktueller denn je. Das Gesellschaftliche wird für Adorno gerade dort interessant, wo die Ausfallserscheinungen der spätkapitalistischen Ordnung Einblick gewähren in die Maschinerie, die Menschen als gesellschaftskompatibel zurechtstanzt. Gerade die zunehmende Verrohung im Alltag, der Rechtsextremismus und der florierende Verschwörungswahn dieser Tage sind hierbei nicht voneinander unabhängige Phänomene, sondern Objekte einer Alltagsempirie, die Adorno zur Analyse gesellschaftlicher Gegensätze und Brüche empfiehlt. Sie ist heute dringlicher denn je.

Beispielsweise das Lachen sagt für Adorno viel über eine Gesellschaft aus. Das harsche, laute Prusten der Fahrgäste, wenn jemand unbeholfen in der Zugtür stecken bleibt oder das Feixen, wenn psychisch Kranke, heutzutage von Passanten gerne mit dem Handy abgefilmt, auf der Straße randalieren, sind Momente, in denen „individuelle Reaktionsweisen zugleich gesellschaftliche Aggressivität kanalisieren“, die sich an den nächst Schwächeren austobt. „Leicht verbünden die von sozialem Druck Deformierten sich mit der Gewalt, die sie zurichtete“, schreibt Adorno zum kollektiven Lachen. „Sie halten sich schadlos für den gesellschaftlichen Zwang, der ihnen selbst widerfuhr: an denen, die ihn offenbar zur Schau tragen“, notiert Adorno in seinen „Anmerkungen zum sozialen Konflikt heute“.

Opfer und Agenten ihrer eigenen Beschädigung

So selten kollektives Lachen ob des Unglücks Anderer komisch ist, so ernst zu nehmen sind die ständigen Reibereien und Auseinandersetzungen, die zu unserem Alltagsbild gehören. Kaum mehr zu zählen sind die Studien, die in jüngster Zeit eine eklatante Verrohung der Gesellschaft anzeigen. Ob in der Schule, im Betrieb, auf der Straße, in der Kneipe oder übers Handy gebeugt, der Umgang wird allerorts merklich rauer. Für Adorno sind Alltagskonflikte Indiz dafür, dass die Menschen immer weniger glauben, das Ordnungsprinzip meine es gut mit ihnen oder sei gar für sie gemacht.

Die dumpfe Ahnung, nur „Anhängsel der Produktion“ zu sein, sich aber nicht entziehen zu können oder zu wollen, entlädt sich vielfach im Hass auf all diejenigen, die den reibungslosen gesellschaftlichen Vollzug zu stören scheinen. „Bis hinab zu ebenso läppischen wie affektiv besetzen privaten Zänkereien präsentiert die Gesellschaft den Lebendigen die Rechnung für ihre verkehrte Gestalt, an der sie mitschuldig sind, und für das, was sie aus ihnen gemacht hat.“ Für Adorno sind Menschen im Spätkapitalismus zugleich Opfer und Agenten ihrer eigenen Beschädigung. Die allgemeine gesellschaftliche Verrohung ist demnach giftiges Abfallprodukt der alltäglichen Reproduktion einer Ordnung, die stetig größere Opfer abverlangt.

Damals wie heute wird die Aufhebung gesellschaftlicher Missstände allerdings nicht rational durchdacht, sondern im Nationalen imaginiert. „Für zwei Stunden schweißt der große Anlass die gesteuerte und kommerzialisierte Solidarität der Fußballinteressenten zur Volksgemeinschaft zusammen“, schreibt Adorno anlässlich der Übertragung einer Weltmeisterschaft. Als habe er die Entwicklung im heutigen Deutschland vorhergesehen, spricht Adorno im Jahr 1967 in einem Vortrag über Aspekte des neuen Rechtsradikalismus (die Abschrift ist jüngst als Taschenbuch erschienen). Die gesellschaftlichen Voraussetzungen faschistischer Bewegungen bestünden nach wie vor fort. Niemand sei sicher vor der stets voranschreitenden Prekarisierung und der unaufhörlichen Automatisierung. Selbst wer in Arbeit ist, habe den Jobverlust schon vor Augen und fühle sich bereits „potentiell überflüssig“, so Adorno.

Die Flucht ins Völkische

Aktuell rechnet etwa die OECD damit, dass ein Fünftel der Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland mittelfristig durch Automatisierung verloren gehen werden. Rechte Demagogen nutzen die wachsende existentielle Angst vor dem Überflüssigsein. Adorno beschreibt die „Weltuntergangsphantasien“, von denen sich die neuen, alten Nazis nährten als „manipulierte Astrologie“. Heute führen rechte Verschwörungstheoretiker den Diskurs einer imaginierten „Umvolkung“ fort, wie er schon in der Weimarer Republik aus vielen rechten Blättern ätzte. So raunen etwa AfD-Funktionäre unablässig, ein planvoller „Bevölkerungsaustausch“ fände statt, nach dem das deutsche Volk vertrieben und durch Geflüchtete „ersetzt“ werden solle.

Dieser Diskurs soll zum einen mobilisieren. Zum anderen jedoch lenkt er den Groll weg von den Verhältnissen und verheißt die Aufhebung des Unglücks im Volk: Überflüssig gemacht wird also nicht, wer aus Kostengründen wegrationalisiert wird, sondern angeblich ausradiert wird, wer Deutsch ist. Das Eingeständnis, potenziell überflüssig zu sein, kränkt und wertet ab. Die Volkszugehörigkeit aber kann einem durch Arbeitslosigkeit und Sozialabstieg nicht genommen werden. Wie sehr in diesem Zusammenhang Lachen Gewalt ist, lässt sich täglich in einschlägigen „patriotischen“ Facebook-Foren beobachten. Dort werden Meldungen ertrunkener Geflüchteter im Mittelmeer regelmäßig mit lachenden Emojis kommentiert.

Bedurfte es im vordigitalen Zeitalter noch erheblichen Ressourceneinsatzes und gezielter Ansprache, um Menschen auf Linie zu bringen, ermöglicht die globale Vernetzung eine neue Selbstradikalisierung mit dem Smartphone, wobei jedes noch so wahnsinnige Ressentiment integriert wird. Auf Nachfrage des Tagesspiegels im Jahr 2017 an einen Reichsbürger entgegnet der Mann, er sei „sich nicht ganz sicher, ob Angela Merkel nur Jüdin oder auch reptiloid sei. Theoretisch sei beides möglich“. Freilich verinnerlichte er auch die zurzeit wohl beliebteste Verschwörungstheorie: Impfen schade und mache nur die Konten angeblicher Rothschilds voll, die Big Pharma kontrollierten. Fließend sind hier die Übergänge zwischen harmlosen Diskussionsgruppen zu den Grenzen der Schulmedizin und Bewegungen wie die „Germanische neue Medizin“, die behauptet, Chemotherapie sei „Waffe der Juden“, mit der bereits „zwei Milliarden Menschen umgebracht“ worden seien.

Autonomie und die Kraft, sich dem Mitmachen zu verweigern

Antiaufklärerische Esoterik ist in diesem Zusammenhang das Bindemittel, das Verschwörungswahn, Antisemitismus und verkürzte Kapitalismuskritik zu einem Brei verrührt, der rechtsextremes Gedankengut schmackhaft macht. Nach einem Bericht des Brandenburgischen Verfassungsschutzes von 2017 suchen Reichsbürger zunehmend den Schulterschluss mit „ländlich-alternativen Szenen“. Dort werde in gemeinsamen Aktivitäten zu „germanischer Heilkunde“ oder der Fantasiewährung „Engelgeld“ eine „indirekte Akzeptanz für rechtsextreme Strukturen geschaffen“. Im anti-institutionellen Affekt bastelt man sich ein pseudo-spirituelles Weltbild, das vordergründig den Ausstieg aus einer Ordnung erlaubt, die totale Unterordnung verlangt.

Für Adorno ist die Hinwendung zum Okkulten „ein Symptom der Rückbildung des Bewusstseins“, dem es nicht mehr gelingt, die Zusammenhänge zu erfassen und diese zu ertragen. „Geist dissoziiert sich in Geister und büßt darüber die Fähigkeit ein zu erkennen, dass es jene nicht gibt“, schreibt er in seinen Thesen gegen den Okkultismus.

Die zunehmende Verrohung im Alltag, Rechtsextremismus und Verschwörungswahn sind ineinander verschränkte Phänomene, die aufzeigen, wie Menschen ihren Protest gegen die Zumutungen des Systems falsch artikulieren und im schlimmsten Fall mörderisch umsetzen. Diese Phänomene nicht als voneinander isolierte Randerscheinungen, sondern als Risse im System zu analysieren, die sich nicht ohne Weiteres werden stopfen lassen, ist nachhaltige Mahnung Adornos.

Von selbst werden die Zustände sich kaum verbessern.
„Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie“, schreibt Adorno, also „die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen“.
Diese Kraft zu stärken wäre auch 50 Jahre nach Adornos Tod die wahre gesellschaftliche Aufgabe.


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adorno's thesen - desto länger er nun schon tot ist umso populärer und wahrer werden sie - gerade im aktuellen hier & jetzt. seit 50 jahren weilt er nun nicht mehr unter uns, aber er hat unsere zeit wie in der berühmten wahrsage-kristallkugel ziemlich genau und ganz unesoterisch vorausgesehen - bzw. waren seine formulierungen und erkenntnisse vielleicht ewige wahrheiten bis in alle zeiten.

gewiss - er verwendet zum teil ältere akademische begriffe in seinen thesen, die sich aber in die heutige zeit gut übertragen lassen und mit dem gängigen vokabular kompatibel sind (click dazu hier).

dass nun ein verirrter rechter propagandist aus brasilien ausgerechnet adorno zum songwriter der beatles ausruft, spottet dagegen jeder beschreibung. adorno hätte vielleicht beatles-song-texte semantisch analysiert und sicherlich eine theorie entwickelt, wie und warum man welche metapher darin erwählt hat - und er hätte versucht, die texte auf der zeitachse von jüngster gesellschaftlicher geschichte hin zur näheren gesellschaftlichen zukunft zu verorten - und das hätte er mit seinen arbeitsgruppen und instituten abgeglichen - und dann diese theorie vielleicht sogar veröffentlicht.

alles andere darf man ihm da nicht unterstellen, aber für den rechtslastigen propaganda-journalisten und bolsonaro-einflüsterer carvalho ist adorno eben nur noch linke verabscheuungswürdige geschichte, der wohl mit den beatles gemeinam vom teufel geritten wurde...

aber auch dieses verhalten der rechten propaganda hatte adorno ja exakt analysiert und vorausgesagt:  
  • antiaufklärerische esoterik ist in diesem zusammenhang für adorno nämlich das bindemittel, das verschwörungswahn, antisemitismus und verkürzte kapitalismuskritik zu einem brei verrührt, der so rechtsextremes gedankengut schmackhaft macht.
und mit dieser aussage sind das getwitter des donald trump, die aufforderungen bzw. ohnmächtigkeiten zum urwaldabbrennen des jair messias (!) bolsonaro, das hin- und her-getöse des boris johnson beim "brexit", und die "vogelschiss"-interpretationen des "dritten reiches" durch alexander gauland, ja bereits vor über 50 jahren von adorno präzise vorweggenommen worden.

ja - er hat's kommen sehen ...