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Die Wehrmacht-Debatte seit 25 Jahren

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Die Wehrmacht-Debatte geht weiter

Vor 25 Jahren eröffnete in Hamburg die Ausstellung über die Beteiligung der deutschen Armee am NS-Völkermord. Es gibt Tendenzen, die widerlegte Legende neu zu beleben.

Die Wehrmacht-Debatte geht weiter

Wohl kaum eine andere Ausstellung hat die Deutschen so polarisiert wie die Wehrmachtsausstellung, die am 5. März 1995 in Hamburg eröffnet wurde. Rund 800.000 Besucher in 33 Städten in Deutschland und Österreich sahen die vom Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) konzipierte Schau. Neben hitzigen Debatten in den Medien, in mehreren Landtagen und im Bundestag kam es zu Aufmärschen von Neonazis und gewaltsamen Ausschreitungen linker Gegendemonstranten, zu Morddrohungen, Prozessen und in Saarbrücken sogar zu einem Sprengstoffanschlag.

Die Auseinandersetzung entzündete sich an der Kernthese der Ausstellung, nach der die deutsche Armee an der Ermordung von Juden, Kriegsgefangenen und Zivilisten beteiligt war. Diese Auffassung war unter Historikern schon lange nicht mehr umstritten, in der Öffentlichkeit aber noch nicht verbreitet. Stattdessen gab es die Legende von der „sauberen Wehrmacht“, mit der die Schau erklärtermaßen aufräumen wollte.

Rund 1.400 Fotos führten den Besuchern vor Augen, wie stark die deutsche Armee am NS-Völkermord beteiligt war. Viele ehemalige Wehrmachtsangehörige fühlten sich persönlich diffamiert und pauschal verurteilt. Kritik wurde jedoch auch von wissenschaftlicher Seite laut.

Jan Philipp Reemtsma, der als Vorstand des HIS verantwortlich war, ließ die Ausstellung 1999 zurückziehen und beauftragte eine Historikerkommission mit der Prüfung. Ein Jahr später konstatierte das Gremium zwar einige sachliche Fehler und Ungenauigkeiten, bescheinigte aber, dass die „Grundaussagen der Ausstellung über die Wehrmacht (...) der Sache nach richtig“ seien. Reemtsma ließ die Schau dennoch gründlich überarbeiten und präsentierte ab 2001 eine Neufassung. Die Bilder waren nun weniger dominant, stattdessen waren die erklärenden Texte ausführlicher. An 13 Orten zog sie erneut mehr als 420.000 Besucher an. Zwar gab es wieder Proteste von Neonazis, größere Diskussionen blieben jedoch dieses Mal aus. Die Zweitfassung wurde in den Medien meist als wissenschaftlich und sachlich gelobt.

Schau setzte entscheidende Impulse

2004 war die Ausstellung letztmals an ihrem Ursprungsort Hamburg zu sehen. Reemtsma zog zum Abschluss eine positive Bilanz. Man werde über das Thema Wehrmacht und Holocaust öffentlich nie mehr so sprechen können wie vor 1995, erklärte er. Die Schau habe entscheidende Impulse für künftige Forschungen gegeben. Die starke Emotionalität habe niemand vorausgesehen.

Heute schreiben viele Experten der Ausstellung eine wichtige Rolle bei der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte zu. Detlef Garbe, Leiter der Stiftung Hamburger Gedenkstätten, hat den Eindruck, dass die Grundaussage, die Wehrmacht sei Teil des Verbrechensregimes gewesen, im Bewusstsein der meisten Deutschen angekommen ist.

Gleichwohl gebe es Tendenzen, die Legende von der „sauberen Wehrmacht“ wiederzubeleben, sagt Garbe und verweist auf Aussagen von Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion. „Wir erleben ein Erstarken rechtspopulistischer Tendenzen und eine Verschiebung der Grenzen des Sagbaren“, so Garbe . Angesichts dieser Entwicklungen hielte er es für „interessant“, die zweite Wehrmachtsausstellung heute noch einmal zu zeigen. Das ist allerdings nicht mehr möglich, wie das HIS auf Anfrage mitteilt. Die Ausstellung existiere nicht mehr, nur der Katalog sei weiterhin erhältlich.

Text: KNA - NEUE WESTFÄLISCHE v. Dienstag, 25.02.2020, S. 12: Kultur/Medien



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ja wir tun heutzutage gern so, als sei rechtes gedankengut in deutschen landen erst wieder sichtbar geworden mit pegida und der afd - und diesen reichsbürgern und anderen rechten gruppen und grüppchen und den sogenannten ("schlafenden") einzeltätern und dem flüchtlings-grenzdebakel von 2015. 

aber bereits gegen die erste und auch die zweite "wehrmachtsausstellung" des jan philipp reemtsma ab 1995 hat es massiven und "uniformierten" massenhaften widerstand rechter gruppierungen gegeben - in ost & west gleichermaßen.

und nur allmählich und tröpfchenweise - geradezu in homöopathischen dosen - sickerte in das bewusstsein der breiten deutschen öffentlichkeit ein, dass die wehrmacht auch kalkül und werkzeug im mordenden vernichtungskrieg im osten gegen juden und andere unerwünschte personen der zivilbevölkerung war - und auch versklavte zwangsarbeiter "rekrutieren" musste für deren arbeitseinsatz in deutschen rüstungs- und nahrungsmittelbetrieben und in der landwirtschaft, handwerk und  privathaushalten usw.

ja - diese vorstellung, dass "die nazis" so eine extra-clique waren, die hier das "un-heil" anrichteten, aber "das volk" nur irregeleitet mittaumelte, ist ein falscher abspaltender trugschluss.

die millionenfache industriemäßig durchorganisierte judenverfolgung, die krankenmorde und versklavung dieser "ost"- und zwangsarbeiter war das werk der gesamten deutschen bevölkerung seinerzeit, hand-in-hand der menschen in zivil mit der "großdeutschen" wehrmacht, wo alle mitbeteiligt waren und wurden: als täter, als denunzianten, als willige befehlsempfänger, als helfershelfer usw.

in fast jeder deutschen familie wird man bei entsprechenden ehrlichen und ernsthaft durchgeführten recherchen dafür hinweise finden: alle haben mit gemacht ...

und die antwort auf goebbels frage: "wollt ihr den totalen krieg?" am 18.2.1943 im sportpalast zu berlin begrölte man jauchzend mit einem tausendfachen "jaaaaa" und einem millionenfachen echo dazu vor den radio-volksempfängern als gerade aufgekommenes massenmedium.

nationalsozialismus war eine breite volksbewegung damals, der alle gesellschaftsschichten einhellig durchzog - nur ganz wenige wagten dagegen widerstand aufzubringen.

und gerade auch die jüngeren soldaten der wehrmacht waren ja meist propagandamäßig in arbeitsdienst und hitlerjugend bzw. bdm vollkommen einseitig propagandamäßig "geschult": "führer befiehl - wir folgen!"...

und da hilft auch kein schönreden von opa oder uropa und uroma mehr: und wie schnell sich dieses vergiftende gedankengut ausbreitet und fortsetzt und brennmaterial findet für die befeuerung eines flächenbrandes, das sieht man ja teilweise in ostdeutschen orten oder auch an der pegida-bewegung - und nun auch an den verirrten menschen zumindest in kassel, halle und hanau - und nun vielleicht auch rosenmontag in volkmarsen, wobei man da noch nicht weiß, ob der hass dort politisch motiviert war.

interessant sind im video die schlachtruf vor 25 jahren der damaligen npd-anhänger, die nahtlos vom wortlaut und von der hetze und der lautstärke her in die jetztzeit etwa in chemnitz eingehen: wehe wenn sie losgelassen ... - und warum sollen junge verblendet kämpfende wehrmachtssoldaten wohl vor 80 jahren gerade von der hj geschult dort "ehrenhafter" und "besonnener" agieren, als dieser losgelassene pöbel heutzutage ???