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nur nicht aus dem rahmen fallen - viel "framing" um nix ... - update mit einem link zum "zeit"-interview

"frame" = der rahmen - "fram-ing" = die rahmung | sinedi|graphic



Ein Sprachkurs für die ARD

Das »Framing Manual« – Was es mit dem umstrittenen Gutachten auf sich hat

Von Thomas Hochstätter (WB)


  • Manipulation der Debatte über den Rundfunkbeitrag? Anweisung zur Gehirnwäsche? 
  • Oder nur ein Denkanstoß zur freien Verwendung? 

Um ein Gutachten zur Verbesserung der Kommunikation der ARD gibt es Ärger.

»Framing Manual« – Was bedeutet der Begriff?

Ein Manual ist ein Handbuch oder auch Benutzerhandbuch. Framing, ebenfalls Englisch für das Einrahmen, steht in der Medienwirkungsforschung für das Einbetten von Ereignissen und Themen in Deutungsraster (siehe dazu auch den weiteren Text auf dieser Seite). Im konkreten Fall gibt eine Wissenschaftlerin der ARD als Ergebnis eines nach Senderangaben 90.000 Euro teuren Gutachtens Sprachtipps für eine bessere Kommunikation in der Auseinandersetzung vor allem mit Gegnern des Rundfunkbeitrags.

  • Wer ist diese Expertin?

Elisabeth Wehling (37), promovierte Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin, hat in Hamburg, Rom und Berkeley/Kalifornien gearbeitet. Eine ihrer Veröffentlichungen für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung hieß: »Politische Kommunikation, die ankommt. Eine neurolinguistische Analyse des EU-Wahlkampfes« (2009). Ei­nem größeren Kreis wurde sie mit dem Buch »Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht« (2016) bekannt. Es folgten Interviews und Fernsehauftritte.

  • Wie ist das Gutachten bekannt geworden?

Nicht durch die ARD selbst. Nachdem bereits seit einiger Zeit über Auszüge des 2017 verfassten, also rund zwei Jahre alten Textes diskutiert worden war, wurde er am vergangenen Sonntag von der Internetseite netzpolitik.org als 89-seitiges PDF-Dokument veröffentlicht. Hinter netzpolitik.org steht unter anderem ihr Gründer und Chefredakteur Markus Beckedahl, Mitglied im Medienrat der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg. Über seine Motive schrieb er: »Wir veröffentlichen das Gutachten, damit sich alle Beitragszahlenden aus der Originalquelle informieren können und an der Debatte informierter teilhaben können.« Hier geht’s zum Gutachten (click]

  • Was steht denn nun drin in dem Gutachten?

Im Kern soll der Gegensatz zwischen programmproduzierender Rundfunkanstalt und dafür zahlenden Zuschauern und Zuhörern sprachlich aufgelöst werden. Für die ARD sei es am besten, wenn sie sich moralisch hochwertig als »unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD« positionieren könne. Vor allem sollten die ARD-Repräsentanten und ihre Mitarbeiter vom Nutzer nicht als »Konsumenten« sprechen. Das aktiviere beim Zuhörer den Rahmen (»Frame«) einer ökonomischen Transaktion, was das Programm zur Ware her­abwürdige, für die man bezahlen könne oder nicht, wenn einem das Angebot nicht gefällt. Konkret heißt es: »Der Frame wird dem moralischen Anliegen, gemeinschaftlich einen freien Rundfunk ARD zu ermöglichen, nicht gerecht.«

  • Geht es dieser Idee zufolge also gar nicht um das, wo­rüber man spricht, sondern darum, wie man es sagt?

Genau. So postuliert das Gutachten: »Objektives, faktenbegründetes und rationales Denken gibt es nicht, zumindest nicht in der Form, in der es der Aufklärungsgedanke suggeriert. Jedes Verarbeiten von Fakten findet innerhalb von Frames statt – und ein und derselbe Fakt erlangt in unterschiedlichen Frames ganz unterschiedliche und oft sogar gegensätzliche Bedeutungen.«

  • Gibt es weitere Begriffe, um die die ARD einen weiten Bogen machen sollte?

Ja, zum Beispiel um »Lügenpresse« und »Staatsfunk« – und das selbst bei einer Zurückweisung von entsprechenden Angriffen. Dahinter steckt die Überlegung: »Frames zu negieren bedeutet, sie zu aktivieren.« Anders gesagt: Wer die Formulierung eines An­greifers auch nur wiederholt, verstärkt den Angriff. Deshalb lautet der Ratschlag: »Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner, und nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz. Nur durch die ständige Wiederholung neuer sprachlicher Muster über längere Zeit hinweg ist es möglich, den neuen Frames kognitiv Geltung zu verschaffen und sie damit zu einer realistischen Wahrnehmungsalternative werden zu lassen.«

  • Das klingt nun schon nach Propaganda, oder?

Man kann diese extrem zielgerichtete Sprache als Manipulationsversuch verstehen. Das tun auch mehrere Kritiker. Besonders die moralische Überhöhung der eigenen Position gegenüber dem freien Wettbewerb stößt auf Widerspruch.

  • Was wird denn über den Umgang mit der privaten Konkurrenz gesagt?

Wenn von den Privatsendern die Rede ist, solle nur noch von »profitwirtschaftlichen Sendern« gesprochen werden. Es solle betont werden, »Kommerzmedien, profitorientierte Medien oder Profitsender« hätten »einen Auftrag, welcher der moralischen Prämisse des gemeinschaftlichen Rundfunks ARD entgegensteht«. Dagegen sehe die eigene Position glänzend aus: »Die Rundfunkbeteiligung ist gelebte Eigenverantwortung für die deutsche Kultur, Wirtschaft und Demokratie als Grundlage unseres individuellen Wohlergehens. Nur in einem Land mit einer stabilen gemeinsamen Rundfunkinfrastruktur kann man frei und erfolgreich leben und seinen Geschäften nachgehen.«

  • Es geht doch bestimmt auch noch um die Gebühren?

Richtig. In dem Zusammenhang soll nicht mehr davon gesprochen werden, dass man sich von den Gebühren befreien und entlasten könne – wegen der Bedeutungsrahmen Last und Unfreiheit.

  • Und wer nicht mitmacht . . .

Der sollte sprachlich künftig härter angefasst werden, rät das Gutachten. Der Ausdruck »Beitragsverweigerer« solle vermieden werden. Denn »dieser Frame spielt dem Narrativ in die Hand, nach dem sich die ›Verweigerer‹ (endlich) gegen das totalitäre Regime ARD – den ›Merkelfunk‹, den ›Staatsfunk‹, und so weiter – auflehnen und zurecht als Helden der Demokratie und Freiheit gefeiert werden.« Stattdessen gelte für die moralisch unter Druck zu setzenden Nichtzahler: »Sie sind Beitragshinterzieher, sie begehen Wortbruch, machen sich des Loy­alitätsbruchs schuldig.«

  • Wie erklärt die ARD den Auftrag für dieses Gutachten?

ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab schrieb dazu, man sei sich »bewusst, dass wir breiter und verständlicher erläutern müssen, warum es den öffentlichen Rundfunk braucht und warum es gut ist, dass alle einen finanziellen Beitrag dazu leisten«. Daher habe man die Sprachforscherin »gebeten, uns ihre Sicht zu erläutern«.

Die Linguistin Wehling selbst erklärte: »Inhalt des Auftrages des MDR während seines ARD-Vorsitzes war es, die Kommunikation der öffentlich-rechtlichen ARD als Institution zu analysieren und auf Basis der wissenschaftlichen Erfahrung aufzuzeigen, welche Alternativen zu welchen Worten mit welchen Bedeutungsinhalten besetzt sind.«

  • Müssen sich nun alle bei der ARD nach den Erkenntnissen des Gutachtens richten?

Laut ARD-Generalsekretärin Pfab nicht. Die Empfehlungen dienten »als Input und Denkanstoß, an denen man sich auch reiben kann und soll. Es ist ein Angebot an die Mitarbeitenden, sich mit dem Thema offen auseinanderzusetzen. Wie sie dann kommunizieren, ist jeder und jedem selbst überlassen.«

  • Ist die ganze Diskussion für die auf Seriosität pochende ARD von Nachteil?

Gut möglich. Der Politikberater Johannes Hillje zum Beispiel sagte: »Das Grundproblem ist, dass hier ein stark moralgestütztes Framing für einen Akteur vorgeschlagen wird, dessen Kernwerte Sachlichkeit und Neutralität sind.«

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Framing: wie Begriffe Denkmuster erzeugen

Erkenntnisse der Kognitiven Sprachwissenschaft


Was geschieht mit Ihnen, wenn Sie das Wort »Zitrone« lesen? Automatisch assoziieren Sie »sauer«, vielleicht verziehen Sie sogar das Gesicht, und der Speichelfluss wird angeregt.

Die Kognitive Sprachwissenschaft nennt diese Einbettung von Sprache in einen sinnlich erfahrbaren Kontext Framing. Sie erforscht den Zusammenhang von Kommunikation und parallelen Abläufen im Gehirn, beleuchtet also das neuronal gesteuerte Umfeld von Begriffen: den stets mitgedachten Rahmen. Schon die Wortwahl beeinflusst die Assoziationen des Hörers/Lesers: Wo eine »Rundfunkabgabe« als eher neutral wahrgenommen wird, evoziert der »Zwangsbeitrag« – der ja dasselbe meint! – nur Ablehnung. Das »Rundfunkkapital« wiederum, das von ARD & Co. »verwaltet« wird, erzeugt die ungemein positive Vorstellung, der Fernsehzuschauer habe die monatlich zu zahlenden 17,50 Euro als individuelles Guthaben auf der hohen Kante.

Die Erkenntnis, dass der Hörer/Leser zu jedem Begriff einen Frame mitdenkt, ist banal. Dass Sachverhalte je nach Wortwahl anders verstanden werden, muss man sich schon bewusst machen. Dass schließlich die absichtsvolle Benutzung von Begriffen – oder aber der Appell, sie zu vermeiden – gängige Denkmuster durch neue, erwünschte Reaktionen ersetzen kann, führt der Propagandist vor. Der CSU-Grande Franz Josef Strauß (†) zum Beispiel: Er mahnte, die »Lufthoheit über den Stammtischen« anzustreben. Eine frühe Ahnung vom neudeutschen Campaigning . . .

Absichtsvoll gesteuertes Framing findet sich in vielen gesellschaftlichen Prozessen. Jüngst ist das »Gute-Kita-Gesetz« aufgepoppt, ein Begriff, in dem Familienministerin Franziska Giffey (SPD) zwei Lesarten anheimstellte: das »Gesetz für gute Kitas« neben das erwünschte (natürlich von ihr erarbeitete) »gute Gesetz für Kitas«.

Mitunter treibt die Framing-Forschung seltsame Blüten – die aber Wirkung zeigen, auch dank der Subdisziplin Gender-Forschung. Da ist von »Studierenden« statt von »Studenten« die Rede, weil angeblich nur der erste Begriff beide biologische Geschlechter umfasse. Und Elisabeth Wehling, Autorin des »Framing Manuals«, behauptete unlängst, der Begriff »Flüchtling« solle tunlichst außer Gebrauch kommen, weil er unerwünscht geframt werde: Die Endung »-ing« bezeichne Minderwertiges. Ihr Beispiel: Schreiberling. Der im Frühling (!) gern gesehene Schössling (Pflanzentrieb), der niedliche Frischling, besonders aber der auf Händen getragene Liebling sind ihr offenbar unbekannt. (WB/mzh)

aua: WESTFALEN-BLATT, Nr.43 - Mittwoch, 20. Februar 2019 - Politik - S.7

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soso - und elisabeth wehling, autorin des »framing manuals«, behauptete unlängst, der begriff »flüchtling« solle tunlichst außer gebrauch kommen, weil er unerwünscht geframt werde: die endung »-ing« bezeichne minderwertiges: und deshalb oder trotzdem nannte sie ihre methode ja auch "fram-ing" - ja - so wird ein schuh draus ... 

überhaupt staune ich, mit welcher mit sicherheit auch pekuniären und auflagenstärkenden resonanz hier frau wehling für ihr "framing" ein framing publizieren und hochpuschen kann - und alle machen mit ...

sie erklärt einen genetisch bzw. neurophysikalisch angelegten sachverhalt, der aber keineswegs neuland ist: neu ist lediglich vielleicht ihre "framing"©-bezeichnung für diesen sachverhalt um diesen jahrtausendealten kommunizieraspekt. 

gerade bei sprache und texten und nachrichten kommt es auf die "verpackung" an - aber all die "top"-journalisten der ard sollten doch intern selbst sich ein solches programm erarbeiten können - auch ohne das 120.000 uro teure "manual" aus berkeley (einschl. begleit-workshops dazu) ...

der sachverhalt, der da beschrieben wird ist eine binsenweisheit. schon vor 25 jahren lernte ich im zuge von "nlp"-techniken (neurolinguistischem programmieren) solche und ähnliche hintergründigen denkspielchen und abläufe kennen: damals beispielsweise mit dem merksatz: "denk nicht an einen blauen elefanten" - denn genau schon während dieser "nicht"-aufforderung, denkst du natürlich genau daran - erst dann, wenn man es sich innerlich vorstellt, kann man es vielleicht verdrängen - gedanken, die man eigentlich unterdrücken möchte, drängen sich besonders vehement auf – ein simples psychologisches phänomen ... - mit dem man nun hausieren geht für gutes geld - und das blau des elefanten wird in der aufgepeppten theorie nun zu einem rahmen - zum "framing", den man beim vor-sich-hin-denken immer mit konstatieren sollte - damit man nicht aus demselbigen rahmen, wenn er denn erst einmal zusammen-"geframt" ist, wieder herausfällt: nur nicht aus dem rahmen fallen ...

und merke: epimenides, der kreter, sagt: "alle kreter sind lügner".

ich glaube, die meisten denkmuster, die wir jeweils mit begriffen verbinden, sind uns "überkommen" ... c.g.jung sprach da vom "kollektiven unbewussten" - aber schon das kleinkind liest von mama und papa jeweilige "bewertungsmuster" in verbindung zu bestimmten klanglauten von den augen und der mimik ab - und den rest erledigen die "spiegelneuronen" ... - aber "neutral" bedeutungslos ist nichts, was wir als individuen wahrnehmen: und mein blauer elefant sieht ganz anders aus als dein blauer elefant - und wenn man genau hinsieht, ist auch das blau anders als deins ... - aber wir sollten da ganz unserem im innern angelegten "navi" zur orientierung vertrauen, anstatt uns beframen zu lassen - oder gar frame zu gehen ...

für mich hat das ganze eben auch mit orientierungüberblick und verhaltenskodex zu tun: man lacht nicht laut bei der beerdigung - und trotzdem passiert das vielleicht hier und da dem ein oder anderen - ...

aber wenn unsere kanzlerin 2015 sagt "wir schaffen das", wird sie nicht linguistisch und psychologisch den konkreten mit-sinn dieser drei worte analysieren können und wollen - und auch nicht ihre redenschreiber*in ...: natürlich schwingt dabei spitzfindig mit, dass die "flüchtlinge", die "obdachsuchenden", implizit als eine "last" empfunden werden, die uns aufgebürdet wird, die wir aber im doppelten sinne dann "schaffen" werden: wieder ab-schaffen - und auch bewältigen, schultern, meistern, eben schaffen ... (im schwäbischen heißt es aber auch: "schaffe, schaffe häusle bauen" ... - aber das ist wieder eine ganz andere geschichte ...?)

aber dieser ganze geschlechtsneutrale gender-sprech und dieses ominöse "political-correctness", auf das schulbuch-verlage nun ihre neuauflagen durchforsten müssen - und dieser papa von pippi langstrumpf, der nun ein "südsee-könig" in neuauflagen geworden ist, statt "neger-könig", wie es im guten alten original heißt - ohne jeden bösen rassistischen diskriminierungs-willen - einfach so, wie der astrid lindgren der schnabel gewachsen war ... -   

das alles sollte uns aber - framing hin - framing her - sowas von am ... vorbeigehen ... - um mal ein ganz niederträchtiges "framing" zu verwenden (das nur aus drei punkten besteht ...

ach - und noch was: jedes "framing" ist auch nur vorübergehend angelegt, mit ganz kurzer halbwertzeit - denn der olle enfant-terrible-künstler francis picabia hat schon 1922 richtig erkannt: "unser kopf ist rund, damit das denken die richtung wechseln kann" ... wohlgemerkt: der kopf ist rund - und nicht eckig wie ein rahmen, ein "frame"... und das "framing" kann nur aus einem ziemlich eckigen denken in einem ebensolchen kopf stammen:

und nix für ungut - chuat choan
 
(dieses "gutachten" - also mein senf, den ich dazugetan habe - kostet dich übrigens keinen pfennig - vielleicht dient es dir auch »als Input und Denkanstoß, an denen man sich auch reiben kann und soll. Es ist ein Angebot ..., sich mit dem Thema offen auseinanderzusetzen. Wie du dann mit anderen darüber kommunizierst, ist jeder und jedem selbst überlassen.«

äääähhh - und noch ein update: