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hermann hesse und der buddha


S!|art: buddha


„Primitiv und jedem Zufall preisgegeben scheint das Seelenleben des Abendländers,verglichen mit der geschirmten, gepflegten, vertrauensvollen Religiosität des Asiaten, er sei Buddhist oder Mohammedaner oder was immer. Dieser Eindruck beherrscht alle anderen, denn hier zeigt der Vergleich eine Stärke des Ostens, eine Not und Schwäche des Abendlandes ... Überall erkennen wir die Überlegenheit unserer Zivilisation und Technik, und überall sehen wir die religiösen Völker des Ostens noch ein Gut genießen, das uns fehlt und das wir eben darum höher stellen als alle jene Überlegenheiten."

Für Hesse war indes klar, „dass kein Import aus Osten uns hier helfen kann, kein Zurückgehen auf Indien oder China, auch kein Zurückflüchten in ein irgendwie formuliertes Kirchenchristentum. Aber
es ist ebenso klar, dass Rettung und Fortbestand der europäischen Kultur nur möglich ist
durch das Wiederfinden seelischer Lebenskunst und seelischen Gemeinbesitzes ...

Dass Religion oder deren Ersatz das ist, was uns zutiefst fehlt, das ist mir nie so unerbittlich klar
geworden wie unter den Völkern Asiens.“ (XIII, 354) Bis hin zur "Morgenlandfahrt" und zum
"Glasperlenspiel", der großen religionen- und kulturen-übergreifenden Synthese aus östlicher
und abendländischer Geistigkeit, steht die Religiosität Asiens im Denken und Schreiben
Hermann Hesses für eine Quelle der seelischen Erneuerung, ja, der spirituellen Erlösung von
den Verstandeseinseitigkeiten der technisch-wissenschaftlichen Vernunftmoderne.

Dabei musste sich Hesse, der von sich behauptete, „im Alter von 30 Jahren Buddhist“
gewesen zu sein, „natürlich nicht in einem kirchlichen Sinn“ (GB II,96), erst selber von seiner
europaflüchtigen Orientprojektionen lösen, orientalisierende Wunsch- und Zerrbilder
verabschieden, ehe er die für ihn entscheidenden Werte östlicher Spiritualität mit denen seiner
christlichen Herkunft zu einer ganz eigentümlichen Synthese verbinden konnte: „Meine
damalige Philosophie war die eines erfolgreichen, aber müden und übersättigten Lebens, ich
fasste den ganzen Buddhismus als Resignation und Askese auf, als Flucht in Wunschlosigkeit,
und blieb Jahre lang dabei stehen.“ (XII, 129)

hermann hesse
Mehr noch: Hesse musste erkennen, dass wir Europäer die Quelle spiritueller Erneuerung letztlich nicht in irgendeiner fremden Vergangenheit oder durch die oberflächliche Übernahme angelesener asiatischer Weisheitslehren, sondern allein „in uns selber“ finden könnten: "Mein Weg nach Indien und China ging nicht auf Schiffen und Eisenbahnen, ich musste die magischen Brücken alle selber
finden. Ich musste aufhören, dort die Erlösung von Europa zu suchen, ich musste aufhören,
Europa im Herzen zu befeinden, ich musste das wahre Europa und den wahren Osten mir im
Herzen und im Geist zu eigen machen."

Das aber gelang ihm erst, als er „keine Sehnsucht nach dem Palmenstrand von Ceylon und den Tempelstraßen von Benares mehr“ hatte, sich  nicht mehr wünschte, „ein Buddhist oder Taoist zu sein und einen Heiligen und Magier zum Lehrer zu habe. Dies alles war unwichtig geworden, und auch der große Unterschied zwischen dem verehrten Osten und dem kranken, leidenden Westen, zwischen Asien und Europa, war mir nicht mehr eben wichtig. Ich legte keinen Wert mehr auf das Eindringen in möglichst viele östliche Weisheiten und Kulte. „Dadurch erst vermochte dieser christlich
erzogene Europäer, wie er 1922 selbstkritisch heraus stellte, im "Frieden einer geistigen Welt
zu leben, an der Europa und Asien, Veden und Bibel, Buddha und Goethe gleichen Teil hatten
… mit der Indiensucht und der Europaflucht war ich fertig, und jetzt erst klang mir Buddha
und das ‚Dhammapaddam’ und das ‚Tao-te-king’ rein und heimatlich und hatte keine Rätsel
mehr.“ (XIII, 423).

Quelle: click here 



gerade ist das kolloquium in rom zu den tausendfachen missbrauchsfällen in der kirche zu ende gegangen - und alle welt ist enttäuscht von der abschlusspredigt des papstes - der doch zu beginn der tagung soviel an "konkretem" gefordert hat - und nun ganz blass im un-konkreten steckenbleibt.

abschließend als resümee zu dieser versammlung in rom lässt sich sagen: "gut, dass wir mal drüber gesprochen haben ..." - und mehr nicht - wenigstens nicht für die öffentlichkeit und die kirchenschafe ...

und genau in diese enttäuschung fiel mir plötzlich - wie aus dem himmel - dieser textauszug aus einem hesse-jahrbuch: theologie & literatur auf meinen desktop. in dem steht für mich wenigstens schon ein abgesang des "christlichen" abendlandes, das sich ja nun auch durch die tausendfachen missbrauchs-praktiken in der kirche selbst bereits als moralisches navigationsinstrument abqualifiziert hat ... - auch gerade jetzt in der tonlosigkeit und in der inkonsequenz dort in rom in der amtskirche...

und da stehen ja plötzlich auch burka und kopftuch und die drehenden ekstasetänze der muslimischen sufisekte und die glaubensgemeinschaft der baha'i und eben der buddhismus und der hinduismus - aber auch kleine christliche glaubensgemeinschaften wie z.b. die remonstranten oder die "alt-katholiken" plötzlich - zumindest moralisch - gar nicht mehr im schatten der amtierenden amtskirchen, die jahrhundertelang dieses "christliche abendland" geprägt haben und weiterhin mit macht prägen wollen - ...

was hat man - sicherlich zu recht - zu den pädophilen ideologiepapieren "zur befreiung der sexualität der kinder" unter einigen grünen gründungsmitgliedern neulich gewettert - und sie wieder hervorgekramt - und nun steht der größte sittenwächter plötzlich mit vorm scheiterhaufen der verheimlichungen und verleugnungen und der sexuellen verirrungen... 

interessant sind für mich hermann hesses gedankliche brückenschläge zwischen seinem europa-empfinden in bezug auf den buddhismus und auf asien. er baut da ja in sich neue kerngedanken für eine global angelegte glaubensphilosophie aber inmitten europas auf, die in nächster zeit eine ganz neue dynamik und attraktivität und umorientierung entwickeln kann ...

unser gott wird uns den weg zu seinem auffinden auf unserem inneren navi anzeigen - gerade auch in diesen verwirrenden zeiten - gott wohnt nicht im himmel, in kirchen oder mauern oder in von menschen geschriebenen büchern oder im von menschen berufenen episkopat: er wohnt mitten unter uns - in uns: suchet so werdet ihr finden - klopfet an, so wird euch aufgetan: er hat für jede(n) von uns seine sprache und seine symbole - immer anders und immer wieder neu...