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okay - ein mit luft oder gar gas gefüllter "judenstern"-ballon irritiert im ersten moment ...

aber ich bin ja auch aufgewachsen mit mehr oder weniger aktiven oder passiven nazi-eltern oder -lehrern, die genau wussten, wie man sich wo zu verhalten hatte(!) - und die im nachhinein zu diesem kapitel insgesamt ja mehrheitlich eisern schwiegen - wohl hauptsächlich aus scham und aus schlechtem gewissen... denn "die nazis" waren ja nicht eine kleinere besondere sorte mäuse, sondern das war das deutschland und umfasste alle teile der gesellschaft vor 90-70 jahren. 

und da den angemessenen ton zu finden, 75 jahre nach dem holocaust - also schon für die dritte generation danach - den ton, der auch und besonders von den heutigen jungen leuten, den "millennials", aufgenommen wird - und der tatsächlich echte resonanz erzeugen kann, in ihnen. der ton, der vielleicht weckt und anklopft und aufrüttelt, der ton, der die musik macht ... - das wird das ringen um authentizität der nächsten zeit sein.

das "zentrum für politische schönheit" hat ja gerade erlebt, wie sensibel eine authentische erinnerungskultur jeweils "ankommt", abgelehnt wird - oder man sich gar den vorwurf gefallen lassen muss, die "totenruhe" angegriffen und "leichenfledderei" betrieben zu haben. aber die von ihnen gesetzte stele, in der angeblich auch sterblich körnig staubige überreste von holocaust-opfern eingebracht worden waren, hat man nun wegen allseitigem protest und kopfschütteln wieder entfernt.

es bedarf viel fingerspitzengefühl, solche gesuchten neuen formen des gedenkens und des erinnerns zeitgemäß "poppig", aber trotzdem mit würde und ethik und akzeptanz neu zu formatieren - und wahrscheinlich geht das nur mit kleinteilig individueller gestalteten inhalten - und die zur schau gestellte "rudel"- und großgruppen-betroffenheit hat ausgedient - neues jedoch darf aber nicht zum klamauk abgleiten.

viele schüler sagen ja bei der unterrichtsplanung - soweit sie daran beteiligt sind - "nicht schon wieder juden und nazis und holocaust - 'man' könne das nicht mehr hören und sehen" - und wollen lieber stattdessen sport machen. und bei der klassenfahrt nach auschwitz oder einer gedenkstätte hier wird mehr über die fete schwadroniert, die da am abend stattgefunden hatte - und die "echt geil" war.

und beim vortrag des guide schaut man schon, was der für kleidung trägt und nach den marken, die der anhat - und zeigt das aufgesetzte trauer-gesicht, mit dem man schon bei omas beerdigung ganz gut über die runden gekommen ist - und mit dem man bei kopfschmerzen immer richtig liegt.
aber all die zusammenhänge, ääeii, die die da blubbern, ääeii, keine ahnung - und die quatschten was von "deportationen" - oder so - keine ahnung. und von gaskammern und so - ganz in echt jetzt - und kein scheiß ...
da gibt es diesen inneren widerstand oft, etwas an sich herankommenzulassen - was eben nicht mit "geil" oder "cool" abzutun ist - und nicht einfach mit einem "like", wie vielleicht das bildchen einer kranken katze mit struppifell im sozialen netzwerk: "bei dem mir glatt die tränen gekommen sind" - oder die vegane möhrchenplatte bei youtube, oder da und dort die geile pelzjacke einer influencerin - was dann aber rasch wieder aus dem fokus ohne jede folgen verschwindet und abtaucht ins nirwana, um platz zu machen für die nächste wahrnehmung - und das alles im sekundentakt...

und zu hause erzählt man opa, man habe auch jetzt sogar "auschwitz" - oder so - mit der klasse ganz in echt "gemacht"- "echt geil, ääeii" - und man habe sich auch einer "nachdenkenscrew" angeschlossen, da würde dann mit fotos und internet ein bericht für die internetplattform der schule zusammengestellt - und dafür gebe es wohl noch einen zuschuss oder einen preis von irgendeinem "kultur-fuzzi" - oder so ... - "so genau weiß ich das onnich mehr"...

ja - und wenn da jetzt ein junger mann in israel mit humor und optimismus, poesie und melancholie, vielleicht den schlüssel finden will, um diese junge hastende generation etwas aufzuhalten - und auch vielleicht sogar tatsächlich bei ihnen etwas "aufzuschließen" - mit zum thema "holocaust" erst einmal ungewöhnlichen fotos - wie eben der fotojournalist erez kaganovitch das hier versucht - dann ist es trotz aller bedenken und widerstände und sorgen vielleicht trotzdem ein "richtiger weg" von "künstlerischer" methodik und didaktik der geschichtsvermittlung. denn dieses kapitel lässt sich auch von den "coolsten" nicht einfach und auf dauer abspalten und ins nirwana wegkatapultieren. 

dieses erbe des holocausts läuft den millennials hartnäckig immer wieder mit über den weg: angeboren - in träumen vielleicht - es nagt sogar manchmal auch das gewissen, wenn man mal wieder nichts mitbekommen hat  - oder einem nichts "reproduzierbares" einfällt, bei der nächsten frage-arbeit - ohne smartphone...

tja - und ob man will oder nicht: auch den kindern, die man vielleicht mal in die welt setzt, muss man ja irgendwie dazu eine "angemessene haltung" "vermitteln" - und opa findet das auch ...