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gekreuzigt

Jesus, Israel und der BDS
Überraschende Wendung beim Kunststreit in Haifa
Manchmal ist es nicht leicht, sich in der Welt der Proteste zurecht zu finden. Da kontaktiert man den finnischen Künstler Jani Leinonen, weil es im israelischen Haifa heftigen Streit um seine Skulptur mit einem gekreuzigten Ronald McDonald gibt, dem Maskottchen der Fastfoodkette. Sie trägt den Titel „McJesus“, stammt von 2015 und wurde in Ausstellungen in Helsinki und Dänemark gezeigt, ohne dass es zu Protesten kam. Im Haifa Museum of Art ist das Werk seit Ende Juli zu sehen, im Rahmen der konsumkritischen Ausstellung „Shop It!“. Erst jetzt, Monate später, schlagen die Wogen hoch - wobei Leinonen mitteilt, dass er das Werk seinerseits bereits im September zurückgezogen habe, weil er sich der Israel-Boykottbewegung BDS angeschlossen habe. Offenbar sei das Museum seinem Wunsch nicht nachgekommen.

Hunderte Christen hatten am Freitag versucht, in die Ausstellung einzudringen. Nach Informationen der Zeitung „Haaretz“ wurden drei Polizisten verletzt; ein 32-Jähriger wurde festgenommen. Israels Kulturministerin Miri Regev forderte die Entfernung des Werks, das Gleiche verlangen die katholischen Bischöfe des Landes und das griechisch-orthodoxe Patriarchat. Trotz des Rechts auf Meinungsfreiheit sei es nicht hinnehmbar, dazu „das bedeutendste Symbol der christlichen Religion“ zu missbrauchen, so die Bischöfe. Das Museum will nun einen Warnhinweis anbringen. Ansonsten verweise das Kunstwerk auf den zynischen Gebrauch religiöser Symbole.

McJesus. Jani Leinonens Skulptur. Foto: Vilhelm Sjöström/Leinonen & Zetterberg Gallery


Mc Buddha - Bild:
Art and Art Deadlines.com
Jani Leinonen zeigt sich auf Nachfrage konsterniert darüber, dass sein „McJesus“ - es gibt Ronald McDonald von ihm auch als „McBuddha“, „McPharao“ oder „McLenin“ - immer noch in Haifa hängt. Er habe sich der Bewegung „Boycott, Divestment, Sanctions“ (BDS) angeschlossen, weil „Israel die Kultur offenkundig als Form der Propaganda nutze, um sein Regime der Okkupation, des Siedler-Kolonialismus und der Apartheid über das palästinensische Volk schönzufärben oder zu rechtfertigen“. Er sei davon ausgegangen, dass die Arbeit längst nicht mehr zu sehen sei. Als er nun von den Protesten hörte, habe er die Kuratorin erneut gebeten, „McJesus“ sofort zu entfernen.

Schon seltsam, dass ein Künstler und Aktivist, der sich kritisch mit Ernährungskultur, Warenwelt und Kapitalismus sowie mit christlichen Symbolen und Ikonografien befasst, politisch offenbar doch so schlicht gestrickt ist, dass er sich seinerseits kritiklos der umstrittenen BDS-Kampagne anschließt. Einer Bewegung, bei deren Protestaktionen immer wieder offen antisemitische Äußerungen laut werden und deren Wortführer auch keine Zwei-Staaten-Lösung wollen. Sie möchten, dass Israel als Judenstaat verschwindet zugunsten eines Palästinenserstaats.

„Die Kunst ist eine Lüge, die die Wahrheit enthüllt“, sagte Jani Leinonen einmal. Manchmal ist die Kunst auch eine Wahrheit, die von der Lüge umnebelt ist. chp (mit KNA)

Der Tagesspiegel, Montag, 14.1.2019 - Kultur S.19

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ist das nun blasphemie, kabarett, satire, slapstick oder kunst - oder kann das weg ??? - ist das ganze nur ein großer pr-trick für den einen und für die anderen - damit die feuilletons etwas zu schreiben haben - das gibt dann clicks und einschaltquote und reputationen und internationale erwähnungen in den agenturen...

aber - alles schon mal dagewesen: da gab es schon den grünen frosch am kreuz ("skulptur"-titel: "zuerst die füße") vom künstler kippenberger, 1990 - also schon vor 28 jahren.

"zuerst die füße", kippenberger 1990
(taz)
kippenbergers "kunstwerk" sorgte auch für zahlreiche irritationen; man forderte, es anlässlich des papstbesuchs 2008 aus dem "museion" in bozen zu entfernen. angestoßen von einer regionalen sonntagszeitung kam es zu interventionen von zahlreichen politischen kreisen und teilen der katholischen kirche sowie einer hitzig geführten diskussion unter anderem auf den leserbriefseiten der lokalpresse.

papst benedikt XVI. schrieb an den präsidenten des regionalrates, franz pahl, der gekreuzigte frosch verletze die religiösen gefühle vieler menschen - und pahl trat in einen hungerstreik, um das abhängen zu erzwingen ... der italienische kulturminister damals brachte zum ausdruck, auch die vernunft und der gesunde menschenverstand würden durch das kunstwerk beleidigt. letztlich blieb der frosch für die länge der kippenberg-ausstellung hängen, denn 6 der 9 "unabhängigen" stiftungsratsmitglieder des museion-museums hatten sich gegen eine abhängung ausgesprochen.

also - egal wen oder was man ans kreuz hängt: es löst immer reaktionen aus: vor 2000 jahren schon wusch sich der römische repräsentant in jerusalem die hände, um seine unschuld am kreuzestod jesu zu bekunden - und die geifernde und gaffende masse brüllte: währenddessen: "kreuziget ihn!!!" - und so ist dann das "kruzifix" zum christlichen symbol geworden ... - dabei wären ja symbole für das friedensgebot in der bergpredigt oder ein symbol für die "auferstehung" jesu viel treffender für das wirken dieses mannes - und damit auch als mittelpunkt auf dem gottesdient-altar - und nicht sein schmachvoller tod am kreuz ...

auf alle fälle: jani leinonen kann kein alleinstellungsmerkmal für sein "mcjesus" geltend machen: etwas oder jemanden - und sei es nur eine mcdonalds-figur oder ein angepinselter froschkorpus - ans kreuz zu heften löste immer schon in all den jahren kontroversen aus: und im "heiligen land" bei der dortigen tradition und quasi lokalbedeutung erst recht - und wenn auch die heiligen stätten der muslime und palästinenser gern auch schon mal "übersehen" und überbaut und überplant werden, erinnert man sich - wenn es politisch opportun erscheint - gern an die gefühle der christlichen "geschwister" ...

ansonsten gilt:  kunst,  oder auch alles was unter kunst firmiert - auch und vor allen dingen kritische kunst - ist besonders geeignet, menschen - jung und alt und aller hautfarben, aller geschlechter, aller nationalitäten usw. -  zu durchaus kontroversen diskussionen anzuregen. wir brauchen diskursfähigkeit in dieser gesellschaft und in der welt, das aushalten anderer meinungen - nicht wahr, mr. president ...