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Marlene Streeruwitz: Das Scheitern der AKK vor dem Hintergrund der "Hausvater-Kultur"

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also ich freue mich immer, wenn mein fokus durch kluge durchblickende menschen erweitert wird. marlene streeruwitz hat das in diesem 7-minuten-interview in der kulturzeit mit ihrem blick auf die probleme in den führungsrollen in der politik und anderswo geschafft - und meinen fokus auch nach innen geweitet.

ihr stichwort - ihr "lieblings-theorem" - ist die von ihr so betitelte "hausvaterschaft". in einer ihrer reden erklärt sie die zwar "auf österreichisch", was aber im großen & ganzen & im besonderen auch auf den deutschen "kriegs"- und "nachkriegs"-mann durchaus nahtlos übertragbar ist - und in meiner biografie sogar auf die direkten einfluss-bedingungen in meinem persönlichen vorläufigen heran"reifen" :
»... In Österreich. Der faschistische Mann. (Im Faschismus ist die Frau immer in der männlichen Bezeichnung mitgedacht.) Er ist das Ergebnis jahrhundertelanger reaktionärer Politik. In Österreich. Von 1811 bis 1975 war dem beherrschten Untertan im Code Napoleon die Familie zur Beherrschung überlassen gewesen. Von der Frühaufklärung an war der Untertan angehalten, eine öffentliche Version von sich für den Dienst im Staat als Beamter oder Militär bereitzustellen. Als Hausvater konnte er über Frau und Kinder und Angestellte verfügen. Zum Ausgleich. In Österreich. Das Eherecht war der katholischen Kirche überlassen gewesen. Ab 1855 wieder vollkommen. Deshalb. Der Hausvater konnte sich nicht scheiden lassen. In Cisleithanien war der Hausvater über den Staat an seine Familie gekettet. Die Politik in Monarchie und Erster deutscher Republik Österreich war von den Auseinandersetzungen um das Familienrecht und die Scheidung beherrscht und zerrüttet. Aber. Im faschistischen Mann wird dann die Grenze zwischen liberaler öffentlicher Person und privaten hausväterlichen Meinungen aufgehoben. Der Druck von oben in der Monarchie hatte den Untertan in Bändigung gehalten. Die Demokratisierung. Sie hätte männliche Selbsterziehung gebraucht. Das private Toben gegen die Zensuren des Äußeren wurde politische Richtung. Die antisemitischen Ausfälle beim Sonntagsmittagessen wurden Blaupausen der Wahlkampfauftritte. Und auch so verstanden. Intimes Wissen voneinander als Hausväter war das gewesen. Und. Die katholische Kirche wußte es am besten. Es hatte ja gebeichtet werden müssen. 
Und weil es in der österreichischen Verfassung im Artikel 7 heißt:“ Alle Staatsbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechtes, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen.“ Deshalb lauern die Hausväter und beobachten, ob einer mehr bekommen hat. Ob ein Vorrecht vorliegt. ...
und die nachfahren dieser so geprägten männer/väter und die mit ihnen so geprägten ("untertan"-)frauen/mütter haben seit den "68-ern" nun einiges an selbst- und fremd"erziehung" an sich und anderen unternommen, um diese sie prägende tiefe selbsterkenntnis und einsicht zu überwinden und aufzulösen.

aber das geht nicht von heute morgen. das dauert. und diese alten tiefwurzelnden überkommenen und nur in sich ruhenden strukturen sind jederzeit neu zu aktivieren, wie wir das ja gerade auch im osten, aber auch tief im westen in den usa am präsidenten selbst deutlich studieren können. es ist also fast ein globales aufkommen dieser strukturen - zumindest in den früher mal "christlich" konnotierten gesellschaften.

und das löst dann eben auch die unausbleiblichen reflexe aus bei einem wahlsieg von einer frau wie annegret kramp-karrenbauer über einen im stillen untergrund in sich eingeigelten aber doch auch machtbesoffenen politischen abtinenzler wie friedrich merz - und löst nun die häme aus, bei ihrem scheitern nach relativ kurzen 14 monaten...

und nun fragt man sich eben - nur halbherzig scherzhaft in einer naiven kinderfrage verpackt - ob wohl "auch ein mann kanzelerin werden könne"...

und schwupps - schnappt die alte falle wieder zu - obwohl es eigentlich nur darum geht, welchen wie gearteten platz man sich für sein leben tatsächlich gestaltet und einnimmt - und mit welchen mitteln und vernetzungen dieser "standpunkt" zur verfestigung unterfüttert wird - "in diesem unserem lande"... (wie kanzler kohl immer hinzufügte, der damit ja keine probleme hatte...).

da hatte akk von anfang an schlechte karten: der besiegte und deshalb beleidigte "große bruder" friedrich - und darüber die vom "bruder" verhasste aber von akk angehimmelte und verehrte übermutter, die kanzlerin, die ihr amt nun nur noch absaß und durchzitterte und routine und "basta" gegen cleverness setzte.

und dann war da noch die laut grölende und heimlich streiche spielende oberstadt-"kinderschar" in abtrünnigen cdu-landesverbänden, die mit den afd-lern aus der unterstadt im sandkasten spielen und burgen bauen wollten ... - aber das tut man einfach nicht - basta...

für mich ist das ganze theoriegebäude um die "hausvaterschaft" auch deshalb so spannend, weil ich von meinen eltern und auch von meiner beruflichen sozialisation her immer in der nähe von "bethel" verortet war und bin, dieser konfessionsgebundenen riesigen sozialen hilfeeinrichtung mit einer, man kann wohl sagen, extrem-patriarchalischen urprägung seit dem ollen nationalgesinnten von-bodelschwingh-clan und dem bis in die 80er jahre auch hier gefrönten und offen zelebrierten und tatsächlich in natura gelebten hausvater- bzw. hauseltern- und hausmutter-prinzipien in den einzelnen teilinstitutionen und häusern.

in den dort geprägten künstlich zusammengewürfelten "großfamilien" und haus"gemeinschaften" war es ja im innern mit der heute so apostrophierten "inklusion" und der "diversität" nicht so weit her: am gemeinsamen frühstücks-, mittags- und abendbrottisch saßen prominent der hausvater-diakon mit seiner hausmutter in der mitte am kopftisch - mit den gerade diensthabenden "gesunden" mitarbeitern - und davor, etwas abgesetzt, die tischreihen der "kranken", die man aber nach altvatersitte streng im auge behielt und durchaus auch - egal wie alt sie waren - nach eigenem gutdünken "erzog": nämlich dahin zog, wohin man sie haben wollte - und inwieweit man ihnen platz einräumte ("peter - du gehst sonntag aber mit zum gottesdienst, du warst schon 2 x nicht mit - und zum friseur musst du auch" - und "peter" war dann ein nicht unter kuratel gestellter 58-jähriger mann mit einer gut medikamentös eingestellten anfalls-erkrankung...).

und erst die nun gehäufter auftretenden und in diese idylle hereinbrechenden zivildienstleistenden mit ihren anarchistisch anmutenden "68-er"-kulturen, zu denen ich mich dann ja entwicklungsmäßig auch rasch hin entwickelte, brachten diesen zähen klumpatsch allmählich zum zerrinnen...

aber --- klar - gut ding will weile haben ...

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