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respekt für den rücktritt ???

klaus stuttmann im tagesspiegel

respekt


man hört dieser tage ja immer wieder inflationär: "ihr rücktritt verdient unseren/meinen respekt" - "möchte ich zu dem rücktritt meinen respekt bekunden" ... - ähhh ??? - ich fand und finde diese floskel schon immer albern bis peinlich...

nach meinem sprachgebrauch wenigstens kann ein rücktritt vielleicht mein "verständnis" herausfordern: verstehe ich diesen rücktritt - kann ich den nachvollziehen - oder ist er völlig unvorhergesehen und damit unverständlich.

und wer mit dem rücken bereits an der wand lehnt - kann gar nicht "zurücktreten": da gibt es für den schritt zurück keinen genügenden raum - vielleicht weil eine beißwütige horde jemanden dorthin an die wand gedrängt hat - und dort stellt und festhält - und so quasi "an die wand nagelt" - ohne jeden ausweg.

ja - ein rücktritt kann auch mutig sein
respekt hat ja etwas mit bewunderung zu tun - oder mit dem aus der mode gekommenen begriff der "ehrerbietung" - oder "höflichkeit": aber trifft das zu, wenn eine kurzfristige parteivorsitzende mittels dolchstoß-(legende) (s. karikatur oben) nach einer verlorengegangenen wahl und ein paar berechtigten und vielen vielen unberechtigten vorwürfen an die eigene person nun darob sagt: "ich trete hiermit zurück!" - muss ich diese person dafür bewundern und "respektieren"?

okay - gerade im süddeutschen raum, wird eine als positiv gewertete tat oder problemlösung oft mit "respekt" quittiert - aber dabei wird diese besondere lösung zum guten "respektiert", die ausführung - die lösungsidee vielleicht.

ich finde - ich kann bei einem rücktritt vielleicht versuchen, ihn zu verstehen.

ich bin in meinem bisherigen leben auch schon 2-3 mal von irgendwelchen pöstchen oder posten zurückgetreten (worden). ich habe das meist aus rein egoistischen gründen getan: ich wollte überleben, der unangenehme flaue bauchdruck, der sich bei mir unwillkürlich kurz vorher einstellt, wenn ich mich in einer aufgabe nicht (mehr) wohlfühle, sollte verschwinden (geschah auch meist nach spätestens 3 - 5 tagen). ich wollte wieder allein meinen eigenen spinnertereien nachhängen - und nicht dauernd "auf das amt" irgendwelche rücksichten nehmen.

aus diesen überlegungen heraus, könnte ich auch jemanden ob seines rücktritts beglückwünschen - und eine karte schicken - vielleicht mit dem slogan: "geschafft": "ich weiß, es war schwierig - aber ich freue mich mit ihnen - herzlichen glückwunsch dazu"... - "nur weiter so"... - "toll gemacht" - "und sie bewegt sich doch"... 

also so etwas wie "solidarität" bekunden - auf augenhöhe.

"respekt" dagegen ist gefühlt nicht face to face - sondern hat immer etwas von "aufblicken" - "hochblicken", von vertikale statt horizontale.

"respekt" ??? - gerade dieser inflationäre gebrauch des begriffs heute ist irgendwie verräterisch - eben als "floskel" - als ein lautes "schulterzucken" bzw. "schulterklopfen": entweder also: ich kann dich verstehen" - oder eben "ist mir unbegreiflich" und "müssen wir mal drüber reden - wenn du lust hast und sich die wogen geglättet haben"...

und wenn ich dann vielleicht eine erklärung bekomme, dass mit dem eigenen rücktritt eine menge schaden von anderen oder dritten abgewendet wurde - dann fordert das im nachhinein vielleicht dann von mir "meinen vollsten respekt" ab ... - und ich verbleibe - hochachtungsvoll