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stören - leugnen - provozieren


Eingangskomplex Buchenwald - Foto: Krautreporter.de
Neue Rechte zeigt sich in Gedenkstätten

Rechtsextreme treten anders als noch vor Jahren offen und erkennbar in Buchenwald auf, stören, leugnen und provozieren. Gedenkstättenleiter Volkhard Knigge spricht über Ursachen und Lösungen für das Problem.

Von Svenja Ludwig | NW

Früher bekritzelten Rechte heimlich die Infotafeln mit Hakenkreuzen. 75 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Alliierten spazieren Neonazis ungeniert in rechten Modelabels, wo Nazis früher unzählige Menschen töteten. Dementsprechend alarmiert ist Volkhard Knigge, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. „Das Verhalten von bestimmten Gedenkstättenbesuchern hat sich seit dem Geländegewinn der AfD wahrnehmbar und nicht zum Guten verändert.“

Im Konzentrationslager Buchenwald waren zwischen 1937 und 1945 mehr als 250.000 Menschen inhaftiert, 50.000 davon überlebten nicht. Sie leisteten dort, wenige Kilometer von Weimar entfernt, oder in dem im Harz gelegenen Außenlager Dora Zwangsarbeit, wo unter Tage etwa die Vergeltungswaffe 2 gebaut wurde. 1944 ordneten die Nazis Dora dem Konzentrationslager Mittelbau zu.

Nicht die Zahl der rechtsextremen Vorfälle nehme zu, dafür aber seien die Rechten radikaler. „In den Besucherbüchern finden sich zunehmend Eintragungen, die Nationalsozialismus und auch die Konzentrationslager als sinnvoll und gut für die Deutschen bewerten“, berichtet Knigge. Auch antisemitische Sprüche oder Äußerungen wie „wären die Lager noch in Betrieb, hätten wir kein Ausländer-Problem“ ließen sich dort lesen. „Das ist ein ernst zu nehmendes Indiz, dass etwas wegbricht an Geschichtsbewusstsein, an mitmenschlicher Sensibilität und an politisch-demokratischer Orientierung.“

Den Weg dazu hat seiner Meinung nach die AfD geebnet. Dass der ehemalige Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland die nationalsozialistische Diktatur mit all ihren Verbrechen und Opfern als „Vogelschiss“ bezeichnete und der Fraktionsvorsitzende der Thüringer AfD, Björn Höcke, eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ forderte, „hinterlässt Spuren“, sagt Knigge. Auch andere würden dadurch ermutigt zu „immer offenerem rechten und rechtsextremen Sprechen und Denken“, so Knigge.

Störungen von Besucherführungen

Und manchmal auch zu mehr. In der Gedenkstätte komme es immer wieder zu „gezielten, vorbereiteten Störungen von Besucherführungen“. Dabei schmuggelten sich Rechte unter Besuchergruppen und warteten einen günstigen Moment ab, um Opferzahlen infrage zu stellen oder den Holocaust gleich ganz zu leugnen. Häufig werde das gefilmt. So profilierten sich die Täter einerseits im eigenen Umfeld, so Knigge. Gleichzeitig sollten die anderen Besucher eingeschüchtert und lächerlich gemacht werden. „Das darf man sich natürlich nicht gefallen lassen.“

Als Reaktion auf derartige Vorfälle wurde die Besucherordnung verschärft – so darf niemand mehr rein, der rechte Modelabels trägt. Mitarbeiter trainieren, wie sie mit Störern umgehen. Die intensiv-pädagogischen Angebote wurden ausgebaut. Kontra bekommen die Rechten zudem noch von anderer Seite. „Unsere Besucherzahlen steigen und man hat den Eindruck, da kommen viele Menschen, die Flagge und Haltung zeigen und sich hinter die wahrhaftige Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit stellen wollen – das ist toll und ganz wichtig.“

Schmiedeisernes Einganstor Buchenwald mit dem makaber-zynischem "JEDEM DAS SEINE" - Foto:  alamy.de


"Terrain" zurückgewinnen

Denn um das Gelände, das die AfD vereinnahmt hat, zurückzugewinnen, müsse eine sehr klare und nicht verharmlosende Debatte geführt werden. „Man darf sich nicht scheuen zu sagen, dass zum Beispiel in der Person von Björn Höcke eine große Portion faschistischen Denkens steckt“, betont Knigge. Außerdem bräuchte es einen wehrhaften Rechtsstaat. „Damit die roten Linien klar sind, das geht nicht anders.“ Und schließlich sei Bildung notwendig. „Der Nationalsozialismus ist mittlerweile auch an Gymnasien auf ganz wenige Stündlein zusammengeschnürt, und viele Lehrer hoffen, dass Gedenkstätten das kompensieren – da muss man ansetzen“, sagt Knigge.

Teils sind es Schüler, die bei Führungen in der Gedenkstätte auffallen. „Ein großes Problem kann darin bestehen, dass es an Schulen AfD-affine Lehrer gibt, die natürlich ihr Geschichtsbild an die jungen Leute weitergeben und sie anstacheln, die entsprechenden relativierenden oder verleugnenden Fragen zu stellen“, sagt Knigge.

Auch andere Gedenkstätten betroffen

  • Nach einem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald fielen im vergangenen Jahr vier Schüler auf, die im Bus Nazi-Lieder abspielten. Aber nicht nur die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald suchen Rechte immer wieder auf, um zu stören.
  • 2018 zweifelten Mitglieder einer AfD-Besuchergruppe in der Gedenkstätte Sachsenhausen unter anderem die Existenz von Gaskammern und den Holocaust an.
  • In der Gedenkstätte Dachau soll im vergangenen Jahr ein Berliner Youtuber Mitarbeiter angepöbelt und gegenüber Jugendlichen behauptet haben, sie würden dort angelogen.


Text: aus NEUE WESTFÄLISCHE, 23.Januar 2020, Seite 3




dialog oder "kante zeigen"? diese frage ist hierbei fast unentscheidbar - und muss wohl von fall zu fall immer wieder neu austariert werden. weil aus beiden haltungen auf rechte provokation eben diese rechten mit ihrer vernetzten propaganda in der hinterhand und im hinterland immer versuchen werden, kapital aus jedem klitzekleinen krumen zu schlagen - egal ob positiv oder negativ gemeint - in ihre richtung.

ein beitrag des dlf kultur aus 2018 vermittelt dieses ringen vor ort in der gedenkstättenarbeit:
volkhard knigge. der leiter der gedenkstätte buchenwald, hatte mit dem afd-abgeordneten brandner ein gespräch geführt und das bereut er nicht. er wollte eine schlagzeile wie „gedenkstättendirektor verweigert gespräch“ unbedingt vermeiden. doch dann ist brandner selbst vor die presse getreten und hat stolz verkündet, dass er in einen dialog mit dem gedenkstättendirektor treten werde, ohne die im vorhinein von knigge klar gestellten bedingungen für dieses gespräch zu erwähnen. damit sei klar gewesen, dass „vernunft hier nicht mit am tisch war“. 
das gespräch sei ausgegangen wie das berühmte "hornberger schießen". eine "vernünftige" auseinandersetzung zu sinn der gedenkstättenarbeit und zur deutschen geschichte überhaupt sei nicht möglich gewesen, weil sich herr brandner dem einfach verweigert hätte.
nun werde zwar ein hausverbot gegen brandner als privatmann nicht verhängt - was gegen herrn höcke schon vor zwei jahren ausgesprochen wurde wegen dessen abwertender haltung aller gedenkstättenarbeit und dem sinn und zweck von mahnmalen zur ns-zeit überhaupt.  
und dennoch sei es die klare haltung der kollegen in der gedenkstätte, so herr knigge, dass „wir hier eine 'rote linie' einziehen werden, wir werden in dieser weise nicht mehr mit afd-abgeordneten verkehren. wir sind historiker, wir wissen, wie rechtspopulistische bewegungen sich entfalten, wie ‚tricky‘ sie sein können. ich erwarte von menschen, die sich aus dem demokratischen spektrum herausbewegen, nicht mehr, dass man vernünftig mit ihnen reden kann“. 
die gedenkstättenarbeit habe sich in richtung beschäftigung mit den tätern entwickelt, mit der vorgeschichte des nationalsozialismus und dessen wiederaufscheinen heute. gedenkstätten würden, so knigge, viel stärker als orte gesehen, die „licht auf eine mögliche zukunft werfen“, nicht mehr nur auf die vergangenheit.

die afd und mit ihnen die vom "steve-bennon-'algorhitmus'" verseuchten und infizierten propagandamäßig eingespannten rechten freaks überhaupt, die daneben ihre bots programmieren müssen, um im internet bei leserbriefen und meinungsforen "masse" vorzutäuschen, halten nach meiner beobachtung immer den fakt, den kern, das thema, im ungefähren schwebenden zustand, ohne festlegung, um im nächsten moment, das gegenteil des von ihnen trotzdem wahrgenommenen behaupten zu können. die entziehen sich also im dialog jedem "vernünftigen packendende" - und so gleiten sie argumentativ immer wieder irrlichternd davon.

auch die in der jungen handy-sprech-generationoft eingeschobene redefluss-floskel"... oder so" ist so ein indiz für diese "nirwana"-seuche. man legt sich damit nie genau und exakt fest - und hält sich bei kritischen nachfragen immer ein hintertürchen offen - ansonsten brüllt man "lügenpresse" oder "fake news".

konkret schaffen sie so ja eigentlich keine fakten - ihr ganzes gehabe ist ja show, um des klamauks willen - und dazu eine höhnische freude ("schaut mal her - das trauen wir uns zu sagen"...) und alle
differenzierten gegenargumente, faktisch belegt, perlen ohne jede auseinandersetzung damit als "feake news" ein fach ab, wie wasser auf einer fettigen oberfläche.

man kann das wunderbar studieren an der immer gleichen taktik von donald j. trump, der ja auch von steve bennon geschult wurde - und so dieses system des "immer-im-ungefähren-bleiben" wunderbar beherrscht.

er kündigt ja beispielsweise regelmäßig bestehende handelsverträge auf, mit der anschließenden drohung, hohe strafzölle auf die gegegenständlichen inhalte des vertrages zu erheben - und zwingt dann die gegenseite, die vertragspartner, zu einem jeweils neuen "deal", der den usa dann vermeintliche vorteile beschert, was aber zumeist nur luftnummern sind, die propagandistisch gekonnt über "fox news" oder "twitter" verkündet werden. - und viele, viel zu viele, tumbe amis bejubeln ihn - und meinen: endlich hat es "ihnen" mal "einer" gezeigt..., was eigentlich nur eine blase heißer luft in einer von allen realitäten abgeschotteten blasen-wahrnehmung einer virtuellen parallelwelt ist.

und das alles hält im konkreten aber trotzdem eine wirtschaft am laufen, die eigentlich nur noch ein "zuviel" und "zu teuer" produziert.

und diese taktik gewinnt in afd und in der geschulten rechten immer mehr zulauf - und entpuppt sich als eine art "grundgesetz", um feststehendes zum wanken zu bringen.

so geht man dann auch in die gedenkstätte und hinterfragt längst feststehende und bewiesene und zweifelsfrei erkundete tatsachen mit abwertenden fragen und "alles-in-zweifel-ziehen", ebenfalls als "fake news" zu brandmarken - eigentlich auch nur um unruhe zu stiften, denn man weiß es ja gar nicht besser - und die mühe einer tatsächlichen nachrecherche macht man sich sowieso gar nicht erst.

man tönt einfach nur dumpf vor sich und will so für labile menschen die realität ins ungewisse katapultieren, in irgendwelche unhaltbaren verschwörungstheorien - und man zweifelt mal ebenso den umfassenden holocaust 1933-1945 überhaupt an - und lacht sich heimlich dabei ins fäustchen, welche reaktionen des erschreckens man damit auslöst ... und kommt sich damit sehr beschlagen & clever vor, und kann damit seine gang und seine freundin vielleicht sogar beeindrucken...

dagegen hilft tatsächlich wohl nur "kante zeigen" - "rote linie" ziehen: bis hierher und nicht weiter - und hausverbot - und klarheit und wahrheit - und eine flexible reaktion auf jeden einzelfall...

ACHTUNG: rechtes trainingslager für europa - in einem italienischen kloster



KLOSTER TRISULTI

Bannons rechte Kaderschmiede für europäische Nationalisten

Von Regina Kerner | FR

In Italien entsteht „eine Gladiatorenschule“ für die neue Generation von Rechtsnationalisten -  Steve Bannon träumt von der rechten Wende in Europa. 

Fast tausend Meter hoch, umgeben von Eichenwäldern und Gipfeln, auf denen noch Schneereste leuchten, liegt der imposante Klosterbau Trisulti. Bis zum nächsten Dorf, Collepardo, sind es fünf Kilometer auf einer Serpentinenstraße. Mehr als acht Jahrhunderte lebten Mönche in der Kartause von Trisulti, etwa zwei Autostunden südöstlich von Rom, gänzlich abgeschieden. Bis vor einem Jahr noch lebte der letzte Mönch von Trisulti allein in dem etwa 25.000 Quadratmeter großen Klosterkomplex. Denn seit dieser Zeit hat der alte Mann einen neuen Hausherrn und Mitbewohner: Den Briten Benjamin Harnwell, 43 Jahre alt, mit Ende zwanzig zum Katholizismus konvertiert, Chef des ultrakonservativen Think Tanks „Dignitatis Humanae Institut“.

In einer Allianz mit papstfeindlichen Vatikankreisen und einem der bekanntesten US-amerikanischen Rechtspopulisten will Harnwell aus der Certosa di Trisulti eine Kaderschmiede machen. „Eine Akademie für alle, die die jüdisch-christliche Kultur des Westens verteidigen wollen“, wie er sagt. Gegen die Masseneinwanderung von Muslimen aus Afrika, gegen die gottlose Gesellschaft der globalisierten Eliten, gegen den Niedergang traditioneller christlicher Werte.

Für Steve Bannon, Ex-Chefstratege von Donald Trump, ist Italien das “Zentrum des Universums“

Eine Fortbildungseinrichtung für Politiker soll es sein, für Geistliche – und für normale Bürger. Steve Bannon, der ehemalige Chefstratege von US-Präsident Donald Trump, hat es zugespitzter formuliert: Trisulti werde „eine Gladiatorenschule für Kulturkämpfer“ – für eine neue Generation Rechtsnationalisten und Populisten.

Steve Bannon


Steve Bannon ist Schirmherr des „Dignitatis Humanae Instituts“. Der Ex-Chef des rechtsradikalen, islamfeindlichen und für Fake News berüchtigten US-amerikanischen Internetportals Breitbart News arbeitet an einer rechtspopulistischen Wende in Europa. Bannon träumt davon, dass bald nicht nur in Italien, sondern überall Populisten-Regierungen wie die der Fünf Sterne und der fremdenfeindlichen rechtsnationalen Lega an die Macht kommen. Bannon ist jetzt regelmäßig in Italien. Er hat es zum „Zentrum des Universums“ erklärt. Auch in Trisulti war er schon häufiger.

Bannon gab 2014 Anstoß für Akademie 

Weil hinter den dicken Klostermauern kaum geheizt ist, schlägt Harnwell vor, das Gespräch draußen in der Vorfrühlingssonne zu führen, die zumindest ein wenig wärmt. Er stellt die Stühle auf einen kleinen Vorplatz, von dem man auf die Klostergärten und einen Teich mit Madonna in der Mitte blickt. Harnwell, früher Kabinetts-Chef eines konservativen britischen EU-Abgeordneten in Brüssel, ist mittlerweile an Journalistenbesuche gewöhnt. Das Interesse an der rechten Denkfabrik ist groß. Er gibt sich „casual“, mit Jeans und Daunenweste, die Haare nach hinten gekämmt – ganz wie Bannon.

Von dem schwärmt er in den höchsten Tönen. „Er hat ein unglaubliches Charisma. Er ist der eindrucksvollste Typ, den ich je getroffen habe.“ Bannon mache keine Kompromisse, um vom Establishment akzeptiert zu werden. Er habe das politische Schema verändert. Statt „rechts gegen links“ heiße es jetzt: „Einfacher Arbeiter gegen globale Eliten.“

„Bannon war der intellektuelle Architekt des populistischen Paradigmas“

„Bannon war der intellektuelle Architekt des populistischen Paradigmas“, sagt Harnwell mit triumphierendem Lächeln. Bannon gab auch den Anstoß für die Akademie. Das war 2014, bei einer Konferenz des Instituts im Vatikan. Er war per Video zugeschaltet und wetterte in seinem Vortrag gegen den „faschistischen Islam“, den Säkularismus, die kapitalistische Vetternwirtschaft. „Das war die Inspiration“, sagt Harnwell.

Beide arbeiten nun gemeinsam am Konzept und Trainingsprogramm der „Akademie für den jüdisch-christlichen Westen“. Dieses Jahr sind erst einmal nur Sommerkurse mit bis zu 50 Teilnehmern in Rom geplant. „Wir haben jetzt schon zehn Mal mehr Anfragen als Plätze“, sagt Harnwell. Ab 2020 soll die Schule in Trisulti dann ihren Vollzeit-Betrieb aufnehmen. Zuerst muss aber ein Teil des mittelalterlichen Klosters umgebaut und modernisiert werden. Bislang gibt es nicht einmal Internet-Zugang.

„Die Familie ist das Schlachtfeld in einem großen spirituellen Krieg“

Was die Unterrichtsinhalte der Akademie betrifft, bleibt Harnwell vage. „Es wird um Theologie, Philosophie, Wirtschaft und Geschichte gehen.“ Überhaupt ist er im Gespräch eher zurückhaltend. In Texten, die er auf Twitter und auf Breitbart News veröffentlicht, wird er deutlicher. Da geht es etwa gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, unter Überschriften wie „Die Familie ist das Schlachtfeld in einem großen spirituellen Krieg“. Harnwell ist überzeugt, dass es eine internationale Verschwörung gibt, an der die Vereinten Nationen und die EU beteiligt sind, um die Weltbevölkerung zu schrumpfen. Und er greift in seinen Texten den Papst an.

Beste Beziehungen zu erzkonservativen Katholiken 

Dabei hat er exzellente Beziehungen in den Vatikan – allerdings zu einem ganz bestimmten Teil der Kurie. Ehrenpräsident seines Instituts ist der Frontmann der erzkonservativen Traditionalisten in der katholischen Kirche: Kardinal Raymond Leo Burke, der größte Gegner von Franziskus. „Ein sehr weiser Mann“, sagt Harnwell. Er treffe sich regelmäßig mit ihm. Im Beirat des „Dignitatis Humanae Instituts“ sitzen weitere elf konservative Kardinäle, auch der deutsche Walter Brandmüller.

Franziskus‘ Reformbemühungen sind Leuten wie Burke, Brandmüller und Harnwell ein Dorn im Auge. Er verwässere die Doktrin, werfen sie ihm vor. Sie finden es skandalös, dass der Papst geschiedene Katholiken, die wieder geheiratet haben, in bestimmten Fällen zur Kommunion zugelassen hat. Er sei zu links. „Die katholische Kirche macht zu viel weltliche Politik, statt sich um den Glauben zu kümmern“, sagt Harnwell. „Der Papst verstört damit seine Herde“. Natürlich zielt das vor allem auch auf die zuwanderungs- und migrantenfreundliche Haltung von Franziskus. „Matteo Salvini wird in Italien inzwischen mehr respektiert als der Papst“, sagt Harnwell. Der Innenminister und Lega-Chef, der Italiens Häfen für Flüchtlinge geschlossen hat, sei einer, der es ernst meine mit dem Schutz der christlichen Kultur.

Zuwanderung wird als Bedrohung gesehen

Zuwanderung hält Harnwell für eine enorme Bedrohung. „Wenn die ersten zehn Millionen Afrikaner nach Europa gekommen sind, wird die Demokratie verschwunden sein.“ Die herrschenden Politiker seien völlig inkompetent, sagt er und schimpft insbesondere auf Angela Merkel, die ihr Land für Migranten geöffnet habe. Von Europas christdemokratischen Parteien hält er nichts. „Die reden nur im Wahlkampf über christliche Werte. Aber sie liefern nicht.“ Tatsächlich seien heute Nationalpopulisten wie Salvini Marine Le Pen die politische Mitte.

Während Harnwell spricht, läuft ein Ehepaar mit Fremdenführerin vorbei. Vormittags kann das Kloster besichtigt werden, wenn man an einer kleinen Tour teilnimmt. Der Eintritt kostet fünf Euro, die an das Institut fließen. Es hat das Kloster seit einem Jahr angemietet, vom italienischen Staat. Trisulti ist seit 1873 ein Nationaldenkmal. Nach einer öffentlichen Ausschreibung hatte das Kulturministerium in Rom unter mehreren Bewerbern Harnwells Institut ausgewählt. „Es war immer bekannt, was wir hier machen wollen“, versichert der. 100.000 Euro beträgt die jährliche Miete, der Vertrag läuft 19 Jahre. Dazu kommen Umbau- und Modernisierungskosten. Wie sich die rechte Denkfabrik finanziert, ist unklar. „Wir bekommen Spenden“, sagt Harnwell, „es sind Privatleute, die anonym bleiben wollen.“ Deutsche seien nicht darunter. Spekuliert wird zuweilen, dass unter den Finanziers dieselben superreichen Amerikaner sind, die auch Trumps Wahlkampf unterstützten.

Zum Abschluss zeigt Harnwell dann noch die prachtvolle, mit Fresken verzierte Klosterapotheke, eine der Sehenswürdigkeiten von Trisulti. Und die Kirche, wo früher die Mönche im hölzernen Chorgestühl beteten. Jedes Mal, wenn er am Altar vorbeiläuft, kniet er beflissen nieder.

Im Dorf sind sie sauer, weil man nicht mehr im Kloster heiraten kann

Weiter unten an der Serpentinenstraße, im Dörfchen Collepardo, wird der neue Hausherr der Kartause mit gemischten Gefühlen gesehen. Barbara hantiert hinter dem Tresen der „Bar del Corso“ an der Espressomaschine. Sie könne nichts Schlechtes über „Benjamin“ sagen, versichert sie. Sympathisch sei er. „Mir ist die Politik egal, damit das klar ist. Aber die Leute im Dorf sind sauer, weil sie ihre Hochzeiten nicht mehr in der Klosterkirche feiern können.“ Der Bürgermeister versichert, in Collepardo habe man keine Angst davor, sich mit Gedankengut jeglicher Art auseinanderzusetzen. Aber Harnwell müsse zumindest die Kirche und einen Teil der Kartause für die Dorfbewohner öffnen.

Andere haben durchaus ein Problem damit, dass das Kloster zum Hort Ultrakonservativer und rechter Extremisten werden soll. Ende Dezember nahmen 300 Menschen an einem Protestmarsch teil. „Es ist ein sehr beunruhigendes Projekt“, sagte damals der linke Parlamentsabgeordnete Nicola Frantoianni. „Von Leuten, die ein neues Mittelalter in unserer Gesellschaft schaffen wollen.“

FRANKFURTER RUNDSCHAU


es soll hinterher niemand sagen, er habe "von nix" gewusst ... jetzt - vier wochen vor der uropawahl muss auch der politische fokus auf uropa gerichtet sein - und auch gerade auf die machenschaften all der rechten, identitären, erzkonservativen kräfte, die sich da jetzt zusammenrotten - und auch finden.

denn justement steht auf spiegel-online zu lesen, wie die afd jenen chefstrategen, nämlich steve bannon als "special guest" bis hinein in den deutschen bundestag einlädt - und sich dazu mit fremden federn schmückt: die organisatoren haben sich einen euphemistischen titel ausgedacht: "1. konferenz der freien medien" [sic!] nennen die afd-abgeordneten ihre für den 11. mai geplante veranstaltung, bei der rechte journalisten und blogger im bundestag zusammenkommen sollen, um sich noch besser [!] zu vernetzen.

bannon soll einen vortrag halten - thema: "erfolgreich kampagnen führen"... und im einladungsschreiben heißt es tatsächlich, die afd-konferenz finde "mit freundlicher unterstützung des ausschusses für kultur und medien" statt. doch genau das weisen sprecher dieses ausschusses aufs schärfste zurück. wenn überhaupt, dann sei die veranstaltung "eine reine afd-fraktionsveranstaltung und hat keinerlei bezug zur parlamentarischen arbeit des 'ausschusses für kultur und medien'", betonte eine dort eingebundene spd-politikerin.

inzwischen ist die afd etwas zurückgerudert - und nennt nun als "freundliche unterstützer" die mitglieder eines afd-arbeitskreises 'kultur und medien' ...

doch - nachtijall - ick hör dir trappsen: immerhin gelang es bannon in den usa alle diese diffusen rechtspolitischen kräfte mit virtueller hilfe des internets und einiger anderer kniffe hinter donald trump zu versammeln, was zuvor niemand in der welt für möglich gehalten hätte.

wir alle müssen wachsam sein - und die augen offenhalten - besonders auch im internet und in den sozialen medien - und in den leserbrief-foren einiger großer medienhäuser, wo z.t. ganz gezielt mit automatisierten stellungnahmen durch algorithmen eine meinungsmehrheit per "#hashtag" oder "shitstorm" einseitig vorgetäuscht wird, wenn es denen strategisch in den kram passt ...

das letzte große sichtbare nationale propaganda-treffen fand im herbst 2018 beim chemnitzer "trauermarsch" statt: es gab eine zeit, da hatte man die braune suppe bereits "totgesagt - doch: hier im innern des landes, da leben sie noch"... - und nun versuchen sie uropa mit vereinten kräften zu mobilisieren: stellen wir uns ihnen gezielt in den weg ...!!!

übrigens: auch da wird wieder von "christlich-jüdisch-konservativen kräften" vereint gegen den islam gesprochen - wir müssen uns alle "glaubensmäßig" mal unserer gemeinsamen abrahamitischen wurzeln besinnen: auch der islam entspringt ja dem vorderasiatischen-arabischen raum und sogenannten "heiligen land" - und jesus und der urvater abraham sind geachtete personen im koran ...

nicht die unterschiede sondern die theologischen verwandtschaften sind endlich mal angemessen von allen seiten zu betonen!