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parkland schulmassaker - szenen aus der notfallambulanz kurz danach


"Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich einen Teenager sterben sah"

Szenen aus der Notfallambulanz verfolgen die Helfer oft ihr Leben lang ...

Von Eric Curran in der "New York Times" 
Mr. Curran ist Medizinstudent im dritten Jahr.

So sieht der Aufnahmebereich der Notfallambulanz aus, wenn die Wiederbelebung eines Schussopfers im Temple University Hospital gescheitert ist. Foto: Eric Curran | NYT






New York Times | PHILADELPHIA - Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich einen Teenager sterben sah. Er wurde mit drei Einschusswunden in der Brust auf der Rückbank eines Polizeiwagens liegend in das Temple University Hospital gebracht. Er trug blaue Jeans, die völlig rotverfärbt durchblutet waren.

Die Schwestern schnitten die Jeans einfach ab und warfen sie zum Ende der Liege. Die Bluejeans, die nun nicht mehr blau waren sondern durchblutet, baumelten eine Zeitlang und fielen schließlich in die Blutlache, die sich auf dem Boden darunter gesammelt hatte. Nachdem nichts mehr getan werden konnte, um den jungen Mann zu retten, wurde die Liege, auf der sein dünner Körper lag, weggerollt und ließ Blutstreifen auf dem Boden zurück, die von den Rädern der Liege stammten, die in der Blutlache gestanden hatten.

Als Medizinstudent im ersten Jahr verfolgt mich dieses Bild und ich denke, das wird wohl für immer so bleiben ...

Immer wieder wurden damals junge Menschen aus Parkland gebracht, direkt im Rettungswagen oder eben auch auf den Rückbänken von Polizeiautos. Die Krankenschwestern und die Ärzte in der Notaufnahme heben sie dann auf die Trage oder Liege. Wenn sie wach sind, fragen sie das Personal vielleicht, ob sie nun sterben müssten, was vom Arzt natürlich verneint wird ...

Einmal eingeliefert dann im Notfallbereich, sucht das Nothelfer-Team nach Einschüssen in den Körpern. Und der Medizinstudent klebt an jede Schusswunde kleine Pics ähnlich den Büroklammern, so dass die dann zur Ortung auf dem Röntgenbild sichtbar sind.

Wenn das Herz aufhört zu schlagen, öffnen die Ärzte oft das Brustbein mit medizinischem Hämmerchen und einem meißelartigen Gerät für eine "offene Herzmassage" zur Wiederbelebung...
Einschub sinedi: Eine solche präklinische Notfallthorakotomie dient der Reanimation bei Patienten mit traumatischem Herz-Kreislauf-Stillstand. Dieser Notfall-Eingriff ist in Deutschland weniger bekannt, wird aber jeweils in Extremsituationen schon seit 1902 durchgeführt - vor allem in den USA und in England. Die Notfallthorakotomie sollte nur als "letzte Möglichkeit" bei Herzstillstand durchgeführt werden, und wenn der Patient nicht innerhalb von 10 Minuten nach Eintreten des Herz-Kreislauf-Stillstandes klinisch operativ versorgt werden kann, was ja in diesem geschilderten Fall wegen der unvorhersehbaren "Überfüllung" der Op-Räume gegeben war...
Zwei behandschuhte Hände halten dann das freigelegte offene Herz und beginnen mit den fachgerechten rhythmischen Kompressionen. Weitere Krankenschwestern und Ärzte helfen dann, Medikamente zu injizieren - und die Defibrillationskontakte ("paddles") für die Stromstöße zur Wiederbelebung werden direkt auf das Organ gesetzt, um durch Stromstöße das Leben wieder in Gang zu setzen. Wenn dann Gott oder das Glück oder die Physiologie es wollen und erlauben, fängt das Herz wieder an zu pulsieren. Und dann drehen sich die Räder der Krankenliege erneut in Richtung Operationssaal und hinterlassen auch jetzt wieder diese schrecklichen blutigen Streifen auf dem Boden, mit blutigen Schuhabdrücken ringsum.


Wenn das Herz eines traumatisierten Patienten stillsteht, werden die Defibrillationspaddles direkt auf das Organ gesetzt, um das Leben wieder in Gang zu setzen. Manchmal kehrt ein Herzschlag zurück. Oft aber auch nicht - Foto: Eric Curran|NYT




Nach dem Kampf, ein menschliches Leben zu retten, bleibt ein stiller, besprühter Raum. Gaze, Schläuche, Hemden, Handschuhe, Hosen, Bänder und Turnschuhe liegen verstreut. Krankenhausarbeiter kommen dann und waschen das Blut ab. Sie bringen Wischer, Handtücher, Bürsten und Mülleimer mit und arbeiten mit Herz und Hand. Denn die Notaufnahme muss schnell gereinigt werden, da bald wieder ein anderes junges Opfer eingeliefert werden könnte.

Ich fing an, diesen Raum zu fotografieren - aus der Hilflosigkeit und aus Verzweiflung, die ich angesichts dieser sinnlosen Todesfälle fühlte. Ich will, dass die Gewalt aufhört. Ich habe gefragte, ob ich eine Kamera benutzen dürfte - nicht um die Toten und Sterbenden zu fotografieren, denn sie verdienen Privatsphäre, Pietät und Respekt. Aber ich fragte mich, ob das Erfassen der Momente, in denen Leben gerettet und verloren wird, den Menschen helfen könnten, zu verstehen, was da immer mal wieder tatsächlich passiert - und angerichtet wird ...

Ich schlüpfe in Plastiküberzüge für meine Schuhe - und manchmal höre ich Schreckens- und Verzweiflungsschreie, wenn nämlich die Angehörigen die Nachricht erhalten, dass ihr Sohn oder ihre Tochter, ihr Bruder, ihre Schwester, ihr Ehepartner oder Partner erschossen worden sind - einfach so ...

Das Temple University Hospital hatte im vergangenen Jahr 481 Patienten mit Schussverletzungen behandelt, wovon 97 starben. In diesem einen Krankenhaus - in dieser Wohngegend - in dieser einen Stadt.

In den USA haben 2017 fast 40.000 Menschen ihr Leben durch Schusswaffen verloren. Dieser Bericht soll dir zeigen, was da drinnen in der Notaufnahme passiert. Er soll zum Umdenken anregen. Denn gerade hier in Amerika sollten Bluejeans einfach nur blau bleiben ...

Quelle: New York Times-online - Donnerstag 14.Februar 2019 - übersetzt mit Google-Translator und textlich bearbeitet von sinedi ...
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Das war das Schulmassaker von Parkland

Beim Schulmassaker von Parkland erschoss am 14. Februar 2018 der 19-jährige Nikolas Cruz an seiner ehemaligen Schule, der Marjory Stoneman Douglas Highschool (MSD) in Parkland (Florida), 14 Schüler und drei Erwachsene. Kurz danach wurde er festgenommen; am nächsten Tag gestand er die Tat. 15 Verletzte kamen in Krankenhäuser.

Eine Woche später wurde bekannt, dass zum Tatzeitpunkt ein bewaffneter, uniformierter Hilfssheriff auf dem Schulgelände patrouillierte. Er ging aber nicht ins Gebäude, als die zahlreichen Schüsse fielen.Etwa zeitgleich plädierte der amtierende US-Präsident Trump dafür, Lehrer zu bewaffnen, und die US-Waffenlobby-Organisation National Rifle Association („Nationale Schützenvereinigung“) dafür, mehr bewaffnete Wachen in Schulen einzusetzen. Polizisten aus der Nachbarstadt Coral Springs äußerten, bei ihrer Ankunft seien neben Peterson mindestens drei weitere bewaffnete Hilfssheriffs nicht im Gebäude gewesen.

Gemessen an der Zahl der Todesopfer war die Tat nach dem Amoklauf in Las Vegas im Oktober 2017 mit 58 und dem Amoklauf in Sutherland Springs im November 2017 mit 26 Todesopfern die drittschwerste Tat in dieser Zeitspanne.

Die Tat hatte zahlreiche Proteste gegen die Waffengesetze in den USA zur Folge. (WIKIPEDIA)
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ich habe mir das lange überlegt, ob ich zum jahrestag der tödlichen schulmassaker-schüsse von parkland hier diese blutigverstörenden bilder und diesen text vom medizinstudenten eric curran, den ich in der "new york times" fand, hier in meinem blog bringen kann, darf, soll, oder gar muss ...

der bericht hat mich echt berührt und zeigt quasi von innen, was nach solchem massaker da in den notfallstationen in den kliniken in exakten sekundenbruchteilgenauen hand-in-hand-ablaufplänen abgeht - und wie oftmals mit solchen akuten "letzten" notfallentscheidungen mit gott um jedes leben im wahrsten Sinne des wortes gerungen und gekämpft wird ...  

bei so einer hier von mr. curran beschriebenen "präklinische notfallthorakotomie", die bei solchen massakeropfern und schussverletzten dort wohl schon fast "routinemäßig" auf die schnelle durchgeführt werden - also einer herbeigeführten offenen herzmassage als "letzten versuch", das leben bei einem herzstillstand nach einem solchen trauma mit verletzung und schock doch noch zu erhalten - sprechen englische quellen von einer erfolgsrate von immerhin 18% - fast ohne bleibende schäden - was man als "sehr gut" unter diesen umständen beschreiben muss ... - die alternative wäre ja der unweigerliche eintritt des todes.

und dieses massaker da in parkland geschah ja ohne ersichtlichen oder nachvollziehbaren grund - einfach so - vielleicht aus langeweile oder unter drogeneinfluss oder einem unbotmäßig aufgebauten hass auf alles und jeden um einen herum...

gern machen wir ja alle vor solchen bildern von solchen massakern die augen geflissentlich zu und lassen "den lieben gott einen guten mann sein" - schauen rasch in eine andere richtung und verdrängen das grausame oder auch schon das unangenehme geschehen zumeist ...

hätte dir nach einem jahr der name "parkland" noch etwas gesagt ... ???

aber - wir dürfen nicht vor allem die augen verschließen - wir müssen hinschauen und wahrnehmen - ganz genau sogar - und wir müssen uns körperlich-seelisch berühren lassen... und nur etwas konkret anschauliches kann uns noch - wenn überhaupt - in dieser virtuellen digitalen zeit echt beeindrucken und uns so wachrütteln, dass wir anteil nehmen...
  
und bei all diesem sterben und diesem leid dürfen wir ja - positiv - auch diese tatsächlichen helden mit wahrnehmen, die da in den unfall- und polizeiwagen und in den notfallambulanzen oft zu zeiten, wo andere längst feierabend haben, ihren job machen - und z.b. diese "defibrillationspaddles" ans leblose herz zur wiederbelebung anlegen müssen, und die blutigen jeanshosenbeine abschneiden und die dann das blut wischen und den raum wieder säubern - oftmals für das nächste opfer - kurz danach ...