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BLOG 067: mord

Tod von Menschen mit Behinderung

Ableistische* Gewalttat


Eine Mitarbeiterin eines Wohnheims in Potsdam soll vier Menschen mit Behinderung getötet haben. Betroffene äußern Kritik an der Berichterstattung.

Ableismuseine strukturell bedingte soziale Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten

POTSDAM taz | Nach dem gewaltsamen Tod von vier Menschen mit Behinderung am Mittwoch in einem Potsdamer Wohnheim haben viele Menschen in den sozialen Netzwerken ihre Anteilnahme mit den Angehörigen der Opfer bekundet. Er­mitt­le­r*in­nen klären nun den genauen Tathergang. Das Amtsgericht Potsdam hatte eine Pflege-Mitarbeiterin des Wohnheims, die unter dringendem Tatverdacht steht, in ein psychiatrisches Krankenhaus in Brandenburg/Havel eingewiesen.

 Während die Trauer über die entsetzliche Tat vorherrscht, äußern viele Menschen auch starke Kritik an der Berichterstattung über die Tat und fordern die Politik auf zu handeln und Gewalt in der Pflege zu thematisieren. Menschen mit Behinderungen seien täglich strukturellem Ableismus ausgesetzt.

 „Handeln statt Blumensträuße!“

 Alexander Ahrens, Geschäftsführer der Interessenvertretung „Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. (ISL)“ fordert in einer Pressemitteilung den „umfassende Gewaltschutz in den Einrichtungen“, der eigentlich durch das Teilhabegesetz verbessert werden sollte. „Statt Beileidsbekundungen und Blumensträuße braucht es endlich entschlossenes politisches Handeln und Konsequenzen“, so Ahrens. Nicht nur in der Berichterstattung fehle „das Thematisieren von strukturellem und institutionellem Ableismus, Behindertenfeindlichkeit und Gewalt in derartigen Einrichtungen“, heißt es weiter.

 Ähnlich äußern sich andere Au­to­r*in­nen und Disability-Studies-Expert*innen. „Fassungslos, welche Fragen in der rbb abendschau Spezial NICHT gestellt wurden. Wie steht es um Gewalt in Heimen generell? Wie sind die Arbeitsbedingungen im Oberlinhaus? Stattdessen: Ein Werbefilm für's Oberlinhaus und danach „Ziemlich beste Freunde“, schreibt die freie Jour­na­lis­t*in und Fachautorin der Disability Studies Rebecca Maskos auf Twitter.

 Statt über die Opfer zu sprechen, wurde in der Abendschau über die Überforderung des Pflegepersonals gesprochen sowie ein Polizeipsychologe interviewt, der davon spricht, dass eine Motivation der Beschuldigten gewesen sein könnte „die Leute zu erlösen von Leiden, die vielleicht sogar unheilbar sind.“ Viele Menschen mit Behinderung und Ak­ti­vis­t*in­nen kritisierten die Aussage des Psychologen. „Das Einnehmen der Täter*innen-Perspektive entwertet das Leben derjenigen Menschen, die von der Gesellschaft behindert werden – in diesen Einrichtungen“, schreibt auch Ahrens.

 Auch die Autorin Laura Gehlhaar äußert Kritik an den verwendeten Begriffen in der Berichterstattung: „Medien & Politik, hört auf von den „besonders Schutzlosen“ oder „Schwächsten“ zu sprechen. Das ist #othering und #ableismus in seiner Höchstform! Ihr macht eine Spaltung in IHR und WIR auf. Hört auf damit!“

 Gewalt in der Pflege ist Tabuthema

Die öffentliche Kritik nach der schlimmen Tat in Potsdam greift auch auf, dass Gewalt in der Pflege immer noch als Tabuthema behandelt wird. „Tagtäglich erfahren behinderte und pflegebedürftige Menschen in derartigen Abhängigkeitsverhältnissen Gewalt in ihrer unterschiedlichsten Form“, schreibt die ISL. Diese Gewalt werde weder groß wahrgenommen noch häufig ernst genommen, da „vieles ganz selbstverständlich unter dem Deckmantel der Fürsorglichkeit und Nächstenliebe stattfindet“.

 Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert, Gewalt in der Pflege in Einrichtungen offen anzusprechen. „Wir brauchen auch in dieser Frage keine Tabuisierung, sondern eine Kultur des miteinander Redens und eine Kultur des Hinschauens“, sagte Vorstand Eugen Brysch.

 Berichterstattung seit vielen Jahren stereotyp

Dass die Berichterstattung über Menschen mit Behinderung in vielen Fällen paternalistisch ist, kritisieren Ex­per­t*in­nen schon seit Jahren. Oft erschienen Texte ohne Stimmen von Betroffenen. Stattdessen würden Menschen mit Behinderungen fremd charakterisiert. Raul Krauthausen befand in seiner Diplomarbeit mit dem Titel „Zwischen Sorgenkind und Superkrüppel“ schon 2010, dass entweder über Menschen mit Behinderung berichtet werde, als wären sie Su­per­hel­d*in­nen, oder es wird eine „leidvolle Geschichte erzählt, wo gesagt wird, jemand „meistert tapfer sein Schicksal“, macht „trotz der Behinderung“ etwas“, so Krauthausen.

 Dass die Berichterstattung auch aktuell noch häufig stereotyp und diskriminierend ist, bemängeln die Disabililty Studies und viele Ak­ti­vis­t*in­nen regelmäßig. Diese befeuere Berührungsängste zwischen Menschen mit und ohne Behinderung, statt sie abzubauen, so die Kritik. Auch nach der schrecklichen Nachricht aus dem Potsdamer Wohnheim hätten viele der Beileidsbekundungen von Po­li­ti­ke­r*in­nen und anderen Wörter wie „die Schutzbedürftigsten“ und „die Schwächsten“ verwendet. Das mache abermals ein „Die und Wir“ auf, kritisiert die Journalistin und Autorin Christiane Link.

 Die geeignetste Möglichkeit, wie Redaktionen einen sensibleren Themenumgang in Bezug auf Menschen mit Behinderung bekommen können und sie als selbstverständliche In­ter­view­part­ne­r*in­nen für vielfältige Themen einbeziehen und Klischees in ihren Artikeln verringern könnten, ist, den Zugang für Menschen mit Behinderung in den Journalismus zu erleichtern. Doch bereits in der Ausbildung gibt es Probleme. Etwa ist an Jour­na­lis­t*in­nen­schu­len das Lernmaterial bislang nicht barrierefrei, Menschen mit Behinderung werden dort bislang kaum ausgebildet.

taz

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aus: twitter com - t4.eu - click

es ist immer noch zumeist der blick von oben "auf die anderen - bemitleidenswerten - schwachen" - und ein kriminalpsychologe spricht von "erlösung von leid" ... da ist ja der begriff "gnadentod" von adolf hitler ideell nicht mehr ganz weit entfernt - und es wird sogar an ein "mitempfinden" mit oder sogar an eine "entschuldung" der mörderin, an ein "verstehen" appelliert ...

"inklusion" jedoch heißt nicht nur barrierefreies miteinanderlernen und das absenken von bordsteinen für rollstuhlfahrer*innen: inklusion ist die begegnung aller menschen auf augenhöhe im grenzenlosen miteinander.

ein amokschütze wird auch nicht danach beurteilt, ob sie / er stress am arbeitsplatz oder eine überforderung zuvor erlebt hat.

wer überfordert ist, entzieht sich der belastung, macht "blau", wird krank, lässt sich verleugnen usw.

die vermeintliche täterin ist mutter eines sohnes mit körperlichen beeinträchtigungen und arbeitete seit 20 jahren als pflegehelferin in dem gleichen wohnbereich - und hierin ist vielleicht eher ein psychologisches "übertragungsphänomen" zu konstatieren - wenn ich als küchenpsychologe da mal miträtseln darf ... aber das "entlastet" sie für mich in keinster weise. -

bemerkenswert ist ja auch ihr dreistes vorgehen: die morde gesteht sie zuhause ihrem ehemann, der dann die polizei alarmiert, in den wohnbereichen bemerkt man die taten zunächst gar nicht (aufsichtspflicht???) - die tatwaffe, wohl ein messer, ist auch 48 stunden nach der tat nicht aufzufinden - und zu dem ganzen geschehen schweigt sich die vermeintliche täterin schnurstracks in die forensische psychiatrie ein... - da ist zumindest eine menge raffinierter "rest"verstand und vorsätzliche vertuschung dabei ...

und es stellen sich fragen nach den systemischen strukturen der einrichtung: mit welchem stellenwert begegnet man wie den bewohnern und patienten und wie wird "inklusion" ideell und praktisch verwirklicht und gelebt - wie offen sind die systeme nach außen und innen? - fragt sich si...

drohgebärde zum nachteil eines pflegeroboters

blick mit einer drohne durch die beschlagene scheibe eines fensters ins zimmers 173 im sankt ralotius-stift am 14.3.2036 - kurz vor dem massaker zum nachteil des pflegeroboters mit der serien-nr. 186yde# - S!|illustration


hören sie mal
das können sie 
mit mir nicht machen

ich verspreche - dass
der roboter aus meinem zimmer
genauso viel kosten wird
wie eine philippinische
dauer-pflegekraft mit kind
auf steuerkarte

ich werde den roboter,
der mich einst pflegen soll ...
ich werde ihn eigenhändig

ich werde ihn 
umschmeißen
anpinkeln
bespucken
aufschlitzen

ich werde meinen
milchkaffee morgens
in seine elektronik
gießen
bis sie dampft

ich werde ihm sein
netzteil ausbauen
und werde ihm den akku
den akku werde ich ihm

ich werde ihn zerstören
- versprochen -
ich werde mich gegen ihn
zusammenrotten

der roboter
der mich einst pflegen soll
sieht schon nach 2 tagen
ganz ganz alt aus -
viel älter als ich 
dann einst sein werde ...

ich werde ihn
eigenhändig
glauben sie mir
ich werde ihn


sinedi