"

ihre stärke - ihre kraft



"Szenen aus dem Herzen"

Greta Thunbergs Weg zur Klima-Aktivistin

Von Constance Simms n-tv

Sie ist wohl die berühmteste 16-Jährige weltweit: die Schwedin Greta Thunberg. Wie wurde sie zur Klimaaktivistin, die eine weltweite Bewegung initiierte? Das sehr persönliche Buch ihrer Mutter gibt Antworten und beschreibt zugleich eine außergewöhnliche Familie.

Es ist ein Wochenende im September 2014. Eine Familie steht in ihrer Küche in Stockholm und backt. Die Eltern beobachten, wie ihre elfjährige Tochter vorsichtig an einer Zimtrolle riecht. Sie versucht, den Mund zu öffnen, aber er bleibt fest geschlossen. Ihre Eltern ermutigen sie, zu essen, zuerst sanft, dann verzweifelt. ''Iss endlich!!!! Du musst essen, verstehst du?! Du musst essen, sonst stirbst du!!'' Das Mädchen reagiert mit einem "abgrundtiefen Schrei", der über 40 Minuten anhält. Es ist gerade elf Jahre alt und heißt Greta Thunberg.

Beschrieben hat diese Szene Gretas Mutter, Malena Ernman, in dem Buch "Szenen aus dem Herzen". Es erschien in Schweden bereits im August 2018 und wurde in diesem Jahr auch in Deutschland veröffentlicht. Die Sängerin Ernman ist in Schweden schon lange eine Berühmtheit, 2009 vertrat sie das Land beim Eurovision Song Contest. Noch berühmter ist inzwischen allerdings ihre Tochter: Seit dem 20. August 2018 streikt Greta Thunberg Freitag für Freitag vor dem Parlament in Stockholm für den Klimaschutz und hat mittlerweile Zehntausende in aller Welt dazu gebracht, es ihr gleichzutun. Wie keine andere Jugendliche polarisiert sie dabei. Von den einen wird sie als fremdgesteuerte Puppe beschimpft, von anderen als künftige Friedensnobelpreisträgerin gepriesen.

Doch woher kommen Gretas leidenschaftlichen Überzeugungen und ihre Unerbittlichkeit, die sie bei Regen, Schnee und Hitze demonstrieren lässt? Das Buch Ernmans erklärt anschaulich die Entwicklung ihrer Tochter von einer ungewöhnlichen Schülerin hin zur Klimaaktivistin. Dabei konnte die Sängerin, die mit dem Schauspieler Svante Thunberg verheiratet ist, noch nichts von alledem ahnen, als sie das Buch verfasste. Schließlich war es ursprünglich vor allem als ein Bericht über eine Familie geplant, die alles andere als normal ist.

"Unsere Tochter verschwindet in eine Art Dunkelheit"

So hat Greta nicht nur massive Essstörungen, die dazu führen, dass sie mehr als zwei Stunden braucht, um fünf Gnocchi zu essen. Vielmehr wurde bei ihr vor vier Jahren das Asperger-Syndrom diagnostiziert - eine Variante des Autismus, die vor allem durch mangelnde Kommunikationsfähigkeit, stereotypes Verhalten und eingeschränkte Interessen charakterisiert ist. Gretas Mutter beschrieb es so: "Unsere Tochter verschwindet in eine Art Dunkelheit und hört quasi auf zu funktionieren." Ihre Symptome verursachten auch Probleme in der Schule und machten sie anfällig für Mobbing.

Doch nicht nur Greta hat Schwierigkeiten: Bei ihrer jüngeren Schwester Beata stellen die Ärzte ADHS fest. Die Betreuung der beiden Kinder ist daher alles andere als einfach und Ernman berichtet ungeschminkt von den Problemen, vor die ihre Kinder sie stellen - etwa wenn ihre jüngere Tochter sie mit den Worten beschimpft: "Du bist die schlechteste Mutter auf der ganzen Welt, du verdammte Schlampe!"

Das Buch zeigt aber auch, wie Gretas Krankheit eine der treibenden Kräfte für ihr Engagement für den Klimaschutz ist. Für Greta ist die Welt entweder schwarz oder weiß, Zwischentöne gibt es nicht. ''Greta gehört zu den wenigen, die unsere Kohlendioxide mit bloßem Auge erkennen können. Sie ist das Kind, wir sind der Kaiser. Und wir sind alle nackt'', so ihre Mutter.


Szenen aus dem Herzen: Unser Leben für das Klima
EUR 18,00

Als Greta beispielsweise einen Film über die Verschmutzung der Weltmeere ansieht, ist sie so betroffen, dass sie in Tränen ausbricht. Danach beginnt sie, sich für Klimaschutz zu interessieren, drängt ihre Eltern dazu, nicht mehr zu fliegen und auf Fleisch zu verzichten. Auf den letzten Seiten beschreibt die Mutter, wie Greta gemeinsam mit ihrem Vater zu einem Baumarkt fährt, um Holz zu kaufen - für ein inzwischen weltberühmtes Schild.

Auch wenn "Szenen aus dem Herzen" natürlich die subjektive Sicht der Mutter wiedergibt und die vergangenen spannenden Monate in Gretas Leben nicht berücksichtigt, beschreibt es doch anschaulich Gretas Entwicklung. Das hilft zu verstehen, wie eine unauffällige Schülerin mit der Kampagne "Fridays for Future" eine Art Revolution unter Teenagern in aller Welt entfachen konnte und mittlerweile selbst Politiker das Fürchten lehrt. Auch in ''Szenen aus dem Herzen'' hallt das Wort "Revolution" wider und Ernman beendet ihr Buch mit Imperativen, die an das kommunistische Manifest erinnern. "Von Mensch zu Mensch, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Organisiert euch! Werdet aktiv! Setzt etwas in Bewegung! Es ist Zeit für den Auftritt.''

Quelle: n-tv.de


greta thunberg war elf jahre alt, als ärzte bei ihr das asperger-syndrom diagnostizierten, eine form von autismus. asperger-patienten tun sich oft schwer mit sozialer interaktion und neigen dazu, spezialinteressen zu entwickeln. im schwedischen fernsehen hat greta erzählt, wie ihre wahrnehmung, ihr hang, die dinge schwarz-weiß zu sehen, ihr halfen, die klimakrise als das zu erkennen, was sie sei: eine krise, die keine graustufen im umgang erlaube. »hätte ich kein asperger, wäre ich nicht so komisch, dann wäre ich vielleicht auch in diesem sozialen spiel gefangen, das alle anderen so begeistert.« wenn greta über asperger spricht, klingt autismus wie eine waffe für politischen protest im 21. jahrhundert.
dieser text stammt aus einem beitrag in der "zeit" von karin ceballos betancur, den ich hier im blog vor ein paar wochen zitiert habe.

ja - ich weiß - viele werden jetzt sagen: aha - jetzt wird greta thunberg vermarktet, vermarktet mit einem buch von der eigenen mutter - aber ich glaube, das wird sie selbst - wenn es denn so wäre - nicht weiter belasten - weder positiv noch negativ: greta selbst werden solche mechanismen wahrscheinlich kaum tangieren - genauso wie sie ja bis jetzt einladungen in alle welt und zu internationalen konferenzen usw. locker weggesteckt hat, wenigstens hat man nichts negatives gehört - und es werden viele darauf lauern, dass es irgendwelche spektakulären nachrichten deswegen gibt.

aber - greta hat es selbst gesagt: »wäre ich nicht so komisch, dann wäre ich vielleicht auch in diesem sozialen spiel gefangen, das alle anderen so begeistert.«

dieses - unser aller "soziale spiel" erreicht greta nicht wirklich - es rutscht ihr sozusagen "den buckel runter" und geht ihr am "arm" vorbei...

und es stimmt schon, insofern ist ein asperger-autismus auch eine waffe in ihrem und unserem unerbittlichen protest, der so  - und nur so - geführt werden kann ...

hoffentlich bleibt der "friday for future" auch nach den sommerferien aktuell - und setzt nicht auflösungerscheinungen an, wie so viele protestwellen der letzten zeit: von "occupy" zum beispiel ist ja nicht mehr viel zu spüren - und in den usa ist es um die waffen-protest-bewegung der "parkland-kids" und ihrem "aushängeschild" emma gonzáles ziemlich still geworden - und es gab auch weitere kleine friedliche scharmützel, die hinterher im sande verliefen.

ich glaube, greta steht mit ihrem asperger außerhalb all dieser mit der zeit schwindenden oder sich abnutzenden prozesse. auch wenn die "friday for future"-bewegung längst eingeschlafen ist, wird sie, wenn es ihr "gut geht", mit ihrem schild weiter streiken und protestieren: das ist bei ihr keine frage der zeit und des durchhaltens - sondern eine frage des automatischen fast zwanghaften willens: greta kann nicht anders - und das ist auch gut so...

ich wünsche ihr weiterhin alles gute und viel kraft - auch wenn ich das buch ihrer mutter nicht lesen werde ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen