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mein abgesang auf das märchen um greta - eine große enttäuschung für mich

DIENSTAG, 17. DEZEMBER 2019
Person der Woche

 
Greta Thunberg - eine Halbwahrheit zu viel
Von Wolfram Weimer

Die Klimaaktivistin leidet zusehends an Überinszenierungen. Die Stimmung kippt nach halbwahren Bahnfotos: Familienministerin Giffey übt Kritik und sieht Gretas Glaubwürdigkeit schwinden. Ein Staatssekretär schimpft sie scheinheilig. Und der nächste Skandal ist schon da.

Zarte Frauen, die melancholisch aus dem Fenster schauen, sind ein bewährtes Motiv der Kunstgeschichte - von Caspar David Friedrich bis Max Liebermann. Denn sie stehen seit Jahrhunderten für eine romantische, unerfüllte Sehnsucht nach einer besseren Welt. Der Fotograf von Greta Thunberg im deutschen Fernzug nutzt genau diese Assoziationen für eine professionelle, bildmächtige Sehnsuchtsperspektive. Greta schaut zur Seite, aus dem Dunkel hoch ins tröstende Licht. Es soll wie ein zufälliges Privatfoto aus der Bahn aussehen, doch es ist hochprofessionelle Foto-PR.

So ist es bei Greta Thunberg vom Beginn ihres medialen Siegeszugs an. Schon die allerersten Fotos, als sie sich im August 2018 mit ihrem Pappschild "Schulstreik für das Klima" vor den schwedischen Reichstag setzt, sollen wie Zufallsbilder eines engagierten Kindes aussehen, in Wahrheit handelt es sich um eine inszenierte Show von Medienprofis.

Greta wird vom schwedischen PR-Großinvestor Ingmar Rentzhog und dessen Medienteam damals perfekt ins rechte Bild gesetzt. Gut ausgeleuchtete Fotos und emotional durchdachte Videos - PR-professionell gleich in englischer Sprache - lässt Rentzhogs Agentur von Facebook bis Instagram viral verbreiten. Der Zeitung "Svenska Dagbladet", sagt Rentzhog hernach, er sei der Entdecker Gretas, um für einen grünen Facebook-Konzern ("We don’t have time"-Aktiengesellschaft) Millionen einzusammeln: "Ja, so war es. Ich habe Greta dann auch mit vielem geholfen und dazu auch mein Kontaktnetzwerk verwendet."

Zynisches Medienspiel

Mittlerweile wird die Überinszenierung Gretas durch ihre Hintermänner zusehends zum Problem. Das Mädchen lebt showgetrieben wie ein Hollywoodstar mit dem Terminkalender eines Spitzenpolitikers: Fotoshootings, Presseinterviews, Parlamentsreden, Demonstrationsauftritte und dazwischen das Dauerbaden im Social-Media-Strom.

Immer häufiger ist das Publikum irritiert über verunglückte Inszenierungen (wie der Fototermin im Braunkohlerevier Hambacher Forst mit einer vermummten Aktivistin), übertriebene Redetexte, um durchschaubar Schlagzeilen zu produzieren (wie beim "How dare you"-Auftritt) und Spektakel wie die Atlantikfahrten, die zwar schillernde Fotos hervorbringen, aber auch jede Menge CO2, wenn zur Organisation des Törns ganze Segelteams eingeflogen werden müssen.

Nun sorgt das melancholische Kunstfoto aus der Bahn für die nächste Debatte, denn aus Sicht des Publikums verrutscht immer wieder der Vorhang im Greta-Schauspiel und hinter dem tapferen, verletzlichen Kind wird ein zynisches Medienspiel sichtbar. Gretas Twitter-Botschaft vom Boden eines überfüllten ICE ist nämlich nur die halbe Wahrheit ihrer Reisegeschichte mit der Deutschen Bahn. Sie saß mit ihrem gesamten Team für den großen Teil Ihrer Deutschlandreise in den weichen Sesseln der ersten Klasse und ließ sich liebevoll und fürstlich vom begeisterten Zugpersonal bedienen.

Heilig oder scheinheilig?

Das Twitter-Bild vom Fußboden empfanden daher nicht nur die Schaffner und Mitreisende als Frechheit, billige Mitleidsheische und gezielte Irreführung der Öffentlichkeit. Die Deutsche Bahn stellte sich vor ihre Mitarbeiter und enttarnte die Halbwahrheit: "Noch schöner wäre es gewesen, wenn du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent du von unserem Team an deinem Sitzplatz in der ersten Klasse betreut worden bist." Damit ist der Eklat da und nur mehr ganz grüne Zeitgenossen ärgern sich zuvorderst über die Bahn, die die Posse des Greta-Schauspiels entlarvt hat.

Das Meinungsklima um Greta kippt langsam. So sehr, dass sich nun die Bundesregierung - ausgerechnet in Person ihrer rundum konzilianten Familienministerin Franziska Giffey - zu Wort meldet und Greta ziemlich entschieden die Meinung geigt: "Sie hat den zweiten Teil der Geschichte halt nicht öffentlich erzählt, wahrscheinlich wusste sie, warum. Klar, das ist auch ein Stück weit Selbstinszenierung", urteilt die SPD-Politikerin und resümiert: Das kostet "wahrscheinlich schon ein paar Glaubwürdigkeitspunkte".

Giffey trifft offenbar die Meinung vieler. Der CDU-Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums, Thomas Bareiß, sekundiert: "Heilige und Scheinheilige liegen oft ganz nah beieinander." Die dänische Zeitung "BT" schreibt gar: "Deutsche Bahn enttarnt Greta". Im Internet toben plötzlich ein Shitstorm gegen Greta und eine Debatte, ob sie nun scheinheilig sei oder nicht. Gretas Team verteidigt sich mit allerlei Einlassungen über Twitter, veröffentlicht eilfertig eine Videosequenz, die doch beweise, dass sie zeitweise wirklich auf dem Boden gesessen habe - doch der Eindruck, sie sei bei einer Inszenierung mit Halbwahrheiten erwischt worden, ist da.

Greta nimmt Schaden als Mensch

Und während man noch zum Bahn-Eklat herumtwittert, bricht der nächste Greta-PR-Skandal los. Denn bei ihrer letzten Rede vor der Heimfahrt nach Schweden attackierte Greta abermals pauschal die Politiker und rief ihrem johlenden Publikum in beinahe hasserfüllter Weise zu: "Wir werden dafür sorgen, dass wir sie an die Wand stellen und dass sie ihre Arbeit tun und unsere Zukunft schützen müssen."

Politisch Andersdenkende an die Wand stellen! Das klingt nach Aufruf zur Gewalt, nach Diktatur und Schießbefehl. Und noch größer als das Kopfschütteln über die scheinheilige Fotoinszenierung in der Bahn ist nun das Entsetzen über Gretas vermeintlich grüne Gewaltfantasien. Greta - oder vielmehr ihr PR-Team - beeilen sich bereits um Schadensbegrenzung. Über Twitter entschuldigt sich Greta: "Gestern habe ich gesagt, dass wir unsere Führer zur Rechenschaft ziehen müssen, und leider gesagt, 'stellt sie an die Wand'", schreibt sie. Und weiter: "Das ist Schwenglisch: "att ställa någon mot väggen" (jemanden an die Wand zu stellen) bedeutet, jemanden zur Verantwortung zu ziehen. Natürlich entschuldige ich mich, wenn jemand das falsch verstanden hat."

Übertreibungen, Missverständnisse, Entschuldigungen, Scheinheiligkeiten - selbst unter Greta-Sympathisanten wächst die Sorge, was da gerade mit dem Superstar des Öko-Zeitgeistes veranstaltet wird. Denn Greta nimmt durch die Überinszenierungen ihrer Hintermänner nicht nur in ihrer politischen Glaubwürdigkeit Schaden - sondern vor allem als Mensch, als Kind zumal.

Quelle: n-tv.de

Nicht vergessen: 
Greta Thunberg hat vor allem eine Botschaft – 
„Rettet das Klima!“

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taz - vom 10.02.2019

Greta Thunberg kommerziell ausgenutzt

Aktivistin als Werbefigur

Ein schwedischer Geschäftsmann wirbt Investoren mit dem Namen von Greta Thunberg. Sie selbst oder ihre Familie wurden wohl nicht gefragt.

Von Reinhard Wolf | taz - 10.02.2019 (!)


STOCKHOLM taz | Klimaaktivistin Greta Thunberg bringt Geld ein: Ein schwedischer Geschäftsmann, der für sich in Anspruch nimmt, sie „entdeckt“ zu haben, zog mit ihrem Namen Investoren für ein Startup an. Umgerechnet rund eine Million Euro an neuem Aktienkapital kamen zusammen. „Wir haben nichts davon gewusst“, betonen Greta Thunbergs Eltern.

Wie mit dem Namen der 16-jährigen Schwedin offenbar erfolgreich Geschäfte gemacht werden, enthüllt die Stockholmer Tageszeitung Svenska Dagbladet in ihrer Sonntagsausgabe.
„Das weltweit größte soziale Netzwerk für Klimaaktion“ zu schaffen ist die Ambition von Ingmar Rentzhog. Im September 2017 hatte er die Aktiengesellschaft „We don’t have time“ gegründet. Auf seinem Linkedin-Account formuliert Rentzhog das Ziel, eine Plattform aufzubauen „auf der sich Millionen von Mitgliedern zusammentun, um Druck auf Leader, Politiker und Unternehmen auszuüben, um für das Klima zu agieren“. Gegenüber einer Finanzzeitschrift entwickelte er die Vision eines Netzwerks mit 100 Millionen Usern, das Ganze finanziert durch Anzeigen „klimafreundlicher Unternehmen, die bewusste Kunden ansprechen wollen“.

Rentzhog, der 2004 ein Finanzmarkt-Kommunikationsbüro gegründet und jahrelang geleitet hatte, ist Mitglied des „Climate Reality“-Projekts des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore und Vorstandsmitglied eines schwedischen Think Tank für „nachhaltige Entwicklung“. Im vergangenen Jahr wurde er von einer schwedischen Umweltzeitschrift zum „Umweltbeeinflusser des Jahres“ ernannt.

Beispiel für Erfolg und Durchschlagskraft
Kurz nachdem Greta Thunberg am Morgen des 20. August 2018 vor dem schwedischen Reichstag mit ihrem Pappschild „Schulstreik für das Klima“ Platz genommen und erstmals ihren freitäglichen Klimastreik begonnen hatte, war Rentzhog in Begleitung eines Fotografen dort aufgetaucht, hatte Bilder und ein Video aufgenommen und kurz darauf auf seiner Facebook- und Instagram-Seite veröffentlicht. Ein Video mit englischsprachigem Text stellte er am gleichen Tag auf dem Youtube-Kanal von „We don’t have time“ ein. Er habe zufällig von dieser Aktion erfahren, betont er – und dann auch Medien darüber unterrichtet.

Auf die Frage von Svenska Dagbladet, ob er der Meinung sei, Thunberg entdeckt zu haben, antwortet Rentzhog: „Ja, so war es. Ich habe dann guten Kontakt mit Greta und ihrer Familie bekommen. Ich habe Greta dann auch mit einer Menge geholfen und dazu auch mein Kontaktnetzwerk verwendet.“

Am 24. November teilte „We don’t have time“ mit, dass Thunberg nun einen Platz als Ratgeberin im Vorstand der Stiftung eingenommen habe, die die Marke der gleichnamigen Aktiengesellschaft entwickeln solle. Drei Tage später präsentierte diese AG einen 120-seitigen Prospekt mit dem Ziel, Investoren zu finden, die neues Aktienkapital zeichnen sollten. Die Social Media-Plattform solle am 22. April lanciert werden. Das Ziel des Unternehmens sei es binnen drei Jahren profitabel zu werden.

In diesem Prospekt taucht elfmal der Name Greta Thunberg auf – als Beispiel für Erfolg und Durchschlagskraft der Firma. Beispielsweise heißt es: „Das Unternehmen trug zu einer erfolgreichen Kampagne zur Steigerung des Klimabewusstseins bei, indem es in seinen eigenen Social-Media-Kanälen den Schulstreik der Klimaaktivistin Greta Thunberg einem internationalen Publikum vorstellte.“

Warum man das getan habe? „Wir sind eine Plattform mit großer globaler Reichweite und wir haben Greta geholfen, mit ihrer Botschaft gehört zu werden. Das zeigt, dass wir Reichweite haben – und in die haben die Leute wohl investiert. Das ist nichts, worüber wir uns schämen müssen.“ Und wussten Greta und ihre Eltern davon? In diesen konkreten Prozess selbst seien die Eltern nicht eingebunden gewesen, sagt Rentzhog: „Sie haben es aber gesehen, nachdem der Prospekt öffentlich wurde. Sie hatten es nicht kommentiert.“

„Marionette“ in der Hand einer PR-Maschinerie
Thunbergs Eltern betonen im Gegensatz dazu, nichts von der Aktion gewusst zu haben. Rentzhog habe sie nicht darüber informiert, dass der Name ihrer Tochter in einem Prospekt über finanzielle Investitionen auftauche. Sie hätten diesen Prospekt auch nie gesehen. So wie sie es verstanden hätten, sei „We don’t have time“ eine ideelle Stiftung, die zwar auch einen kommerziellen Ableger habe, mit dem Greta aber überhaupt nichts zu tun haben sollte.

Svante Thunberg, Gretas Vater betont gegenüber Svenska Dagbladet, man sei sich der Kritik bewusst, die behaupte, Greta sei nur eine Marionette in der Hand einer PR-Maschinerie. Gerade deshalb sei es „unglücklich, wenn sie da kommerziell ausgenutzt wurde“: „Aber sie wusste nichts davon. Niemand von uns wusste davon. Niemand steht hinter Greta als Greta selbst.“

Anfang vergangener Woche teilte „We don’t have time“ in einer Pressemeldung (.pdf-Download) mit, dass Greta Thunberg ihren Platz als Ratgeberin des Stiftungsvorstands verlassen habe. Die Begründung: Sie sei nun „eine der gefragtesten Menschen auf der Welt geworden“ und habe für diese Tätigkeit „keine Zeit mehr“. Sie glaube aber weiterhin an „We Don’t Have Time“ und „We Don’t Have Time“ werde sie auch in Zukunft unterstützen. Vater Thunberg kommentiert: „Sie hat keine Verbindung mehr dazu. Sie will nicht mit irgendeiner Organisation in Verbindung gebracht werden. Ob ideell oder nicht. Sie will ganz frei sein.“

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pardon


ich bin einfach zu gutgläubig. ich habe dieses moderne märchen von dem mädchen, der frau, geglaubt, das sich da mit einem pappschild hinsetzt und ihre schule bestreikt, damit endlich etwas für das klima getan wird.

und auf allen medien und in allen städten folgt man ihr nach und nach: "friday for future" - und greta thunberg ist in aller munde - und ihre mama schreibt ein buch, wie das ist und war mit greta, die etwas autistisch beeinträchtigt ist - in der leichteren form, dem "asperger"-syndrom.
 

und ihr fallen die herzen zu, und was sie lostritt - welchen hype sie heraufbeschwört, das fasziniert so einen alten mann wie unsereins. ein ganz modernes märchen direkt vor unseren augen in allen uns zugänglichen medien life erzählt in echtzeit: ein leicht beeinträchtigtes mutiges mädchen zeigt es der welt mit einer ganz simplen einfachen geste - und im nu gibt es zähe verhandlungen zum umweltschutz in vielen regierungen und auf konferenzen in der welt - und sie bekommt den alternativen nobelpreis - und alles ist gut - und nun: 

ist es zu schön, um tatsächlich wahr zu sein.
 

ich habe den artikel in der taz vom februar 2019 zwar wahrgenommen, aber wohl verdrängt, weil inzwischen auch die springer-presse und einige andere medien stellung gegen greta bezogen - und ich mir wohl mein modernes märchen nicht kaputtmachen lassen wollte.

und auch die kritik an ihre spektakuläre antlantiküberquerung auf einem luxus-segelschiff, um nicht zu fliegen aus umweltschutzgründen, mit den aber wohl immensen nebenkosten und die damit verbundenen co²-emissionen für ihre helfer- und die begleitcrew im hintergrund, über die man da schon raunte, das alles wollte ich einfach übersehen und überhören.
 

und da war dann ihre rede vor den vereinten nationen: "how dare you?" - "wie könnt ihr es wagen"... - und der trampelige auftritt von trump ihr gegenüber bei einer begegnung [die aber wahrscheinlich auch nur inszeniert war - und bei der wahrscheinlich die kasse für eine echte werbeträchtige zuwendung nicht stimmte] ... - und jetzt jüngst diese eifersucht trumps auf ihr prangendes conterfei auf dem "time"-titel zur "person des jahres 2019" ...

das märchen nahm kein ende und schrieb immer neue episoden - und lieferte beweise ihrer untadeligkeit frei haus. ja - bis jetzt mit dem toll inszenierten boden-foto im deutschen bahn-ice auf der heimfahrt nach hause, das sie ja selbst nicht geschossen haben konnte - und was wohl nur inszeniertes "fake news" war - von ihrer agentur produziert und von ihr nachträglich autorisiert.

da klingt das theatergrollen in meinen ohren, der vorhang geht zu: das märchen um "greta" geht damit abrupt zu ende - und sogar der trump hat recht, wenn er sagt: sie solle lieber chillen, sie solle entspannen und sich einen schönen alten film anschauen, das täte ihr gut.

ich bin etwas unglücklich, dass ich alter knochen mich hab über ein jahr lang mit hab einseifen lassen.

ich werde meine jüngsten posts um greta hier im blog löschen... - ich bin maßlos - aber im wahrsten sinne des wortes: ent-täuscht = eine täuschung, ein popanz, ein märchen, ist jäh zu ende gegangen - okay... -

aber die botschaft bleibt - trotzdem wahr:

„rettet das klima!“
 



umgekehrt wird ein schuh draus

Foto: google-bilderdienst: turn-on.de


Der kurze Weg zur rechten Hetze

Von Jan-Henrik Gardener | NW

Selbstversuch: Youtube ist eine der wichtigsten Plattformen für rechte Propaganda. Ein Mitarbeiter dieser Zeitung hat ausprobiert, wie lange es dauert, bis er vom Algorithmus (rechts-)radikalisiert wird

Wenn in einem Zeitungsbericht von „Online-Radikalisierung“ die Rede ist, denken die meisten Leser vermutlich an die düstersten Ecken des Darkweb. Doch die Wahrheit ist einfacher: Onlineradikalisierung findet meist ganz offen über Youtube statt. „Das ist die vielleicht bedeutsamste Webseite für die rechte und rechtsextreme Szene“, erklärt Stefan Lauer von der Amadeu Antonio Stiftung. Diese versucht mit diversen Projekten über Rechtsextremismus aufzuklären. „Rechte können hier durch Werbung mit ihren Ideen Geld verdienen. Zudem ist es ihr wichtigstes Mittel, um Menschen zu erreichen.“

Denn der Algorithmus der populären Videoplattformen empfiehlt den Nutzern der Seite immer ähnliche Videos zu dem, was sie bisher geguckt haben. „Das ist grundsätzlich natürlich logisch, aber in diesem Fall problematisch, weil Nutzern immer rechtere Inhalte empfohlen werden und sie immer mehr in diese Welt gezogen werden“, sagt Lauer.

Im Selbstversuch teste ich, wie dies in der Praxis funktioniert. Der Plan: mit einem konservativen Video starten und schauen, wie schnell es durch das Anklicken von vorgeschlagenen Videos in den rechten Propagandasumpf geht. Starten möchte ich mich mit einem beliebigen Video des Komikers Dieter Nuhr. Die Entscheidung fällt auf den Kabarettisten, weil er sich die meiste Zeit im konservativen Mainstream bewegt, mit seinen Äußerungen zum Islam und Greta Thunberg aber auch ein rechtes Publikum mitbedient.

Theoretisch könnte der Selbstversuch schon hier enden. Denn als ich nur „Dieter Nuhr“ in die Youtube-Suchfunktion eingebe, bekomme ich unter den ersten fünfzehn Videos direkt eines vorgeschlagen, in dessen Beschreibung sich der Uploader als AfD-Anhänger offenbart. Warum der User gerade dieses Dieter Nuhr Video hochgeladen hat, erschließt sich wahrscheinlich nur ihm. Denn Nuhr beginnt das Video mit einer scharfen Kritik der AfD.

Neben dem Nuhr-Video hat der Nutzer viele Videos über „CIA-Gedankenkontrolle“ und angebliche Manipulation in deutschen Medien hochgeladen. Ich klicke auf eines davon. Nun werden mir diverse Videos vonZDF, Spiegelund Co. vorgeschlagen. Allerdings schon mit einer Tendenz zu rechten Themen: Reportagen über Frauke Petry oder Frauen in der Neonazi-Szene, aber auch Berichte über Geflüchtete oder kriminelle Ausländer mit Titeln wie „Ich muss raus, Flüchtlinge ziehen ein“.

Nach einigen dieser Videos taucht auf einmal ein Kanal in meinen Vorschlägen auf, der vor einem „kulturellen Wechsel“ warnt und auf Videos über die rechtsextreme „Pizzagate“-Verschwörungstheorie verlinkt. Laut dieser Theorie sollen US-Politiker und Prominente wie Hillary Clinton einen Kinderprostitutionsring aus einer Pizzeria betreiben. Zudem empfiehlt mir Youtube jetzt Videos vom österreichischen Sprecher der rechtsextremen Identitären Bewegung und der rechtsextremen ZeitungJunge Freiheit. Um an diesen Punkt zu kommen, muss ich nur zehn Videos schauen.

Es folgen weitere rechte bis rechtsextreme Youtuber, aber auch offizielle Kanäle der AfD. Inhaltlich ähneln sich die meisten dieser Videos sehr stark. Es wird von einem in die Kamera redenden Mann (selten ist es auch einmal eine Frau) der Untergang Deutschlands heraufbeschworen. Schuld daran sind abwechselnd Geflüchtete, Juden oder Greta Thunberg. Wie die Zuschauer dagegen vorgehen sollten, wird entweder ihrer Fantasie überlassen oder es wird ein „brutaler Machtkampf“ erträumt. Hier zeigt sich leider auch, dass die Online-Radikalisierung nicht nur zu einem rechteren Weltbild, sondern auch zu dessen gewaltsamer Umsetzung führen kann. Denn mehrere der Videos, darunter auch AfD- und AfD-nahe Kanäle, warnen vor der sogenannten „Umvolkung“. Laut dieser rechtsextremen Verschwörungstheorie soll in westlichen Ländern die weiße Bevölkerung gegen Migranten ausgetauscht werden. Die Attentäter von Christchurch und Halle beriefen sich beide hierauf. Bis Youtube mir entsprechende Videos empfiehlt, dauerte es nur zweieinhalb Stunden.


Das Geschäft mit dem Hass
Youtube ermöglicht es Nutzern, mit Videos Geld zu verdienen.

  • Mit 1.000 Abonnenten und einer Gesamtwiedergabezeit von mindestens 4.000 Stunden kann ein Kanal am Youtube-Partnerprogramm teilnehmen.
  • Kanäle können dann Werbung vor und in ihren Videos abspielen lassen und werden dafür bezahlt.
  • Trotz Youtube-Richtlinien gegen Rassismus und einem Prüfverfahren können so auch immer wieder rechte und rechtsextreme Kanäle Geld verdienen, wie zum Beispiel auch mehrere Kanäle aus dieser Recherche.

Text aus: NEUE WESTFÄLISCHE, Freitag/Samstag 1./2.November 2019, Seite 3
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naja - zunächst einmal muss ich dem rechercheur jan-henrik gardener von der nw recht geben - mit seinem sicherlich etwas einseitig sinngeleiteten "selbstversuch" ist es schon erschreckend, wie schnell er auf die rechten schmuddelseiten von youtube gelangt, und die ihm vom algorithmus "auch noch angeboten" werden.

da ich selbst aber als linksgrünversiffter alt-68er einen youtube-kanal betreibe und auf den seiten meiner homepage z.b. zur ns-"euthanasie" eine selbstzusammengestellte youtube-playlist zu diesem thema verlinke, möchte ich hierzu aber auch eine gegenrede zu dieser alles andere als "repräsentativen" "selbstversuchs-reportage" verüben:

zunächst einmal - youtube zwingt niemanden mit seinem algorhithmus die jeweils maschinell vermeintlich nach stichwort-begriffen zum thema "angebotenen" beiträge auch tatsächlich anzuclicken und zu "konsumieren" - und dann immer tiefer in den sumpf einzudringen oder auch hineingezogen zu werden, der da immer mitangeboten scheint - davon kann man auch gut und gerne selbstständig abstand nehmen - und einfach den angenehmeren weg wählen, der eben auch jeweils mit aufleuchtet - man muss nur die richtigen entscheidungen treffen - und sich entscheiden für etwas ist immer auch eine entscheidung gegen etwas...

es ist vielleicht wie vor einem gutsortierten zeitungskiosk oder der newspaper-ecke einer bahnhofsbuchhandlung: ich kann die "bild" kaufen, muss ich aber nicht - ich kann mich im dschungel der springer-erzeugnisse verheddern, aber ich darf mich auch noch dagegen immunisieren. ich darf den "cicero" lesen, muss das aber nicht und wende mich vielleicht dem "spiegel" zu - oder dem "freitag" oder der "zeit" oder der "f.a.z." oder oder ...

okay - im blätterwald, wenigstens in deutschland, finde ich schon noch immer mehr (links-)liberale titel als eben rechtspopulistische, was sich eben auch (noch!) mit den wahlergebnissen deckt: nur vielleicht jeder 4. wähler wählt afd oder npd - also strammrechts - aber die absolute mehrheit von 75 % wählen insgesamt demokratische (links-)liberale parteien und personen, die sich - gott weiß warum -immer noch zur wahl stellen.

und auch im "wörld weit w-app", im www., ist das - wenn auch "international" etwas verschoben - ähnlich. aber das hat auch etwas mit der (links-)liberalen sprachlosigkeit weltweit zu tun und der hier angesiedelten althergebrachten technikfeindlichkeit und einfach der dumpfheit, die diffizile programmier- und gestaltungsarbeit anderen zu überlassen, und lieber katzen-fotos anzuclicken und sonstiges influencer-getöse als dezidierte linksliberal fundierte und von otto-normalo lesbare aufsätze und meinungen zu formulieren und hochzuladen.

aber z.b. greta thunberg mit einem selbstgemalten pappschild und der "influencer" mit den blauen haaren, der "#rezo (ja lol ey)"haben es uns ja vorgemacht, wie rasch man mit einfachsten mitteln welche riesen-resonanz zum klingen bringen kann gegenüber der gegenseite des halbrechten und rechten sumpfs...

wie es in den wald hineinschallt ... 

früher bei ausstellungsbesuchen, hörte ich vor expressiven "raschen" kunstwerken oft den satz von oma & opa: "das kann mein enkel mit 8 doch auch"... - und dann wollte ich immer einschreiten mit den worten: "nicht reden - machen!" - aber hab mir das meist verkniffen.

aber so ist das in den medien insgesamt auch: in den zumeist amerikanisch konnotierten sozialen netzwerk-gründungen ist es vor lauter neo-liberalem konsumverseuchten demokratie-verständnis (bestes beispiel: donald trump) eben "freiheit", wenn (fast) jede meinung, jede haut- und haarfarbe, jede geschlechtliche und sexuelle präferenz angeboten und gelebt und konsumiert werden kann, wie in einem riesengroßen postmodernen selbstbedienungsladen mit übervollen regalen...

und was sich dann von da aus "reingezogen" wird, ist erst einmal die (freie - allerdings werbepsychologisch beeinflusste) persönliche entscheidung - aber richtet sich immer nach dem, was angeboten wird - und bei leeren regalen wie rasch nachgeordert wird.

und so ist es auch mit dem youtube-algorithmus: er bietet uns immer das an, was angeboten wird und clicks erzeugt (hat) zu den jeweiligen stichworten - mit denen sich aufgrund der clicks vielleicht knete in irgendeiner weise generieren lässt - aber auch das ist die freie entscheidung eines jeden users: eine einwandfreie gute meinung zu installieren kostet Zeit & geld & freunde & und die hard-& software und die medien, um abzusetzen und ins netz zu stellen und etwas zu bewirken - oder zu empfangen:

in der demokratie findet zumeist eine abstimmung "mit den füßen" statt: wohin man geht - wohin man sich wendet, was man aufsucht, wo man ankreuzt: und all die gezeitigten resultate sind immer nur momentaufnahmen in irgendeinem großen & ganzen - und die einen sagen so - und die anderen sagen so: und der pendel schlägt mal nach jeweils einer längeren distanz nach links - und dann wieder nach rechts: und das geht schon so seit dem "big bang" - und seitdem fliegt uns alles auf leicht gekrümmten bahnen um die ohren ins nirwana, von wo es irgendwann wieder von vorn losgeht: links-rechts ... hin-her

und noch eins zum artikel von herrn gardener oben: hoffentlich geht da der schuss nicht nach hinten los und er wird nun von manchen als initialzündung und start in die falsche richtung missbraucht, nämlich so in das rechte milieu zu gelangen und darin abzudriften - da sei der herr vor ... - und wo es rechts rum geht, kann man auch bei youtube auch nach links abbiegen - man muss nur rechtzeitig den blinker setzen - und das bleibt "herzenssache" und eine aufgabe für das eigene innere navi.

bis dahin: chuat choan - hat sich was ...


die schmutzige kehrseite der medaillen und nobelpreise

jugendlicher "fährt in die kobalt-grube ein" ... getty images /spiegel+



Kobalt
Die schmutzige Seite der sauberen Mobilität

Der Treibstoff der Elektro-Revolution sind Rohstoffe: Neben Lithium ist Kobalt entscheidend für den Siegeszug der E-Mobilität. Der wird aber aktuell vor allem in Krisenregionen gefördert - und könnte bald knapp werden. 

Auszug eines SPIEGEL plus-Artikels von Christoph Seidler (click)

Wer Akkus bauen will, braucht neben Lithium auch Nickel, Mangan, Graphit und Kobalt, zumindest beim heutigen Stand der Batterietechnologie. Vor allem bei Kobalt hat es bereits Versorgungsprobleme gegeben: "Eine unzureichende Bergwerksförderung hat in der Vergangenheit mehrfach zu einer Angebotsverknappung auf dem Weltmarkt und damit verbundenen kurzfristigen Preisspitzen geführt", sagt Siyamend Al Barazi von der Deutschen Rohstoffagentur (Dera). Zuletzt war das im März 2018 der Fall, seitdem hat sich der Preis allerdings wieder beruhigt.

Ähnlich also wie bei Lithium geben nicht unbedingt die Vorkommen Anlass zur Sorge. Vielmehr ist die Förderung oft mit Problemen behaftet. In der DR Kongo, von Krisen geschüttelt und alles andere als ein stabiles Land, arbeiten nach Angaben von Amnesty International auch Kinder, zum Teil ab einem Alter von sieben Jahren in den Kobaltminen. Überall kommen sie in Kleinbergwerken zum Einsatz. Arbeitsschutz? Umweltstandards? Darum kümmert sich dort niemand.

Skeptiker der Mobilitätswende führen genau das als Argument gegen Elektroautos ins Felde: Hinter dem schönen Bild des lokal emissionsfreien Fahrens, der vermeintlich weißen Öko-Weste, verbirgt sich ein hässliches Geschäft, bei dem Mensch und Natur gleichermaßen ausgebeutet und geschunden werden.

Batterieforscher arbeiten deswegen daran, den Kobaltgehalt der Akkus zu reduzieren und stattdessen eher auf Alternativen wie Nickel zu setzen. Panasonic hat das zum Beispiel getan, als Hersteller der Akkumulatoren für Tesla. Mit mehr Nickel kann man höhere Reichweiten erzielen - aber dummerweise steigt auch das Brandrisiko. Das hat Tesla leidvoll zu spüren bekommen. Selbst bei sinkenden Kobaltgehalten in den Batterien wird man also auch in Zukunft nicht ganz um das Element herumkommen.

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vor einigen jahrzehnten meinte man bereits, das erdöl ginge bald zur neige - und verbrennungsmotoren müssten rasch durch antriebsarten aus "erneuerbarer energie" abgelöst werden - da schürte man regelrecht panik - und das nicht nur von den "grünen" - da gab es 1973 "autofreie" sonntage und man durfte nur mit ausnahmegenehmigungen fahren...

und in den thekengesprächen damals war eigentlich klar, dass dazu jede autofirma einen plan b bereits in der schublade habe.

und nun nachdem einige jahrzehnte seitdem ins land gezogen sind, scheint es zwar immer noch genügend mengen an erdölvorkommen zu geben, doch jetzt sind die verbrennungsemissionen der springende punkt: der co²-ausstoß auf der welt muss dringend eingedämmt werden, ansonsten betreiben wir hier mit unserem "blauen planten" eine form von harakiri.

als lösung wurden dann hybrid- und elektroantriebe für autos favorisiert - doch nun stellt sich heraus, dass auch bei den dafür benötigten akkus alles andere als erneuerbare enrgien verbaut werden - und die gewinnung der erden und rohstoffe für diese wohl erst allmählich an reichweite gewinnenden akkus noch sehr problemanhaftend stattfindet - und wenn kobalt und lithium und die edel-erden abgebaut sind, ist guter rat sowieso teuer: wie receycelt man massenhaft solche akkus?

auch die vielgepriesenen e-roller in den metropolen als alternative für eine rasche individuelle innerstädtische entfernungsüberwindung liegen inzwischen nach gebrauch auf den gehwegen herum - und eine ausgelutschte batterie darin ist eben kaum recyclefähig: da werden also rohstoffe im grunde für ein paar rasche "quickies" vergeudet.

ich bin von der forschung und den ingenieursleistungen weltweit dazu sehr enttäuscht. und es ist fast ein hohn, den schöpfern dieser nicht recyclefähigen batterien den nobelpreis zu geben. 

eben in all diesen zurückliegenden jahrzehnten, wo man aber das problem längst erkannt hatte, hätte geforscht und entwickelt und gebaut werden können - umweltfreundlich und ökologisch und eben bitteschön mit tatsächlich erneuerbarer energie - doch das schnelle geld und das rasche teilpatent waren eben wichtiger: was juckt uns denn die welt von morgen oder gar übermorgen - man hat sich stattdessen hinter dem alltäglichen klein-klein versteckt und zur ablenkung leute wie trump und johnson und orban und erdogan an die macht verholfen als nützliche marionetten der großfinanz - und in syrien einen immerwährenden kriegsschauplatz installiert - und im mittelmeer einen genozid vor aller augen tagtäglich inszeniert mit vereinten kräften - ein jeglicher nach seiner art... - und die großen lenker dieser welt zucken dazu mit den schultern: tja - da kann man nichts machen ... - hätte-hätte-fahrradkette.

aber über diese göre greta thunberg wird die nase gerümpft bei all den "fachleuten", ökonomen und "experten" in der politik. man hat zwar keine seriösen lösungen parat gegen ihre befürchtungen und knallharten argumente und forderungen - so kramt man lieber in der krankengeschichte der jungen frau herum und betrachtet ihr umfeld kritisch... 

und frau merkel fragt die 16-jährige schülerin doch allen ernstes „in welcher weise technologie, innovation gerade im energiebereich, aber auch im energieeinsparbereich uns möglichkeiten eröffnen, die ziele zu erreichen“ - dieses sei ihr an den emotionalen forderungen von greta "nicht deutlich geworden"... - und das ist ja vielleicht eine retorisch geschickte verdrehung der aufgaben- und rollenzuschreibungen in diesem konflikten - aber auch eine bankrotterklärung der physikerin, die auch noch bundeskanzlerin ist... - frau merkel hat sich nämlich  mit ihrem gefolge genau darum zu kümmern - greta thunberg kann und muss da der kanzlerin nichts "deutlich machen" und auch keine lösungen vorschlagen...


mit der von merkel und anderen mantraähnlich auch hier implizit abermals propagierten "marktgerechten demokratur", nämlich forschung muss einhergehen mit wirtschaftlichem wachstum um jeden preis, dazu ist eigentlich keine zeit mehr, diese "innovativen überlegungen" hat die ära merkel mit ihren wirtschaftsweisen im schlepptau schlichtweg verpennt.

ein paar externe extra-beratungen bei mc|kinsey-trainern, wahrscheinlich für ein paar millionen euros aus der portokasse, könnten da erst einmal wieder etwas luft verschaffen und auf die sprünge helfen. 

na denn - chuat choan - und nix für ungut 

eine historische begegnung: "wie konntet ihr es wagen"... - update: die sorge des friedrich merz


Klimagipfel in New York

Als Greta Thunberg auf Donald Trump traf

Ein offizielles Treffen von Aktivistin Greta Thunberg und US-Präsident Donald Trump sollte es am Rande des Klimagipfels nicht geben. Nun sorgt eine kurze, ungeplante Begegnung der beiden für Schlagzeilen.


Der Moment dauerte nur wenige Sekunden, doch ein Video davon sorgt derzeit in den sozialen Netzwerken für Aufsehen und in zahlreichen Medien für Schlagzeilen: Am Rande des Klimagipfels in New York sind sich Greta Thunberg und Donald Trump begegnet.

Der US-Präsident kam unangekündigt zum Klimagipfel in New York. Als er gerade auf dem Weg in die Halle der Uno-Vollversammlung war, wurde er im Gang von Journalisten abgefangen und unter anderem zu einem möglichen Treffen mit Irans Präsident Hassan Rohani befragt. Nur wenige Meter entfernt stand zu diesem Zeitpunkt die 16-jährige Klimaaktivistin. Trump nahm keine Notiz von ihr. Thunberg blickte Trump mit ernster Miene hinterher.

Das Video von diesem kurzen Moment und ein passendes Gif von Thunbergs Blick wird in den sozialen Netzwerken vielfach geteilt.

"Wenn ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, dann sagt dieses Gif 100.000", kommentierte beispielsweise die Nachrichtenseite "Now This". 

Das "New York Magazin" scherzte: "Greta Thunberg trägt mit ihrem sengenden Blick aus Versehen zur Erderwärmung bei." Und die US-Abgeordnete Sheila Jackson Lee teilte einen Tweet mit den Worten "Wir sind alle Greta Thunberg". (SPIEGEL)

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ich finde, diese kurze sequenz zeigt das ganze ausmaß dieses historischen dilemmas in der welt und in der epoche in der wir leben - ganz verkürzt und exemplarisch auf den punkt gebracht: und deshalb ist dieses dokumentations-"gif" - vom "guardian" gefischt - es wert, hier geteilt zu werden.

greta thunberg hatte gerade auf dem welt-klimagipfel ihre wutentbrannte rede über das nichtstun der weltpolitik in sachen klimaschutz gehalten - und ihre betroffenheit und ihre angst dort zum ausdruck gebracht - während herr trump diesen gipfel längst aus seinen terminkalender gestrichen hatte und durch abwesenheit und abstinenz seine haltung und meinung zur erderwärmung und zum klimaschutz zum ausdruck bringen wollte. 

und doch betrat er wie von geisterhand gesteuert die halle der uno-vollversammlung, eigentlich nur um am selben tag hier auf dem un-gelände eine eigene veranstaltung "zur religionsfreiheit" durchzuführen, die er wohlmit seinen getreuen selbst organisiert hat - wohl als eine art gegenpol-propaganda-veranstaltung... - und so traf er natürlich gewollt oder zufällig auf greta thunberg - und ignorierte sie - behandelte sie wie luft - und zeigte damit einmal mehr seine bodenlose ablehnung gegen alles - außer gegen sich selbst natürlich: und damit unterstrich er die aussage von greta thunberg ganz konkret: den weltpolitik-entscheidern geht die klimaproplematik im großen & ganzen sowas von am "ar..." vorbei, weil ihnen einfach das hemd näher ist als das sakko - sprich: das aktienportfolio und das bankkonto näher und wichtiger sind als diese kleine 16-jährige krakeelende wut-göre da aus schweden, die sich sorgen macht um ihre zukunft - und um die zukunft ihrer generation.
taz-karikatur, 25.09.19:
howdareyou 

und wer in diesem begegnungsaugenblick der beiden vielleicht derzeitig bekanntesten repräsentanten zweier diametral zueinander stehenden welt-überzeugungen sich wohl eher als der mensch mit der offensichtlicheren narzisstisch-autistischen störung offenbarte, das hat sich für mich wenigstens in dem moment deutlich bewiesen. es war fast so wie die begegnung von feuer mit wasser - oder von gut und böse...

und nach ihrer flammenden wutentbrannten rede auf dem klimagipfel
  • „wie konntet ihr es wagen, meine träume und meine kindheit zu stehlen mit euren leeren worten?“, fragte die schwedin mit tränen in den Augen. „wir werden euch das nicht durchgehen lassen ... die welt wacht auf, und es wird veränderungen geben, ob ihr es wollt oder nicht.“ - 
hat trump dann am montagabend seine meinung zu thunberg getwittert: er teilte einen link, in dem ihre rede und ihr wutausbruch thematisiert wurde. trump schrieb dazu ironisch und herablassend: „sie scheint ein sehr glückliches junges mädchen zu sein, das sich auf eine strahlende und wundervolle zukunft freut. so nett anzusehen!“ (die welt)

würdeloser und beleidigender geht das wohl nicht - besonders auch die formulierung: "eine 'strahlende' zukunft"...

ich jedenfalls bin auch - diesmal wieder - an der seite von greta thunberg, auch noch wenn ich bereits gleichalt bin mit diesem "mr. president"... 

und auch wenn frau merkel nun an greta kritik übt: um die klimaziele wenn auch verspätet noch einigermaßen einzuhalten, benötige man technologien und kapital-innovation - das habe greta übersehen - und sich ja in ihrer wutrede gegen die andauernd geforderte wirtschaftliche wachstumspolitik ausgesprochen.

die taz überschreibt das 4-augen-treffen zwischen greta thunberg mit angelika merkel in einem nebenraum auf schwarzen ledersesseln zu einem kleinen inoffiziellen austausch am rande sehr treffend mit: "aktivistin trifft auf passivistin"... -  

allerdings - greta muss auch auf keinerlei "marktkonforme" klientel rücksicht nehmen und keine lobby bedienen, sie kann frei von der leber weg ...


und schon vor jahren brachte merkel ja den lapsus: 
  • „wir leben ja in einer demokratie und sind auch froh darüber - und das ist eine parlamentarische demokratie und deshalb ist das budgetrecht ein kernrecht des parlaments und insofern werden wir wege finden, wie die parlamentarische mitbestimmung so gestaltet wird, dass sie trotzdem auch marktkonform ist, also auf den märkten - die entsprechenden signale sich ergeben..." - und so ähnlich wird sie mit frau thunberg auch geredet haben...

und ja - das mit dem portfolio und den bankkonten, die oft näher sitzen als die umwelt - das gilt für angela merkel und ihrem cdu/csu-lobby- und kanzler-wahlverein mit seiner naseweisen schützenvereins-moral natürlich allemal... und das kann und darf und muss greta auch nicht verstehen ...

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update: inzwischen hat auch der ewige wiedergänger friedrich merz sich in "sorge um greta thunberg" (münchener merkur) in einem interview mit der "augsburger allgemeinen" zu wort gemeldet:

„Also ganz ehrlich: Meine Tochter hätte ich da nicht hingelassen. Auf der einen Seite ist das Mädchen bewundernswert, aber auf der anderen Seite ist es krank“, so der 63-Jährige. Er habe bei dem Thema ein zwiegespaltenes Gefühl und frage sich, was die Eltern ihrer Tochter antun, führt Merz weiter aus. Am Ende bleibe bei ihm vor allem ein Sorgegefühl zurück, schließt der CDU-Politiker. 

okay - in dem gleichen interview teilt er auch gegen die kanzlerin aus, die ja zu den drögen ergebnissen der klima-koaltionsrunde gesagt hatte, politik bestehe aus dem was möglich sei - merz meint dazu sinngemäß, politik müsse "etwas möglich machen und etwas möglich machen wollen"... - und dann kommt im weiteren verlauf diese passage zu greta thunberg und ihren eltern.

merz will ja mit aller gewalt nun schon seit 10 jahren in einer "1-mann-außerparlamentarischen opposition"  mit hilfe von ein paar verbündeten in bestimmten flügeln der cdu beweisen, dass er der mann ist, der nun von jetzt auf gleich bei jahrelanger kerner-politischen abstinenz aus dem stegreif "kanzler kann"...

aber mit solchen rundumschlägen gegen frau merkel, die sich in ihre selbst auferlegte "lame duck"-rolle zurückgezogen hat - und gegen die minderjährige greta, die am gleichen tag für den "alternativen nobelpreis" genannt wird, disqualifiziert er sich ja selbst für höhere ämter.

denn das ist ja keine auseinandersetzung mit gretas forderungen und ihrer betroffenheit, sondern einfach ein "totschlag"-argument: "...auf der anderen seite ist es (merz sagt nicht: sie) krank...".

da zeigt sich einfach merz' unbeholfenheit, im "hier & jetzt", im "real life" argumentativ zu bleiben. merz hat diese schnöde alltags-realität hier längst verlassen und brilon und das sauerland-milieu hinter sich gelassen und überwunden - up up and away in irgendein finanz-nirwana höheren orts...

denn sonst wüsste er, dass auch eine 16-jährige person mit einem "asperger"-autismus tatsächlich nur "erkrankt", wenn sie sich vielleicht einen infekt auf ihrer schiffsreise einfängt, oder z.b. eine leberzirrhose vom dreckigen schlechtgefilterten meerwasser auf der überfahrt - oder oder oder... 

am asperger - und im übrigen auch der mensch mit dem amputierten gliedmaß oder der handverkrüppelung, oder der trisomie 21 z.b. - an diesen abweichungen, die ja nicht einmal mehr als störung zu klassifizieren sind - im mühsam erreichten zeitalter des "inklusionsgedankens" erst recht - "leidet" man ja nicht: all diese erscheinungen sind sogenannte und nur von menschen definierte abweichungen von von einer von menschen und algorithmen definierten norm, vielleicht ähnlich wie angeborene rote haare, oder die unterschiedliche hautfarben und gestaltbildungen der menschen auf der welt (das unwort "rasse" hat sich ja jüngst durch genforschungen erledigt): der eine tickt so, die andere so...

und ich hab ja bereits hier formuliert, wer bei der begegnung von trump mit greta für mich einen gestörteren eindruck hinterließ ...

aber sich wegen dem von greta offen kommunizierten asperger-syndrom nicht mit ihren forderungen ernsthaft auseinandersetzen zu wollen, hat in diesem falle für mich auch etwas von "diskriminierung" - ja und auch einfachem simplen publicity-neid: wer "krank" ist braucht von irgendwoher medizinische "hilfe" - aber soll gefälligst das (umwelt-)politische feld räumen - und aus der sonne gehen...

und übrigens, herr merz: ein "zwiegespaltenes gefühl" ist bestimmt in mehreren therapie-sitzungen durchaus "heilbar" bei ihren möglichkeiten, es kann sonst anhaltend psychosomatische störungen auslösen ...


ihre stärke - ihre kraft



"Szenen aus dem Herzen"

Greta Thunbergs Weg zur Klima-Aktivistin

Von Constance Simms n-tv

Sie ist wohl die berühmteste 16-Jährige weltweit: die Schwedin Greta Thunberg. Wie wurde sie zur Klimaaktivistin, die eine weltweite Bewegung initiierte? Das sehr persönliche Buch ihrer Mutter gibt Antworten und beschreibt zugleich eine außergewöhnliche Familie.

Es ist ein Wochenende im September 2014. Eine Familie steht in ihrer Küche in Stockholm und backt. Die Eltern beobachten, wie ihre elfjährige Tochter vorsichtig an einer Zimtrolle riecht. Sie versucht, den Mund zu öffnen, aber er bleibt fest geschlossen. Ihre Eltern ermutigen sie, zu essen, zuerst sanft, dann verzweifelt. ''Iss endlich!!!! Du musst essen, verstehst du?! Du musst essen, sonst stirbst du!!'' Das Mädchen reagiert mit einem "abgrundtiefen Schrei", der über 40 Minuten anhält. Es ist gerade elf Jahre alt und heißt Greta Thunberg.

Beschrieben hat diese Szene Gretas Mutter, Malena Ernman, in dem Buch "Szenen aus dem Herzen". Es erschien in Schweden bereits im August 2018 und wurde in diesem Jahr auch in Deutschland veröffentlicht. Die Sängerin Ernman ist in Schweden schon lange eine Berühmtheit, 2009 vertrat sie das Land beim Eurovision Song Contest. Noch berühmter ist inzwischen allerdings ihre Tochter: Seit dem 20. August 2018 streikt Greta Thunberg Freitag für Freitag vor dem Parlament in Stockholm für den Klimaschutz und hat mittlerweile Zehntausende in aller Welt dazu gebracht, es ihr gleichzutun. Wie keine andere Jugendliche polarisiert sie dabei. Von den einen wird sie als fremdgesteuerte Puppe beschimpft, von anderen als künftige Friedensnobelpreisträgerin gepriesen.

Doch woher kommen Gretas leidenschaftlichen Überzeugungen und ihre Unerbittlichkeit, die sie bei Regen, Schnee und Hitze demonstrieren lässt? Das Buch Ernmans erklärt anschaulich die Entwicklung ihrer Tochter von einer ungewöhnlichen Schülerin hin zur Klimaaktivistin. Dabei konnte die Sängerin, die mit dem Schauspieler Svante Thunberg verheiratet ist, noch nichts von alledem ahnen, als sie das Buch verfasste. Schließlich war es ursprünglich vor allem als ein Bericht über eine Familie geplant, die alles andere als normal ist.

"Unsere Tochter verschwindet in eine Art Dunkelheit"

So hat Greta nicht nur massive Essstörungen, die dazu führen, dass sie mehr als zwei Stunden braucht, um fünf Gnocchi zu essen. Vielmehr wurde bei ihr vor vier Jahren das Asperger-Syndrom diagnostiziert - eine Variante des Autismus, die vor allem durch mangelnde Kommunikationsfähigkeit, stereotypes Verhalten und eingeschränkte Interessen charakterisiert ist. Gretas Mutter beschrieb es so: "Unsere Tochter verschwindet in eine Art Dunkelheit und hört quasi auf zu funktionieren." Ihre Symptome verursachten auch Probleme in der Schule und machten sie anfällig für Mobbing.

Doch nicht nur Greta hat Schwierigkeiten: Bei ihrer jüngeren Schwester Beata stellen die Ärzte ADHS fest. Die Betreuung der beiden Kinder ist daher alles andere als einfach und Ernman berichtet ungeschminkt von den Problemen, vor die ihre Kinder sie stellen - etwa wenn ihre jüngere Tochter sie mit den Worten beschimpft: "Du bist die schlechteste Mutter auf der ganzen Welt, du verdammte Schlampe!"

Das Buch zeigt aber auch, wie Gretas Krankheit eine der treibenden Kräfte für ihr Engagement für den Klimaschutz ist. Für Greta ist die Welt entweder schwarz oder weiß, Zwischentöne gibt es nicht. ''Greta gehört zu den wenigen, die unsere Kohlendioxide mit bloßem Auge erkennen können. Sie ist das Kind, wir sind der Kaiser. Und wir sind alle nackt'', so ihre Mutter.


Szenen aus dem Herzen: Unser Leben für das Klima
EUR 18,00

Als Greta beispielsweise einen Film über die Verschmutzung der Weltmeere ansieht, ist sie so betroffen, dass sie in Tränen ausbricht. Danach beginnt sie, sich für Klimaschutz zu interessieren, drängt ihre Eltern dazu, nicht mehr zu fliegen und auf Fleisch zu verzichten. Auf den letzten Seiten beschreibt die Mutter, wie Greta gemeinsam mit ihrem Vater zu einem Baumarkt fährt, um Holz zu kaufen - für ein inzwischen weltberühmtes Schild.

Auch wenn "Szenen aus dem Herzen" natürlich die subjektive Sicht der Mutter wiedergibt und die vergangenen spannenden Monate in Gretas Leben nicht berücksichtigt, beschreibt es doch anschaulich Gretas Entwicklung. Das hilft zu verstehen, wie eine unauffällige Schülerin mit der Kampagne "Fridays for Future" eine Art Revolution unter Teenagern in aller Welt entfachen konnte und mittlerweile selbst Politiker das Fürchten lehrt. Auch in ''Szenen aus dem Herzen'' hallt das Wort "Revolution" wider und Ernman beendet ihr Buch mit Imperativen, die an das kommunistische Manifest erinnern. "Von Mensch zu Mensch, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Organisiert euch! Werdet aktiv! Setzt etwas in Bewegung! Es ist Zeit für den Auftritt.''

Quelle: n-tv.de


greta thunberg war elf jahre alt, als ärzte bei ihr das asperger-syndrom diagnostizierten, eine form von autismus. asperger-patienten tun sich oft schwer mit sozialer interaktion und neigen dazu, spezialinteressen zu entwickeln. im schwedischen fernsehen hat greta erzählt, wie ihre wahrnehmung, ihr hang, die dinge schwarz-weiß zu sehen, ihr halfen, die klimakrise als das zu erkennen, was sie sei: eine krise, die keine graustufen im umgang erlaube. »hätte ich kein asperger, wäre ich nicht so komisch, dann wäre ich vielleicht auch in diesem sozialen spiel gefangen, das alle anderen so begeistert.« wenn greta über asperger spricht, klingt autismus wie eine waffe für politischen protest im 21. jahrhundert.
dieser text stammt aus einem beitrag in der "zeit" von karin ceballos betancur, den ich hier im blog vor ein paar wochen zitiert habe.

ja - ich weiß - viele werden jetzt sagen: aha - jetzt wird greta thunberg vermarktet, vermarktet mit einem buch von der eigenen mutter - aber ich glaube, das wird sie selbst - wenn es denn so wäre - nicht weiter belasten - weder positiv noch negativ: greta selbst werden solche mechanismen wahrscheinlich kaum tangieren - genauso wie sie ja bis jetzt einladungen in alle welt und zu internationalen konferenzen usw. locker weggesteckt hat, wenigstens hat man nichts negatives gehört - und es werden viele darauf lauern, dass es irgendwelche spektakulären nachrichten deswegen gibt.

aber - greta hat es selbst gesagt: »wäre ich nicht so komisch, dann wäre ich vielleicht auch in diesem sozialen spiel gefangen, das alle anderen so begeistert.«

dieses - unser aller "soziale spiel" erreicht greta nicht wirklich - es rutscht ihr sozusagen "den buckel runter" und geht ihr am "arm" vorbei...

und es stimmt schon, insofern ist ein asperger-autismus auch eine waffe in ihrem und unserem unerbittlichen protest, der so  - und nur so - geführt werden kann ...

hoffentlich bleibt der "friday for future" auch nach den sommerferien aktuell - und setzt nicht auflösungerscheinungen an, wie so viele protestwellen der letzten zeit: von "occupy" zum beispiel ist ja nicht mehr viel zu spüren - und in den usa ist es um die waffen-protest-bewegung der "parkland-kids" und ihrem "aushängeschild" emma gonzáles ziemlich still geworden - und es gab auch weitere kleine friedliche scharmützel, die hinterher im sande verliefen.

ich glaube, greta steht mit ihrem asperger außerhalb all dieser mit der zeit schwindenden oder sich abnutzenden prozesse. auch wenn die "friday for future"-bewegung längst eingeschlafen ist, wird sie, wenn es ihr "gut geht", mit ihrem schild weiter streiken und protestieren: das ist bei ihr keine frage der zeit und des durchhaltens - sondern eine frage des automatischen fast zwanghaften willens: greta kann nicht anders - und das ist auch gut so...

ich wünsche ihr weiterhin alles gute und viel kraft - auch wenn ich das buch ihrer mutter nicht lesen werde ...

greta thunberg & logion 9 - einfach wunderbar

faksimile thomas-evangelium - simple-pedia



Aus Logion 9 - im sogenannten "Thomas-Evangelium" -

einer im Dezember 1945 in Oberägypten in Nag Hammadi von einem Fellachen in einem Tonkrug gefundenen koptischen Schrift - über die Entstehungszeit und Authentizität streiten sich seitdem die Experten:
Jesus sagt: der Sämann kam heraus und füllte seine Hand und streute aus. Einiges fiel auf den Weg, die Vögel kamen und pickten es auf. Anderes fiel auf den Felsen, trieb keine Wurzeln in die Erde, hob auch keine Äste zum Himmel. Und wieder Anderes fiel in die Dornen. Sie erstickten die Saat und die Würmer fraßen sie auf. Anderes aber fiel auf gutes Land, das brachte gute Frucht. Es trug sechzig je Scheffel und einhundertzwanzig je Scheffel.
Repro aus: EVANGELIUM NACH THOMAS, Leiden, E.J. Brill, 1959 - S. 6 u. 7

Das kennen wir doch - das Gleichnis vom Sämann. Dies ist eines der Originalstücke, die dem Evangelium der Christen überleben halfen. Aber vergessen wir die Bibelgestalt und wenden uns der Urgestalt zu. Erstens: bei Jesus ist nichts zufällig und nichts "einfach so" gesagt. Also auch nicht die Sache mit den Vögeln, den Dornen und den Felsen. All das soll nicht nur illustrieren, was mit der Saat geschieht, sondern auch, auf welche Weise. Zunächst einmal streut der Sämann aus - es interessiert ihn nicht, wohin die Saat fällt, er streut, während er weitergeht. Kein Landstrich wird ausgelassen, es gibt keine Voraussetzungen, nichts da mit "wer da glaubt und getauft wird". Die Arbeit des Sämannes ist nicht, aufzupassen wohin seine Saat fällt, sondern zu säen. Wohin es fällt, fällt es. Aber die Wirkung ist unterschiedlich; was die Vögel fressen, nährt sie immerhin. Und was auf den Felsen fällt - es findet keinen Nährboden, aber es ist niemand "schuld" wenn es nicht aufgeht. Was unter die Dornen fällt - die Eigenschaft dieses Gewächses ist, daß es neben sich nichts aufkommen läßt, weil es allem den Nährstoff entzieht. Das ist dann schon eine etwas andere Situation, denn hier lebt etwas auf Kosten eines anderen und durch Gestrüpp wird menschliche Nahrung vernichtet. Immerhin aber - die Würmer nährt sie doch noch, aber sie nehmen es wie andere Nahrung auch. Aber wo es in den Acker fällt - sechzig und hundertzwanzig sind nicht nur Synonyme für "doppelt und dreifach", sondern sind populäre Glückszahlen von universaler Dimension.

Das heißt - gegeben wird ohne Voraussetzung, aber um sich zu entwickeln braucht das Gegebene Voraussetzungen und je besser die sind, um so besser der Erfolg. Es nährt das Gewürm und die Vögel, aber die finden allenfalls andere Nahrung - der Mensch aber braucht Brot. Er kann Gras nicht essen. Und Brotgetreide wächst nur auf einem gut gehaltenen Acker, weder auf dem Weg noch auf den Felsen noch in Gemeinschaft mit Dornen. Wenn die Lehre Jesu in die Menschenherzen fällt, fällt sie auf unterschiedliches Land. Ein Herz ist ein Weg - alles trampelt drüber, er ist notwendig, aber ehe etwas in dieser harten Erde einwurzeln kann, sind schon die allzeit hungrigen Vögel da, die Ausflüchte und Sachzwänge und es wird von ihnen weggefressen, aufgelöst. Ein anderes Herz ist aus Stein - da kann nichts Wurzeln schlagen, und wenn nichts Wurzeln schlagen kann, kann auch nichts "Äste gen Himmel recken". Es bleibt liegen und vertrocknet. Und es gibt die Dornenherzen - voll Gestrüpp, vorgefaßten Meinungen, verknöcherten Lebenskonzepten, angelernten, nie durchdachten Verhaltensweisen - da ist zwar Boden, aber wenn etwas darauf wachsen will, hat es keine Chance, es wird erstickt und das Aas nehmen sich die Würmer, die alles Aas annehmen und beseitigen.

Und was ist das gute Land? Ein lockeres, sauberes, leeres Feld. Das Leben hat es auf vielfache Weise vorbereitet - es ist umgestochen worden, es wurde durchgepflügt und durchgeharkt, es wurde mit Nährstoffen versehen - und dann wurde es liegen gelassen für die Saat. All das haben Andere getan, nicht der Sämann. Der Mensch, dessen Herz gutes Land ist, hat all das geschehen lassen, geduldig wie die Erde, und er hat sich offen gelassen für das, was kommen mag. Er hat sich weder festtreten lassen noch hat er zugelassen, daß sich Unkraut in seinem Herzen ansiedelt. Er wartet er auf den Funken, der ihn entzündet - ohne daß er weiß, welches dieser Funken sein wird oder sein soll. Aber er nimmt etwas andres nun nicht mehr an, sondern wartet auf die Saat, auf nichts sonst.

Dabei fühlt er sich oft leer und kahl - ein bracher Acker ist leer und kahl. Was er kann, wird man erst sehen, wenn die Saat darauf gefallen ist. Es ist aber damit auch gesagt: macht euch keine Sorgen, wohin die Lehre fällt - seid wie der Sämann, der nicht zusieht, ob er die Saat auf den Acker bringt oder sonstwohin. Streut nur aus, bemüht euch nicht, es richtig zu machen. Es wird nur dort aufgehen, wo das Menschenherz auch bereit ist, überall sonst wird es verpuffen. Die Vögel kritisieren den Sämann nicht und die Würmer auch nicht, sondern sie sind dann wenigstens satt. Es gibt dann zwar kein Brot, aber die Saat, die auf den Acker fällt, macht solchen Verlust mehr als wett.

aus: THOMAS-Comment AG Gnosis Juliane Intkaes-Bobrowski



tja - dieses etwas ungewöhnliche gleichnis vom sämann - ganz außerbiblisch - in einem alten tonkrug aufbewahrt in einem felsversteck in oberägypten - und "zufällig" aufgefunden von einem fellachen, einem bauern, der das was er da gefunden hatte, gar nicht einordnen und wertschätzen konnte. 

aber inzwischen hat man all die "schriften von nag hammadi" zusammengepuzzelt und entziffert und übersetzt.

und es sind zumeist gnostische erbauungsschriften und "evangelien", im 2. bis 3. jahrhundert entstanden - und eben hier das wohl ältere sogenannte "thomas-evangelium", das benannt wurde nach jenem "ungläubigen" thomas-apostel, der nach dem ableben jesu der legende nach in indien missioniert hat und dort auch anscheinend verstorben ist.

er soll von jesus selbst den auftrag gekommen haben, diese leitsätze aufzuschreiben und quasi als quintessenz der originalen jesu-lehre dann auch weiterzugeben: da wo thomas draufsteht ist vielleicht nach meinung einiger der echte jesus noch drin ...

da diese kernsätze mit dem späteren paulinischen "christentum" nur recht wenig und bruchstückhaft kompatibel waren, hat die frühe kirche dieses durchaus schon viele jahrhunderte vor den nag-hammadi-funden 1945 bekannte exzerpt des thomas aber regelrecht unterdrückt und vielleicht in die geheimarchive im vatikan in die allerletzte ecke verbannt - auf alle fälle eben nicht mit in die kanonisierten evangelien und schriften des "neuen testaments" eingefügt.

wohl aber eben das "johannes-evangelium", was textmäßig ebenso "aus der reihe schlägt", aber mit den grundsätzen der eigentlichen "christlichen" religionsgründer um den "apostel" paulus von tarsus und später dann in rom auf den konzilien noch in etwa in einklang zu bringen war.

so gammelte also das sogenannte "thomas-evangelium" eben all die jahrhunderte vor sich hin - und wurde in einigen geheimzirkeln verbreitet, vielleicht mündlich weitergegeben bei den sogenannten "thomas-christen" in indien und der heutigen türkei und eben in gnostischen sekten im vorderen orient, die dann auch den tonkrug in den sand von nag-hammadi ablegten.

soweit knapp die spannende geschichte des äußeren textes - nun aber zum inhalt des logion 9; das ähnlichkeiten mit dem "gleichnis vom sämann" aus den kanonischen bibel-evangelien aufweist.

und mir fiel das logion 9 wieder ein, als ich meine "taz" las - und die ja fast ebenso "wundersamen" begebenheiten einer saatvermehrung um die 16-jährige greta thunberg vor augen hatte, die anfangs ja ganz "mutterseelenallein" vor dem schwedischen parlamentsgebäude in stockholm saß mit ihrem selbstgemalten pappschild: „skolstrejk för klimatet“ - und deren bittersüße "saat" nun dermaßen aufgegangen ist, dass mittlerweise hunderttausende von schülern, auch eltern und lehrer und wissenschaftler, es ihr regelmäßig an jedem "friday for future" in über 100 staaten der welt gleichtun - und für eine bessere umwelt und zukunft "strejken": nicht zur schule gehen - nicht in die labore, institute und an die arbeitsplätze - nicht in die hochschulen und universitäten: ein weltweiter streik für eine bessere umwelt - ausgegangen von der sicherlich hier und da gewöhnungsbedürftigen greta, die einfach stur ihren kopf durchsetzte.

und bei der geschichte um ihren asperger-autismus mit vorübergehenden hungerstreik-attacken und ihrem knallharten entschluss "so - und nicht anders" - ganz auf sich allein gestellt - musste ich auch an jesus denken, der auch vor 2000 jahren seinen kopf durchsetzte mit damals zunächst für die jüdische tempelaristokratie - und seine familie - zunächst einmal "wirren" ideen ... seine familie bezeichnete ihn als "irregeleitet" und war schon losgezogen, um ihn wieder einzusammeln:

das älteste markus-evangelium (ca. 70 n. chr.) erzählt nahezu zu beginn von jesu wirken, dass jesu mutter und brüder „losgehen, um ihn zu greifen“, als sie hören, wie viele menschen ihm folgen, denn sie sagen: „er ist von sinnen“ (mk 3,20f). markus kennt also keine wunderbare weihnachtsgeschichte von der geburt und kindheit jesu. bewusst stellt der evangelist jesu mutter maria und brüder in die nähe der schriftgelehrten, die jesus vorwerfen, er sei von dämonen besessen.

und ähnliche angriffe muss greta thunberg ja heutzutage auch über sich ergehen lassen, wenn z.b. unser fdp-"experte" für alles lindner meint, greta und schüler und "kinder" hätten natürlich "keine ahnung" von umweltschutz - und dass solle man mal den "experten" überlassen ...

ich will hier nicht den hype um greta thunberg überhöhen und sie mit diesen zeilen etwa auch noch in die nähe jesu rücken - ich möchte nur auf die gesellschaftlich gleichen phänomene hinweisen - vor 2000 jahren und heute - und diese äußeren parallelen ziehen - und ich möchte auf die grundaussagen von logion 9 im thomas-evangelium hinweisen: manche samenkörner oder eben auch ideen und grundsätze und parolen fallen auf weniger fruchtbaren grund und boden - und manche sind so fruchtbar und wichtig und für viele einsehbar, dass aus einer einsamen schulstreikerin in stockholm ohne "management" und "zentraler organisation" und ohne finanziellen eigennutz innerhalb von ein paar monaten eine weltweite bewegung anwachsen und hochsprießen kann: viele hunderttausend menschen "je scheffel" ...

also: wunder gibt es immer wieder - und das tröstliche ist: es gibt sie noch ... - es soll uns mut machen ...

greta thunberg - graphische bearbeitung: sinedi



„Fridays for Future“ weltweit

Greta global

Am Freitag wollen Hunderttausende junge Menschen für eine bessere Klimapolitik protestieren. Die Bewegung hat einen Star: Greta Thunberg. Wer ist sie?

Von Anett Selle | taz

taz | Sie steckt fest, es geht nicht weiter. Presse und Fans füllen die Straße, wedeln mit Kameras und Handys. Einige versuchen, die Kette aus Menschen zu durchbrechen, die mühsam einen Sicherheitsabstand aufrechterhält. Erst als die Polizei dazukommt, beruhigt sich die Situation etwas. Kinder und Jugendliche gehen nebenher, einige rufen, um ihr Vorbild auf sich aufmerksam zu machen. Es ist Freitag, wenn sie nicht gerade feststeckt, zieht die Schulstreikdemo durch die Stadt: Und Greta Thunberg läuft mitten drin.

An diesem Tag Anfang März ziehen bis zu 10.000 junge Menschen durch Hamburg, mehr als zehnmal so viele wie in der Vorwoche. Wo Thunberg auftaucht, wird es voll: Anfang Januar war sie beim Schulstreik in Brüssel zu Gast, da beteiligten sich bis zu 100.000 Menschen.

Ganz allein hat die heute 16-jährige Schwedin ihren Schulstreik für mehr Klimaschutz im August vorigen Jahres begonnen. Allein ist sie damit inzwischen gewiss nicht mehr. Demonstriert wird in Australien und Japan, in Kanada, Brasilien und den USA, in Nigeria und Südafrika, und in nahezu jedem Land Europas.

Eltern haben sich solidarisiert als Parents for Future, Wissenschaftler*innen sind als Scientists for Future dabei. Diesen Freitag nähert sich die Bewegung ihrem bisherigen Höhepunkt: Am 15. März soll rund um die Welt gestreikt werden. Der letzte Stand: 1.650 Orte in 105 Ländern.

Greta Thunberg, ein Vorbild für Zehntausende

Die Fridays-for-Future-Bewegung organisiert sich lokal und unabhängig. Eine Hierarchie oder zentrale Struktur gibt es nicht. Aber ein Zentrum: Greta Thunberg. Viele der jungen Demonstrant*innen in Hamburg sagen, sie hätten nicht gewusst, was sie angesichts des Klimawandels tun könnten, und niemanden gehabt, zu dem sie aufschauen konnten. Thunberg habe das geändert.

Auf der Bühne richten die Schüler*innen Lilli und Gustav sich direkt an sie. „Wir danken dir, dass du damit angefangen hast, für das Klima zu streiken. Für uns und für viele bist du ein Vorbild. Wir lieben dich für das, was du tust. Für deinen Mut, Dinge zu sagen, die Erwachsene nicht wahrhaben wollen. Für dein Durchhaltevermögen. Und dafür, dass du uns eine Stimme gibst.“

Mit ihrem Schulstreik hat Thunberg die Klimakrise zu einer Angelegenheit der Jugend weltweit gemacht. Eine junge Frau, die von sich sagt, sie sei ihr ganzes Leben lang das „unsichtbare Mädchen“ gewesen, das hinten sitzt und nichts sagt: Heute ist sie eine, der andere danken, weil sie ihnen eine Stimme gibt. Als Kind habe sie die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen aus Filmen über den Klimawandel, sagt sie. Thunberg hat die Diagnose Asperger, sie sagt, sie könne Sorgen nicht verdrängen.

Krank, klein unsichtbar. Und jetzt dauerpräsent

Mit elf Jahren erkrankte sie an Depression, konnte zeitweise nicht mehr zur Schule gehen, nicht mehr essen, sprach kaum noch. Dann begann sie, sich selbst zu ermächtigen, zuerst gegenüber ihren Eltern. Die überzeugte Greta Thunberg, kein Fleisch mehr zu essen, vegan zu werden, nicht mehr zu fliegen.

Thunbergs Mutter ist die Opernsängerin Malena Ernman, die Schweden 2009 beim Eurovision Song Contest vertrat. Dass Ernman nicht mehr flog, fiel der schwedischen Öffentlichkeit auf. Dann schrieben Ernman und ihr Mann Svante Thunberg ein Buch darüber, wie ihre Tochter sie verändert hatte. Und schließlich setzte sich Greta Thunberg allein vor das schwedische Parlament mit ihrem Schild:, Schulstreik für das Klima. Anfangs täglich, dann jeden Freitag. Es folgten: Schüler*innen weltweit, die die Idee aufgriffen, eine Einladung zur UN-Klimakonferenz und ins schweizerische Davos, zum Weltwirtschaftsforum.

Das Treffen in Davos ist die alljährliche Begegnung der Politik- und Wirtschaftselite. Als Thunberg Ende Januar nach anderthalb Tagen Zugfahrt von Schweden in dem verschneiten Alpenstädtchen ankommt, warten Dutzende Journalist*innen am Bahnsteig. Der Andrang ist größer als bei manchem Staatsgast. Im Ortszentrum ist für die Klimaaktivistin eine Pressekonferenz organisiert, davor drängeln Kamerateams. Aufpasser bahnen Thunberg eine Gasse.

Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, begrüßt Thunberg mit Handschlag und widmet ihr ein paar Minuten. Lagarde ist eine der einflussreichsten Politikerinnen weltweit, sie überlegt sich genau, mit wem sie sich vor die Kameras stellt. Aber die beiden scheinen nicht recht zu wissen, was sie miteinander anfangen sollen. Thunbergs Gesichtsausdruck ist angespannt. Später wird sie einem Raum voller Politik- und Wirtschaftseliten sagen, diese hätten ihren finanziellen Erfolg auf Kosten des ganzen Planeten erreicht: Das Video ihrer Rede wird um die Welt gehen.

Thunberg bleibt wie ist ist: unangepasst

Thunberg, die von ihrem Vater in Davos begleitet wird, sagt leise: „Ich mag es eigentlich nicht, vor Leuten zu reden.“ Mit dem hohen Stuhl, auf dem sie sitzen soll, kommt sie nicht zurecht. Sie bleibt stehen. Was andere von ihr denken, scheint Thunberg nicht zu kümmern: Sie ist ein Mensch der Gegensätze, sie polarisiert. Man stimmt ihr zu, oder ist dagegen. So oder so, wenn Thunberg spricht, wird zugehört. Wenigen ist sie egal. Das liegt an dem, was sie sagt und zu wem – und wie.

„Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn das tut es.“

„Erwachsene sagen immer wieder: Wir sind es den jungen Leuten schuldig, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht.“


„Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“


„Es gibt keine Grauzonen, wenn es ums Überleben geht.“


Dass Thunberg schwarz-weiß malt, ist ein häufiger Kritikpunkt. Zwar sind die Konsequenzen der Erderwärmung Konsens in der Wissenschaft: Naturkatastrophen, Wassermangel, Hungersnöte, saure Meere, das Aussterben von Tierarten. Kritik an Thunbergs Aussagen bezieht sich aber meist gar nicht auf den menschengemachten Klimawandel an sich oder die Untätigkeit, die Thunberg anprangert, sondern auf ihre absoluten Formulierungen.

Kritik an Thunbergs Aussagen
bezieht sich meist gar nicht
auf den Klimawandel an sich
oder die Untätigkeit,
die Thunberg anprangert,
sondern auf ihre
absoluten Formulierungen

Denn es gibt sie ja doch, die Grauzonen im Überleben: Auch mit einer Erwärmung um 4 Grad und mehr wäre menschliches Leben auf der Erde höchstwahrscheinlich möglich. Nur eben nicht an allen Orten, an denen es heute stattfindet. Einige wären höchstwahrscheinlich zu heiß, andere lägen unter Wasser. Aber eben nicht alle.

Was Thunberg und die Schüler*innen der Fridays for Future von der Politik fordern, ist die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens. 196 Länder haben damit 2016 zur Staatsaufgabe erklärt, die menschengemachte Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen. Ob das reicht, um das unumkehrbare Kippen des Klimas zu vermeiden, ist in der Wissenschaft umstritten.

Ist Klimawandel „nur eine Sache für Profis“?

Für manche ist Thunberg ein Kind, trotz ihrer 16 Jahre. Ein kleines Mädchen mit zwei langen Zöpfen, einer Wollmütze und wenig Ahnung von wirtschaftlichen Realitäten. Dass Thunberg recht klein ist, liegt an ihrer Depression: Als sie nicht mehr aß, hörte sie auf zu wachsen. So wirkt sie auf viele kindlich, trotz ihres Alters. Die Jugendlichkeit machen manche Kritiker*innen nicht nur ihr, sondern der ganzen Bewegung Fridays for Future zum Vorwurf, so wie etwa FDP-Chef Christian Lindner: „Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits globale Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.“

Die Fridays-for-Future-Bewegung hat eine Diskussion ausgelöst – nicht darüber, ob die Menschheit in Zukunft leben wird, sondern wie. Der Weg dorthin war schrittweise Eskalation. Erst der Boykott der Schule für mehr Klimaschutz durch Thunberg. Das schuf Aufmerksamkeit. Dann, dass Schüler*innen einstiegen, die Bewegung sich international ausbreitete und Menschen hinzukamen, die nicht mehr zur Schule gehen. Parents for Future, Scientists for Future, Interessierte. Nun folgt diesen Freitag die maximale Eskalation: Protest weltweit. Auf der einen Seite ist das ein Erfolg für die Bewegung. Auf der anderen Seite eröffnet es die Frage, wie es weitergehen soll.

Was tun, wenn eine Strategie an ihrer obersten Eskalationsstufe angelangt ist: Weitermachen, Neues ausprobieren, aufhören? Schüler*innen in Hamburg geben sich entschlossen, immer und immer weiter zu streiken – bis die Politik Maßnahmen ergreift, um das Zwei-Grad-Ziel zu erfüllen. „Wir werden schulstreiken, bis sie handeln“, sagt auch Thunberg auf der Bühne. Einige Zeit könne vergehen, bis sich Erfolg zeige. „Aber wir werden geduldig sein und wir werden weitermachen. Denn das ist unsere Zukunft und unsere Entscheidung.“ Es scheint also darauf hinauszulaufen, wer den längeren Atem hat.

Thunberg macht es vor: Wenn am Freitag an über 1.000 Orten gestreikt wird, wird sie nirgendwo zu Gast sein. Sie wird vor dem schwedischen Parlament sitzen. Wie im August, als alles begann. Nur mit mehr Gesellschaft.

Mitarbeit: Hannes Koch


mutterseelenallein - graphische bearbeitung: sinedi





Wie tickt Greta Thunberg? - und wie tickst du und ich ... ???

Mit Leonhard Schilbach vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München spricht Friederike Haupt - über das Phänomen Greta Thunberg.

Sie selbst sagt, sie sieht die Welt schwarz und weiß. Ein Psychiater erklärt, wie das mit ihrem Autismus zusammenhängt. Und findet: Wir können davon was lernen.

Greta im Rampenlicht - Foto: welt.de


Sie sagen, wir können etwas von Greta Thunberg lernen. Was denn?

Die Fähigkeit, etwas inhaltlich zu analysieren ohne Rücksicht auf die Befindlichkeit der relevanten Akteure. Dazu sind Autisten wie Greta Thunberg in der Lage, weil für sie soziale Konventionen nicht intuitiv plausibel und wichtig sind. Das kann Debatten versachlichen.

Die Klimadebatte scheint mir gerade nicht besonders sachlich: Greta Thunberg selbst ruft zu Schulstreiks auf und wird dafür von den einen als Heldin verehrt, ist jetzt sogar vorgeschlagen für den Friedensnobelpreis; von den anderen wird sie wüst beschimpft als unzurechnungsfähig, hysterisch, paranoid.

Das stimmt. Viele gehen gleich wieder auf die Beziehungsebene und reagieren emotional auf die unangepasste Art von Frau Thunberg, statt sich mit den Fakten zum Klimawandel auseinanderzusetzen, über die sie spricht.

Greta Thunberg sagt, sie habe das Asperger-Syndrom, eine leichte Form des Autismus. Sehen Sie in ihrem Auftreten Hinweise darauf?

Man sollte sich vor Ferndiagnosen hüten. Aber man kann schon sagen: Menschen mit Autismus beschäftigen sich gern intensiv mit einem Thema. Sie wollen sich auskennen, weil ihnen das ein Gefühl der Vorhersagbarkeit und somit Sicherheit gibt. Das scheint bei Greta Thunberg der Fall zu sein. Der andere Punkt, der auffällt, ist, dass sie wenig beeindruckt zu sein scheint von dem öffentlichen Interesse an ihr. Autisten interessieren sich weniger für die soziale Umwelt. Sie können deshalb leichter inhaltliche Positionen durchhalten, weil sie nicht so abgelenkt sind von Fragen wie „Wie fühle ich mich selbst?“ oder „Was denken die anderen?“.

Greta Thunberg wirkt aber durchaus so, als achte sie auf das Publikum. Ich habe ein Video von ihr gesehen, da steht sie auf einer Bühne. An einer Stelle setzt sie eine Pointe, die Leute lachen, und sie hält inne und lächelt, als habe sie mit dem Applaus gerechnet und genieße ihn nun. Das wirkt doch abgeklärt.

Das Verhalten, das Sie beschreiben, widerspricht nicht der Diagnose. Die Mehrheit der Autisten hat normale oder überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten. Sie können Dinge lernen und dann auch ein Stück weit auf soziale Anforderungen reagieren.

Wie lernen sie so etwas?

Im Gegensatz zu Nicht-Autisten nicht intuitiv. Sie gehen es eher an wie eine Rechenaufgabe. Ein gutes Beispiel ist Blickkontakt. Nicht-Autisten suchen den intuitiv von Geburt an. Bei den meisten Menschen mit Autismus ist das nicht der Fall, und sie bekommen die Rückmeldung, dass das bei der Mehrheit der Gesellschaft schlecht ankommt. Sie merken dann: Für mich ist das nicht sinnvoll, ich brauche es nicht, aber es kann mir helfen, um negative Reaktionen zu vermeiden. Ein Patient hat einmal zu mir gesagt: Ich kann anderen schon in die Augen schauen. Aber das Einzige, was es mir bringt, ist, dass ich dann weiß, welche Augenfarbe die Person hat. Übrigens wird bei vielen Autisten die Diagnose erst im Erwachsenenalter gestellt, weil sie viele Jahre lang versuchen, sich anzupassen.

Also hat Thunberg gelernt, was uns gefällt, und macht es jetzt, weil es sie weiterbringt?

Es geht Frau Thunberg – so wäre meine Vermutung – weniger um ihr eigenes Fortkommen, sondern um die Sache. Aber sie hat sicherlich im Laufe der Zeit soziale Kompetenzen erworben, allerdings anders, als das Nicht-Autisten tun. Mir ist zum Beispiel ihr Blickverhalten aufgefallen. Das ist schon etwa so, wie es sein soll, aber in Nuancen doch anders. Der Blick wird zu lange gehalten. Vielen Autisten ist unklar, wann sie aufhören sollen zu schauen. Um in der sozialen Welt zurechtzukommen, sind Autisten oft kreativ: Eine Frau erzählte mir, sie wisse nie so genau, ob ihr Partner gerade gut drauf ist oder schlecht. Sie fing dann an, mitzuzählen, wie viele Wörter der Partner pro Minute spricht. Das war der empirische Indikator für die Stimmung. Wenn er viel redet, ist er gut drauf, wenn er wenig sagt, schlecht.

Aber Thunberg wirkt insgesamt doch wenig angepasst. Eher radikal.

Greta Thunberg radikal zu nennen ist die nicht-autistische Perspektive auf sie.

Na ja, gut, das ist ja die Perspektive der allermeisten. Das weiß Thunberg selbst, in einem Interview sagte sie, dass sie eine andere Weltsicht hat, „schwarz und weiß“.

Ja, sie hat etwas Unerbittliches in ihrer Klarheit. Das ist typisch für Autisten. Sie ist nicht geneigt zu sagen: Ja, gut, an dem Versuch, die Erderwärmung aufzuhalten, sind halt Menschen beteiligt, und die bemühen sich, aber es reicht nicht, schade. Da sagt der Autist: Ja, aber es ändert ja nichts daran, was mit dem Klima passiert.

Das klingt ja sehr vernünftig. Aber Sie sagen auch, dass die Probleme, die Autisten oft in ihrem sozialen Umfeld haben, zu Depressionen und Angststörungen führen können. Wirkt Greta Thunbergs Angst vor dem Klimawandel – sie sagt, eigentlich dürfte es kein anderes Thema mehr geben als das –
nicht unvernünftig, übertrieben auf Sie?

Zunächst einmal ist Angst ein Gefühl, das für das Überleben und Lernen wichtig ist. Insofern ist Angst in Maßen hilfreich; ein Übermaß kann aber das Leben stark einschränken. Mein Eindruck ist, dass die Menschen eher zu wenig Angst vor dem Klimawandel gehabt haben, weil es sich um ein komplexes Phänomen handelt, das nur schwierig persönlich erfahrbar wird und deshalb wenig Einfluss auf das Verhalten hat. Wenn man die wissenschaftlichen Analysen ernst nimmt, gibt es ja großen Anlass zur Sorge. Bei Autisten ist es außerdem so, dass sie die Beschäftigung mit wichtigen Themen oft nicht abbrechen können. Wir beide können uns aufregen über den Klimawandel oder das Plastik in den Weltmeeren, und fünf Minuten später packen wir unsere Tasche und fahren zum Sport, ganz unbelastet.

Wie stark leidet Thunberg darunter, dass sie es anscheinend nicht kann?

Das kann ich nicht sagen, ohne mit ihr gesprochen zu haben. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass das Leid überwiegt. Viele Autisten erleben die ausdauernde Beschäftigung mit einem Thema eher als Beruhigung.

Unterstützt wird Thunberg jetzt von der Bewegung „Scientists for future“. Das sind rund 23000 Wissenschaftler, die sagen, Thunberg und die anderen demonstrierenden Schüler haben recht mit ihrem Anliegen.

Ja. Und bestimmte Inhalte der Klimaschutzdebatte sind seit zwanzig oder dreißig Jahren bekannt. Wenn man damals schon Schlussfolgerungen gezogen hätte, könnte man heute ganz woanders sein. Die geringe Durchschlagkraft von Politik in manchen Bereichen führt auch zu Frustration, nicht nur beim Klima, dann heißt es: Wir müssen das System zerschlagen, Europa muss weg, was auch immer – Positionen, die mir überhaupt nicht attraktiv erscheinen, die aber trotz ihrer Inhaltsleere psychologisch offenbar als Gegenentwurf wahrgenommen werden.

Aber gemeinsam haben sie mit Thunbergs Position, dass sie Politiker pauschal kritisieren: Ihr Mächtigen lasst uns im Stich. Sehr bequem.

Da müsste man aber schon auch fragen, warum jemand so etwas sagt und mit welcher Motivation. Da würde man sehr große Unterschiede zwischen Rechtspopulisten und Greta Thunberg finden. Aber ich sage ja auch nicht, dass jetzt jeder so sein soll wie Greta Thunberg. Natürlich muss man als Politiker Kompromisse machen, und natürlich muss man als Bürger auch sehen, dass Politik ein mühsames Geschäft ist.

Inwiefern glauben Sie dann, dass wir von Greta Thunberg lernen können, sachlicher zu debattieren?

Vielleicht würde es schon helfen, einmal transparent gegenüberzustellen: Auf welche Lösung steuern wir hin, und wie stark spielen da soziale Beziehungen, Befindlichkeiten und Interessen eine Rolle? Wie würde man das rein an Fakten orientiert bewerten?

Ein Thema, das mir in dem Zusammenhang einfällt, ist die Datensammelwut von Facebook oder Google. Die bringt erwiesenermaßen enorme Gefahren mit sich – und trotzdem passiert kaum was. Immer noch sagen viele: Ist mir egal, was mit meinen Daten passiert, außerdem sind alle meine Freunde auf Facebook. Rational betrachtet, müsste man sich ja dort abmelden.

Da stimme ich Ihnen völlig zu. Die Teilnahme an vielen sogenannten sozialen Medien erfolgt vermutlich emotionsgesteuert. Menschen ohne Autismus haben soziale Gehirne, sie haben ein nahezu unstillbares Bedürfnis danach, dabei zu sein, Beachtung zu finden. Es wäre hilfreich, das rationaler zu betrachten, die Bedürfnisse in realen sozialen Interaktionen zu stillen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wann und warum Emotionen besonders wirkmächtig sind.

Mit Leonhard Schilbach vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München sprach Friederike Haupt.

aus: F.A.S. 17.03.2019 - S. 2 | POLITIK



hier eine kleiner patientenaktenauszug - und dort ein psychiatrisches bulletin: irgendwie versuchen teile der medien eine persönliche besonderheit - hier: den asperber-autismus - zu diesem "friday for future"-phänomen hervorzuheben - und das geschehen um greta thunberg so vielleicht zu relativieren - um es auch wieder einzudämmen - man hat jetzt seinen spaß gehabt - "un gutt is" ... - "umweltschutz, das sollte man lieber den tatsächlichen experten überlassen" ...

und auch die eltern der vielen hunderttausend schüler inzwischen weltweit sollen mal endlich zuhause mit dem zeigefinger drohen: "lauft doch bloß nicht hinter so einer hinterher - sie schreiben doch längst, was mit der los ist" ...

von daher ist es vielleicht doch ganz gut, wenn priv.-doz. dr. med. leonhard schilbach hier mal versucht, einige dinge in bezug auf so ein "besonderes" und vielleicht in deutschland immer noch zu extrem normabweichend empfundenes phänomen etwas geradezurücken.

aber "inklusion" im eigentlichen sinne wäre es - wie wohl in skandinavien schon ziemlich üblich - wenn man die diagnose zu greta thunberg nun zwar nicht gänzlich verschweigt - aber auch mal nicht so überhöht aufhängen würde - und frau thunberg als einfach für diese belange hervorragend geeignete eigensinnige junge frau einordnen und zur kenntnis nehmen würde, die mit ihrer einzigartigen art und weise auf das problem "umweltschutz" einzugehen - ja und ich bleibe dabei - geradezu "wunder-bar" - "einfach" viel bewirkt, was sie ja selbst gar nicht einplanen konnte im vorhinein - und was sich - mit oder ohne asperger-syndrom - einfach so entwickelt und fantastisch ausgeweitet hat ... - 

genießen wir es einfach - und seien wir dankbar über so ein wunder - und drücken wir die daumen, dass es harte herzen mit aufweicht: ein steter tropfen höhlt bekanntlich den stein ...