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"holocaust" - wiederholung der 4-teiligen tv-serie in den dritten programmen | update

Späte Katharsis

Vor 40 Jahren schockierte die TV-Ausstrahlung der US-Serie „Holocaust“ die Deutschen. Sie veränderte die Erinnerungskultur

Von Caroline Fetscher / DER TAGESSPIEGEL

„Anruf erwünscht“ war in Riesenlettern im Studio zu lesen, darunter die Nummer des Zuschauertelefons. Nach jeder Ausstrahlung einer der vier Folgen der US-Serie „Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiss“ lud der WDR Ende Januar 1979 Studiogäste zur Diskussion, nach jeder Folge durften Zuschauer anrufen. Tausende griffen zum Hörer, 30 000 sollen es insgesamt gewesen sein. Die meisten drängte es, von ihrem Schock zu berichten, von Scham und Schuldgefühlen. „Schluchzend oder bedrückt beteuerten Leute, sie hätten von nichts gewusst“, erinnert sich eine damalige Mitarbeiterin des Senders in Köln. Es war, als wollten sie sich entschuldigen, entlasten. Auch Abwehr gab es, wütende Rufe nach dem „Schlussstrich“ oder solche, die sich über „die Lügen“ der Serie zum Judenmord empörten. Aber es riefen sogar ehemalige Wehrmachtsangehörige an, die bestätigen wollten: „So war es.“

Das Fernsehprojekt „Holocaust“ schien vielen unerhört, nicht zuletzt wegen des grassierenden Antiamerikanismus. Ausgerechnet Amerikaner hatten die NS-Verbrechen der Deutschen zu Unterhaltungsstoff verarbeitet. Was wusste man schon auf der anderen Seite des Atlantiks? Allerdings war die Story der fiktiven jüdischen Arztfamilie Weiss und der nichtjüdischen Familie Dorf gut recherchiert; es lebten genügend jüdische Exilanten in den USA, die zurate gezogen worden waren. Außenaufnahmen drehte das amerikanische Filmteam unter anderem im Berliner Stadtteil Wedding. Zwischen den rußgeschwärzten Fassaden des Arbeiterviertels ließ sich 1977 ohne großen Aufwand das Warschauer Ghetto nachstellen. Für Szenen in den Lagern Auschwitz und Buchenwald nutzte die Crew des Senders NBC die KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Österreich. Mehrere amerikanische Schauspieler, die NS-Täter darstellten, wurden während der Dreharbeiten krank, berichtet die damalige Produzentin in der Dokumentation von Alice Agneskirchners „Wie ,Holocaust' ins Fernsehen kam“, die Mitte Januar gezeigt wird, wenn die Serie nach 40 Jahren wiederholt wird.

Den Anfang der Geschichte, die sich im Zeitraum von 1935 bis 1945 abspielt, machte die Hochzeit von Karl Weiss und Inga Helm, eine der ersten, herausragenden Rollen von Meryl Streep. Nach den Nürnberger Gesetzen begegnet das Berliner Paar Repressalien gegen die „Rassenschande“ der „Mischehe“, die Atmosphäre wird zunehmend gespannter. Doch auch als Ausgrenzung und Entrechtung nach der Pogromnacht 1938 eskalieren und die nationalsozialistische Menschenjagd täglich brutaler wird, will Karls Mutter Berta Weiss noch fest „an das Land von Beethoven und Schiller“ glauben, das wieder zu sich finden würde. Unterdessen offeriert der arbeitslose Sohn der „arischen“ Familie Dorf, der Jurist Erik, seine Dienste der NSDAP, fängt Feuer und steigt auf zum persönlichen Referenten Reinhard Heydrichs, der den Terror gegen Juden organisiert. Erik Dorf wird Schritt für Schritt zum Täter.

Schon im April 1978 hatten mehr als hundert Millionen Amerikaner die „Holocaust“-Serie gesehen, gebannt und aufgewühlt. „Nazi Germany“ hatte die Gesichter gewöhnlicher Menschen erhalten: jüdischer, mit deren Not man sich identifizierte, nichtjüdischer, deren inhumane Kälte abstieß. Zuschauer sahen Opfer und deren Mörder, Verfolgte und Verstrickte. Es ging um Alltag, Feiern, Karriere, Liebe und Streit, Mut und Verrat. Gegen Ende, als jegliche Zivilisation kollabiert, konnten die Zuschauer ahnen, was die Implosion aller Hoffnung bedeutet hatte. Auseinandergerissen durch Flucht und Deportation in Ghettos und Vernichtungslager hört die Familie Weiss auf zu existieren. Allein der jüngste Sohn Rudi ist 1945 noch am Leben.

War das Massenmord, massentauglich bearbeitet? In der New York Times hatte der KZ-Überlebende Elie Wiesel die Nichtdarstellbarkeit des Holocaust beschworen, entsetzt von dessen „Trivialisierung“ durch eine „Seifenoper“. Rechtfertigend zitierte darauf der Drehbuchautor Gerald Green Unterstützer wie Raoul Hilberg, Eugen Kogon oder Primo Levi. Wiesels Ansicht wiederum teilte auch Claude Lanzmann, Regisseur der monumentalen Dokumentation „Shoah“, an der er längst arbeitete, als „Holocaust“ gedreht wurde, und noch lange weiterarbeitete, nachdem „Holocaust“ gezeigt worden war. Lanzmann brauchte zwölf Jahre. Er filmte 350 Stunden Interviews mit Überlebenden, Zeitzeugen und Tätern, aus denen die wohl bedeutendste zeithistorische Dokumentation wurde. Neuneinhalb Stunden, ohne Musik, Interviews und Kommentare aus dem Off zwingen dazu, das Unerträgliche wenigstens als Erzähltes zu ertragen. Schon in dieser Form durchbricht es die Schallmauer der Seele.

„Wer behauptet, der amerikanische Film ,Holocaust' hätte die Deutschen aufgerüttelt, der lügt“, erklärte Lanzmann gegenüber der Filmkritikerin Heike Hurst im Juli 1985. „Es war nur ein Strohfeuer, denn dieser Film war ein totaler Schwachsinn.“ Hunderte Male habe er auch nach dessen Ausstrahlung erlebt, dass die alten Nazis, die er aufspürte, „von den Jungen, ihren Kindern, geschützt wurden“. Lanzmann blieb bei der Undarstellbarkeit des Holocaust, auch später, als Steven Spielbergs Epos „Schindlers Liste“ ins Kino kam, vor 25 Jahren. Und Lanzmann hatte recht, er hatte moralisch, politisch und ästhetisch recht. Trotzdem ist die Wirksamkeit gerade trivialer Genres unleugbare Realität. Nicht ohne Grund steht etwa „Schindlers Liste“ in einigen arabischen Staaten auf dem Index - der Film könnte Empathie für die Sündenböcke wecken.

Zwanzig Millionen Deutsche sahen die Serie 1979, die Einschaltquoten lagen teils bei rund 40 bis 50 Prozent. Weltweit erreichte „Holocaust“ in insgesamt dreißig Ländern etwa 700 Millionen Zeitgenossen. Im Sommer 1978 hatte der WDR die Senderechte für die Bundesrepublik Deutschland eingekauft, doch bei der ARD hatten die Programmmacher zunächst damit gehadert: War das den Deutschen zumutbar? War die Serie pietätlos? Würde sie den Antisemitismus neu anfachen? Gerüchten zufolge steckte „die SPD“ hinter dem teuren Ankauf für mehr als eine Million D-Mark, schrieb „Die Welt“.

Aber wie blamabel wäre es erst, wenn sich nun gerade die Deutschen verweigerten! Immerhin könnte man jene erreichen, die Dokumentarfilme mieden. Nach knappem Votum einigten sich die Fernsehdirektoren auf einen präzedenzlosen Kompromiss. Statt im Hauptprogramm würde die Serie Ende Januar 1979 zeitgleich auf allen dritten Programmen laufen. Zur Vorbereitung wurden Dokumentationen gesendet, in der Presse, an Schulen und Universitäten wurde debattiert, und die Bundeszentrale für politische Bildung druckte Begleitblätter. Noch ehe der erste Teil lief, schickten Gegner Hasspost an die ARD, und Bombenanschläge beschädigten Sendemasten in Koblenz und im Münsterland.

Anfang Februar 1979 verkündete das Titelblatt des „Spiegel“ zu einem Foto der Filmfigur Erik Dorf in SS-Uniform: „Der Judenmord bewegt die Deutschen“. Der Bericht dazu fing an mit den Worten: „War das, endlich doch noch, die Katharsis? War es.“ So hatte es ein Psychoanalytiker formuliert: Die Serie habe reinigende, kathartische Wirkung, wie eine griechische Tragödie. „Im Haus des Henkers“, schrieb der Spiegel über die „historische Woche“ der Ausstrahlung, „wurde vom Strick gesprochen wie nie zuvor“.

Dass „Holocaust“ ein bundesweites Thema und der Begriff selber damals zum Allgemeingut wurde, lag daran, dass die Serie dem breiten Publikum gab, was keine Dokumentation geben kann oder darf: Offene, emotionale Einladung zur Identifikation, romanhaft verflochtene Erzählstränge, die Erlaubnis zu Tränen der Erschütterung, zu Kino-Mitempfinden, selbst sentimentalem oder tröstlichem. Damit durfte es auch um uns selber, um die Zuschauer gehen. Undenkbar wären solche Affekte angesichts der Aussagen von Zeitzeugen. Sie wären tabu durch den intuitiven Respekt, die lastende Ehrfurcht und die Panik vor der nicht aushaltbaren Realität. In der fiktiven Narration Genre bleibt das Grauen hinter Milchglas, und so näherte sich das Publikum dem Grauen an - und damit sich selber.

Unzumutbar schien den bundesdeutschen Sendern seinerzeit offenbar der Schluss der amerikanischen Serie. Ihr vierter Teil, „Die Überlebenden“, endet mit Palästina, mit Israel als Perspektive auf einen Neubeginn. Die deutsche Fassung kappte ihn. Sie schloss mit dem Appell, das Schweigen über die NS-Verbrechen aufzulösen. Jetzt, in der Wiederholung, werden auch die zwölf damals zensierten Minuten gezeigt.



Geschichtsbilder. Jüdische Familien werden nach Auschwitz deportiert, Szene aus der Serie „Holocaust“. Foto: dpa/picture alliance

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filmstill aus "holocaust"
„Holocaust“ erneut im Fernsehen

Viele begriffen die Shoah und die Nazi-"Euthanasie" erst durch diese Serie

  • TV-Geschichte: Vor 40 Jahren bewegte das Schicksal der jüdischen Familie Weiss die Deutschen. Viele fanden über die US-Fernsehserie Zugang zu ihrer eigenen Geschichte. 
  • Ab Montag läuft die Wiederholung


Köln (epd). 40 Jahre nach der deutschen Erstausstrahlung zeigen drei dritte Programme der ARD erneut die US-amerikanische TVSerie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“.

Der erste der vier Teile läuft am kommenden Montag um 22 Uhr im NDR, SWR und WDR, wie der NDR am Donnerstag ankündigte. Die Erstausstrahlung von „Holocaust“ 1979 erreichte Einschaltquoten von bis zu 39 Prozent und gilt als Meilenstein der deutschen Fernsehgeschichte.

Die Ausstrahlung der Fernsehserie war 1979 nicht nur ein Medienereignis, sondern auch ein Wendepunkt in der deutschen Erinnerungskultur. Danach wurden Naziverbrechen und Massenmord an den europäischen Juden anders wahrgenommen.

Mit „Holocaust“ geriet Auschwitz ins kollektive Gedächtnis und der Begriff „Holocaust“ wurde Allgemeingut, bis heute.

Zuvor war die Serie im US-Fernsehen gelaufen, durchaus umstritten. Der jüdische Philosoph und Holocaust-Überlebende Eli Wiesel(1928-2016) fällte das Urteil, es handle sich um eine „Trivialisierung des Holocaust“.

Produziert wurde sie vom US-Sender NBC. Sie war eine Antwort auf den kommerziellen Erfolg der ABC-Serie „Roots“ über die Sklaverei in den USA.

meryl streep spielt in der us-serie
"holocaust" inga helms-weiss,
die in den 1930er jahren einen juden heiratet.
„Holocaust“ erzählt von der Judenverfolgung der Nationalsozialisten am Beispiel zweier fiktiver Familien, der jüdischen Familie Weiss und der Familie des SS-Sturmbannführers Erik Dorf. Die Protagonisten durchleben im Film wesentliche historische Stationen, von der Pogromnacht 1938 bis zum Warschauer Ghetto, vom Massaker in Babi Jar bis Auschwitz. Gedreht wurde in Wien, Berlin-Wedding und im KZ Mauthausen. Die Darsteller der wichtigen Rollen kamen aus den USA, die Nazis wurden von Briten gespielt, deutsche Schauspieler fanden sich nur in Nebenrollen.

„Holocaust“ wurde in mehr als 30 Ländern ausgestrahlt und von weltweit 700 Millionen Zuschauern gesehen. Die deutsche Ausstrahlung verlief kompliziert: Die ARD konnte sich über eine Platzierung im Ersten nicht einigen, der Bayerische Rundfunk drohte mit Ausstieg. Man verständigte sich auf eine gemeinsame Ausstrahlung in allen Dritten Programmen, ein mediengeschichtliches Novum.

Der Erfolg war überwältigend. Die Zuschauerzahl stieg mit jeder Folge an. Am Ende hatte jeder zweite erwachsene Deutsche wenigstens einen Teil der Serie gesehen. Auch bei den mitternächtlichen Fernseh-Debatten im Anschluss an die Ausstrahlungen blieb die Zuschauerbeteiligung hoch. Die Telefonnetze der Sender brachen unter dem Ansturm der Anrufe zusammen.

  • Über die Familien Weiss und Dorf fanden viele Deutsche erstmals Zugang zu den Grausamkeiten ihrer eigenen Geschichte, begannen Familien, ihre Biografien zu befragen.

´ Die „Holocaust“-Folgen 2 bis 4 sind am 14., 21. und 28. 1. jeweils um 23.15 Uhr zu sehen.

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Handlung und Hintergrund

Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss: Bahnbrechender und vielfach ausgezeichneter Mehrteiler mit Meryl Streep über die Leiden einer jüdischen Familie während des Zweiten Weltkriegs.

Im Berlin des Jahres 1935 feiert der jüdische Arzt Josef Weiss die Hochzeit seines Sohnes Karl mit der arischen Inga. Nach dem Erlass der Judengesetze muss Josef Deutschland verlassen, und Karl wird in das KZ Buchenwald gebracht. Nach einer brutalen Vergewaltigung wird die behinderte Anna Weiss im Rahmen des Euthanasieprogramms in der Gaskammer von Hadamar ermordet. Im Kontrast dazu macht der Jurist Erik Dorf als Protegé von Reinhard Heydrich Karriere im „Dritten Reich“.

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Wie "Holocaust" ins Fernsehen kam
Mittwoch, 16. Januar 2019, 23:50 bis 00:35 Uhr 

Vor dem Hintergrund der Neuausstrahlung von "Holocaust" nach gut 40 Jahren erzählt die Filmemacherin Alice Agneskirchner die Geschichte dieses Fernsehereignisses, von der Entstehung und den Dreharbeiten über die Ausstrahlung bis hin zu den Reaktionen. Ein Making-of der besonderen Art.

1978/79 wird eine US-Serie zum weltweiten TV-Event: "Holocaust". Als sie nach Deutschland kommt und unter Federführung des WDR in den Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt wird, löst sie ein ungeahntes Echo aus. Das, was mit dem bis dahin unbekannten Wort Holocaust ausgedrückt wird, trifft viele Millionen Menschen dort, wo bisher die unfassbaren Schrecken der eigenen und kollektiven Vergangenheit nicht zugelassen worden waren: mitten ins Herz.

Opfer und Täter bekommen Gesichter

Die Serie schildert das Schicksal der fiktiven jüdischen Familie Weiss. Diese Familie durchlebt vor den Augen der Fernsehöffentlichkeit exemplarisch das, was Millionen Juden hatten erleiden müssen, bis zum Tod in der Gaskammer. Gleichzeitig begleitet die Serie den "normalen" Deutschen Erik Dorf bei seiner Transformation zum bekennenden und aktiven Nationalsozialisten. Das Grauen der Judenverfolgung wird hoch emotional inszeniert, Opfer und Täter bekommen Gesichter.

Eine vielfach ausgezeichnete Serie

Die Serie wurde vielfach als "Hollywood"-Produktion bezeichnet, produziert wurde sie allerdings von einer New Yorker Firma, gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen in Deutschland und Österreich, auch im KZ Mauthausen, einschließlich Hakenkreuz-Flaggen.

Der Regisseur Marvin J. Chomsky, der Produzent Robert Berger, Schauspielerinnen und Schauspieler erinnern sich an die besondere, oft beklemmende Atmosphäre der Dreharbeiten, an Begegnungen mit der historischen Wirklichkeit hinter der Fiktion, über die sie später kaum jemals wieder gesprochen haben.

Im Vorfeld gab es scharfe Debatten

Der ehemalige WDR-Fernsehspielchef Günter Rohrbach, der die Serie nach Deutschland brachte, schildert die ungewöhnlich scharfe Debatte im Vorfeld. Es war eine aufgeladene Situation, mit Drohungen und Schmähungen von rechts und links und zahlreichen Versuchen, die Ausstrahlung zu verhindern.

Die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer übertrafen dann alle Erwartungen, und fast jeder, der damals "Holocaust" gesehen hat, kann sich heute noch daran erinnern, was das mit ihr oder ihm gemacht hat.

textmaterial: neue westfälische (epd) und ndr - text-bildmaterial: polyband medien gmbh

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... soweit also die offiziellen ankündigungen des diesmal ard-federführenden ndr zur neuausstrahlung der 4-teiligen serie "holocaust - die geschichte der familie weiss" ab kommender woche in allen dritten programmen.

gerade in dieser zeit, in der immer mehr "holocaust-leugner" geoutet werden und auch von gerichten deswegen verurteilt werden - ist es wichtig, diese serie endlich im öffentlich-rechtlichen tv zu wiederholen - wenn auch - gerade für schüler*innen - meiner meinung nach zu viel zu später stunde ...

mit diesen späten sendeterminen jeweils will das öffentlich-rechtliche tv wohl junge zuschauer "schützen" - es fragt sich nur: wovor... (???) - auch kauf-cassetten und videos zu diesem film tragen den aufdruck "ab 12 jahren" - aber welche junge menschen ab 12 haben jeweils montagsnacht ab 22 bzw. 23.15 uhr die möglichkeit diese aufwühlenden folgen jeweils ca. 2 stunden lang zu verfolgen... - wenn man am morgen früh zur schule muss ??? ...

also - von der zeitplatzierung her ist die wieder-ausstrahlung der serie eine enttäuschung für mich.

eli wiesel hat zwar gemeckert über die seiner ansicht nach "trivialisierung" des tatsächlichen holocaust-geschehens in dieser serie - aber als eine heranführung (!) zum gesamtthema und als
gaulands "vogelschiss"
diskussionsgrundlage taugt sie allemal - allerdings hat man damit den "vogelschiss", wie der afd-gauland ja diese epoche abtun will - längst noch nicht in all seinen nuancen erfasst ... - dazu bedarf es eben weiterer nachforschungen, recherchen, informationen und diskussionen - besonders auch in und über die eigenen familienzusammenhänge dazu - denn - so steht es schon in der bibel - die wirkungen solcher untaten als mitläufer, als täter oder opfer sind noch bis in die "dritte und vierte generation" danach spürbar - und kann auch unbewusstes verhalten so lange mit beeinflussen. 

neuere tiefenpsychologische und naturwissenschaftliche forschungen haben diese behauptung der bibel längst bestätigt ...

eine generation - so rechnet man gemeinhin - andauert ca. 30 jahre: 1945 war also offiziell der nazi-spuk vorbei - aber dann haben wir bis ca. 2065/70 noch mindestens damit zu tun - und als national-kollektives gedächtnis weit darüber hinaus ...

man kann also jetzt nicht etwa die "holocaust"-serie anschauen "un gutt is" - sie kann lediglich ein "opener" sein - eine sensibilisierungsmaßnahme... - eine wirkliche persönliche, familiäre, schulische und gesellschaftliche aufarbeitung muss weitergehen ...

und genau das ist also für alle nachkommen so brandaktuell, dass schon deshalb der sendeplatz völlig daneben liegt ...

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