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das gedenken bewahren: martin luther king

Der Künstler Thomas Rother in seinem Atelier auf Zeche Zollverein





KÜNSTLER THOMAS ROTHER

Martin Luther King-Bild reist von Essen nach Amerika aus


Von Martina Schürmann | WAZ Essen


Das Kunstwerk des Essener Künstlers Thomas Rother (82) wird künftig im American Civil Rights Museum in Memphis ausgestellt. Wie es dahin kam.

Der Lebensweg von Thomas Rother hat schon viele ungewöhnliche Biegungen genommen. Wie der Mann aus dem Osten, geboren in Frankfurt/Oder, tief im Westen zum Bewahrer der Bergbaukultur wurde, ist so eine Neuanfang-Geschichte. Die Spuren dieser lebenslangen Aufbrüche bewahrt der Künstler, Zeitungsredakteur und Erinnerungs-Archivar, der seit seiner Jugend malt, Gedichte schreibt und Klanginstallationen baut, heute im „Kunstschacht Katernberg“ auf: eine Mischung aus Industriemuseum und Kumpel-Antiquariat, Wunderkammer und Möbel-Trödel, Wohnung und Werkstatt auf dem Essener Welterbe Zollverein.

Die kühnste Wendung aber wartet in dieser Woche auf den 82-Jährigen, wenn Thomas Rothers Kunstwerk „Neues Sternenbanner für Martin Luther“ mit dem Konterfei des Bürgerrechtlers ans American Civil Rights Museum in Memphis übergeben wird. Das Haus, 1991 unmittelbar am Ort des King-Attentates von 1968, dem Loretta-Motel, eröffnet, gilt heute als Amerikas führendes Museum der Bürgerrechtsbewegung. Dass es nun erstmals Platz für ein Kunstwerk aus dem Ausland macht, darf als kleine Sensation bewertet werden.

Thomas Rother schrieb Song nach dem Tod von Martin Luther King

Was aber verbindet einen Ruhrgebiets-Künstler mit dem charismatischen Führer der Afroamerikaner? „Viel“, sagt Rother, „Martin Luther King hat mich mein Leben lang begleitet.“ Als der Friedensnobelpreisträger im April 1968 ermordet wird, schreibt der streitbare Essener tief bewegt von den Ereignissen in Memphis seinen Song „Hab einen Traum“. Das Lied über den Glauben an eine freie Welt wird damals vom Duisburger Komponisten und Sänger Rolf Hucklenbruch vertont. 1970 wird sogar eine Single veröffentlicht, eingespielt von der „Duisburger Gospelgruppe“.




Rothers Bild von Martin Luther King. Er gab es nun als Schenkung an das Museum. 
Foto: Klaus Micke


Jahre später erscheint der Lied-Text in Rothers Buch „grenzen los“ - einer Sammlung mit heiteren, nachdenklichen und politischen Texten und Gedichten. Viele davon hat Rother selbst illustriert – den Gospel-Song nicht. Erst auf Nachfrage seines Herausgebers Frank Münschke kommt der unermüdliche Streiter aus dem Revier auf die Idee, ein „neues Sternenbanner für Martin Luther King“ zu entwerfen und die amerikanische Fahne mit dem Konterfei des Bürgerrechtlers zu verfremden.

Briefmarke gab Vorlage für Bild

Eine Fotografie will er dafür nicht verwenden, „viel zu profan“, sagt Rother. Er sucht ein Bild, „das der Würde dieses Mannes entspricht“. Und findet es irgendwann auf einer schwedischen Briefmarke. Der Blick Doktor Kings scheint darauf wie entrückt, „nahezu das Bild eines Propheten“, findet Rother. Er platziert das Porträt inmitten der Sterne, „als DER Stern für eine neue freie Welt“, und bearbeitet die Fahne farblich so, als wäre sie gründlich durch den Schmutz gezogen worden. Bloß kein falscher Amerika-Kult! Als die Arbeit im April 2018 anlässlich des 50. Jahrestages der Ermordung von Martin Luther King in der Bielefelder Nicolaikirche ausgestellt wird, ist die Aufmerksamkeit groß und der Plan bald geboren: Das Bild gehört nach Memphis!

Man muss schon ein Idealist sein und engagierte Fürsprecher haben wie Wolfgang Streitbörger, den deutschen Tourismus-Förderer für Memphis/Tennessee, um daran zu glauben, dass so ein Traum in Erfüllung geht. Am 6. Mai, Rothers 82. Geburtstag, ist das Sternenbanner in Memphis angekommen. Rother selber mochte zur feierlichen Übergabe nicht ins Zentrum des King-Gedenkens reisen, „meine alten Knochen machen das einfach nicht mehr mit“. Dafür hat sich Enkelin Yolanda Rother auf den Weg ins National Civil Rights Museum gemacht.

Für Museum steht Rothers Bild symbolhaft, wie King Künstler inspirierte

Dort soll Rothers Bild nun von der internationalen Wirkkraft Dr. Martin Luther Kings erzählen, von seiner Inspiration für andere Künstler und „ihren Einsatz gegen alle Formen von sozialer Ungerechtigkeit in der Welt“, sagt die amerikanische Museumsleiterin Noelle Trent. Rothers Sternenbanner zeige, „dass die Idee von Gleichheit und Bürgerrechten lebt und immer wieder wichtiger wird“, findet auch Memphis-Experte Wolfgang Streitbörger, der sogar das Auswärtige Amt und das Generalkonsulat von Atlanta als Unterstützer dieses „Herzblut“-Projekts begeistern konnte.

Und Rother selber versteht seine Mission künstlerisch wie politisch als höchst gegenwärtig: „Die Idee der gesellschaftlichen Vielfalt betrifft jeden von uns.“ Die transatlantische Kunstübergabe ist dabei wohl der persönliche Höhepunkt für einen Mann, der sich immer als Brückenbauer verstanden hat. Die naheliegenderen Zeichen für ein friedliches Miteinander der Völker sind seine „Grenzrosen“. Mehr als zwei Dutzend dieser Friedenssymbole aus Stahl wurden schon an Deutschlands Außengrenzen aufgestellt, weitere Grenzrosen sollen auch in Zukunft für mehr Einigkeit in Europa stehen. Thomas Rother hat den Traum von einer besseren Welt einfach nie aufgegeben.

  • Das American Civil Rights Museum in Memphis wurde in den 1990ern eröffnet. Die Ausstellung führt durch vier Jahrhunderte; sie beginnt 1619 mit der Sklaverei und den amerikanischen Bürgerkriegen. Sie erzählt vom gewaltlosen Widerstand der 1950er- und 60er-Jahre und von der späteren rechtlichen Gleichstellung der Schwarzen auch im Süden.
  • Der Rundgang endet im Lorraine Motel, wo Martin Luther King im April 1968 erschossen wurde.


Quelle: WAZ Essen, 15.05.2019

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Hommage an Martin Luther King 

Das Bild „Neues Sternenbanner“ des Essener Künstlers Thomas Rother wurde vom National Civil Rights Museum als Beispiel für die internationale Wirkung desFriedensnobelpreisträgers aufgenommen

Erstes deutsches Gemälde im Bürgerrechtsmuseum in Memphis


Das große Museum der US-Bürgerrechtsbewegung in Memphis hat erstmals ein Kunstwerk aus Deutschland in seine ständige Sammlung aufgenommen. Das Gemälde „Neues Sternenbanner“ des Essener Künstlers Thomas Rother, das anlässlich einer Gedenkveranstaltung im April vergangenen Jahres in einer Bielefelder Kirche ausgestellt war, zeigt eine verfremdete US-Fahne mit einem
grafischen Porträt Martin Luther Kings.

Rothers Bild habe einen intensiven Begutachtungsprozess durchlaufen müssen, betonte Kuratorin Noelle Trent. Das Museum sei beeindruckt von der künstlerischen Qualität der Arbeit, aber auch von Rothers Eintreten für Menschenrechte, Frieden und Gerechtigkeit über viele Jahrzehnte. Rother (83) arbeitet im Kunstschacht Zollverein in Essen auf dem Gelände der Zeche Zollverein.

Sein 2015 entstandenes Bild wurde in Memphis von seiner aus Berlin angereisten Enkelin Yolanda Rother übergeben.

„Martin Luther King begleitet meinen Großvater seit vielen, vielen Jahren“, sagte Yolanda Rother.

 Als Beleg brachte sie eine Original-Single des Liedes „Ich habe einen Traum“ mit, das Rother unmittelbar nach dem Attentat auf Martin Luther King 1968 mit dem Duisburger Komponisten Rolf Hucklenbruch veröffentlichte und das seinerzeit zu einem Hit der deutschen Kirchenmusik wurde.

Auch diese Schallplatte gehört jetzt zur Sammlung des Museums. Das National Civil Rights Museum steht seit 1991 an der Stelle in Memphis, an der Martin Luther King am 4. April 1968 ermordet wurde.



Bildübergabe: Museumsdirektorin Terri Lee Freeman (v. l.), Wolfgang Streitbörger (Verkehrsbüro Memphis Travel), Kuratorin Noelle Trent, Yolanda Rother, Enkelin des Künstlers. 
Foto: Memphis Travel


Neue Westfälische, 22.5.2019, Kultur/Medien

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ab und zu muss auch mal über etwas schönes leichtes aus der kultur berichtet werden. es ist doch einfach nur zum mitfreuen, wenn wir verfolgen können, wie diese arbeit zu martin luther king des essener künstlers thomas rother nun seinen weg nach memphis/tennessee ins "national civil rights museum" findet - untergebracht an ort und stelle, wo martin luther king am 4. april 1968 erschossen wurde.

und der 82-jährige thomas rother, der sich ja mindestens seit dem jähen tod mlk's - also seit über 50 jahren - mit diesem schwarzen bürgerrechtler und evangelischem pfarrer intensiv beschäftigt - findet somit noch zu seinen lebzeiten eine würdige beachtung seines werkes, seines schaffens und seiner verehrung.

ich weiß gar nicht, ob es in den usa registriert wird, inwieweit mlk hier in europa zumindest die "68er" mitbeeinflusst und geprägt hat -  und damit sicherlich noch die positiven reaktionen der vielen ehrenamtlichen und freiwilligen helfer zunächst beim eintreffen des flüchtlingsstroms 2015 - man vergisst und verdrängt das ja inzwischen gerne - die gespannte neugierhaltung auf das was da kommt - bevor dann die geballte und oft gewaltbereite ablehnung als reaktion etwas später von der "anderen seite der medaille" zurückkam...

all diese kämpfe - all dieses hin und her - all diese auseinandersetzungen gehörten vor über 50 jahren zum alltag der schwarzen bevölkerung in den usa - besonders dort in den südstaaten - und zum widerstand martin luther kings und seiner getreuen gegen diese gewalt - gegen diese ablehnung.

schon damals ging es ja nicht um den einzelnen schwarzen mitbürger, sondern um eine ablehnung der ethnischen vielfalt allgemein, des "andersseins" - ähnlich wie heutzutage hier in unserer aktuellen flüchtlingsfrage ... und von ca. 1.000.000 menschen, die hierherströmten, wurden vielleicht bis heute höchstens ca. 5.000 personen tatsächlich (!) straffällig - also vielleicht 5 promille ... - ca. 995.000 leben relativ unauffällig - mitten unter uns ...