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begegnung im hier & jetzt - mit dem ganz anderen

den schleier lüften

Mystik ist Politik


von Claus Eurich - interbeing-blog

Geläufig ist die Trennung zwischen Kampf und Kontemplation, zwischen Spiritualität und Alltagspraxis, zwischen einem mystischen Weltzugang und der Gestaltung des gesellschaftlichen und kulturellen Raumes, den wir Politik nennen. Doch das jeweils eine ist komplementärer und damit untrennbarer Teil des anderen. Beide gelangen erst im Licht des Miteinander zu wahrer Reife. Und so lässt sich sagen: Der mystische Lebensstil ist politisch in höchstem Maße! 

Er steht als unüberbietbares Aufbruchs- und Umkehrzeichen im nihilistischen Getriebe der Gegenwart. An ihm prallen die Obszönitäten einer Macht-, Haben- und egobesessenen Welt ab, in der „Sachzwänge“ den Menschen unterwerfen und ihn gleichzeitig zum Anhängsel und Diener von Maschinen machen. Durch ihn beginnt „der Himmel“ sich zur Erde zu öffnen, verschmelzen Transzendenz und Immanenz, Zeit und Ewigkeit. Mystik, recht verstanden, ist die gelebte Beziehung sowohl zum Raum des Transzendenten als auch zum planetarischen Leben, das uns umgibt. Sie setzt die Kraft frei, die zur Synthese aller Aktivität führt.

Das scheint nicht ohne Risiko und vor allem nicht spannungsfrei für sich entsprechend ausrichtende und lebende Menschen. Jederzeit müssen sie damit rechnen, von ihrer Mitwelt miss- oder gar nicht verstanden zu werden. Denn die innere Lebenshaltung und daraus resultierende Alltagsorientierungen und -entscheidungen werden oft dem widersprechen, was man gemeinhin als Normalität definiert. Und nur selten lässt sich dieses Unverstandensein in der Sprache des Alltags auflösen. Wem die Berührung aus dem Raum des Numinosen und Geheimnisvollen wesensfremd ist, dem bleibt wohl auch der Versuch unverständlich, dieses Berührtsein zu erklären. Er wird als Un-Sinn zur Seite schieben, was doch erst den Menschen vom kleinen Ich zum großen Selbst erhebt – nämlich die Verwiesenheit auf das Transpersonale und Transzendente.

Mystischer Lebensstil vollzieht sich als ein fortwährendes Ringen; mit der Mitwelt, mit unserem „Innenraum“, mit sich selbst. Das zu bestehen, ist nicht ohne eine Grundhaltung des Loslassens denkbar; loslassen im Hinblick auf Macht und Verfügenwollen über andere; loslassen von Gewohnheiten, die der Freiheit des Augenblicks entgegenarbeiten; loslassen dessen, was sich vor die Freiheit des Geistes schieben will. Dieses Loslassen wendet sich gegen mannigfache Formen der Instrumentalisierung von Leben und Handeln. Es zeigt und beweist sich als gelebter Widerstand gegen jede instrumentelle Vernunft und daraus erwachsener Ungerechtigkeiten und lebensfeindlicher Haltungen. Ihm entspringt schließlich jene Gelassenheit, die es braucht, um die Relativität dessen zu erkennen, was die Tagesordnung dieser Welt uns als Wichtigkeiten vorzuschreiben bemüht ist.

Dankbarkeit und Ehrfurcht prägen eine entsprechende Zuwendung zum Leben. Diese führt in ein Tun, ohne zu erniedrigen und ohne sich in gebückter Haltung zu bewegen. Im Gegenteil. Sie richtet auf und stellt den Menschen in eine partnerschaftliche Beziehung mit dem universalen und transzendenten Du.

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ich behaupte ja, auch beim surfen im internet führt uns manchmal eine spirituelle kraft - ob von außen oder von innen, sei mal dahingestellt: ganz zufällig, bei irgendeiner stichwortsuche, streifte ich den "interbeing"-blog von claus eurich - und war und bin ganz angetan von seinen texten dort: irgendwie mitten im leben stehend - und trotzdem "das andere" mitspüren, das numinose, oder auch unseren "planetarischen" kern, unsere "planetarische" herkunft, anders noch als der etwas abgenudelte "astralleib" der steiner-anthroposophen - mitten im "normalen" alltag - und mit fühl- und nachvollziehbarem fakt gefüllt...


wo wir doch wirklich selbst, wenn wir es mal durchdeklinieren, durchaus auch irgendwie "planetarischen" ursprungs in unserem jetzigen soseins sind, als wesen auf einem planeten im all - und unsere genealogie letztlich weit in den raum hineinrakt, was wir im alltag, im hier & jetzt, gern einfach ausblenden, obwohl wir davon massiv abhängig und beeinflussbar sind ... 

nicht etwa durch diese banalen massenblatt-horoskope und durch billige knobel-astrologie, sondern durch kräfte, die noch gar nicht so recht ge- und erfasst worden sind und vielleicht auch "wissenschaftlich" unerklärlich bleiben - durch konstellationen unserer schwerkräfte und einer vielleicht magnetisch aufgeladenen aura und durch unsere innerpsychisch-genetischen ge- und bestimmtheiten - und durch die tatsache, dass z.b. durch den vagus-nerv eine bisher kaum erforschte wechselseitige (!) kommunikationsstruktur besteht zwischen den hirn-zellen und dem aus millionen bzw. milliarden mikroorganismen bestehenden mikrobiom im bauch - dem sogenannten "bauchhirn". 

und diese mikroorganismen sind mit ihrem einzelwissen und ihren einzelfunktionen alle schon viele hunderttausend jahre alt und entwickelt und angepasst... - die nicht etwa alle bei unserem physischen tod auch in ihrer individuellen zusammensetzungs-mixtur einfach absterben, sondern "weiter"- und "über-leben" und einen neuen "wirtsleib" besiedeln - immer weiter  - und so durchaus etwas von "ewigem leben" und "ewigkeit" und "seele" mit ausmachen können...

  • also: "es gibt mehr ding’ im himmel und auf erden, als eure schulweisheit sich träumt, horatio."
hamlet, 1. akt, 5. szene - hamlet, william shakespeare



nicht anhaften - 500. todestag von leonardo da vinci



Ehrung für da Vinci

Verona. Der Renaissancekünstler und -wissenschaftler Leonardo da Vinci (1452-1519) gilt als Universalgenie. Unehelich geboren im toskanischen Dorf Vinci bei Florenz, wirkte er vor allem in Mailand, im Rom der Päpste und im Umkreis des französischen Königs an der Loire. Malerei, Architektur und Ingenieurskunst gehörten ebenso zu seinen Disziplinen wie Naturwissenschaften, Kartografie, Geologie und Anatomie. Heute vor 500 starb das Genie. In einem Acker bei Verona hat der Landwirt und Künstler Dario Gambarin in einer achtstündigen Performance mit Traktor und Pflug ein Porträt da Vincis „gezeichnet“... (s. YouTube-Video von euronews)

Grabplatte in der Schlosskapelle Saint Hubert in Frankreich - Foto: NW | DPA

Eine Lilie für den Unvollendeten

500. Todestag: Leonardo da Vinci, der gemeinhin als Uomo Universale gilt, war irgendwie auch ein schlampiges Talent. Gerade das begründet seinen Mythos

Von Welf Grombacher

Es muss ein Spektakel gewesen sein. Zwei der größten Künstler ihrer Zeit lieferten sich einen Wettstreit. Während Leonardo im Palazzo Vecchio an seiner „Schlacht von Anghiari“ arbeitete, malte sein Konkurrent Michelangelo 1504 an der gegenüberliegenden Wand seine „Schlacht von Cascina“.

Ganz Florenz zerriss sich das Maul, welches der Schlachtengemälde das bessere sei. Ein Jahr allein soll Leonardo am Karton gearbeitet haben, bevor er anfing, seine Skizze auf die Wand zu übertragen. Er experimentierte mit Grundierungen und Farben, wurde immer unruhiger, weil das Bild nachdunkelte und schon während des Malens Risse auftraten. Als die Vorschüsse der Stadt in
Höhe von 600 Gulden zu drei Viertel aufgebraucht waren, brach Leonardo seine Arbeit schließlich ab und floh nach Mailand.

Selbstporträt (Spiegel.de)
Es war nicht das einzige Mal, dass der Ausnahmekünstler seine Auftraggeber verärgerte. Schon sein Biograf Giorgio Vasari begründet in seinen 1550 erstmals erschienenen „Viten“ den Mythos vom schlampigen Genie, das „durch all zu großes Streben gehindert“ wurde. „Er würde in Gelehrsamkeit und Kenntnis der Wissenschaften Großes geleistet haben, wenn er einen minder unbeständigen und wandelbaren Geist gehabt hätte“, ist da zu lesen, und bis heute trägt diese Eigenschaft zur Legendenbildung bei.

Leonardo da Vinci ist mehr Mythos als Mensch. Gerade weil er nicht perfekt ist, ist er so sympathisch. Obwohl Experten ihm nur ein gutes Dutzend (oft unvollendeter) Gemälde zusprechen, gilt er als einer der bedeutendsten Maler der Renaissance und als Uomo Universale (Universalmensch). Das Prinzip des Hubschraubers hat er ebenso erfunden wie ein mit Spiralfeder angetriebenes Auto oder einen Vorläufer des Panzers.

Es gibt unzählige Bücher über ihn und zu seinem 500. Todestag am 2. Mai erscheinen noch ein paar mehr. „Leonardo, schon zu Lebzeiten der Weltbürger unter den Renaissancekünstlern“, schreibt Boris von Brauchitsch in seiner Biografie, „ist endgültig und im wahrsten Sinne des Wortes zum Weltkulturerbe geworden“.

450 Mio. für "Salvator Mundi" - und nur aus
der "Schule" des Meisters
Seine Proportionsstudie des Menschen ist die berühmteste Zeichnung der Welt, sein für 450 Millionen Dollar 2017 bei Christies versteigerter „Salvator Mundi“ das teuerste Gemälde. Marcel Duchamp, Fernando Botero und Bansky haben seine „Mona Lisa“ kopiert.

Eine Firma für Luftabwehrtechnik trägt ebenso seinen Namen wie ein Programm für berufliche Bildung. Dan Brown schrieb einen „Da-Vinci-Code“ und sogar eine der Ninja-Turtles ist nach Leonardo benannt.

Gerade im Internetzeitalter, in dem alles in Bewegung und nichts definitiv ist, erscheint Leonardos Weltsicht aktuell wie nie, glaubte er doch, alles sei im Fluss. Es gibt sogar Kunsthistoriker, die behaupten, er habe bewusst seine Gemälde nicht fertig gestellt. Seine Kunst ist eine Kunst der sanften Übergänge, sein „Sfumato“ ein Grund dafür, warum seine Bilder so geheimnisvoll anmuten.

Autoritäten erkannte er nicht an. Alles stellte er in Frage. Mit Leichen von Verbrechern fertigte er anatomische Studien. Der Religion trat er mit Skepsis gegenüber. Seine Schriften verfasste er in Spiegelschrift. Er war Vegetarier und galt auch sonst als kauzig.

Schon seine Geburt am 15. April 1452 im Örtchen Anchiano in der Nähe von Vinci ist Ausdruck für seinen unangepassten Geist. Kommt er doch als uneheliches Kind eines adligen Anwalts und eines Bauernmädchens zur Welt. Bei den Großeltern väterlicherseits wächst er auf, bis der Vater ihn in Florenz bei Andrea del Verrocchio in die Lehre gibt. Als er auf einer „Taufe Christi“ einen Engel
malen darf, der alle anderen Figuren in den Schatten stellt, soll sein Meister Verrocchio so schockiert gewesen sein, weil „ein Kind“ besser male als er, dass er nie wieder einen Pinsel anrührte.

An einer Fassung seiner „Felsengrottenmadonna“ malte Leonardo 25 Jahre. Auch bei seinem „Letzten Abendmahl“ fand er kein Ende. Der Prior des Klosters beschwerte sich schon beim Herzog, dass der Maler halbe Tage vor dem Fresco verbringe, ohne einen Strich zu malen. Leonardo entgegnete nur kess, „dass erhabene Geister bisweilen am meisten Schaffen, wenn sie am wenigsten
arbeiten, nämlich in der Zeit wo sie erfinden und vollkommene Ideen ausbilden“. Schon bevor das Bild fertig war, verblasste es der unkonventionellen Farbmischung wegen. Bis heute beschäftigt es die Konservatoren.

Die idealen Proportionen des Menschen nach Leonardo - mit der berühmten Spiegelschrift - Bild: zeno.org



Ein Reiterstandbild für Lodovico Sforza plante Leonardo mit 7,20 Metern Höhe so gewaltig, dass es sich nie realisieren ließ. Und selbst an der Mona Lisa soll er vier Jahre gemalt haben. Es heißt, er ließ bei der Porträtsitzung Witze erzählen, damit das Lächeln der Gioconda nicht einfriere. Sogar mit nach Frankreich nahm Leonardo die unfertige Gioconda als er 1517 in die Dienste des Königs Franz I. trat.

Dort starb er nach zwei Schlaganfällen am 2. Mai 1519 auf Schloss Clos Lucé.

Text: NEUE WESTFÄLISCHE, 30.4.2019, Seite 1 und Kultur

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ich kann mir das gut vorstellen - 500 jahre nach seinem ableben - wie dieser unruhige geist voller unrast überall aneckte - und wie er selbst "seine" zeit und jeweilige weile bestimmte. während seine zeitgenossen ihn bestimmt als "schwierig" einstuften, konnten sie sein "genie" gar nicht recht erfassen - und vielleicht würde er auch heutzutage als Mensch eher mit dem "asperger-syndrom" dignostiziert: etwas weltabgewandt und "kauzig" - aber hochbegabt und mit einer superraschen auffassungsgabe.

es wäre kaum auszuhalten, leonardo sich heutzutage an einem guten pc vorzustellen - vor allen dingen wüsste man gar nicht, ob das für ihn oder die allgemeinheit zum "fluch" oder zum "segen" gereichen würde.

was mir besonders an ihm gefällt, ist seine frei entwickelte "universalität" ohne einengendes universitätsstudium. er war ja in den meisten seiner arbeiten und überlegungen purer autodidakt - und er hatte durch seine anatomischen studien ja bald mehr kenntnisse vom körperaufbau des menschen, von knochen, sehnen und nervenbahnen, als jeder chirurg seiner zeit.

wenn heutzutage - 500 jahre nach dem ableben des leonardo - der fdp-lindner meint, die umweltpolitik solle man lieber den "experten" überlassen, als dass nun schon unausgebildete schülerinnen und schüler jeden freitag für ihre bessere zukünftige umwelt demonstrieren - so sollte er sich vielleicht mal an leonardo ein beispiel nehmen, inwieweit ein "laie" durch haargenaue "beobachtung" und objektuntersuchung vor 500 jahren schon kommen konnte - und alle "experten" seiner zeit in den schatten stellte ...

auch wenn man leonardo in seiner rastlosigkeit sicherlich als einen "vorübergehenden" bezeichnen könnte - im sinne des logion 42 im "evangelium des thomas", wie es jesus dort zu seinen jüngern sagt. 

jesus spricht damit das aus, was unser wesen, wie das wesen des kosmos insgesamt, in seiner ganzen tiefe und größe ausmacht: das fließende, das in bewegung sein, die veränderung, das leben also… - und der buddha sagte dazu im gleichen ansinnen: 

  • Haftet nicht an, an nichts und niemandem. Versteht doch bitte, dass jede Statik und Beständigkeit zwar ein verständliches Begehren von euch ist, zugleich aber doch nur eine Illusion des Geistes, der sich irgendwo anlehnen und einen Moment zur Ruhe kommen will.

in der wanderschaft nämlich, im unterwegssein zeigt sich unsere prägendste seite als kinder einer universalen und nichts ausschließenden bewegung. von einer tiefen seelenstimme erweckt und einer unsichtbaren hand gezogen und geführt, verlassen wir so in der geschichte unserer gattung fortwährend gerade erworbene sicherheiten und beständigkeiten. wir suchen nach schöpferischen wegen in das neuartigere und das in unseren augen bessere ... (zitat aus dem blog: "interbeing.de" - prof. dr. claus eurich).

diese prämisse - diesen so verstandenen jesuanischen auftrag - hat leonardo da vinci vor 500 jahren sicherlich schon voll erfüllt.