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alle gleich in diversität

Wissen: Das Ende aller menschlicher "Rassen"


Gleicher geht’s nicht!

Von Andreas Sentker | DIE ZEIT

In Jena, dem Geburtsort der NS-Rassenideologie, treffen sich in dieser Woche die deutschen Zoologen. Ihre Botschaft: Rassen gibt es nicht

Jena, 15. November 1930. Hans F. K. Günther hält seine Antrittsvorlesung. Für den nicht habilitierten Publizisten, Hauptwerk: Rassenkunde des deutschen Volkes, ist gegen den Willen der Universität ein Lehrstuhl für Sozialanthropologie eingerichtet worden. In der überfüllten Aula erscheinen Adolf Hitler, Hermann Göring und Rudolf Heß. Es ist das erste Mal, dass Hitler eine Universität betritt, und es ist das letzte Mal. Ein deutliches Signal an die verhasste akademische Elite.

Jena, 10. September 2019. Martin Fischer spricht auf der 112. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Er stellt die Jenaer Erklärung vor. Monatelang haben vier Professoren an den dreieinhalb Seiten gearbeitet: die Zoologen Martin Fischer und Stefan Richter, der Genetiker Johannes Krause und der Wissenschaftshistoriker Uwe Hoßfeld. Ihre Erklärung sollte so kurz wie möglich sein und doch vollständig in ihrer Argumentation. Die Botschaft: Rassen gibt es nicht. Oder, so die Überschrift des Papiers: »Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung«.

Die Begründung ist streng biologisch: »Es gibt im menschlichen Genom unter den 3,2 Milliarden Basenpaaren keinen einzigen fixierten Unterschied, der zum Beispiel Afrikaner von Nicht-Afrikanern trennt. Es gibt – um es explizit zu sagen – somit nicht nur kein einziges Gen, welches ›rassische‹ Unterschiede begründet, sondern noch nicht mal ein einziges Basenpaar.« Die Erklärung, so genau sie wissenschaftlich argumentiert, ist vor allem ein politisches Zeichen: ein Signal an eine Gesellschaft, in der rassistisches Gedankengut in den vergangenen Jahren immer weiter in die Mitte gerückt ist.

Jena, 1865. Ernst Haeckel erhält eine ordentliche Professur für Zoologie. Der studierte Mediziner ist glühender Verehrer von Charles Darwin. Doch den »deutschen Darwin« unterscheidet etwas vom britischen Original: »Darwin will Diversität verstehen«, sagt Martin Fischer, »sein Schlüsselbegriff ist Variabilität. Haeckel denkt dagegen kategorial. Variabilität stört da nur.« Diese Frage sorgt in der Biologie bis heute für Streit: Sind die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten der Organismen wichtiger?

Haeckel ist blind für Zwischenformen und Übergänge. Er will eine quasi göttliche Ordnung schaffen, Arten entdecken und einsortieren.

Viele Jahre beschäftigt sich Haeckel mit der Evolutionstheorie. Stammesgeschichte, Phylogenese, nennt er die Entwicklung des Lebens. Und diese Entwicklung kennt nur eine Richtung: Fortschritt. Folgerichtig präsentiert er 1874 einen Stammbaum in Form einer knorrigen Eiche. Oben, auf der Spitze der gewaltigen Krone, thront der Mensch.

Haeckels Ordnungssinn treibt ihn weiter. So wie er Strahlentierchen sortiert oder Quallen, so beginnt er auch die Menschen einzuteilen. Er unterscheidet die Wollhaarigen von den Schlichthaarigen, die Schiefzähnigen von den Gradzähnigen.

Zwölf lebende Menschenarten identifiziert der Zoologe. Und wie der Mensch über viele Entwicklungsschritte – über Würmer und Lurchfische – schließlich eine höchste Stufe der Entwicklung erklommen haben soll, macht Haeckel auch unter Menschenarten Abstufungen. Ganz unten stehen die Papua aus Neuguinea und die »Hottentotten« aus dem südlichen Afrika. »Hottentotten gab es nie«, sagt Martin Fischer. »Das war von Anfang an ein diskriminierender Begriff für ethnisch sehr unterschiedliche Menschen im südlichen Afrika.«

Haeckels Ordnungsprinzip macht ihn zum Wegbereiter der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland. »Nationalsozialismus ist nichts anderes als angewandte Biologie«, hat Rudolf Heß 1934 gesagt. Haeckel ist der erste Wissenschaftler, der Menschenrassen konsequent in einen Stammbaum einfügt. Die »Neger« und »Kaffern« ganz unten. Die »Mittelländer« mit den Indogermanen und Kaukasiern ganz oben.

»Ernst Haeckel merkte gar nicht, dass er längst eine Grenze überschritten hatte, dass er nicht Schnecken sortierte oder Quallen, sondern Menschen«, sagt Zoologe Martin Fischer. »Dabei überschreitet er eine Grenze, die keine biologische ist: Es ist die zwischen Wissenschaft und Ideologie.«

Diese Ideologie wird vor allem in Jena sehr erfolgreich werden. Hier wird eine nationalsozialistische Eliteuniversität entstehen, mit gleich vier Professuren für menschliche Rassenkunde. Hans Günther, genannt »Rasse-Günther«, gilt als einer der Urheber der nationalsozialistischen Ideologie.

Karl Astel, Sportarzt mit, wie Nazis ihn beschrieben, »tierzüchterischen Neigungen und Erfahrungen«, wird zunächst Präsident des Thüringischen Landesamtes für Rassewesen in Weimar und dann 1934 Professor für menschliche Züchtungslehre und Vererbungsforschung in Jena. Titel seiner Antrittsvorlesung: »Rassendämmerung und ihre Meisterung durch Geist und Tat als Schicksalsfrage der weißen Völker«. Nach Protesten von Professorenkollegen, die sich am Begriff der Menschenzüchtung stoßen, wird der Lehrstuhl umbenannt in eine Professur für »menschliche Erbforschung und Rassenpolitik«.

1938 wird der SS-Hauptsturmführer Gerhard Heberer in Jena Professor für »Allgemeine Biologie und Anthropogenie«. Heinrich Himmler hat sich zuvor persönlich für ihn eingesetzt. Schon seit 1919 lehrt Victor Julius Franz in Jena, zunächst als Inhaber der Ritter-Professur für Phylogenie, ab 1936 als Professor für Zoologie, er sieht sich als legitimen Erben Haeckels.

Vier Professuren für 2000 bis 2500 Studenten – der Wissenschaftshistoriker Uwe Hoßfeld spricht von einer Rassen-Quadriga. Er hat als wissenschaftlicher Assistent in einer Senatskommission der Universität die Geschichte von Jena aufgearbeitet. »Biologische Anthropologie zwischen Politik, Ideologie und Wissenschaft, 1861–1945 unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungen an der Jenaer Universität« ist seine Habilitation überschrieben. »In Jena gab es mehr als 80 Jahre Kontinuität im Rassedenken. Das gab es nur hier.«

Dieses historisch kontaminierte Erbe macht die Jenaer Erklärung so besonders. Sie ist nicht nur eine wissenschaftliche und wissenschaftshistorische Selbstvergewisserung, sie hat eine höchst aktuelle politische Botschaft: »Ernst Haeckel (...) hat in fataler Weise zu einem angeblich wissenschaftlich begründeten Rassismus beigetragen«, lautet ihr historisches Fazit. »Die Einteilung der Menschen in Rassen war und ist zuerst eine gesellschaftliche und politische Typenbildung, gefolgt und unterstützt durch eine anthropologische Konstruktion auf der Grundlage willkürlich gewählter Eigenschaften wie Haar- und Hautfarbe.«

Aber bleiben bei so viel Klarheit nicht doch offene Fragen? »Die Negerrasse ist eine Menschenart, die sich von der unseren so unterscheidet wie die Rasse der Spaniels von der der Windhunde«, hatte Voltaire schon 1763 in seinem Essay über die Weltgeschichte geschrieben. Noch 2002 war der große Biologe Ernst Mayr mit Verweis auf die »taxonomischen Unterschiede« überzeugt, Menschenrassen seien ein biologisches Faktum.

Dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt, leugnen auch die Jenaer Autoren nicht. Aber wie groß müssen sie sein, um Rassen zu definieren? Egal, welches Merkmal Biologen untersuchen, sie sehen ein Kontinuum von Ausprägungen. Festzulegen, wie viel Unterschiedlichkeit ausreichend wäre, um Rassen zu unterscheiden, »sei rein willkürlich«, schreiben die Autoren. Das mache das Konzept von Rassen »zu einem reinen Konstrukt des menschlichen Geistes«.

Aber dieser Gedankengang reicht noch nicht aus, das Konzept endgültig zu widerlegen. »Erst durch die wissenschaftliche Erforschung der genetischen Vielfalt der Menschen wurden die Rassenkonzepte endgültig als typologische Konstrukte entlarvt«, schreiben die Autoren. Zur Auflösung der Begriffe Art und Rasse tragen gegenwärtig vor allem Genetiker wie Johannes Krause bei. Deren Forschungen zeigen, dass sich ein Thüringer genetisch mehr von einem anderen Thüringer unterscheiden kann als von einem nordafrikanischen Migranten. Und die Arbeiten von Johannes Krause am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena halten noch eine wichtige Botschaft bereit: In unserer Geschichte ist Migration die Regel, nicht die Ausnahme.

Walter Rosenthal, amtierender Präsident der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, verbindet mit der Erklärung große Hoffnungen: »In Jena hat die unheilvolle biologische Begründung von Rassen ihren Anfang genommen, und in Jena wird sie nun enden«, sagt er.

Aber Rosenthal bleibt auch Realist. »Wir sind uns dessen bewusst, dass eine bloße Streichung des Wortes ›Rasse‹ aus dem Sprachgebrauch Rassismus nicht verhindern kann.«

Der Wissenschaftshistoriker Uwe Hoßfeld aber findet dennoch, dass der Begriff Rasse aus dem öffentlichen Sprachgebrauch verschwinden sollte. Finnland, Schweden und Österreich haben den Begriff der Rasse aus ihren Verfassungen gestrichen, die französische Nationalversammlung tat dies am 12. Juli 2018.


  • In Artikel 3 des deutschen Grundgesetzes aber, zwischen Abstammung und Sprache, steht das Wort noch immer.
Eine für das 19. Jahrhundert typische systematische Einteilung der Menschen in Rassen (nach Karl Ernst von Baer, 1862) - schon im Negativ-Abzug sind sie sich ziemlich ähnlich ... - WIKIPEDIA - neg. von sinedi



Ausgewählte Quellen und Links zu diesem Thema finden Sie unter zeit.de/wq/2019-38

Text aus: DIE ZEIT - 38/2019 - S. 33/34 - WISSEN - Link

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ja - hitler und konsorten und mit ihnen die gesamte "wissenschaftliche" erbsenzähler-welt der eugeniklehre gingen ja noch weiter: sie wollten ja auch innerhalb der "rasse" noch unterschiede aussortieren: wer ist wirtschaftlich brauchbar und kriegsverwendungsfähig - und wer ist ein "typischer" "minderwertiger", ein "faulenzer", ein "unnützer esser" und "lau-malocher". 

und wer vielleicht sogar einen entsprechend "belasteten" familien-stammbaum hatte, wurde zur zwangssterilisation auserkoren - mit einem hoppla-hopp-"stammbaum", der ja wohl von allen menschen zumindest bei der heirat oder der einbürgerung oder bei bestimmten erkrankungen erhoben wurde.

so wollte man in einem art "erb-kataster" des "deutschen volkes" die "guten" von den "schlechten" unterscheiden - und so die "minderwertigen" ausmerzen und "niederführen", nach dem damaligen sprachgebrauch und damaligem wissenschaftlich abgedeckten gutdünken.

ja - man bestimmt mit den jüdischen mitbürgern sogar ihre bestimmte glaubensüberzeugung zum genetisch menschlichen "erbgut", und meinte, ein solcher spezieller glaube an gott sei rassistisch-genetisch geprägt und würde mit den genen weitergetragen: und auch wer als protestant beispielsweise zum judentum konvertiert war, war ja nun plötzlich gefährdet und bedroht... - und wenn juden zum christlichen glauben konvertierten wurden sie trotzdem weiter verfolgt...: das judentum war für die nazis und für große teile der bevölkerung ein glaube, der mit im blut verankert war - so unsinnig das auch bei näherer betrachtung ja ist...

ein völlig verrückter - ja geradezu "rassistisch" überdrehter zeitgeist hatte sich etabliert und galt damals seit fast einem dreiviertel jahrhundert bereits als wissenschaftlich opportun - und das auch mit dem schriftgut des gelehrten haeckel und später mit den einschlägigen untermauerungsschriften auf allen gebieten - z.b. der soziologie und des strafrechts usw. usf.: wie eine unaufhaltsame seuche eroberte diese irrtümliche absurde denke weite teile des gesellschaftlichen lebens und des alltags.

und das alles wurde goutiert von den professoren und ärzten der psychiatrie, die das kritiklos so in ihrem studium aufgesogen hatten - und nun dabeigingen, in absprache mit den nazis, einen "gesunden teutschen volkskörper" zu "züchten": genauso wie man ja leider immer noch traurigerweise auch hunderassen züchtet mit ganz bestimmten "süßen" oder auch aggressiven oder besonders schmusigen merkmalen und bestimmten fellfarben...

und auch heutzutage in bezug auf menschen ist diese denke noch nicht verschwunden. sie scheint sich durch direkte und indirekte erziehungs- und mentalitätsmaßnahmen und -bemerkungen und -erfahrungen fortzusetzen von generation zu generation in unterschiedlichen ausprägungen.

zur zeit jedenfalls sind immer noch - ich schätze mal - 20 % unserer gesellschaft in diesen "überzeugungen" mehr oder weniger gefangen und leben in einer entsprechenden "blase", die diese denke weiterhin befördert und befruchtet.

deshalb dürfen wir mit aller inbrunst beten: 
  • o herr - lass bitte hirn vom himmel regnen ... - und lass uns nicht in diesem verkorksten rest-rassismus verdorren. bitte ...


das wühlen im ns-eugenischen sumpf - diesmal in strasbourg

Verbrechen und Aufarbeitung 
Nach der Besetzung des Elsass wird 1941 die „Reichsuniversität Straßburg“ gegründet, als geistiges Grenzbollwerk der NS-Ideologie. Dort führen Ärzte menschenverachtende Experimente durch, um die vermeintliche Über­legenheit der „arischen Rasse“ zu beweisen und als kriegswichtig eingestufte medizinische Forschung voranzutreiben, finanziell unterstützt durch Himmlers SS-Forschungseinrichtung „Ahnenerbe“. 1944 wird Straßburg befreit: Im Keller des anatomischen Instituts werden die Leichen von 86 jüdischen Häftlingen gefunden, die der Straßburger Professor für Anatomie, August Hirt, 1943 aus dem KZ Auschwitz ins elsässische KZ Natzweiler-Struthof hatte bringen lassen, wo sie ermordet wurden. Die Leichname sollten einer Skelettsammlung dienen. 1945 nimmt Hirt sich das Leben. 2015 entdeckt der Forscher Raphaël Toledano drei noch bestehende Humanpräparate der 86 Hirt-Opfer in einer Sammlung der Straßburger Rechtsmedizin. Die sterblichen Überreste werden kurz ­darauf beigesetzt. 2016 wird eine internationale unabhängige historische Kommission für eine Laufzeit von vier Jahren etabliert.

„Meine Forschung ist auch politische Arbeit“

Wie man im Elsass mit den NS-Verbrechen an der „Reichsuniversität Straßburg“ umgeht und welche Bedeutung historische Erkenntnis für unser Gegenwart hat – das erklärt die Ärztin und Historikerin Lea Münch im Gespräch


INTERVIEW NICHOLAS POTTER | TAZ

August Hirt, Arzt und 
Naziverbrecher - Foto: Archiv
taz: Frau Münch, spätestens seit dem Nürnberger Ärzteprozess war bekannt, dass der NS-Anatom August Hirt im Elsass 86 jüdische Häftlinge ermorden ließ, um die Leichname für eine Skelettsammlung zu missbrauchen. Die meisten von ihnen konnten nach Kriegsende bestattet werden. 2015 wurden dann aber drei noch bestehende Humanpräparate der Hirt-Opfer in einer Sammlung der Straßburger Rechtsmedizin gefunden. Wie konnten die dort so lange unentdeckt bleiben?
Studium an der
„Reichsuniversität Straßburg“ –
Propagandabild, NS-Zeitschrift
„Das Reich“, 1941 Foto: Rene Fosshag/Ullstein Bild


Lea Münch: Jede medizinische Fakultät hat mehr oder minder umfangreiche Sammlungen. Es finden sich Knochen, Organe und auch Gewebeschnitte für mikroskopische Untersuchungen. Diese können grundsätzlich noch aus dem Deutschen Kaiserreich stammen, aus der NS-Zeit oder aber auch nach 1945 erst angefertigt worden sein. Zwischen 1945 und 1954 wurden in erster Linie nur juristisch auffällige, kriminell verdächtige Versuche und Präparate in Militärprozessen untersucht – bei Weitem nicht alle medizinischen Forschungen und Sammlungen. Ab 1955 verschwand das Thema, besonders im Elsass. Weder Deutschland noch Frankreich fühlten und fühlen sich bis heute wirklich zuständig für die Aufarbeitung und die Verantwortung der NS-Universität Straßburg; Die französische Universität wurde nach Clermont-Ferrand verlagert und die unrechtmäßige „Reichsuniversität Straßburg“ hatte keine Nachfolge. Erst die Identifizierung der drei Präparate 2015 belegte faktisch, dass eine weiterreichende Untersuchung notwendig ist.

Nach dem Fund 2015 wurde eine unabhängige historische Kommission an der Universität Straßburg gebildet, in deren Rahmen Sie promovieren. Was untersuchen Sie genau?

Für den gesamten Zeitraum des Bestehens der „Reichsuniversität Straßburg“ sind die Krankenakten der Psychiatrischen Universitätsklinik erhalten geblieben: Das sind circa 2.500 Krankenakten von 1941 bis 1944 – für Historiker*innen eine umfangreiche Quellenbasis. In den stichprobenartig ausgewerteten Akten konnte ich bisher keine Hinweise auf unnatürliche Todesfälle finden. Sowohl die Aktion „T4“ – also die Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit psychiatrischen Krankheiten und Behinderungen – und die anschließende sogenannte dezentrale „Euthanasie“ fand aber üblicherweise auch nicht an Universitätskliniken statt, sondern in den Heil- und Pflegeanstalten, in denen Menschen mit chronischen Diagnosen untergebracht waren.

Deuten die Akten darauf hin, dass es anderswo im Elsass Euthanasie gab?

Nicht direkt – aus der Psychiatrischen Universitätsklinik wurden aber Menschen mit langwierigen Krankheitsverläufen in die zuständige Heil- und Pflegeanstalt verlegt. Im Januar 1944 gab es einen Transport von 100 Männern aus den elsässischen Anstalten Hoerdt und Stephansfeld in die NS-Tötungsanstalt Hadamar, wo diese Menschen ermordet wurden. In beiden Anstalten findet sich außerdem während des Krieges eine deutliche Übersterblichkeit, die auf Versorgungsengpässe zurückzuführen ist. Ob es auch dort dezentrale Euthanasieformen gab, werde ich erst nach der Auswertung der dortigen Krankenakten sagen können.

Wie wird in der Region mit der NS-Zeit umgegangen?

Das Elsass war schon immer ein Spielball zwischen Frankreich und Deutschland: Die heutige Generation verfügt aber nur noch bedingt über eine spezifische elsässische Identität, sie wurde in Frankreich sozialisiert. Insgesamt berief man sich im öffentlichen Diskurs gerne auf die wenigen Widerstandskämpfer*innen und auf die Opferrolle des Elsass, die sogenannten zwangsverpflichteten „malgré nous“, und marginalisierte die Fragen nach Kollaboration und Täterschaft auf französischer Seite. Daher war es auch nicht einfach, unser Forschungsvorhaben zu realisieren. Mit der aktuellen Generation wird das aber leichter – das zeigt unter anderem die Bildung der Kommission.

Haben elsässische Ärzt*innen mit den Nazis kollaboriert?

Darauf lässt sich keine pauschale Antwort geben, die meisten Fälle sind weder schwarz noch weiß. Vor dem Überfall Nazideutschlands auf Frankreich wurde eine bestimmte Zone in der Nähe der Grenze komplett evakuiert – inklusive der Université de Strasbourg. Viele elsässische Ärzt*innen sind mit in den unbesetzten Teil im Süden Frankreichs gegangen. Das erklärt, warum es an der Straßburger Universität unter den Ärzt*innen keinen größeren Widerstand gab – die in der Résistance tätigen Mediziner*innen waren nicht ins Elsass zurückgekehrt. Ein gewisser Teil der Ärzt*innen ist aber aus den verschiedensten Gründen in das nun unter deutscher Verwaltung stehende und de facto annektierte Elsass zurückgekehrt, was auch von der NS-Verwaltung deutlich gefordert wurde.

Haben die ins Elsass Zurückgekehrten also mit den Nazis zusammengearbeitet?

Ein besonders anschauliches Beispiel ist die Biografie des Chirurgen Adolphe Jung, der zunächst eine der von den Nazis standardmäßig eingeforderten Loyalitätserklärungen unterschrieb, in welcher er sich zu den Grundsätzen des nationalsozialistischen Reichs bekannte. Letztendlich entschied er sich vor der offiziellen Eröffnung der „Reichsuniversität“ aber anders, wurde sozusagen in kleinere badische Orte „zwangsversetzt“ und arbeitete schließlich unter dem berühmten Chirurgen Ferdinand Sauerbruch an der Berliner Charité. Nach Kriegsende kehrte er nach Straßburg zurück und arbeitete wieder, nicht ohne Schwierigkeiten, an der dortigen Universität. Sein Tagebuch wurde vor Kurzem veröffentlicht. Es bietet einen aufschlussreichen Einblick und zeigt, dass die Entscheidung zwischen Kollaboration und Widerstand nicht immer geradlinig verlaufen ist und es bei jeder Biografie einer historisch differenzierten Betrachtung bedarf.

Mit der „Reichsuniversität Straßburg“ wollten die Nazis ihre Ideologie „wissenschaftlich“ verfestigen. Inwiefern wurde die Wissenschaft ins­tru­mentalisiert?

Der Begriff der Instrumentalisierung ist in diesem Zusammenhang nur bedingt zutreffend, weil dieser eine einseitige Sicht auf die Geschichte impliziert. Wissenschaft ist nie wertfrei zu verstehen und die Nationalsozialisten haben den Wissenschaftsbetrieb nicht einfach unter Zwang für ihre Zwecke vereinnahmt, sondern manche der menschenverachtenden Humanexperimente sind auch auf Eigeninitiative der Ärzt*innen zurückzuführen. Hinzu kommt, dass diese Berufsgruppe in außerordentlich hohem Maß in der ­NSDAP und anderen NS-Organisationen vertreten war. Daher lässt sich das Verhältnis von Wissenschaft und NS-Regime vielmehr als komplexes Wechselspiel beschreiben, von dem beide Seiten auf unterschiedlichen Ebenen profitiert haben.

Was hat Sie motiviert, in diesem Themenbereich zu forschen?

Es ist unerlässlich, die historischen Bedingungen zu verstehen, die zu einer menschenverachtenden Medizin geführt haben. Außerdem hat sich die historische Forschung lange hauptsächlich auf die Täter fokussiert, aber mit dem Schicksal der Opfer hat sich fast niemand beschäftigt. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Die physische Vernichtung sowie die Auslöschung der Erinnerung an Menschen, die nicht ins nationalsozialistische Weltbild passten, war erklärtes Ziel der Nazis. 

Das Einzige, was wir heute noch tun können, ist, zu versuchen den Opfern ein Stück ihrer Identität und Persönlichkeit zurückzugeben. Daher verstehe ich meine Forschung auch als eine Form von politischer Arbeit. Trotz der Schlussstrichrhetorik der AfD und anderen Rechten ist das Thema noch nicht abgeschlossen.
Lea Münch -
Foto: Nicholas Potter


Lea Münch, 28, ist Ärztin und Medizinhistorikerin. Sie studierte an der Berliner Charité. Aktuell promoviert sie im Rahmen der historischen Kommis­sion an der Université de Strasbourg.
Text & Bilder: TAZ, Freitag, 23.08.2019, taz zwei, S.13



gerade wenn die anzahl "zeitzeugen" der shoah und der ns-euthanasie allmählich altersbedingt immer weniger wird, ist es gut zu wissen, dass eine solche relativ junge ärztin und medizinhistorikerin wie lea münch nun mit dabei ist, das dunkle kapitel der ns-medizin mit akribie aufzurollen. diesmal ist also das elsass der schauplatz, was wieder ein beweis dafür ist, dass sich über das gesamte reichsgebiet und vor allen dingen auch über die okkupierten (rand)gebiete ein netz von vernichtungsstätten und  "forschungs"-anstalten spannte, auch gern etwas außerhalb der zentren und ballungsräume, damit die "zivil"bevölkerung nicht zuviel davon mitbekommen sollte.

und auch hier in diesen forschungsarbeiten von lea münch zeigt sich wieder, dass nicht nur die nazis in sachen menschenversuche und euthanasie-tod initiativ waren, sondern dass es eine hand-in-hand zusammenarbeit mit der medizinforschung insgesamt gab.

die eugenik, also die erblehre, war der ideologische motor des ganzen unternehmens, und bereits seit den 20er jahren waren diese dafür einschlägigen paradigmen maßgebend für die gesamte wissenschaftlich-medizinische denke und forchung - und nicht nur in deutschland, sondern das waren die "modernen" erkenntnisse der zeit: weltweit.

jedes "volk" wollte sich von allem "unrat" säubern - und der makellose übermensch sollte im wahrsten sinne des wortes als nationale rasse gezüchtet werden, um so auch den anderen national"völkern" überlegen zu sein - und "minderwertiges" auszurotten und in zukunft zu verhindern - und "minderwertige völker" zu unterwerfen und zu kolonialisieren. und neben diesen (inter-)nationalen rassen-bestrebungen ging es aber auch sozialpolitisch um pure knete: um kriege zu führen und finanzieren zu können sollten die allgemeinen sozialausgaben z.b. für dauererkrankte behinderte menschen gesenkt werden oder gar wegfallen - und das ging nur durch eine gnadenlose tödliche selektion aller menschen mit "abweichungen" - und diese abweichungen galt es wissenschaftlich zu erfassen: und genau diese "abweichungen" mussten ja nun irgendwie durch eine art eugenisch formulierte "ethik-norm" fixiert werden - und dafür schufen sich ns-partei, sozialpolitik und die naturwissenschaftlich-medizinische forschung ihre unverbrüchlichen rigorosen auslese-kriterien - wenn auch hier und da mit einigen wenigen lokalen "abweichlern".

und das fatale ist: im großen & ganzen muckte dagegen das "volk" kaum auf. bis auf ein paar "märtyrer" in den kirchen und in einigen wenigen betroffenenen familien - alle anderen wussten oder ahnten zumindest, was da ablief - aber das persönliche leid, das der gleichzeitig tobende krieg nun mit in jede familie brachte, war den einzelnen ja viel näher in ihrer trauer und betroffenheit - und die 300.000 euthanasie-opfer wurden größtenteils erfolgreich kollektiv innerpsychisch "abgespalten" und "verdrängt"...

aber hoffentlich gibt es immer wieder neu solche forscher*innen wie lea münch, die dem allen wissenschaftlich nachspüren und nach fast 80 jahren aufarbeiten. danke.

dopinggefahr für alle

Foto: corbis


Bluttest in der Schwangerschaft

Eine umstrittene Entscheidung

Hat ein Ungeborenes das Downsyndrom? Ein Bluttest für werdende Mütter soll Kassenleistung werden – aber nur für Risikoschwangere.

Von BARBARA DRIBBUSCH | taz
Redakteurin für Soziales und Gesellschaft im Inlandsressort

BERLIN taz | Vor fünf Minuten hat Lisa-Marie P. unterschrieben, vor sieben Minuten Tina S., vor einer Stunde Tim S. Sie unterschreiben die Internetpetition „Menschen mit Down-Syndrom sollen nicht aussortiert werden“. Mehr als 1.500 Leute haben schon unterzeichnet.

Die 20-jährige Natalie De­dreux, die selbst das Downsyndrom hat, startete die Petition. Sie fordert, wie andere Aufrufe auch, dass ein umstrittener Bluttest bei Schwangeren zur Dia­gnose des Downsyndroms keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen werden soll.

Sebastian Urbanski - click here


Der Gemeinsame Bundesausschuss G-BA, in dem Vertreter der Ärzte und Krankenkassen sitzen, beriet am Freitag genau darüber – ob nämlich die sogenannte nichtinvasive Pränataldiagnostik (NIPT) bei Risikoschwangerschaften künftig von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden soll. Nach den Beratungen leitete der Bundesausschuss am Freitag formell das sogenannte Stellungnahmeverfahren zu den geplanten Anwendungsmöglichkeiten des Tests ein.

Wissenschaftliche Fachgesellschaften, die Bundesärztekammer, der Deutsche Ethikrat, die Gendiagnostik-Kommission und zahlreiche weitere Organisationen seien nun aufgefordert, die vorgesehenen Änderungen der Mutterschaftsrichtlinien fachlich zu prüfen, hieß es in der am Freitag veröffentlichten Erklärung des G-BA.

Angesichts der Risiken der bisherigen ­kassenfinanzierten invasiven Untersuchungen sehe der G-BA eine „Anerkennung der NIPT“ als „im Einzelfall mögliche Leistung im Rahmen der Schwangerenbetreuung als medizinisch begründet an“, sagte Josef Hecken, Vorsitzender der G-BA, am Freitag. Es gehe „ausdrücklich um die Anwendung des Tests bei Schwangerschaften mit besonderen Risiken“ und „nicht um eine Reihenuntersuchung aller Schwangeren“. Ein ausschließlich statistisch begründetes Risiko der Trisomie 21, also des Downsyndroms, ­beispielsweise aufgrund des Alters der Schwangeren, sei nicht ausreichend, um den Test zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch nehmen zu können, hieß es in der weiteren Erklärung des Ausschusses.

Der Test, auch Praena-Test genannt, wird bisher schon in Praxen der Frauenärzte angeboten, wenn Schwangere dies wünschen. Er muss allerdings von den Frauen privat bezahlt werden und kostet ab 130 Euro aufwärts, je nach Umfang.

Verbände befürchten, dass durch den kassenfinanzierten Bluttest Feten künftig noch stärker schon vor der Geburt „aussortiert“ werden könnten. „Die grundsätzliche Position der Lebenshilfe ist, dass der Test nicht zu einer Kassenleistung werden sollte“, erklärte Peer Brocke, Sprecher der Bundesvereinigung Lebenshilfe, im Gespräch mit der taz. Allerdings gebe es Stimmen innerhalb der Lebenshilfe, die den Bluttest bei Risikoschwangeren als Kassenleistung nicht ablehnen würden, so Brocke.

Vor allem fürchtet man einen wachsenden Rechtfertigungsdruck auf Familien mit behinderten Kindern, sollten die Bluttests eine verbreitete Vorsorgemaßnahme werden. Diese Eltern „werden auf der Straße oder beim Einkaufen ganz regelmäßig gefragt, ob sie ‚es‘ denn nicht gewusst hätten. Klares Si­gnal dafür, dass zum einen die Diagnose einer Trisomie-21-Behinderung vor der Geburt eigentlich selbstverständlich ist und als Konsequenz daraus ‚selbstverständlich‘ ein Schwangerschaftsabbruch erwartet wird“, heißt es in einer Stellungnahme der Lebenshilfe.

Kein unmittelbares Risiko für den Fetus

Dies kann auch Heike Meyer-Rotsch bestätigen, Vorsitzende des Vereins downsyndromberlin e.V. und Mutter eines Jungen mit Downsyndrom. Der „Rechtfertigungsdruck“, den Eltern eines Kindes mit Trisomie 21 jetzt schon verspürten, würde „noch verstärkt, wenn der Test Kassenleistung wird“, sagte sie der taz.

Überall, auf Spielplätzen etwa, würden die Eltern mit der Frage konfrontiert, ob sie von der Behinderung nicht vorher hätten wissen können. „Dahinter steckt doch die Frage: Wäre es nicht besser, dein Kind wäre tot?“, so Meyer-Rotsch. Der Verein ist grundsätzlich dagegen, dass der Bluttest Kassenleistung wird.

Natalie Dedreux erklärt in ihrer Petition: „Mein Leben mit Downsyndrom ist cool. Aber ich habe Angst, dass es weniger Menschen mit Downsyndrom geben wird, wegen dem Bluttest.“

Hecken hatte zuvor schon in einem Interview mit dem Nachrichtendienst epd betont, der Test sei vor allem eine „Alternative zu bestehenden Untersuchungsmethoden, die mit großen Risiken für Mutter und Kind behaftet sind“. Das Downsyndrom konnte man vor Einführung des Tests 2012 in der vorgeburtlichen Diagnostik nur durch die Chorionzottenbiopsie oder durch die Amniozentese, die Fruchtwasseruntersuchung, diagnostizieren.

Dabei kann der Fetus aber geschädigt werden. Bei 0,5 bis 1 Prozent der Schwangerschaften kam es dadurch zu Komplikationen für den Fetus, bis hin zur Fehlgeburt. Beim Bluttest wird nur Blut von der Mutter entnommen, ohne unmittelbares Risiko für den Fetus. Allerdings gibt es dabei auch falsch positive und falsch negative Ergebnisse.

Verbände befürchten,
dass durch den kassenfinanzierten
Bluttest Feten künftig noch stärker
schon vor der Geburt
„aussortiert“ werden könnten

Gefahr eines „subtilen gesellschaftlichen Drucks“

Hecken berichtete, viele Frauen und Paare, selbst wenn sie wenig Einkommen hätten, bezahlten den Test schon heute aus eigener Tasche.
Er sehe aber auch die Gefahr, dass es einen „subtilen gesellschaftlichen Druck zu einem Screening“ geben werde und dass „Eltern behinderter Kinder gefragt werden: Wieso habt ihr den Test nicht gemacht?“
Der Gemeinsame Bundesausschuss habe das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen beauftragt, eine Versicherteninformation zu dem Thema zu erarbeiten. Darin, so Hecken, müsse „alles zur Sprache kommen, was auch in einer Schwangerschaftskonfliktberatung gesagt wird: Was ist eine Trisomie, welche Hilfen gibt es für das Kind und die Eltern, welche Einschränkungen kann das Kind haben, welche nicht?“ Auch die Frage: „Will man testen lassen?“

Wenn die Stellungnahme vorliegt, will der G-BA voraussichtlich im August 2019 abschließend entscheiden. Ein Gesetzesverfahren gibt es dazu nicht. Im Bundestag ist aber im April eine „Orientierungsdebatte“ zu dem Thema geplant.

🔴 DAS UNGEBORENE IM TEST 
Der Bluttest 
Seit 2012 gibt es den NIPT-Bluttest zur Bestimmung des Risikos von Trisomie 21 (Downsyndrom), Trisomie 13 und Trisomie 18. Dabei wird das Blut der Mutter getestet. Die Tests werden bisher von den Schwangeren privat bezahlt und kosten ab 130 Euro aufwärts. Die Kassen zahlen bisher nur andere Gentests, die Fruchtwasseruntersuchung und die Chorionzottenbiopsie, die als risikoreicher für den Fetus gelten. 
Was sind die Folgen? 
Behindertenverbände beobachten, dass es immer weniger Kinder mit Downsyndrom gibt, wohl auch infolge der verbesserten Diagnostik. Genaue Zahlen gibt es aber nicht.

zum thema click here 


ja - die restriktive erblehre aus der nazizeit, die eugenik, zieht weiter ohn unterlass ihre bahnen - und die genforscher haben ethische und moralische selbsteinschränkungen längst mal wieder verlassen. 

es gelingt ihnen jetzt sogar per einfachem risikolosem bluttest eine trisomie 21 oder 18 usw. zu diagnostizieren - behaftet allerdings mit einer fehlerhaftigkeit von ca. 20 % - also jede 5. entsprechende diagnose ist einfach falsch! - und dabei geht es ihnen ja nicht darum, bestehende "krankheiten" zu besiegen - denn das bringt ja keine kohle - nein, es geht ihnen darum gegen knete, versteht sich, möglichst massenhaft in allumfassenden reihenuntersuchungen der schwangeren, die ihre leibesfrucht überhaupt auch austragen wollen, durchzuchecken und auszusortieren (in deutschland werden trotz funktionierender verhütungsmittel ca. 100.000 (einhunderttausend) embryonen pro jahr ohne vorherige "tauglichkeitsuntersuchung" abgetrieben): also die "schlechten" bereits im werden ins kröpfchen, und die guten ins töpfchen - wie beim "aschenputtel" im märchen - und am besten direkt beim gynäkologen auf dem hof - ähnlich wie bis in die 60er jahre mit dem tbc-röntgenbus auf dem schulhof zur durchleuchtung aller lungen der schulkinder - wobei es dort wenigstens noch um eine volkskrankheit ging, die heute hier bei den deutschen als reise-weltmeister wieder gehäuft auftritt ...

auf alle fälle geht es wie bei den nazis wieder mehr oder weniger um einen "gesunden volkskörper" mit gesunden vererbbaren genen ... - und was gesund und vererbbar ist bestimmt die ethik- und buchhaltungskommission der genetiker mit dem blick auf das eigene bankkonto - das bestimmt nicht mehr der zufall bei atheisten oder der liebe gott bzw. allah bei christen und muslimen und juden.

und während wir uns noch mit dem vermeintlichen test- und versuchsballon "nipt" ethisch-moralisch echauffieren oder einfach mal so hinnehmen und in unser "gesundes" menschenbild wie selbstverständlich einbauen und das down-syndrom bereits aussortiert haben, geht es mittlerweile schon viel weiter - immer weiter: die gen-schere "crispr" macht designerbabys in vielerlei weitergehender hinsicht bereits zur realität. 

und nun gerät der umgang mit diesem werkzeug außer kontrolle und die genetiker-entdecker dieses instruments bekommen nun das ethische muffensausen: es droht nämlich die absolute optimierung von individuen auf kosten all jener, denen diese technologie (noch) nicht zur verfügung steht. 

kinder, die vorab "verbessert" zur welt kommen und beispielsweise angeblich ein äußerst geringes bis gar kein risiko haben, an diabetes, brustkrebs oder schizophrenie zu erkranken. kinder, die klüger, stärker, schneller sind - also genetisches massendoping zur ausbeutung und benutzung für die "wirtschaft" -- "genetische erweiterungen könnten menschen sogar in verschiedene unterarten teilen", mahnen plötzlich diese alarm-autoren [click here - & here], denen nun vielleicht sogar tatsächlich das geldzählen im halse steckenbleibt.

weltweites doping in jeder hinsicht - ein ungeheurer markt und eine tatsächliche veränderung zum untergang - aber die blagen der silicon-valley eltern werden noch brav zur waldorfschule geschickt ...

es ist erst 90 - 70 jahre her, als die nazis hand in hand mit den eugenikern und psychiatern und der "gleichgeschalteten" justiz bis zu 300.000 menschen ermordeten und eine ungleich höhere anzahl zwangssterilisierten, weil sie nicht in ihr strammes gesundes schneidiges völkisches weltbild passten: nämlich "flink wie windhunde - zäh wie leder - hart wie kruppstahl" zu sein - wie adolf hitler das mit seinen schrecklich schlechten zähnen für das ganze volk - wenigstens schon mal für die jugend - hartnäckig zackig einforderte ...

und auch heute geht es wieder um den besseren, leistungsstarken, allseits fitten menschen, an dem das "volk", und das "christliche abendland" und die "weiße rasse" gesunden soll ... - menschen-zuchtanstalten wie der "lebensborn" sind da gar nicht mehr so fern - und man arbeitet schon daran ...

leider meint man trotz allem genetischen wissen, dass glaubensbekenntnisse und taufen immer noch einhergingen mit einer veränderung des jeweiligen menschlichen erbgutes - dem ist nicht so: selbst ein südafrikanischer schwarzer muslim kann mir im notfall blut spenden, und auch meinen und seinen oder ihren potentiellen nachkommen wird das nichts ausmachen: das ist keine "rassenschande" ...