"
Posts mit dem Label amthor werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label amthor werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

was bleibt von all den klugen Worten?

Einsatz gegen Antisemitismus

Wenn Worte nicht mehr ausreichen

Ein Kommentar von Peter Maxwill | Der Spiegel

Das Holocaust-Gedenken beherrschte tagelang die Schlagzeilen, aber was bleibt von all den klugen Worten? Die Reaktionen zweier Politiker zeigen, welcher Weg jedenfalls in die Irre führt.

Man kann Frank-Walter Steinmeier nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

"Dieses Land", sagte der Bundespräsident im Dezember, "ist für uns alle nur dann ein Zuhause, wenn sich auch Juden hier zu Hause fühlen." In der vergangenen Woche bezeichnete er heute hetzende Antisemiten als "böse Geister in neuem Gewand". Am Mittwoch wandte er sich mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit: "Kämpfen wir gegen Antisemitismus, gegen Rassenhass und nationale Eiferei!"

Nur wie genau wir kämpfen sollen, das verriet er nicht. Friedrich Merz hingegen brauchte nur einen einzigen Tweet, um eine Debatte über Judenhass in Deutschland anzufachen. Der Antisemitismus, schrieb der CDU-Politiker am Montag, komme "überwiegend von rechts, aber auch durch die Einwanderung von 2015/16. Viele bringen Judenhass mit, der in ihren Heimatländern gepredigt wird".

Beihilfe zum Populismus leistete ein Parteikollege: Philipp Amthor behauptete in einem Interview, "dass Antisemitismus natürlich vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten ist". Der 27-Jährige bemühte sich wenig später um eine Relativierung - anders als Merz, der auf Twitter nachlegte: "Ich stehe zu meiner Äußerung."

Was für eine beschämende Aktion, am Gedenktag für die Opfer eines Menschheitsverbrechens mit dem Finger auf andere zu zeigen. Als ginge es darum, historische Schuld umzuverteilen. Tatsächlich ginge es doch darum, geschlossen jeden Antisemitismus der Gegenwart zu bekämpfen.

Es geht nicht um Schuld

Im Jahr 2018 ist die Zahl der gemeldeten antisemitischen Straftaten gegenüber dem Vorjahr um fast
20 Prozent angestiegen. Auf Fußballplätzen nimmt die Zahl der judenfeindlichen Übergriffe zu, von der Kreisliga bis zur Bundesliga. Rechtsextreme pöbeln und provozieren in KZ-Gedenkstätten. Teenager verbreiten in Klassenchats antisemitische Parolen.

Ab und zu eine präsidiale Ansprache reicht längst nicht aus, um diesem Hass entgegenzutreten. Auch Deutschland mit seiner Geschichte verfügt über keinen erinnerungspolitischen Impfschutz.

Trotzdem fragen sich heute viele Bundesbürger, warum sie mitschuldig sein sollen an Taten, die vor mehr als 70 Jahren von Menschen begangen wurden, die bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr leben. Wer so denkt, unterliegt jedoch einem Irrtum: Es geht nicht um Schuld.

Es geht um Verantwortung

Verantwortung bedeutet, die Verbrechen anzuerkennen, der Opfer zu gedenken und das Wissen aus der Geschichte in der Gegenwart wachzuhalten – und Antisemitismus jeder Art zu bekämpfen.

An Vorschlägen, wie man dieses Ziel erreichen könnte, mangelt es nicht - große Aufmerksamkeit haben sie bislang aber nicht bekommen: Sollten Schüler verpflichtet werden, KZ-Gedenkstätten zu besuchen? Sollten antisemitische Delikte härter bestraft werden? Sollte es für Schulen eine Meldepflicht bei judenfeindlichen Vorfällen geben?

Die wichtigste Frage aber lautet: Wie kann es sein, dass wir all das noch diskutieren statt endlich zu handeln? 
_______________________________________



ach - wenn ihr doch nur geschwiegen hättet, friedrich merz und philipp amthor - aber so fallen sie ihren landsleuten - also uns - in den rücken: dieser möchte-gern-flügel der cdu muss sich natürlich aus lauter geltungssucht auch da mit reinhängen - wo schweigen angebrachter wäre, denn damit jagt man der afd keinen pfifferling ab. wie kann ein mann wie herr merz, der sich da ja zum kanzlerkandidat aus dem stand hochstrampeln will - nach über 10-jähriger bundestags-abstinenz - wie kann so ein mensch um vertrauen betteln - und dann - am offiziellen "gedenktag für die opfer des nationalsozialismus" mit trauerbeflaggung und festakt in yad vashem, in auschwitz und zwei tage später im bundestag so einen stuss verzapfen - und da schlappt der wie zwölf aussehende kollege amthor natürlich ganz naseweis hinterdrein.


und was die beiden da schreiben ist ja reine publicity, denn es sind lapidare dumme sätze, bei denen der kopf so gut wie ausgeschaltet sein kann. sätze, die jede und jeder andere hätte auch von sich geben können: da ist keine "neue erkenntnis" oder irgendein "heureka"-erlebnisI "ich hab's", sondern einfach ein miesmachendes geblubber - um der kanzlerin einen einzuschenken nach all den jahren...

von "verantwortung", die besonders auch ein neuer bundekanzler übernehmen müsste, zeugt das nicht - das ist populismus - und das ist zum verwechseln nah an dem "bösen im neuen gewand", das der bundespräsident beschwor. 

in erster linie geht es wohl jetzt nach der serie des gedenkens in israel, in polen und in berlin darum

  • die verbrechen vorbehaltlos anzuerkennen
  • den opfern durch emsige forschungen und rekonstruktionen ihre namen wiedergeben
  • diese opfer erinnern und sie gedanklich mitbegleiten und ihre beziehungen zu uns lebenden heute abklären - zu mir - in mir - zu unseren familien und unserem umkreis 
  • das wissen aus der geschichte wachhalten - für das hier & jetzt und das morgen...
  • und antisemitismus bekämpfen, der tatsächlich eine veraltete und völlig unbegründete "rassenschande" war und ist ..
aber eines hat sich mir in diesen tagen eröffnet: in einem aufsatz
des historikers martin sabrow las ich nämlich seine forderungen, jetzt müsse die nüchternheit die welle der emphase ersetzen, die noch aus den ersten aufdeckungen nach der schweigenden schockstarre die einsetzenden forschungen - vor allem der "68-er" - durchzog. die gesellschaft sollte inzwischen der versuchung widerstehen, den wertehimmel von heute 1:1 auf die vergangenheit des gestern zu projizieren.

nach 80 jahren darf diese erste schockstarre und die abwehr und verdrängung und die pur-emotionale aufarbeitung dann doch von einer souveräneren angemsseneren und genaueren phase dieser komplexbearbeitung abgelöst werden, die den ursachen insgesamt auf den grund geht. 

die "deutschen" von 1933-1945 und davor und danach waren einfach von ihrer erziehung und von glaube und unbedingtem gehorsam und von einer völlig falsch und einseitig verstandenen "erbgesundheitswissenschaft" mit allen auflagen und gesetzen und einigen anderen innerpsychischen komponenten und dem daraus resultierenden habitus einfach auch emotional anders gestrickt, als die mehrheit der menschen heute - aber reste dieses verhaltens halten sich ja beständig oder flammen immer wieder angestachelt erneut auf.
und wir müssen mit dem dilemma leben lernen, dass die aufarbeitung dieser pur-deutschen (!) ns-gräueltaten zwar "versöhnung" und "wieder-gut-machung" verspricht, aber dass bei solchen dimensionen von rassistisch konnotiertem barbarischen völkermord ein spurloses "vergessen" und "integrieren" am ende gar nimmer möglich ist, denn die tatsächliche "schuld" als last eines tätervolkes wird dadurch nicht eingelöst. mit der ns-zeit in deutschland ist die menschheit moralisch und ethisch "ein stück weit" für alle zeit stigmatisiert - und kommt da nicht mit einer "vogelschiss"-zuweisung oder einer "kehrtwende um 180° in der erinnerungskultur" aus dem schneider.

da ist dieses (ge-) wissen seitdem in uns allen, zu was der mensch in verblendung und massenhysterie und kollektivem irrtum durch propaganda (oder jetzt durch die einschlägigen internet-foren) fähig ist - und wie sich dieses "böse" immer wieder neue wege sucht & bahnt - und leider auch immer wieder willfähige helfershelfer findet (z.b. in kassel und in halle a. d. s. - und anderswo).

also müssen wir alle - in uns - unsere schutz- und abwehrkräfte und unsere souveränität dagegen aufbauen und sie zu einem emotionalen und trotzdem "nüchtern-sachlichen" selbstverständnis werden lassen - als permanente aufgabe von erziehung, moral und betrachtung in familie, elternhaus und schule. 

immerzu - in angemessenem tempo ohne hektik - eine andere (er)lösung dazu gibt es nicht, denn diese emsige und doch auch gelassene permanenz ist der einzig angemessene umgang und das (er)leben mit diesem uns von unseren altvorderen hinterlassenen "erbe" als eine immerwährende aufgabe.