"
Posts mit dem Label Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

evangelikale verschwörung: theoriegespinst oder realität ???



Amerikas Evangelikale 

So beeinflussen christliche Zionisten Trumps Außenpolitik

Von Malte Lehming | Tagesspiegel

Ob Verlegung der US-Botschaft, Akzeptanz der Siedlungen oder Konfrontation mit dem Iran: Konservative Christen prägen die US-Nahostpolitik.

Alle Juden sollen nach Israel kommen, in das von Gott verheißene Land. Sie sollen es besiedeln. Der Staat soll stark und mächtig sein. Das satanische Regime in Iran, das Israel vernichten will, muss gestürzt werden. Wenn all das geschieht, erfüllen sich die Prophezeiungen, und der Messias wird wieder auf die Erde kommen, nach Jerusalem. Alle Christen haben die Pflicht, an dieser zweiten Ankunft mitzuwirken. Denn die Wiederkehr des Erlösers läutet die Endzeit ein, den tausendjährigen Frieden.

Das ist der Kern des Glaubens christlicher Zionisten. Rund 30 Millionen gibt es in den USA. Einige sind auch davon überzeugt, dass die Juden zum Christentum konvertieren müssen, bevor der Messias zurückkommt.

In den USA wurde im Jahr 2006 von konservativen Evangelikalen die „Christians United for Israel“ (CUFI) gegründet. Inzwischen hat die Organisation sieben Millionen Mitglieder, das entspricht ungefähr der Zahl der amerikanischen Juden. Vizepräsident Mike Pence und Außenminister Mike Pompeo sind die prominentesten Evangelikalen in der US-Administration. Sie sind enge Verbündete der CUFI.

Pence und Pompeo hatten auf Präsident Donald Trump eingewirkt, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen, die amerikanische Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, Israels Siedlungen anzuerkennen und den iranischen Topgeneral Soleimani töten zu lassen. Wer Trumps Nahostpolitik verstehen will, muss sich mit dem Phänomen des christlichen Zionismus beschäftigen.
Iranische Frauen beim Trauerzug für Soleimani vor einem satirischen Straßenbild der Freiheitsstatue mit abgebrochenen Arm - FOTO: DPA/AP/VAHID SALEMI



Sie verehren Trump wie einen Heiligen

Evangelikale Christen, die eine wörtliche Auslegung der Bibel propagieren, sind die größte und einflussreichste Religionsgemeinschaft in den USA. Viele von ihnen verehren Trump wie einen Heiligen, sie sind seine treuesten Wähler.

Im Gegenzug ernennt er streng konservative Verfassungsrichter und hält als erster US-Präsident die Rede bei einer Großdemonstration von Abtreibungsgegnern. Trumps Charakterdefizite nehmen die Evangelikalen in Kauf. Keiner seiner Vorgänger stand ihnen und ihren Anliegen näher.

Paula Michelle White-Cain ist Trumps persönliche Pastorin. Er kontaktierte die charismatische Tele-Evangelistin im Jahre 2003, seitdem sind sie befreundet. Im November machte er sie zur Religionsbeauftragten im Weißen Haus, außerdem gehört sie dem Kreis seiner geistlichen Berater an.

Trumps Gegner, sagt White-Cain, gehörten zu einem „dämonischen Netzwerk, das im Namen Jesu zerschlagen werden“ müsse. Der Präsident selbst sei dagegen von Gott geschickt worden. „Ich erkläre, dass es der Wille Jesu Christi war, dass Trump im Amt ist und 2020 erneut gewinnen wird.“

"Eine zynische Form gegenseitiger Ausbeutung“

Auch Robert Jeffress ist ein rechter, zionistischer Evangelikaler. Bei einem privaten Gottesdienst am Tag der Amtseinführung Trumps hielt er die Predigt, bei der Eröffnung der amerikanischen Botschaft in Jerusalem sprach er ein Gebet.

In Bezug auf Israel „steht Trump fest an deiner rechten Seite, Gott“, sagte er. Allerdings vertritt der Pastor aus Texas auch die Überzeugung, dass Juden nur erlöst werden können, wenn sie zum Christentum übertreten. Von John C. Hagee, dem Gründer der CUFI, ist gar der Satz überliefert, Hitler sei ein Teil von Gottes Plan gewesen, die Juden nach Israel zurückzuführen.

Trump und die Evangelikalen: Viele Jugendliche stößt dieses Bündnis ab. Kulturell unterstützen sie mehrheitlich die Ehe für alle, die Sterbehilfe, das Recht auf Abtreibung, eine multikulturelle Gesellschaft, und sie demonstrieren für eine Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz.

Folglich wenden sie sich von den konservativen Klerikern ab. Diese wiederum werten den Mitgliederschwund als weiteren Beweis für die Macht eines Werterelativismus, der sämtliche Traditionen zerstören will.

Vom liberalen Zeitgeist bedroht?

Trump und die christlichen Zionisten: Kritiker sprechen von einer „zynischen Form gegenseitiger Ausbeutung“: Der Staat Israel werde durch die Erlösungssehnsucht radikal rechter Christen instrumentalisiert, von denen einige nicht frei von antisemitischen Einstellungen sind; das wiederum lässt sich die israelische Regierung gefallen, weil sie hofft, dadurch Einfluss im Weißen Haus zu haben, und weil Amerikas Evangelikale die größte Touristengruppe in ihrem Land sind.

Amerikas Evangelikale lieben Trump. Er gibt ihnen eine ideologische Stärke zurück, die sie vom liberalen Zeitgeist bedroht sehen. Das Verhältnis zu Israel betrachten sie als spirituellen Teil ihres Kampfes. Ob diese Fixierung am Ende zum Wohle Trumps, der Christen und des Staates Israel ist – daran lässt sich zweifeln.

_______________________________________

booooaaaah ääeeii - das liest sich ja wie eine fantasy-verschwörungstheorie - und ich muss mich kneifen, ob ich das hier nicht als doofen albtraum abhaken muss - oder ob es stimmt - und da tatsächlich etwas dran ist ..

doch nun haben wir ja ganz real noch gerade den israelischen staatspräsidenten zu den feierlichkeiten zum "tag des gedenkens an die opfer des nationalsozialismus" am 27. januar hier zu besuch gehabt und er hat eine große rede vor dem deutschen bundestag gehalten. und auch bei den gedenkveranstaltungen in israel und in polen zur befreiung von auschwitz vor 75 jahren haben wir ihn ja jeweils ganz in der nähe vom deutschen bundespräsidenten gesehen, so dass ja einige korrespondenten mit diesem engen verhältnis zwischen steinmeier und rivlin schon eine "freundschaftliche" annäherung ausgemacht haben wollen.

und dann lese ich ganz ungeschützt diesen artikel vom einfluss der evangelikalen auf trump - und eben seine eskapaden mit diesem staat israel, dessen präsident doch gerade hier bei uns war. 

und ich lese wie also und von wem das israelische verhältnis zu den usa und besonders da zu donald j. trump von ganz bestimmter seite aus extra befeuert wird - nämlich - so scheint es - von völlig abgedrehten und verklärten evangelikalen "christen" in den usa, die sich da einen gemeinsamen zukünftigen "heilsweg" für "die welt" zusammenreimen zur "persönlichen" wiederkehr jesu himself hier auf erden - und zum "1000-jährigen" endzeit-reich, wie es die evangelikalen in der "offenbarung" des neuen testaments geschrieben lesen.

und da diese evangelikalen ja die bibel wörtlich genau nehmen, und es für modernere zeitgemäßere auslegungen im hier & jetzt keinen platz zu geben scheint, will man anscheinend die juden in israel schon wieder gleich mit instrumentalisieren - sie sollen alle am besten zum christentum konvertieren angesichts des wieder herabkommenden "herrn" - und so in frieden und wohlstand wohl die letzten paradiesischen 1000 jahre dieses blauen planeten gemeinsam feiern.

ganz ehrlich jetzt: bei meiner arbeit in einer langzeitpsychiatrie-
Einschub in der "taz" vom 1.2.2020
klinik vor 30 jahren haben mir auch einige patienten dort solche oder ähnlich konstruierte wahnideen vorgetragen, von denen sie auch ganz in echt überzeugt waren - und gegen die kein "haloperidol" zu wirken schien. 


und diese damaligen wahngeschichten werden hier nun scheinbar genauso von einer mehrheit evangelikaler rechtsaußen-christen geteilt, die dann in gestalt des us-außenministers und des us-vizepräsidenten jeweils als "trump-flüsterer" die beeinflusser geben, beseelt wohl vom heiligen geist und vom "richtigen" weg - und die trump behutsam aber bestimmt hindirigieren in diesen für sie herbeigesehnten höheren "heilsplan" - und ganz real und tatsächlich passieren folgende dinge: aus dem atomabkommen mit dem iran steigt man aus, die amerikanische botschaft wird nach jerusalem verlegt, israels illegale siedlungen werden entgegen jeder vernunft anerkannt und "nach  einer plötzlichen eingebung" lässt man den iranischen topgeneral soleimani töten.

 und sollten diese klerikalen anschübe wirklich stimmen, sind das alles vorbereitungen, um das satanische reich des bösen im iran zu besiegen, und israel als heiliges land groß und mächtig werden zu lassen, damit jesus dann dort anlanden und wieder einziehen kann. und so wird wohl jetzt auch dieser unsägliche 2-staaten flickenteppich plötzlich vom weißen haus aus propagiert mit einem durchlöcherten palästina und einem großartig erstarktem israel.

da kann ich nur glauben, in präsident rivlin den "echten" gestandenen und ehrlich partnerschaftlichen israeli gehört und gesehen zu haben, wogegen ja ein herr netanjahu diesen amerikanisch-evangelikalen schabernack mit seinem land um des persönlichen einflusses willen und gegen knete gern mitmacht - und sollte es tatsächlich so sein, sein land zumindest auch moralisch verrät. 
turmbau zu babel - und abgebrochene
capitol-kuppel - nordart-kunstwerk „babylonian“
des chinesen xi jianjun, 2019

und vor ein paar tagen trafen sich ja dazu in washington der amerikanische präsident, der einem impeachment-verfahren ausgesetzt ist - und der israelische ministerpräsident, dem eine anklage wegen korruption ins haus steht: ja - und diese beiden "integeren" männer sind dann scheinbar für einflussreiche evangelikale gemeinden mit vielen millionen gefolgsleuten und viel geld und einfluss, aber auch für die jüdisch-orthodoxen kreise, die eingekauften und verpflichteten marionetten, mit denen sie womöglich ihre sandkastenspielchen tatsächlich in echtzeit versuchen zu realisieren - und die ganze welt schaut zu - und kann nur mit irgend etwas schütteln - und wenn es nur der kopf ist.



ich habe immer gedacht, es wären neokapitalistische bankkreise und algorithmen aus silicon valley, die die figur trump da am fadenkreuz durch die manege nasführen: aber es scheinen ganz in echt spinnerte evangelikale möchtegern-"christen" im religiösen wahn zu sein, die ihren trump da vor sich hertreiben - und er gibt da als gelernter tv-entertainer mit seiner massiven narzisstischen störung auf geheiß eben mal den präsidenten - und das funktioniert in einem solch überkandidelten und übersatt rülpsenden land mit hilfe dieser kreise tatsächlich.

ähhh - ich meine - geht's noch ???

was bleibt von all den klugen Worten?

Einsatz gegen Antisemitismus

Wenn Worte nicht mehr ausreichen

Ein Kommentar von Peter Maxwill | Der Spiegel

Das Holocaust-Gedenken beherrschte tagelang die Schlagzeilen, aber was bleibt von all den klugen Worten? Die Reaktionen zweier Politiker zeigen, welcher Weg jedenfalls in die Irre führt.

Man kann Frank-Walter Steinmeier nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

"Dieses Land", sagte der Bundespräsident im Dezember, "ist für uns alle nur dann ein Zuhause, wenn sich auch Juden hier zu Hause fühlen." In der vergangenen Woche bezeichnete er heute hetzende Antisemiten als "böse Geister in neuem Gewand". Am Mittwoch wandte er sich mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit: "Kämpfen wir gegen Antisemitismus, gegen Rassenhass und nationale Eiferei!"

Nur wie genau wir kämpfen sollen, das verriet er nicht. Friedrich Merz hingegen brauchte nur einen einzigen Tweet, um eine Debatte über Judenhass in Deutschland anzufachen. Der Antisemitismus, schrieb der CDU-Politiker am Montag, komme "überwiegend von rechts, aber auch durch die Einwanderung von 2015/16. Viele bringen Judenhass mit, der in ihren Heimatländern gepredigt wird".

Beihilfe zum Populismus leistete ein Parteikollege: Philipp Amthor behauptete in einem Interview, "dass Antisemitismus natürlich vor allem in muslimisch geprägten Kulturkreisen besonders stark vertreten ist". Der 27-Jährige bemühte sich wenig später um eine Relativierung - anders als Merz, der auf Twitter nachlegte: "Ich stehe zu meiner Äußerung."

Was für eine beschämende Aktion, am Gedenktag für die Opfer eines Menschheitsverbrechens mit dem Finger auf andere zu zeigen. Als ginge es darum, historische Schuld umzuverteilen. Tatsächlich ginge es doch darum, geschlossen jeden Antisemitismus der Gegenwart zu bekämpfen.

Es geht nicht um Schuld

Im Jahr 2018 ist die Zahl der gemeldeten antisemitischen Straftaten gegenüber dem Vorjahr um fast
20 Prozent angestiegen. Auf Fußballplätzen nimmt die Zahl der judenfeindlichen Übergriffe zu, von der Kreisliga bis zur Bundesliga. Rechtsextreme pöbeln und provozieren in KZ-Gedenkstätten. Teenager verbreiten in Klassenchats antisemitische Parolen.

Ab und zu eine präsidiale Ansprache reicht längst nicht aus, um diesem Hass entgegenzutreten. Auch Deutschland mit seiner Geschichte verfügt über keinen erinnerungspolitischen Impfschutz.

Trotzdem fragen sich heute viele Bundesbürger, warum sie mitschuldig sein sollen an Taten, die vor mehr als 70 Jahren von Menschen begangen wurden, die bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr leben. Wer so denkt, unterliegt jedoch einem Irrtum: Es geht nicht um Schuld.

Es geht um Verantwortung

Verantwortung bedeutet, die Verbrechen anzuerkennen, der Opfer zu gedenken und das Wissen aus der Geschichte in der Gegenwart wachzuhalten – und Antisemitismus jeder Art zu bekämpfen.

An Vorschlägen, wie man dieses Ziel erreichen könnte, mangelt es nicht - große Aufmerksamkeit haben sie bislang aber nicht bekommen: Sollten Schüler verpflichtet werden, KZ-Gedenkstätten zu besuchen? Sollten antisemitische Delikte härter bestraft werden? Sollte es für Schulen eine Meldepflicht bei judenfeindlichen Vorfällen geben?

Die wichtigste Frage aber lautet: Wie kann es sein, dass wir all das noch diskutieren statt endlich zu handeln? 
_______________________________________



ach - wenn ihr doch nur geschwiegen hättet, friedrich merz und philipp amthor - aber so fallen sie ihren landsleuten - also uns - in den rücken: dieser möchte-gern-flügel der cdu muss sich natürlich aus lauter geltungssucht auch da mit reinhängen - wo schweigen angebrachter wäre, denn damit jagt man der afd keinen pfifferling ab. wie kann ein mann wie herr merz, der sich da ja zum kanzlerkandidat aus dem stand hochstrampeln will - nach über 10-jähriger bundestags-abstinenz - wie kann so ein mensch um vertrauen betteln - und dann - am offiziellen "gedenktag für die opfer des nationalsozialismus" mit trauerbeflaggung und festakt in yad vashem, in auschwitz und zwei tage später im bundestag so einen stuss verzapfen - und da schlappt der wie zwölf aussehende kollege amthor natürlich ganz naseweis hinterdrein.


und was die beiden da schreiben ist ja reine publicity, denn es sind lapidare dumme sätze, bei denen der kopf so gut wie ausgeschaltet sein kann. sätze, die jede und jeder andere hätte auch von sich geben können: da ist keine "neue erkenntnis" oder irgendein "heureka"-erlebnisI "ich hab's", sondern einfach ein miesmachendes geblubber - um der kanzlerin einen einzuschenken nach all den jahren...

von "verantwortung", die besonders auch ein neuer bundekanzler übernehmen müsste, zeugt das nicht - das ist populismus - und das ist zum verwechseln nah an dem "bösen im neuen gewand", das der bundespräsident beschwor. 

in erster linie geht es wohl jetzt nach der serie des gedenkens in israel, in polen und in berlin darum

  • die verbrechen vorbehaltlos anzuerkennen
  • den opfern durch emsige forschungen und rekonstruktionen ihre namen wiedergeben
  • diese opfer erinnern und sie gedanklich mitbegleiten und ihre beziehungen zu uns lebenden heute abklären - zu mir - in mir - zu unseren familien und unserem umkreis 
  • das wissen aus der geschichte wachhalten - für das hier & jetzt und das morgen...
  • und antisemitismus bekämpfen, der tatsächlich eine veraltete und völlig unbegründete "rassenschande" war und ist ..
aber eines hat sich mir in diesen tagen eröffnet: in einem aufsatz
des historikers martin sabrow las ich nämlich seine forderungen, jetzt müsse die nüchternheit die welle der emphase ersetzen, die noch aus den ersten aufdeckungen nach der schweigenden schockstarre die einsetzenden forschungen - vor allem der "68-er" - durchzog. die gesellschaft sollte inzwischen der versuchung widerstehen, den wertehimmel von heute 1:1 auf die vergangenheit des gestern zu projizieren.

nach 80 jahren darf diese erste schockstarre und die abwehr und verdrängung und die pur-emotionale aufarbeitung dann doch von einer souveräneren angemsseneren und genaueren phase dieser komplexbearbeitung abgelöst werden, die den ursachen insgesamt auf den grund geht. 

die "deutschen" von 1933-1945 und davor und danach waren einfach von ihrer erziehung und von glaube und unbedingtem gehorsam und von einer völlig falsch und einseitig verstandenen "erbgesundheitswissenschaft" mit allen auflagen und gesetzen und einigen anderen innerpsychischen komponenten und dem daraus resultierenden habitus einfach auch emotional anders gestrickt, als die mehrheit der menschen heute - aber reste dieses verhaltens halten sich ja beständig oder flammen immer wieder angestachelt erneut auf.
und wir müssen mit dem dilemma leben lernen, dass die aufarbeitung dieser pur-deutschen (!) ns-gräueltaten zwar "versöhnung" und "wieder-gut-machung" verspricht, aber dass bei solchen dimensionen von rassistisch konnotiertem barbarischen völkermord ein spurloses "vergessen" und "integrieren" am ende gar nimmer möglich ist, denn die tatsächliche "schuld" als last eines tätervolkes wird dadurch nicht eingelöst. mit der ns-zeit in deutschland ist die menschheit moralisch und ethisch "ein stück weit" für alle zeit stigmatisiert - und kommt da nicht mit einer "vogelschiss"-zuweisung oder einer "kehrtwende um 180° in der erinnerungskultur" aus dem schneider.

da ist dieses (ge-) wissen seitdem in uns allen, zu was der mensch in verblendung und massenhysterie und kollektivem irrtum durch propaganda (oder jetzt durch die einschlägigen internet-foren) fähig ist - und wie sich dieses "böse" immer wieder neue wege sucht & bahnt - und leider auch immer wieder willfähige helfershelfer findet (z.b. in kassel und in halle a. d. s. - und anderswo).

also müssen wir alle - in uns - unsere schutz- und abwehrkräfte und unsere souveränität dagegen aufbauen und sie zu einem emotionalen und trotzdem "nüchtern-sachlichen" selbstverständnis werden lassen - als permanente aufgabe von erziehung, moral und betrachtung in familie, elternhaus und schule. 

immerzu - in angemessenem tempo ohne hektik - eine andere (er)lösung dazu gibt es nicht, denn diese emsige und doch auch gelassene permanenz ist der einzig angemessene umgang und das (er)leben mit diesem uns von unseren altvorderen hinterlassenen "erbe" als eine immerwährende aufgabe.

Die haben nur nach rechts oder links gewinkt

75 Jahre Befreiung von Auschwitz 
Das verunsicherte Gedenken



„Vorne standen SS-Offiziere“, erzählt der 90-jährige Auschwitz-Überlebende Peter-Johann Gardosch, seinem 13-jährigen Zuhörer. „Die haben nur nach rechts oder links gewinkt.“

Links war das Leben, wenn auch ein elendes, am Rande des Todes, in Zwangsarbeit. Rechts war der Tod, die Gaskammer.

Links oder rechts? Leben oder Tod?

Mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordeten Deutsche allein in Auschwitz. Und in diesem Moment an der Rampe ist das ganze Grauen der industriell organisierten Vernichtung enthalten: Das Lapidare der Worte und Gesten im Kontrast zu ihrer unumkehrbar grausamen Folge, die kaum vorstellbar große Zahl der Ermordeten – all das, was Auschwitz bis heute zu einem der wirkmächtigsten Symbole für die deutsche Vernichtungsmaschinerie macht und besonders für die Shoa, denn der überwiegende Teil der Ermordeten waren Juden.

Die Leichtfertigkeit, mit der heute Deutsche im Internet den Tod anderer Menschen fordern, sich das Ertrinken von Flüchtlingen wünschen, Juden mit Mord drohen und Frauen mit Vergewaltigung; die Willkür und das Lapidare gepaart mit dem Maximalgrausamen, das ist dasselbe Böse. Es ist dieselbe furchterregende Gleichgültigkeit, die Elie Wiesel an jenem SS-Mann wahrnahm; der gleiche kranke Geist, der das Leben mit einem Wort vernichtet: Links. Rechts.

Das sehen zu können, ist der Wert des Gedenkens. Aber um die neuen Erscheinungsformen des Bösen zu erkennen, wappnet uns die Erinnerung schlecht. Wir sagen uns seit Jahrzehnten, dass sich Geschichte nicht wiederholt – und suchen doch nach historischen Symptomen: Den Blick fest auf den Nationalsozialismus geheftet, fürchten wir uns vor allem vor organisierter Gewalt, vor Massenaufmärschen, vor Parteien und Anführern. Wir tun uns hingegen schwer, die Gefahr zu sehen, wenn sich Rechtsradikale wie der Attentäter von Christchurch und der Attentäter von Halle gegenseitig über das Internet infizieren, wenn wir es mit vermeintlichen Einzeltätern zu tun haben. Wir trösten uns damit, die AfD von Regierungen auszuschließen.

Das Gedenken ist unersetzlich, denn es hilft uns, die Essenz des Bösen zu erkennen. Nicht aber seine Form. Wir dürfen nicht allein fragen: Wie war es? Sondern: Wie könnte es sein? Es braucht Wachsamkeit. Wir können von den Opfern nicht länger erwarten, dass sie uns vor uns selbst retten. Wir müssen es selbst tun.

Auszug aus einem Essay von Anna Sauerbrey im Tagesspiegel vom 27.Januar 2020: dem "Tag der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus", dem Tag, als vor 75 Jahren Auschwitz befreit wurde.




ZDF-DOKU: EIN TAG IN AUSCHWITZ


ZDF-Unterrichtsmaterialien zu EIN TAG IN AUSCHWITZ

Gedenken & Erinnern


Die Aufarbeitung aufarbeiten

Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie fordert: Wir müssen die blinden Flecken beider deutschen Staaten ausleuchten - für eine Ächtung und Bekämpfung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit heute

Ist es nicht endlich genug mit der Vergangenheitsbewältigung, was können wir dafür, wenn unsere Groß- und Urgroßeltern im sogenannten Dritten Reich Mist gebaut haben? So fordern bisweilen jüngere Menschen einen Schlussstrich unter der NS-Vergangenheit. Die listige Reaktion des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger auf frühere Einlassungen, nun sei es aber genug mit Hitler und Holocaust, war einmal: Man müsse sich auch um die Reparatur der Kanalisation kümmern, wenn die Urgroßväter sie gebaut und womöglich vermasselt haben. Die zeitgemäße Analogie sind die Brücken, die autoverrückte Babyboomer zuschanden gefahren haben und eine Generation in Stand setzen muss, die womöglich gar nicht mehr Autofahren will (oder darf). Manche Verantwortungen lassen sich nicht einfach abweisen; auch wenn die Generation der Schuldigen nun endgültig abtritt.

stolpersteine sind eine "gesamtdeutsche" gedenk- und
kunstform - der erste stein wurde 1992 vom künstler
gunter demnig im köln gelegt - inzwischen gbt es über 75.000
gedenksteine in ganz europa.
Heute geht es nicht mehr um Schuld. Aufgearbeitet werden muss heute vielmehr die Art und Weise, wie NS-Verbrechen in zwei konträren politischen Systemen bearbeitet worden sind, die heute noch kulturell gespalten wirken: eine „Aufarbeitung der Aufarbeitung“ gewissermaßen. Nicht beiläufig verlangen gerade im Westen Deutschlands sozialisierte Politiker von rechts außen wie Alexander Gauland und Björn Höcke (beide AfD) eine 180-Grad-Wende und erklären die Thematisierung des Holocaust zur nationalen Schande. Sie spekulieren auf Resonanz vor allem im Osten des Landes und verdienen genau den Widerspruch, den CSU-Chef Franz Josef Strauß 1969 zu spüren bekam, als er „Schluss mit ewiger Vergangenheitsbewältigung als gesellschaftlicher Dauerbüßeraufgabe“ verlangte.

Wie und warum kam es zu den „zwei Erinnerungskulturen“ in Deutschland? Blicken wir zurück auf die „Stunde null“: 1945 lag das Deutsche Reich materiell und moralisch am Boden, Stacheldraht und Mauer spalteten es in zwei verfeindete Lager. Im Kalten Krieg war die Vorgeschichte, darunter der Holocaust, gewissermaßen eingefroren. Erst in den 1980er Jahren trat er wieder ins allgemeine Bewusstsein. Bis dahin fühlte man sich weder im Westen noch im Osten subjektiv befreit; die objektive Einordnung des 8. Mai 1945 durch den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker löste 1985 noch Empörung aus. Im Westen redete man lieber vom „Zusammenbruch“, im Osten sprach der Begriff „Befreiung“ dem Wirken der sowjetischen Besatzer Hohn. Beide Seiten scheuten lange die Aufarbeitung der Vergangenheit. Die Bombardements, vielen Gefallenen und Kriegsversehrten, drückende Reparationen, die nicht ganz so drückende Entnazifizierung, der Nürnberger Prozess gegen die Hauptschuldigen - das schien doch genug der Buße zu sein.

Deutschlandweit war die Verdrängung eine fast natürliche Reaktion; „kommunikatives Beschweigen“ bezeichnete 1983 der Philosoph Hermann Lübbe diese alltägliche Haltung, wonach man um die Schuldigen wusste, aber nicht offen über ihre Taten sprechen wollte. Lübbe meinte, dieser Akt politischer Hygiene sei der Bundesrepublik unterm Strich gut bekommen, die nächste Generation fand das nicht und forderte dagegen die radikale Selbstaufklärung über die personelle, institutionelle und mentalitätsmäßige Kontinuität über die Stunde null hinaus.

Die gar keine war, auch in der DDR nicht. Dort waren NS-Täter ebenso stillschweigend übernommen worden und war „der Schoß fruchtbar noch, aus dem das kroch“, wie Bertolt Brecht wohl nicht nur im Blick auf das „Bonner Regime“ dichtete. Er konnte in Berlin beobachten, wie in Ostdeutschland - das ist der wichtigste Unterschied - eine Diktatur in eine andere überging, während Westdeutschland nicht nur das sogenannte „Wirtschaftswunder“, sondern auch eine verordnete, dann aber mehr und mehr verinnerlichte Demokratisierung von Politik und Gesellschaft zugutekam. In SBZ (Sowjetische Besatzungszone) und DDR wurde erneut politische Justiz geübt, die Opposition unterdrückt, die künstlerische Freiheit beschnitten, es wurde weiter bespitzelt und denunziert. Die rote Diktatur unterschied sich von der braunen, sie war aber auch eine. Die teilweise Virulenz autoritärer, völkisch-nationalistischer Einstellungen in den neuen Ländern belegt, wie autoritäre Persönlichkeiten und Verhältnisse politische und individuelle Freiheiten über Jahrzehnte, oft bereits vom Kaiserreich an bis in die 1990er Jahre durchgängig einschränkten. Eine ernsthafte Aufarbeitung der Vergangenheit erfordert einen demokratischen Rahmen und eine freie Zivilgesellschaft. Was nicht bedeuten soll, autoritäre Einstellungen hätten im Westen des Landes keinen Bestand gehabt, wo ebenfalls erneut Judenhass und Fremdenfeindlichkeit zutage treten, die überwunden galten.

Die DDR kann sich zugutehalten, in der justiziellen Aufarbeitung strenger, in der Staatsbürgerkunde entschiedener und mit der Errichtung von Gedenkstätten früher am Start gewesen zu sein. Dem widersprachen aber die Form wie die Zielrichtung der Aufarbeitung, die vor allem gegen die „Globkes“ gerichtet war; so hieß Adenauers rechte Hand, ein Mitverfasser der NS-Rassegesetze. Sie verlief Top-down und war dem Kulturkampf und Systemwettbewerb untergeordnet. Die nach allseitiger Verdrängung entzündete Debatte in einer freien Presse, im öffentlichen Raum, an Schulen und Universitäten und in den Gedenkstätten war in der DDR systembedingt blockiert; Ausnahmen wie Jurek Beckers Roman „Jakob der Lügner“ und einige DEFA-Filme bestätigen nur die Regel. Mögen manche 68er im Westen ihren Furor gegen die NS-Generation übertrieben haben, dieser Aufstand fehlte im Osten Deutschlands.

So stand der Systemkonflikt einer ehrlichen Aufarbeitung im Wege. Die SED hatte es besonders geschickt anlegen wollen: Sie erklärte die BRD zum einzigen Nachfolgestaat des NS-Regimes, entzog sich damit selbst der kollektiven Verantwortung und erhob den Antifaschismus zur Staatsdoktrin. Selbst die Mauer und die Teilnahme der Nationalen Volksarmee, der NVA, an der Intervention in der CSSR 1968 wurden als Schutz gegen den Faschismus gerechtfertigt. Die frühe SED, der auch aufrechte Widerstandskämpfer gegen Hitler angehörten, wurde ihrerseits dominiert von Stalinisten, die die sozialistische Idee verrieten und eine andere Spielart des Totalitarismus exekutierten; dabei stellten sie unter dem Deckmantel des Antizionismus in den 1950er Jahren auch Juden nach.

So blieb die in der DDR geübte „Aufarbeitung der Vergangenheit“ vielfach ein hohles, oft verlogenes Ritual, das vor allem die Bonner Republik ob ihres NS-Personals in Verlegenheit bringen sollte. Damit hatte sich die DDR kollektiv ent-schuldigt und geradezu an die Seite der sowjetischen Siegermacht geschmuggelt. Die im Übrigen eine abwegige und veraltete Faschismus-Theorie geliefert hatte: Den Dimitroff-Thesen der Komintern von 1935 zufolge war der „Faschismus die höchste Stufe des Kapitalismus“, und so saß vor allem letzterer auf der Anklagebank. „Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk aber bleibt bestehen“, lautete ein Bonmot Stalins, das die schwer in dem Nationalsozialismus verstrickte Mehrheit der Deutschen kollektiv entlastete. Und weil damit der rassistische Kern des Völkermords im Dunkeln blieb, wurde offiziell vor allem kommunistischer Widerständler und sowjetischer Soldaten und Zwangsarbeiter gedacht, nicht der Millionen ermordeter und vertriebener Juden, die zudem kaum entschädigt wurden. Auch Sinti und Roma, Homosexuelle, „Asoziale“ und Opfer anderer Minderheiten wurden kaum in den Blick genommen. Solche ideologischen Blüten richteten sich gegen die politische Kultur des Westens und „Amerika“. Dieser politisch-kulturelle Antiamerikanismus verdeckte kaum die Kontinuität nationalistischen Denkens; die immer noch virulente Opfer-Legende Dresdens, von „angloamerikanischen Bombern“ zerstört worden zu sein, ist in der DDR gewachsen. Die Folge: Bis in die 1980er Jahre hinein wurden rassistische und antisemitische Neigungen, etwa bei rechtsradikalen Skinheads, als „Rowdytum“ verharmlost. Da wird ein verzerrtes Geschichtsbild zum echten Zukunftsproblem ganz Deutschlands.

Ein letztes Defizit muss benannt werden, das auch die westdeutsche Linke trifft: Eine ähnlich kritische Aufarbeitung des Stalinismus und des autoritären „Realsozialismus“ unterblieb vor 1989 und ist auch nach der „Wende“ nicht intensiv betrieben worden. Die Aufarbeitung der SED-Diktatur genießt allgemein weit weniger Aufmerksamkeit als die NS-Diktatur. Darin manifestiert sich ein Ost-West-Gefälle der Geschichtspolitik, und es bleibt wohl einer wirklich gesamteuropäischen Erinnerungskultur überlassen, die mit „Holocaust“ und „GULag“ markierten Totalitarismen zu durchleuchten, darunter den für Ostmitteleuropa desaströsen Hitler-Stalin-Pakt von 1939, ohne dabei in wechselseitiger Relativierung und Gleichsetzung, Opferkonkurrenz und Aufrechnung zu verharren. Im KZ Buchenwald manifestiert sich die Überschneidung darin, dass nach deren Befreiung dort Gegner der Sowjets und der SED interniert wurden.

Das Wissen um den Holocaust nimmt Umfragen zufolge unter Jugendlichen heute eher ab als zu, während antisemitische Einstellungen auch in dieser Altersgruppe manifester werden. Zeitgemäß aufbereitet, könnte das Gedenken an den 27. Januar 1945 helfen, die Angriffe von rechts außen besser zu kontern. Dazu muss man die blinden Flecken beider Staaten ausleuchten und angemessene Schlüsse ziehen für die Ächtung und Bekämpfung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit heute. Denn in China zieht ein neuer Totalitarismus auf, der Minderheiten einsperrt und Opposition mundtot macht.
  • Claus Leggewie ist Professor für Politikwissenschaften an der Universität Gießen und war bis 2017 Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen. Zum Thema Geschichtspolitik erschien sein Buch „Der Kampf um die europäische Erinnerung“ im C. H. Beck Verlag München 2011
aus: DER TAGESSPIEGEL Nr. 24 075, SONNTAG 26. Januar 2020, Beilage "NIE WIEDER", S. B6

___________________________________

irgendwie erinnern mich die aussagen dieser zeilen von claus leggewie an ein "patt" im schach. da hat nämlich die eine seite geschwiegen und versäumt - und auch die andere seite aus anderen oft genuinen voraussetzungen nach der stunde "null" und aus irgendwelchen verdrängungsgründen heraus ebenfalls verheimlicht, umkonstruiert und einschlägige akten einbalsamiert und weggeschlossen.

den 68ern im westen immerhin billigt leggewie zwar eine vielleicht etwas übertrieben lautstarke auseinandersetzung mit der eltern- und großelterngeneration zu - aber er konstatiert auch auf der anderen seite im osten eben das gänzliche fehlen einer ähnlich aktiven oppositionsbewegung "von unten" und im wahrsten sinne des wortes "auseinander-setzen" in den familien, außerhalb des establishments, mit viel emsiger archiv-recherche und erstveröffentlichungen von erkenntnissen zu den ns-gräueltaten - erst nach einer überlangen schockstarre ab den späten 70er/frühen 80er jahren - zunächst in kleinen alternativ-verlagen und von nur einer handvoll interessierter autoren, die sich zum teil damit ihre ersten seminararbeiten für das studium zusammentippten - ehe dann der main-stream der großen verlage eine allmähliche nachfrage zu diesem geschehen ausmachte und auf diesen zug endlich mit aufsprang - und die inzwischen darauf anspringenden historiker ab den 90er jahren daraufhin ein regelrechtes spezialgebiet um "holocaust" und ns-"euthanasie" eingrenzten.

allerdings hat diese "freie marktwirtschaft" im west-literaturbetrieb unter den autoren und interessengemeinschaften in den veröffentlichungen auch rasch zu ab- und ausgrenzungen geführt - und zu debatten bis hin zu kleinen oft unfairen scharmützeln in den feuilletons und historischen verlagen, wo autoren sich gegenseitig ihre (un)aufrichtigkeit und (un)genauigkeit aufrechneten und sich gegenseitig recherchefehler vorwarfen - und es wurden auch forschungsmäßige hierarchien gebildet zu den jeweiligen opfergruppen: es wurden oft abstufungen vorgenommen zwischen "politischen" kz-opfern, opfern jüdischen glaubens, den ermordeten der "euthanasie", den homosexuellen, den sinti und roma, den zwangsarbeitern usw.

aber vielleicht hing diese gruppen- und kategorienabbildung in der "aufrechnung" mit der "ent- und aufdeckung" einzelner vernichtungsstätten und -abteilungen zusammen - auch an der unvorstellbaren menge von fast 7 mio. ermordeter menschen, jeweils durch industriell organisierte und letztlich abgestuft kleinteilig tötende teams und täterketten, die sich dazu - zum töten - den staffelstab in form der giftspritze, des gaswagens oder der erschießung weiterreichten und im laufe des unterfangens immer mehr skrupel davor verloren und sich einreihten.

da hatten dann chemische und pharmazeutische großbetriebe und konzerne oder kliniken und auch die großen überregionalen sozialeinrichtungen schon ein interesse daran, dass eine damalig einschlägige "historie" in ihrem sinne faltenfrei und glatt fortgeschrieben wurde nach der "stunde null". sie hatten sich oftmals mehr oder weniger an der massenhersherstellung etwa der vergasungsgifte und der tödlichen medikamente mitbeteiligt und damit geld verdient, bzw. hatten die sozialeinrichtungen sich direkt oder indirekt sogar an der tötung selbst mitbeteiligt - und nötigenfalls ließ man sich dann auf ein kritisches historien-gutachten eben auch mal ein "gegengutachten" von einer bezahlten koryphäe erstellen und ließ dann die gerichte entscheiden, was die "wahrheit" ist.

beide teile deutschlands  - auch in den familien und damit eben das "volk" - hatte also jeweils ihre aufarbeitungs- und abspaltungsprobleme damit, wie es weitergehen oder wie gekonnt verschwiegen werden konnte - und wie eine aufarbeitung von wem, wann und in welchem umfang vonstatten gehen sollte ...

und wolf biermann, der liedermacher aus dem osten, singt ja die zeilen:
"das kann doch nich alles gewesn sein
da muss doch noch irgend was kommen! nein
da muss doch noch leebn ins leebn
eebn" ...

und franz-josef degenhardt stimmt da ein mit:
"ärmel aufkrempeln, zupacken, aufbauen"...

und diese aufgabe bleibt: im osten wie im westen ... - jeder nach seiner facon und seiner "ge-schichte".