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mein oster-spaziergang

mein oster-"spaziergang" war gestern eine fahrt zum "kahlen asten" nach winterberg im sauerland. ich liebe diese stimmung dort, weil sie mich auch immer etwas an "urlaub" erinnert mit den vielen motorrad-bikern dort und den vielen "touris" aus den niederlanden und belgien, die in winterberg und in willingen ihre bergwelt- und alpensehnsucht stillen: ein kurzurlaub also für ein paar stunden - mit der entsprechenden "infra-struktur"...

auf dem weg dorthin hörte ich im wdr die vormittags-sendung "ostersonntag", in der die hörer gefragt wurden, was sie ostern unternehmen - (sie sollten dann mails schreiben oder anrufen) - und in der von der wdr-redaktion vorschläge gemacht wurden, für einen ostersonntags-ausflug.

und u.a. interviewte dann der sendungs-redakteur marco schreyl einen waldexperten zu den vorzügen eines osterspaziergangs im wald: und dieser "förster" war ganz in echt "be-geistert" - im wahrsten sinne des wortes: er bedauerte, wie "wald" heutzutage vielerorts zu einem reinen wirtschaftsfaktor in bezug auf "holz" verkommen ist, in dem das eigentliche ökosystem "wald" in seiner gesunden und widerstandsfähigen diversität gegen stürme und dürre oder nässe um des profits willen eingeschränkt wird. 

um das ursprüngliche wieder zu erleben, müsse man eigentlich zu waldparzellen zurückkehren, die ur-wald ähnlich sich selbst überlassen sind. und dann könnten wir erleben, wie in einem wald die glückshormone im menschen aktiviert werden, wie  diese glückshormone angestachelt werden: da sind nämlich die wald-duftstoffe und ätherischen öle der bäume (die sogenannten terpene) - und auch die gerüche von walderde, pilzen, blumen, moos, blättern und harzen wirken positiv auf die psyche und die körperliche gesundheit. genieße die beruhigende stille im wald, um von innerer unruhe zu mehr ruhe zu finden. 

denn aus dieser "lebensküche" wald entstammt der ur-mensch und die meisten tiere, so die vermutung des waldpropagandisten - und im wald kehrt man quasi in den uterus der menschheit in all seiner natürlichkeit ein. 

und man könne auch geradezu "sehen", wie die bäume miteinander kommunizieren, wie sich ihr laub an verschiedenen(!) stellen ganz unterschiedlich neigt und bewegt und rauscht, auch ohne windzug von außen - und wie eigentlich ursprünglich jeder baum darauf achtet, welcher nachbar zu ihm aufwächst, den er dann mit hochpäppelt und schützt und nährt - schon durch das wurzelwerk, das alle mit allem verbindet und impulse weiterleitet.

wahrhaft österlich wurde es dann, als er berichtete, wie aus dem immer mehr verrottenden "totholz" sich irgendwann neue triebe bilden, die sich vom zerbröselten torso des altholzes nun ernähren.



  • welch ein bild: aus dem "totholz" entwickelt sich das neue leben - und am besten dann, wenn es vom menschen einfach unberührt liegenbleibt: das ist doch fantastisch - und echt österlich ...
gefallener rest meines baumfreundes
mit diesem hochgefühl an erkenntnis kam ich auf dem kahlen asten an, wo ich schon früher immer einen altes abgetakeltes baum"gerippe" besuchte, das sich kahl und geschunden anfangs wie eine alte einzinkige forke noch in den himmel reckte, aber so vor ca. 7-8 jahren aus dem aufrechten stand zu boden gesunken war - entweder niedergerungen von dort randalierenden wandalen - oder eben vor altersschwäche niedergesunken und umgekippt.

ich habe damals zu seinen ehren ein kleines video gemacht, mit alexandras song: "mein freund, der baum, ist tot..." (s.u.)

seitdem führt mich mein weg alle paar monate immer wieder nun zu seiner lagerstatt, wie er dort weiter vor sich hin bröselt. und bisher war es meist ein gefühl von trauer, das mich erfüllte, wenn ich ihn da so verrotten liegen sah ...

neues leben aus meinem alten baumfreund
doch nun - nach der "ostersonntags-waldpredigt" im wdr vom waldexperten - sah ich den alten baumrest neben all seine leidensgefährten hier oben auf dem "kahlen asten" mit ganz anderen und hoffnungsvolleren augen.

der 842 meter hohe berg - mehr bergrücken als berggipfel - heißt ja wohl '"kahler" asten' weil wind und wetter hier oben all den bäumen in der hier dominierenden zwergstrauch-hochheide mit heidelbeer- und ginstergesträuch den baum-sprösslingen und sämlingen auch durch die beweidung mit schafen und ziegen immer wieder rasch den garaus machen - und die baumgrenze hier eben durch entsprechende beweidung und rückschnitte unterhalb künstlich auf ca. 800 meter gedrückt wurde. 

nun aber - sensibilisiert durch die worte des waldexperten im radio zuvor - hatte ich plötzlich meinen österlich fokussierten und selektierenden blick auf all die jungen sprösslinge und triebe, die sich aus dem oft vermoosten und mit heide durchwirkten wurzelwerk des altholzes der baumstümpfe dennoch kraftvoll einen weg bahnten und noch nicht von den weideschafen und -ziegen verbissen wurden.

  • nochmal: aus dem "totholz" entwickelt sich also neues leben - immer wieder neues sterben und erneutes sprießen - und am besten passiert dieser ganz natürliche "gottgegebene" kreislauf von tod und leben im wald und wohl auch anderswo dann, wenn er vom menschen einfach in ruhe und sich selbst überlassen wird, ohne beweidung durch schafe und ziegen, die ja hier aufs hochheide-"naturschutzgebiet" aus landschafts"schutz"gründen hochgetrieben werden.
das ist ja die alte diskrepanz: ob die natur"schützer" es besser machen als der/die/das natur"schöpfer"...

Diesen Baum-Krüppel besuchte ich seit Jahren oben auf dem Kahlen Asten. Vor einiger Zeit nun war er gewaltsam umgekippt worden - von Menschen, die  seine Eigenart und sein Alter nicht achteten ... - Wenn Du auf das Bild clickst beginnt eine Nachruf-Slideshow ...






Erfolgsgenre Naturliteratur
Mein Freund, der Baum

Über den Boom der Bücher, die „geheime“ Natur als funktionierendes soziales Gefüge feiern.


Von Arno Frank | taz 

Während ich diesen Text schreibe, vertrocknet draußen auf dem Balkon der Pfennigbaum. Ich lasse ihn seit Wochen leiden, vermutlich. Ansehen kann ich ihm seine Qualen noch nicht, er speichert das Wasser in seinen dicken Blättern und wirkt ganz zufrieden. Könnte er aber reden, er würde mich sicher ansprechen: „Sorry, Alter, wie wär’s mal wieder mit der Gießkanne? Außerdem kitzeln mich die Ameisen!“

Die Insekten sind in der gleichen Erde, in die er seine Wurzeln geschlagen hat, und schicken bisweilen Scouts auf der Suche nach Süßem in die Wohnung. Was sie sonst noch treiben, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise leben sie in Symbiose mit dem Pfennigbaum oder anderen Pflanzen da draußen.

Wollte ich das alles genau wissen, hätte ich es wesentlich leichter als noch vor ein paar Jahren. Auf der Suche nach entsprechender Literatur über Insekten, Pflanzen, ihre Befindlichkeiten und Wechselwirkungen würde ich im Buchladen nicht mehr gemustert wie ein wunderlicher Kauz. Im Gegenteil. Natur hat Konjunktur.

Bestseller Baumbuch

In Deutschland hat der Förster Peter Wohlleben den Wald und seine Bewohner wieder in Erinnerung gebracht – in seinem Erfolg nur noch vergleichbar mit Sabine Bode, die den Bewohnern der zerbombten deutschen Städte eine Stimme gegeben hat. Bücher wie Wald ohne Hüter, Bäume verstehen oder Mein Wald erscheinen noch weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 2015 landete er mit Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt einen Bestseller.

Es ist kein trockenes Bestimmungsbuch und keine Anthologie. Hier kleidet der Fachmann seine Begeisterung in eine Sprache, für die seine Leserschaft empfänglich ist. Gerade so, wie Stephen Hawking in Eine kurze Geschichte der Zeit astrophysikalische Phänomene wie die Quantenmechanik oder Schwarze Löcher einem Laienpublikum erklärte, bringt Wohlleben forstwirtschaftliche Erkenntnisse unter die Leute. Er tut dies „augenzwinkernd“ und in Anlehnung an eine märchenhafte Sprache, vor allem aber mit hemmungslosen Anthropomorphismen.

Wenn Altes vergeht und Neues wird, klingt das bei ihm so: „Eines Tages ist es endlich so weit. Der Mutterbaum hat die Altersgrenze erreicht oder ist krank geworden. Im prasselnden Platzregen hält der morsche Stamm die schwere Krone nicht mehr und bricht splitternd auseinander. Wenn der Baum auf den Boden aufprallt, erwischt es auch ein paar wartende Sämlinge. Der Rest des Kindergartens bekommt durch die entstandene Lücke ein Startsignal, denn nun können sie nach Herzenslust Fotosynthese betreiben.“

Die Reromantisierung von Natur

Dergleichen wärmt das Herz und nährt den Verstand. Vor allem vermittelt es eine Vorstellung von der Natur als soziales Gefüge, von dem wir entfremdeten Menschen uns eine Scheibe von abschneiden sollten. Mit neuen Enthüllungen über Das geheime Netzwerk der Natur. Wie Wolken Bäume machen und Regenwürmer Wildschweine steuern erweitert der schreibende Förster nun die Bresche, die er in den deutschen Buchmarkt geschlagen hat – der nun von vergleichbaren Werken geflutet wird. Es ist eine Reromantisierung im Gange.

In Der Gesang der Bäume schlägt der US-Biologe David G. Haskell in die gleiche Kerbe, zugleich aber einen noch poetischeren Ton an. Wie ein Pilger nähert er sich einem Pfirsichbaum in Manhattan, einem Olivenbaum in Jerusalem oder einer Pappel in Denver. Pflanzen treten hier als Persönlichkeiten auf, denen der Spezialist ökologische Botschaften über „die verborgenen Netzwerke der Natur“ ablauschen kann.

Sachlichere Literatur erklärt uns, wie wir mit Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten wieder zu Selbstversorgern werden können, welche Kräuter am Wegesrand welche Krankheiten heilen und wie leicht es ist, auch in der Stadt unter die Imker zu gehen. Nebenbei sickert ökologisches Bewusstsein bereits in die Literatur, beschwört ein aktueller Bestseller wie Die Geschichte der Bienen (Maja Lunde) ebenfalls exakt jene schicksalhafte Vernetzung von Mensch und Natur, die augenscheinlich gerade in Auflösung begriffen ist.

Sehnsucht nach dem Magischen

Dabei steht diese Sehnsucht nach einer Wiederverzauberung der Welt in einer langen Tradition. Jeder Fortschritt ist ein Stolpern nach vorne, ins Ungewisse, und weckt das Bedürfnis nach Rückversicherung. So war bereits die ursprüngliche Romantik eine Abwendung von den klassischen Idealen der Aufklärung, eine Besinnung auf Märchen und Mythen einer „eigenen“ Kultur, im Hinblick auf eine „beseelte“ Natur noch verstärkt durch die Verheerungen der beginnenden Industrialisierung ab dem späten 18. Jahrhundert.

Auf die industrialisierten und globalisierten Gemetzel des „Großen Krieges“ folgten Lebensreform und „Luftbäder“, und der Nobelpreisträger Maurice Maeterlinck empfahl Das Leben der Bienen, Das Leben der Ameisen oder Das Leben der Termiten als Vorbilder für ein gedeihliches Miteinander auch der Menschen – sozusagen ein erweiterter Völkerbund und Einbeziehung der Insektenvölker, ergänzt um die vegetative Intelligenz der Blumen.

Die New-Age-Bewegung als Reaktion auf das Atom- und Raumfahrtzeitalter hat nur Gesänge euphorischer Laien hervorgebracht. Damit ist es heute nicht getan. Der aktuelle Fortschrittsschock ist von Globalisierung, Digitalisierung und Virtualisierung verursacht. Das Gefühl der allgemeinen Entgrenzung bei gleichzeitiger Vernetzung erzeugt keine Euphorie mehr, sondern Agoraphobie. Bücher wie Das geheime Netzwerk der Natur oder Der Gesang der Bäume knüpfen in ihrem zärtlichen, beschwörenden und Achtsamkeit gegenüber der Schöpfung einfordernden Ton direkt an Maurice Maeterlinck an.

Aufklärer als Esoteriker

Hier schreiben Experten. Es sind die Aufklärer selbst, die sich als ganz unverhohlen als charismatische Esoteriker anbieten – also als Eingeweihte, die ihr „Geheimwissen“ vermitteln, bei aller Neoromantik freilich befreit von übersinnlichem Brimborium. Ihr wissenschaftlicher Blick auf das Kleine, Analoge und Greifbare suggeriert eine Übersichtlichkeit, die in unübersichtlichen Zeiten ungeheuer erholsam wirken kann.

Der eigentliche Trost allerdings ist ausgerechnet in den rituellen Ermahnungen zu Einfühlung, Achtsamkeit und Demut verborgen. In ihnen steckt die Botschaft, dass es doch noch eine Wende zum Guten geben könnte, dass wir selbst es in der Hand haben, dem Fortschritt eben nicht hilflos ausgeliefert sind.

Zu diesem Zweck müssen wir nicht einmal unser Leben ändern. Es genügt, wenn wir uns „entselbsten“, wie David Haskell schreibt, und unsere bescheidene Rolle im geheimen Netzwerk annehmen. Es genügt, wenn wir den Pfennigbaum gießen.

  • Peter Wohlleben: Das geheime Netzwerk der Natur. Ludwig, 2017. – 224 Seiten., 19,99 Euro.
  • David G. Haskell: Der Gesang der Bäume. Kunstmann, 2017 – . 288 Seiten., 22,99 Euro.



alles in allem - immer wieder neu



Ostern – Karfreitag – Karsamstag: 
„Der ohnmächtige Gott der Liebe“

Von Prof. Wilhelm Gräb und
 Christian Modehn

Ostern – Karfreitag – Karsamstag: Ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb, Humboldt Universität zu Berlin.

Die Fragen stellt Christian Modehn. 


Das Osterfest wird in der christlichen Tradition als Ereignis der Auferstehung Jesu begangen. Wie kann die Erfahrung der ersten Christen „Jesus ist lebendig über den Tod hinaus“ heute im Blick auf Jesus selbst verstanden werden. Und welche Bedeutung hat dieser Auferstehungsglaube für die religiösen Menschen heute?

Sie formulieren ja selbst schon so, dass das Missverständnis vermieden wird, die Auferstehung Jesus sei ein beobachtbares Faktum gewesen, in dem Sinne, dass der zuvor gekreuzigte Jesus am Ostermorgen seinen Jüngern und Jüngerinnen erschienen und das Grab, in das man den Leichnam gelegt hatte, leer gewesen sei. Es mag sogar alles tatsächlich so gewesen sein wie die neutestamentlichen Texte berichten. Die Behauptung der Tatsächlichkeit des Geschehens sagt aber über dessen religiöse Bedeutung gar nichts aus. Darauf machen die neutestamentlichen Texte selbst aufmerksam, insbesondere Paulus. Das Neue Testament ist im Wesentlichen eine Sammlung von Deutungen des Todes und der Auferstehung Jesu. Nie geben sich die Texte mit der Behauptung des Faktischen zufrieden, immer geht es ihnen um die existentiell-religiöse Bedeutung der Worte und Taten, des Lebens und Sterbens Jesu.

Entscheidend für das Verständnis des Auferstehungsglaubens scheint mir eben diese Unterscheidung zwischen dem Ereignis und seiner Deutung zu sein. Indem Sie, lieber Herr Modehn, davon sprechen, dass es die „Erfahrung der ersten Christen“ war, dass Jesus „über den Tod hinaus lebendig“ sei, nehmen sie diese Unterscheidung ebenfalls vor. Die Überzeugung, die sich den Jüngern und Jüngerinnen Jesu in der Begegnung mit dem irdischen Jesus gebildet hat, war die: Dieser Mensch ist unzertrennbar mit Gott verbunden. Er kann und wird aus dieser Verbundenheit nicht herausfallen. In der Lebensgemeinschaft mit ihm, als die an ihn Glaubenden, kann auch uns nichts von der Liebe Gottes trennen. So die Interpretation des Kreuzes Jesu, explizit durch Paulus: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben… kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8, 38f.)

Der Glaube an die Auferstehung Jesu ist kein Fürwahrhalten eines Wunders, eines Mirakels, also der Wiederbelebung eines Leichnams. Sondern es ist eine persönliche Überzeugung, die ihren biblischen Anhalt an dieser Deutung des Kreuzestodes Jesus hat. Wer zu der Überzeugung kommt, zu der die ersten Jünger und Jüngerinnen und seither viele Christen gefunden haben, dass Jesus lebt, ja, dass er mit seiner Hoffnungsbotschaft in uns selbst lebendig ist, in dem keimt dann möglicherweise auch die Hoffnung auf die eigene Auferstehung. Dann setze ich darauf (was kein Wissen ist und niemals sein kann), dass es nicht unsere menschliche Bestimmung ist, letztlich nur eine „Krankheit zum Tode“ zu sein, sondern Gott uns ewig in seinen „Händen“ hält.

Vor der Auferstehung gedenken Christen am Karfreitag der Kreuzigung und des Todes Jesu. Welchen Sinn hat es heute noch zu sagen: Durch Jesu Blut wurden wir erlöst? Gibt es zugänglichere Aussagen, die andeuten: Dieser Tod hat eine große Bedeutung, weil er auf einen bedeutenden, vielleicht einmaligen Menschen bezogen bleibt?

Die Vorstellung vom erlösenden Opferblut Jesu sollten wir in der Tat ablegen. Sie entspricht auch nicht dem Grundsinn der Deutung des Todes Jesu, die das Neue Testament gibt. Dieser geht selbst dort, wo die Opfervorstellung angesprochen wird, dahin, in Jesu Gang ans Kreuz das Ende aller Opfer zu sehen. Jesus wurde ja nicht zum Opfer gemacht, sondern er hat sein Leben gegeben, sein Leben zum Einsatz gebracht – damit alle, die darauf schauen, das ewige Leben haben.

Diese Bedeutung des Todes Jesu geht aus seinem Leben hervor. Mit seinem Leben hat Jesus gezeigt, was unbedingt wichtig ist und dieser Welt eine gute Zukunft eröffnet: Dass dies die Gottes- und Nächstenliebe ist, dass nur die Liebe zählt, die vorbehaltlose Verbundenheit mit Gott und der Menschen untereinander – unbedingt und radikal, über alles uns Trennende hinweg, unabhängig von unseren religiösen, nationalen, kulturellen Zugehörigkeiten, unserer Hautfarbe und unserem Geschlecht. Diese universale Gottes- und Menschenliebe hat Jesus gelebt. Sie aber vertrug sich nicht mit den Gesetzen und Herrschaftsinteressen in dieser Welt. Sie tut es bis heute nicht. Deshalb musste Jesus sterben. Die Bedeutung seines Todes liegt insofern darin, dass wir die Unbedingtheit seiner liebenden Selbsthingabe erkennen. Sie war für ihn selbst nicht ohne Schmerzen, nicht ohne den tiefsten Schmerz der Gottverlassenheit.

Zwischen Karfreitag und Ostersonntag liegt der „Karsamstag“, ein traditioneller kirchlicher Feiertag, dessen Bedeutung so schwer zu fassen ist. Hegel hat ja in seiner Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie so eine Art Karsamstagsphilosophie angedeutet, indem er auf den alten Liedvers (von 1628) verwies: „O große Not, Gott selbst ist tot“. Ist also der Karsamstag das Fest des – zumindest vorübergehend – toten Gottes?

Blicken wir auf den Menschen Jesus, dann erkennen wir die Bedeutung seines Lebens und seines Sterbens darin, dass er die völlige Verbundenheit mit Gott und der Menschen untereinander gelebt hat, ja, dass er an dieser Verbundenheit festgehalten hat, auch noch als ihn in der Stunde seines Todes das Gefühl überkam, jetzt doch von Gott und aller Welt verlassen zu sein. Gerade im Lichte des Schreis der Gottverlassenheit am Kreuz kann – von Gott aus betrachtet – der Tod des die Einheit mit Gott lebenden Jesus auch als der Tod Gottes gedeutet werden. Das meinte Hegel mit dem „spekulativen Karfreitag“, dass Gott, der das Leben, lebendiger Geist ist, in sein Gegenteil eingeht. Doch nicht um in der bloßen Negativität zu verharren, sondern um sie ihrerseits zu negieren, den Tod in den ihn überwindenden absoluten Geist, in das ewige, alles einigende Leben der Liebe aufzuheben.

So ist Jesus derjenige, der Gott uns als den bekannt gemacht hat, der mit hineingeht in unsere menschliche Situation, auch noch in unser Sterben und unseren Tod, der sogar die Verzweiflung der Gottverlassenheit mit erleidet. Doch nicht, um uns darin allein zu lassen, sondern mit der Hoffnung auf den Sieg der Liebe über den Tod zu erfüllen. Der Gott, der am Kreuz stirbt, ist Gott der Allmächtige. Der Gott, der seit Ostern der Grund unserer Hoffnung ist, ist der ohnmächtige Gott der Liebe, der Gott, der in den Schwachen mächtig ist und den wir in der Kraft eines unwahrscheinlichen Lebensmutes jetzt schon in uns wirksam fühlen. Dieser Gott lässt uns nicht allein, auch wenn wir sterben müssen.

Copyright: Prof. Wihelm Gräb und Religionsphilosophischer Salon Berlin

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Wir erkennen und glauben, 
dass wir unsere Ruhe nicht in der Sicherheit dessen finden, was wir bekennen, 
sondern im Erstaunen über das, was uns zufällt und geschenkt wird. 
Dass wir unsere Bestimmung nicht finden in Gleichgültigkeit und in Habgier, 
sondern in der Wachheit und Verbundenheit mit allem, was lebt. 
Dass unser Dasein nicht seine Vollendung findet in dem, was wir sehen und was wir haben, 
sondern durch das, was unendlich größer ist als unser Begreifen. 

In diesem Bewusstsein glauben wir an Gottes Geist, 
der alles, was Menschen trennt, übersteigt, 
der sie begeistert für das, was heilig und gut ist. 
Damit die Menschen dann singend und schweigend, 
betend und handelnd Gott ehren und dienen. 

Wir glauben an Jesus, einen vom Geist erfüllten Menschen, 
das Antlitz Gottes, das uns ansieht und beunruhigt. 
Er hatte die Menschen lieb und wurde gekreuzigt, 
aber er lebt, sein eigener Tod und unser Tod sind vorüber. 
Er ist uns ein heiliges Vorbild für Weisheit und Mut, 
er bringt Gottes ewige Liebe ganz dicht zu uns. 

Wir glauben an Gott, den Ewigen, 
der unergründliche Liebe ist, 
der Grund unseres Daseins, 
der uns den Weg zu Freiheit und Gerechtigkeit weist 
und uns ruft zu einer Zukunft in Frieden. 

Wir glauben, dass wir selbst, 
so schwach und fehlerhaft wir auch sind, 
gerufen wurden, um mit Christus und allen Gläubigen 
zusammen Kirche zu sein im Zeichen der Hoffnung. 

Denn wir glauben an die Zukunft Gottes und seiner Welt, 
an eine göttliche Geduld, 
die Zeit schenkt, 
um zu leben und zu sterben 
und um dann aufzuerstehen in das Königreich, 
das da ist und kommen wird, 
wo Gott auf ewig sein wird: 
Alles in allem. 

Gott sei Lob und Ehre in Zeit und Ewigkeit. 

Amen. 

Aus dem Niederländischen übersetzt von Christian Modehn

Dieser Text stammt von der Webseite https://www.publik-forum.de/Publik-Forum-15-2006/das-neue-glaubensbekenntnis-der-remonstranten





in paris ist das große nationalheiligtum, die "notre-dame"-kathedrale, ausgebrannt - und binnen 48 stunden wurden fast 1 milliarde uros an spenden zugesagt. das zeigt europäische solidarität - aber auch eine einstimmung auf den europa-wahlkampf - und das ist glaubensmäßig ja fast ein wunder in dieser kirchfernen zeit und im noch kirchferneren frankreich und all den unappetitlichen dingen, die im zusammenhang mit kirchen weltweit an gewalt und vergewaltigung geschehen und geschehen sind.

da spendet man im überfluss für eine menge steine, von denen man meint, dass sie zum jetzigen leben irgendwie dazugehören - während man tagelang braucht, um für ein schiff voller gestrandeter afrikanischer menschen, die verzweifelt eine bessere bleibe für sich suchen, einen anlegeplatz in einem sicheren mittelmeerhafen zu finden - nach zähen internationalen geheimverhandlungen.

und dabei weiß man ja als atheist längst - und auch bei aufgeklärten christen hat es sich auch herumgesprochen: gott wohnt nicht in kathedralen oder kirchen oder mauern: gott ist "alles in allem" ..., also ostern schlechthin, in dem sich aller tod immer wieder neu in pures leben verwandelt.

und heute wurden im fernsehen passanten auf der straße gefragt, was denn karfreitag für sie sei: und eine frau meinte, diese "alten feiertage" könnten heutzutage die jungen menschen gar nicht mehr erreichen, die wüssten da nichts mehr mit anzufangen. und warum der krafreitag "ein stiller feiertag" sei vom ordnungrecht her, sei doch völlig unverständlich.

da frage ich mich schon, warum man dann nicht für die abschaffung dieser "kirchlichen" - dieser "alten feiertage" auch konsequent plädiert - und warum andere junge leute aus dem karfreitag einen "car"freitag machen mit unangemeldeten verabredungen zu wilden autorennen auf den normalen straßen ...

um da mal vielleicht ein paar dinge mit gerade zu rücken habe ich mich getraut, hier die gedanken der remonstranten näherzubringen, einer hauptsächlich in den niederlanden aktiven christlichen kirche, die ganz undogmatisch und frei zu einem glauben des "mit-denkens" einlädt ...