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über das "verrücken"



Film „Küchenpsychologie“

Paddeln mit den Dämonen

Die Künstlerin Marie Weil hat einen Film über die Bewältigung ihrer Psychose gedreht. Er läuft auf den Hofer Filmtagen.

Von Barbara Dribbusch | taz - Soziales & Gesellschaft - Inland (click)

Vielleicht ist am Ende doch alles gut – wenn die Freundinnen und Freunde durch den Wald gehen, im Gänsemarsch, jeder trägt eine Schüssel oder einen Teller mit Salat, Früchten, Gemüse, Kuchen. Die Gruppe singt im Kanon ein Kinderlied: „Finster, finster, finster, finster, nur der Glühwurm glüht im Ginster, und der Uhu ruft im Grunde. Geisterstunde.“

Man könnte eine Psychose als Geisterstunde bezeichnen, als ein Hineingeworfensein in einen vor- und frühsprachlichen Raum, wenn Dinge, Bilder, Personen, Stimmen mit neuen Bedeutungen, Verbindungen aufgeladen werden, die andere Menschen nicht nachvollziehen können. Die Berliner Künstlerin Marie Johanna Weil hat solche Phasen durchlebt und über ihren Selbstheilungsversuch einen Film gedreht, der auf den Hofer Filmtagen am vergangenen Mittwoch Premiere hatte und dort auch am Samstag und Sonntag zu sehen ist.

Der Film „Küchenpsychologie – über das Verrücken“ arbeitet mit der Spannung zwischen Bildern, Erzählerinstimme und Experteninterviews. Aus dem Off berichtet die 42-jährige Autorin in ruhigem Ton von ihrer Einweisung in die Psychia­trie. Ihre Hände basteln derweil aus einem Schuhkarton eine Art Puppenhaus und stellen Betten aus Pappe hinein. Bunte Bonbons werden hineingekippt, das sind die Psychopharmaka. Die Psychia­trie ist nicht das durchgängig Böse, aber eben auch nicht besonders hilfreich. Eindeutige Schuldzuweisungen an die Psychia­trie, die Familie, die Gesellschaft, die Biochemie gibt es in dem Film nicht, insofern unterscheidet sich der Film von anderen Dokumentationen über die Psychiatrie und Psychosekranke.


Verrückte Urgroßmutter

Als sie aus der Klinik heraus ist, beginnen die Heilungsversuche. Weil, die an der Universität der Künste in Berlin bildende Kunst studiert hat, baut aus Ton große, klobige Tonfiguren mit groben Gesichtern, einige mit Haaren, andere ohne. Die Figuren sollen Alter Egos von ihr sein und Verwandte. Die eine, die größte, stellt die Urgroßmutter dar. Die Urgroßmutter trug einmal frisch gekochtes Essen nicht zu Tisch, sondern kippte es direkt ins Klo mit der Aussage, da würde es später ohnehin landen. Fortan galt sie als verrückt.

Ist das Genetik, das mit dem Verrücktwerden? Es gibt etwas erhöhte Risiken, wenn in der Verwandtschaft schon Leute betroffen sind, sagt Stephan Ripke, Genetiker und einer der im Film interviewten Experten. Aber: „Die meisten Sachen sind unklar.“


DER FILM„Küchenpsychologie – über das Verrücken“. Regie: Marie Johanna Weil. Deutschland 2019, 50 Minuten.
Hilfreicher als unbewiesene Theorien ist eine gewisse Akzeptanz. Weil ordnet die Tonfiguren immer ein wenig anders an, fährt sie in der Schubkarre herum, legt sie auf den Komposthaufen, begießt sie, nimmt sie auseinander und füllt ihre Hohlräume mit Erde, in die sie Pflanzen setzt. Eine Tonfigur steht im Bug des Kanus, als sie durch ein Fließ paddelt. Es ist besser, die Dämonen ein bisschen herumzuschippern, als sie verjagen zu wollen.

Von ihren konkreten Wahn­inhalten in der Krise spricht Weil nicht, um keinen Voyeurismus zu bedienen, wie sie später im Interview sagt. Aber von dem Gefühl, neben sich zu stehen, nicht im Körper zu sein, die Seinsgewissheit, die „ontologische Sicherheit“ nicht zu haben, davon erzählt sie. Die ­Vernichtungsangst, wenn ­außen und innen ineinanderstürzen, die können vielleicht auch Nichtbetroffene ahnen. „Es ging mir darum, Verbindung herzustellen, Gemeinsames zu zeigen“, sagt Weil.

Sich erden in der Krise

Die Natur, das Ländliche, die Nahrung, das Essen, FreundInnen, die dableiben, auch wenn es mal schwierig wird – das ist die heilende Bildsprache im Film. Da werden Tomaten gepflanzt, Kartoffeln ausgegraben, Möhren geschält, es wird Teig angerührt. Weils FreundInnen sind in einer großen Landküche mit der Vorbereitung eines Festmahls zugange.

Weil erzählt unterdessen aus dem Off von Existenzängsten der Vorfahren, dem Weltbild der Aufklärung, das die Mystik ausschloss, dem Wunsch, zwei Identitäten haben zu können, eine, die beobachtet, distanziert und absichert, und eine, die sich mitten hineinbegibt in eine eigene, mystische Welterfahrung. Die Küchenszene signalisiert: Man kann sich auch im „Verrücken“ erden, sich vergemeinschaften.

Nachdem der Kanon von der Finsternis gesungen ist, sitzt die Gruppe auf einer Wiese unter freiem Himmel um einen Tisch und verspeist das Selbstgekochte. Eine Psychoanalytikerin ist dabei, ein selbst ernannter Schamane, der Genetiker. Sie alle hatten im Film etwas zum „Verrücken“ gesagt, aus ihren unterschiedlichen Perspektiven, von denen keine den Anspruch erhebt, die einzig wahre zu sein. „Die Wahrheit weiß keiner“, hatte Ripke erklärt. Vielleicht könnten im Umgang mit dem Wahn diese Vielfalt der Sichtweisen, die Akzeptanz des Rätsels und ein gewisser Pragmatismus ein Fortschritt sein, der wirklich hilfreich ist.

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wenn etwas aus der balance gerät - aus dem ruder läuft - plötzlich einen neuen standort hat oder plötzlich ein standpunkt verleugnet wird - wenn die arithmetik der alltäglichkeit massive brüche bekommt: dann ist etwas ver-rückt (ge)worden... dann löst sich der gedankenknoten, an dem man spinnt, plötzlich nicht mehr auf und man findet das pack-ende nicht mehr... und das innere eingebaute navi muss zurückgesetzt und ganz neu aufgespielt und kalibriert werden mit neuer software.


in meiner beruflichen tätigkeit bis vor 10 jahren bin ich immer wieder menschen begegnet, die unter einer solchen momentanen oder längerfristigen unpässlichkeit, einer verrückung im inneren wie im äußeren litten oder gelitten hatten oder auch nicht litten und sich "eingerichtet" hatten, aber danach immer noch begleitung und halt suchten.

studierte ärzte verschrieben und verschreiben dann zumeist aus lauter zeitnot und überforderung heraus irgendwelche psychopharmaka zu ihrer selbst- und der patienten fremdberuhigung und stellen bandwurm-diagnosen oder benennen allerwelts-pseudo-zustände mit festgelegten icd-verschlüsselungen für die ad-hoc-krankenkassen-abrechnung, die innerhalb von 24 stunden nach der einweisung eine diagnose verlangt, und die ab dann den patienten für immer abstempelt und einordnet - und sie zelebrieren manchmal hochnäsigkeit und überlegenheit und pseudo-wissen - denn die einen sagen so und die anderen sagen so...

das amerikanische psychiatrie-manual zur benennung der diagnosen (z.b. das dsm-5) erweitert sich jedes jahr um viele neu hinzudifferenzierte bezeichnungen und diagnosen: ungeahnte wortschöpfungen ohne jeden belang.

in wirklichkeit gibt es so viele innere ordnungssysteme und deren ganz individuelle "ver-rückungen" wie es menschen gibt - das wenigstens ist meine quintessenz aus meinen direkten begegnungen und meiner begleitung mit den zeitweise verirrten und irrenden menschen, die froh waren, wenn sie einen "scout" fanden und anschluss fanden, womit sie dann gemeinsam ihr navi neu programmieren lernten.

dabei wusste auch der ausgebildete "scout" nicht immer, wo es langging: das war ein gegenseitiges voneinander lernen und verwerfen und annehmen und ringen und akzeptieren.

verrückte tante ?

durch die inzwischen jahrelange beschäftigung und recherche zum leidensporträt meiner tante erna kronshage und ihrer freiwilligen selbsteinweisung in die provinzialheilanstalt gütersloh 1942 habe ich oft versucht, mich in sie und in ihr umfeld hineinzuversetzen - wie sie versuchte, ihren "burn-out" und die kriegstraumatas in den griff zu bekommen, wie sie ihre körperlichen überforderungen und ihre intellektuellen unterforderungen versucht hat zu kompensieren, einhergehend mit der versuchten allmählichen loslösung von ihren eltern, und als junge frau "vom lande" doch tatsächlich geglaubt hatte, in einer so genannten "heil"anstalt und von studierten menschen könne man auch seelisch-körperliche "heilung" erfahren, um ihren inneren kompass wieder einzunorden.

verheddert
aber dabei geriet sie gesellschaftlich auf einen äußerst unguten, ja tödlichen zeitstrahl, der rutschig und seifig steil nach unten führte.

und auf dieser schiefen ebene kam dann in 484 tagen eins zum anderen - und es gab dann keinen halt mehr - und das so oft in dieser zeit deklamierte "heil" blieb für sie aus und ohne jeden widerhall. sie hatte sich ebenso wie das "deutsche volk" verrannt und verzockt.

sie wurde dann nach ihrer zwangssterilisation (august 1943) am 20. februar 1944 in einer vernichtungsanstalt vom dortigen "pflegepersonal" arbeitsteilig bis aufs letzte logistisch durchorganisiert - ganz allmählich in 100 tagen ermordet... - mit einem eigens dazu vom medizinprofessor nitsche entwickelten genau abgestimmten in kleinen dosen verabreichten gift- und nahrungsentzugs-cocktail. 

wenn - ja wenn ihre landwirtschaftliche betätigung zuhause und dann auch als "arbeitstherapie" und "schizophrenie"-behandlung in gütersloh mit etwas mehr phantasie und langmut und kreativität und auch sicherlich heilsamen und "spinnerten" beschwörungsritualen, wie sie da im film von marie johanna weil - wenigstens im trailer - angedeutet werden, und ohne jeden äußeren drill, damit sich so vielleicht ein pharma- und schocktherapiefreier müßiggang eingestellt hätte - mit dem von erna tatsächlich sicherlich gesuchten und erwarteten "erholungseffekt" - dann - ja dann hätte sie das alles vielleicht auch ohne schaden überwinden können. 

hätte - hätte ...

erna kronshage ist meine tante - die schwester meiner mutter - und damit wird diese vermeintliche psychiatrische "verrückung" und entgleisung auch direkt unserer familie wenigstens teilweise im nachhinein mit vor die füße geworfen und hier auch nach allgemeiner tiefsitzender und überkommener und inzwischen neu belebter "volkes"meinung mit dem prädikat "risikobehaftet" verortet, mit all dem eugenisch-psychiatrischen gelalle und gestammel jahrzehntelanger genetischer und medizinischer "wissenschaftlichkeit".

und ich schreibe hier von daher sicherlich auch wütend aber auch um mich zu schützen - aber ich schreibe zum glück auch "heutzutage" - im hier & jetzt.

vor 80 jahren stand dieses land und alle menschen, die hier lebten - unsere direkten nächsten vorfahren und ahnen eingeschlossen - in einem aus einem kollektiv nationalistischen erbgesundheits-wahn entfachten mehrfronten-krieg - in einem krieg nach innen und nach außen - und damals hat dann diese völlig missverstandene genetik-lehre erna wahrscheinlich falsch einsortiert und so ihr - damals "nach bestem wissen und gewissen" - endgültig den rest geben müssen... - und noch heute wispern ja aus allen ecken dazu irgendwelche selbstzweifler und üben vertuschung und sehnen sich zurück - von wegen: "vogelschiss", herr gauland...

vorm winter muss ich nochmal erna's stolperstein blankputzen mit sidol...


jesus im schwarzen prekariat

Arnulf Rainers Kreuz in der Stuttgarter Domkirche | Foto: sinedi

Stuttgarter Nachrichten vom 08.08.2019:

Neuer Coup von Milo Rau

Das Evangelium der Migranten

Roland Müller

Der Schweizer Regisseur Milo Rau plant im süditalienischen Matera seinen nächsten Coup: „Das Neue Evangelium“ soll ein Remake des legendären Jesus-Films von Pasolini werden. Die Hauptrollen besetzt er mit Flüchtlingen, die er zur realen Revolte aufrufen will.

Mit Theater jenseits aller Konventionen hat er sich einen Namen gemacht und jetzt sogar den Klerus überzeugt. „Milo Raus Kunst greift nach dem Leben, sie meint das Ganze“, hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler über das Projekt „Orestes in Mossul“ geschrieben, das der Regisseur im März in der ehemaligen Hauptstadt des „Islamischen Staats“ herausgebracht hat. Den Bischofs-Satz könnte man auch auf das „Lamm Gottes“ münzen, mit dem der Schweizer Theatermacher im Mai in Stuttgart gastierte: ein Gegenwart und Mythos genial verschmelzendes Menschen- und Gesellschaftspanorama, das aufs Tiefste berührt hat.

Nun wagt sich der 42-jährige Milo Rau, der im belgischen Gent das Nationaltheater leitet, an einen weiteren Mythos: ans Neue Testament. In Matera, wo die legendären Jesusfilme von Pier Paolo Pasolini und Mel Gibson entstanden sind, verfilmt er ab Ende August die Passion Christi unter dem Titel „Das Neue Evangelium“. Der Clou: die Rollen sind nicht nur mit Schauspielern von Pasolini und Gibson besetzt, sondern auch mit Flüchtlingen.

Jesus ist schwarz und kommt aus Afrika

Mit dem Aktivisten und Plantagenarbeiter Yvan Sagnet soll zum ersten Mal ein schwarzer Jesus vor der Kamera stehen, an der Seite von Enrique Irazoqui, Pasolinis Jesus von 1964, und Maia Morgenstern, die 2004 bei Gibson die Heilige Maria spielte. Bei öffentlichen Drehs in Matera, der Europäischen Kulturhauptstadt 2019, wird Jesus das Wort Gottes verkünden, bevor er gekreuzigt wird, um schließlich in Rom, der Hauptstadt des katholischen Christentums und Sitz einer ausländerfeindlichen Regierung, wieder aufzuerstehen. Das fürs inszenierte Wunder vorgesehene Datum: 10. Oktober.

Doch damit nicht genug. Parallel zum Pasolini-Remake möchte der interventionistische Rau „die humanistische Botschaft des Neuen Testaments ins Heute transformieren“, wie es in einer Mitteilung heißt. Im September startet mit einem Marsch aus Flüchtlingslagern die „Revolte der Würde“, angeführt vom Jesus-Darsteller Yvan Sagnet – und folgen sollen ihm Migranten, „die auf den Tomatenfeldern von der Mafia versklavt werden.“ Sein neues Großprojekt, sagt Rau, „wird Jesus vom Kopf auf die Füße stellen“ – und wenn nicht alles täuscht, ihn selbst zum Erlöser machen: mit einem Freiheits-Evangelium, das statt auf den Glauben auf die Tat setzt.


taz vom 1709.2019

Milo Rau über sein Theaterprojekt

Jesus, der Loser

Unser Autor inszeniert in Süditalien ein „Neues Evangelium“. Sein Heiland ruft Lega-Wähler dazu auf, „zum wahren Glauben“ zurückzukehren.


Yvan Sagnet wird als Jesus gefoltert - Foto: Maurizio Di Zio


Vor ein paar Tagen begann in Italien die heiße Phase unseres Jesus-Films, zu dem auch die „Rivolta della Dignità“, eine politische Kampagne für die Rechte von Migranten und Landarbeitern gehört. Unser Jesus, der Aktivist Yvan Sagnet, ist schwarz, seine Kampagne besteht unter anderem in Hausbesetzungen, Sit-ins und Verführung zu zivilem Ungehorsam.

Kürzlich riefen er und seine Apostel die Wähler der rechtsradikalen Lega dazu auf, „zum wahren Glauben zurückzukehren“. Mit Rechten reden? Gern, aber nur, wenn sie vorher Buße tun.

Vergangene Woche erschien unser schwarzer Jesus auf der Titelseite der größten rechten Zeitung Italiens, die perverserweise La Verità heißt. Ein Bild zeigte ihn mit Dornenkrone, der erste Satz des Artikels lautete: „Könnten Migranten tatsächlich über Wasser gehen, dann hätten wir ein echtes Problem.“ Faschistische Rhetorik ist mit bürgerlichen Maßstäben nicht messbar.

Sie ist immun gegen Argumente politischer oder ethischer Art, da „in der analen Phase stecken geblieben“, wie ein Analyst einmal sagte. Was gemäß Freud ein lustvoller Zustand ist. Oder mit Pasolini gesprochen: Es macht eben verdammt viel Spaß, ­Faschist zu sein.

Das Zitat der Verità ist ein finsterer, unendlich bösartiger Scherz. Es ist, als würde dieser Journalist auf das Grab von Tausenden von ertrunkenen Menschen spucken. Ich glaube übrigens, dass das unterdessen so normal ist, dass es niemanden auch nur aufgefallen ist.

Und es würde wohl auch niemandem auffallen, würde der gleiche Journalist bei einem Schulbrand in Afrika schreiben: „Wären afrikanische Kinder wirklich feuerfest, hätten wir ein echtes Problem.“ Und sich dabei als Mann fühlen, der die Dinge sagt, wie sie sind: Diese Menschen sind Verlierer durch Geburt im globalen Kapitalismus – und haben deshalb den Tod verdient.

„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Aber wie kann man rassistische Gewalt darstellen? In unserem Film spielt eben der Kameruner Yvan Sagnet den Gottessohn. Kaum eine Geschichte ist zugleich so gewalttätig und zart wie das Neue Testament. Gott wird zum Menschen, um das Einzige kennenzulernen, was ein Gott nicht kennen kann: den Tod.

Dieser Gott stirbt, nicht metaphorisch, sondern körperlich, durch Einwirkung extremster Gewalt – am Kreuz. Seine letzten Worte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Die abstrakte Sinnstiftung scheitert am Leid des Individuums.

An einem unendlichen langen Drehtag filmen wir in einer der Materaner Höhlensiedlungen die Folterung des Gottessohns. Gerade weil Sagnet schwarz ist, wird Jesus als Individuum sichtbar. Etwas stimmt nicht im Bild, und auf einmal ist da nicht mehr „Jesus“, sondern ein Körper: ein afrikanischer Körper, der ganz konkret der abstrakten Gewalt des globalen Rassismus unterworfen ist.

Für die Maske ist der Maskenbildner von Mel Gibson angereist, als Stuntman haben wir den Stuntman des neuen James Bond eingeladen, der gerade in der Stadt gedreht wird. Im Hintergrund dieser also völlig naturalistisch ausgemalten Folterung ist aber ein kleines Podest aufgebaut: auf ihm sitzen Zuschauer, darunter Enrique Irazoqui, der Jesus von Pasolini, und Maia Morgenstern, die Mutter Gottes bei Mel Gibson.

Gerade die historischen Kostüme und Kulissen, gerade das ganze Kunstblut lassen Jesus in seiner absoluten Verletzlichkeit hervortreten. „Wir haben den Kampf gegen den Faschismus verloren“, sagt mir der Spanier Irazoqui, der einst gegen Franco kämpfte, als ich ihm später am Tag den Artikel in der Verità zeige. Aber das eigentliche Mysterium von Jesus besteht ja gerade darin, dass er nach kapitalistischem Maßstab ein Loser ist.

Dass er stirbt, dass er im Kampf gegen Rom unterliegt – und damit, wie Paulus später feststellen wird, einen Sieg über das Siegen selbst erringt. Denn man kann einen Kampf nicht verlieren. Man kann ihn nur nicht kämpfen.

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blasphemie ist das beileibe nicht - das ist eher eine eigenwillige aber zeitgemäße filmische nacherzählung - eine übertragung der geschichten und des geistes des neuen testamentes in unsere zeit.

und milo rau lässt den jesus von dem schwarzen plantagenarbeiter yvan sagnet verkörpern: ein schwarzer jesus im film - endlich mal.

neben den dreharbeiten zum film gibt es auch protestaktionen: z.b. gegen die versklavung der schwarzen tomatenpflücker in den plantagen dort - und da spürt man auch etwas vom atem jesu bei solchem protest - beim aufbäumen gegen dieses im wahrsten sinne des wortes "römische" rechtsradikale neoliberale establishment, das die schwarzen dort rasch zu tomatenpflückern rekrutiert und vereinnahmt - und die not der ankommenden jungen menschen mir nichts dir nichts ausnutzt und sie auspresst...

man sagt ja immer, geschichte wiederhole sich nicht - aber ein konkreter lebendiger jesus heutzutage würde wohl tatsächlich schwarz sein und in lampedusa mit dem rettungsfloß ankommen - um dann aber zu versuchen, den ankommenden flüchtlingen sicherheit und geborgenheit zu geben.

und vielleicht würde er wieder unterliegen - und die "rechte" in italien würde schreien: lasst ihn verrecken im mittelmeer (statt: kreuziget ihn) - und schaut, er kann ja gar nicht übers wasser laufen ... 

aber - wie schreibt milo rau oben: "man kann so einen kampf nicht verlieren. man kann ihn nur nicht kämpfen."

leichenfledderei ???


Ertrunkener Flüchtlingsjunge

Streit um Alan Kurdis Andenken

Von Muhamad Abdi und Christian Vooren | Tagesspiegel




Das Bild des ertrunkenen Jungen Alan Kurdi wurde zum Symbol für das Flüchtlingsdrama. Nun wird seine Geschichte verfilmt – gegen den Willen der Familie.

Die schwarzen Haare kleben am Kopf. Das Gesicht ragt in die Wellen. Die Arme liegen schlaff im Sand. Die Haut ist blass, das rote T-Shirt leuchtet umso stärker. Das Bild eines kleinen Jungen. Das Bild eines Toten. Es ist ein Werbeplakat für einen Film namens „Aylan Baby“. Ein in seinem Schrecken vertrautes Motiv.

Am frühen Morgen des 2. September 2015 ertrinkt der zweijährige Alan Kurdi vor der türkischen Küste. Die türkische Fotografin Nilüfer Demir schießt das Foto. Es wird zum Symbol für das europäische Flüchtlingsdrama. Der leblose Körper. Die nassen Haare. Das Gesicht in den Wellen.

Angeblich hat das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Sagt Omer Sarikaya, der Regisseur. „Mein Film dreht sich nicht um Alan Kurdi“, ruft der türkische Künstler energisch ins Telefon. Sarikaya nimmt sich den Raum, den er braucht. Im Gespräch wie beim Filmemachen. Und beruft sich auf die Kunstfreiheit.

Als Alan Kurdis Vater Abdullah das Filmplakat zum ersten Mal sieht, als er zum ersten Mal von dem Projekt erfährt, das den Namen seines Sohnes im Titel und dessen Bild auf dem Poster trägt, ist er entsetzt. So erzählt er es am Telefon. Es gibt weder im Deutschen noch im Arabischen ein treffendes Wort für das, was gerade in Abdullah Kurdi vorgeht. „Hat Herr Sarikaya sich jemals gefragt, wie es mir damit gehen würde? Wie es ist, plötzlich zu sehen, dass das eigene Kind auf einer Leinwand wieder zum Leben erweckt wird?“, fragt er. Wenn er spricht, ist es so ziemlich das Gegenteil von Sarikaya. Macht lange Pausen, atmet schwer in den Telefonhörer, ringt um Fassung. Er will nicht, dass jemand seinen toten Sohn spielt. Er fühlt sich machtlos.


Filmplakat für den Film "Aylan Baby". Foto: © Promo


Das Foto von Alan versteht er dagegen als Mahnmal, mehr noch, es sei „eine Botschaft von Gott, um anderen Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen“. Zeitungen druckten es auf ihre Titelseiten, der Künstler Ai Weiwei stellte das Foto nach, legte sich selbst mit dem Gesicht in den Sand. Als vor wenigen Tagen im Rio Grande Vater und Tochter ertranken, die von Mexiko aus in die USA flüchten wollten, wurden schnell Parallelen zur Alan Kurdis Geschichte gezogen.

Sein Bild ist längst zur Ikone geworden. Zu einer Zumutung für all jene, die es bisher geschafft hatten, Fassbomben, islamistischen Terror und Fluchttote auf Statistiken zu reduzieren, die sich hinter Begriffen wie „Dublin-Abkommen“ und „Königssteiner Schlüssel“ verstecken. Nur drei Tage vor Alan Kurdis Tod sagte Angela Merkel ihren berühmten Satz: „Wir schaffen das.“ Das Bild von Alan Kurdi machte vielen klar, wie dringend humanitäre Hilfe nötig ist.

Könnte ein Film über dieses Schicksal nicht einen ähnlichen Effekt haben? Wachrütteln, wo sich Teile Europas gerade von ihrer kältesten Seite zeigen, wenn Rettungsboote keine sicheren Häfen finden, wenn Menschen aus politischem Kalkül die Hilfe verweigert wird und wenn jene, die moralische Mindeststandards zivil verteidigen, dafür verhaftet werden – wie die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete jüngst in Italien? Wöge der gesellschaftliche Effekt dann nicht schwerer als das Leid eines Einzelnen? Ist ein solcher Film dann nicht legitim?

Andererseits: Könnte ein Film mit weniger eindeutigen Parallelen nicht ebenso wirkmächtig gelingen? Und kann man einer Tragödie dieser Größenordnung überhaupt mit Reenactment und Spezialeffekten gerecht werden? Fragen, die man Sarikaya gern stellen würde. Nur fühlt der sich ja gar nicht angesprochen. Weil das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Er weiß, dass ihm das niemand glauben wird, und schiebt deshalb hinter jede seiner Antworten: „In meinem Film geht es um die Flüchtlingskrise und um die Schamlosigkeit Europas!“

"Herr Kurdi wittert Geld. Das wird er von mir nicht bekommen."

Die Dreharbeiten zu „Aylan Baby“ laufen schon. Vor wenigen Tagen war der Actionstar Steven Seagal ans Set gereist, er wird eine kleine Gastrolle spielen. Nicht unbedingt ein Name, den man mit sensiblen Filmen in Verbindung bringt. „Das soll ein Oscar-Werk werden, Hollywood“, sagt Sarikaya unbescheiden. Gedreht wird in Bodrum an der türkischen Küste. Noch so ein Zufall, an den es schwerfällt zu glauben: Von Bodrum bricht die Familie Kurdi damals mit dem Schlauchboot auf, es sind kaum fünf Kilometer bis zur griechischen Insel Kos. Das Boot ist für acht Personen ausgelegt, 16 sind an Bord. Darunter Abdullah, Alan, sein Bruder Galip und seine Mutter Rihana. Nur der Vater überlebt. Alan Kurdis Leiche wird am Strand von Bodrum angespült. Es ist das Ende einer verzweifelten Flucht.

Als der IS 2013 beginnt, die syrische Stadt Kobane anzugreifen und bis zu ihren Fundamenten einzureißen, nimmt Abdullah Kurdi seine Familie und flüchtet. Der erste Versuch, auf legalem Weg nach Kanada zu gelangen, wo die Tante seit einigen Jahren lebt, scheitert. Zwei weitere Anläufe mit Schleusern schlagen ebenfalls fehl. Es folgt ein letzter. 2000 Euro pro Person zahlt der Vater den Schleppern nach eigenen Angaben. Für sich, für seine Frau und für seine beiden Söhne. Das Boot kentert, Abdullah Kurdi überlebt, seine Familie ertrinkt. Drei von 3771 Menschen im Mittelmeer, die hier allein im Jahr 2015 sterben. Zwei der mutmaßlichen Schlepper werden kurz darauf verhaftet und wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Den Prozess verfolgt Abdullah Kurdi nicht. „Seit ich meine Familie verloren habe, erlebe ich täglich die gleiche Tragödie. Im Fernsehen, in den Nachrichten.“

Heute lebt Abdullah Kurdi in Erbil im kurdischen Autonomiegebiet im Norden Iraks – auf Einladung von Necirvan Barzani, dem Präsidenten Kurdistans. Der 43-jährige Kurdi arbeitet inzwischen mit Kindern in der Flüchtlingshilfe. In Erbil erfuhr er vor etwa einem Monat von Sarikayas Projekt. Zufällig, übers Internet. Der Regisseur hatte nie um Erlaubnis gefragt. Rein rechtlich muss er das nicht. Alan Kurdi wird namentlich nicht erwähnt, und solange Sarikaya standhaft behauptet, nichts habe mit nichts zu tun, kann ihn niemand dafür belangen. „Außerdem hatte ich ja keine Telefonnummer“, sagt der 40-jährige Regisseur.

Abdullah Kurdi wiederum erzählt am Telefon, er habe seinerseits versucht, über Soziale Netzwerke und einen kurdischen Fernsehsender an Sarikaya heranzutreten. Vergeblich. „Ich möchte ihn bitten, dass er dem Film einen anderen Namen gibt. Dass er nicht die Geschichte meines Sohnes erzählt.“ Doch Sarikaya denkt nicht daran, sich einzuschränken: „Ich werde meine Meinung nicht ändern!“ Er hat seine eigene Theorie: „Herr Kurdi wittert Geld. Das wird er von mir nicht bekommen. Ich lade ihn gern zur Premiere ein, aber der Film ist nicht auf Profit ausgelegt. Der Gewinn geht an Flüchtlingsprojekte von Unicef. Ich habe ein gutes Herz!“ Er sei jederzeit offen für ein Gespräch: „Ich verstecke mich nicht!“ Sarikaya ist überzeugt, für eine gute Sache zu handeln. Er wolle auf die Unmenschlichkeit der Flüchtlingspolitik hinweisen und Geld für gute Zwecke sammeln.

"Er könnte mir alles Geld der Welt anbieten, ich würde es nicht nehmen"

Abdullah Kurdi würde ihn gern fragen, wie es dem Filmemacher wohl ginge, wenn er in seiner Situation wäre. Ob er sich jemals in ihn hineinversetzt habe. Den Vorwurf, er sei auf Profit aus, weist er von sich: „Er kann mir alles Geld der Welt anbieten, ich würde es nicht annehmen. Davon wird meine Familie auch nicht lebendig.“

Nach Europa will Abdullah nicht mehr, dort wollte er seiner Familie ein sicheres, gutes Leben ermöglichen. „Sobald Syrien wieder sicher ist“, sagt er, „werde ich zurückgehen nach Kobane.“ Dort liegen seine Frau und seine beiden Söhne begraben. Englisch spricht Abdullah nicht, auch deshalb hält er sich bei internationalen Medienanfragen lieber zurück. Stattdessen kämpft Tima Kurdi auf ihre Weise gegen den Film. Sie ist Abdullahs Schwester, lebt seit einigen Jahren in Kanada. Zu ihr wollten die Kurdis ursprünglich fliehen. Seit ein paar Tagen gibt sie Interviews, in denen sie sich über den Film beklagt. „Wir können nicht vor Gericht ziehen, aber wir können der Welt erzählen, was dieses Projekt mit uns macht und der Welt klar machen, dass wir damit nicht einverstanden sind. Vielleicht schaut ihn dann niemand je an.“ Sie habe gehört, „Aylan Baby“ werde bei Netflix veröffentlicht. Das will sie verhindern.

„Es ist noch nichts unterschrieben, aber ich habe mit einigen Leuten bei Netflix schon gesprochen. Es besteht reges Interesse“, sagt Sarikaya. Erst wolle er den Film auf den großen Festivals präsentieren. Er spricht von Cannes, von der Berlinale. Zusagen hat er noch keine. Anschließend solle Netflix ihn der Welt zur Verfügung stellen. Dort ist man überrascht. „Wir hören zum ersten Mal von diesem Projekt, Gespräche mit dem Filmemacher haben bislang nicht stattgefunden“, heißt es aus der Unternehmenszentrale. Gefragt, ob man denn den Film auch gegen den Willen der Familie Kurdi zeigen würde, antwortet ein Unternehmenssprecher: „Die Frage ist hypothetisch. Angesichts der Sensibilität des Themas würden solche Faktoren selbstverständlich eine relevante Rolle in unseren Überlegungen spielen.“

Vielleicht wird es Familie Kurdi noch gelingen, die Verbreitung des Films zu verhindern. Dann stünde ihre persönliche Würde über der Moral eines Künstlers. Und ein weiteres Mal wäre das Bild des toten Alan zum Symbol geworden.

Mein Yumpu-Album mit einer kleinen Doku, wie Aylans Tod in Kultur, Kunst und Karikatur bearbeitet wurde.


ich habe ja auch eine bildbearbeitung zu aylans tod hier veröffentlicht und sie "hängt" noch immer in meiner "gallery" ... -  und ich habe das obige yumpu-bildmagazin anlässlich der inflationären verwendung von dem bild des toten aylan als bildikone in kunst & kultur zusammengestellt - denn damit wurde das bild ja in seiner betroffenheitsauslösenden wirkung meines erachtens wenigstens teilweise regelrecht "verbrannt" und jede pietät ging damit allmählich verloren - es wurde als eine art "trauriger emoji" integriert und verdaut in den digitalen alltag. 

und der tote aylan lag damals am badestrand in der nähe vom badeort bodrum in der türkei, von wo die ausflugsschiffe jeden tag gleich nebenan z.b. die vorgelagerte griechische insel kos besuchen für wenig überfahrt-geld - schiffe, die aber die familie kurdi nicht betreten durfte, da sie keine u-bürger waren. und die stattdessen ihr hab & gut den kriminellen schleppern der drogen- und is-mafia in völlig unzureichenden booten übergeben mussten, um ihre träume vom besseren leben und für die zukunft der kinder zu verwirklichen, wobei es dann zu der tragödie gekommen ist.    

für mich waren meine beiden "handwerklichen" arbeiten und auseinandersetzungen zu diesem thema einfach verzweifelte erinnerungs-, trauer- und gedenkversuche - da war diese machtlosigkeit vor diesen täglichen tragödien im mittelmeer - und noch jetzt, 4 jahre später, versucht ja ganz aktuell immer noch die capitana rackete gerettete seenot-flüchtlinge in europa an land zu bringen - unter völlig bekloppten verbürokratisierten massenhaft todbringenden abwehrprämissen der mitgliedsstaaten der uropäischen union - einschließlich deutschland...

für mich sind das ähnliche mechanismen wie bei den kollektiv verschwiegenen massentötungen der juden und der euthanasie-opfer in ns-deutschland vor 80 jahren: man schaut wieder weg - und macht sich damit mitschuldig - und da ist ja gar nichts mehr von "wir schaffen das" - da lassen wir offenen auges einfach menschen vor der haustür verrecken... - ist ja weit weg - was haben wir damit zu tun...  

schon vor 4 jahren habe ich dafür plädiert, ausreisewillige personen und familien aus nordafrika und den arabischen staaten unter umgehung der schlepperbanden ganz legal "staatlich" von offenen flughäfen dort mit einem vorläufigen visum auszustatten und in das land ihrer wahl oder nach einem abgestimmten verteilungsschlüssel von dort auszufliegen und hier einreisen zu lassen - als regelfall - und die einschlägigen visa-konsulate nicht etwa zu schließen, wie das ja geschehen ist, sondern personell mit beamten so auszustatten, dass man mit echten legalen papieren und echter identität ein flugzeug besteigen kann - un gutt is ...

dieses dilemma, in das sich die u ohne not selbst hineingeritten hat und das inzwischen bestimmt einige tausend tote gekostet hat, ist schlichter völkermord - wieder ganz kleinteilig organisiert angelegt, damit es keine "täter" gibt - und nicht die flüchtlinge sind die gesetzesbrecher, sondern die schlepper und die asylverwehrer, die ankerzentren aufbauen und die wegschauen und die augen zu machen.
karikatur: klaus stuttmann | tagesspiegel


der kleine dreijährige aylan oder alan kurdi war da die bedrückende und eindrückliche bildikone für dieses dilemma, das pure bestroffenheit auslöste.

wenn nun aus schnöden kommerziellen gründen diese "story" sogar mit klarnamen und unter verwendung des einschlägigen bildmaterials verfilmt wird, mit der behauptung, das habe mit dem tatsächlichen aylan eigentlich nichts zu tun, so ist diese "verwendung" für mich nicht okay, nicht "sauber" und ein eindeutiger verstoß gegen persönlichkeitsrechte und ethik. als bildikone ist aylan vielleicht "allgemeingut" geworden in einem bestimmten sinn, aber die person aylan und sein die tragödie lebendig überstandener vater haben jeden respekt verdient.

eine echte, sich der zeitgeschichte verpflichtende doku des aylan-todes und all seiner umfassenden umstände und verzweifelungen von einem öffentlich-rechtlichen sender in europa ohne weitere finanzielle vermarktungsstrategien - tatsächlich unter einbeziehung und mitarbeit der überlebenden zeugen und verwandten und des vaters aus kurdistan - so etwas wäre da für mich überzeugender. 

allein das filmplakat wirkt auf mich schon nicht sehr überzeugend sondern eher unseriös.