denn auch jetzt - 75/80 jahre nach der nazi-herrschaft - setzt der spiegel auf einem titel in diesem sinne wieder fraktur-lettern: "Sac-h-sen" steht da als schlagzeile: "Sac" in einer serifenlosen moderneren fettschrift - das folgende "h" ist zum zwitter stilisiert: links eine hälfte antiqua, den abschwung des h rechts als fraktur - um dann mit "sen" in einer immer bräunlicher werdenden frakturschrift diese schlagzeile zu beenden - um so mit schrift zu suggerieren: der "freistaat" sachsen gleitet immer mehr in die rechte ecke ...
und diese virtuelle rechts-nationalistische ecke wird hier nun wieder - womit auch sonst ? - mit fetten fraktur-lettern symbolisiert ...
völlig zu unrecht übrigens - was die verwendung der fraktur betrifft ... - aber da komme ich später drauf zurück ...
stern-titel 05/2019 |
deutsche erstausgabe
des ersten bandes von
"mein kampf", juli 1925 (wiki)
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als gelernter schriftsetzer - noch so richtig mit winkelhaken und gutenberg-bleilettern - musste ich mich in der lehrzeit intensiv auch mit der "gebrochenen schrift", der "fraktur" [click!!!], auseinander-"setzen". wir mussten sie lesen lernen, was aber ganz gut klappte, waren ja selbst zu der zeit noch schulbücher in frakturschrift - und die bibel und andere alte wälzer sowieso ... wir mussten lernen, zwischen lang-s und rund-s zu unterscheiden, wobei in der frakturschrift das s am ende einer silbe immer ein rund-s oder schluss-s zu sein hatte, am anfang oder innerhalb der silben aber ein lang-s verwendung fand. auch die alte "sütterlin"-handschrift, die noch in schulen als schönschreibschrift bis in die 40er jahre - unabhängig von der ns-zeit - gelehrt wurde, unterschied diese lang- und rund-s regeln - und das war ja noch die "schönschrift" meiner eltern.
wie oft aber sieht man heute also bei fahrten durch deutsche lande die tatsächlich korrekte schreibweise der "gaststätte" in der alten fraktur-schrift mit den beiden lang-s - s-t-"ligaturen" ... ???
auch "sachsen"
müsste mit einem
fraktur-lang-s
geschrieben werden
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bormanns runderlass - ausgerechnet mit einem frakturschrift-briefkopf [click] |
und hier müssten vielleicht noch forschungen angestellt werden, wie ein paar hebräisch - hier und da sogar auch arabisch anmutenden einzel-lettern im mittelalter eingang in die verwendeten druckschriften fanden (stichworte hierzu vielleicht: hanse-handel - seidenstraße) ... - und auch die schrift als solche wurde vor ca. 5000 jahren zuerst in mesopotamien - heute irak/iran/syrien (!) - als "keilschrift" geschrieben - und unabhängig davon auch in ägypten als "hieroglyphen" (stichwort: "emojis"): die schrift ist also ein ursprünglich arabisches kulturgut! (stichwort: antike bibliothek von alexandria)...
übrigens - wenn ich hier im text von "fraktur"-lettern schreibe unterscheide ich nicht noch extra die "schwabacher", die "rotunda", die "textura", die "gotik", alles ähnlich geschnittene schriften, die sich in charakteristischen nuancen allerdings unterscheiden und z.t. auch unterschiedlich verwendet wurden, wegen der unterschiedlicher lesbarkeit und dem jeweiligen duktus und charaktere ...
aber so geht es ja auch mit worten und begriffen, die seit der ns-zeit tabuisiert sind oder auf dem "political-correctness-index" stehen (z.b. zigeuner, lügenpresse, völkisch, umvolkung, abartig, sonderbehandlung, artfremd u.a.m.) ... - die wörter können nichts dafür - aber die begriffe sind - hier zu recht - "no-go-areas" geworden ...
eine druckschrift jedoch darf als kulturgut nicht einfach mit einer ideologie verb(r)annt werden.
und die "frankfurter allgemeine zeitung" und die ehrwürdige 'linke' "new york times" z.b. neben vielen vielen anderen blättern verwenden die fraktur noch heute in der titelzeile. auch die evangelische kirche hat noch in den fünfzigerjahren die bibel in fraktur drucken lassen (die fraktur gilt als "luthers schrift") – und das bestimmt nicht, weil sie ns-klänge damit anstimmen wollen.
variante "si" in einer alten hier etwas bauchigen fraktur-lettern-ligatur (zwei buchstaben in einem zeichen) ein denkmal gesetzt - und mich dabei einzig und allein von der eigentlichen ästhetischen schönheit der frakturlettern leiten lassen ... - auch ganz bewusst in opposition zu den ausführungen jenes adolf hitler zu diesem thema, der plötzlich die "lateinische antiqua" favorisierte.
das wiederum hatte allerdings damals auch ganz praktische gründe: in den von deutschland überfallenen ländern konnte man die fraktur-schrift kaum noch entziffern und "bekanntmachungen" oder "befehle" in fraktur-lettern kaum veröffentlichen... - allerdings konnten auch alle zeitungen in deutschland nicht plötzlich ihr bleiernes druckschriftgut auf "befehl" hitlers auf antiqua umstellen ...
"C'est à l'aide du concept
de signe qu'on ébranle
la métaphysique de la présence."
("Mit dem Konzept des Zeichens
erschüttert man die Metaphysik der Präsenz") -
Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz.CLICK DAZU AUCH HIER
Frankfurt/Main 1972, S. 422-442, hier S. 425.
mein "bekenntnis zur fraktur" - einfach als schöne schrift - als über 500 jahre altes "wertkonservatives" kulturgut europas und der welt, das es zu bewahren gilt - ganz losgelöst von der relativ kurzen schwerpunkt-verwendung unter den nazis - und gegen die "rechte" vereinnahmung heutzutage: →