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Enthüllungen mit Fehlfarben



Münchener Strafjustizzentrum

Relief zum NSU-Prozess enthüllt

Künstler Sebastian Jung hat am Strafjustizzentrum in München ein Werk enthüllt: Das Relief setzt sich mit dem NSU-Prozess auseinander und basiert auf Zeichnungen, die der Künstler im Gerichtssaal machte.

youtube-Video & Text: faz.net

na klar - über "kunst" lässt sich bekanntlich streiten: das ganze sieht für mich aus wie eine brave abschlussarbeit im werkunterricht der 8. jahrgangsstufe: unspektakuläre geistersilhouetten in- und aufeinandereinander angedeutet: die versammlung einer geisterstunde vielleicht -

und ich bekomme eine geruchsassoziation nicht aus meinem riechsinn, die für mich über diese szene sanft dahinzuwogen scheint: der blaue duft kubanischer zigarren der teureren sorte: die, die einzeln in silbernen alu-schraub- oder steckröhrchen angeboten werden - und die gerhard schröder immer von der gazprom als lobbyistengeschenk mitgebracht hat - wenn du verstehst was ich meine ...

und irgendwie hat man hier die erst heute gängigen mundnasen-abdeckmasken zur derzeitigen coronakrise wie von selbst gleich mit eingearbeitet, wenigstens verlieren sich die angedeuteten geistergesichter unter den beiden augenpunkteinbohrungen jeweils im nichts - wie in einer karikatur ... - und wie heutzutage eben in jedem kaufhaus und wahrscheinlich auch in jedem gerichtssaal: beim nach dem seuchengesetz angeordneten "masketragen".

aber dieses in diesem werk angedeutete "masketragen" wiederum führt dann die gesamtaussage dieses reliefs tatsächlich doch noch auf den bodensatz einer tiefgründigeren  bedeutungsschwangeren aussage-ebene: ja - genauso - wie hinter mund-/nasenmasken fand dieser nsu-prozess all die jahre seiner unendlichen zähen dauer statt - mit seinem langatmigen "auf-die-stelle-treten" führt er hier für mich zur wahrscheinlich ungewollt in szene gebrachten abstraktion der jeweiligen prozess-teilnehmerfiguren, denn jedes be-maskierte geistergesicht fasst irgendwie auch diese altbekannten aussageattribute der berühmten "drei affen"
zusammen, die sich jeweils augen, ohren und mund zuhalten und bedecken: nichts hören, nichts sagen, nichts sehen: der prozess der stummen und tauben und blinden geister, die ziellos den jeweiligen betrachter fixieren - und auch zum beschweigen, erblinden und ertauben bringen.

ich weiß nicht, ob ich das unter diesen umständen tatsächlich richtig sehe: aber das relief-material scheint im video wie eine preiswertere grobstrukturierte holzspanplatte - und wenn das tatsächlich so ist, wird sie nicht mal die zeitdauerdistanz des prozesses überstehen und an ihn erinnern können - und schon vorher dann an altersschwäche zergehen. 

aber gut, dass wir mal wieder - nichtssagend - "deutsche erinnerungskultur" so gekonnt in szene gesetzt haben - und sogar im f.a.z.-feuilleton: das ist ja schon fast der gipfel ...


Ein-, Aus- und Aufatmen - wenn alles vorüber ist

Mein #Corona-Kirchfenster-Entwurf
Entwurf eines "#Corona-Kirchfensters: sinedi.mach.@rt 

Im Mittelalter wurden ja oft auch weltliche Ereignisse als Motive in Kirchenfenstern festgehalten - oft als gestaltetes Dankgebet für eine Seuche, für die Pest, oft auch Bittgebets- und Andachts-Inhalte.

Dazu fand ich einen ganz aktuellen Beitrag im internet-auftritt der faz:


Flügel der Lüfte: Fensterverglasung in der Münchner Heilig-Kreuz-Kirche - DPA/faz

Himmelwärts atmen

VON BRITA SACHS - faz.net

Auf den Fenstern der Heilig Kreuz-Kirche im Münchner Stadtteil Giesing sind seit wenigen Monaten 1200 Röntgenaufnahmen von Lungen zu sehen. Jetzt haben sie pandemische Brisanz erlangt.
Als vorigen Herbst die letzten Scheiben eingesetzt waren und damit die neuen Fenster von Heilig-Kreuz in München-Giesing vollendet, ahnte niemand, welche Aktualität dieses Kunstwerk bald erhalten sollte: Die Fenster zeigen Lungen. Genauer rund 1200 Röntgenbilder der menschlichen Lunge, also jenes Organs, dem das Virus gerade so heftig zusetzt. Flüchtig betrachtet wirken die Bilder der sieben Fenster im Chor wie ein leicht variiertes Ornament. Bei genauerem Hinsehen lassen sie das Lungenmotiv erkennen, sanftes Licht fällt hindurch, taucht den Kirchenraum in leicht gedämpfte Helligkeit, mit der Sonnenstand und Witterung spielen.

Zwei Jahre nach einem 2014 ergebnislos verlaufenen Wettbewerb wandte man sich an Christoph Brech und fragte den in München lebenden Foto- und Videokünstler, ob er mit einem neogotischen Gesamtkunstwerk genauso gut umgehen könne wie mit mittelalterlicher Kunst.

... Brech entdeckte einen formalen Ansatz: ... die Flügelform der Lunge korrespondieren mit den Schwingen der Engel...

„Und da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in die Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“, so steht es in der Genesis; der erste und der letzte Atemzug definieren unser Leben. Die Riesensammlung von 1200 Thorax-Aufnahmen zitiert die Schöpfung des Menschen in ihrer Diversität und Einzigartigkeit. Durch den Blick ins Körperinnere fällt Äußeres weg, Hautfarbe, Geschlecht, Alter spielen keine Rolle, „was bleibt“, so der Künstler, ist „das Urmenschliche“.

Auszug aus: faz.net

________________________________

Ich erinnerte mich einer Graphic-Bearbeitung der Lunge, die ich mal vor einiger Zeit für ein Gedicht erstellt hatte - und die sogar von einem Lungenfacharzt-Kongress in Österreich als Flyer-Titelbild verwandt wurde, nachdem man artig um Verwendungserlaubnis nachgesucht hatte. Ich weiß nun gar nicht mehr, ob im Impressum mein Name als Schöpfer des Kunstwerkes genannt worden ist.


sinedi.mach.@rt: "Thorax-Graphic" 19.07.2014  - als Ausgangspunkt - und nachstehend das damalige gedicht - noch ganz ohne #coronavirus:


grüne lunge


wenn die grüne lunge
geröntgt wird
dieser frischluft-blasebalg

einatmen - ausatmen
und wieder einatmen
luft anhalten
und wieder ausatmen

so - ich werte jetzt das bild aus - 
und wenn alles okay ist

kann es ja wieder herbst werden ...
und sie können sich wieder anziehen

das bild ist so i.o.
aber da blickt jetzt 
noch der facharzt durch

ob da schatten sind
oder tb vielleicht
oder ob etwa diese lauwarmen legionellen
oder schwarz-klumpige verquarzungen gar

wenn die grüne lunge
geröntgt wird
dieser frischluft-blasebalg

einatmen - ausatmen
und wieder einatmen
luft anhalten
luft anhalten
luft anhalten

nicht mehr ausatmen
nie mehr ausatmen
halten sie mal die luft an ...
nicht weiteratmen ... 

sinedi 2014


Auf alle Fälle bastelte ich jetzt aus meiner "Thorax-Graphic" nun auch mein virtuelles Kirchenfenster (die Einzelkomponenten müssten hier und da "in echt" dann etwas nachjustiert werden...) - mein "#Corona-Fenster" zum Bitten und Danken und Meditieren - und zum tiefen Ein- und Aus- und Aufatmen, wenn wir einigermaßen klar mit dem neuen Virus umgehen können und "fertigwerden".

die vergewaltigung einer gebrochenen schrift (update 25.01.2019)




ach - es ist gar nicht so einfach heutzutage, mal so richtig (in) fraktur zu reden, ohne in eine ganz bestimmte ecke (ab)geschoben [click]  zu werden - ... tja - was kann die arme sowieso schon "gebrochene" fraktur-schrift denn auch dafür, dass man sie andauernd von und für nazis missbraucht und vergewaltigt hat - und sie von medien immer noch einfach zum markenzeichen und synonym für alles 'rechte' hochstilisiert wird.

denn auch jetzt - 75/80 jahre nach der nazi-herrschaft - setzt der spiegel auf einem titel in diesem sinne wieder fraktur-lettern: "Sac-h-sen" steht da als schlagzeile: "Sac" in einer serifenlosen moderneren fettschrift - das folgende "h" ist zum zwitter stilisiert: links eine hälfte antiqua, den abschwung des h rechts als fraktur - um dann mit "sen" in einer immer bräunlicher werdenden frakturschrift diese schlagzeile zu beenden - um so mit schrift zu suggerieren: der "freistaat" sachsen gleitet immer mehr in die rechte ecke ...
und diese virtuelle rechts-nationalistische ecke wird hier nun wieder - womit auch sonst ? - mit fetten fraktur-lettern symbolisiert ...

völlig zu unrecht übrigens - was die verwendung der fraktur betrifft ... - aber da komme ich später drauf zurück ...

stern-titel 05/2019
deutsche erstausgabe 
des ersten bandes von 
"mein kampf", juli 1925 (wiki) 
und ausgerechnet der "stern", der ja seinen großen redaktionsskandal 1983 mit den  hitler-tagebüchern hatte, titelt in frakturschrift auf heft nr. 05 vom 24.01.2019: "Ihr Kampf - Wie die Rechten unser Land verändern - in Schulen, Vereinen, Politik ..." - und "Ihr Kampf " steht da weiß auf knallrot als synonym für den hitler-titel "mein kampf" ... - und wieder wird dazu die fraktur verwendet, um damit das "rechts-sein heute" zu symbolisieren - und der original-einbandgestaltung "mein kampf" von damals nachzueifern ...

als gelernter schriftsetzer - noch so richtig mit winkelhaken und gutenberg-bleilettern - musste ich mich in der lehrzeit intensiv auch mit der "gebrochenen schrift", der "fraktur" [click!!!], auseinander-"setzen". wir mussten sie lesen lernen, was aber ganz gut klappte, waren ja selbst zu der zeit noch schulbücher in frakturschrift - und die bibel und andere alte wälzer sowieso ... wir mussten lernen, zwischen lang-s und rund-s zu unterscheiden, wobei in der frakturschrift das s am ende einer silbe immer ein rund-s oder schluss-s zu sein hatte, am anfang oder innerhalb der silben aber ein lang-s verwendung fand. auch die alte "sütterlin"-handschrift, die noch in schulen als schönschreibschrift bis in die 40er jahre - unabhängig von der ns-zeit - gelehrt wurde, unterschied diese lang- und rund-s regeln - und das war ja noch die "schönschrift" meiner eltern.

wie oft aber sieht man heute also bei fahrten durch deutsche lande die tatsächlich korrekte schreibweise der "gaststätte" in der alten fraktur-schrift mit den beiden lang-s - s-t-"ligaturen" ... ???


auch "sachsen" 
müsste mit einem 
fraktur-lang-s
geschrieben werden
aber auch auf diesem von mir hiermit beanstandeten spiegeltitel hat man die lang-s-regel wieder übersehen - bzw. sich einfach darüber hinweggesetzt, weil der "gag" wichtiger war als der fachgerechte umgang mit schrift. okay - ein lang-s kann heutzutage kaum noch jemand im vorübergehen entziffern: und ein magazin-titel sollte ja auch im vorbeigehen eindruck schinden.

bormanns runderlass -
ausgerechnet mit einem
 frakturschrift-briefkopf  [click]
es ist schade, dass die mittelalterliche frakturschrift mit der nazi-zeit als kulturgut derartig mit "verb(r)annt" wurde - denn mit "rechts" oder "nationalsozialismus" hat die schrift von haus aus gar nichts zu tun. adolf hitler him-self hat sich und die partei und alles nazi-schrifttum bereits ab 1941 von den "gebrochenen" fraktur-schriften "als deutsche schriften" klar distanziert [click !!!] - und soll sie in seiner verblendung eine schrift mit "juden-haken" genannt haben - und tatsächlich sind ja einige fraktur-buchstaben (hier sei auch wieder mein geliebtes lang-s anzuführen) einigen hebräischen schriftzeichen ziemlich ähnlich ... auf alle fälle hat martin bormann als hitlers "stellvertreter" und vertrauter in einem rundbrief 1941, die weitere verwendung der fraktur-schrift ausdrücklich untersagt. [click]

und hier müssten vielleicht noch forschungen angestellt werden, wie ein paar hebräisch  - hier und da sogar auch arabisch anmutenden einzel-lettern im mittelalter eingang in die verwendeten druckschriften fanden (stichworte hierzu vielleicht: hanse-handel - seidenstraße) ... - und auch die schrift als solche wurde vor ca. 5000 jahren zuerst in mesopotamien - heute irak/iran/syrien (!) - als "keilschrift" geschrieben - und unabhängig davon auch in ägypten als "hieroglyphen" (stichwort: "emojis"): die schrift ist also ein ursprünglich arabisches kulturgut! (stichwort: antike bibliothek von alexandria)...

übrigens - wenn ich hier im text von "fraktur"-lettern schreibe unterscheide ich nicht noch extra die "schwabacher", die "rotunda", die "textura", die "gotik", alles ähnlich geschnittene schriften, die sich in charakteristischen nuancen allerdings unterscheiden und z.t. auch unterschiedlich verwendet wurden, wegen der unterschiedlicher lesbarkeit und dem jeweiligen duktus und charaktere ...

aber so geht es ja auch mit worten und begriffen, die seit der ns-zeit tabuisiert sind oder auf dem "political-correctness-index" stehen (z.b. zigeuner, lügenpresse, völkisch, umvolkung, abartig, sonderbehandlung, artfremd u.a.m.) ... - die wörter können nichts dafür - aber die begriffe sind - hier zu recht - "no-go-areas" geworden ...

eine druckschrift jedoch darf als kulturgut nicht einfach mit einer ideologie verb(r)annt werden.


und die "frankfurter allgemeine zeitung" und die ehrwürdige 'linke' "new york times" z.b. neben vielen vielen anderen blättern verwenden die fraktur noch heute in der titelzeile. auch die evangelische kirche hat noch in den fünfzigerjahren die bibel in fraktur drucken lassen (die fraktur gilt als "luthers schrift") – und das bestimmt nicht, weil sie ns-klänge damit anstimmen wollen.

und deshalb habe ich ja auch mit meinem neuen logo - der lang-s-
variante "si" in einer alten hier etwas bauchigen fraktur-lettern-ligatur (zwei buchstaben in einem zeichen) ein denkmal gesetzt - und mich dabei einzig und allein von der eigentlichen ästhetischen schönheit der frakturlettern leiten lassen ... - auch ganz bewusst in opposition zu den ausführungen jenes adolf hitler zu diesem thema, der plötzlich die "lateinische antiqua" favorisierte.

das wiederum hatte allerdings damals auch ganz praktische gründe: in den von deutschland überfallenen ländern konnte man die fraktur-schrift kaum noch entziffern und "bekanntmachungen" oder "befehle" in fraktur-lettern kaum veröffentlichen... - allerdings konnten auch alle zeitungen in deutschland nicht plötzlich ihr bleiernes druckschriftgut auf "befehl" hitlers auf antiqua umstellen ...

"C'est à l'aide du concept 
de signe qu'on ébranle 
la métaphysique de la présence."  
("Mit dem Konzept des Zeichens
erschüttert man die Metaphysik der Präsenz") -
Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz.
Frankfurt/Main 1972, S. 422-442, hier S. 425.
CLICK DAZU AUCH HIER 

mein "bekenntnis zur fraktur" - einfach als schöne schrift - als über 500 jahre altes "wertkonservatives" kulturgut europas und der welt, das es zu bewahren gilt - ganz losgelöst von der relativ kurzen schwerpunkt-verwendung unter den nazis - und gegen die "rechte" vereinnahmung heutzutage: