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umgekehrt wird ein schuh draus

Foto: google-bilderdienst: turn-on.de


Der kurze Weg zur rechten Hetze

Von Jan-Henrik Gardener | NW

Selbstversuch: Youtube ist eine der wichtigsten Plattformen für rechte Propaganda. Ein Mitarbeiter dieser Zeitung hat ausprobiert, wie lange es dauert, bis er vom Algorithmus (rechts-)radikalisiert wird

Wenn in einem Zeitungsbericht von „Online-Radikalisierung“ die Rede ist, denken die meisten Leser vermutlich an die düstersten Ecken des Darkweb. Doch die Wahrheit ist einfacher: Onlineradikalisierung findet meist ganz offen über Youtube statt. „Das ist die vielleicht bedeutsamste Webseite für die rechte und rechtsextreme Szene“, erklärt Stefan Lauer von der Amadeu Antonio Stiftung. Diese versucht mit diversen Projekten über Rechtsextremismus aufzuklären. „Rechte können hier durch Werbung mit ihren Ideen Geld verdienen. Zudem ist es ihr wichtigstes Mittel, um Menschen zu erreichen.“

Denn der Algorithmus der populären Videoplattformen empfiehlt den Nutzern der Seite immer ähnliche Videos zu dem, was sie bisher geguckt haben. „Das ist grundsätzlich natürlich logisch, aber in diesem Fall problematisch, weil Nutzern immer rechtere Inhalte empfohlen werden und sie immer mehr in diese Welt gezogen werden“, sagt Lauer.

Im Selbstversuch teste ich, wie dies in der Praxis funktioniert. Der Plan: mit einem konservativen Video starten und schauen, wie schnell es durch das Anklicken von vorgeschlagenen Videos in den rechten Propagandasumpf geht. Starten möchte ich mich mit einem beliebigen Video des Komikers Dieter Nuhr. Die Entscheidung fällt auf den Kabarettisten, weil er sich die meiste Zeit im konservativen Mainstream bewegt, mit seinen Äußerungen zum Islam und Greta Thunberg aber auch ein rechtes Publikum mitbedient.

Theoretisch könnte der Selbstversuch schon hier enden. Denn als ich nur „Dieter Nuhr“ in die Youtube-Suchfunktion eingebe, bekomme ich unter den ersten fünfzehn Videos direkt eines vorgeschlagen, in dessen Beschreibung sich der Uploader als AfD-Anhänger offenbart. Warum der User gerade dieses Dieter Nuhr Video hochgeladen hat, erschließt sich wahrscheinlich nur ihm. Denn Nuhr beginnt das Video mit einer scharfen Kritik der AfD.

Neben dem Nuhr-Video hat der Nutzer viele Videos über „CIA-Gedankenkontrolle“ und angebliche Manipulation in deutschen Medien hochgeladen. Ich klicke auf eines davon. Nun werden mir diverse Videos vonZDF, Spiegelund Co. vorgeschlagen. Allerdings schon mit einer Tendenz zu rechten Themen: Reportagen über Frauke Petry oder Frauen in der Neonazi-Szene, aber auch Berichte über Geflüchtete oder kriminelle Ausländer mit Titeln wie „Ich muss raus, Flüchtlinge ziehen ein“.

Nach einigen dieser Videos taucht auf einmal ein Kanal in meinen Vorschlägen auf, der vor einem „kulturellen Wechsel“ warnt und auf Videos über die rechtsextreme „Pizzagate“-Verschwörungstheorie verlinkt. Laut dieser Theorie sollen US-Politiker und Prominente wie Hillary Clinton einen Kinderprostitutionsring aus einer Pizzeria betreiben. Zudem empfiehlt mir Youtube jetzt Videos vom österreichischen Sprecher der rechtsextremen Identitären Bewegung und der rechtsextremen ZeitungJunge Freiheit. Um an diesen Punkt zu kommen, muss ich nur zehn Videos schauen.

Es folgen weitere rechte bis rechtsextreme Youtuber, aber auch offizielle Kanäle der AfD. Inhaltlich ähneln sich die meisten dieser Videos sehr stark. Es wird von einem in die Kamera redenden Mann (selten ist es auch einmal eine Frau) der Untergang Deutschlands heraufbeschworen. Schuld daran sind abwechselnd Geflüchtete, Juden oder Greta Thunberg. Wie die Zuschauer dagegen vorgehen sollten, wird entweder ihrer Fantasie überlassen oder es wird ein „brutaler Machtkampf“ erträumt. Hier zeigt sich leider auch, dass die Online-Radikalisierung nicht nur zu einem rechteren Weltbild, sondern auch zu dessen gewaltsamer Umsetzung führen kann. Denn mehrere der Videos, darunter auch AfD- und AfD-nahe Kanäle, warnen vor der sogenannten „Umvolkung“. Laut dieser rechtsextremen Verschwörungstheorie soll in westlichen Ländern die weiße Bevölkerung gegen Migranten ausgetauscht werden. Die Attentäter von Christchurch und Halle beriefen sich beide hierauf. Bis Youtube mir entsprechende Videos empfiehlt, dauerte es nur zweieinhalb Stunden.


Das Geschäft mit dem Hass
Youtube ermöglicht es Nutzern, mit Videos Geld zu verdienen.

  • Mit 1.000 Abonnenten und einer Gesamtwiedergabezeit von mindestens 4.000 Stunden kann ein Kanal am Youtube-Partnerprogramm teilnehmen.
  • Kanäle können dann Werbung vor und in ihren Videos abspielen lassen und werden dafür bezahlt.
  • Trotz Youtube-Richtlinien gegen Rassismus und einem Prüfverfahren können so auch immer wieder rechte und rechtsextreme Kanäle Geld verdienen, wie zum Beispiel auch mehrere Kanäle aus dieser Recherche.

Text aus: NEUE WESTFÄLISCHE, Freitag/Samstag 1./2.November 2019, Seite 3
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naja - zunächst einmal muss ich dem rechercheur jan-henrik gardener von der nw recht geben - mit seinem sicherlich etwas einseitig sinngeleiteten "selbstversuch" ist es schon erschreckend, wie schnell er auf die rechten schmuddelseiten von youtube gelangt, und die ihm vom algorithmus "auch noch angeboten" werden.

da ich selbst aber als linksgrünversiffter alt-68er einen youtube-kanal betreibe und auf den seiten meiner homepage z.b. zur ns-"euthanasie" eine selbstzusammengestellte youtube-playlist zu diesem thema verlinke, möchte ich hierzu aber auch eine gegenrede zu dieser alles andere als "repräsentativen" "selbstversuchs-reportage" verüben:

zunächst einmal - youtube zwingt niemanden mit seinem algorhithmus die jeweils maschinell vermeintlich nach stichwort-begriffen zum thema "angebotenen" beiträge auch tatsächlich anzuclicken und zu "konsumieren" - und dann immer tiefer in den sumpf einzudringen oder auch hineingezogen zu werden, der da immer mitangeboten scheint - davon kann man auch gut und gerne selbstständig abstand nehmen - und einfach den angenehmeren weg wählen, der eben auch jeweils mit aufleuchtet - man muss nur die richtigen entscheidungen treffen - und sich entscheiden für etwas ist immer auch eine entscheidung gegen etwas...

es ist vielleicht wie vor einem gutsortierten zeitungskiosk oder der newspaper-ecke einer bahnhofsbuchhandlung: ich kann die "bild" kaufen, muss ich aber nicht - ich kann mich im dschungel der springer-erzeugnisse verheddern, aber ich darf mich auch noch dagegen immunisieren. ich darf den "cicero" lesen, muss das aber nicht und wende mich vielleicht dem "spiegel" zu - oder dem "freitag" oder der "zeit" oder der "f.a.z." oder oder ...

okay - im blätterwald, wenigstens in deutschland, finde ich schon noch immer mehr (links-)liberale titel als eben rechtspopulistische, was sich eben auch (noch!) mit den wahlergebnissen deckt: nur vielleicht jeder 4. wähler wählt afd oder npd - also strammrechts - aber die absolute mehrheit von 75 % wählen insgesamt demokratische (links-)liberale parteien und personen, die sich - gott weiß warum -immer noch zur wahl stellen.

und auch im "wörld weit w-app", im www., ist das - wenn auch "international" etwas verschoben - ähnlich. aber das hat auch etwas mit der (links-)liberalen sprachlosigkeit weltweit zu tun und der hier angesiedelten althergebrachten technikfeindlichkeit und einfach der dumpfheit, die diffizile programmier- und gestaltungsarbeit anderen zu überlassen, und lieber katzen-fotos anzuclicken und sonstiges influencer-getöse als dezidierte linksliberal fundierte und von otto-normalo lesbare aufsätze und meinungen zu formulieren und hochzuladen.

aber z.b. greta thunberg mit einem selbstgemalten pappschild und der "influencer" mit den blauen haaren, der "#rezo (ja lol ey)"haben es uns ja vorgemacht, wie rasch man mit einfachsten mitteln welche riesen-resonanz zum klingen bringen kann gegenüber der gegenseite des halbrechten und rechten sumpfs...

wie es in den wald hineinschallt ... 

früher bei ausstellungsbesuchen, hörte ich vor expressiven "raschen" kunstwerken oft den satz von oma & opa: "das kann mein enkel mit 8 doch auch"... - und dann wollte ich immer einschreiten mit den worten: "nicht reden - machen!" - aber hab mir das meist verkniffen.

aber so ist das in den medien insgesamt auch: in den zumeist amerikanisch konnotierten sozialen netzwerk-gründungen ist es vor lauter neo-liberalem konsumverseuchten demokratie-verständnis (bestes beispiel: donald trump) eben "freiheit", wenn (fast) jede meinung, jede haut- und haarfarbe, jede geschlechtliche und sexuelle präferenz angeboten und gelebt und konsumiert werden kann, wie in einem riesengroßen postmodernen selbstbedienungsladen mit übervollen regalen...

und was sich dann von da aus "reingezogen" wird, ist erst einmal die (freie - allerdings werbepsychologisch beeinflusste) persönliche entscheidung - aber richtet sich immer nach dem, was angeboten wird - und bei leeren regalen wie rasch nachgeordert wird.

und so ist es auch mit dem youtube-algorithmus: er bietet uns immer das an, was angeboten wird und clicks erzeugt (hat) zu den jeweiligen stichworten - mit denen sich aufgrund der clicks vielleicht knete in irgendeiner weise generieren lässt - aber auch das ist die freie entscheidung eines jeden users: eine einwandfreie gute meinung zu installieren kostet Zeit & geld & freunde & und die hard-& software und die medien, um abzusetzen und ins netz zu stellen und etwas zu bewirken - oder zu empfangen:

in der demokratie findet zumeist eine abstimmung "mit den füßen" statt: wohin man geht - wohin man sich wendet, was man aufsucht, wo man ankreuzt: und all die gezeitigten resultate sind immer nur momentaufnahmen in irgendeinem großen & ganzen - und die einen sagen so - und die anderen sagen so: und der pendel schlägt mal nach jeweils einer längeren distanz nach links - und dann wieder nach rechts: und das geht schon so seit dem "big bang" - und seitdem fliegt uns alles auf leicht gekrümmten bahnen um die ohren ins nirwana, von wo es irgendwann wieder von vorn losgeht: links-rechts ... hin-her

und noch eins zum artikel von herrn gardener oben: hoffentlich geht da der schuss nicht nach hinten los und er wird nun von manchen als initialzündung und start in die falsche richtung missbraucht, nämlich so in das rechte milieu zu gelangen und darin abzudriften - da sei der herr vor ... - und wo es rechts rum geht, kann man auch bei youtube auch nach links abbiegen - man muss nur rechtzeitig den blinker setzen - und das bleibt "herzenssache" und eine aufgabe für das eigene innere navi.

bis dahin: chuat choan - hat sich was ...


schreck lass nach

weser-kurier.de




„Erschreckend, was Menschen von sich geben“ 
Algorithmen sollen gegen Hasskommentare helfen

Von Joachim Huber | Tagesspiegel

Ein Algorithmus gegen Hasskommentare wird bald kommen, sagt die Informationswissenschaftlerin Melanie Siegel. So blickt sie auf die Wut im Netz.


  • Melanie Siegel ist Professorin für Informationswissenschaft an der Hochschule Darmstadt.


Frau Siegel, Sie beschäftigen sich mit Hass und Hetze im Netz. Wie sehr ist Ihr Welt- und Menschenbild davon beeinflusst?

Manchmal ist es sehr erschreckend, was Menschen so von sich geben. Manchmal schüttelt man über so viel Dummheit auch nur den Kopf. Einige Tweets sind so absurd, dass man eigentlich nur darüber lachen kann – wobei einem das Lachen dann auch wieder im Hals stecken bleibt, wenn man sieht, dass es Menschen gibt, die das ernst nehmen und dann womöglich sogar Gewalt anwenden.

Dem allgemeinen Eindruck nach steigert sich der Anteil der Hassrede am öffentlichen Diskurs von Tag zu Tag. Was sagt die Empirie?

Wenn man beispielsweise zum Thema „Flüchtlinge“ oder gar zum Stichwort „Asylanten“ sucht, dann findet man wirklich sehr viel. Es gibt eine kleine Menge sehr aktiver Accounts, von denen immer wieder aggressive Tweets gepostet werden. Auf der Kurznachrichtenplattform Twitter verbreiten rund fünf Prozent der Teilnehmer Hassbotschaften. Aber es gibt natürlich eine ganz große Menge anderer Themen, die in Twitter diskutiert werden.

Welche Themenkreise liegen konstant vorne? Gibt es Konjunkturen?

Das Thema „Flüchtlinge“ liegt konstant vorn. Dazu kommen Angriffe auf öffentlich bekannte Personen aus dem Journalismus wie Georg Restle, Dunja Hayali und Namen aus der Politik.

Welcher Personenkreis schreibt die meisten Hasskommentare, welcher Personenkreis ist am meisten davon betroffen?

Ich kann leider nicht sagen, was für Personen (oder manchmal auch Bots) sich hinter den Accounts verbergen. Das ist auch nicht Ziel unserer Untersuchung. Man hat den Eindruck, dass Einzelne sehr viel Zeit damit verbringen, recht aggressiv auf Twitter zu schreiben, denn es gibt Accounts, von denen sehr viel Material zusammenkommt.

Wo beginnt der Hasskommentar, wo hört er auf?

Das ist eine sehr schwierige Frage, denn es gibt viele Grenzfälle. In unserem Forschungsprojekt haben meine KollegInnen und ich erst einmal Tweets von Hand klassifiziert, als Diskriminierung, Beleidigung, profane Äußerung oder nichts von allem. Es war gar nicht so einfach, dabei einen Konsens herzustellen. Natürlich gibt es ganz klare Fälle, aber auch viele, viele Grenzfälle.

Sie arbeiten als Computerlinguistin in verschiedenen Netzwerken mit Kolleginnen und Kollegen aus den Sprachwissenschaften und der Informatik zusammen. Ziel ist es, Algorithmen zu entwickeln, die Hasskommentare erkennen und filtern können. Alles noch im Entwicklungsstadium?

Die besten Systeme aus dem letzten Jahr haben fast 80 Prozent der Tweets richtig klassifiziert. Das ist schon recht gut, aber immer noch viel zu wenig, um eine Klassifikation einer Maschine vollständig zu überlassen. Wir werden in diesem Jahr sehen, ob die teilnehmenden Gruppen auf den Ergebnissen des letzten Jahres aufbauen und die Erkennungsrate weiter verbessern können.

Computerprogramme können Wörter erkennen, aber können sie auch das Gemeinte im Gesagten und Geschriebenen zweifelsfrei identifizieren?

Die Programme können Wörter schon auch in einem Kontext erkennen und damit dem Gemeinten (der Semantik) näherkommen. Von „zweifelsfrei identifizieren“ kann aber noch keine Rede sein.

Wie steht es um Sarkasmus und Ironie?

Sarkasmus und Ironie sind automatisch besonders schwer zu erkennen. Sie sind ja auch für Menschen oft nicht erkennbar. Es gibt dazu eigene Forschungsexperimente, das ist ein ganz besonders spannendes Forschungsgebiet. Man schaut auf Emojis, auf Hashtags wie #nicht oder auf Widersprüche zwischen positiven und negativen Ausdrücken im Satz. Häufig braucht man zum Verständnis aber sogenanntes Weltwissen, also Wissen über den außersprachlichen Kontext, in dem eine Äußerung steht.

Es gibt ja auch die Hassrede, die ohne aggressive Wörter und Begriffe auskommt.

Das haben wir bei der Analyse im letzten Jahr auch festgestellt und eine „Subtask“ daraus gemacht: offensive Tweets als explizit und implizit zu klassifizieren. Ein Beispiel für eine implizite Beleidigung (Rechtschreibung wie im Original): „Dem Kommentar entnehme ich das auch ihre Schaukel als Kind zu nahe an der Wand gestanden hat.“ Natürlich ist das extrem komplex, aber wir wollen ja wissenschaftlich weiterkommen und immer komplexere Aufgaben angehen.

Jeder Vorstoß gegen den Hass im Netz stößt auf den Vorwurf, absichtlich oder unabsichtlich Zensur zu befördern.

Zunächst mal sind es diejenigen, die versuchen, die sozialen Medien mit aggressiven Kommentaren zu fluten, die den freien Meinungsaustausch zerstören. Manche JournalistInnen und PolitikerInnen wissen mittlerweile genau, ob sie Bedrohungen und Beleidigungen fürchten müssen, wenn sie etwas in Twitter posten. Was ist mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung derjenigen, die bedroht werden? Dass diese Drohungen nicht immer verbal bleiben, das haben wir in der letzten Zeit erfahren müssen.

Wenn das Instrument zur Hasserkennung entwickelt ist, wem werden Sie es zur Verfügung stellen?

WissenschaftlerInnen werden nicht nur ein Instrument entwickeln, sondern mehrere. Der Software-Code der meisten entwickelten Methoden steht unter einer Open-Source-Lizenz frei zur Verfügung. Wir werden anschließend versuchen, Forschungskooperationen beispielsweise mit Medienunternehmen aufzubauen, in denen eine entwickelte Software an die speziellen Anforderungen und die Daten angepasst wird. Auch in den Kommentarspalten gibt es sehr viele Probleme, für die eine automatisierte Warnfunktion sicher sinnvoll wäre.

Abseits vom Algorithmus: Was kann die Lust am Hass tatsächlich eindämmen?

Vielleicht hilft es, wenn diejenigen mit der Lust auf das Leben nicht immer so zurückhaltend sind? Ich würde Diskriminierungen, Beleidigungen und Bedrohungen nicht einfach ignorieren, sondern reagieren. Die Trolle versuchen den Anschein zu erwecken, dass sie mehr sind. Das sollten wir nicht hinnehmen.

Lassen Sie den Trost zu, dass im internationalen Maßstab der Hassfaktor in Deutschland geringer ist als anderswo?

Auf jeden Fall! Es gibt Länder, in denen aggressive und diskriminierende Tweets direkt aus der Regierung kommen. Zum Glück haben wir eine gut funktionierende Demokratie, freie Medien und eine ausgeprägte Diskussionskultur.

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das kommt davon: früher konnte man sich "um kopf und kragen reden" - heute juckt das kaum noch ...: jeder kann machen was er will: der kopf bleibt dran, denn sonst hätte der hass-algorithmus diese passage längst geschwärzt ...

und auch die meinungs- und kommentarforen in den tageszeitungen haben ihre prüf-redakteure soweit ausgedünnt oder ab 17 uhr in den "zentral-großredaktions-kooperierenden news-room" integriert, dass da so mancher klops einfach wenigstens zunächst einmal durchgeht.

es scheint auch nach persönlichen politisch ausgerichteten präferenzen zu gehen.

ja - man fordert sogar den "werten leser" auf, den "pöbler" zu denunzieren und die hasskommentare "unverzüglich" anzuzeigen.

dabei steht fast auf jedem kommentar-mail-formular der hinweis: "erst wenn ihr beitrag geprüft wurde, wird er freigeschaltet"...

aber wer prüft da was in welchem zusammenhang und wie? und womit? und welche marschroute wird da wohl morgens und dann mittags und dann frühabends beim redaktions-besprechungs-rapport ausgegeben, wenn der volontär aus dem vertrieb die neuesten zahlen von abo-abbestellungen aktuell vorgestellt hat - und vergleiche herangezogen wurden - und wenn man die "absoluten" tabuthemen hinausgefiltert hat.

die bösen worte - wie 
  • hitler, 
  • hakenkreuz, 
  • jude, 
  • judenhasser, 
  • auschwitz, 
  • zitteranfall,
  • akk,
  • scheiße, 
  • ficken, 
  • arschloch usw. 

löscht sicher bereits ein digitaler alt-algorithmus aus den 90-er jahren - aber auch an dem wird schon ein kleines schräubchen eingebaut sein, an der je nach auflagenentwicklung und drohender finanzspritze oder feindlicher übernahme aus dem in- oder ausland je nach ursprungsland "gedreht" werden darf - natürlich nur nach absprache mit der chefetage und dem chef vom dienst - wenn die denn just gerade "bereits im hause" sind ...

aber vielleicht ist der neue noch zu verfeinernde und selbstlernende algorithmus aus silikon-valley in bezug auf hasskommentare dann einfach endlich   d e r    selbstläufer, der auch hemisphärische globale nuancen je nach daumen hoch oder daumen runter gnadenlos herausfiltern kann: 
  • ... steck dir doch deinen allerwertesten algorithmus sonstwo hin
wobei er das wörtchen "sonstwo" wahrscheinlich rot ankringeln wird... = als eine "unbekannte lokale beschreibung"...


scharlatan - eine ent-täuschung: wenn eine jahrelange täuschung endlich klarheit erlangt

kennst du das? wenn du schnell dinge erfassen kannst - und die du dann mit deinen mitteln und möglichkeiten ein wenig zu "kopieren" oder zumindest "nachzumachen" versuchst.

darum geht man doch in den baumarkt und in ausstellungen und auf messen: um etwas aufzuschnappen und abzukupfern - und bei mir ist das so: ehe es niedersinkt auf den grund - manchmal auf nimmer wiedersehen - will ich es an- und aufhalten - um damit zu spielen wie mit einem prellball. 

ich habe hier ja im blog - inzwischen schon jahrelang - aufgelesene notizen aus den e-papers der gazetten per "copy und paste" eingebettet in meine posts - und habe dann dazu jeweils meinen sermon platziert - und/oder eine graphik dazu kreiert und hinzuges(t)ellt - als meine meinung dazu - oft eben unter der prämisse: "ein bild sagt mehr als ..." 



naja - und immerhin so rund 30-80 zeitgenossen haben diese erzeugnisse dann scheinbar aufgeschnappt - wenigstens zeigt mir das google-/bzw. blogspot-"statistik"-tool diese interessentenanzahl regelmäßig an - und ich freue mich ob des zuspruchs - und ich fühle dabei: ich bin nicht allein ... - wie du in den wald hineinrufst, so liest man es heraus ... - ja - das hat auch etwas von geborgenheit und zugehörigkeit.

und wenn ich täglich so ein post kreiere, staune ich immer, wie bei der "google-bildersuche" sich allmählich immer mehr meine erzeugnisse und kritzeleien und "kunst"-bearbeitungen zu den einzelnen suchwörtern niederschlagen: toll - und befriedigend - irgendwie ...

bis - ja bis ich dann las, dass diese google-spielalgorithmen aus silicon-valley so konzipiert sind - das sie mir auf jeden fall schmeicheln wollen: wenn ich etwas bildliches suche - spiegelt mir der algorithmus gern mal ein eigenes werk zu diesem stichwort zurück - unter die nase und in den spiegel meiner netzhaut - manchmal inzwischen längst verschüttet oder vergessen - meistens aber mit einer gewissen genugtuung und positiv überrascht, "wie gut" meine eigenen sachen sind - immer noch - oder wie gut sie waren ... - meistens jedenfalls erfreuen sie mich.

aber dann - aber dann wurde mir hinter vorgehaltener hand suggeriert, dass diese virtuellen themen-bildkataloge mit vorzugsweise meinen werken auf einem anderen und fremden laptop zu den gleichen suchworten auch anders aussehen und dort in anderer auswahl und zusammenstellung dargeboten werden.

also wenn mein unternachbar amadeus bräutigam, der zwei geschosse unter mir sein atelier betreibt, bei google ein bild sucht - zu dem gleichen stichwort: werden ihm vorzugsweise seine eigenen werke dazu gezeigt und angeboten!


"sie", die googles - haben ja jeweils ein virtuelles profil von uns implantiert - von amadeus und mir - das nun jeweils wie eine art "schild" mit uns mitgetragen wird und uns umhüllt: ganz nach dem alten - von den nazis als kz-eingangslogo missbrauchten und damit "verbrannten" - zuweisungsslogan: "jedem das seine" - und dann auch dem märchen "aschenputtel" entnommen: "die guten ins töpfchen - die schlechten ins kröpfchen"...

und da komme ich ins grübeln: wenn nun auch das zählwerk zu den aufrufen im "statistik"-tool mir nur honig um den bart schmieren will: und es sind nicht 30-80 leser und interessenten pro tag, sondern nur 4 ... - oder 2 - oder gar niemand...

ja - da verliere ich schon meine sicherheit & geborgenheit von vorhin: betrügt man mich evtl.??? - ist man nur immer "nett" direkt zu mir??? - aber hinter meinem rücken...???

und desto mehr ich darüber nachdenke - um so mehr entsteht der wunsch in mir: jetzt - im moment - mit dem fahrstuhl hinunter nach amadeus zu fahren - an seiner wohnungstür zu klingeln - und wenn er endlich öffnet, ihm ohne lange vorrede und smalltalk an den kopf zu werfen: "glaub bloß nicht, deine bilder seien besser als meine: das gaukelt dir google doch nur vor - du scharlatan!!!"