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umgekehrt wird ein schuh draus

Foto: google-bilderdienst: turn-on.de


Der kurze Weg zur rechten Hetze

Von Jan-Henrik Gardener | NW

Selbstversuch: Youtube ist eine der wichtigsten Plattformen für rechte Propaganda. Ein Mitarbeiter dieser Zeitung hat ausprobiert, wie lange es dauert, bis er vom Algorithmus (rechts-)radikalisiert wird

Wenn in einem Zeitungsbericht von „Online-Radikalisierung“ die Rede ist, denken die meisten Leser vermutlich an die düstersten Ecken des Darkweb. Doch die Wahrheit ist einfacher: Onlineradikalisierung findet meist ganz offen über Youtube statt. „Das ist die vielleicht bedeutsamste Webseite für die rechte und rechtsextreme Szene“, erklärt Stefan Lauer von der Amadeu Antonio Stiftung. Diese versucht mit diversen Projekten über Rechtsextremismus aufzuklären. „Rechte können hier durch Werbung mit ihren Ideen Geld verdienen. Zudem ist es ihr wichtigstes Mittel, um Menschen zu erreichen.“

Denn der Algorithmus der populären Videoplattformen empfiehlt den Nutzern der Seite immer ähnliche Videos zu dem, was sie bisher geguckt haben. „Das ist grundsätzlich natürlich logisch, aber in diesem Fall problematisch, weil Nutzern immer rechtere Inhalte empfohlen werden und sie immer mehr in diese Welt gezogen werden“, sagt Lauer.

Im Selbstversuch teste ich, wie dies in der Praxis funktioniert. Der Plan: mit einem konservativen Video starten und schauen, wie schnell es durch das Anklicken von vorgeschlagenen Videos in den rechten Propagandasumpf geht. Starten möchte ich mich mit einem beliebigen Video des Komikers Dieter Nuhr. Die Entscheidung fällt auf den Kabarettisten, weil er sich die meiste Zeit im konservativen Mainstream bewegt, mit seinen Äußerungen zum Islam und Greta Thunberg aber auch ein rechtes Publikum mitbedient.

Theoretisch könnte der Selbstversuch schon hier enden. Denn als ich nur „Dieter Nuhr“ in die Youtube-Suchfunktion eingebe, bekomme ich unter den ersten fünfzehn Videos direkt eines vorgeschlagen, in dessen Beschreibung sich der Uploader als AfD-Anhänger offenbart. Warum der User gerade dieses Dieter Nuhr Video hochgeladen hat, erschließt sich wahrscheinlich nur ihm. Denn Nuhr beginnt das Video mit einer scharfen Kritik der AfD.

Neben dem Nuhr-Video hat der Nutzer viele Videos über „CIA-Gedankenkontrolle“ und angebliche Manipulation in deutschen Medien hochgeladen. Ich klicke auf eines davon. Nun werden mir diverse Videos vonZDF, Spiegelund Co. vorgeschlagen. Allerdings schon mit einer Tendenz zu rechten Themen: Reportagen über Frauke Petry oder Frauen in der Neonazi-Szene, aber auch Berichte über Geflüchtete oder kriminelle Ausländer mit Titeln wie „Ich muss raus, Flüchtlinge ziehen ein“.

Nach einigen dieser Videos taucht auf einmal ein Kanal in meinen Vorschlägen auf, der vor einem „kulturellen Wechsel“ warnt und auf Videos über die rechtsextreme „Pizzagate“-Verschwörungstheorie verlinkt. Laut dieser Theorie sollen US-Politiker und Prominente wie Hillary Clinton einen Kinderprostitutionsring aus einer Pizzeria betreiben. Zudem empfiehlt mir Youtube jetzt Videos vom österreichischen Sprecher der rechtsextremen Identitären Bewegung und der rechtsextremen ZeitungJunge Freiheit. Um an diesen Punkt zu kommen, muss ich nur zehn Videos schauen.

Es folgen weitere rechte bis rechtsextreme Youtuber, aber auch offizielle Kanäle der AfD. Inhaltlich ähneln sich die meisten dieser Videos sehr stark. Es wird von einem in die Kamera redenden Mann (selten ist es auch einmal eine Frau) der Untergang Deutschlands heraufbeschworen. Schuld daran sind abwechselnd Geflüchtete, Juden oder Greta Thunberg. Wie die Zuschauer dagegen vorgehen sollten, wird entweder ihrer Fantasie überlassen oder es wird ein „brutaler Machtkampf“ erträumt. Hier zeigt sich leider auch, dass die Online-Radikalisierung nicht nur zu einem rechteren Weltbild, sondern auch zu dessen gewaltsamer Umsetzung führen kann. Denn mehrere der Videos, darunter auch AfD- und AfD-nahe Kanäle, warnen vor der sogenannten „Umvolkung“. Laut dieser rechtsextremen Verschwörungstheorie soll in westlichen Ländern die weiße Bevölkerung gegen Migranten ausgetauscht werden. Die Attentäter von Christchurch und Halle beriefen sich beide hierauf. Bis Youtube mir entsprechende Videos empfiehlt, dauerte es nur zweieinhalb Stunden.


Das Geschäft mit dem Hass
Youtube ermöglicht es Nutzern, mit Videos Geld zu verdienen.

  • Mit 1.000 Abonnenten und einer Gesamtwiedergabezeit von mindestens 4.000 Stunden kann ein Kanal am Youtube-Partnerprogramm teilnehmen.
  • Kanäle können dann Werbung vor und in ihren Videos abspielen lassen und werden dafür bezahlt.
  • Trotz Youtube-Richtlinien gegen Rassismus und einem Prüfverfahren können so auch immer wieder rechte und rechtsextreme Kanäle Geld verdienen, wie zum Beispiel auch mehrere Kanäle aus dieser Recherche.

Text aus: NEUE WESTFÄLISCHE, Freitag/Samstag 1./2.November 2019, Seite 3
_____________

naja - zunächst einmal muss ich dem rechercheur jan-henrik gardener von der nw recht geben - mit seinem sicherlich etwas einseitig sinngeleiteten "selbstversuch" ist es schon erschreckend, wie schnell er auf die rechten schmuddelseiten von youtube gelangt, und die ihm vom algorithmus "auch noch angeboten" werden.

da ich selbst aber als linksgrünversiffter alt-68er einen youtube-kanal betreibe und auf den seiten meiner homepage z.b. zur ns-"euthanasie" eine selbstzusammengestellte youtube-playlist zu diesem thema verlinke, möchte ich hierzu aber auch eine gegenrede zu dieser alles andere als "repräsentativen" "selbstversuchs-reportage" verüben:

zunächst einmal - youtube zwingt niemanden mit seinem algorhithmus die jeweils maschinell vermeintlich nach stichwort-begriffen zum thema "angebotenen" beiträge auch tatsächlich anzuclicken und zu "konsumieren" - und dann immer tiefer in den sumpf einzudringen oder auch hineingezogen zu werden, der da immer mitangeboten scheint - davon kann man auch gut und gerne selbstständig abstand nehmen - und einfach den angenehmeren weg wählen, der eben auch jeweils mit aufleuchtet - man muss nur die richtigen entscheidungen treffen - und sich entscheiden für etwas ist immer auch eine entscheidung gegen etwas...

es ist vielleicht wie vor einem gutsortierten zeitungskiosk oder der newspaper-ecke einer bahnhofsbuchhandlung: ich kann die "bild" kaufen, muss ich aber nicht - ich kann mich im dschungel der springer-erzeugnisse verheddern, aber ich darf mich auch noch dagegen immunisieren. ich darf den "cicero" lesen, muss das aber nicht und wende mich vielleicht dem "spiegel" zu - oder dem "freitag" oder der "zeit" oder der "f.a.z." oder oder ...

okay - im blätterwald, wenigstens in deutschland, finde ich schon noch immer mehr (links-)liberale titel als eben rechtspopulistische, was sich eben auch (noch!) mit den wahlergebnissen deckt: nur vielleicht jeder 4. wähler wählt afd oder npd - also strammrechts - aber die absolute mehrheit von 75 % wählen insgesamt demokratische (links-)liberale parteien und personen, die sich - gott weiß warum -immer noch zur wahl stellen.

und auch im "wörld weit w-app", im www., ist das - wenn auch "international" etwas verschoben - ähnlich. aber das hat auch etwas mit der (links-)liberalen sprachlosigkeit weltweit zu tun und der hier angesiedelten althergebrachten technikfeindlichkeit und einfach der dumpfheit, die diffizile programmier- und gestaltungsarbeit anderen zu überlassen, und lieber katzen-fotos anzuclicken und sonstiges influencer-getöse als dezidierte linksliberal fundierte und von otto-normalo lesbare aufsätze und meinungen zu formulieren und hochzuladen.

aber z.b. greta thunberg mit einem selbstgemalten pappschild und der "influencer" mit den blauen haaren, der "#rezo (ja lol ey)"haben es uns ja vorgemacht, wie rasch man mit einfachsten mitteln welche riesen-resonanz zum klingen bringen kann gegenüber der gegenseite des halbrechten und rechten sumpfs...

wie es in den wald hineinschallt ... 

früher bei ausstellungsbesuchen, hörte ich vor expressiven "raschen" kunstwerken oft den satz von oma & opa: "das kann mein enkel mit 8 doch auch"... - und dann wollte ich immer einschreiten mit den worten: "nicht reden - machen!" - aber hab mir das meist verkniffen.

aber so ist das in den medien insgesamt auch: in den zumeist amerikanisch konnotierten sozialen netzwerk-gründungen ist es vor lauter neo-liberalem konsumverseuchten demokratie-verständnis (bestes beispiel: donald trump) eben "freiheit", wenn (fast) jede meinung, jede haut- und haarfarbe, jede geschlechtliche und sexuelle präferenz angeboten und gelebt und konsumiert werden kann, wie in einem riesengroßen postmodernen selbstbedienungsladen mit übervollen regalen...

und was sich dann von da aus "reingezogen" wird, ist erst einmal die (freie - allerdings werbepsychologisch beeinflusste) persönliche entscheidung - aber richtet sich immer nach dem, was angeboten wird - und bei leeren regalen wie rasch nachgeordert wird.

und so ist es auch mit dem youtube-algorithmus: er bietet uns immer das an, was angeboten wird und clicks erzeugt (hat) zu den jeweiligen stichworten - mit denen sich aufgrund der clicks vielleicht knete in irgendeiner weise generieren lässt - aber auch das ist die freie entscheidung eines jeden users: eine einwandfreie gute meinung zu installieren kostet Zeit & geld & freunde & und die hard-& software und die medien, um abzusetzen und ins netz zu stellen und etwas zu bewirken - oder zu empfangen:

in der demokratie findet zumeist eine abstimmung "mit den füßen" statt: wohin man geht - wohin man sich wendet, was man aufsucht, wo man ankreuzt: und all die gezeitigten resultate sind immer nur momentaufnahmen in irgendeinem großen & ganzen - und die einen sagen so - und die anderen sagen so: und der pendel schlägt mal nach jeweils einer längeren distanz nach links - und dann wieder nach rechts: und das geht schon so seit dem "big bang" - und seitdem fliegt uns alles auf leicht gekrümmten bahnen um die ohren ins nirwana, von wo es irgendwann wieder von vorn losgeht: links-rechts ... hin-her

und noch eins zum artikel von herrn gardener oben: hoffentlich geht da der schuss nicht nach hinten los und er wird nun von manchen als initialzündung und start in die falsche richtung missbraucht, nämlich so in das rechte milieu zu gelangen und darin abzudriften - da sei der herr vor ... - und wo es rechts rum geht, kann man auch bei youtube auch nach links abbiegen - man muss nur rechtzeitig den blinker setzen - und das bleibt "herzenssache" und eine aufgabe für das eigene innere navi.

bis dahin: chuat choan - hat sich was ...


Okay - Rezo - ich habe verstanden: mehr auf die kette kriegen

Hype: Rezo hat mit seinem millionenfach abgerufenen Kritikvideo „Die Zerstörung der CDU“ heftigen Wirbel ausgelöst. Manchmal neigt er mit seinen Angriffen arg zum Populismus.
sinedi-grafik nach einem Foto von dpa




Rezos Rat an die Rentner

Meinungsstark: Der Youtuber erzählt, warum ihm
Politiker und Journalisten manchmal auf die Nerven
gehen. Ältere Leute könnten ruhig „mehr auf die Kette
kriegen“


Düsseldorf. Es traut sich niemand. Haben die jungen Leute im
Publikum denn wirklich keine Fragen an Rezo? Vorne links geht doch
noch eine Hand hoch – Klassikerfrage: „Wie wird man so erfolgreich
bei Youtube?“ Glück gehöre schon dazu, sagt Rezo, „aber auch viel
Arbeit“ – seine Empfehlung: „grundsätzlich einfach ballern“.

Rezo ballert durch – er rackert Tage, Wochen, Monate. Ohne Urlaub.
So sagt er es im Düsseldorfer Rathaus. Der Evangelische Kirchenkreis
hat am „Tag der Bildung“ in den holzvertäfelten Plenarsaal
eingeladen, und Rezo hockt nun etwas verloren zwischen fünf
Männern, die über den Medienkonsum junger Menschen
fachsimpeln. Der Pädagoge Andreas Mertin bescheinigt ihm „eine
protestantische Haltung par excellence“.

„Knackig kurz statt tiefgründig? Bildung in Zeiten von Youtube
Gaming & Co.“, lautet der Titel der Veranstaltung. Kurz und knackig
sei sie ja nun nicht gerade gewesen, die „Zerstörung der CDU“, sagt
Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Das
millionenfach abgerufene Kritikvideo, mit dem Rezo die
Regierungsparteien und vor allem die CDU angegriffen hat, sei im
Gegenteil recht lang geworden und zwischendurch „sogar
tiefgründig“.

Rezo fragt, ob er seine Kappe abnehmen soll. Gehört sich so, findet
er und lüftet seinen blau gefärbten Schopf. Er habe seine Haare am
Morgen weder gewaschen noch gestylt, sagt der Produzent und
Musiker. Den Jungs und Mädchen in den Tischreihen ist’s egal. Einige
haben sich Autogrammkarten geholt, nach den Vorträgen stehen sie
für Selfies an.

Youtube ist längst 
ein Leitmedium 
der Jugendlichen

Wie waren nun die Monate nach dem Video? Die erste Phase sei
schon „ein bisschen stressig“ gewesen, sagt der 27-jährige Influencer.
In der Zeit habe er noch mehr geballert als sonst. Er habe aber gerne
die Gelegenheit genutzt, aus seiner Informationsblase
herauszutreten. Er treffe inzwischen „Leute aus der Politik-Bubble
oder aus der Presse-Bubble“, von denen er einige „mega, mega
feiert“. Es gebe aber auch die, die noch nie geballert hätten, die „ihre
Arbeit nicht richtig machen – die nerven mich hart“. Der Paul gehört
zu denen, die Rezo hart nerven. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak
hat kurz nach der Veröffentlichung des Videos zunächst wild
zurückgeschlagen. Rezo tue so, „als gäbe es nur eine einzige richtige
Meinung, nämlich seine“, sagte Ziemiak. Das sei „gefährlich“.

Einige sahen in dem Video sogar Gründe dafür, dass die Union bei
jungen Europawählern schlecht abgeschnitten hat. Ziemiak bot
schließlich ein Treffen an, sie schrieben hin und her – ohne Ergebnis.

Monatelang habe er auf den Paul gewartet, sagt Rezo. Die CDU habe
es versäumt, mit einer klaren Fragestellung an ihn heranzutreten.

So richtig stringent läuft es auch im Rathaus nur vorübergehend.
Rezo erzählt von seiner Mediennutzung, beim „Alltagszeug“ sei
Twitter „das Hauptding“. Da stoße er auf Artikel der klassischen
Zeitungsredaktionen. Sonst lese er Studien – „wie man das
wissenschaftlich eben ordentlich macht“.

Auf dem Podium ordnet man noch mal den Hype um Rezo ein. Bernd
Beuscher, Professor für Praktische Theologie, konstatiert, das „Volk“
habe in Rezo für einen Moment „seinen Propheten gefunden“. Zumal
diese jungen Leute häufig in Verantwortungsscheue erstarrten, in
einem geistigen Phlegma. Internet sei „kein Ponyhof“, floskelt
Beuscher in paternalistischem Ton, es fehle der Mut zur Haltung in
„Digitalien“.

Youtube ist nach einer Studie des Rates für kulturelle Bildung längst
ein Leitmedium der Jugend. 86 Prozent der befragten zwölf- bis 19-
Jährigen nutzen die Plattform. Häufig suchten sie gezielt nach
Themen und ließen sich von originellen Videos „kulturell anregen“.
WhatsApp liegt bei den Nutzungswerten der digitalen Kanäle mit 92
Prozent vorne, Facebook und Instagram teilen sich den dritten Platz
(61 Prozent).

„Ich bin weit weg von euch“, sagt Rezo in die Runde, „von Ihnen!
Entschuldigung.“ Natürlich seien junge Leute mutig und kreativ im
Internet. Er habe sich bei Tiktok angemeldet und sei „weggeflasht“
gewesen vor fantasievollem Informationsgehalt.

Mit den Schülern 
freitags auf die Straße

„Wenn hier jemand wenig auf die Kette kriegt, sind das eher die Alten als die Jungen.“ Ältere Leute „könnten doch auch mal ’ne Story ins Internet stellen“, sagt Rezo. Oder sich engagieren, „wenn Schüler freitags auf der Straße für ein Ziel einstehen. In der Rente hat man doch Zeit“
Text: NEUE WESTFÄLISCHE, Montag, den 16.09.2019, S. 5: Zwischen Weser & Rhein

___________________

danke, rezo, dass du mich aus meinem dornröschen-schlaf "prophetisch" wachgeküsst hast, damit ich endlich endlich merke, was die stunde geschlagen hat...

danke, dass du mir sagst, ich müsste mit meinen alten tauben knochen mal wieder so "richtig losballern" - so wie ich das ja um die 68er-80er-90er jahre noch so gut & gerne und mit großem einsatz für die "richtige sache" gemacht habe.

und ich bewundere seit wochen, wie dich die tagesschau-kamera oder die kamera der "aktuellen stunde" mit deinem unverwechselbaren blauen haarschopf unter dem mützchen aus den tausenden und abertausenden "friday-for-future"-demonstranten und -protestierern jeweils immer wieder herausfischt - wo du doch treu zur sache immer wieder gern mitmischst und dich ganz selbstlos immer wieder zu wort meldest - gleich neben oder hinter(?) greta (herself), wenn sie denn mit von der partie ist - und da ist...

ich bewundere das - und hatte immer ein schlechtes gewissen, dass ich alter grauer sack da gar nicht mitgetan habe - einfach auch, weil ich gar nicht weiß, ob die jungen über mein selbstgepinseltes transparent: "oldy for future" lachen würden - und nur noch aus beflissener höflichkeit heraus beifall klatschen, wenn ich da mal gerade wieder so richtig "losballern" würde.

nee - die freitags-demos sind nämlich beileibe auch kein "ponyhof" ... - ich verstehe das - und ich teile deinen ärger mit den parteien der großen koalition und besonders - ja ganz besonders - auch der cdu ...

du hast mir seinerzeit - als dein youtube-text so durch die medien geballert wurde - so beinhart echt aus der tiefsten seele gesprochen - und so selbstlos und absichtslos - einfach nur fantastisch. 

allerdings - mal ganz ehrlich - wirken bei dir eher das lametta und all die glitzerkugeln als der baum dadrunter, an dem der ganze flitter hängt... - und von dieser oberfläche lassen sich die kids bis zum blinzeln blenden - und dann muss man ja auch nicht mehr sooo genau hingucken.

achte mal drauf, wie oft die kids diese zusatzfloskel "-...oder so" - "...oder so ähnlich" hinter eine aussage setzen, um nicht präzise sein zu müssen oder sie die unsicherheit einholt...

entschuldige also, rezo, für meine diesbezügliche derzeitige noch-abstinenz - aber ich habe mich doch nur mit längst verflossenen aber immer noch aktuellen dingen das letzte jahrzehnt beschäftigt, die über deine generation und die generation nach dir bis jetzt so gänzlich spurlos und ohne viel interesse halt sang- & klanglos hinweggefegt ist: aber niemand kann aus seiner haut... 

ich habe da eben mit meinen wohl nicht ad acta zu legenden befindlichkeiten immer noch was auf- und abzuklären - und ich bin tatsächlich von "den jungen" insgeheim etwas enttäuscht, denen meine "aufräumarbeiten" scheinbar so was von am "arm" vorbeigehen.

wenigstens clicken vielleicht gerade 3-9 young-user weltweit im monat (!) meinen extra für dieses jüngere semester konzipierten memorial-blog zum mordprotokoll für meine tante erna kronshage, die 1944 mit erst knapp 21 jahren ein opfer der ns-euthanasie wurde - und die vorher auch noch zwangssterilisiert wurde.

das interessiert scheinbar nicht so sehr - aber man darf sich ja auch nicht verzetteln - ich muss das wohl verstehen lernen: man blickt halt eher angstvoll und besorgt in die zukunft - und interessiert sich nur noch peripher dafür, was opa*oma oder uropa*uroma vor 80 jahren gemacht und getan und gedacht haben ...

und erst neulich las ich sogar in der taz einen kommentar, wo von schülern die rede war, die doch glattweg meinten: "wir wollen nicht von grauhaarigen alten noch etwas von der nazi-zeit oder dem holocaust hören und erklärt bekommen - von diesen sogenannten zeitzeugen - es reicht ..."

also pardon - 
und trotzdem, werter rezo, schreib ich dir nun diese mail - und wenn ich jemals eine antwort dazu von dir erhalte, wird dieses blog darüber schnurstracks berichten - in echt jetzt - versprochen:



wir haben keine chance - nutzen wir sie


"wir haben erst angefangen - wir werden immer mehr - wir werden immer mehr" --- | foto: stefan boness | ipon |spiegel-online




und das sieht und hört man ja auch in den "großen" kultursendungen - z.b. auf 3sat: "kulturzeit" - oder auf arte: "metropolis"  - oder sonntagabend oder in der mediathek der ard: "ttt": die politik im weitesten sinne dominiert auch die kulturthemen - und die derzeitigen politthemen sowieso: die (e)-uropawahl und "friday for future" und das "rezo-video" - allesamt mit einem entertainment unterlegt, das an kunst & kultur stark erinnert und derzeit sowieso: auch auf der biennale in venedig - und auf der letzten documenta - und - wetten: auch auf der nächsten!

nehmt euch also jetzt mal 2 stunden zeit - und seht euch dieses "fucking"-video (noch) mal an - vielleicht aber mit pausentaste zwischendurch - und mit dem studieren all der fußnoten, hyperlinks & zitate & hinweise - deshalb auch 2 stunden, denn das video in netto dauert ja nur seine bekannten 55:09 min. - aber studiert es mal tatsächlich - genau - wie es der festspielintendant thomas oberender jetzt im tagesspiegel getan hat - und dessen analyse ich euch nicht vorenthalten darf  -

also - jetzt zum wochenende - wenn es draußen plötzlich am sonntag so um die 30 ° grad warm werden wird, sucht euch ein kühles plätzchen und er-pausen-tastet euch dieses video, damit wir mit rezo - und auch mit greta thumberg und den friday for future-schülern mitahnen lernen, warum das plötzlich so überheiß wird - und das und was wir alle miteinander tun können, dagegen anzustinken - wir haben keine chance mehr - also nutzen wir sie ...

die "volksparteien" haben in dieser hinsicht versagt und auch ihren kredit längst verspielt - sie beschäftigen sich lieber mit den machtspielen in den eigenen reihen (genosse merz - genossin akk - genossin nahles u.a.) - und geben sich ihrer exzessiven masturbation hin: immer mehr desselben - dreh dich also nicht wieder einfach um - sondern "dreh dich um und stelle dich all dem seltsamen um dich und uns herum entgegen" (david bowie).


Thomas Oberender - Foto: promo | tagesspiegel




„Wir sind Rezo“

Die revolutionäre Kraft von 55 Minuten Youtube

Von Thomas Oberender - im Tagesspiegel

Die CDU-Abrechnung von Rezo hat viele Menschen aufgerüttelt – auch den Festspielintendanten Thomas Oberender. Hier beschreibt er, warum ihn das Video so bewegt.

Was tun wir unseren Kindern an, wenn sie - mit der Frische ihrer Jugend, ihrem Charme und Lächeln, nur noch so sprechen können über die Welt, die wir angerichtet haben, wie dieser Rezo in seinem Video. Ich kenne nicht mal seinen Namen und muss so sprechen, als sei ich ein alter Bekannter von ihm. Aber ich bin ein ganz neuer Bekannter, wie bald 12 Millionen andere auch. Mich hat dieser Film sehr nachdenklich gemacht. Was für ein Dokument dieses Video ist. Und was ist eigentlich passiert, dass es gedreht werden musste? Man erfährt nichts Privates über Rezo, obwohl seine Äußerungen glaubhaft und persönlich wirken. Was brachte das Fass zum Überlaufen? Warum wollte er auf seinem Youtube-Kanal nicht länger „nur“ über Musik sprechen?

Wer ist dieser Mann mit der blauen Locke?

"Ch-ch-ch-ch-changes", singt Bowie, "Turn and face the strange." Wer ist dieser Mann mit der blauen Locke? Es ist jemand, der das Spiel ändert. Wir, das sage ich im Blick auf Zeitungen wie die, in der ich jetzt schreibe, haben noch gar keine Sprache für das, was er da sagt und wie er es sagt. Wer hier von „Meinungsmache“ spricht, sollte sich jedenfalls bei Rezo, Bruno Latour und den Lehrern, die Freitags mit ihren Schülern und Schülerinnen auf die Straßen ziehen, entschuldigen.

Auf Youtube hat Rezo mehr Sendezeit als der Bundespräsident in der ARD. Auf Youtube kann sich jeder Dödel Zeit nehmen, so viel er will, aber auch jeder, der weiß, dass bestimmte Botschaften Zeit und Komplexität in der Darlegung brauchen. Alle schreien und reden wahnsinnig schnell auf Youtube und wollen durch pure Energie die Betrachter binden.

Das Rezo-Video sind 55 Minuten Schlagzeilen, weil das Medium so einseitig ist und anmaßend. So wirkt der Film auch eher als Manifest denn als Dossier. Er schafft einen Flow an sorgfältig konstruierten Evidenzen, und erst mit den Fingern auf der Pausentaste wird der Film zum Dossier, der komplex und dicht mit Fußnoten, Lauftext und Filmeinspielungen argumentiert, vor allem aber durch die Form der direkten Ansprache, des „du“ im Blick.

Wer diesen Film mit dem Finger auf der Pausentaste anschaut und all die Hyperlinks und Zitate liest, braucht die doppelte Zeit zum „entpacken“ der Botschaft. Unsere öffentlich rechtlichen Sendeformate der Kritik machen im Grunde das Gleiche wie Rezo: Schauen Politikern auf die Finger, veröffentlichen Fakten und Panamapapiere. In Rezos Film habe ich aber den Eindruck, es geht nicht nur um die Bloßlegung des zu Verachtenden, sondern dahinter ist eine Sorge spürbar, ein anderes Denken des Ganzen. Es gibt etwas, wofür dieser Rezo ist.

Er macht keine Wahlwerbung, er wirbt für die Wahl

Man sagt den sozialen Netzwerken Oberflächlichkeit nach, ein Denken in Blasen, in Filtern. Auf mich wirkt dieser Rezo allerdings sehr gut informiert, professionell und vernetzt in seiner Argumentation. Wenn ich Christian Lindner höre, habe ich das Gefühl, ich erlebe, wie ein Gefallsüchtigkeitsalgorithmus spricht. Rezo hingegen führt eine politisch direkte Rede ohne das Buzzword-Sprech der Politiker. Er hat die Rohheit des Mediums YouTube auf seiner Seite und wollte dieses Dokument schaffen.

Sein Film ist politischer Aktivismus. Aber er spricht nicht als Bewegung, er macht keine Wahlwerbung, sondern wirbt für die Wahl. Er streift die Schummeldecke ab, weil er einen Countdown hört, an dessen Ende, es klingt wie bei Star Wars, die Rettung der Erde steht. Und wir hören ihn nicht.

Mehr zum Thema: Wie die SPD bei Rezo plötzlich etwas richtig machte

Etwas an diesem Film ist für mich die Essenz reiner Jugend: Die Wut, der Charme dieses Jungen, sein Ernst, sein Witz, das spürbare Bemühen, sich zu vermitteln, das zu Tränen rührende Finale mit einem Statement voller Pathos und Dringlichkeit. Er ist klug, jetzt nicht in all diese Talksshows zu gehen und die moderierte Sprache der anderen zu sprechen. Wenn nicht mal die heute-show Witze über ihn macht, das will was heißen.

Die Jugend, schreibt Jon Savage in seinem Teenagerbuch, ist die einzig revolutionäre Kraft. Rezos Film hat die Radikalität, die auch die ganz Rechten haben. Jetzt gibt es dieselbe Einfachheit von links – mit einer völlig anderen, terrestrischen Agenda, die uns als Erdlinge begreift, als Planetenbewohner auf Zeit, die ihre Pflichten haben.

Deshalb weiß ich nicht, ob man überhaupt noch „links“ sagen kann. „Wir haben noch neun Jahre“, heißt Rezos schlichte Botschaft. Neun Jahre, bis die Zerstörung der Erde irreversibel wird. Wir sollten zuhören. Nicht gleich richtigstellen. Nicht denunzieren. Turn and face the strange: Da ändert sich gerade was. Wer hier von „Meinungsmache“ spricht, hat die Zeichen der Zeit nicht gehört. Der verschickt noch Tagesordnungen per Fax.

Der Erfolg von Rezos Video ist auch der von Greta Thunberg. Ihr Tunnelblick auf das Klimaproblem hat die Welt verändert. Rezo und formerfindende Youtube-Journalisten wie Tilo Jung gehen vom „gesunden Menschenverstand“, schwieriges Wort, aus und setzen ihre „Naivität“ als entlarvendes Instrument ein. Sie sind im Neoliberalismus aufgewachsen und ihnen wurde lange gesagt, dass sie selbst an allem Schuld sind, was passiert oder nicht passiert; und so handeln sie jetzt.

Wer sich auf der Überholspur drängelt, wird auf der Kriechspur überholt

Rezo ist eine Systemfolge der Schröderjahre. Weil „die Gesellschaft“ nach Lage der Fakten eben nicht gewährleistet, dass diese Spätgeborenen auf die Rettung ihrer Zukunft hoffen dürfen, bleibt nur die kleine YouTube-Ich-AG. Und die solidarisiert sich jetzt selbst. Arme SPD, das war mal euer Versprechen. Arme CDU, die jetzt versucht, grün zu werden, statt christlich. Niemand von den etablierten Parteien war bislang in der Lage, auf dieses Video adäquat Antwort zu geben. Und so werden sie, die sich auf der Überholspur drängeln, auf der Kriechspur überholt.

Rezo und die Youtuber des zweiten Klimawandelwahlwerbevideos verlangen Respekt. Warum nicht mit Demut zuhören? Da sprechen unsere Kinder zu uns. Warum das gleich wieder relativieren, zurückweisen und sagen: Das dürfen die nicht, wie Annegret Kramp Karrenbauer meint. Die dürfen das! Rezo stellt als Gegenfrage: Könnt ihr das überhaupt? Ich kenne einzelne CDU-Abgeordnete, die im Parlament seit Jahren sehr qualifiziert für den Klimaschutz kämpfen und zur Rettung des Waldes Vereine gründen. Die Sichtweise des Rezo-Filmes ist fundamentaler - wenn diese Politik und Koalition in dieser Sache gescheitert sind, werden die daraus entstehende Problem für uns so gravierend sein, dass es wirklich disruptive Veränderungen braucht.

Nach der Schockwirkung dieser Rezo-Analyse hilft es nichts, dass die CDU und SPD  ihren Standpunkt verteidigen und die verbliebenen Prozente zusammenkratzen. Es geht jetzt um die Sache: dieses Dritte, uns Gemeinsame, die Erde, das Klima - das vor allem, und die soziale Frage. Es geht nicht um im Wahlkampf fehlende Vokabeln. Es hätte nicht geholfen, mehr „zum Thema Klima und digitaler Wandel“ zu sagen. Es geht nicht darum, wer abgelöst und ausgetauscht wird, sondern um die Dringlichkeit der Sachfrage. Wer sich jetzt selbst zu retten versucht, wird verlieren.

Jetzt ist Langsamkeit wichtig. Seltsam, ja, aber so viele Schritte sind zu tun. Tilo Jung schlägt vor, Journalismus staatlich zu fördern, indem die Arbeit von Journalisten gefördert wird, nicht die von Medienanstalten. Ungeheuerlich; wirklich? Ja, vielleicht. Grundeinkommen, doch, nochmal nachdenken! Turn and face the strange. Mein Eindruck ist, wenn ich mit Jugendlichen in Rezos Alter spreche, dass sie sich eine Gesellschaft ohne Angst wünschen. Dass die Angst allgegenwärtig ist, die ein alles durchdringender Wettbewerb verursacht.

Die Privilegierten und Geschonten haben die Welt aufgefressen

 Niemand hat mehr Zeit. Die Universitäten sind voll von Achtzehnjährigen, die in der Regelstudienzeit durch die Kurse eilen, um schnell den Bachelor zu machen und schnell in den Markt zu kommen. Vielleicht war diese sich immer weiter verschärfende Konkurrenz lange gut, aber die sozialen Seelenpuffer sind aufgezehrt. Es geht um gescriptete Realitäten, die uns vermessen und programmieren. Es geht um die Dominanten, Privilegierten und Geschonten, deren „Universalismus“ die Welt unterjocht und aufgefressen hat. Und das hat ein neues Verständnis und eine neue Sensibilität von Hierarchien und Macht erzeugt.

 Diese Verletzung, die Rezo getroffen hat, hat uns alle getroffen. Wir sind Rezo. In seinem Film hat sich die Jugend als Minderheit entdeckt. Er argumentiert, dass die Teilwählergruppe der über Siebzigjährigen größer und wahlentscheidender ist als alle unter dreißig. Ich verstehe seine Panik. Das Absurde ist, dass es diese von der Politik nicht gehörte Minderheit so riesig ist. Das spricht sehr für ein Wahlrecht ab 16.

 Und ich muss mich richtig bemühen, nicht gleich von einer „Generation Rezo“ zu sprechen. Aber: Lieber nichts in diese Akteure hineininterpretieren. Nicht vorwegnehmen, was sie, die sich auf diesen Wegen hörbar machen, angeblich tun oder nicht. Lieber zuhören, ihnen Raum und Respekt geben, nichts besser wissen.

Über weite Teile, nein, als Ganzes wirkt dieses Video wie ein Manifest der Klarheit. Es geht um Ehrlichkeit und Respekt. Es ist wie bei einem Familienstreit, wo nach einigem Gezeter plötzlich dem ältesten Sohn die Hutschnur platzt und er Klartext redet, Fakten auf den Tisch bringt und Schlüsse daraus zieht, die Papa komplett den Atem rauben. Da steht alles auf einmal in einem anderen Licht. Wir verbrauchen die Zukunft unserer Kinder. Und sie sagen es uns.

 Die Politik ist zurück in den Klassenzimmern und Unis. Vor allem auf der Straße. Durch die drohende Klimakatastrophe entsteht ein ähnliches Bedrohungsszenario wie in den späten siebziger Jahren durch die Atomkraft und den Nato-Doppelbeschluss. Damals entstanden die Friedensbewegung, die neuen sozialen Bewegungen und die Grünen. Dies geschah an den üblichen Kollektivierungsformen und Parteien vorbei, genauso wie 1989. Es sind wieder die jungen Leute, die heute die Plätze, die analogen und die digitalen, besetzen und „denen da oben“ Stress machen. Ch-ch-ch-ch-changes!


Quelle: Tagesspiegel.de

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CHANGES - DAVID BOWIE

SONGTEXT ÜBERSETZUNG

Ich weiß immer noch nicht, auf was ich gewartet habe
und meine Zeit ist frei gerannt
Eine Millionen Sackgassen
Jedes Mal dachte ich, ich hätte es geschafft
Es schien, als sei der Geschmack nicht so süß
Also habe ich mich gedreht, um mir entgegenzutreten
Aber ich habe nie einen Blick erhaschen können,
wie die anderen den Fälscher sehen müssen
Ich bin viel zu schnell, um diesen Test zu machen

Ver-Ver-Ver-änderungen
(Drehe dich um und trete dem Seltsamen entgegen)
Veränderungen
Will kein reicherer Mann sein
Veränderungen
(Drehe dich um und trete dem Seltsamen entgegen)
Veränderungen
Muss nur ein andere Mann sein
Die Zeit kann mich verändern,
Aber ich kann der Zeit nicht hinterherlaufen.

Ich sehe, wie die Wellen ihre Größe verändern,
aber niemals den Strom verlassen,
den Strom warmer Unbeständigkeit
So fließen die Tage durch meine Augen
und dennoch scheinen alle Tage gleich
und diese Kinder, auf die du spuckst,
während sie versuchen, ihre Welten zu verändern
sind immun gegenüber deinen Ratschlägen
Sie sind ziemlich bewusst darüber, was sie durchmachen

Veränderungen
(Drehe dich um und trete dem Seltsamen entgegen)
Veränderungen
Sag mir nicht, ich solle auf- und darauswachsen
Veränderungen
(Drehe dich um und trete dem Seltsamen entgegen)
Veränderungen
Wo ist deine Scham
du hast uns bis zum Hals darin gelassen
Die Zeit kann mich verändern,
Aber ich kann der Zeit nicht hinterherlaufen.

Ein seltsamer Zauber fasziniert mich
Veränderung bestimmen das Tempo
Mit denen ich mitgehe

Veränderungen
(Drehe dich um und trete dem Seltsamen entgegen)
Veränderungen
Oh, passt auf, ihr Rock´n Roller
Veränderungen
(Drehe dich um und trete dem Seltsamen entgegen)
Veränderungen
Ziemlich bald nun werdet ihr älter
Die Zeit kann mich verändern,
Aber ich kann der Zeit nicht hinterherlaufen.
Ich hab gesagt: Die Zeit kann mich verändern,
Aber ich kann der Zeit nicht hinterherlaufen.


wie du was sagst - zeigt mir wer du bist

CDU-Chefin gegen YouTuber

Die Selbstentblößung der @AKK

Da hilft auch kein Zurückrudern: Mit ihren beleidigten Gedankenspielen über "Meinungsmache" und deren Kontrolle bestätigt Annegret Kramp-Karrenbauer die Kritik der jungen YouTuber - und offenbart ihr autoritäres Denken.

Ein Kommentar von Stefan Kuzmany | SPIEGEL-online


Man muss natürlich zurückhaltend sein. Annegret Kramp-Karrenbauer ist bekanntlich nicht mit der Fähigkeit zum klaren Ausdruck gesegnet, darauf ist Rücksicht zu nehmen bei jeder Bewertung ihrer Einlassungen. Zwar schlimm für eine Parteivorsitzende und Anwärterin aufs Kanzleramt, aber im Zweifel gilt bei Kramp-Karrenbauer stets die Unsinnsvermutung: Vielleicht hat sie ja alles ganz anders gemeint.

Zu ihrer Entlastung muss man auch zur Kenntnis nehmen: Kramp-Karrenbauer ist sogleich zurückgerudert. Als sich abzeichnete, dass ihre Äußerungen über den Nichtwahlaufruf von 70 YouTubern und YouTuberinnen vielleicht nicht ganz so gut ankommen, setzte sich die CDU-Vorsitzende ans Twitter-Gerät und ließ wissen, es sei "absurd", ihr "zu unterstellen, Meinungsäußerungen regulieren zu wollen".

Tatsächlich hat AKK jedoch nichts anderes getan, als sie bei einer Pressekonferenz nach der CDU-Gremiensitzung zur für sie enttäuschend verlaufenen EU-Wahl ihren Gedanken freien Lauf ließ.

Selbst wenn man es darauf anlegen wollte, man könnte wohl gar nicht so viel falsch machen wie Kramp-Karrenbauer in dieser Situation. Oder sagen wir so: Die CDU hat endlich eine Antwort auf den Zorn der YouTuber gefunden. Es ist ein Videoclip in der Länge von einer Minute und 7 Sekunden: die Selbstentblößung der @AKK.



Auffällig zunächst der beleidigte Tonfall der Wahlverliererin: "Lassen Sie mich an der einen Stelle mal etwas sagen", spricht Kramp-Karrenbauer, als sei sie nicht Vorsitzende der Regierungspartei mit allen denkbaren Möglichkeiten zur Kommunikation, sondern die Stimme einer unterdrückten Minderheit, die endlich auch mal zu Wort kommen möchte. Und von da an geht es rapide bergab.

Als sie von der Anti-CDU/SPD-Wahlempfehlung der YouTuber gehört habe, da habe sie sich gefragt, was eigentlich los wäre in diesem Land, wenn 70 Zeitungsredaktionen zwei Tage vor der Wahl einen ähnlichen Aufruf gestartet hätten. Das wäre "klare Meinungsmache" gewesen, sprach Kramp-Karrenbauer. "Und die Frage stellt sich schon mit Blick auf das Thema Meinungsmache, was sind eigentlich Regeln aus dem analogen Bereich und welche Regeln gelten eigentlich für den digitalen Bereich, ja oder nein." Das sei eine Frage, über die man sich "unterhalten" werde, und zwar "sehr offensiv".

"Ja oder nein", wie bitte? Na gut, im Zweifel ja. Soweit an dieser Stelle bekannt, gibt es da durchaus eine Regel, analog und digital. Sie gilt für Redaktionen, YouTuber und auch für alle anderen. Sie steht im Artikel 5 unseres jüngst gefeierten Grundgesetzes: Die Verfassung garantiert das Recht eines jeden, "seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten".

Selbstverständlich kann das auch bedeuten, dass sich zwei, drei, dreißig oder dreihundert Menschen in freier Entscheidung zusammentun und gemeinsam zum Beispiel feststellen, dass die Regierungspolitik der Koalition etwa beim Klimaschutz vollkommen unzureichend ist und die Regierungsparteien deshalb unwählbar sind. Ob es der CDU-Vorsitzenden nun passt oder nicht.

Wünscht sich AKK ein Parteienmonopol auf Meinungsbildung?

Wenn Kramp-Karrenbauer in ihrer nachgeschobenen Erklärung nun einschränkt, es ginge ihr lediglich um "Regeln, die im Wahlkampf gelten", dann sucht der Rest der Welt immer noch vergeblich nach einer entsprechenden gesetzlichen Einschränkung der Meinungsäußerung in Vorwahlzeiten "für einflussreiche Journalisten und YouTuber".

Eine solche Regelung wäre im Übrigen vollkommen absurd: Wann, wenn nicht vor Wahlen, soll denn eine inhaltlich harte Auseinandersetzung stattfinden? Wünscht sich Kramp-Karrenbauer etwa ein Parteienmonopol auf Meinungsbildung? Oder sollen nur noch Leute ohne Einfluss ihre Meinung vor Wahlen äußern dürfen?

Wie man es auch dreht: Es bleibt erschreckender Unsinn. Es bleibt der verheerende Eindruck, die CDU-Vorsitzende wolle den Bürgern den Mund verbieten. Es bleibt die bittere Erkenntnis, dass die Frau mit der Ambition auf das mächtigste Amt des Landes keine Widerrede vertragen kann.

Dass sie nicht versteht, wie mit dem Internet jeder und jede zum Massenmedium werden kann, wenn er oder sie ein Publikum findet - und dass das vollkommen in Ordnung ist, nämlich urdemokratisch. Es zeigt sich, dass die CDU-Chefin nicht in der Lage ist, auf ihre Niederlage mit neuen Politikansätzen zu reagieren. Stattdessen taucht sie ab in wirre Kontrollfantasien.

Annegret Kramp-Karrenbauer redet häufig unverständlich. Diesmal jedoch kann sie davon ausgehen, dass ihre Worte genau richtig verstanden wurden.

Text: SPIEGEL-online
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ich habe ja erst neulich beim anblick der weinenden frau may gesagt: "ecce homo | seht - da ist ein mensch" ... den gleichen satz könnte ich nun über die wutrede der akk ablassen.

da ist sie voller enthusiasmus aus dem saarland nach berlin gefolgt - gefolgt dem ruf der bundeskanzlerin, um ihre nachfolge anzutreten - tja - und schon die erste wahl unter ihrer ägide geht dermaßen in die hose, dass man - und das ist auch menschlich - wütend ist, maßlos enttäuscht.

doch ich tippe diese zeilen hier als von ihrer wut betroffener, als von frau akk angegriffener, sich im digitalen internet tummelnder blogger, der sich in seiner freien meinungsäußerung bedroht fühlt - und der von jetzt auf gleich sich der meinung des #rezo anschließt oder eben nicht oder doch - vielleicht - muss ich mal sehen ... 

als parteivorsitzende und kanzlerin in spe dürfen sie sich bei aller verständlicher niedergeschlagenheit nicht dazu hinreißen lassen, grundrechte anzugreifen oder auch nur ein wenig nebulös in frage stellen: das 70-jährige geburtstags-grundgesetz garantiert das recht eines jeden menschen (!), "seine meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten" und für diese meinung auch zu werben und andere zu überzeugen. und das dürfen sie, frau akk, als privatperson auf ihrem persönlichen account natürlich auch - aber nur ganz losgelöst von cdu-vorsitz, kanzlerschaft in spe und dem neuen markenkürzel "@akk" - wenn sie in ihren funktionen so etwas ablassen, ist das politisch relevant und bewertbar und höchstbedenklich.

und selbstverständlich dürfen sich ein paar oder mehrere oder viele oder eine masse gemeinsam miteinander verbinden, um parteien, verbände, vereine, netzwerke zu bilden, die gemeinsam eine meinung über die medien, die man dazu gewinnt oder zur verfügung hat, verbreiten.

und die parteien tun ja auch eigentlich nichts anderes den lieben langen tag: sie bilden meinungsverbünde, die dann über medien verbreitet und veröffentlicht werden und die sich damit zur nächsten wahl stellen.

liebe frau @akk: das ist "gemeinschafts"- "staats-bügerkunde" im ersten jahr, so ganz vorn im fachbuch bei den "grundlagen" zu finden - und auch die inzwischen altgewordenen parteien dürfen diese basis - nachgeschult ja vielleicht durch die beratercrews von mckinsey & co. - durchaus im laufe der jahre neu modifizieren und kalibrieren auf die "neuen" medien, die inzwischen hinzugestoßen und schon fast wieder "alt" geworden sind - und aufgrund ihrer beliebtheit und leichten handhabung alte medien verdrängen bzw. andere rollen zuschreiben.

sehr menschlich, frau akk, wäre eine demütigere haltung - auch des einfachen dazulernens - des "lebenlangen lernens" - auch in einer "neuen" medialen hinsicht - vor den wählern und vor diesen ur-demokratischen mechanismen: "wir [alle (!)] sind [tatsächlich nämlich] das volk": jede*r einzelne kann morgen mit 7 gleichgesinnten einen verein, eine neue partei gründen, die dann stimmen und stimmungen einwirbt oder 'ne demo anmeldet - aber diese sieben gleichgesinnten darf er*/sie zunächst einmal mit den verbreitungsmedien, die ihm zur verfügung stehen, suchen, die er dafür findet oder unterhält ...

und überhaupt - @akk wütet ja: "was wäre eigentlich in diesem lande los, wenn eine reihe von, sagen wir, 70 zeitungsredaktionen zwei tage vor der wahl erklärt hätten, wir machen einen gemeinsamen aufruf: wählt bitte nicht cdu und spd. das wäre klare meinungsmache vor der wahl gewesen."

jawoll - da haben sie recht: endlich mal meinungserweiterung durch die freie presse in diesem unserem lande: ja - und ??? - auch da muss ich sie dringend belehren: das wäre das im grundgesetz verbriefte recht der verlage, frau akk. und den medien, als 4. kraft im staatsapparat - zusätzlich zu legislative, judikative, exekutive - sogar stillschweigend zugestanden und abverlangt...

apropos "70 zeitungen", frau akk - vielleicht haben sie das noch gar nicht bemerkt: auch diese von ihnen beispielhaft genannten 70 redaktionen ersterben heutzutage längst schon in effizienz, und werden nur noch im "redaktions- oder rechercheverbund" vielleicht von 1-2 polit-redakteuren mit vielleicht noch 2 volontären für's grobe "bedient": so wird dann verkaufte "meinung" draus...

aber auch so können die meinen, was sie wollen in einem land mit absoluter pressefreiheit - und auch gemeinsame aufrufe verfassen und veröffentlichen - und haben das z.b. im falle des in der türkei inhaftierten journalisten yücel auch schon getan. 

und in den usa geben presseverbünde vor wahlen fast traditionsgemäß empfehlungen ab, wie die kirchen das ja gehandhabt haben früher für ihre cdu, frau akk - und die medien und verlage dürfen sogar, wenn es das kartellamt zulässt, fusionieren was das zeug hält (und tun das ja auch hier und da) - aber sie würden aus konkurrenz- und marktpolitischen gründen und mit blick auf werbeeinnahmen es in richtung parteien wohl kaum und nicht umfänglich in deutschland machen, schon gar nicht als gemeinsames projekt. 

ja - @akk - es bleibt noch viel zu tun - packen sie's an! demokratie ist halt "lebenslanges lernen"*). und nehmen sie nachhilfeunterricht in verfassung & demokratie ehe sie als kanzlerin antreten, denn dann vertreten sie ja auch mich - was sie jetzt als irgendeine parteivorsitzende noch verzapfen, ist eigentlich egal - das muss ihre partei ausbaden -
*) - und das grundgesetz gibt es jetzt schon für nen 10er als schön aufgemachtes magazin - das dürfen sie ruhig unterm arm mittragen.
und in china fällt mal wieder der sack reis um - und dreht euch wieder um - und chuat choan und nix für ungut