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Himmlers Dienstkalender


Notizen eines Massenmörders

Die Dienstkalender des SS-Chefs Heinrich Himmler wurden lange unter Verschluss gehalten. Die bürokratischen Eintragungen verraten viel über die Arbeitsweise und Gedankenwelt des Holocaust-Organisators.

Von Michael Wildt - im SPIEGEL

SS-Führer Himmler um 1943 - Walter Frentz / ULLSTEIN BILD



  • Michael Wildt, 65, zählt zu den führenden deutschen Holocaust-Experten. Er ist Professor am Institut für Geschichtswissenschaften der Berliner Humboldt-Universität.


Am 12. Februar 1943 schrieb Heinrich Himmler in seinen Tischkalender: "8.00 Uhr aufgestanden, 9.00 Uhr gearbeitet, 10.00 Uhr Abfahrt Hochwald". An diesem Tag flog er von seinem Hauptquartier in Ostpreußen nach Lublin im besetzten Polen. Der Dienstkalender hielt fest: "12.00 Uhr Landung Lublin; Abholung durch SS-Obergruppenführer Krüger und SS-Gruppenführer Globocnik; Essen im Flughafenhotel. 12.30 Uhr Start mit Wagen nach Cholm. 14.00 Uhr Start von Cholm mit Sonderzug zum SS-Sonderkommando. 15–16.00 Uhr Besichtigung des SS-Sonderkommandos."

Terminnotizen: "15–16.00 Uhr Besichtigung des SS-Sonderkommandos"

Hinter diesen kargen Eintragungen verbarg sich Himmlers Besuch des Vernichtungslagers Sobibór, das war eine der Massenmordstätten der "Aktion Reinhardt". Von April 1942 bis Oktober 1943 wurden hier bis zu eine Viertelmillion Menschen mit Gas ermordet. Da an diesem 12. Februar kein Deportationszug zu erwarten war, schleppte die SS 200 jüdische Mädchen und Frauen aus der Umgebung herbei, um dem Reichsführer SS die Effizienz des Mordens vorzuführen.

Tags darauf war Himmler in Hitlers Hauptquartier "Wolfsschanze": "16.00 Uhr Termin beim Führer". Obwohl sich die Unterredung in erster Linie um die Aufstellung neuer Waffen-SS-Divisionen drehte, dürfen wir annehmen, dass Himmler auch über seine Beobachtungen aus Sobibór berichtet hat.

Erst vor knapp vier Jahren wurde das Original des Dienstkalenders in Moskau gefunden. In einem Archiv hatten, über Jahrzehnte geheim gehalten, von der Roten Armee beschlagnahmte NS-Unterlagen gelagert. Jetzt erscheint die Edition des Kalenders für die Jahre 1943 bis 1945 (ab 6. April). Sie umfasst mehr als 1100 Seiten, auch Himmlers persönliche Aufzeichnungen aus seinem Tischkalender und die Notizen über seine Telefongespräche wurden aufgenommen. Kein Buch, das als Urlaubslektüre dienen könnte, vielmehr das Ergebnis einer immensen wissenschaftlichen Leistung. Wie das Beispiel des 12. Februar 1943 zeigt, können die nüchternen Terminangaben, die Himmlers Adjutant jeden Tag auf einem DIN-A4-Blatt zusammenstellte, nur durch historische Forschung zum Sprechen gebracht werden.

Die Geschichte des Holocaust muss nicht neu geschrieben werden. Doch ist nun - nach den Editionen von Himmlers Kalendern für die Jahre 1940 und 1941/42 - die Tätigkeit eines der wichtigsten Akteure des NS-Regimes im Krieg so vollständig und detailliert dokumentiert wie kaum eine andere. In den bürokratischen Eintragungen wird auf gespenstische Art die Arbeitsweise eines Topmanagers des NS-Regimes erkennbar.

Himmler leitete als Reichsführer SS nicht nur ein weitverzweigtes SS-Imperium, sondern war seit 1936 auch Chef der gesamten deutschen Polizei und seit 1939 oberster Siedlungskommissar. In den Jahren 1943/44 erreichte er den Zenit seiner Macht: Er wurde Reichsminister des Innern, Befehlshaber des Ersatzheeres und Chef des Kriegsgefangenenwesens. 1945 übernahm er sogar als militärischer Oberbefehlshaber die Heeresgruppe Weichsel.

Diese vielfältigen Kompetenzen spiegeln sich in den zahlreichen Besprechungsterminen mit unterschiedlichen Funktionsträgern der SS und des NS-Regimes wider. Die Herausgeber erläutern in Fußnoten und Kommentaren für jeden Tag den Kontext der Gesprächsinhalte. Himmler, das zeigt der Dienstkalender deutlich, hielt seinen Machtapparat weniger durch Aktenstudium zusammen, für das der Eintrag "gearbeitet" steht. Wichtiger waren persönliche Kontakte. Neben den täglichen Besprechungen unternahm er etliche Inspektionsreisen, um vor Ort mit Verantwortlichen zu reden. In diesem paternalistischen Verständnis von Menschenführung kümmerte sich Himmler selbst um persönliche Angelegenheiten von SS-Angehörigen. Er sei "sehr hart", so schilderte ihn ein SS-Führer 1944 in britischer Kriegsgefangenschaft. "Man kann sehr schnell etwas werden, man kann aber auch sehr schnell fallen."

Anfang 1943 war der Großteil der europäischen Juden bereits ermordet. Himmler hatte im Sommer des Vorjahrs die Führung des Reichssicherheitshauptamts übernommen und den Massenmord forciert. Das Warschauer Getto ließ er im Frühjahr 1943 restlos zerstören. Als die Wehrmacht nach dem Sturz Benito Mussolinis im September 1943 weite Teile Italiens besetzte, deportierte die SS die italienischen Juden nach Auschwitz. Im Frühjahr 1944 sorgten SS-Kommandos unter der Leitung Adolf Eichmanns für die Deportation von 437.000 ungarischen Juden. Himmler kümmerte sich persönlich über einen Sonderemissär - dessen zahlreiche Treffen mit Himmler der Dienstkalender dokumentiert - um die räuberische Übernahme von Metallfabriken in jüdischem Besitz.

Da zeichnete sich Deutschlands Niederlage bereits ab, 1943 war das Jahr der Kriegswende. Nach der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad lebte überall in Europa der Widerstand gegen die Besatzung auf. Hitler übertrug die "Bandenbekämpfung" Himmlers SS, deren Einheiten zusammen mit der Wehrmacht in Osteuropa die Zivilbevölkerung ganzer Landstriche ausrotteten und "tote Zonen" schufen. Ebenfalls fielen in West- und Nordeuropa zahlreiche Zivilisten "Strafaktionen" zum Opfer.

Im August 1943 avancierte Himmler zum Reichsinnenminister, um mit Terror die deutsche Kriegsgesellschaft unter Kontrolle zu halten. Das KZ-System weitete sich enorm aus. Waren Anfang 1943 etwa 123.000 Menschen inhaftiert, so stieg deren Zahl bis zur Jahreswende 1944/45 auf 718.000 an. Die meisten waren ausländische Häftlinge, die zur Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion wie der Herstellung der V2 verschleppt worden waren. Himmler genehmigte persönlich medizinische Menschenversuche an Häftlingen.

Vor allem aber bedeutete die Kriegswende 1943, dass nun dringend neue Soldaten benötigt wurden, um den Krieg fortführen zu können. 168 Treffen zwischen Hitler und Himmler führt der Dienstkalender für die Zeit von Januar 1943 bis März 1945 auf, das heißt, dass sich beide durchschnittlich etwa sechsmal im Monat trafen. Dabei ging es in erster Linie um die Aufstellung neuer Waffen-SS-Divisionen. Ende 1942 umfasste die Waffen-SS annähernd 250.000 Mann, ein Jahr später hatte sich deren Stärke verdoppelt, Mitte 1944 stieg sie auf etwa 600.000 Soldaten. Dazu zählten sogar muslimische Einheiten wie die 13. SS-Division "Handschar" aus Bosnien. Dank Himmlers geschickter Propaganda galt die Waffen-SS als besonders kampfentschlossene und ideologisch zuverlässige Truppe - alles Eigenschaften, die Hitler als entscheidend für den Krieg ansah.

Zwar konnten auch die Waffen-SS-Einheiten den Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront im Sommer 1944 nicht verhindern, aber Himmlers Nimbus strahlte bei seinem Oberbefehlshaber dennoch hell genug, dass Hitler ihn nach dem Attentat vom 20. Juli zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannte und ihm damit die Gesamtrekrutierung neuer Soldaten übertrug.

Tatsächlich war Himmlers militärische Kompetenz gering. Seine Berufung als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel Ende Januar 1945 endete im Desaster. Hitler beschuldigte ihn, für die schwere Niederlage der deutschen Truppen in Pommern verantwortlich zu sein, und berief ihn Mitte März von seinem Posten ab.

Privates taucht im Dienstkalender nur schemenhaft auf. Gelegentlich schaute sich Himmler Spielfilme an. Der Dienstkalender vermerkt am 16. Oktober 1943 einen gemeinsamen Filmabend in der "Wolfsschanze" mit Hitler sowie Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, und Karl Dönitz, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine. Gezeigt wurde die "Feuerzangenbowle". Doch solche Abende blieben Ausnahmen. Häufiger gab es "Doppelkopf"-Runden mit Angehörigen seines Stabes.

Beim Filmabend mit Hitler 
in der »Wolfsschanze« 
wurde die »Feuerzangenbowle« gezeigt.

Oft telefonierte er mit seiner Tochter Gudrun, die zusammen mit ihrer Mutter in Gmund am Tegernsee lebte. An dem Bild einer intakten Familie hielt er unbeirrt fest, obwohl er seit 1938 ein Verhältnis mit seiner damaligen Privatsekretärin Hedwig Potthast hatte. Die beiden hatten zwei Kinder. Die Besuche bei seiner Geliebten, deutlich öfter als bei seiner Familie, erscheinen im Dienstkalender nur mit kryptisch-verdrucksten Vermerken wie "unterwegs".

Die Herausgeber schildern Himmler als einen "intriganten, kleinlichen, pedantischen, nachtragenden, schulmeisterhaften, verbissenen und mitunter skurrilen Bürokraten". Aber er war auch ein erfolgreicher Organisator der SS, der im NS-Herrschaftssystem geschickt agierte und seinen Machtbereich stetig vergrößerte. Sein Fixpunkt war Adolf Hitler, dem er seine Karriere verdankte und dessen rassistische und antisemitische Weltanschauung er bedingungslos teilte.

Himmlers Fall ging mit seinem Irrglauben in den letzten Kriegswochen einher, er könnte von den Alliierten als Verhandlungsführer eines Nach-Hitler-Deutschlands für einen Separatfrieden akzeptiert werden. Geheim aufgenommene Kontakte wie zum schwedischen Roten Kreuz, die selbstredend nicht im Dienstkalender notiert sind, nutzten die ausländischen Verhandler aus: Mit Himmlers "Angebot", KZ-Häftlinge freizulassen, brachten sie möglichst viele Menschen in Sicherheit. Als Hitler von Himmlers Aktivitäten erfuhr, entließ er ihn wutentbrannt als Reichsführer SS und stieß ihn aus der NSDAP aus.

Auch Admiral Dönitz als Hitlers Nachfolger mochte mit Himmler nichts mehr zu tun haben und entließ ihn am 6. Mai 1945 aus allen Ämtern. Der einst zweitmächtigste Mann des NS-Regimes und einer der größten Massenverbrecher des 20. Jahrhunderts hielt es noch ein paar Tage in Flensburg aus. Dann versuchte er, mit gefälschten Ausweispapieren nach Süddeutschland zu fliehen. Im Raum Lüneburg fiel er dem britischen Militär in die Hände; am 23. Mai 1945 nahm sich Himmler mit einer Giftkapsel das Leben.
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Historiker über Himmler-Tagebücher

"Einer der schlimmsten Massenmörder der Geschichte"

SS-Chef Himmler war Hitlers mächtigster Vollstrecker. Nun veröffentlicht ein Historikerteam seine Diensttagebücher aus den letzten Kriegsjahren. Matthias Uhl erklärt die Hintergründe zu dem Fund.

Ein Interview von Klaus Wiegrefe - im SPIEGEL

Heinrich Himmler war ein Mann ohne Gnade. Bei einem Besuch hinter der Ostfront 1941 fiel ihm ein russischer Gefangener auf, weil dieser blonde Haare hatte. Folgender Dialog ist überliefert:

Himmler: "Sind Sie Jude?"
Gefangener: "Ja."
Himmler: "Sind Ihre beiden Eltern Juden?"
Gefangener: "Ja."
Himmler: "Haben Sie irgendwelche Vorfahren, die keine Juden waren?"
Gefangener: "Nein."
Himmler: "Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen."

Der Gefangene wurde erschossen.

So war Himmler, der Radikalste unter Hitlers Radikalen, ein unermüdlicher Antreiber des Todes, dessen Name auf ewig mit dem Holocaust verbunden bleibt. In einem russischen Archiv ist sein Dienstkalender aus den Jahren 1943 bis 1945 aufgetaucht.

Aufgefunden hat den Kalender der Historiker Matthias Uhl vom Deutschen Historischen Institut Moskau. Gemeinsam mit Kollegen hat er ihn nun veröffentlicht.

SPIEGEL: Wo haben Sie den Dienstkalender gefunden?

Matthias Uhl: Im Archiv des russischen Verteidigungsministeriums in Podolsk, einer Großstadt südlich von Moskau. Das Archiv dort ist in einer ehemaligen Kaserne aus den Dreißigerjahren untergebracht. In einem Gebäude im zweiten Stock lagern die sogenannten deutschen "Trophäenakten", wie die Russen sie nennen. Darunter ein Bestand mit der Bezeichnung "Akten der Waffen-SS und Polizei" samt Himmlers Dienstkalender aus den letzten Kriegsjahren.

SPIEGEL: Wie muss man sich das vorstellen?

Uhl: Das sind zwei dicke Mappen, da liegen die Blätter für jeden Tag drin, allerdings durcheinander.

SPIEGEL: Was sind das für Blätter?

Uhl: Himmlers Adjutant Werner Grothmann hat dem SS-Chef jeden Tag die anstehenden Termine aufgeschrieben.

SPIEGEL: Was ist daran interessant?

"Hitler sah in Himmler
 einen potenziellen Nachfolger"

Uhl: Himmler war einer der schlimmsten Massenmörder der Geschichte. Aus dem Kalender geht hervor, wie unerbittlich er den Holocaust vorantrieb. Er besuchte Vernichtungslager, inspizierte Gettos und beklagte sich darüber, dass das Morden nicht schnell genug gehe. Man muss den Kalender im Zusammenhang lesen mit Himmlers sonstiger Korrespondenz, also den täglichen Weisungen und Befehlen. Auch diese haben wir daher in unser Buch aufgenommen. Alles zusammen ergibt das Bild eines Mannes, den nur zwei Dinge wirklich interessierten: der Holocaust und der Ausbau seiner Macht. Hitler sah in ihm einen potenziellen Nachfolger.

SPIEGEL: Privates findet man also nicht im Kalender?

Uhl: Doch, er verzeichnet penibel die Besuche bei seiner Geliebten und den beiden gemeinsamen Kindern, die er häufiger als seine Ehefrau und die eheliche Tochter Gudrun sah.

SPIEGEL: Wie ist der Kalender nach Moskau gekommen?

Uhl: Die SS hatte das Schloss Wölfelsdorf im damals deutschen Niederschlesien, heute Polen, angemietet. Himmler hatte nach alliierten Luftangriffen auf Hamburg und Berlin 1943 befohlen, Dokumente auszulagern, damit sie nicht zerstört wurden. Der Dienstkalender kam wohl Anfang 1945 nach Wölfelsdorf und fiel im Mai der Roten Armee in die Hände.

SPIEGEL: Nur der Dienstkalender?

Uhl: Nein, die Russen haben allein von dort insgesamt mehr als 2600 Kisten mit Akten abtransportiert.

SPIEGEL: Was wollte der damalige Kremlchef Josef Stalin mit diesen Papiermengen?

Uhl: Die Sowjets suchten nach Material zur Aufklärung deutscher Kriegsverbrechen. Und dann war es damals üblich, Archive als Beutegut zu betrachten. Da unterschied sich Stalin nicht von Hitler oder auch Napoleon. Kurioserweise nahm die Rote Armee in großem Stile auch Unterlagen mit, welche die Deutschen zuvor Franzosen und Polen geraubt hatten.

SPIEGEL: Wie ging es weiter mit Himmlers Kalender?

Uhl: Die Beuteakten wurden beim sowjetischen Innenministerium gelagert. 1954 übernahm der Geheimdienst KGB die Unterlagen. Er hat sie nach Personen verschlagwortet, offenkundig auch, um belastende Unterlagen aus der Nazizeit für Kampagnen gegen westdeutsche Politiker zu nutzen.

SPIEGEL: Aber Himmler hatte sich 1945 das Leben genommen.

Uhl: Deswegen hat sich auch niemand für den Kalender interessiert. Ende der Fünfzigerjahre wurde er mit anderen Papieren dem sowjetischen Militär übergeben und landete in Podolsk. Dort blieb alles bis vor wenigen Jahren weggeschlossen.

"Es gab beim sowjetischen Militär 
eine Tradition der Geheimhaltung, 
die ins Absurde reichte"

SPIEGEL: Warum die Geheimniskrämerei?

Uhl: Es gab beim sowjetischen Militär eine Tradition der Geheimhaltung, die ins Absurde reichte. Ihre Folgen sind auch im heutigen Russland noch zu spüren. Zudem sprechen viele Archivare kein Deutsch und trauen sich nicht, Papiere herauszugeben, deren Inhalt sie nicht einschätzen können.

SPIEGEL: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 haben sich die russischen Archive doch zunächst geöffnet.

Uhl: Podolsk war für Ausländer immer unzugänglich. Umso bedeutender, dass die russische Seite heute mit dem Deutschen Historischen Institut Moskau kooperiert. Wir haben knapp 15.000 Beuteakten - überwiegend der Wehrmacht sowie aus Reichsministerien - gemeinsam mit dem russischen Verteidigungsministerium im Netz veröffentlicht. Eine ähnliche Menge soll noch publiziert werden. Irgendwann werden dann auch die Himmler-Dokumente dort zu finden sein.

SPIEGEL: Erwarten Sie weitere Funde zu Himmler?

Uhl: Wir suchen seine Diensttagebücher aus den Jahren 1939 und 1940. Auch wissen wir, dass Himmler zeitweise Besprechungsnotizen gefertigt hat. Gut möglich, dass da noch Neues auftaucht.
Zur Person
  • Historiker Matthias Uhl (Jahrgang 1970) ist seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Moskau. Er forscht vor allem zur Geschichte des Kalten Krieges sowie zur sowjetischen Militär- und Sicherheitspolitik.


Matthias Uhl, Martin Holler, Jean-Luc Leleu (Hrsg.)
Die Organisation des Terrors - Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945
Herausgeber: Piper
Seitenzahl: 1152
Für 48,00 € kaufen













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in einer rezension dieses buches über himmler in der süddeutschen zeitung steht der erschreckende background dieser massenmorde: himmler handelte zwar ziemlich einsam in seiner erbarmungslos grausamkeit - aber er benötigte
zu seinem perfiden mörderischen tun ein team von hilfswilligen - und für dieses "geschäft" fanden sich genügend handlanger an seinem rocksaum ein.

die süddeutsche schreibt: Erst durch diese akribische Dokumentation und Einordnung der Kalenderblätter der fünf Historiker gewinnen diese Konturen, die sich für den Leser zu einem facettenreichen Bild des Managers des Terrors und zu einer nuancierten Darstellung des arbeitsteilig und bürokratisch organisierten Verbrechens zusammenfügen.

Es waren keine irren Monster, die die Vernichtung des europäischen Judentums planen und durchführen ließen, sondern Männer einer durch die Kriegsniederlage von 1918, die missratene Revolution und den verbiesterten Frieden von Versailles geprägte, akademisch gebildete Generation.

Diese orientierte sich mental und emotional an Ideen, die auf nationalistisch-völkisch-militaristischen Ressentiments beruhten. Deren ideologische Basis bildete der hetzerische Dualismus von Freund und Feind, der nach der Wirtschaftskrise von 1929 das Weltbild der bürgerlichen Eliten total und fast der Mehrheit der deutschen Bevölkerung vergiftete.

ja - und diese handlanger und stiefellecker waren nicht etwa irgendwelche tumben hurra-schreier, sondern zum großteil eben auch eine "akademisch gebildete generation" und lehrende "elite" - und eben "keine irren monster" von einem anderen stern. das war kein science-fiction... - sondern schreckliche wirklichkeit - in unseren familien und vor der tür und in der nachbarschaft unserer altvorderen.

das passiert ja oft im nachhinein in der aufarbeitung hier, dass man von "ns-deutschland" spricht, von "nazi-deutschland", von den "nazis" usw., wo man implizit so tut, als sei das eine mörderische und grausame aber überschaubare extra-truppe gewesen - eben in gewisser weise der "abschaum", die "monster" des bösen - und die "anderen" - und gleichzeitig soll das ja suggerieren, als stünde man da außen vor, und wäre in keinster weise mit "solchem pack" irgendwie verstrickt "gewesen".

aber das ist ein trugschluss: hitler, himmler und konsorten waren
karrieretypen mitten aus dem "volk", geduldet von kirche, der "intelligenz", den medien - und auch der wirtschaft, die mit rüstungsaufträgen bei laune gehalten wurde - und die deshalb diese "führungsriege" auch mithätschelte und mittätschelte - und wo man nach dem krieg vielen der schergen einen sicheren unterschlupf bot, wo sie gesellschaftlich abgesichert ihren lebensabend verbringen konnten.

überhaupt sagt ja die umschreibung der "arbeitsteilig und bürokratisch organisierten verbrechen", dass diese massenmorde eben nicht durch eine handvoll massenmörder hinterrücks begangen wurden, sondern dass es neben den "vollstreckern" auch eine ganze reihe auch von schreibtisch-mittätern und mitwissern geben musste, eben auch mitten aus dem "volk", in diesem bürokratisch penibel durchorganisierten staat, der alles notierte und tonnen von papier produzierte, die zum teil noch immer unsortiert und ungelesen in den archiven mitschlummern und vergilben.

da ist zum beispiel der schreiber und chefadjutant himmlers, werner grothmann (1915-2002), der zumindest die täglichen terminplanungen für himmler zusammenstellte (s. abb. oben) - und der folglich im wahrsten sinne des wortes minutiös wusste, wo sich himmler aufhielt und was dessen sinnen und trachten war. aber wikipedia schreibt:
Während der Nürnberger Prozesse wurde Grothmann von 1946 bis 1948 mehrfach als Zeuge vernommen. Obwohl die Anklage ihn in Nürnberg mit belastenden Dokumenten konfrontierte, wurde er nicht angeklagt. Er behauptete, als Adjutant lediglich Sachbearbeiter ohne fachliche Zuständigkeit gewesen zu sein und erst im Herbst 1944 vom Holocaust erfahren zu haben. 
Ab Juli 1948 war Grothmann im Internierungslager Dachau inhaftiert und wurde am 15. September 1948 als „Hauptschuldiger“ von der Lagerspruchkammer zu vier Jahren Haft verurteilt, unter anderem, weil er die Abstellung von KZ-Häftlingen für medizinische Versuche genehmigt hatte. Er legte Einspruch ein, wurde am 29. September 1948 aus Dachau entlassen, zunächst von der Berufungskammer für Oberbayern als „Minderbelasteter“ eingestuft und schließlich im Juli 1950 von der Hauptkammer München als „Mitläufer“ entnazifiziert.In der Bundesrepublik Deutschland mied Grothmann die Öffentlichkeit, stand aber in engem Kontakt zu SS-Kreisen und der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS. 
1961 wurde er im Verfahren gegen Karl Wolff als Zeuge geladen. Aufgrund von belastenden Dokumenten wurde ein Verfahren gegen ihn wegen Mordes eröffnet. Zwar konnte ihm sein Wissen um die Aktion Reinhard, aber keine individuelle Schuld nachgewiesen werden, so dass das Verfahren am 7. Januar 1966 eingestellt wurde.
und daneben gab es eben ein ganzes heer von mord-vollstreckern vor ort, sicherlich vornehmlich aus der ss, aber eben auch aus der "normalen wehrmacht", denn so wurde ja jüngst noch einmal bewusst gemacht, dass, um nur ein beispiel zu nennen, die leitung und verantwortung des berüchtigten gefangenen-stammlagers 326 (VI-K) in stukenbrock-senne mit seinen ca. 65.000 (i.w.: fünfundsechzigtausend) opfern unter den russischen kriegsgefangenen bei der "wehrmacht" lag. wo doch immer wieder so getan wird (diskussion um die "wehrmachts-ausstellungen" von philipp reemtsma seinerzeit), als habe man dort nur brav "befehle" im "kampf für's vaterland" befolgt.

nein - das ganze deutsche volk war nicht nur opfer des krieges, sondern eben in jener zeit auch mit in der täter- und mittäterschaft involviert - und der "zeitgeist", gespeist aus der niederlage im 1. weltkrieg und aus der dominanz aus kleinstaatlich "nationalistisch-völkisch-militaristischem" fühlen und denken und der daraus erwachsenen "rassenheilkunde" und dem begriff eines "gesunden volkskörpers" rührte da diesen unsäglich tödlichen sud an, aus dem in diesen rund 25 jahren (ca. 1925 - 1950) "gelebt" wurde - und der heutige generationen noch nachhaltig beschäftigt und beeinflusst - zum guten und zum schlechten...


ich mach mir die welt wie sie mir gefällt

Hektik an der New Yorker Börse: „Man glaubt an das Wunder des Marktes.“ (AP) DLF


Soziologe über Investmentbanker

"Für gesellschaftliche Probleme immer weniger erreichbar"

Sie machen Millionengeschäfte und leben in einer exklusiven Welt: Der Soziologe Sighard Neckel beobachtet die Entstehung einer globalen Klasse aus Finanzmanagern - mit problematischen Auswirkungen.

Ein Interview von Janne Kieselbach | DER SPIEGEL

Die weltweiten Börsen und Handelsplätze sind immer stärker miteinander verflochten.

Millionensummen werden zwischen Kontinenten transferiert, Megadeals in Bruchteilen von Sekunden abgewickelt. Die Globalisierung hat zu gewaltigen Gewinnchancen für international tätige Spekulanten geführt, aber auch zu einer noch nie dagewesenen Anfälligkeit des Systems für verheerende Finanzkrisen.

Im Mittelpunkt dieser Entwicklung stehen Menschen, über die erstaunlich wenig bekannt ist: die Mitarbeiter des global agierenden Finanzwesens. Sie steuern Hedgefonds, wickeln hochspekulative Geschäfte ab und arbeiten so transnational wie kaum eine andere Berufsgruppe. Sie sind zu Helden ihrer Zunft geworden - und zu Hassfiguren der Kritiker eines entfesselten Kapitalismus.

Wie ticken Investmentbanker und internationale Börsenprofis? Führt ihre globale Orientierung zu einer weltoffenen Einstellung oder schotten sie sich ab? Und welche Folgen hat das für gesellschaftliche Entwicklungen? Diesen Fragen ist der Soziologe Sighard Neckel mit seinem Team nachgegangen. Dafür forschte er an den Finanzstandorten Sydney und Frankfurt am Main. Daraus hervorgegangen ist das Buch "Die globale Finanzklasse".

SPIEGEL: Herr Neckel, Sie beobachten die Entstehung einer "globalen Finanzklasse". Was genau bedeutet das?

Neckel: Wir haben herausgefunden, dass sich die Beschäftigten in der internationalen Finanzindustrie immer stärker angleichen. Das fängt mit der beruflichen Entwicklung an: Einerseits ist die Ausbildung durch vergleichbare Studienabschlüsse weltweit standardisiert worden, andererseits hat sich auch die Karriereorientierung verändert. Früher waren die Beschäftigten im Finanzwesen stark an ihre jeweiligen Banken in ihren Herkunftsländern gebunden. Sowohl in Frankfurt als auch in Sydney hat sich nun aber gezeigt, dass man sich mittlerweile mehr am globalen Markt als am Unternehmen orientiert. Das Prinzip "Follow the money", das wir schon aus dem internationalen Fußball kennen, greift mehr und mehr auch bei den Beschäftigten dieser Branche.

SPIEGEL: Worin macht sich die Angleichung noch bemerkbar?

Neckel: Wir konnten beobachten, dass sich unter den internationalen Finanzmanagern eine gemeinsame Kultur herausgebildet hat. Dazu tragen das Internet, Englisch als gemeinsame globale Sprache, die Nutzung derselben Medien und dasselbe Konsumangebot in den Business Districts dieser Welt bei. Diese kulturelle Angleichung führt dazu, dass das internationale Finanzwesen von einer zunehmenden Konformität und Uniformität geprägt ist.

SPIEGEL: Für Ihre Forschung haben Sie mit vielen Investmentbankern gesprochen. Was haben Sie über den Umgang dieser Menschen untereinander erfahren?

Neckel: Wir haben zum Beispiel konkret danach gefragt, wie die Meetings in der Branche ablaufen. In einem Fall trafen sich Finanzmitarbeiter aus 15 verschiedenen Bankinstituten von vier Kontinenten, um ein gemeinsames Projekt zu entwickeln. Und die erzählten uns später ganz lapidar: "Naja, da haben wir uns getroffen in einem großen Raum und innerhalb von 15 Minuten waren wir arbeitsfähig." Stellen Sie sich vor, welche unglaublichen Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen: Menschen kommen von vier Kontinenten an einem bestimmten Ort zusammen, sie kennen sich nicht, aber sie wissen genau, was zu tun ist. Das zeigt, wie sehr sich das operative Vorgehen im Finanzsystem homogenisiert hat.

SPIEGEL: Mit international agierenden Bankern assoziieren viele Menschen auch einen luxuriösen Lebensstil. Welche Rolle spielen Statussymbole bei der Herausbildung der Gruppenidentität?

Neckel: Äußerlichkeiten spielen eine sehr bedeutende Rolle. Es wird genau darauf geachtet, was die Personen mit ihrer Erscheinung signalisieren. Statussymbole sind zum Beispiel Maßanzüge, handgefertigte Schuhe und andere Accessoires des Erfolgs und des schnellen Reichtums. Dazu zählen vor allem teure Eigentumswohnungen in der richtigen Gegend oder der richtige Urlaub. Letztlich werden Stereotype wiederholt. Und gleichzeitig wird versucht, diese Stereotype dadurch auszutricksen, dass man noch einen daraufsetzt. Man trägt dann also keine Rolex, sondern etwas, das vermeintlich noch exklusiver ist.

SPIEGEL: Tickt die Finanzklasse auch politisch ähnlich?

Neckel: Ja. Die von uns Befragten teilen fast alle eine ähnliche gesellschaftspolitische Auffassung. Sie werden unter den Finanzmarktexperten keine Keynesianer finden. Die Mitglieder der globalen Finanzklasse sind Neoklassiker, die an die heilenden Kräfte des Marktes glauben - ohne jede Einschränkung. Die haben die gleichen Bücher gelesen, sie sind gleich ausgebildet worden und sie leben im selben Kontext.

SPIEGEL: Das klingt fast unheimlich.

Neckel: Einer erzählte uns, er habe kürzlich mit seiner Familie auf einem Flughafen drei oder vier Business-Leute miteinander reden gehört. Da habe er zu seiner Familie gesagt: "Jede Wette, ich stelle mich jetzt dazu, und die merken gar nicht, dass ich nicht zu ihnen gehöre."

SPIEGEL: Ist diese Angleichung denn problematisch?

Neckel: Sie führt jedenfalls dazu, dass sich diejenigen, die auf den internationalen Finanzmärkten tätig sind, von ihren jeweiligen sozialen Nachbargruppen in ihrer eigenen Gesellschaft immer stärker unterscheiden. Das muss kein Problem sein, solange die Finanzinstitute mit ihren Kernaufgaben, also zum Beispiel der Kreditvergabe, rückgebunden bleiben an wirtschaftliche Investitionen und Überlegungen in ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Bezugskreis. Tatsächlich ist das aber immer weniger der Fall. Je stärker sich die Finanzklasse sozial, beruflich und kulturell globalisiert und je mehr sich die Finanzmärkte selbst global orientieren, umso weniger sind sie erreichbar für gesellschaftliche Politik und gesellschaftliche Probleme, die immer an konkrete Orte gebunden sind.

SPIEGEL: Welche Folgen kann diese Entkopplung haben?

Neckel: Das Finanzwesen hat im Prinzip eine wirtschaftlich und gesellschaftlich sehr nützliche Funktion, weil es Kapital für Investitionen bereitstellt. Denken Sie an die Rolle, die Sparkassen traditionell in den Kommunen einnehmen: Sie besorgen Geld, damit die lokale Unternehmensstruktur liquide bleibt. Mittlerweile haben sich die Finanzmärkte aber vielfach auf Produkte und Gewinnsparten verlegt, die völlig unabhängig von konkreten Investitionsentscheidungen sind. Oft handelt es sich nur noch um reine Geld- oder Wettspekulationen. Wenn aber die Finanzmärkte selbst als Terrain der eigenen Gewinnmöglichkeiten dienen, dann entfällt der Bezug zu dem, was oft als Realwirtschaft bezeichnet wird.

SPIEGEL: Können Sie Beispiele nennen?

Neckel: Denken Sie an global agierende Immobilienspekulanten, die für Mietsteigerungen in Großstädten mitverantwortlich gemacht werden. Oder an das Schattenbankensystem, das sich jeder Regulierung entzieht. Finanzmärkte stellen in diesen Fällen eine ökonomische Kraft dar, die sich mitunter feindlich und bedrohlich gegenüber der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realität vor Ort verhält.

SPIEGEL: Im Hinblick auf die Beschäftigten der Finanzbranche beschreiben Sie eine paradoxe Situation: Einerseits gibt sich die Finanzklasse immer exklusiver, andererseits beansprucht sie für sich kulturelle Offenheit. Wie passt das zusammen?

Neckel: In der globalen Finanzklasse ist es mehr und mehr verpönt, sich spießig, engstirnig, autoritär oder nationalistisch zu verhalten, weil es nicht zum modernen und weltoffenen Image des Finanzwesens passt. Man versteht sich selbst als eine Branche, die Vorreiter eines weltumspannenden Erfolgsmodells ist. Aber hinter dieser Öffnung stehen im Wesentlichen ökonomische Beweggründe. Auf den Finanzmärkten kommt es stark darauf an, gesellschaftliche und kulturelle Tendenzen mitzubekommen, um zu erkennen, ob sich hier neue Investitionsfelder und Märkte eröffnen. Das weltoffene Selbstverständnis ist also Teil einer ökonomischen Strategie und widerspricht nicht der beobachteten Exklusivität.

SPIEGEL: Ob eine Branche tatsächlich weltoffen ist, kann sich zum Beispiel an der Integration von Menschen verschiedener Geschlechter und Herkünfte zeigen. Wie steht es um die Diversität in der globalen Finanzklasse?

Neckel: Diversität ist ein wichtiges Schlagwort im Finanzwesen. Aber der Begriff meint in der Logik der Finanzwelt vor allem, dass weitere Märkte erschlossen und immer mehr Menschen in die Wertschöpfung der Finanzindustrie eingeschlossen werden. Ansonsten kann in der Branche von Vielfalt eigentlich nicht die Rede sein. Obwohl im Finanzwesen insgesamt mehr Frauen als Männer arbeiten, ist das internationale Investmentbanking extrem männlich. Und auch von einer ethnischen Diversität oder gar einer Herkunftsdiversität ist man weit entfernt.


Zur Person
  • Sighard Neckel, Jahrgang 1956, ist Professor für Gesellschaftsanalyse und sozialen Wandel an der Universität Hamburg. In seiner Forschung beschäftigt er sich unter anderem mit den Auswirkungen des Kapitalismus und mit dem Nachhaltigkeitsbegriff.

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früher warnte man z.b. bei der institution "bundeswehr", sie dürfe auf keinen fall "ein staat im staate" werden. sie dürfe nicht abgehoben von der basis ein militärisches selbstwertgefühl entwickeln, wie zumindest teile der "wehrmacht" (wie der name schon sagt) bis 1945. 

man nannte in der brd die soldaten deshalb auch "staatsbürger in uniform" - in der ddr "volks-armee", um die bodenhaftung nicht zu verlieren. mit der umwandlung der bundeswehr in eine berufsarmee hat sich diese genuine bodenhaftung verschoben - und es stellen sich prompt abhebeerscheinungen von der basis und in sich geschlossene netzwerkbildungen ein, die oft einen radikalen touch ausbilden und heimliche, meist unappetitliche intentionsrituale.

mit der globalen finanzklasse der investmentbanker versagt jedoch bei der beschreibung oft dieser ja irgendwie vertraute sprachgebrauch, denn gerade die nationalen bezügen sind dort insgesamt sowieso verpönt. man "spielt" und "wettet" am liebsten als kosmopolit im eigenen dunstkreis, im eigenen saft, in einem recht abgeschlossenen global-digitalen kommunikationsraum untereinander im miteinander - und bildet eigentlich eine "über alles" schwebende zocker-blase, deren krumen, die unter der herren tische fallen,  diese weltwirtschaft am laufen halten.

dass man die nationalen grenzen einfach übergeht oder untergräbt bzw. überfliegt bei den finanzoperationen ist ja für mich noch ein positives signal - wie ich überhaupt "globale diversität" für das anzustrebende gebot der weiterentwicklung des erdballs halte - denn mit dem fallen nationaler grenzen und dem aufweichen von dogmengesteuerten religionen und ideologien wird die welt insgesamt sicherer im miteinander. und die klimatischen probleme hier lassen sich ja nur mit der aufgabe all der nationalistischen elfenbeintürme lösen.

die mitglieder dieser finanz-klasse jedoch sind in gewissem sinne ja sogar "anarchisten", denn über alle grenzen und rechtsnormen hinweg bedienen sie in den börsen dieser welt wie "spielsüchtige" ihre art der algrorithmusgesteuerten spielautomaten wie  den "einarmigen banditen" - und gewinnen und verlieren, operieren virtuell mit ganzen container-schiffsflotten-ladungen von kontinent zu kontinent im hinüber und hernüber und milliarden-budgets - "dass es so seine 'art' hat", wie man das wohl altlyrisch formulieren könnte.

und wenn unsere noch-kanzlerin und derzeitige "lame duck" angela merkel seinerzeit von einer "marktgerechten demokratie" sprach, dann wollte sie sicherlich für diese deutsche und europäische hemisphäre die krumen sichern, die da ab und zu als peanuts aus der banker-blase rieseln. denn diese blase lässt seit 2008 bestenfalls nur noch einzahlen und verweigert jede zinszahlung. und nur wenn man auch "hier unten" seinen teil beim welt-zocker-spiel mitspielt - sprich: aktien und investements kauft und verkauft und abstößt und ordert - kann man über 15 jahre "vielleicht" ohne verlust "hier unten" abschließen - allerdings sind kurzfristig hohe gewinne und gewinnbringende spontanabstöße nicht ausgeschlossen - und die machen eben das "kribbeln in den fingern" aus, wie hier "ganz unten unter uns" beim ausfüllen eines lottoscheins. das klimpern von münzen oder das zählen von scheinen ist out und überholt.

füher hat man "geheim-organisationen" in verschwörungstheorien eine ähnliche unbeeinflussbare und lenkende funktion wie heute dieser top-finanzklasse zugedichtet: z.b. den "illuminaten" oder einigen "freimaurer-logen", die hinter verkleideten geheimtüren ihr (un-)wesen trieben und mit initiationsriten neue mitglieder einschworen.

und so ganz will ich mich auch nach diesem spiegel-interview mit professor sighard neckel nicht von einem ganz leisen verdacht auf die tatsächliche existenz solcher logen und geheimbünde in dieser mit uns allen spielenden "upper-class" verabschieden: wer weiß ...

und ich weiß auch nicht, ob dieses neue angeblich in china geborene corona-virus nun diese finanz-banker überrascht hat und ihnen in mancher hinsicht im wahrsten sinne des wortes einen strich durch die rechnung macht - oder ob das virus nur eine kalkulierte spielfigur auf dem algorithmengesteuerten spielfeld bzw. boxring im globalen nirgendwo ist, "um neue märkte zu erschließen" - und kirre zu machen und einzuverleiben, koste es - was es wolle.

zeichen setzen - website slogan

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vielleicht schaffe ich es mal, mit meinem website-logo endlich ein konstanteres zeichen zu setzen.

als ausgebildeter schriftsetzer spiele ich gerne mit buchstaben bzw. lettern, text und mit bildern und mit slogans ...

und gerade vom schrift setzen her fiel mir dann eines morgens im halbschlaf dieser begriff

"zeichen setzen"

unter die augenlider und dann in den wacher werdenden sinn: 
das ist ja eine meiner ambitionen, website und blogs zu gestalten, nämlich 
zeichen zu setzen


lass dich also von diesen meinen "gesetzen zeichen" berühren und anrühren ...
immer wieder neu ...

und große vorbilder bzw. mitbewerber haben ja auch oft ein motto als innere 
und sinnleitende selbstverpflichtung in ihren verlagshäusern an die wand geprangt:

beim "spiegel" heißt das z.b.:


und im axel-springer-hochhaus in berlin stehen auf einer
gedenktafel u.a. die hehren worte:

und die beste und größte zeitung der  welt - die "new york times" formuliert ihr slogan mit:

zu deutsch etwa: „alle nachrichten, die es wert sind, gedruckt zu werden“