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"neger-häuptling"

Denis Scheck - nach einer sinedi.@art-Bearbeitung eines ARD-Video-Stills

Denis Scheck stört Political Correctness

(dpa). Political Correctness kann nach Ansicht des Kritikers Denis Scheck (55) in der Literatur „barbarisch“ sein. Es störe ihn, wenn Begriffe wie „Neger“ oder „Zigeuner“ aus Kinderbuch-Klassikern von Astrid Lindgren oder Otfried Preußler verbannt werden. „Das läuft auf das Gleiche hinaus, wie wenn man mit einem Farbeimer ins Museum stiefelt und Genitalien übermalt. Das ist barbarisch“, sagte er im Interview der „Augsburger Allgemeinen“.

Die kritisierten Wörter seien Bezeichnungen, „die nur Tölpel heute noch verwenden, die keinerlei sprachliche Sensitivität besitzen“ – aber eben auch Begriffe, „die in vergangenen Zeiten alltäglich waren“. „Da es sich bei den Werken Lindgrens und Preußlers um Kunstwerke handelt, dürfen wir nicht einfach Wörter schwärzen oder durch weniger anstößige ersetzen.“

Scheck war schon 2013 in die Kritik geraten, weil er aus Protest gegen die Streichung des Wortes „Neger“ in Kinderbuchklassikern wie „Pippi Langstrumpf“ und „Die kleine Hexe“ mit schwarz geschminktem Gesicht in seiner ARD-Sendung „Druckfrisch“ aufgetreten war.

Er halte auch nichts davon, Autoren nach ihrer politischen Einstellung zu bewerten, sagte Scheck nun in dem Zeitungsinterview. Er forderte: „Dass wir aufhören, in Schwarz und Weiß zu denken, dass wir die Graustufen wahrnehmen. Dass wir realisieren, dass man ein glühender Nazi und ein guter Künstler sein kann. Dass man Antisemit sein kann wie der späte Theodor Fontane und gleichzeitig mit dem „Stechlin“ Weltliteratur schreiben kann.“

In der politischen Debatte müssten demokratische Ideale hochgehalten werden, betonte Scheck. „Nur möchte ich davor warnen, die politische Konsequenz auf den Raum der Ästhetik zu übertragen. Die Arbeit an meinem Kanon hat mich gelehrt, dass die Literaturgeschichte eine Ansammlung von Gaunern, Verbrechern, Psychopathen, Hurenböcken und Schwindlern ist“, sagte er über sein Buch über „die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur“.

aus: WESTFALEN-BLATT, 20. Januar 2020, S.21 Kultur

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auch mich stört dieser übertriebene "political-correctness"-wahn. als wenn damit sich das wissen um die welt ändern würde...

ich will mir hier das bild der "judensau" ersparen, das da an der stadtkirche zu wittenberg prangt - und das in die schlagzeilen geriet: ein rentner klagt nun - wenn es sein muss bis an europäischen gerichtshof - damit dieses "schandbild" von der kirche entfernt werde. (click: SPIEGEL).

aber genau auch dieses beispiel fällt für mich in die argumentation von denis scheck, der sich wehrt gegen die übertünchung bzw. schwärzung oder neuformulierung der bezeichnungen "neger" oder "zigeuner" usw. in der älteren kinderbuch-literatur, da er zu recht die beanstandeten werke z.b. von astrid lindgren oder von otfried preußler für authentische kunstwerke hält, die so wie sie sind unverfälscht und echt der heutigen zeit und dem heutigen völlig überzogenen "political correctness"-denken überkommen und aufgegeben sind - und damit auch angemessen aufgebürdet: und eine sinnveränderung geht nicht einfach mit bildersturm - mit "aus den augen - aus dem sinn" - mit "instant" statt original - einher...

bildersturm und kunstvernichtung und umdeutungen: das war die sprache des nationalsozialismus beim abbrennen von jüdischen synagogen, bei bücherverbrennungen, bei der brandmarkung von kunstwerken als "entartete kunst" - und keine gruppe hat im nu so aus ihrer sicht rigorose "political correctness" betrieben wie die nationalsozialisten mit dem propagandaminister goebbels an erster stelle. da wurde sogar der sprachgebrauch auch in lehrbüchern und schulen und universitäten angepasst an die falsche und angeblich wissenschaftlich untermauerte völkerverbindliche "erblehre".

man darf - ja man muss - überkommene kulturgüter heutzutage kommentieren und mit angemessenen erklärungen versehen. aber ein "neger-häuptling" ist nicht plötzlich ein "südsee-häuptling" geworden.

und so darf nach meinem dafürhalten auch das relieff der "judensau" aus dem 13. jahrhundert an der stadtkirche zu wittenberg hängenbleiben, denn man hat es inzwischen mit einer messingplatten-inschrift darunter am boden kommentiert und korrigiert, ohne das gesamtkunstwerk kirche, so wie sie gewachsen ist bis heute, "künstlich" zu verballhornen.

was da abläuft ist zwar im bemühen verständlich, aber in der praxis ein unding: da wird gefordert, dass das nazi-jargon-wort „euthanasie“ in veröffentlichungen eben dazu nicht mehr verwandt werden soll, obwohl ja heute mit diesem stichwort auch schüler schon wissen sollten, was gemeint ist - und auch wissen sollten, dass es sich ursprünglich in diesem zusammenhang um eine "nazi-bezeichnung" handelt.

und nach der logik der nazis sollte die ermordung von unheilbar kranken und wirtschaftlich nicht brauchbaren menschen ja der öffentlichkeit als "gnadentod" (wortlaut hitler) propagandistisch verkauft werden - als "schöner tod", wie die wörtliche übersetzung lautet - und was erst heutzutage eindeutig als "ein ärztlich begleiteter suizid" auf wunsch eines schwerkranken gilt - und in einigen ländern europas offiziell gestattet ist. übrigens: in den usa kennt man zwar die todesstrafe für gewalttäter - aber bei der verabreichung von ärztlicher sterbehilfe bei schwerkranken tut man sich auch moralisch sehr schwer - und passiert ungleich weniger als eine exekution.

statt des begriffs (ns-)"'euthanasie'-opfer" wird gefordert, den "zutreffenden" (poltical-correctness)-bandwurm-titel zu formulieren, nämlich: „opfer des systematischen medizinischen massenmordes" ...

doch wir sind noch lange keine "rechten", wenn wir mit "tüddelchen" gekennzeichnete "un-worte" aus der braunen zeit weiter oder wieder verwenden und erklären, auch um die schmach und diese intellektuelle "no-go-area" zu tilgen, den die nationalsozialistischen jahre in deutschland über worte, begriffe, sprache und sogar druckschriften und damit der gesamtkultur gebracht haben.

denn auch die fraktur-druckschrift ist kunst und ein überkommenes kulturgut, dass nur kurzzeitig von der nsdap und den zeitungsverlagen unisono verwandt wurde. 1942 wurde die fraktur-schrift sogar auf anweisung hitlers aus allen offiziellen drucksachen wieder verbannt (im von der wehrmacht okkupierten ausland konnte man die aushänge und anschläge am schwarzen brett in frakturschrift gar nicht lesen ...), wobei hitler sie sogar als "judenhaken" bezeichnet haben soll, denn die fraktur geht in ihrer ersten entwicklung auf mesopotamische schriftursprünge zurück.

und natürlich hat auch der in letzter zeit in verruf geratene emil nolde als glühender nationalsozialist und trotzdem "entarteter künstler" fast durchweg hervorragende werke des deutschen expressionismus geschaffen. die büßen nicht plötzlich an qualität ein, weil inzwischen herausgekommen ist, wie vehement sich nolde an goebbels gewandt und um anerkennung gebettelt hat. nolde lebte von seiner kunst - und hatte sicherlich keine rentenversichtung - und musste auch in den jahren von 1933-1945 möglichst bilder verkaufen, wenn er nicht der "verarmte künstler" werden wollte.

wir können heutzutage nicht mehr (quasi)"justiziabel" durch verbannung und verbot und ausgrenzung per dekret die dinge wieder richten. wir können aber als chronisten sammeln und aufklären und lehren und vortragen und veröffentlichen - und "richtigstellen" - immer und immer wieder neu ...

ausgeblendet

Beschwerdebrief des Ministerpräsidenten

Polen wirft Netflix historische Fehler vor

Die Dokuserie "Der Teufel wohnt nebenan" handelt von dem Kriegsverbrecher John Demjanjuk. Die NS-Konzentrationslager würden in der Netflix-Produktion auf historisch falschen Karten gezeigt, kritisiert Warschau.

Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki hat sich in einem Brief bei Netflix-Chef Reed Hastings über Fehler in der Serie "Der Teufel wohnt nebenan" (Originaltitel "The Devil Next Door") beschwert.

Am Montag begründete der nationalkonservative Politiker auf Facebook selbst diesen Schritt: Historische Darstellungsfehler in solchen Filmproduktionen seien "für deren Schöpfer vielleicht nur unwichtige Irrtümer, aber für Polen sind sie sehr schädlich, deshalb ist es unsere Aufgabe entschlossen zu reagieren". Ein Netflix-Sprecher erklärte, man prüfe den Sachverhalt mit Dringlichkeit.


In der Dokumentarserie über NS-Konzentrationslager und die Suche nach dem Kriegsverbrecher John Demjanjuk sei insbesondere durch historisch falsche Landkarten der Eindruck entstanden, Polen sei für Konzentrationslager und darin begangene Verbrechen verantwortlich gewesen, kritisierte Morawiecki in einem Brief, den er auf seiner Facebookseite veröffentlichte.

Tatsächlich aber habe Polen während des Zweiten Weltkriegs gar nicht als Staat existiert, sondern habe unter der deutschen Besatzung und Gewaltherrschaft gelitten. Viele polnische Bürger seien ermordet worden, weil sie versucht hatten, ihre jüdischen Nachbarn zu retten.

Zuvor hatte bereits das polnische Außenministerium via Twitter kritisiert, die in der Serie genutzte Karte zeige nicht historisch korrekte Grenzen.



Die polnische Regierung achtet streng darauf, dass beispielsweise deutsche Konzentrationslager auf heute polnischem Gebiet nicht als "polnisch" bezeichnet werden. Dies ist durch ein eigenes Gesetz ausdrücklich verboten. Vor allem Vertreter Israels kritisierten in der Vergangenheit wiederholt, das Gesetz könnte auch dazu missbraucht werden, jede Mittäterschaft von Polinnen und Polen an NS-Verbrechen zu leugnen.

Die von den israelischen Regisseuren Yossi Bloch und Daniel Sivan gedrehte fünfteilige Serie "Der Teufel wohnt nebenan", die unter anderem die Prozesse gegen John Demjanjuk in Israel und Deutschland nachzeichnet, wurde bisher überwiegend positiv rezensiert. So konnte sich das "Wall Street Journal" kaum "lohnendere fünf Stunden Fernsehen" vorstellen.

Auch die Betreiber der Auschwitz-Gedenkstätte würdigten auf Twitter, dass "Der Teufel wohnt nebenan" eine wichtige Geschichte erzähle. Allerdings könne man mehr Genauigkeit von einer solchen Produktion erwarten.



Text und Bildmaterial: SPIEGELonline

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also - da hat polen nach meiner meinung eine "minderwertigkeits"- vielleicht auch eine "vertuschungs"-macke im geschichtlichen selbstverständnis und bewusstsein - und mit dem allseits modernen "political-correctness" - ja und mit begriffs- und sprachverwirrung... 

gerade in der "oder-neiße-linie"-debatte früher in meinen ganz jungen jahren in der nachkriegszeit wies polen jeden deutschtümelnden anspruch der landsmannschaften auf gebiete östlich von oder und neiße strikt von sich und beharrte auf "ur-polnisches" gebiet dort.

und heute, wenn es opportun erscheint, radiert man sich von 1939-1945 mal einfach just von der landkarte, um sich ganz klein zu machen und jeden hauch von mittäterschaft oder gar kollaboration von "polnischen bürgern" mit ns-deutschlands truppen zu leugnen und wegzudiskutieren durch eine "nichtexistenz" polens in jener zeit auf diesem gebiet - mit der intention, dass kein pole jemals am holocaust auf der täterseite mitbeteiligt war.

mich erinnert das an früher - an die jahre vor 1989 - als man sich hier in der brd fragte, ob es opportun sei, von der ddr als staat zu sprechen, oder ob man das kürzel doch lieber in anführungsstriche versetzte: "ddr" - oder von der "sogenannten ddr" sprach, oder doch lieber von "ostzone" oder "ostdeutschland" - und der heutige "ossi"/"wessi"-kladeradatsch wirkt darin immer noch fort.

als mitte 2018 das jugendvolxtheater in bethel ein stück spielte auf dem hintergrund des euthanasie-opferschicksals meiner tante erna kronshage, kam ganz am rande diese diskussion um polen oder nicht-polen auch auf, wurde erna doch in der heute polnischen stadt gniezno (deutsch: gnesen) in der dort bestehenden dziekanka-psychiatrieanstalt ermordet, die die deutsche besatzung damals in eine tötungsanstalt namens "tiegenhof" verwandelt hatte.

und als in einem text zur vorstellung des stückes dann eine "vernichtungsanstalt" im "heutigen polen" mit benannt wurde, gab es prompt protest, ganz im sinne des polnischen regierungschefs mateusz morawiecki - obwohl eigentlich jeder einigermaßen geschichtlich informierte zeitgenosse weiß, dass es eine von ns-schergen betriebene tötungsanstalt in der deutschen besatzungszeit polens zwischen 1939-1945 war - allerdings muss man hier durchaus "political correct" auch festhalten, dass neben deutschem personal durchaus auch polnisches "pflege"-personal mitbeteiligt war - und der ärztliche direktor dr. victor ratka sich als sogenannter "volksdeutscher" rasch nach der okkupation den deutschen besatzern anbiederte, weiterhin als direktor zu fungieren, und sich hochkollaborierte bis zum "tötungs-facharzt" in der euthanasie-zentrale "tiergartenstraße 4" in berlin.

er starb in den 60er jahren im sonnigen breisgau als "deutscher" beamter mit pensionsberechtigung - zwei anklagen wegen seiner tätigkeiten als ns-mordarzt wurden wegen "verhandlungsunfähigkeit" eingestellt. hört-hört!

ich habe aber auch den eindruck, als verfahre man in der polnischen klinik dziekanka in gniezno und nicht nur dort auch in der historischen aufarbeitung der zeit von 39-45 in ähnlicher weise des ausblendens und kopf-in-den-sand-stecken - nach dem motto "da haben wir doch nichts mit zu tun": ob alle akten und unterlagen bis in die letzten verwinkelten kellerräume tatsächlich gesichtet, systematisiert und ausgewertet und ggf. "an den absender zurück" überstellt worden sind, oder auch nur der hauch einer durchgehenden übergeordneten systematik darin entwickelt wurde, möchte ich mal bezweifeln. 

da wird dann oft etwas verwinkelt abseits ein raum hergerichtet zur "historie" der einrichtung - und auch aus dieser zeit zeigt man dabei ein paar exponate - aber es ist mehr ein vorzeige-privatmuseum als ein offenes archiv zur aufarbeitung - und schwupps: schon bekommt "psychiatrie" wieder diesen geheimnisvollen verschwiegenen gediegenen touch - dabei will man doch da auch gegensteuern und sich "in der mitte der gesellschaft" zeigen, versteckt sich aber gern hinter "datenschutz" und "persönlichkeitsrechte" und "ärztlicher schweigepflicht".

aber das kann ich nicht einmal allein der polnischen klinik anlasten: auch in deutschland liegt in dieser hinsicht vieles im argen - und auch hier glaubt man, mit einem angemessen seriös gestalteten "gedenk- und erinnerungsort" habe man in dieser hinsicht seine "verdammte" pflicht getan -  

"nun lasst es endlich auch mal gutt sein" - und der schäbige rest muss auch aus irgendwelchen schutzbedürfnis-aspekten und -interessen einfach mal "vertuscht" werden - wie hochoffizielle akten ja auch gern mal "geschwärzt" werden...