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in "gallery" steckt auch das wörtchen "galle"

Ermittlungen um Michael Schultz 

Wie der Berliner Galerist mit einem gefälschten Gemälde Gerhard Richters getrickst haben soll

Von Christiane Meixner | Tagesspiegel

Schon lange stand es finanziell schlecht um Galerist Michael Schultz. Die Kopie eines Richter-Werks sollte ihm womöglich wieder zum Wohlstand verhelfen.


„Die Gier trieb ihn zum Betrug“, schrieb der Berliner Galerist Michael Schultz 2012 über Wolfgang Beltracchi und sparte nicht mit Kritik am letztlich milden Gerichtsurteil für den dreisten Fälscher. Nun steht Schultz selbst im Zentrum eines Skandals um gefälschte Werke, von dem sich der Kunsthändler aller Voraussicht nach nicht wieder erholen wird.

Vergangene Woche wurde er verhaftet, wegen seines gesundheitlichen Zustands aber bald wieder freigelassen. Der Haftbefehl ist das Ergebnis umfangreicher Ermittlungen, die im August begonnen haben – ausgelöst durch ein angebliches Gemälde von Gerhard Richter, das Schultz im Gegenzug für einen privaten Kredit aus der Hand gegeben haben soll.

Als der neue Besitzer das Bild im Frühjahr 2019 im New Yorker Auktionshaus Christie’s einlieferte, um es zu Geld zu machen, flog der Schwindel auf: Eine routinemäßige Nachfrage beim Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ergab, dass es sich bei dem abstrakten Motiv um eine Kopie handelt.
Kopie

Original - © Gerhard Richter 2019, Gerhard Richter Archiv

Dietmar Elger, der Leiter des Archivs, kennt nicht nur das Original aus dem Jahr 1989. Er hat das Werk mit dem Titel „Abstraktes Bild (705-2)“ selbst vor fünf Jahren in einer Galerie hängen sehen: in der Ausstellung „Abstract Illusion“ bei Michael Schultz in der Charlottenburger Mommsenstraße. Im Frühjahr 2015 nahm die Galerie es dann mit auf die Kölner Kunstmesse Art Cologne und verkaufte es dort an einen bis heute unbekannten Sammler.

„Mit großem Erfolg konnten wir gestern unsere Messeteilnahme beenden“, notierte Schultz damals in seinem täglichen Newsletter an alle, die sich auf der Website dafür angemeldet hatten. „Platziert werden konnten mehrere Werke von Cornelia Schleime, zwei Arbeiten von SEO, ein Großformat von A. R. Penck, Andy Denzler, Georg Baselitz, Sigmar Polke und Gerhard Richter.“

Ex-Kanzler Schröder war sein Duzfreund

Solche Namen und Verkäufe spiegeln die Bedeutung der Galerie Schultz. Gegründet wurde sie Mitte der achtziger Jahre in Charlottenburg, Künstler wie Penck, Norbert Bisky und Cornelia Schleime hatten oder haben hier ihren festen Platz. Schultz zählte zu den Großen der Branche, unterhielt Dependancen in Peking und Seoul und gilt als einer, der Künstler groß rausbringen kann.

Weil er weiß, wie man Aufmerksamkeit erzeugt und die Nachfrage ankurbelt. Zum 60. Geburtstag des Galeristen hielt Ex-Kanzler Gerhard Schröder die Rede auf seinen Duzfreund, zum 30-jährigen Jubiläum der Galerie schaute Kulturstaatsministerin Monika Grütters vorbei. Fotos zeigen ihn mit Wolfgang Joop und Ai Weiwei.

Umso tiefer wirkt nun der Fall eines lange maßgeblichen Händlers und Vermittlers, gegen den das Amtsgericht Charlottenburg im September ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet hat. Das Landeskriminalamt hat inzwischen mehrere Adressen in Berlin und Brandenburg durchsucht, Vermögenswerte gepfändet und Beweismittel gesichert.

Die Räume in der Mommsenstraße sind verwaist, der länger geplante Umzug in die Kantstraße ist offenbar geplatzt. Einige Künstler haben die Zusammenarbeit mit der Galerie Schultz beendet, andere wie Norbert Bisky oder Rebecca Raue sind aus persönlichen Gründen schon vorher gegangen.

Die Folgen sind noch nicht abzusehen

Die Malerin Cornelia Schleime erreichten die „Hiobsbotschaften“ der vergangenen Tage im Urlaub. Noch zum Gallery Weekend im Frühjahr dieses Jahres war sie mit einer großen Soloausstellung bei Schultz vertreten, seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie mit dem Galeristen zusammen. Schultz verhalf der Ostberliner Malerin und Performerin, die 1984 in den Westen ging, zu Bekanntheit, nahm ihre Bilder oft zu Messen mit.

Sie könne es „noch gar nicht fassen“, sagte Schleime nun, die Folgen für sie und andere Künstler der Galerie seien noch nicht abzusehen. Man wolle sich im November deshalb treffen. Auch andere Künstler aus Schultz’ Programm zeigen sich erschrocken und betroffen. Zwar sei bekannt gewesen, dass die Galerie neue Räume suche, aber von finanziellen Problemen oder gar unlauteren Geschäften hätten sie nichts geahnt. Dabei gab es Zeichen.

Schultz, so sagen andere Galeristen, habe an vielen, vielleicht zu vielen Messen teilgenommen. Immer mit einem großen Stand, aber zunehmend mit eher unbekannten Künstlern, deren Werke sich nicht zu Spitzenpreisen verkaufen. Eine gefährliche Rechnung, denn die Kosten für die Messeteilnahmen in Miami, New York oder auch Karlsruhe sind hoch.

Schultz zahlte schon mal 15.000 Euro Strafe

Schon 2015 wurde gegen Schultz prozessiert, ebenfalls wegen eines Bildes von Gerhard Richter. Damals hatte sich umgekehrt ein befreundeter Kunsthändler Geld vom Galeristen geliehen und ein Richter-Original als Pfand gegeben. Als er um einen Aufschub für die Rückzahlung bat, verkaufte Schultz das Werk auf eigene Rechnung für 300.000 Euro. Weil es aber der Frau des Schuldners gehörte, musste Schultz sich wegen Unterschlagung verantworten und 15.000 Euro Strafe bezahlen.

Um welche Summe es diesmal zwischen dem Galeristen und seinem Darlehensgeber ging, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass der Betrogene sich von der Auktion bis zu einer Million Euro für sein Pfand versprach, das angebliche Richter-Original. Archiv-Leiter Dietmar Elger schöpfte jedoch schnell Verdacht, auch wenn ihm die Kopie einer abstrakten Farbkomposition bislang nicht untergekommen war. Dass ein Fälscher ein konkretes Motiv von Richter nachmalt, hat Elger noch nicht erlebt. „Ich habe das Bild immer wieder verwundert betrachtet“, erzählt er, „denn eine exakte Fälschung kann bei noch so großer Mühe nicht gelingen“. Richter selbst habe die Nachricht von der Fälschung eher amüsiert aufgenommen.

Die Fälschungen häufen sich

Der Kunsthistoriker Hubertus Butin, der für das überarbeitete Werkverzeichnis von Richters Editionen aus dem Jahr 2014 verantwortlich ist, sieht seit knapp 20 Jahren immer mehr Fälschungen auf dem Markt. Papierarbeiten ebenso wie Gemälde, bei denen es sich meist um Neuschöpfungen handle. Denn die Originale, für die Richter Rakel anstelle von Pinseln verwendet, mit denen er die Farbe über die Leinwand schiebt, sind kaum zu fälschen. „Richter lässt in seinen Bildern den Zufall zu“, so Butin. Wer das Gemälde mit denselben Mitteln kopiere, müsse selbst mit Zufällen rechnen, die das Motiv am Ende anders aussehen lassen. Wer es nachmalt, statt zu rakeln – was auf der Oberfläche sichtbare Spuren hinterlässt –, sei noch schneller als Fälscher zu entlarven.

Michael Schultz hat es dennoch versucht. Damit hat er seine Galeriearbeit der vergangenen Jahrzehnte irreparabel beschädigt. Weil die Abstraktion Gerhard Richters Signatur trägt, wird er sich auch wegen Urkundenfälschung verantworten müssen. Das gefälschte Bild, das jetzt in einem Berliner Kunstlager deponiert ist, wird zum Symbol seiner eigenen Gier – oder jener finanziellen Schwierigkeiten, die die Galerie zu kaschieren versuchte.

„Insgeheim träumt jeder mal davon, mit einer genialen Fälschung ein sorgenfreies Leben zu führen“, verriet der Galerist ebenfalls in einem Newsletter und wetterte gegen Beltracchi: „Heutzutage wagt man sich an die genialen Bildeinfälle berühmter Künstler, kopiert diese und bewundert sich dabei selbst.“ Dem Traum ist offenbar auch Michael Schultz erlegen.


Mitarbeit: Birgit Rieger und Christiane Peitz

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"wenn's dem esel zu wohl ist, geht er aufs eis" war spontan meine erste reaktion, nachdem ich diesen artikel gelesen hatte - oder auch: "je mehr er hat - je mehr er will - nie schweigen seine klagen still"...

aber dass nun ein galerist mit dem renomee und freundes- und bekanntenkreis derartig tief fällt, ist schon erstaunlich und lässt auf verschiedene "brüche" im umfeld und in der gesundheit schließen.

ansonsten kann man ein solch plumpes vorgehen kaum erklären - denn das "original" und "kopie" zwei verschiedene "werke" sind, sieht doch "ein blinder mit dem krückstock"...

aber dieses dilemma des herrn schultz wirft auch ein grelles licht hinter die kulissen in diesem "geschäft" mit der "kunst" und dem "kunst"handel quasi an aktien statt.

da wird gezockt und spekuliert und geramscht und verhökert was das zeug hält und manchmal das konto übersteigt - und nach außen wird "seriosität" zelebriert und ein briefbogen und ein internetauftritt und eine homepage vom besten designbureaux am ort oder gar im land.

ich schau mir diese auftritte der großen agenturen und galerien immer gern an, um anregungen zu bekommen zur selbstgestaltung. ich muss wohl zugeben, dass ich dabei wohl oft genug aber nicht eben nicht genug sand in die augen gestreut bekam - es ist eben nicht alles gold was glänzt.

aber das tut ja den internet-auftritten und der gestaltung dort einer website rein äußerlich erstmal keinen abbruch.

screenshut des internet-auftritts von michael schultz - vom 24.10. - 09.23 uhr






aber ich lehne mich auch getrost zurück und freue mich, auf der einen seite daran teilzuhaben und zu sehen, wie korrupt dort die "geschäfte" ablaufen und wohin sie führen - aber auf der anderen seite ja auch selbst "bescheiden" meine website als meinen dauerbrenner gestalte und meine völlig unkommerzielle kleine online-gallery und meine a_r_t-channels als digitaler "art"- und photo-bastler bewerkstellige und bespiele - einfach aus lust & spaß an der freud - und weil ich dich, wenn du magst, daran teilhaben lassen möchte...

aber verkaufen will ich nicht - ich hab aber für meine "werke" auch noch nie ernsthafte angebote bekommen...😉




einmal hat mir eine design-agentur für dieses photo-arbeit ein "honorar" von 10 (i.w.: zehn) uro angeboten... - das hab ich aber großzügig abgelehnt...



und spende meine arbeiten und meine "kunst" deshalb "bedürftigen" - und wieviel meiner werke durch download inzwischen eventuell verfremdet sich im world wide web herumtreiben ist mir dabei völlig schnurz - ich achte höchstens noch darauf, dass gegebenenfalls meine signatur noch erscheint oder kenntlich gemacht wird - aber nachhalten kann ich das auch nicht.



und diese photo-graphic wurde mal für ein lungenfacharzt-symposium in wien oder graz verwendet - für lau...



das ist meine umsetzung des satzes, der ja joseph beuys untergejubel wird: "jede(r) ist künstler - alles ist kunst" - und das wäre bei voller und allseitiger befolgung dieses "gebotes" ja die totale inflation des kunstmarktes und der niedergang all der galerien, besonders die, die sowieso schon vor sich hindümpeln - und das scheinen nicht zu wenige zu sein...

klopf auf holz - und chuat choan - wird schon wieder - mach das beste draus ...

... und dazu schau auch hier