"
Posts mit dem Label peter handke werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label peter handke werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

kantig oder windschnittig

und nochmal: PETER HANDKE - vielleicht zuguterletzt (???)

Glaubt ihr ernsthaft, ihr wärt die besseren Menschen?
Die Schriftstellerin Anne Weber über die Verleihung des Nobelpreises an Peter Handke und seine selbstgerechten Kritiker. Über verkleidete Erwachsene, eine Lektüre an der Schnellstraße und akute Anfälle der Rührung.

Von Anne Weber in der WELT


  • Anne Weber ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Zuletzt ist ihr Roman „Kirio“ bei S. Fischer erschienen, mit dem sie 2017 für den Leipziger Buchpreis nominiert war.

Es fängt an mit einer Hymne, und wegen des Wortes „anthem“ im englischsprachigen Live-Kommentar muss ich gleich an Leonard Cohen denken und an den Riss, der durch alles geht und durch welchen das Licht hineinfindet — in alles. In uns. Die eine oder andere Rede von Nobelpreisträgern hatte ich in der Vergangenheit live mitverfolgt, aber noch nie hatte ich mir die einige Tage später stattfindende Preisverleihung angesehen. War das nicht eine eher langweilige Angelegenheit mit endlosen Reden, zum Intermezzo sich eignenden Musikstücken und vielen ehrwürdig ergrauten Häuptern?

In der Tat. Ich bleibe trotzdem gebannt davor sitzen. Die Musik und das ganze Ambiente sind so gebieterisch, dass ich beim Eintritt der Royal Family fast von meinem Schreibtisch aufgestanden wäre. Erst kommen zwei Prinzessinnen zum Vorschein, türkisblau und pink, die mit ihren breiten Schärpen um den Leib wie verschiedene Jahrgänge von Miss Sweden wirken, in Begleitung eines Prinzen. Dann eine stark geliftete Königin mit ihrem königlichen Mann mitsamt Kronprinzessin und einem zweiten Prinzen.

Ein kleines Mozart-Einsprengsel — und jetzt ist es so weit, die Preisträger schlängeln sich aus den Kulissen, ein kleiner Zug von Leuten, die aussehen, als hätte man sie gerade aus ihrem Labor in Boston, aus ihrer Bürohöhle in Harvard oder aus dem finsteren (nein: lichten!) Wald gezerrt und verkleidet und zurechtgebürstet, um sie dem Königspaar vorzuführen.

Die einzigen, die nicht kostümiert wirken, sind diejenigen, die in einer traditionellen Landestracht erscheinen. Alle aber sind mit einem richtigen Gesicht ausgestattet, jedes einzelne von ihnen möchte man länger betrachten — einer, ich glaube, ein Wirtschaftswissenschaftler, ist so intelligent, dass er wie ein rechter Simpel ausschaut —, aber die Kamera wird ihrer sehr schnell überdrüssig und wischt weiter zum Publikum, an den Frauen wischt sie gerne von oben nach unten entlang, um eine Weile auf dem glitzernden Dekolleté und den sorgfältig manikürten Händen, die das Programmheft halten, verharren zu können.

Für mich ist das feierliche Hereintreten dieser etwas ungläubig blickenden Gestalten der Moment, wo ich derart stark zwischen Lachen und Rührung schwanke, dass der Riss in mir sich gefährlich vergrößert und ich schon ganz geblendet bin von dem vielen Licht, das da einfallen will in mich; außerdem ertaube ich offenbar, jedenfalls bekomme ich von den vielen Reden, die noch folgen, nicht mehr viel mit. Ist es nicht absurd, sich bei einer solchen offiziellen Begebenheit von Emotionen übermannen zu lassen, und das auch noch bei einem derartigen Männerüberschuss auf der Bühne? Gut, ich merke, dass Olga Tokarczuk ebenfalls nass glänzende Augen hat, aber sie hat wenigstens gute Gründe dafür.

Bei mir ist es diese Spannung zwischen dem fou rire, der ausbrechen will — denn es ist schon urkomisch, wenn erwachsene Leute mit der größten Ernsthaftigkeit König und Königin, Prinz und Prinzessin spielen und mit „Ihre Majestät“ angeredet werden wollen und sich zu diesem Zweck eigens Gewänder aus den wertvollsten Stoffen schneidern lassen, und alle spielen mit —, zwischen dem Lachen also, das ausbrechen will, und den Tränen, die ebenfalls einen Ausweg suchen.

Ich sehe eine erwachsene, fein lächelnde Olga Tokarczuk vorangehen, und hinter ihr sehe ich einen Kärntner Buben über eine Streuobstwiese laufen, auf seine Mutter zu, mit den „an der Kochwäsche verbrühten, dann an der Wäscheleine rotgefrorenen Händen“, ich sehe den Vater des Buben, den deutschen Sparkassenangestellten Herrn Schönemann, und den versoffenen Stiefvater, ich sehe den „Leuchtkreis der Lampe auf dem Tisch“ und ich sehe mich, wie ich — wann war das bloß? — an einer Schnellstraße stehe, ein offenes Buch in der Hand, und darin lese von einem „Wunsch, der erwacht angesichts jenes einen Tautropfens in der Sonne, der, im Unterschied zu der Myriade der glasklaren durchsichtigen weißblitzenden, aus dem Tautropfenfeld herausstach als eine Bronzekugel, nicht blinkend und blitzend, sondern leuchtend, schimmernd, strahlend; kein bloßes Glitzerpünktchen, sondern eine Sphäre, eine Wölbung, einen auffordernd zum Entdecken; keines unbekannten Planeten, sondern des altbekannten, der Erde hier, einen herausfordernd zu einem immerwährenden täglichen Entdecken, das zu nichts führte, zu keiner Auswertbarkeit, es sei denn zu einem Offenhalten — Entdecken als ein Offenhalten?“.

Ich stehe an der Schnellstraße und lese und lese und die von links und rechts kommenden Autos fauchen kurz auf, wenn sie an mir vorbeirasen, und legen ihren Fauchrhythmus unter den Rhythmus der Buchsätze, und jetzt erscheint da wieder der Junge vor mir auf dem Bildschirm, er bewegt sich vorwärts, aber das Schreiten will ihm nicht gelingen, eher schlurft er ein bisschen und schaut grimmig und stumm über den dicken Tränenbeuteln hervor, er sieht müde aus, das Haar ist schütter geworden, und ich denke, wisst ihr was, ihr da draußen, die ihr unterscheiden wollt zwischen Mensch und Werk oder die ihr das Werk beiseite nehmt und auch ohne seinen Autor zum Kotzen findet, ihr, die ihr Leser sein wollt und mit nichts als Herablassung oder gar Hass auf diesen Dichtermenschen blickt, der so viele zum Lesen und zu neuem Atmen gebracht hat, der viel umhergeirrt ist und sich mit Lust ver- und geirrt hat, der, bei allem Düsteren, das in der Welt und in ihm selbst zu Hause ist, immer eine Bewegung zum Helleren hin suchte; ihr also, die ihr euch empört und Bescheid wisst und von früh bis spät auf der richtigen Seite seid und anklagt, nur euch selber nie — glaubt ihr ernsthaft, ihr wärt die besseren Menschen? Ich fürchte, ja.


Inzwischen ist die Zeremonie fortgeschritten, ein würdiger, schöner Greis ist im Rollstuhl an den König herangeschoben worden und hat den Nobelpreis für Chemie in Empfang genommen, einer der weniger alten Nobelpreisträger konnte ein Gähnen nicht unterdrücken, Olga Tokarczuk hat — auch von mir — großen Applaus bekommen, und jetzt tritt also Peter Handke nach vorne, als Einziger der männlichen Nobelpreisträger hat er nicht an seiner weißen Weste gezupft, nachdem er aufgestanden ist, weshalb er nun eine gesteifte weiße Welle auf dem Bauch trägt, und genau in dem Augenblick, als er seine Urkunde oder Medaille oder was auch immer in Empfang nimmt, springt mir Gaston auf den Schoß, die Katze der Nachbarin aus dem 4. Stock, die für ein paar Tage hier wohnt und mich behütet vor einem neuen peinlichen Rührungsanfall.

„Es wird wie bei den Pinguinen in der Antarktis sein, die sich dann ins Meer stürzen“, hat Handke neulich zu Ulrich Greiner in der „Zeit“ gesagt. Ich aber sage oder vielmehr lese: „Er stellt sich vor, wie er fiele und wie der Aufprall durch die Bleistiftspiralen, die sich mit der Zeit und den Jahren dort unten abgelagert hatten, abgemildert würde.“





nun hat er ihn endlich - den nobelpreis: und wie immer bei allen "ausgezeichneten" menschen, gibt es gratulanten und neider, und wohlwollende zeitgenossen und hasser.

okay - handke macht es seiner umwelt nicht allzu leicht - und er ist kein sonnyboy, der sich anbiedert und einschmeichelt.


handke - nach einer photo|graphic-bearbeitung von mir




und so schreibt er ja auch seine bücher nicht auf "publikumsgeschmack" - sondern jedes seiner werke ist ein "einzel-kunstwerk", dass die leser jeweils mögen oder ablehnen - und dass die kritik goutiert oder eben durchfallen lässt.

handke stellt sich da dem souverän publikum - wohl eher dem fachpublikum - und er fordert für seinen schreibstil höchste aufmerksamkeit, auch wenn es um ganz alltägliche einfache kleine randerlebnisse geht.

da geht er überraschend und kompliziert den farbnuancen eines winzigen tautropfens auf den grund (s.o.) und macht das allerdings stilistisch gewohnt brillant - eben tatsächlich "nobel". aber - ich sagte das schon andernorts - einen windschnittigen literatur-nobelpreisträger kann es eben gar nicht geben, denn preiswürdige schriftsteller sind wahrscheinlich immer "typen" mit ecken & kanten & unausrechenbaren überraschungen.

und auch all die aufgeregtheiten zu seinen serbien-einlassungen vor einigen jahren gehören für ihn inmitten hinein in sein literarisches gesamtwerk - und darin ist er so selbstverliebt, dass er natürlich nicht eine zeile davon zurücknehmen oder schwärzen wollte.

aber so etwas wäre ja auch die verfälschung seines soseins und nicht mehr das manchmal auch bizarre und wütende und dröhnende original, mit dem er sich seinen namen gemacht hat und wie wir ihn alle seit jahrzehnten kennen - und nicht erst neuerdings, nachdem ihm das findungskomitee den preis zuerkannt hat.

und bisher strolchte handke ja etwas abgeschieden vom mainstream durch seine streuobstwiesen, abgeschieden von dieser lauten welt - so dass er jetzt einen reporter fragen musste: "was ist eigentlich ein shit-storm?" - und der nur ein altes seniorenhandy hat mit großen knöpfen und einfacher bedienung, weil ihn so etwas digitales wohl weniger interessiert - und erst recht nicht fasziniert. aber diese frage nach dem "shit-storm" war ja vielleicht auch nur ein slapstick... - denn er konnte ja sehr wohl der weltpresse eine anonyme zuschrift mit einem mit scheiße kalligraphierten stück toilettenpapier in ausreichendem englisch beschreiben, die ihm postalisch zugestellt worden war.

ich weiß, vielleicht tue ich der olga tokarczuk in meinem gewissen unrecht, dass ich sie auch jetzt wieder hinter peter handke nur noch als marginale hier in meinem "abschluss-kommunique" platziere - pardon. 
wenn ich in polen mitglied der "pis"-partei wäre, stünde sie hier bestimmt in der ersten reihe...

doku: handkes rede zum nobelpreis - no comment: bilder sagen mehr als 1000 worte - worte zaubern dir 1000 bilder vor augen

Handkes Rede zum Nobelpreis im Wortlaut


Lesen Sie hier die Nobelvorlesung von Peter Handke vor der schwedischen Akademie 
Handkes Rede war vornehmlich autobiografisch, ohne ein Wort zu Serbien zu verlieren. 
Sein 1982 uraufgeführtes dramatisches Gedicht "Über die Dörfer" diente dem österreichischen Dichter Peter Handke als Klammer für seine Nobelvorlesung, die der Nobelpreisträger am Samstagnachmittag in der Schwedischen Akademie hielt. Im Folgenden das Manuskript seiner Rede:

"Spiele das Spiel. Sei nicht die Hauptperson. Such die Gegenüberstellung. Aber sei absichtslos. Vermeide die Hintergedanken. Verschweige nichts. Sei weich und stark. Laß dich ein und verachte den Sieg. Beobachte nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar. Zeig deine Augen, wink die andern in die Tiefe, sorge für den Raum und betrachte einen jeden in seinem Bild. Entscheide nur begeistert. Scheitere ruhig. Vor allem hab Zeit und nimm Umwege. Überhör keinen Baum und kein Wasser. Kehr ein, wo du Lust hast, und gönn dir die Sonne. Vergiß die Angehörigen, bestärke die Unbekannten, bück dich nach Nebensachen, weich aus in die Menschenleere, pfeif auf das Schicksalsdrama, zerlach den Konflikt. Beweg dich in deinen Eigenfarben, bis du im Recht bist und das Rauschen der Blätter süß wird. Geh über die Dörfer."

Das sagte vor bald vierzig Jahren eine Frau zu einem Mann am Beginn eines langen Dramatischen Gedichts namens "Über die Dörfer".

In der Kindheit hat meine Mutter immer wieder, wenn es die Zeit war und wenn die Zeit es erlaubte, von den Leuten aus dem Dorf – slowenisch "Stara Vas", zu deutsch "Altes Dorf" – erzählt; keine Geschichten, sondern kurze, und doch, wenigstens für meine Ohren, unerhörte Begebenheiten. Mag sein, daß die Mutter diese zugleich auch meinen Geschwistern vortrug. Aber mir ist, als sei ich jeweils ihr einziges Publikum gewesen.

Eine jener Begebenheiten ging so: Auf einem der Bauernhöfe, schon halb im Gebirge, arbeitete eine Idiotin (oder, wie es damals hieß, "eine Schwachsinnige") als Magd. Diese wurde vom Hofherrn vergewaltigt und bekam ein Kind, dessen Mutterrolle aber die Frau des Hauses übernahm. Die Magd, die wahre Mutter, hatte sich von ihrem Kind strikt fern zu halten. In dessen Augen war die andere seine Mutter. Und eines Tages verfing sich das noch kleine, doch schon sprechfähige Wesen beim Alleinspielen in dem Drahtzaun am Rand des Anwesens und verstrickte sich dort mehr und mehr. Es schrie und schrie, bis auf einmal jetzt die Idiotin, die "Geistesschwache", oder, Wort der Erzählerin in der Mundart der Gegend zwischen Saualpe und Karawanken, "die Treapn", daher gerannt kam. Im Handumdrehen war das Kind freigehakt. Und danach aber die Frage des Kindes an seine zuletzt noch hinzugeeilte vermeintliche Mutter – die Magd schon zurück zu ihrer Arbeit, ob im Stall oder auf den Feldern –: "Mutter, warum hat die Treapn so weiche Hände?"

In dem Buch "Der kurze Brief zum langen Abschied" ist aus dieser Erzählung ein Lied geworden, eine Ballade, gesungen in einer nächtlichen Bar von Philadelphia/Pennsylvania/USA, mit dem von Strophe zu Strophe wiederholten Schrei des Sängers: "Und dieses Kind war ich! Und dieses Kind bin ich!"

Die meisten der anderen Begebenheiten, von denen die Mutter mir erzählte, handelten von den Angehörigen der Familie oder Sippe, und die Hauptperson da war fast jedesmal einer ihrer beiden dann im Weltkrieg "auf dem Feld der Ehre gefallenen" Brüder. Es sei versucht, zwei solcher kurzen, aber für mein Schreiberleben entscheidenden Episoden wiederzugeben. Die erste ging, und geht, um meiner Mutter jüngeren Bruder, den überhaupt jüngsten des Hauses, damals in der Zwischenkriegszeit, sagen wir, im Jahr 1936. Es war eine Nacht mitten im Herbst, noch eine Zeit vor der Morgendämmerung, und Hans oder, nach der slowenischen Dorfsprache Janez oder Hanzej, schon seit einem Monat außer Haus, Zögling im sogenannten "Marianum", etwa vierzig Kilometer westwärts, dem für spätere Priesterstudenten bestimmten Internat in Klagenfurt/Celovec, der Kapitale von Kärnten. Tiefe nächtliche Stille im Anwesen, das erste Hähnekrähen noch fern. Und jetzt, unvermittelt, das Geräusch eines kehrenden Besens im Hof. Und wer da kehrte, und kehrte, und nicht aufhörte, den Hof zu kehren in der Dunkelheit, das war der Benjamin der Familie, fast noch ein Kind. Und was ihn auf den Weg aus der Stadt zurück ins Dorf gebracht hatte, das war das Heimweh gewesen, domotožje (slowenisch ohne Artikel). Er, dabei erzählt, war ein guter – ein begeisterter Schüler und Lerner, war in der frühen Nacht aus einem ebenerdigen Internatsfenster gestiegen und auf der damals noch ungeteerten Landstraße nachhause gegangen. Aber statt dann einzutreten – keine Tür war je abgesperrt –, nahm er den Hofbesen und kehrte vor dem Haus den Hof. Jener Tag war nämlich, erzählte meine Mutter, ein "Samstag", der Tag vor dem Sonntag, "und am Samstag hieß es: Hofkehren!" Und der Bruder kehrte und kehrte, bis es langsam Tag wurde und einer der Hausleute – in der Phantasie ist das keiner von den Eltern, sondern seine Schwester – ihn ins Haus holte. Er ist nie mehr zurückgekehrt ins "Bischöfliche Knabenseminar" und lernte in einem Nachbardorf das Tischler- oder Schreiner-Handwerk.

Diese Begebenheit geistert, sozusagen naturverwandelt, das heißt, ohne ein Zutun, von Anbeginn durch meine Bücher, meine epischen Exkursionen bzw. Ein-Mann-Expeditionen. Bei der nun folgenden steht eine solche Metamorphose aus, oder, so Gott, das Geschick oder was auch immer es vergönnt, bevor. Nach dem Buch mit Namen "Die Wiederholung": "Die zweite Wiederholung".

Ende August, Anfang September 1943, erzählte die Mutter, kam der andere, der älteste der Brüder, für ein paar Wochen "Heimaturlaub" zurück von der russischen Krimfront. Und es traf sich, daß ihm nach dem Aussteigen aus dem Postbus als erstes die Person begegnete, die in der Gegend zuständig war für das Überbringen der Unglücksnachrichten aus dem Krieg. Die Person war gerade unterwegs hin zum Dorf und zu dem einen Haus mit der Nachricht, daß der jüngste der Brüder in der Tundra den "Heldentod fürs Vaterland" gestorben sei. Und da der Todesbote unverhofft einen der Hausangehörigen vor sich hatte, konnte er sich den Weg ersparen. Er händigte dem Heimurlauber die Nachricht aus. Was dann freilich geschah: Gregor ist nachhause gegangen, ist mit Singen und Jauchzen empfangen worden – wie vor allem meine Mutter in der Jugend nicht selten ein Jauchzen hören ließ –, hat aber während sämtlicher Heimurlaubstage den Tod des Bruders, des – wie der sich selber in seinen Kriegsbriefen genannt hatte – "Tundrajünglings", vor der Familie verschwiegen. In der verbleibenden Zeit mied Gregor nach den Worten der Erzählerin, im Frieden "der Häuslichste der Familie", Haus, Eltern, Schwester[n], auch das eigene Dorf Stara Vas, und trieb sich von morgens bis abends, und manchmal auch über Nacht, in den Nachbardörfern herum, in Encelna Vas, in Lipa, in Ruda, in Globasnica, in Diekše, in Rinkolah, in Krcanje, wo er allerdings, ob bei Bekannten oder vor allem Unbekannten, so meine Mutter, "sich ausweinte. – Sich ausweinte? Er der Einäugige? – I wo. "Sein Weinen hat nicht aufgehört. Wird nimmer aufgehört haben." Und erst am letzten Tag, auf dem Weg zum Bus zurück in den Krieg, hat er der Schwester, von der er sich als einziger begleiten ließ, die Todesnachricht ausgehändigt. Und einige Wochen später war auch er unter der "fremden Erde, die ihm leicht sei!" (Laut Totenzettel, später, laut Gedenkplatte auf dem Friedhof.)

In dem Dramatischen Gedicht mit dem Namen "Über die Dörfer" wendet sich am Ende, das auf einem Friedhof spielt, die Frau des Anfangs noch einmal an den Mann, die Nebenperson, doch vor allem an die anderen dramatis personae, die Hauptpersonen, Schwester wie Bruder, die einander und ebenso ein jeder sich selber den Krieg erklärt haben, und jene, "Nova" genannte, Frau, welcher das Reden immer wieder sehr schwer fällt, hebt so an:

"Nur ich bin das hier, Abkömmling aus einem anderen Dorf. Doch seid gewiß: Aus mir spricht der Geist eines neuen Zeitalters, und der sagt euch jetzt folgendes. Ja, es gibt die Gefahr, und nur dadurch kann ich reden, wie ich reden werde: im Widerstand. So hört jetzt mein Dramatisches Gedicht. – Es ist schon recht, nicht mehr dahinzuträumen, aber weckt einander doch nicht mit Hundegebrüll. Keiner von euch ist der Schuldige, und gerade in euren Verzweiflungsausbrüchen habt ihr vielleicht bemerkt, daß ihr gar nicht verzweifelt seid. Verzweifelt, wärt ihr schon tot. Spielt also nicht zur Unzeit die einsamen Menschen. Es stimmt freilich, daß es in eurer Geschichte keinen einzigen stichhaltigen Trost gibt. Aber laßt das Gegrübel über Sein oder Nicht-Sein: das Sein ist und wird weitergedacht, und das Nicht-Sein ist nicht denkbar. Wißt, wie gleich ihr seid – wißt, wie ihr gleich seid. Bloß ich sage das. Aber ich bin nicht nur ich. Ich-Ich kann das Leichteste und Zarteste unter dem Himmel sein, und zugleich das Allumfassende – das Entwaffnende. "Ich!" bin der einzige Held und ihr sollt die Entwaffnenden sein. Ja, das Ich ist die menscherhaltende Menschnatur! Der Krieg ist fern von hier. Unsere Heerscharen stehen nicht grau in grau auf den grauen Betonpisten, sondern gelb in gelb in den gelben Blütenkelchen. Die Verneigung vor der Blume ist möglich. Der Vogel im Gezweig ist ansprechbar. So sorgt in der mit künstlichen Farben fertiggemachten Welt für die wiederbelebenden Farben einer Natur. Das Bergblau ist – das Braun der Pistolentasche ist nicht; und wen oder was man vom Fernsehen kennt, das kennt man nicht. Unsere Schultern sind für den Himmel da, und der Zug zwischen der Erde und ihm läuft nur durch uns. Geht langsam und werdet so selber die Form, ohne die keine Ferne Gestalt annimmt. Die Natur ist das einzig stichhaltige Versprechen. Sie kann freilich weder Zufluchtsort noch Ausweg sein. Aber sie gibt das Maß: dieses muß nur täglich genommen werden. Die ziehenden Wolken, auch wenn sie dahinjagen, verlangsamen euch. Wer sagt, daß das Scheitern notwendig ist? Habt ihr euren Krieg nicht hinter euch? So verstärkt die friedliche Gegenwart und zeigt die Ruhe der Überlebenden. Was von weitem der drohende Kopf des Todes war, entfaltet sich beim Näherkommen als Kinderspiel. Schüttelt euer Jahrtausendbett frisch. Übergeht die kindfernen Zweifler. Wartet nicht auf einen neuen Krieg: die Friedlichsten sind die im Angesicht der Natur. Bietet euren Nachkömmlingen nicht das Teufelsprofil. Das Haus der Kraft ist das Gesicht des Anderen. Hier, jetzt, ist das Fest der Erkenntlichkeit. So laßt euch nicht nachsagen, ihr habet den Frieden ungenutzt gelassen: euer Arbeiten soll ein Wirken sein – gebt weiter. Weiter geben tun aber nur, die lieben: liebt eines – es genügt für alles. Dich liebend, erwache ich zu mir. Auch wenn die meisten nicht erhebbar sind: seid die Erhebbaren. Schaut weg von den viehischen Zweibeinern. Seid wirklich. Folgt der Karawanenmusik. Geht so lange, bis sich im Wirrwarr die Fluchtlinien zeigen; so langsam, daß euch neu die Welt gehört, so langsam, daß klar wird, wie sie euch nicht gehört. Ja, bleibt für immer fern von der als Macht auftretenden Macht. Klagt nicht darüber, daß ihr allein seid – seid noch mehr allein. Überliefert das Rauschen. Erzählt den Horizont, damit das Schöne nicht jedesmal wieder nichts war. Erzählt einander die Lebensbilder. Was gut war, soll sein. Verlangsamt euch – und erfindet: Verwandelt eure unerklärlichen Seufzer in mächtige Lieder. Unsere Kunst muß aus sein auf den Himmelsschrei! Laßt euch nicht die Schönheit ausreden – die von uns Menschen geschaffene Schönheit ist das Erschütternde. Betreibt die Enträtselung, die zugleich das Eine Rätsel verdeutlicht. Merkt euch: Sooft ihr starr angeblickt werdet vom entgegenkommenden Kind, seid ihr die Ursache. Viele Tarnungen anzunehmen, wird euer Geschick sein, und manch fröhlichen Schwindel zieht jeder öffentlichen Wahrheit vor. Spielt die Possen der Alltäglichkeit. Sich zu verlieren, gehört zum Spiel. (Und doch: Stolz geht nur der Unmaskierte!) Geht hinaus in den unbekannten Erdteil, und laßt die Illusionslosen böse grinsen: die Illusion gibt die Kraft zur Vision. Ja, überliefert form-sehnsuchtsdurchdrungen die heile Welt – das Hohnlachen darüber ist ohne Bewußtsein, es sind die Krepierlaute der Seelenkadaver. Die Toten sind euer zusätzliches Licht. Macht euch nichts aus eurer Unfähigkeit, sie anzureden: Eine Silbe genügt. Aber mehr noch gedenkt unserer Ungeborenen. Zeugt das Friedenskind! Rettet eure Helden! Sie sollen bestimmen: Krieg, laß uns in Ruhe. Ihr Leute von hier: Ihr seid die Zuständigen. Laßt euch nicht einreden, ihr wäret die Fruchtlosen einer Endzeit. Wir sind so nah am Ursprung wie je. Vielleicht gibt es keine Orte einer Wildnis mehr. Aber das Wilde, immer Neue, ist weiterhin: die Zeit. Das Ticken der Uhren besagt nichts. Die Zeit ist jenes Vibrieren, das auch durch das verfluchte Jahrhundert hilft. Zeit, ich habe dich! Jetzt ist der heilige Tag. Wirkend arbeitend, könnt ihr ihn fühlen. Vielleicht gibt es ja keinen vernünftigen Glauben, aber es gibt den vernünftigen Glauben an den göttlichen Schauder. Seht das Wunder und vergeßt es. Schafft den großen Satz. Die Freude ist die einzige rechtmäßige Macht. Erst wenn ihr euch freut, geht es mit rechten Dingen zu. – Es bleibt freilich dabei, daß es in unser aller Geschichte keinen stichhaltigen Trost gibt. Wer mißt? Die machthabenden Kindermörder verschwinden ungestraft. Die Ruhe ist nur episodisch: die rieselnden Brunnen stürzen um zu Barrikaden. Die Hoffnung ist der falsche Flügelschlag. Die Freudeverderber sind überall. Unter der Freudensonne gehend, schlucken wir zuinnerst die Bitterkeit. Liebe Leute von hier: Die Schreie des Grauens werden sich ewig fortsetzen. Euer Flehen um Gnade weckt bloß die Nichtszeichen. So richtet euch auf und seht den Mann im dunklen Anzug und weißen Hemd. Seht die Frau, die jenseits des Flusses auf dem Balkon in der Sonne steht. Beweist, mit euren Mitteln, unseren menschlichen Trotz! Jedem noch so flüchtigen Kuß einen Segen. Und jetzt jeder zurück auf seinen Platz. Dämonisiert den Raum, durch Wiederholung. Die Form ist das Gesetz, und es richtet euch auf. Der ewige Friede ist möglich. Hört die Karawanenmusik. Abmessend-wissend, seid himmelwärts. Haltet euch an dieses dramatische Gedicht. Geht ewig entgegen. Geht über die Dörfer."

Haben die von meiner Mutter erzählten kleinen Begebenheiten mir den Anstoß für mein nun fast lebenslanges Schreiberleben gegeben, so die Werke der Kunst, und nicht bloß die Bücher, sondern in gleicher Weise die Bilder, die Filme (vor allem die "Western" von John Ford und die "Eastern" des Japaners Yasujirô Ozu), die Lieder (zuletzt, zum Beispiel, die von Johnny Cash und Leonard Cohen gesungenen) mir die zum An- und Erklingenlassen des Anstoßes lebensnotwendigen Formen, Rhythmen oder, bescheidener ausgedrückt, Schwingungen und Schwungkräfte gegeben. Die frühesten Schwingungen oder Schwungkräfte kamen freilich nicht von den Künsten, sondern bewegten und durchdrangen das Kind, das ich war, mit den slowenisch-slawischen religiösen Litaneien unter den romanischen Bögen der Kirche nah dem Geburtsort Stara Vas. Und jene monotonen und zugleich so melodiösen Anrufungen himmelwärts durchdringen und beatmen mich inzwischen Siebenundsiebzigjährigen weiterhin; zupfen die Saiten für meinen weiteren Schreiberweg; summen mir Himmelstonleitern und Kadenzen, tonlose, wie etwa in der wunderlangen zur Mutter Gottes gebeteten Lauretanischen Litanei; die paar hier zitierten, aus den vielleicht hundert Namen und Anrufungen, eigens unübersetzt gelassen (bis auf das jeweilige Responsorium: "Prosi za nas" = Bitte für uns!):
Mati Stvarnikova – prosi za nasMati Odresenikova – prosi za nasSadež modrosti – prosi za nasZačetek našega veselja – prosi za nasPosoda duhovna – prosi za nasPosoda časti vredna – prosi za nasPosoda vse svetosti – prosi za nasRoža skrivnostna – prosi za nasStolp Davidov – prosi za nasStolp slonokosteni – prosi za nasHiša zlata – prosi za nasSkrinja zaveze – prosi za nasVrata nebeška – prosi za nasZgodnja danica – prosi za nas

Vor einigen Jahren war ich in Norwegen, dank Henrik Ibsen. Aber nicht von dem Dramatiker und seinem wie unserem "Peer Gynt" will ich jetzt zu guter Letzt – liebes deutsches Wort – erzählen, sondern von zwei so kleinen wie unerhörten norwegischen Begebenheiten. Die erste betrifft einen von den fünf oder sechs Leibwächtern, bodyguards, mit denen ich einen ganzen Nachmittag und Abend verbringen durfte. Zu später Stunde nämlich rezitierte mir jener Mann in einem stillen Hafenlokal von Oslo auf seinem Mobiltelephon gespeicherte eigene Gedichte, zuerst norwegisch, dann englisch, und das waren sämtlich Liebesgedichte, sehr zarte.

Und an einem der folgenden Abende, den ich zuletzt allein, auf einer Kreuz- und Quer-Wanderung durch das mitternächtlich leere Oslo (oder Kristiania, wie die Hauptstadt im "Hunger" – Buch des junges Knut Hamsun noch heisst), verbrachte, traf ich vor dem beleuchteten Schaufenster einer Buchhandlung auf die Silhouette eines Mannes, und als ich mich neben ihn stellte, wendete er sich zu mir und zeigte zugleich auf eines der ausgestellten Bücher. "Da: mein erstes Buch!", sagte er. "Und heute erschienen! Der erste Tag!" Sehr jung war der Mensch, fast noch ein Kind, oder so: ein "Jüngling", wie er im Buche steht. Und der freute sich – eben wie nur ein Kind sich freuen kann. Und das Freudestrahlen, das von ihm, dem Autor, dem Urheber, ausging, ist bis heute nicht vergangen. Möge nie vergehen!

So benutze ich jetzt den Moment, den zweien, dem Mann im Osloer Hafen und dem Jungen vor dem Bücherfenster, einen Gruß zukommen zu lassen, westwärts oder wohin auch immer.

Zu bedauern dabei ist vielleicht, daß ich hier keines der Liebesgedichte meines damaligen Leibwächters vortragen kann; zwar habe ich mir an dem Abend einige kopiert, jedoch den Zettel verloren. An seiner Stelle jetzt aber ein anderes Gedicht, das eines Soulguards, eines Seelenwächters (Nachsicht für das Wortspiel):

Anmerkung: An dieser Stelle endet das von der Schwedischen Akademie Redemanuskript. Handke trug am Ende noch ein Gedicht von Tomas Tranströmer auf Schwedisch vor. Tranströmer wurde 2011 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

(Peter Handke, 7.12.2019)

______________________________

Quelle: Der Standard - Kultur

Handke: Wie reagiert die Welt, Reaktion auf Reaktion.





Idealisierung von Peter Handke

Perfide Mülltrennung

Nobelpreisträger Peter Handke hat eine Ex-Partnerin misshandelt und die Trauerfeier eines Diktators besucht. Kann man die Kunst nicht aber vom Künstler trennen? Na klar. Es ist jedoch ein Luxus, den man sich leisten können muss.

Auszug aus einer SPIEGEL-Kolumne von Margarete Stokowski

Darf man Peter Handke einfach nur für einen großen Literaten halten? Natürlich darf man, rein juristisch. Die Frage ist, ob es etwas gibt, was den Konsum der Kunst, ihre Rezeption, ihre Würdigung nachhaltig beeinflusst, wenn man bestimmte Dinge über die Menschen weiß, die sie geschaffen haben.

Margarete Stokowski
An der Entscheidung, dass Peter Handke den Literaturnobelpreis bekommen soll, ist einiges beachtlich. Die Verleihung im letzten Jahr fiel aus, weil die Schwedische Akademie mit diversen Skandalen beschäftigt war, unter anderem wurde dem Ehemann eines ihrer früheren Mitglieder Belästigung und Vergewaltigung vorgeworfen. Das Nobelkomitee wurde neu aufgestellt. Und nun wird mit Handke ein Autor geehrt, dem seine ehemalige Partnerin Marie Colbin 1999 in einem offenen Brief vorwarf, sie getreten und geschlagen zu haben - was Handke dem Biographen Malte Herwig gegenüber später auch zugab: "Ich habe ihr einen Tritt in den Arsch gegeben. Ich glaube, ich hab ihr auch eine heruntergehauen. Ich wollte einfach arbeiten, und das ging nicht. Trotzdem war das nicht gut. Ich hab mich auch selber nicht gemocht." Aber reicht das?

Handke ist ein Autor, der sich äußerst abfällig über Frauen und #MeToo äußerte, ein Autor, der zugegeben hat, einen Kritiker geschlagen zu haben. Ein Autor, der in einem Gespräch mit dem Journalisten André Müller sagte, er fühle sich "dem Hitler als Mensch" gelegentlich "sehr nahe", er fühle außerdem manchmal eine "tiefe, perverse Sympathie für die faschistische Gewalt, die aus der Verzweiflung kommt". Und ein Autor, der auf der Trauerfeier für einen Diktator eine Rede hielt.

Kunst und Künstler zu trennen ist Luxus

Wie sollten sie das können? Wenn ein Künstler Verbrechen begeht, gutheißt oder leugnet, wenn er Täter zu Opfern macht, dann ist Kunst und Künstler zu trennen ein Luxus, den man sich leisten können muss. Es ist eine perfide Form der Mülltrennung, die da stattfindet, wo solche Künstler verteidigt werden: Ja, sie haben schon mal dies oder das gesagt oder getan, sich "verlaufen", "verrannt", "verzettelt", aber man müsse abseits davon doch die Literatur als solche betrachten und sozusagen den Restmüll vom ästhetisch Brauchbaren trennen. Was aber, wenn man das nicht kann? Und zwar nicht, weil man keine Ahnung von Literatur hat, sondern gerade weil man bestimmte Ansprüche an sie hat?

Auch der Träger des diesjährigen Deutschen Buchpreises Saša Stanišic hat die Entscheidung kritisiert: "auch deswegen, weil ich das Glück hatte, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt. Dass ich hier heute vor Ihnen stehen darf, habe ich einer Wirklichkeit zu verdanken, die sich dieser Mensch nicht angeeignet hat."

Dabei geht es nicht darum, ob man einzelne Fehler oder Ausrutscher verzeiht oder ausblendet - die natürlich auch Künstlern passieren können -, sondern darum, ob man gewillt ist, aus einem Menschen, der gewalttätig ist oder Opfer von Gewalt verhöhnt, diese Seiten gewissermaßen herauszurechnen, um ihm weiterhin in Ruhe huldigen zu können.

Als gäbe es tatsächlich saubere Grenzen, die man ziehen könnte zwischen Menschen, die Kunst erschaffen, den Bedingungen, unter denen sie es tun, und den Werken, die sie zustande bringen. Was sollten das für Grenzen sein, und wer könnte sie ziehen?

_________________________________________

Handkes unwirsche Antworten

Literaturnobelpreisträger Peter Handke hat in seiner Heimatgemeinde Griffen auf Fragen zur Kritik des Buchpreis-Trägers Saša Stanišic reagiert. Der gebürtige Bosnier Stanišic hatte den 76-Jährigen Handke wegen dessen proserbischer Haltung scharf kritisiert.

Darauf angesprochen reagierte Handke unwirsch.

„Ich steh vor meinem Gartentor und da sind 50 Journalisten – und alle fragen nur wie Sie, und von keinem Menschen, der zu mir kommt, höre ich, dass er sagt, dass er irgendetwas von mir gelesen hat, dass er weiß, was ich geschrieben hab, es sind nur die Fragen: Wie reagiert die Welt, Reaktion auf Reaktion. Ich bin ein Schriftsteller, komme von Tolstoi, ich komme von Homer, ich komme von Cervantes, lasst mich in Frieden und stellt mir nicht solche Fragen“, sagte Handke.

_________________________________________________


wie reflektiert sind autoren und künstler - und sind auch kolumnistinnen - wenn sie sich denn in ihren geistesblitzen, in ihre idee aus dem nu, in ihr werk und ihre meinung und in ihr lebens- oder durchgangs-thema regelrecht verrannt haben im augenblick und darin eingetaucht herumpulen und kreisen. wenn sie dabei sind, sich selbst zu beobachten, sich auszuprobieren, in dem ganzen inneren persönlichkeitssprektrum zwischen bodenlosem schwarzen hass und vernichtung ganz unten und dann die leiter hoch - sprosse für sprosse - bis hin zu unendlicher liebe und anbetung in greller helligkeit -und wenn sie versuchen, diese erlebens- und empfindungsstadien stufe für stufe, sprosse für sprosse, "zur sprache zu bringen", manchmal auch in worten & in werken. wenn ihnen in dieser auslotung und umsetzung dann just im moment etwas über die hutschnur geht und in die quere kommt - muss oder kann er/sie da in allen fällen contenance bewahren?

hat auch oder gerade ein autor das "recht", sich in eine sache zu verrennen - auch wenn die öffentlichkeit und sogar teile der lesergemeinde rundum und vielleicht sogar der verleger und die literaturagentur und der lektor sowie der sogenannte "gesunde menschenverstand" längst einem anderen "mainstream" folgt, der ihm oft aus werbebudgets heraus finanziert von medien oder von "google" oder "youtube"-influenzern und von "instagram" & co. sehr geschickt aufgepfropft wird.

auch #me-too, werte frau stokowski, ist inhaltlich und ganz unreflektiert erst einmal einfach nur ein mainstream  - eine mode - ein sog als einladung zum mitgleiten... - in jahrtausendealte geschichte projiziert lediglich ein durchgansstadium, in dem sie sich derzeit tummeln und wovon sie ihre miete und ihren grünen tee oder ihren espresso bestreiten - denn diese geschichte kannte und kennt matriarchat und patriarchat gleichermaßen in jeweils oft verheerenden auswirkungen und verirrungen und unterdrückungen des jeweils anderen geschlechts - in nuancenhaften pendelbewegungen zu der einen und zu der anderen seite. und der nachvollzug dieser pendelbewegungen in der bewegung hin & her ist das gesunde und normale, das es jeweils auszuhalten oder zu genießen gilt - je nachdem... sich an ein stadium dieser pendelbewegung anzudocken und gar festzubeißen - das ist die gleichzeitige reduzierung des eigenen horizonts, der viel breiter und bunter bzw. grauer ist, als man/frau das dann noch überblicken kann.

...und gehört eben auch "zu Handkes zeichnerischen Notizen...


öffentlichkeit und mainstream werden ja gemacht und beeinflusst und manipuliert - und ein echter autor hat das für sich längst in seinem tiefsten innern erkannt - und er muss sich entscheiden, bleibst du dir und deinem lebenslangen werden und wachsen mit den verschiedensten auszulotenden stufen in der beobachtung und reflexion und in der einhergehenden notation treu - oder heulst du mit der meute der mehrheit, um auflage zu machen - immer noch mehr desselben.

in der sogenannten "demokratie" ist das alles schwer - aber die mehrheitsfähigkeit hat ja nicht immer auch moralisch recht. die mehrheit kann verblendet sein - und bei diesem ganzen "brexit"-gedöns lernen wir ja, wie eine mehrheitsentscheidung aus dem bauchgefühl des augenblicks heraus sich in der praktibilität eigentlich als unlösbar und vielleicht auch als "falsch" herausstellt.

von daher zu wissen, was moralisch an handke tolerierbar ist - und ob seine lebensstadien dann jeweils auch seine literatur im moment oder davor und danach diskreditieren, das kann und muss ein(e) jede(r) für sich im stillen oder lauten inneren kämmerlein beantworten.

walter benjamin schrieb 1940:
„Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein.“

die wohl einmalige tätlichkeit gegenüber seiner partnerin marie colbin ist wohl inzwischen über 20 jahre her - und ist nie vor gericht verhandelt worden und war damit wohl eher eine innerpartnerschaftliche angelegenheit, als sie jetzt noch aus dem ärmel zu ziehen... - aber natürlich ist handke in seinem bisherigen leben auch nie "brav" und "angepasst" gewesen. handke eckt an - wie manche autor*innen und kolumnist*innen.

ich trau mir dazu keine "abschließende" beurteilung zu - und sie steht mir auch gar nicht zu: der handke formuliert sich und seine gefühle - und ich lese die - und ergötze mich an der sprachkunst - oder ich lasse sie in abscheu zu seiner person einfach im buchladen liegen - auch die verkaufsauflage ist eine demokratische "ab-stimmung"... - und der eine sagt so - und der andere sagt so...

aber mit solchen ins nichts führende reflexion wie von margarete stokowski: "darf man das" füllt man zwar zeilen - ohne jeden tiefgang: darf man bei so viel asthmakranken noch diesel fahren? - oder sind dieselfahrer potenzielle mörder... - 

in solchen passagen stokowski's winkt bei mir immer alice schwarzer mit der latte über den gartenzaun in ihren besten kachelmann-hoch-zeiten, kurz bevor sie damals probleme mit ihrer steuerabrechnung bekam...
und ich wiederhole mich, wenn ich auch hier schreibe: jesus sagte vor 2000 jahren den männern, die eine ehebrecherin steinigen wollten: "wer von euch ohne sünde (ohne irgendeinen "bruch" in seinem leben) ist, der werfe den ersten stein auf sie. und da ließen diese moralischen "rächer" ihre pflastersteine fallen und trollten sich... - einer nach dem anderen...  
und das all zusammenfassende resultat dazu in den meisten fällen bei solchen "aufklärerischen" und bloßstellenden unternehmungen zum werk eines künstlers und/oder rebellen lautet damals wie heute - wie schon vor 2000 jahren bei pontius pilatus nach dem "verhör" des vor ihm stehenden geschundenen jesus von nazareth: "ecce homo" - siehe, ein mensch... (und kein getrennter müll)


"ecce homo" - siehe, ein mensch...

Ecce Homo, 1871 - Antonio Ciseri (1821-91) - Öl auf Leinwand
Betr.: Doppel-Literatur-Nobelpreise





Die Stock­hol­mer Jury mag sich er­neu­ert ha­ben und ge­läu­tert, sie mag trans­pa­ren­ter auf­tre­ten, so­gar jün­ger ge­wor­den sein – in ei­nem ist auch beim neu­en Li­te­ra­tur­no­bel­preis al­les beim Al­ten: Wer auch im­mer die Aus­zeich­nung be­kommt, eine Preis­trä­ge­rin, ei­nen Preis­trä­ger ohne Schwä­chen kann es nicht ge­ben. Ent­spre­chend ge­spal­ten war das Echo in den di­gi­ta­len Netz­wer­ken.

Das ist viel­leicht die ent­schei­den­de Er­kennt­nis, die die­se bei­den ers­ten Li­te­ra­tur­no­bel­prei­se nach der Kri­se der Aka­de­mie ver­mit­teln: Die Zeit der Dich­ter­fürs­ten ist ab­ge­lau­fen. Schrift­stel­ler sind kei­ne Göt­ter. Den un­strit­tig alle über­ra­gen­den Au­tor gibt es nicht.

aus: "Abschied von den Göttern - Umstrittene Literaturnobelpreise für Handke und Tokarczuk" - spiegel+ v. 11.10.2019 


ja - das ist erleichternd aber auch bedrückend zugleich: das auch die nobelpreis-stars - hier also der literatur von 2018 und 2019: olga tokarczuk und peter handke - ihre jeweiligen "brüche" mit sich herumschleppen oder in sich tragen.

bei tokarczuk ist es angeblich ihr begrenztes sprachausdrucksvermögen, wie es ihre übersetzerin ins deutsche, die schriftstellerkollegin esther kinsky, wahrzunehmen scheint: "ihre stärke ist nicht die sprache", meint sie anmerken zu müssen - vielmehr sei ein "esoterischer feminismus" ihr ding, der ihr in polen und anderswo viele anhängerinnen beschert hat. und das "deutsche polen institut" verortet sie in die nähe des gigantisch geheimnisumwobenen mystisch-mythischen psychonalytikers c.g. jung, von dessen überlegungen und nischenbildungen sie "inspiriert" würde, wie sie selbst betont.

ja - und handke trägt ja als "bruch" trotz all seiner genialen sprach- und betrachtungsakrobatik seinen milosevic-spleen mit sich herum: seine serbien-affinität, besonders auch während des balkan-kriegs, in die er sich völlig verrannt hat. er soll außerdem eine lebensgefährtin geschlagen und getreten haben, einen unliebsamen interviewer angegangen sein - und soll sich nicht immer unter kontrolle haben, wenn er in frage gestellt wird, bei aller ruhiger naturbetrachtung, die er ansonsten gern heraushängen lässt.

aber so ist das mit den "brüchen", eben jener kehrseite jeweils der medaille: emil nolde ist deutschlands bekanntester und wirkmächtig-meisterlich buntester expressionist, aber er dient sich wahrscheinlich auch aus purem geschäftssinn über die maße dem ns-regime an und tritt als grenzbewohner in einen zweig der nsdap im deutsch-dänischen nordschleswig ein. inwieweit er nun tatsächlich auch innerlich ein durch und durch "überzeugter" nazi war oder es doch in erster linie um seine kunstmarkt-verkaufschancen in jener zeit dabei ging, hat er uns ja nicht zweifelsfrei offenbart - wohl aber, wie er pünktlich nach kriegsende am ende des nazi-spuks sein dortiges engagement vehement verleugnete und mit dem mantel des schweigens zudecken oder gar ins gegenteil verkehren wollte, was ihm auch mit unterstützung zunächst gelang.

zwar hat die bundeskanzlerin nolde nun aus ihrem büro wegen der erst jetzt so richtig öffentlich gewordenen ns-verquickungen abhängen lassen und für immer verbannt - aber sie besucht wie selbstverständlich mitsamt der angeblich großen deutschen (finanz)"elite" regelmäßig die wagner-festspiele jährlich in bayreuth, wo auch ein adolf hitler seinerzeit regelmäßig ein gern gesehener gast manchmal sogar ohne uniform und im festanzug war - und vielleicht sitzt frau merkel heute auf einem ähnlich günstigen platz bei den stundenlangen aufführungen wie er damals - der wagner-clan des komponisten insgesamt wenigstens war damals eindeutig und verbrieft pro-nationalsozialistisch...

aber: ich bin inzwischen davon überzeugt - desto älter ich werde - dass in jeder biographie bei objektiver "belichtung" und "durchleuchtung" solche oder ähnliche brüche auszumachen sind. und das ist auch dem jeweiligen "zeitgeist" natürlich geschuldet, der sich mit den nachfolgenden generationen jeweils ändert - und dann im nachhinein heutzutage vielleicht von algorithmen aber auch von historikern und soziologen anders bewertet und verdeutet werden kann - oft genug sogar diametral entgegengesetzt.

beispielsweise standen die eugeniker und rassenhygieniker der zwanziger bis fünfziger jahre des letzten jahrhunderts nach eigener überzeugung auf der damals "modernsten" und wissenschaftlich fortschrittlichsten stufe der menschlichen entwicklung und forschung überhaupt - und das nicht etwa nur in ns-deutschland, sondern weltweit gleichermaßen... - und erst heutige genetische mikrountersuchungen lassen den schluss zu, dass man überhaupt keine durchgängige verschiedenheit menschlicher "rassen" in statur und hautfarbe etc. ausmachen kann.

streng biologisch heißt es jetzt in der "jenaer erklärung" im september 2019: »Es gibt im menschlichen Genom unter den 3,2 Milliarden Basenpaaren keinen einzigen fixierten Unterschied, der zum Beispiel Afrikaner von Nicht-Afrikanern trennt. Es gibt – um es explizit zu sagen – somit nicht nur kein einziges Gen, welches ›rassische‹ Unterschiede begründet, sondern noch nicht mal ein einziges Basenpaar.«

diese Erklärung, so genau sie wissenschaftlich argumentiert, ist vor allem ein politisches zeichen: ein signal an eine gesellschaft, in der rassistisches gedankengut in den vergangenen jahren immer weiter in die mitte gerückt ist. - und inzwischen verortet die einschlägige wissenschaft eine individuell ausgeprägte persönlichkeitsbildende prägekraft den spiegelneuronen mit der transgenerationalen emotionalen "vererbung" durch (traumatische) familienereignisse und durch die jeweiligen reaktionen der bezugspersonen.  

der schon oben erwähnte c.g. jung nannte diese phänomene der immer mitschwingenden und einhergehenden "dunklen" und "entgegengesetzten" unbewussten persönlichkeitsanteile den (noch) nicht integrierten und einverleibten "schatten". dieser schatten enthält nach jung die anteile, die seinem positiven  und naiv-einfach eingebildeten und nach außen projizierten selbstbild und seiner so der umwelt vorgegaukelten 'theatermaske' (die bei jung "persona" heißt) entgegenstehen. des schattens dunkle seite – vom ich-bewusstsein aus gesehen – umfasst auch seine unbewusstheit, und außer 'bösem' können aus dem schatten auch positive impulse bei geglückter motivierender bewusstmachung und integration erwachsen. 

der schatten umfasst also nach jung un- oder teilbewusste persönlichkeitsanteile, die häufig verdrängt oder verleugnet werden, weil sie dem nach außen vorgetäuschten vorstellungsbild des ichbewusstseins von sich selbst entgegenstehen. 

folglich gehören zum kompletten umfassenden persönlichkeitsbild alle 'licht'- und 'schatten'-seiten: also immer die jeweils vorgegaukelte und gelebte "schokalenseite" mit all den oftmals entgegengesetzten bruchstücken und brüchen aus dem verborgenen. 

derzeitig suchen ja die medien und #me-too-aktivist(inn)en wie wild gerade bei prominenten, die sich für eine besonders hehre sache einsetzen oder die als mann irgendwie auffällig und übergriffig wurden  - wie z.b. eben auch auch bei handke aber auch bei greta thunberg - flugs diese "brüche" und "unpassenden" anteile auf - und dann steigert das die leser- und publicity-clicks und die verkaufte auflage, wenn man dann solche brüche "entlarvt" und sich daran hochzieht.

jesus sagte den männern, die die ehebrecherin steinigen wollten: "wer von euch ohne sünde (ohne irgendeinen "bruch") ist, der werfe den ersten stein auf sie. und da ließen diese moralischen "rächer" ihre pflastersteine fallen und trollten sich... - einer nach dem anderen... 

das all zusammenfassende resultat lautet dazu in den meisten fällen bei solchen "aufklärerischen" und bloßstellenden unternehmungen - wie schon vor 2000 jahren bei pontius pilatus nach dem "verhör" des vor ihm stehenden geschundenen jesus von nazareth: "ecce homo" - siehe, ein mensch...



sinedi.art: "eingriff no.17" - peter handke bekommt den nobelpreis für literatur



ich bin da nicht auf dem laufenden
ich bin mehr auf dem gehenden
statt auf dem laufenden

peter handke




sinedi.art: "eingriff no.17". peter handke bekommt den nobelpreis für literatur | XXL = click here


sinedi.graphic.bearbeitung zu 
peter handke





3 minuten peter handke: 
zu den europäischen werten - "arschlöcher"




auf meiner website hatte ich eine conterfei-bearbeitung des nobelpreisträgers für literatur 2019 auch eingereiht in meine neue reihe: "ein bild sagt mehr als 1000 worte"...

und dann erst ist mir diese tiefgründigkeit aufgefallen, einen schriftsteller, der als "wortakrobat" gilt, zu seinem nobelpreis für literatur mit einer graphic zu ehren, die angeblich mehr aussagt als ein text von 1000 worten.

es hätte ja wenigstens ein gedicht sein können ...

aber dann hab ich mir selbst meinen lapsus verziehen, als ich sah, das handke in seinen aufzeichnungen und notizbüchern gern und oft auch malt und zeichnet:

abb. tagesspiegel


ich habe mir neulich ein eineinhalbstündiges video angeschaut von einem porträt peter handkes mit dem titel: "bin im wald. kann sein, dass ich mich verspäte", das man bei amazon schauen kann, was mir noch einmal so profilierend, so plastisch gezeigt hat, wie handke jedes wort ganz in echt "formuliert" und formt und webt: das klingt dann so wie ein permanenter strom "druckreifer" äußerungen - ein ewig mitlaufendes manuskript.

von daher hat es handke vielleicht beim schreiben gar nicht so schwer: er denkt laut - und seine gedanken werden in echtzeit druckreif nebenher mit aufgezeichnet - und dann noch ein wenig redigiert - und heraus kommt dann ein nobelpreiswürdiges gesamt-oeuvre ...

und am beginn des deutschen eintritts damals in den balkankrieg hat der damalige außenminister joschka fischer hier in bielefeld auf einem grünen-parteitag von einem kriegsgegner einen farbbeutel auf sein ohr gepfeffert bekommen, der bei ihm das trommelfell verletzte, was mich als pazifistischer kriegsdienstverweigerer damals zusätzlich in gewissensnöte brachte - und auch handkes haltung zu serbien ließ mich damit in meinen überzeugungen hin und her taumeln: ja - krieg ist ein schmutziges geschäft - und bildet sich als solches auch tief innen im hin und her ab!

jawahl: (schmutziges) geschäft!, bei dem man über berge von leichen geht - koste es was es wolle...

ich bin peter handke dankbar dafür, dass er immer wieder an meiner selbstgefälligkeit und meinen vorgeblichen überzeugungen rüttelt und gerüttelt hat.

seine übergriffigkeiten und gewaltausbrüche gegenüber frauen oder kritikern kann ich dagegen nicht tolerieren...

wie ich höre, ist er ja auch ruhiger geworden und hat einige dinge eingesehen und in frieden abgeschlossen - und gibt sich ja jetzt als etwas kauzigen walspaziergänger und naturmetapher-betrachter... - aber: auch für ihn muss der rubel ja rollen.

und jetzt bin ich doch noch ins schwafeln gekommen: also - mit bauchschmerzen - herzlichen glückwunsch zum nobelpreis...