"
Posts mit dem Label AfD werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label AfD werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

volksverpetzer - sind blogger des jahres


Gordana Rammert ist Teil der „Volksverpetzer“. Selbst der nominierte Rezo setzte sich für sie ein.


der volksverpetzer - click here

Eine Bielefelderin kann seit Montag sagen, sie sei Teil der „Blogger des Jahres 2019“. Am Montag wurde der „Volksverpetzer.de“ in Berlin mit dem wichtigen Social-Media-Award, dem „Goldenen Blogger“, gekürt. Gordana Rammert (32) ist seit 2018 engagiertes Mitglied der ehrenamtlichen Aufklärer-Seite.

2015 begann Thomas Laschyk, einen kleinen Online-Notizblock für Gegenargumente und Quellen im Kampf gegen Fake-News und Hass zu veröffentlichen. Zusammen mit Freunden wurde seine Idee – der „Volksverpetzer“ – immer größer. Dann wurden seine Beiträge zur Kolumne auf dem bekannten Faktencheck-Portal „Mimikama“. Gordana Rammert arbeitete damals als Lektorin für das Wiener Portal: „Mimikama ist eher unparteiisch, der Volksverpetzer ist das genau nicht“, sagt die politisch bei den Piraten Bielefeld engagierte Bielefelderin. Als sich der Volksverpetzer selbstständig machte, ging Rammert mit – seit 2018 gehört sie zu dem Team, das seine Arbeit als Einsatz für Demokratie, Menschenrechte, Freiheit, Gerechtigkeit und die Wahrheit sieht und gleichzeitig auch als Kampf gegen Fake-News, Hass, Hetze, Ausgrenzung, Diskriminierung und Manipulation. Gordana Rammert nennt es: „Die Menschen zum Denken ermutigen.“ Die Jury erklärte: „Damit setzt das ehrenamtliche Team einen bewussten Kontrapunkt zu jenen, die das Klima im Netz vergiften.“

Mit dem Slogan der Seite „Lebe stets so, dass die AfD etwas dagegen hat“ wurde der Blog einer breiten Öffentlichkeit bekannt und es zeigt, in welche Richtung viele Beiträge gehen. „Es geht aber nicht immer nur gegen die AfD“, betont die Bielefelderin. Sie hätten immer besonders viele Follower gewonnen, wenn sie nach besonders aufgeregten Katastrophen sehr ausführlich und ausgleichend berichtet haben: „Manche Themen brauchen bei uns ein paar Tage Zeit. Wir wollen erstmal Fakten sammeln und uns dazu eine Meinung bilden.“

Dass das Volksverpetzer-Team Deutschlands ältesten und renommiertesten Influencer-Preis gewonnen hat, macht Rammert aus zwei Gründen stolz: „Erstens war es eine Wahl, die zu 50 Prozent über ein Online-Voting der User zustande kam. Und außerdem haben sich die Mitnominierten für uns eingesetzt.“ Tatsächlich war CDU-Kritiker Rezo nominiert.

Doch der machte bewusst keinerlei Werbung für das Voting, weil er fand, „dass es die beiden anderen eher verdient haben“. Und die andere Nominierte – die Journalistin und Schauspielerin Samira El Ouassil rief sogar explizit auf, für den Volksverpetzer statt für sie zu voten: „Die machen eine Wahnsinns-Arbeit, deren Erfolg mein Leben einfacher macht, ich wäre so glücklich, wenn sie gewinnen“, schrieb sie auf Twitter.


aus: NEUE WESTFÄLISCHE, Freitag, 13.3.2020 - S.17 - Lokales

https://www.volksverpetzer.de/


___________________________________________

ja - obige notiz fand ich heute in meiner heimatzeitung. da aber "der volksverpetzer" schon wohl in einer anderen liga spielt - auch alters- und generationenmäßig - las ich uralter blog-eigenbrötler von dieser seite zum erste mal.

und doch - natürlich: meine allerherzlichsten glückwünsche, zumal ich "politisch" hundertprozentig d'accord bin.

wenn ich auch nicht einsehe, hier im blog das buchstaben-kürzel der rechten partei über gebühr zu erwähnen, wogegen die "volksverpetzer" ja partei ergreifen...

ich finde jede nennung ist irgendwie auch ein offener oder versteckter virtueller "click" für diese braune soße - und die lachen sich ins fäustchen über ihre positive und negative popularität und "ausstrahlung", weil sie dann ja "etwas bewirken" in diesem unserem lande - und sie in aller munde und in aller zeilen sind.

am liebsten beschweige ich diese volksgenossen und wende mich eher den schönen lebens- und liebenswerten themen zu, aber das muss man immer für sich entscheiden.

ich finde also - es gibt auch (noch) ein leben jenseits von der rechtsaußen-partei. lassen wir sie doch einfach unerwähnt "rechts" liegen - sie wird auch mal wieder verrotten.

die alten 68er haben damals gesagt: "trau keinem über 30" - denn da sah man überall bereits die "faschos" aus den löchern kriechen - aber alle haben damals gelacht über diese "rechts-phobie", obwohl ja das "dritte deutsche reich" erst 23 jahre hinter uns lag - und die bemühungen alt-nazis zu entlarven gegen null tendierten seinerzeit - nach den nürnberger prozessen der alliierten.

nun gibt es neue nachkriegs-generationen und schwupps, sitzen rechtsnationale rassisten wieder im bundestag und bahnen ideologiemäßig den rechten einzelattentätern den weg und krakeelen gegen kopftücher und messermänner "und andere taugenichtse" - und man lässt deshalb viele tausend schutzsuchende in griechenland und an der türkisch-syrischen grenze einfach in ihrem saft schmoren, denn alle "demokratischen" sonstigen parteien machen ja mehr oder weniger bei diesem  mords-spiel entgegen völker- und asylrechtlichen internationalen bestimmungen mit, wohl um nicht noch mehr tumbe wähler an diese unsagbaren zu verlieren.

ein antrag von grünen und linken im bundestag, nämlich ein kontingent von 5.000 besonders schutzbedürftigen menschen – beispielsweise unbegleitete kinder, schwangere, alleinreisende frauen, alleinerziehende und schwer traumatisierte - aus den lagern der griechischen ägäis-inseln einreisen zu lassen, scheiterte: bei einer namentlichen abstimmung unterstützten nur 117 abgeordnete diese forderung, 495 parlamentarier stimmten dagegen. - und das gilt jetzt unter den #coronavirus-bedingungen wohl erst recht als obsolet bei den "volks-" und "völkischen" parteien.

also - nochmal meine glückwünsche und meine solidarischen grüße an die "volksverpetzer", deren link ich jetzt fest abgespeichert habe in meiner lesezeichen-leiste (die könnten sich auch mal ein gutes favicon mit ihren 2 dreiecken monieren) - und du, lieber leser, solltest das auch tun - und natürlich auch lesen und weitersagen ...

Hanau auf den Grund gehen: "Kopftuchmädchen, alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse" (Weidel)

Zur gefährlichen Rhetorik der AfD 

„Gaulands Sprache ist der schlecht verkleidete Jargon von Gangstern“

Von Armin Lehmann | Tagesspiegel


Immer wieder wird der AfD, Vertretern wie Anhängern, vorgeworfen, dass sie durch ihre Rhetorik Hass schüren und Menschen indirekt animieren, verbale oder körperliche Grenzen zu überschreiten. Ohne die AfD zu nennen, hatte Bundeskanzlerin Merkel nach den Morden in Hanau gesagt: "Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift." Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Arbeitsminister Hubertus Heil hatte die AfD als geistige Brandstifter bezeichnet.

Einer, der sich intensiv mit der Sprache der AfD beschäftigt hat, ist der Sprach- und Literaturwissenschaftler Heinrich Detering. 2019 schrieb er das Reclam-Büchlein "Was heißt hier 'wir'? Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten."

Wir dokumentieren an dieser Stelle einige Auszüge, um zu zeigen, wie rhetorisch taktisch und bewusst viele prominente Protagonisten der Partei reden und Sprache öffentlich für ihre Zwecke instrumentalisieren.

Die AfD versucht, den politischen Diskurs zu verhexen

In der Einleitung begründet Detering zunächst allgemein, was bestimmte Begriffe erreichen sollen und schreibt: "'Vogelschiss', 'Entsorgung' und 'Messermänner' sind Beispiele für eine Verhexung des politischen Diskurses durch Wörter, genauer: durch Schlagwörter und Kampfvokabeln, kalkulierte provozierende Verstöße gegen Höflichkeitsregeln und Taktempfinden, die sich die Verstoßenen als Trophäen ihres vorgeblichen Kampfes gegen Denkschablonen und Sprechverbote einer allgegenwärtigen political correctness ans Revers heften." Ziel ist für Detering nichts anderes, als das "Abstecken von claims", "um den Ehrgeiz, mit Reizvokabeln die Grenzen des Sagbaren auszuweiten, um die Steuerung der öffentlichen Aufmerksamkeit."

"Überschwemmung" ist ein Wort, das unter anderen die Co-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag Alice Weidel benutzte, beispielsweise in einer privaten Mail, die sie allerdings hinterher zur Fälschung erklären ließ. Damals, 2013, beklagte sie, dass wir "von kulturfremden Völkern... überschwemmt werden". Detering schreibt: "Sie meint das, was man im klassischen Griechenland 'die Barbaren' nannte, und sie beschreibt es wie eine Naturkatastrophe: als Überschwemmung. In dieser Konfrontation erscheint tödliche Gewalt unausweichlich."

Detering nimmt sich dann eine Rede von Alice Weidel vom 16. Mai 2018 vor, in der sie in einem Satz im Bundestag die Begriffe "Kopftuchmädchen, alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse" benutzte. Detering analysiert wie folgt: "Diese Kombination unterstellt.... vielerlei: erstens, dass für einen muslimischen Mann das Messer dieselbe Bedeutung habe wie für eine muslimische Frau das Kopftuch; zweitens, dass das eine so gewaltaffin sei wie das andere; drittens, dass die so interpretierten Attribute Messer und Kopftuch bei Muslimen als die jeweils maßgebliche soziale Geschlechtermarkierung dienten; und viertens, dass beide Attribute ihre Trägerinnen und Träger ohne weiteres, als sei das von selber evident, als 'Taugenichts' verrieten."

Ergo, führt Detering aus: "Wer diese Fremden "alimentiert", wie es der von Frau Weidel namentlich attackierte Grünen-Abgeordnete Hofreiter fordert, der finanziert in dieser Logik das Verbrechen..."

Es wird behauptet, nie begründet

Heinrich Detering nimmt sich auch die Rede vom jetzigen AfD-Fraktionschef und früheren Parteivorsitzenden Alexander Gauland vom 2. Juni 2016 in Elsterwerda anlässlich einer "Demonstration für unsere Heimat" vor, in der Gauland "Versuche" anprangerte, "das deutsche Volk allmählich zu ersetzen durch eine aus allen Teilen dieser Erde herbeigekommene Bevölkerung". Detering fragt, wer aber genau dies tun wolle, wer wolle wen ersetzen? Gauland sagt es nicht, sondern, findet der Sprach-Professor: "Ohne es auszusprechen (und sich damit einer argumentativen Begründungspflicht zu stellen), bezieht sich Gauland auf die rassistische Verschwörungstheorie von der angeblichen 'Umvolkung" oder dem 'großen Austausch', wie sie von der Identitären Bewegung, in Deutschland von dem Publizisten Götz Kubitschek und von Ungarn bis in die USA von rechtsradikalen Ideologen vertreten und mit Vorliebe vermeintlichen jüdischen Weltverschwörern wie George Soros zugeschrieben wird."

In der Rede benutze Gauland auch eine von Björn Höcke eingeführte Formulierung und sagt, "dass die 'Kanzler-Diktatur' das deutsche "Volk völlig umkrempelt und viele fremde Menschen uns aufpfropft und uns zwingt, die als Eigenes anzuerkennen."

Die Aussagen sind oft rassistischer gemeint als formuliert

Detering führt dazu aus: "Gaulands gärtnerische Metapher verschiebt den Konflikt auffällig und darum wirkungsvoll von der Kultur in die Biologie. 'Wir' sind hier verwurzelt, naturwüchsig, ein Volk wie ein Baum; die Volks-Fremden werden uns aufgepfropft als biologisch fremde Triebe. Die Metapher ist in ihrem Kern rassistischer, als man es ihr ansieht."

Nach der Gewalt in Chemnitz, die nach dem Tod eines deutschen Dresdners von rechtsradikalen Deutschen gegenüber Ausländern verübt worden ist, sagte Alexsander Gauland in einer der folgenden Bundestagsdebatten einen Satz, der, wie es Detering vorausschickt, "mir für diese manipulative Rhetorik des Behauptens und Ausweichens besonders charakteristisch ist."

Er lautet: "'Hass ist... keine Straftat." Dieser Satz folge der Regel der AfD, Behauptungen zu widersprechen, "die niemand aufgestellt hat". Niemand habe im Bundestag behauptet, dass Hass ein Straftatbestand sei, sondern vielmehr wurde darauf hingewiesen, "dass aus Hass Taten hervorgehen können, die einen Straftatbestand erfüllen."

Gauland suggeriert, Taten aus Hass heraus müssten straffrei bleiben

Detering findet: "Gaulands Satz spricht mit dem Pathos der Lakonie eine Banalität aus, suggeriert aber, dass auch die aus Hass hervorgegangenen Taten straffrei sein sollten - und zwar dann, wenn der Hass berechtigt sei. Der ganze Satz Gaulands lautet nämlich: "Hass ist erstens keine Straftat und hat zweitens in der Regel Gründe."

Die AfD bestimmt, wer aus ihrer Sicht "das Volk" ist und nimmt für sich in Anspruch, nur die eigene Partei repräsentiere es. Björn Höcke sprach auf seiner Dresdener Rede 2017 den folgenden Satz: "Unser liebes Volk ist im Inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang sowie die Masseneinwanderung erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar bedroht..." Deshalb, versprach Höcke, werden "wir uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen". Oder, wie es Gauland am Abend der Bundestagswahl 2017 formulierte: "Wir werden sie jagen...", womit er die Bundeskanzlerin meinte, um dann Höckes Satz in die Fernsehkameras zu sagen, nämlich erneut: "Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen."



Was uns Gaulands "Vogelschiss" wirklich sagt

Auf dem Bundeskongress der Jungen Alternativen am 2. Juni 2018 erklärt Gauland: "Wir haben eine ruhmreiche Geschichte... Und die, liebe Freunde, dauerte länger als die verdammten zwölf Jahre. Und nur, wenn wir uns zu dieser Geschichte bekennen, haben wir die Kraft, Zukunft zu gestalten. Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die zwölf Jahre. Aber... Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte."

Detering schreibt, dass sich hier erneut überdeutlich die Wirkungsmacht der Provokation zeige - natürlich durch das Wort "Vogelschiss". Detering schreibt: "Was immer es ist, das die tausendjährige deutsche zu einer Erfolgs-Geschichte macht, die Nazis und ihre zwölf Jahre kommen darin nicht vor; sie sind kein Teil davon, sondern bleiben außerhalb der Zählung..., wer von seiner geschichtlichen Verantwortung so spricht, der hat sie... damit abgestreift."

Über die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz, die aufgezählt hatte, wie vielfältig deutsche Kultur ist und sein kann, sagte Gauland vor AfD-Anhängern im Eichsfeld: "Ladet sie mal ins Eichsfeld ein, und sagt ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist. Dann kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in Anatolien entsorgen können."

Detering fragt sich: "Welches Spezifikum der spezifisch deutschen Kultur, von der Gauland spricht, "sollte hier Frau Özuguz vermittelt werden. Welcher Art solle diese Vermittlung denn sein, wenn "die Adressatin anschließend 'entsorgt' werden muss"?. Detering hat auch eine Antwort darauf, sie lautet: "Es sind die Vertreter... jener spezifisch deutschen Kultur. Sie gleichen zum Verwechseln Bandenmitgliedern, die es ihren Opfern erst mal so richtig zeigen, sie dann erledigen und schließlich entsorgen. Nein, Gaulands Sprache ist auch hier wahrhaftig nicht die Sprache Goethes und Fontanes. Sie ist bloß der schlecht verkleidete Jargon von Gangstern."


unter jedem "amtlichen" redemanuskript, das zur veröffentlichung an die medien weitergegeben wird, steht der satz: "es gilt das gesprochene wort". 

also nicht das im manuskript vorgesehene wort, sondern die tatsächlich gesprochene formulierung ist das, was "gilt".

und da sind es dann nicht mehr die aneianderreihung der worte, sondern auch die art & weise des vortrags, die mimik, die lautstärke, die schärfe, die "quintessenz" der aussagen - das alles macht dann "sprache" mit aus.

da ist es nur gut, wenn man dazu auch haargenaue mitschriften und ton- und bildaufnahmen hat dieser von der afd vorgetragenen texte, die der literaturprofessor detering in einem kleinen reclam-büchlein mal auseinandergefriemelt hat - und den zersetzenden background dieser sprache aufs feinste dabei seziert - und mal unter die so unschuldig daherkommende oberhaut schielt..

ja - seziert ist wohl das richtige wort. denn sprache kann ja bekanntlich zu einer scharfen waffe, zu einem schwert werden. das wort kann mord und totschlag auslösen und kriege vom zaun brechen.

und nicht umsonst lautet ja ein englisches sprichwort: 

«ein scharfes schwert schneidet sehr, 
eine scharfe zunge noch viel mehr.»

und bei deterings textanalyse hat man schon den eindruck, als folgten auch die scheinbar lapidar mal so "hingeworfenen" metaphern aus den reihen der afd durchaus einer größeren und propagandamäßig abgezirkelten und vielleicht sogar algorithmus-gesteuerten regieanweisung aus dem off, um mit klebrigem dreck zu schmeißen und unruhe zu stiften, mit dem ziel umstürze einzuleiten.

okay - man kann nun wahrscheinlich nicht sagen, die rhetorik der afd habe automatisch die mordtaten von tobias rathjen in hanau ausgelöst - aber sie haben dafür die wege mit ausgelatscht und geebnet, haben diesen hass mit befeuert, zumindest waren sie ihm kein hemmnis und und haben sein krudes und verworrenes weltbild eher gefördert statt gestoppt. 

und da gibt es fast jeden 5. erwachsenen menschen, der hier dabei mitzieht und der das toll findet.

aber zu was das führt und was damit ausgelöst wird und welche brunnen vergiftet werden, das konnten wir ja in den letzten 8 monaten 3 mal erleben: in kassel, in halle und jetzt in hanau. und diese "kontinuität" des mordens hat ja auch erschreckend viele vorläufer, z.b die nsu-morde mit dem eigentümlichen "bekenner"-trickfilm-video - und breiviks tat in oslo und seine anschließende selbstzinszenierung. und diese abgesetzten bekenner-briefe und -videos mit ihrem oft kruden und manchmal wahnhaften weltverschwörungs-geschwafel.

ich hatte neulich schon mal diese bild-metapher vor augen: von einer auf dem herd kochenden griespuddingmilchmasse: diese außen sichtbare "globale" obere umspannende haut ist schon erkaltet - und bedeckt eine brodelnde masse unter sich zu, die kocht und schäumt in blase an blase: die von der globalität zugedeckten einzelblasen der einzel-menschen und gesellschaftsteile: ein jeder in seiner eigentümlichen blase gefangen, in seiner realität, getrennt von seinen nächsten und allernächsten nachbarn: und laufend platzen abtrennungshäutchen der brodelnd schäumende bläschen zu neuen verbünden, um jetzt aufzuschäumen und gleich wieder spurlos zu vergehen: ein ewiges aufquellen und in sich wieder zusammenfallen - im steten abrupten wechsel.

so kommt mir das vor, in diesem "christlichen abendland" unter dem "schirm" einer globalen "marktgerechten demokratie", wie frau merkel das ja mal bezeichnet hat.

aber vorsichtig, bei einer solch vor sich hin köchelnden masse kann rasch etwas anbrennen - und das erleben wir ja zur zeit, und dann wird der pudding ungenießbar - und der globale marktgerechte erkaltete hautüberzug bekommt tiefe risse und furchen und platzt auf...

es hilft nur, wenn wir am herd die hitze herunterdrehen - und es kommt beim kochen auf die zutaten an - aber bedenke auch: viele köche verderben den brei ...

zur "provokation" gehören mindestens zwei



Bergen-Belsen: Zunahme provokanter Besucher-Fragen

In der Gedenkstätte Bergen-Belsen stellen Besucher zunehmend provokante Fragen. Das hat der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Jens-Christian Wagner, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ) gesagt. So zweifelten Schüler mitunter die Zahlen der NS-Opfer an. Wagner geht davon aus, dass die Jugendlichen "von Lehrern oder anderen gewissermaßen angespitzt worden sind". Seit mehreren Jahren beobachte er, dass sich "die Grenzen des Sagbaren" nach rechts verschieben. Zwar habe es auch früher solche Provokationen gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß. Wagner führt dies auf das Erstarken der AfD und rechtsextreme Gedanken zurück.

Lehrerin von Schülerfragen irritiert

Wagner berichtete von einer Schulklasse, die jüngst beim Besuch der Gedenkstätte kritische und provokante Fragen gestellt habe. Davon sei auch die Lehrerin irritiert gewesen. Es habe sich herausgestellt, dass sie für einen Kollegen eingesprungen ist, der AfD-Mitglied sei, so Wagner. "Der hat die Jugendlichen offenbar angestachelt, mit bestimmten Fragen zu provozieren." In dem damaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen waren von 1943 bis 1945 mehr als 100.000 Männer, Frauen und Kinder inhaftiert. Mehr als 52.000 von ihnen starben nach Angaben der Gedenkstätte - unter ihnen auch Anne Frank, deren Tagebücher später weltbekannt wurden.




"Geschichte geschieht nicht, sondern wird von vielen gemacht"

Wagner hält es für notwendig, die Gedenkstättenarbeit zu modernisieren. Auch wenn im Mittelpunkt des Gedenkens weiterhin die Opfer stehen sollten, müsse man "sehr viel stärker auch nach Tätern, Mittätern und Profiteuren fragen und damit nach der Funktionsweise der von den Nazis propagierten Volksgemeinschaft", sagte er der HAZ. Zudem sollte bei den Besuchern die Erkenntnis wachsen, "dass Geschichte nicht einfach geschieht, sondern von vielen gemacht wird".



Im Konzentrationslager starben nach Angaben der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten rund 52.000 Menschen - auch Anne Frank und ihre Schwester.

Textquelle: NDR


tja - watt dem einen sin uhl - is dem annern sin nachtijall - 

wenn ich schulklassen von der ns-euthanasie-ermordung meiner tante erna kronshage erzählte, waren sie von ihren lehrern dazu oftmals in keinster weise vorbereitet worden, und mucksmäuschenstill lauschten sie oft ohne reaktion und ohne ablesbarem interesse meinem beitrag - manche vergaßen gar zu nicken oder mit dem kopf zu schütteln. ihre "vorbereitung" zum thema war wohl oft nur ein kurz und bündiger fünfzeiler in einem "geschichts"-lehrbuch, als beitrag zu den wohl rund 300.000 euthanasie-morden - wenigstens haben sie mir den mal so gezeigt.

insofern ist es schon spannend, wenn nun die schüler wenigstens mit fragen in die gedenkstätte bergen-belsen kommen, auch wenn diese eventuell von der "falschen seite" provokant mit auf den weg gegeben werden.

nach 80 jahren muss man auch als gedenkstätten-leiter sicherlich mit solchen unbedarften und provokanten beiträgen von der (groß-)enkelgeneration der aktiven zeitzeugen von damals rechnen.
und kritische fragen zu stellen ist ja kein verbrechen.

die grassierende "political correctness" darf nun bitteschön nicht so weit gehen, dass sie in bergen-belsen nur noch andächtige und abgerichtet vor sich hin starrende und von trauer übermannte und überfraute jugendliche als angemessen akzeptiert.

das kann und darf es nicht sein.

und wenn man etwas von dem oben (hier im beitrag aus youtube) eingestellten filmmaterial zu den damaligen ausmaßen des lagers und den funktionen der einzelnen abschnitte - oder eben auch die dokumentaraufnahmen der englischen streitkräfte bei der befreiung beim auffinden der zum skelett abgemagerten letzten überlebenden oder den offenen massengräbern des kz's aus dem fundus den schülern gezeigt hätte, hätte es gar nicht vieler worte und zurückweisungen bedurft, um diesen vielleicht von ihrem afd-lehrer "angepieksten" schülern in aller deutlichkeit und klar und wahr zu begegnen.

ich hatte bei meinen vorträgen zu erna kronshage, bei denen ich mir jedesmal mehr beteiligung und diskussion gewünscht hätte, eher mal "kritische" anmerkungen aus einer anderen ecke, nämlich wenn ich die zweifelhafte rolle der ns-psychiatrie-ärzte ansprach, und eine sehr selbstbewusste arzttochter und angehende medizinstudentin sich diese kritik an der "ärzteschaft" überhaupt verbat und pauschal zurückwies. und seitdem werde ich in diese schule auch nicht mehr eingeladen...

aber auch da ist es ja die fehlende information zu den gesamtzusammenhängen in diesem "deutschen volk" vor 80 jahren, von führern und verführten, von tätern und opfern und mitläufern - und ebenfalls der großen einfach schweigenden vor sich hin brütenden mehrheit - fast ebenso wie heutzutage - wo es auch die wenigen aktiven und sich informierenden gesellschaftsteile gibt - und diejenigen, denen das alles nichts angeht und die sich aus dem gesellschaftlichen diskurs einfach heraushalten.

denen ist das zu kompliziert und die daddeln lieber auf ihrer spielkonsole herum, anstatt sich mal dafür zu interessieren, wie (ur-)opa und -oma vielleicht von 1933-1945 gelebt und überlebt haben und in welcher funktion.

die ns-morde waren ja umfassende industriell durchorganisierte kleinteilige ketten-liquidationen, bei denen die einzelnen stationen und funktionen sich den staffelstab jeweils zusteckten und weitergaben: das begann oft mit dem nachbarn oder sogar einem familienmitglied als denunzianten, der ns-fürsorgerin, dem amtsarzt und seinen helferinnen, dem polizeiposten des ortes, der verwaltung, dem zugpersonal und dem lokführer des deportations-transportes mit der reichsbahn, dem wachpersonal und der kommandatur des lagers und schließlich dem liquidationskommando und den mitarbeitern am verbrennungsofen der ermordeten leichen. 

und das waren - so schätzen experten - alles in allem ca. 30 beteiligte menschen pro opfer - die fast alle nach dem krieg unbehelligt durch diese zeit schlitterten und in ihren familien behaupteten, sie hätten "von nichts gewusst" ...

die deutsche gesellschaft von 1933 - 1945 war täter-   u n d  opfergemeinschaft - und das war nicht etwa der kleine abwaschbare "vogelschiss", wie herr gauland das heute abtun will.

und es ist auch noch nicht wieder "in ordnung - nach so langer zeit" oder "nun lassen wir's mal gut sein" ...

verdrängte schuld und verdrängtes trauma sind der nährboden vieler psychosomatischer auffälligkeiten und oftmals schlechter träume und belastungen (stichwort: transgenerationale traumavererbung).

wir alle müssten das persönlich mit allen verstrickungen "bis ins 3. und 4. glied" aufarbeiten, also mindestens bis in die 4. generation hinein: und eine generation währt ca. eine epoche von rund 30 jahren - und das wäre von 1945 an - + 120 jahre = also ca. anno 2065 ...

und wer ohren hat zu hören - der höre ...

recht fertigen

Gedenkstätte erstattet Strafanzeige


Hitler-Bilder per Whatsapp kannte man vom AfD-Bundestagsabgeordneten Stefan Keuter bereits. Nun soll er in Potsdam die NS-Euthanasie gerechtfertigt haben.

Von Alexander Fröhlich

Gegen den AfD-Bundestagsabgeordneten Stefan Keuter ist in Potsdam Strafanzeige wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung erstattet worden. Keuter soll am 1. Oktober bei einem Besuch der Gedenkstätte Lindenstraße in der brandenburgischen Landeshauptstadt NS-Verbrechen verharmlost haben. Die Gedenkstätten-Leiterin Uta Gerlant bestätigte am Freitag auf Anfrage entsprechende Tagesspiegel-Informationen.

Nach Gerlants Darstellung soll Keuter in der Gedenkstätte zu Beginn einer Führung gesagt haben, man müsse die Euthanasie im Dritten Reich aus der Zeit heraus als gerechtfertigt verstehen. Ein weiterer Teilnehmer der Besuchergruppe aus Keuters Essener Wahlkreis, die über das Bundespresseamt in Berlin und Potsdam zu Gast war, soll die Zwangssterilisation im Dritten Reich verharmlost und auf derlei Praxis in anderen Staaten verwiesen haben.

Nachdem in der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße das weitere Vorgehen mit anderen Gedenkstätten, in den Gremien und mit Beratungsinstituten besprochen wurde, habe sie am Donnerstag Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Potsdam erklärte auf Anfrage, sie sei über die Strafanzeige informiert.

Keuter selbst bestreitet die Vorwürfe. Er war in der Vergangenheit bereits aufgefallen, weil er über Whatsapp eindeutige Bilder verschickt hatte – etwa von Adolf Hitler mit ausgestrecktem Arm, von einer Duschkabine mit gekacheltem Hakenkreuz und von einem Stahlhelmsoldaten am Maschinengewehr plus Kommentar: „Das schnellste deutsche Asylverfahren.“

Der AfD-Bundestagsabgeordnete: Anzeige politisch motiviert

Er habe in der Gedenkstätte die Euthanasie nicht verharmlost, sagte Keuter dem Tagesspiegel. Vielmehr habe er während der Führung durch Räume erklärt, dass in der Ausstellung ein Schwerpunkt auf der Euthanasie, nicht auf den „Verbrechen in der DDR“ und auf der „letzten Nutzung als Stasi-Gefängnis“ gelegen habe. Diese Geschichte sei nicht ausreichend gewürdigt, die „letzte Verwendung des Gebäudes“ unterrepräsentiert. Der Strafanzeige sehe er gelassen entgegen, er werte sie als politisch motiviert, sagte Keuter.


Der Zentraltrakt des ehemaligen Gefängnisses der Staatssicherheit in der Potsdamer Lindenstraße. © ANDREAS KLAER


Im Dritten Reich wurde das Gebäude als NS-Erbgesundheitsgericht und als Gerichtsgefängnis für politisch und „rassisch“ Verfolgte des NS-Regimes genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es Zentrales Sowjetisches Geheimdienstgefängnis, auch das Sowjetische Militärtribunal tagte dort. Ab 1952 bis zur Wende betrieb das Ministerium für Staatssicherheit dort ein Untersuchungsgefängnis.

„Unerträgliche Verharmlosung von NS-Verbrechen“

Euthanasie ist ein beschönigender Begriff für die Verbrechen der Nazis. Sie ließen im Dritten Reich und in den besetzten Gebieten mehr als 200.000 Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen systematisch ermorden.

Gedenkstättenleiterin Gerlant sagte, nach der Äußerung des AfD-Abgeordneten habe die Mitarbeiterin der Einrichtung dem Politiker widersprochen und die Führung der Besuchergruppe dann fortgesetzt.

Zu den von ihr angezeigten Äußerungen sagte sie: „Es ist eine unerträgliche Verharmlosung von NS-Verbrechen. Daran sieht man, dass der Abgeordnete keine Einsicht hat, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht anerkennt und weich waschen will. Hier wird einem völkischen Denken das Wort geredet.“

Auch mit der Strafanzeige können Staatsanwaltschaft und Polizei zunächst keine Ermittlungen aufnehmen, denn Bundestagsabgeordnete genießen Immunität. Das schützt sie zunächst vor Strafverfolgung. Vielmehr müsste die Staatsanwaltschaft bei der Bundestagsverwaltung ein Begehren zur Aufhebung der Immunität einreichen. Der Bundestag genehmigt in der Regel pauschal Ermittlungen gegen Parlamentarier.

Der Fall erinnert an Vorgänge in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen. Gegen einen AfD-Anhänger aus dem Bodensee-Wahlkreis von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel erging im Oktober ein Strafbefehl über 4000 Euro für Volksverhetzung und Störung der Totenruhe. Der 69-Jährige hatte im Juli 2018 in der Gedenkstätte die Existenz von Gaskammern im NS-Regime geleugnet. Nachdem der Tagesspiegel den Fall enthüllt hatte, nahmen Staatsanwaltschaft und Polizei sofort Ermittlungen auf.

Tagesspiegel 29.11.2019

__________________________________

in irgendeiner weise "zu rechtfertigen" sind die mehreren hunderttausendfachen ns-euthanasie-morde  
nie und nimmer - auch 80/70 jahre danach nicht - alles leben war und ist schützenswert! und wie man holocaust-leugner aburteilt muss das auch für die ewiggestrigen "ns-krankenmord-versteher" ebenso gelten.

natürlich sage ich auch immer, dass der "zeitgeist" damals nicht nur in deutschland einen wissenschaftlich verbrämten "erbgesundheits-spleen" und einen "gesunden volkskörper" reklamierte, wobei alle nicht leistungsfähigen oder "andersartigen" menschen "ausgemerzt" werden sollten. 

es war das erste mal, dass ärzte "heilen" wollten durch mord - und da es ihnen ja um das "ganze volk" ging, befürworteten sie den massenmord und ordneten den auch voller überzeugung an.

dieser "zeitgeist" wurde von den eugenikern und der mehrzahl der psychiater damals sogar als "wissenschaftlich" begründet vertreten - und entsprechend wurde in typisch deutschen bürokratisch flankierten aktionen auch gehandelt - aber dieser verblendete zeitgeist und diese damit einhergehende selbstüberschätzung und hybris darf heutzutage diese massenmorde niemals "rechtfertigen".

die "euthanasie"-morde damals waren ja keine einzeltaten von irgendwelchen aufgehetzten gedungenen mördern oder amokläufern, sondern sie standen ja am ende einer kleinteiligen industriemäßig durchorganisierten und minutiös ausgeklügelten vorsätzlichen tötungsmaschinerie, die gegen die schwächsten der gesellschaft, die ja als "unnütze esser" eingestuft und bezeichnet wurden, rigoros eingesetzt wurde - als eine "säuberungsaktion" zum "wohle des volkes" und zum auffüllen der kriegskasse, schnurstracks und ohne hemmungen.

in gang gesetzt wurde das ganze ja mit einem am 1. september 1939 ebenfalls zu kriegsbeginn datierten unterzeichneten informellen schreiben adolf hitlers, in dem er die "euthanasie"-aktion als ultima ratio - als einen "gnadentod" der betroffenen benannte und auf einem blatt briefpapier "anordnete".

die tatsächlichen durchorganisiert ausgeführten massenmorde waren aber nicht aus dem allgemeinen "zeitgeist" heraus plötzlich etwa auch juristisch legitimiert durch diesen federstrich des "führers" -  sondern blieben nach allen expertenmeinungen nach damals geltendem recht - auch nach dem "ermächtigungsgesetz" - einfach  tötungsdelikte und gesetzesverstöße. 

jedoch gibt es bei solchen kleinteilig organisierten versteckten morden eben auch viele kleine handlanger und mittäter und denunzianten - und experten schätzen, dass bei einer tötung ca 20 - 30 verschiedene personen irgendwie als ausführende mittelsmänner und -frauen zielführend mitbeteiligt waren (z.b. die ärzte, pflege- und verwaltungskräfte sowie die örtlichen fürsorgerinnen: in der abgebenden institution sowie bei aufnahme in die aufnehmende tötungsanstalt - die polizisten, die ggf. bei zwangseinweisungen beteiligt waren - das personal zur durchführung der deportationstransporte - busfahrer, zugbegleiter, lokomotivführer - und die logistiker, die das alles organisierten und durchklamüserten, familienangehörige, nachbarn usw., das eigentliche tötungsteam sowie die mit der bestattung oder verbrennung beauftragten). bei fast ca. 300.000 getöteten euthanasie-opfern kommt da ein großes heer von wissenden mitläufern zusammen, nämlich ca. 3 bis 9 mio. helfer und helfershelfer - also fast bis zu sogar 10 prozent der damaligen bevölkerung (von wegen: "das wussten wir nicht" ...).

in dem allgemeinen verblendet-euphorischen nationalistischen wahn hatte man aber mehrheitlich die gesunde - und ich sag mal "normale" - moral und rechtsauffassung ad acta gelegt und sich ohne skrupel darüber hinweggesetzt - und drehte vor lauter selbstüberschätzung schlichtweg durch und verlor den boden unter den stiefeln. 

da war nichts mehr mit stickumer geheimhaltung - sondern das meiste geschah am hellichten tag in den vernichtungsanstalten. einige wenige kirchenleute erhoben alsbald ihre stimme gegen dieses treiben (z.b. kardinal von galen in münster und pastor braune in lobetal), was dann hitler zum aufgeben der ersten welle der zentral organisierten massenmorde bewog - wogegen aber in weiteren verheimlichteren vernichtungsaktionen dezentrale morde umso ungezügelter weiter durchgeführt wurden - zuletzt zumeist in tötungsanstalten außerhalb der reichsgrenzen in den besetzten ostgebieten, wo auch die meisten großen konzentrationslager eingerichtet wurden.

die "nazis" waren nicht etwa eine kleine elitäre gruppierung oder partei damals, sondern sie waren inmitten der bevölkerung eingebettet und hatten viel zustimmung für ihre politik zum beispiel zur interpretation der erbgesundheitslehre, aus der heraus neben der euthanasie auch die massenhaften zwangssterilisationen angezettelt und durchgeführt wurden - letztere aber per erlassenem gesetz und einer eigens dafür geschaffenen gerichtsbarkeit... - was aber nach wie vor moralisch und ethisch verabscheuungswürdiger frevel war und ist - und bei allen spitzfindigkeiten einfach nicht zu "tolerieren" ist.




ein rechts - ein links: das deutsch-deutsche strickmuster im kopf




Eine kleine Psychoanalyse der AfD

Was die Rechten in Ostdeutschland so erfolgreich macht

Von Caroline Fetscher | Tagesspiegel



Aus der rechten Rhetorik im Osten spricht auch das Unbewusste der Ex-DDR: Von Schuld und Scham, von verschobener Wut und nachgeholtem Aufstand. Ein Essay.

Was ist passiert? Was ist das für ein politischer Klimawandel? Wie kann es sein, dass Groll und Aversion, Verdruss und Hass weite Teile der politischen Landschaft in den neuen Bundesländern prägen?

Jetzt, vor den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, werden rationale Erklärungen gesucht, es wird erinnert an die enormen Anstrengungen auf beiden Seiten der einstigen Mauer. Im Osten mussten sich fast alle und fast über Nacht in neue Gesetze, Behörden und Regularien einfinden. Aus dem Westen flossen, je nach Schätzung, 1200 bis 1400 Milliarden Euro in den Aufbau Ost. Es war und ist das wohl monumentalste Programm einer ökonomischen Entwicklungshilfe seit dem Marshall-Plan, mit dem Amerika den Aufbau in der Bundesrepublik und ganz Europa nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte, nach einem heißen Krieg. Der Kalte Krieg endete glücklich, ohne in einen heißen zu münden.

Doch offenbar wird das Glück im Osten des Landes von großen Gruppen nicht honoriert, deren Unmut die AfD politisch bündelt. Selten ist dabei noch die Rede von realen Ungerechtigkeiten, etwa den durch die „Treuhand“ entstandenen Verwerfungen. Auch die Dominanz von Leitfiguren aus dem Westen wie Alice Weidel, Alexander Gauland oder Thilo Sarrazin stört nicht, denn AfD, Pegida und Co bewirtschaften inzwischen ganz andere Äcker.

Nahezu verzweifelte Gegenwehr

Auf selbstgepflügter Scholle säen sie xenophobe, europafeindliche und antidemokratische Ressentiments, und an ihren rechtesten Rändern siedeln agrarische Öko-Gruppen mit völkischer Rasseideologie.

Unlängst haben Ehemalige der DDR-Bürgerbewegung einen Offenen Brief wider die „Alternative für Deutschland“ verfasst, ein Dokument der Klarstellung, des Zorns und auch des perplexen Entsetzens: „Nicht mit uns: Gegen den Missbrauch der Friedlichen Revolution 1989 im Wahlkampf“.

Der Brief, gezeichnet unter anderem von Marianne Birthler, Wolfgang Thierse und Gerd Poppe, beklagt die „absurden Gleichsetzungen und Aneignungsversuche der Revolution von 1989“. Nahezu verzweifelt wehren sie sich gegen behauptete Parallelen zwischen der DDR und der Bundesrepublik, gegen das neurechte Argument, wonach ein vollendender Aufstand „des Volkes“ noch ausstünde – eine „Geschichtslüge“, wie die Unterzeichner zu Recht schreiben: „Die DDR war eine kommunistische Diktatur, und die Bundesrepublik ist eine freiheitliche Demokratie.“

Psychoanalytisch gesehen ist gerade „das Absurde“ besonders ergiebig, da hier das Unbewusste spricht. Es lässt sich lesen nach den von Freud für die Traumdeutung erkannten Dynamiken der Verschiebung, Verdichtung und Verdrängung.

Epochenreste der DDR und auch der NS-Zeit

Jede Verschwörungstheorie spiegelt in den Alltag hineinkatapultiertes Material aus Alpträumen, die ihrerseits Ursachen haben, und so verhält es sich mit dem reichhaltigen „Traummaterial“, das die Aussagen der AfD darbieten. Durchschaubar ummanteln inzwischen pragmatisch realpolitisch klingende Konzepte die wirksamen Partikel, den „absurden“ Kern der Aussagen. 

Die  Binnenlogiken des Absurden, seine Phantasmen und Widersprüche sind aufschlussreich, leuchtet man in das Assoziationsgeflecht hinein, das aus Reizvokabeln besteht wie „Flüchtlinge“, „Asylbetrüger“ „Grenzöffnung“, „Umvolkung“, „Gleichschaltung“ „Wölfe“, „Nation“, „System“, Identität“ oder „Lügenpresse“.

Ambivalenzen und Inkonsistenzen, halb verarbeitete Epochenreste der DDR und auch der NS-Zeit sind, samt Scham, Schuldgefühlen und Ängsten, prägend für das Absurde in der AfD, für ihre Wunschträume wie Alpträume. Träume gilt es zu entschlüsseln. Sie reden nicht über die Kanzlerin, wenn sie über „Merkel“ reden, nicht über heutige Flüchtlinge, wenn sie über „Grenzen“ reden.

Sie reden nicht über die heutigen Medien, wenn sie von „Lügenpresse“ reden und von „Gleichschaltung“. Vielmehr geht es um unverarbeitetes Material aus der Vergangenheit.  In Leserbriefen zu Kritik an rechter Politik sind Aussagen zu lesen wie: „Ihre Zeitung ist das Neue Deutschland“, oder: „Ich habe in der DDR gelernt was es heißt, dem Staat hörig zu sein. „Nun muss ich heute erleben welche Ergebenheit viele Journalisten diesem BRD-Regime zollen.“ Oder: „Ohne das eigene Gehirn zu benutzen wird alles nachgebetet, was Frau Merkel vorgibt. Das ist an Duckmäusertum kaum zu überbieten.“ Er denke da, schrieb einer, an seinen „Opa, der von Honecker nicht lassen wollte“.

Der Schriftsteller Uwe Tellkamp schrieb, Kritik an rechter Politik erinnere daran wie „Funktionäre des Schriftstellerverbands gegen missliebige Kollegen“ gesprochen hätten, an „gleichgeschaltete Presseorgane“, und er warnte vor einer „Gesinnungsdiktatur“.

Den Protest aus vollem Herzen nachholen

Tatsächlich hatte in der DDR keine Pressefreiheit existiert und erzwungen wurde der dauernde Kotau vor der Staatsführung. Jetzt darf jeder frei reden, und oft scheinen gerade die, die damals nicht fähig oder willens zu Widerstand waren, den Protest aus vollem Herzen nachzuholen, wie um die Scham über das frühere Schweigen zu überdecken. Jetzt darf man öffentlich und namentlich klagen, beanstanden, sich empören, demonstrieren, aufbegehren und das im weiten Rahmen des Rechts an jede Zeitung schicken, öffentlich und mit eigenem Namen, ohne Repressalien zu befürchten.

Allerdings haben in der Demokratie auch die Anderen das Recht auf freie Meinung, auf Kritik. Diese wiederum wird attackiert wie von missachteten Zensoren, als sei die demokratische Freiheit der Feind. Im nachgereichten Protest wird am falschen, am verschobenen Objekt, ausagiert, was nicht verarbeitet ist, und das ist Beleg für dafür, dass bei einem Teil der Bevölkerung die Wende tatsächlich noch nicht vollendet ist – die Wende zur Demokratie.

Sie reden nicht über Wölfe, wenn sie über „Wölfe“ reden. Im Januar 2018 hatte die AfD in einer Anfrage an den Bundestag vor der Zunahme von Wölfen gewarnt, die die Tiere zur „artfremden Lebensweise“ brächte. Unterschieden werden müsse in Deutschland zwischen echten Wölfen und „Unterarten bzw. Mischlingen, die keinen Schutzstatus haben“.

Kaum codiert ist in der Rede vom Totemtier des NS der Rassismus, auf dem die verschiebende Erzählung fußt. Beim Kyffhäusertreffen der AfD im Juni 2018 lud Bernd Höcke ein zur Identifikation mit der mächtigen Märchenfigur: „Heute lautet die Frage Schaf oder Wolf. Und ich, liebe Freunde, meine hier, wir entscheiden uns in dieser Frage: Wolf.“

Sie reden nicht von heutigen Grenzen, wenn sie von „Grenzen“ reden. Extreme Empörung rief bei der AfD die „Grenzöffnung“ hervor, die „illegale“ von Ende 2015. Im Dauerrufen nach Grenzschließung und Absperrungen offenbart sich auch ein hochambivalentes Verhältnis zur einstigen Mauer. Deren Durchbrechen sollte den Weg zu den Konsumpalästen des Westens bahnen, und es kam so.

Offene Grenzen, freie Mobilität - ein Wunschtraum der eingezäunten Bevölkerung war in Erfüllung gegangen. Dass Grenzsperren einfach eingerannt werden konnten, wie beim „Europäischen Picknick“ in Ungarn oder in der sagenhaften Nacht mit dem Schabowski-Ausspruch „Das gilt ab sofort…. unverzüglich...“, das war wie ein Wunder und der Jubel war laut.

Doch das Fehlen der Mauer brachte dann Unruhe, Risse und Brüche, eine Lawine von Veränderungen. Keiner kontrollierte das. Keine schützende Wand mehr hegte das Geschehen ein. Das löste Ängste aus. Und ein Teil des DDR-Selbst wird, bewusst oder unbewusst, ein schlechtes Gewissen gehabt haben.



Argwohn gegen die Demokratie überhaupt

Von klein auf erzogen, den Staat zu preisen, das einen ernährte, hatte man ihn schnöde verraten und war dem Klassenfeind in die Arme geflüchtet. Übertönt wurden Schuldgefühl und Ängste vom Stolz auf die gezügelte Kühnheit, mit der Tausende die Implosion der DDR beschleunigten. Warm war außerdem das Willkommen, es gab Umarmungen, Geschenke, Begrüßungsgeld. Not und Armut würden ein Ende haben!   

2015 wiederholt sich das Szenario einer Grenzöffnung. Diesmal durchbrachen andere Gruppen die Absperrzäune, andere Flüchtende drängten aus Not und Armut ins bessere Leben. Jetzt waren diese Leute willkommen und jetzt wurden deren Leidenswege erzählt. Die laufen ihrem Land davon und kassieren unverdient Staatsgelder - wie damals die Ex-DDR-Bürger. Und jetzt konnten Illoyalität und Übertretung am verdrängten Anderen geahndet und  bestraft werden, am „Fremden“.

Bejubelte man damals die humanitäre Lücke im Zaun, beschimpft man nun die skandalöse Lücke im Rechtsstaat, vom Verlust an Souveränität, der dem „System Merkel“ ebenso angelastet wird, wie „Brüssel“, der Europäischen Union. Argwohn richtet sich gegen vermeintlichen „kollektiven Rechts- und Verfassungsbruch auf breiter Basis“, Argwohn gegen die Demokratie überhaupt.

Rechte reden nicht von Migranten, wenn sie „Umvolkung“ sagen. Doch eine tatsächliche „Umvolkung“ hatte es nach der Wende gegeben, als Abertausende, vor allem Frauen und gut Ausgebildete, in den Westen eilten, und als von dort Funktionseliten kamen, um zentrale Posten im Osten zu beziehen.

Die Wende attackierte Selbstbewusstsein und Selbstverständnis

Wer älter war, fester verankert oder weniger alert, dem konnte schwindlig werden bei diesem rasanten „Bevölkerungsaustausch“, einem traumatischen Angriff auf das gewohnte Gefüge. Man war „nicht Herr im eigenen Haus“, wie Freuds Metapher für das Unbewusste lautet. Wie beim Träumen verschiebt sich auch dieser Inhalt heute auf „die Fremden“. Aus dem Schock durch die Verwestlichung des Ostens wurde Hass auf die fantasierte „Islamisierung des Abendlands“.

Es geht nicht um den Osten, wenn die Ost-AfD „Identität“ sagt. Angeblich bedroht wird  die Identität des gesamten „deutschen Volkes“ aktuell durch unkontrollierte Zuwanderung. „Den Prozessen, die auf die Zerstörung unserer Identität abzielen, ist entgegenzutreten“, verkündet die AfD Thüringen im Aufruf „gegen ein multikulturelles Deutschland.“

Nachgerade eliminiert worden war in der Tat eine deutsche Identität, und zwar die ostdeutsche Identität der einstigen DDR. Die Wende attackierte Selbstbewusstsein und Selbstverständnis vor allem der Mehrheit, die sich mit der DDR arrangiert hatte. Wofür Bürgerinnen und Bürger gestern noch die Winkelemente geschwenkt und die Straßenränder gesäumt hatten, das besaß heute keinen Wert mehr. 

Kein Wunder, dass sich die Bürgerrechtler von damals wundern.

Ratlos stehen sie vor den Ressentiments der neuen Rechten im Osten, denn sie teilen sie nicht. Warum? Weil sie aktiv waren, Widerstand leisteten, wussten, was Demokratie bedeutet und sich nicht mit der DDR identifiziert hatten. Daher müssen sie heute nicht mit Scham und Schuldgefühlen hadern, mit Wut, Strafangst und Hass auf eigene Passivität und Mitläufertum in der Gesinnungsdiktatur der Vergangenheit.

Das Paradox der Putin-Verehrung im Osten

Das größte Paradoxon, und ein starkes Symptom für die ambivalente Verarbeitung der DDR-Epoche ihrer Biographien, ist die Zuneigung der AfD-Getreuen vor allem im Osten für die „gelenkte Demokratie“ unter Vladimir Putin. Während der auf dem Grundgesetz basierende demokratische Konsens als „BRD-Regime“ denunziert wird, scheint der teilautoritären Willkürherrschaft in Russland eine gewisse Nostalgie zu gelten: Das riecht vertraut nach dem behüteten Früher.   

In einem Text, den die Philosophin Agnes Heller kurz vor ihrem Tod am 19. Juli für das Europäische Forum Alpbach 2019 verfasst hatte, ging es um Freiheit und Demokratie.

Illusionslos warnte Heller, Holocaust-Überlebende aus Ungarn: „Freie Menschen können ihre eigene Unfreiheit wählen“. Menschen seien auch „frei, sich Diktatoren, Tyrannen, Oligarchen und totalitären Regimen zu unterwerfen“. Wenn sie das wollen und wählen, hat es Ursachen. Die zu erkennen kann ein Schutz sein für die Demokratie.

_____________________________________


natürlich ist dies auch nur wieder ein kleines puzzle-teilchen dazu, dieses deutsch-deutsche verhältnis zueinander und durcheinander von heute verstehbar zu machen.

und doch ist dieser versuch, mit freudscher psycho-traumdeutung einmal an die sache heranzugehen so verkehrt nicht und aller ehren wert.

zumal ich ja auch den psycho-theorien nachhänge einer transgenerationalen weitervererbung "bis in die 3. und 4. generation", und der oftmals verdrängten pathologischen folgen verdrängter und beschwiegener familiengeheimnisse - fast überall. und früher seufzten dann die alten etwas resigniert den spruch: "unter jedem dach ein ach"...

ich bin davon überzeugt, dass unverarbeitete kollektive "volks"erlebnisse und traumatische nationale "zusammenbrüche" - oder auf der anderen seite gleichzeitig die von anderen dabei wahrgenommene "befreiung von der unterjochung" - ihre innerpsychischen und körperlichen folgen zeitigt: in jedem einzelnen genauso wie im "kollektiv" - in einem von den nazis so genannten "volkskörper".

und bei vielen ist das ganze dann ein leben lang oder  sogar ein paar nachfolgende generationen lang oft zuerst die stumme hinnahme die in verdrängung mündet, abgelöst vielleicht dann bei manchen durch eine emsige und manchmal lautstarke aufarbeitung - und die erinnerungskultur über alle individuellen empfindungen hinweg - und damit vielleicht die erfolgreiche adaption, integration und bearbeitung - oft sogar die von eingefangenen handfesten abgespaltenen posttraumatischen belastungsstörungen.

insofern sind die einwohner und bewohner in diesem unserem lande eigentlich auch alle mehr oder weniger in einem innerpsychischen sich verschiedenartig luftmachenden "patientenstatus". und doch glaube ich daran, dass fast alle "völker" dieser erde und damit wohl alle menschen irgendwie ja beeinflusst sind vom be- und verschweigen erlebter traumatischer entwicklungen ihrer eltern und großeltern oder ihrer umgebung, oder von der "geschichte" des staates, dem sie sich zugehörig fühlen. in israel wird das wahrscheinlich beispielsweise ganz anders erlebbar als in ägypten nach dem sogenennaten "arabischen frühling" - und die kurden erleben das anders als die bewohner der krim.

und individuell scheiden sich dabei dann ja die geister: die einen sagen so und die anderen so... - "watt den eenen sin uhl, is den annern sin nachtijall" - was der eine als unschätzbaren vorteil genießen lernt, verdrießt den anderen - und die gesellschaft scheidet sich in deutschland z.b. in wiedervereinigungs-gewinnler und -verlierer - in flucht-geeinner und -verlierer - weil ein jeder eine andere erwartungshaltung eingepflanzt bekommen hat oder sich mit seinen realen erlebnissen auf dem boden der vorgeformten "vor"urteile heranzüchtet - je nachdem...

und jeder verbraucht sich so gut wie er kann - der eine so, der andere so - 

und chuat choan und nix für ungut



klappe halten

dies ist nur ein "animiertes gif" - kein eis in echt ...

es ist ja ein dilemma - wie beim scheinriesen damals, in "lukas, der lokomotivführer": wenn ich etwas ignoriere, um es vor und in mir selbst abzuschwächen, wird es nur noch größer und nimmt immmer mehr platz in meiner denke ein.

gesellschaftlich geschieht das zur zeit mit der afd: sie einfach zu ignorieren, stärkt sie nur - (k)eine stellvertretende parlamentspräsidentin* aus ihren reihen partout nicht wählen zu wollen - so verständlich ein solches verhalten der übrigen bundestagsparteien auch sein mag - treibt nur die wut der afd-wählergemeinschaft an ("jetzt erst recht[s]") und bringt die afd dazu, sich in einer "bemitleidenswerten opferrolle" und "böswilligen unregelhaftigkeit" des parlaments darzustellen.

die afd zu "ignorieren", indem man sie als ganz "normale" partei abhandelt, wäre wahrscheinlich die erfolgreichere variante: also quasi mit einer "paradoxen intervention" sie "ad absurdum" zu führen - sie einfach überflüssig zu machen...

bei mr. trump ist das phänomen ähnlich gelagert, allerdings greift er selbst oder sein team "paradox" alle unflätigen tweets zu jeder sich ihm entgegenstellenden kritik oder auch nur bei jeder nennung seines namens begierig auf - und pustet sich dann schnurstracks zum "scheinriesen" auf.


jimmy - das gummipferd: beachtenswert ist der hartgummi-pinöckel hinten auf dem "pferdeschwanz"-ansatz (kleine fassung unten)
ähnlich wie einst in der zeitschrift "stern", in der kinderbeilage, dem "sternchen", in einem permanent-cartoon von "jimmy, dem gummipferd" die rede war, jenem aufblasbaren luftballon-pferd mit einem gummistopfen auf dem angedeuteten pferdeschwanz, den man ziehen konnte, um all das "aufgeblasene" im nu wieder verschwinden zu lassen: eine art pferde-"scheintier" - voll "heißer luft"... 

ich finde - die welt wimmelt inzwischen in allen schattierungen mit all diesen er-schein-ungen - gerade im virtuellen und kaum "be-greif-baren" bereich in den digitalen netzwerken, wo jeder ein paar "schein"-identitäten von sich ablegen oder sich als "influencer" vorführen oder gar "betätigen" kann - und manchmal gehören ja nur ein bildchen und ein paar selfies dazu mit etwas schminke aufgepeppt - oder irgendwo geklaut...

und dann ist es gar nicht mehr so verwunderlich, wenn ein einfaches und kurzzeitiges "zittern" infolge einer psychosomatischen ausnahmesituation einer spitzenpolitikerin "in real life" für unruhe sorgt - und auch besonders emanzipatorische kolumnist*innen oder polit-influencer*innen wie z.b. frau margarete stokowski auf spiegel-online, die immerhin in 13 absätzen mit 742 worten in 4281 zeichen bzw. buchstaben ihre meinung darlegen musste, dass man zu einem solchen "zittern" "einfach mal still sein" sollte ... 

und da macht sich das dilemma und das "scheinbare" und "anscheinende" auch wieder bemerkbar: 742 worte als ein "einfacher" appell dafür, einfach doch mal "die klappe zu halten"...

eine lösung für diese "paradoxen interventionen", die wir allerorten antreffen, weiß ich auch nicht: ich glaub, wir müssen das aushalten und damit umgehen lernen - und manchmal vielleicht auch nur einfach mal die klappe und die füße still halten - oder so ... - 

nix für ungut und chuat choan ...


ermittlungsverfahren


Der Weltkrieg, vier tote Brüder und das Wort vom »Vogelschiss«

Von Heinrich Wefing | DIE ZEIT Politik

Warum der TV-Moderator Reinhold Beckmann und seine Mutter AfD-Chef Alexander Gauland anzeigten

Die Toten sind unter den Lebenden, immerzu. Sie wohnen in den Erinnerungen, in den alten Fotos und den Briefen von damals. Sie ziehen durch die Träume. Sind gegenwärtig an den Familientischen, bei Kaffee und Kuchen, wenn von früher erzählt wird. Und sie verschwinden erst ganz, wenn auch die sterben, die sich an sie erinnern.

Änne Beckmann, geborene Haber, ist siebenundneunzig Jahre alt, sie ist oft müde und hört nicht mehr gut, vielleicht hat sie nicht mehr lange zu leben. Sie weiß das, aber sie fürchtet das Ende nicht. Viermal war sie schon im Krankenhaus, viermal haben die Ärzte mit dem Schlimmsten gerechnet. Und doch sitzt sie jetzt wieder daheim in ihrem Wintergarten, eine Wolldecke über den Beinen.

Kein Tag in ihrem langen Leben ist vergangen, an dem sie nicht an ihre vier Brüder gedacht hat. »Das geht einem nicht aus dem Kopf«, sagt sie, »niemals.«

Vier Brüder hatte sie, drei ältere, einen jüngeren, »unseren Willi«. Alle sind sie gestorben, im Zweiten Weltkrieg. »Gefallen«, wie das damals hieß.


Die Brüder von Änne Beckmann: Franz, Willi, Alfons und Hans (von links nach rechts)



  • Franz Haber, geboren 1911, getötet in Danzig 1945. »Er war schon auf dem Weg nach Hause. Ich war so wütend!«
  • Hans Haber, geboren 1915, getötet im russischen Rschew 1942.
  • Alfons Haber, geboren 1919, getötet in Stalingrad, am 24. Dezember 1942.
  • Willi Haber, geboren 1928, getötet in Kassel im April 1945, nur ein paar Tage vor dem Ende des Krieges. »Er war doch noch so klein, ein Kind«, sagt Änne Beckmann.

In der Erinnerung bleiben sie immer jung, werden nicht älter als auf den Fotos von damals.

Noch nie in ihrem langen Leben hat Änne Beckmann etwas mit der Justiz zu tun gehabt. Noch nie hat sie einen anderen Menschen angezeigt.

Bis zum letzten Jahr. Bis zum 2. Juni 2018. Bis Alexander Gauland, der AfD-Fraktionschef im Bundestag, in einer Rede beim Bundeskongress der Nachwuchsorganisation »Junge Alternative« in Seebach erklärte: »Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.«

Ein Vogelschiss?

»Meine Mutter war schockiert«, sagt Reinhold Beckmann, der Fernsehmoderator, »sie war so empört. Diese Jahre – ein Vogelschiss? Alle ihre Brüder ums Leben gekommen – ein Vogelschiss?«

»Es war eine fürchterliche Zeit«, sagt Änne Beckmann, »einfach furchtbar, anders kann man das nicht sagen.«

Eine gute Woche nach der Rede erstatten die beiden Strafanzeige, Mutter und Sohn gemeinsam, gegen Alexander Gauland, wegen »Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener«, wie es juristisch umständlich in Paragraf 189 des Strafgesetzbuchs heißt. Bis zu zwei Jahre Gefängnis stehen darauf, oder Geldstrafe.

Man darf auch Tote nicht verleumden, ihnen Übles nachsagen, ihre Ehre beschmutzen, darf sie nicht verhöhnen, das ist die Idee der Vorschrift, und da sich die Toten selbst nicht wehren können, haben ihre Angehörigen das Recht, Strafantrag zu stellen.

»Meine 96-jährige Mutter, mit klarem Verstand und junger Wut, ist persönlich betroffen, zornig und empört über die Äußerungen des Herrn Gauland. Sie hat ihre vier Brüder im Zweiten Weltkrieg verloren. Alle vier, sinnlos verheizt als Kanonenfutter«, heißt es in der Strafanzeige.


Änne Beckmann und
ihr Sohn Reinhold
»Wer keinen Respekt vor den Opfern, wer keinen Respekt vor dem Leid, vor den zerstörten Leben hat, der kann sich nicht hinter der Meinungsfreiheit verstecken. Meine Mutter Änne Beckmann und ich möchten, dass gegen Herrn Gauland im Sinne des Paragrafen 189 StGB ermittelt wird.«

Änne Beckmann lebt in einem kleinen Ort, eine halbe Stunde südwestlich von Bremen, zwischen Pferdekoppeln und blühenden Rhododendren.

1947 kam sie hierher, als Lehrling, hat sich bald verliebt, 64 Jahre war sie mit ihrem Mann verheiratet. Vor sieben Jahren ist er gestorben. Sie ist eine gläubige Frau.

»Natürlich«, sagt sie, »hoffe ich auf ein Wiedersehen.«

Sie hebt ihre rechte Hand, deutet mit dem Zeigefinger in die Höhe, vielleicht lächelt sie sogar ein bisschen.

»Ein Wiedersehen, da oben.«

Fast sechs Monate hat es gedauert, bis die Staatsanwaltschaft Meiningen sich gemeldet hat. Kurz vor Weihnachten bekamen Änne und Reinhold Beckmann Post von der zuständigen Staatsanwältin, Aktenzeichen 40 Js 1110918.

Das Ergebnis ist nicht sonderlich überraschend: »Von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wird (...) abgesehen.«

»Unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen Rechtsprechung (...) ist nicht von einer Strafbarkeit dieser Aussage auszugehen.«

Keine Volksverhetzung. Keine Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.

Tatsächlich hat das Bundesverfassungsgericht die Meinungsfreiheit von jeher sehr weit verstanden, hat auch rechtsextremistische Äußerungen in den Schutzbereich des Grundrechts einbezogen.

Gauland selbst, notiert die Staatsanwältin, habe die Bemerkung später als »missdeutbar und politisch unklug« bezeichnet.

Man könne, schreibt die Staatsanwältin, die Äußerung Gaulands so verstehen, als verharmlose und bagatellisiere er den Holocaust und die NS-Zeit, als entwürdige er »die Opfer, ihr Leid und das Leiden ihrer Angehörigen im Nachhinein«.

Das, so die Staatsanwältin, sei aber nicht die einzige mögliche Deutung. Nicht auszuschließen »und im Gesamtkontext der Rede auch nahe liegend« sei es, bloß an eine »Relativierung der zeitlichen Dauer des Deutschen Reiches (1933 – 1945) vor dem Hintergrund der gesamten deutschen Geschichte, die ca. 1000 Jahre umfasst«, zu denken. Diese Deutung »wäre strafrechtlich nicht zu beanstanden. (...) Von der Aufnahme strafrechtlicher Ermittlungen war daher abzusehen.«

Änne Beckmann sitzt in ihrem Rollstuhl, ihr Sohn neben ihr. Jetzt, ein Jahr nach der Gauland-Rede, ist der Zorn wieder präsent, auch die Enttäuschung, das Unverständnis über die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Meiningen.

Aber was sagt schon ein juristischer Schriftsatz? Welches Gewicht hat er im Vergleich zu den Erinnerungen eines Menschen?

»Unser Willi«, sagt Änne Beckmann, »war erst sechzehn«, als ihn die Feldjäger mitnahmen. »Er hat sich im Keller versteckt, er hatte solche Angst.«

Vor ihr auf dem Tisch liegt ein Fotoalbum, fast alle Bilder in Schwarz-Weiß, viele älter als sie selbst. Neben dem Album steht ein Schuhkarton, darin die grauen Feldpostbriefe der Brüder, in vier schmalen Bündeln.

»Soll ich die eigentlich mal wegwerfen?«, fragt sie leise.

»Nein«, sagt ihr Sohn, »auf keinen Fall!«, zieht einen der Briefe hervor und reicht ihr das dünne Blatt. Sie liest den Brief leise vor, »die Augen machen nicht mehr mit«, sagt sie, halb entschuldigend, wenn sie stockt. Manche Wörter verschluckt sie, andere formt sie unhörbar nur mit den Lippen, dann ist sie wieder zu verstehen: »Schreib uns mal, ob Du das Weihnachtsgeschenk bekommen hast.«

Sie selbst hat das geschrieben, im Januar 1943, ein Brief aus der Heimat an die Front. Da war ihr Bruder Alfons schon tot, umgekommen in Stalingrad. 50 Jahre galt er als vermisst, dann erst kam die Bestätigung des Roten Kreuzes.

Erinnert sie sich eigentlich noch an die Momente, als die Briefe mit den Todesnachrichten kamen?

»Ja«, sagt sie, aber mehr sagt sie nicht.

Zwei ihrer eigenen Söhne tragen die Namen der Verstorbenen. Und die Erinnerungen weiter.

Fotos: privat | DIE ZEIT
Text: DIE ZEIT, No. 23 v. 29.05.2019, S. 9 - Politik

____________________________________________

statt kommentar - ein  bild (mit bildunterschrift) sagt mehr als 1000 worte:

Gauland selbst, notiert die Staatsanwältin, habe die Bemerkung [vom "Vogelschiss"] später als »missdeutbar und politisch unklug« bezeichnet...