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Neue Erkenntnisse zur Diagnose Schizophrenie


dies sind die seiten 47 u. 48 aus meinem 114-seitigen yumpu-bildmagazin: "Nazi-Euthanasiemord: Erna's Leidensporträt", 2018, das die komplexe vielschichtige leidensgeschichte meiner tante erna kronshage von 1942-1944 versucht, zusammenzufassen.


  • 1942 stellte der damalige ns-anstalts-oberarzt dr. werner norda die heute fragwürdige ruck-zuck diagnose "schizophrenie" für seine gerade zuvor eingelieferte patientin erna kronshage in der provinzialheilanstalt gütersloh, aus der sich dann in der folge die kettenreaktionen einer zwangssterilisation im august 1943 ergab ("schizophrenie" galt als erbkrankheit) - und dann eben auch die deportation im november 1943 in die deutsche vernichtungsanstalt "tiegenhof" bei gnesen/giezno im damals besetzten polen -  dort schließlich erna's ermordung nach 100 tagen im februar 1944.
  • beachte besonders mein resümee: ... Aber Schizophrenie unterscheidet sich schon damals ausdrücklich von all den vorübergehenden manchmal eigenartig wirkenden Zuständen, die „psycho-somatisch“, reflexartig ohne eigenes Zutun, als Schutz-Re-Aktionen körperlich ausgelöst werden, wenn sich für die Seele äußere Ereignisse als bedrohlich oder einschneidend darstellen ...
     
80 jahre später las ich nun dazu im "spiegel" folgenden aufsatz über "gefährliche infektionen" von 2019 - in der auch interessante neue erkenntnisse zur "schizophrenie" diskutiert werden:


Gefährliche Infektionen

Wie Entzündungen im Körper zu Depressionen führen können

Lange rätselten Forscher darüber, wie große seelische Leiden entstehen. Das klärt sich nun auf – im Fokus der Forscher: das Immunsystem.

Von Veronika Hackenbroch • 21.06.2019 - Spiegel + /Wissenschaft

Manche Krankheitsgeschichten sind so verrückt, dass man alle medizinischen Wahrheiten über Bord werfen muss, um sie zu verstehen. So auch die Geschichte jenes 67-jährigen Mannes, der an Leukämie erkrankte und deshalb eine Stammzelltransplantation brauchte, ein neues Immunsystem mithin, das das alte, kaputte ersetzen sollte. Eine Routineprozedur eigentlich. Ein jüngerer Bruder, der an Schizophrenie litt, war bereit, die Stammzellen zu spenden.

Nachdem dem Älteren die Zellen des Jüngeren übertragen worden waren, lief zunächst alles glatt. Die Leukämie war geheilt. Aber dann wurde das Medikament, mit dem das neue Immunsystem zunächst noch unterdrückt worden war, abgesetzt. Und plötzlich fing der 67-Jährige an, Stimmen zu hören. Stimmen, die ihm drohten, die kommentierten, was er erlebte. Er entwickelte bizarre Wahnvorstellungen, war überzeugt, andere könnten seine Gedanken lesen. Am Ende hegte er Selbstmord- und Mordgedanken.

Ärzte konnten alle naheliegenden Ursachen für diese psychotischen Symptome ausschließen. Der Mann hatte keinen Tumor im Kopf und keine Virusinfektion, keine Borreliose und kein Delir. Und obwohl er als Bruder eines an Schizophrenie Erkrankten selbst ein erhöhtes Risiko hatte, Opfer dieses psychiatrischen Leidens zu werden, wäre es extrem untypisch gewesen, wenn es ihn in seinem fortgeschrittenen Alter noch erwischt hätte.

Wurde dem Mann mit dem Immunsystem seines Bruders auch dessen Schizophrenie übertragen?

"Ich finde das plausibel", sagt Norbert Müller, emeritierter Professor für Psychiatrie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er beschäftigt sich schon rund 30 Jahre lang mit dem Zusammenspiel von Immunsystem und psychischen Erkrankungen. Lange Zeit war er damit ein wissenschaftlicher Außenseiter.

Jetzt sieht es so aus, als wenn Müller seiner Zeit voraus gewesen war: Die Immunoneuropsychiatrie, die Wissenschaft, die die vielfältigen Verflechtungen zwischen Immunsystem, Gehirn und Psyche erkundet, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der spannendsten Forschungsgebiete in der Medizin entwickelt.

"Die Sicht auf Krankheiten wie Schizophrenie, Depression und Autismus ändert sich gerade", sagt Marion Leboyer, Professorin für Psychiatrie an der französischen Université Paris-Est Créteil. 20 Jahre lang habe sie die Genetik der psychischen Erkrankungen erforscht, erzählt sie, durchaus mit Erfolg, "aber ohne große Hoffnung, daraus einmal Therapien entwickeln zu können". Deshalb sei sie vor rund zehn Jahren auf das Gebiet der Immunologie gewechselt.

Die große Hoffnung lautet: psychische Leiden mit Immuntherapien behandeln zu können – wie Krebs oder Rheuma.

Dass Immunsystem und Psyche irgendwie zusammenhängen, ahnte man schon zu Zeiten von Hippokrates (etwa 460 bis circa 370 vor Christus). Damals wurde erkannt, dass Fieber – Zeichen einer Immunreaktion – Psychosen lindern kann. Der Mediziner Galen, der im 2. Jahrhundert nach Christus in Rom praktizierte, beschrieb einen Fall der Melancholie, der durch Malaria geheilt wurde. Und aus dem 18. Jahrhundert stammt ein Bericht über die Heilung "Tobsüchtiger" nach Pockeninfektion.

Doch die moderne Medizin verpasste sich lange Zeit selbst ein Denkverbot. Das Gehirn, so das Dogma, sei "immunprivilegiert", also dem Zugriff des Immunsystems weitgehend entzogen. Die Blut-Hirn-Schranke schotte es gegen Immunzellen ab. Inzwischen weiß man: Ohne die regulierende Funktion des Immunsystems kann der Mensch gar nicht denken.

Eine tätige Rolle dabei spielt eine Klasse von Immunzellen, die im Gehirn ansässig sind und die Forscher lange unterschätzt haben: sogenannte Mikroglia. Sie erspüren mithilfe von Rezeptoren, welche Nervenzellen des Gehirns gerade arbeiten. Durch direkten Kontakt und über Botenstoffe können sie Einfluss auf die neuronalen Übertragungswege nehmen – die Basis für Lernen, Gedächtnis und soziales Verhalten.

In den winzigen Lymphgefäßen der Hirnhäute umfließen auch Körper-Immunzellen das Gehirn. So erhalten sie ständig Informationen über dessen Zustand. Bei Bedarf überwinden sie von den Blutgefäßen aus die Blut-Hirn-Schranke und beeinflussen zudem mittels Botenstoffen die Aktivität von Nervenzellen.

"Es wird immer klarer, dass Immunmechanismen für die normalen, gesunden Funktionen des Gehirns wesentlich sind", sagt Frauke Zipp, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurologie an der Universitätsmedizin Mainz. "Immunsystem und Gehirn kommunizieren ständig miteinander."

Wichtig für das seelische Wohlergehen ist das richtige Gleichgewicht in dieser Kommunikation. Wird dies gestört, durch Entzündungen oder Autoimmunreaktionen, können psychiatrische Erkrankungen entstehen.

Mittlerweile haben Forscher jede Menge solcher Gefahren für die Hirngesundheit ausgemacht. Infektionen mit Viren und Bakterien gehören dazu; so zeigte eine Kohortenstudie mit mehr als einer Million Menschen, dass Infektionen, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machten, das Risiko für eine spätere Schizophrenie oder Depression etwa verdoppelten. Eine Infektion der werdenden Mutter während der Schwangerschaft führt dazu, dass das Kind mit einer größeren Wahrscheinlichkeit als andere autistisch wird.

Ein defektes Darmmikrobiom, also eine falsche Zusammensetzung der dort heimischen Bakterien, trägt wahrscheinlich ebenfalls via Immunsystem zur Entstehung seelischer Krankheiten bei.

Und auch genetische Studien bestätigen die wichtige Rolle der Immunabwehr: Viele der Genvarianten, die das Risiko für eine Depression, Schizophrenie, für Autismus oder andere psychiatrische Störungen erhöhen, beeinflussen die Funktion des Immunsystems.

Stück für Stück setzen Forscher ihre Erkenntnisse zu einem völlig neuen Bild psychischer Störungen zusammen, das zwar noch lückenhaft ist, aber Anlass zur Hoffnung auf neue Therapieansätze gibt – vor allem für die drei großen seelischen Leiden: Depression, Autismus und Schizophrenie.

Für Depressionen gibt es bekannte Risikofaktoren, psychosozialer Stress gehört dazu, psychische Traumata können dazu führen. Solche Geschehnisse fachen Entzündungen im Gehirn und im restlichen Körper regelrecht an. Stress macht zudem die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger, sodass bestimmte Botenstoffe leichter ins Gehirn gelangen können. Dort entsteht – zumindest bei einem Teil der depressiven Patienten – offenbar eine Art Schwelbrand, eine chronische Entzündung, die die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigen kann.

Vieles, was die Stimmung aufhellt, hat hingegen eine antientzündliche Wirkung: Sport und Bewegung, aber auch Entspannungsübungen und eine Psychotherapie, die hilft, mit Stress besser umzugehen.

Erste Untersuchungen mit antientzündlichen Medikamenten waren bereits erfolgreich. So konnte schlichtes Aspirin die Wirkung des Antidepressivums Sertralin in einer Studie mit 100 Patienten signifikant verbessern. Das Arthrosemittel Celecoxib kann die Wirkung eines Antidepressivums verstärken, ebenso wird Infliximab bei Depressionen erprobt, ein Mittel, das beispielsweise bei entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt wird, weil es das Immunsystem unterdrückt. Nun hoffen Forscher, Therapien auch für jene depressiven Patienten entwickeln zu können, denen bislang nicht geholfen werden kann.

Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass auch beim Autismus, zumindest in einem Teil der Fälle, das Abwehrsystem aus dem Gleichgewicht geraten ist. So leiden überproportional viele Autisten an typischen Krankheiten: In einer kleinen Studie an Patienten mit Asperger, einer milden Form des Autismus, waren 70 Prozent von Allergien, Neurodermitis, Asthma oder ähnlichen Leiden betroffen – im Vergleich zu 7 Prozent in der nicht autistischen Vergleichsgruppe.

Marion Leboyer entdeckte im Blut erwachsener Autisten Immunzellen, die "überstimuliert und völlig dysfunktional" waren. "Es sah aus, als trügen diese Menschen eine Dauerinfektion in sich", sagt sie, "nur dass wir keine Infektion finden konnten."

Überdies scheint das für die Funktion des Immunsystems so wichtige Darmmikrobiom bei einigen Betroffenen gestört zu sein. Als Forscher Stuhl von Autisten auf Mäuse übertrugen, zeigten die Nachkommen der Tiere plötzlich autistische Verhaltensweisen. Umgekehrt konnten in einer Pilotstudie die Symptome einiger autistischer Kinder durch eine Transplantation eines gesunden Stuhlbakterienmixes erheblich verbessert werden. Von den 18 behandelten autistischen Kindern waren vor Behandlungsbeginn 15 als "schwer" betroffen eingestuft worden – zwei Jahre nach der Stuhltransplantation waren es nur noch 3. Die Symptome von 8 der behandelten Kinder hatten sich so stark verbessert, dass sie nicht mehr als Autisten galten.

"Eine Stuhltransplantation bei Autismus klingt völlig verrückt, oder?", fragt Hanna Stevens, Direktorin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Carver College of Medicine der University of Iowa. "Aber es ist wirklich eine sehr interessante Idee." Dringend müssten jetzt weitere Studien gemacht werden.

Bei manchen Menschen, die wie Schizophreniekranke unter Halluzinationen und Wahnvorstellungen leiden, werden diese Symptome durch Autoimmunreaktionen hervorgerufen, wie inzwischen bekannt ist. Dabei attackieren sogenannte Autoantikörper das Gehirn. Lassen diese sich nachweisen, behandeln Ärzte schon heute mit einer Immuntherapie: mit Cortison, Immunglobulinen oder einer Blutwäsche, bei der die Antikörper herausgefiltert werden. "Dass die Betroffenen inzwischen erfolgreich therapiert werden können, ist wirklich bahnbrechend", sagt Neurologin Frauke Zipp.

Auch bei tatsächlichen Schizophreniepatienten, die diese Autoantikörper nicht haben, finden sich häufig entzündliche Veränderungen, die darauf hinweisen, dass das Abwehrsystem entgleist ist. Fieberhaft suchen Forscher nun nach Biomarkern, die ihnen verraten könnten, welche Erkrankten auf eine Immuntherapie ansprechen würden – und welche Art von Therapie jeweils besonders gut geeignet wäre. Noch steht die Forschung am Anfang. "Aber es ist durchaus realistisch, solche Therapien zu finden", sagt der Münchner Psychiater Norbert Müller.
  • Eine der spektakulärsten Heilungen der Schizophrenie verdanken Ärzte allerdings dem Zufall. Einen jungen Mann befielen mit 23 Jahren, kurz nachdem er seinen Universitätsabschluss gemacht hatte, plötzlich Verfolgungswahn und Halluzinationen. Die Ärzte stellten die Diagnose "paranoide Schizophrenie". Die Therapie mit üblichen Medikamenten gegen dieses Leiden schlug nicht an.
  • Dann, mit 24 Jahren, bekam der Mann eine Leukämie. Seine einzige Hoffnung war eine Knochenmarktransplantation. Die gefährliche Prozedur heilte nicht nur seinen Blutkrebs: Nach 30 Tagen waren auch seine Schizophreniesymptome so gut wie verschwunden. Acht Jahre nach der Knochenmarktransplantation, berichteten die Ärzte, ging es dem Mann hervorragend – er war körperlich und psychisch gesund und arbeitete erfolgreich in einem bekannten Unternehmen. 

NEU: ERNA'S LEIDENSPORTRÄT als 10-min. Youtube-Video - und als 114-seitiges Yumpu Bildmagazin -

Das neue Youtube-Video - für einen Überblick - oder für Info-, Kurs- und Unterrichtszwecke:



... und zum schauen und blättern im eigenen Lektüre- und Arbeitstempo (click):

weitere Videos zum Thema sind in der YouTube-Playlist abrufbar (click):

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das inszenierte pflichtgedenken

Verkitschung des Grauens

Gedenken angesichts der Banalisierung des Bösen

Die Zeitzeugen sterben langsam weg, aber gemeinsames Erinnern bleibt trotzdem bedeutsam - gerade in rauen Zeiten. Eine Kolumne. 

Von GERD APPENZELLER | Tagesspiegel


Geschichte gerät nicht in Vergessenheit, wenn die letzten Zeitzeugen des Erlebten gestorben sind. Was die Erinnerung des Menschen und eines Volkes beschäftigt, traumatisch oder verklärend, spaltend oder zusammenführend, lebt im Gespräch fort. Das aber entfaltet seine Kraft auch als Reflexion auf aktuelles Geschehen, oder im Anblick jener Orte, an denen Geschichte geschah. Zu keiner Zeit des Jahres verdichtet sich der Blick auf das, was war, so sehr wie im November. Totensonntag und Volkstrauertag als Marken des Gedenkens an unsere Toten, an die Opfer von Krieg und Rassenhass.

Und der 9. November, an dem eben nicht nur vor 30 Jahren die Mauer fiel, sondern an dem 1938 mit der Pogromnacht die Vernichtung jüdischen Besitzes und der millionenfache Mord an den europäischen Juden begannen. Vor allem dessen zu gedenken ist heute aktueller denn je, auch wenn die letzten Zeitzeugen, die uns berichten können, bald nicht mehr unter uns sein werden. Aber Antisemitismus und Antiziganismus – die sind heute virulenter als noch vor wenigen Jahren.

Juden sind in Deutschland immer öfter Anpöbeleien und nicht nur verbalen, sondern auch körperlichen Attacken ausgesetzt. „Die Zeiten und der Ton sind rauer geworden“, wurde gerade in Berlin bei einer Tagung des Fördervereins Sachsenhausen konstatiert. Und in der dabei gehaltenen „Sachsenhausen Lecture“, einem Vortrag zum nationalsozialistischen Massenmord, veranschaulichte der polnische Historiker Robert Traba, wie sich das Gedenken am Ort des Geschehens, in den ehemaligen Konzentrationslagern, verändert habe.

Da sind Touristen, die in die Gedenkstätten, gerade auch nach Sachsenhausen, fahren, nicht, um mit dem Furchtbaren konfrontiert zu werden, sondern um ein Foto zu machen – „Ich vor dem Wachturm“. Andere kommen in das ehemalige KZ nur, um zu provozieren. Reiner Walleser, Abteilungsleiter für Kultur im brandenburgischen Wissenschaftsministerium, hat ihr Vorgehen anlässlich der erwähnten Tagung beschrieben.

Zweifel werden von rechten Besuchergruppen in KZ´s selbstbewusst gestreut

Es ist eine neue, aber bereits verbreitete Methode rechter Gruppierungen, die dann bei Führungen Zweifel äußern, ganz selbstbewusst: Waren das wirklich sechs Millionen Juden, die umgebracht wurden? Und das mit den Verbrennungsöfen glaube doch sowieso keiner. Das griff Robert Traba, der von 2006 bis 2018 Gründungsdirektor des Berliner Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften war, auf. Erinnerte an die NS-Aktion Damosz und ihre Verbrechen zwischen dem Frühjahr 1942 und dem Sommer 1944 – von 400.000 ermordeten Juden ist keine Spur zurückgeblieben, nicht in Sobibor, nicht in Maidanek, nicht in Lublin.

Wie gedenkt man angesichts der Banalisierung des Bösen? Robert Traba fürchtet die Verkitschung des Grauens. Er führt dem Publikum das Gegenteil vor, eine Tonaufnahme aus dem Vernichtungslager Kulmhof. Nichts ist da zu hören als der Wind, der über die weite, öde Fläche der Gedenkstätte weht. Wird Einsamkeit so spürbar? Kann, fragte ihn Gesine Schwan, die Berliner Sozialwissenschaftlerin, und wollte das auch von den Hörern wissen, kann ein Erinnerungsort im Besucher das Gefühl auslösen, das ein Mensch hatte, der dort einmal als Opfer gewesen ist? Sie gab Robert Traba und anderen diesen Gedanken mit: Du, Robert, hast Sehnsucht nach etwas, was es nicht geben kann.

Die Zeitung "Jüdische Allgemeine" unterschrieb dieses Foto 2012:
"Der Höhepunkt der Geschmacklosigkeit war allerdings erreicht,
als Anne Frank auf einem holländischen Graffito mit Palästinensertuch
dargestellt wurde. Soll wohl heißen: Anne Frank gehört zum
palästinensischen Volk, die Israelis sind die neuen Nazis." Foto: CC


Die Verkitschung des Gedenkens ist ein zulässiges Mittel - um Empathie zu wecken

Dennoch ist die Verkitschung des Gedenkens ein künstlerisches und wohl auch zulässiges Mittel, Empathie zu wecken, sich eben doch in das Leid der Opfer hineinzufühlen. Die Holocaust-Verfilmung mit Meryl Streep aus dem Jahre 1974 ist, schaut man die Folgen mit dem Wissen und dem ästhetischen Empfinden von heute noch einmal an, Kitsch. Und doch hat dieses Doku-Drama in einer ganzen Generation – ich selber zähle dazu – völlige Fassungslosigkeit über das Leid ausgelöst, von dem wir alle aus Schulbüchern und aus Seminaren wussten und das uns doch hier das erste Mal, am Beispiel des Schicksals einer Familie, wirklich ergriff.

Die Erinnerung an den Holocaust und an die Toten der beiden Weltkriege ist gleichermaßen eine europäische wie eine nationale Erinnerung. Es ist eine Erinnerung daran, dass das, was zwischen 1939 und 1945 geschah, etwas anderes ist als ein Vogelschiss in der Weltgeschichte. Man muss nur nach Sachsenhausen fahren. Es ist ganz nah. In jeder Beziehung, und nicht nur im November.

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der drahtseilakt zwischen kunst und kitsch ist immer nur ein halten einer schmalen imaginären balance, die sicherlich nur authentisch und "original" im einzelnen menschen selbst beurteilt und bewertet werden kann. und ebenso geht es dann mit der "verkitschung der gedenkkultur": das ist eine frage des geschmacks, der erziehung, der "reife", der sozialisation, der gewonnenen und überkommenen ethik und ästhetik...

vielleicht das beste beispiel dazu war ja die unterschiedliche bewertung der "stolpersteine" des künstlers gunter demnig, der inzwischen wohl über 70.000 kleine pflastersteine in ganz europa verlegt hat, versehen mit einem plättchen aus messinglegierung, in dem der name und die daten jeweils eines ns-mordopfers eingraviert sind. die ganze aktion wird bgleitet durch örtliche patengruppen, die auf die pflege dieser steinchen achten - und sie sogar ab und zu gemeinsam säubern.

in münchen aber hat sich der rat der stadt mit der zulassung der verlegung solcher stolpersteine jahrelang über einige abstimmungen hinweg sehr schwergetan, weil die vorsitzende der jüdischen gemeinde dort, frau knobloch, der ansicht war, durch die verlegung im bürgersteigpflaster vor dem letzten bekannten wohnsitz der ermordeten, würden diese "opfer" erneut mit füßen getreten.
und aufgrund dieser prominenten meinung wollte der stadtrat lange zeit keine verlegungen auf öffentlich zugänglichen flächen zulassen. 

inzwischen hat man sich auf im wahrsten sinne des wortes "aufwändigere" schicke namensgravurschienen an senkrecht stehenden mauern oder stelen jedoch durchringen können.

aber beide lösungen kann man nun nicht als "kitsch" abtun, obwohl eben schon für manche die platzierung im öffentlichen profanen und urbanen raum 80 jahre nach den gräueltaten geschmacklich ein problem darstellen, war die ganze epoche doch für herrn gauland von der afd ein vogelschiss in der geschichte.

um das damalige geschehen in diese zeit herüberzuretten und angemessen zu vermitteln, habe ich mich bei meiner gedenk- und erinnerungsarbeit für meine tante erna kronshage in der betitelung und in der präsentation immer wieder erneut schwergetan - und in  mir gab es sicherlich ähnliche auseinandersetzungen und abwägungen zur gestaltung des gedenkens wie im münchener rat, allerdings konnte ich dann völlig unpolitisch "aus dem bauch heraus" meine entscheidungen dazu jeweils im alleingang treffen oder auch wieder verwerfen und neu gestalten - je nach innerem gusto und von wo ich anregungen dazu erhielt. es gibt ja zur gestaltung solcher geschichte und solcher geschichtsblogs keine normierung und zum glück (noch?) keine bewertung, was und wie man das jeweils tut - oder wie man es zu unterlassen oder was man zu vermeiden hat.

mir ist es dabei immer wichtig, möglichst authentisch mit einschlägigem dokumentarischen bildmaterial  aus der familie oder eben aufhellenden symbolischen abbildungen "erna's story" - ihre "euthanasie"-ermordung in 484 tagen - möglichst  "protokollarisch" in ihren dynamischen abläufen zu recherchieren und zu erzählen - und damit besonders auch jungen menschen, schülern und studenten nahezubringen, damit sie vielleicht in der eigenen familie auch dazu forschen oder die sachverhalte bearbeiten für seminare und prüfungen - um diese manchmal zufällige todbringende willkür damals bloßzustellen und anzuzeigen - und sie gegen wiederholungstäter entsprechend zu wappnen - damit sie rechtzeitig sensibilisiert werden: "nachtijall - ick hör dir trapsen"...


erna kronshage - ausschnitt aus dem
original-fotoabzug - ca. 1940
ist das verkitschung? - das gleiche foto
von 1940 digital coloriert...
da war die frage, ob ich das authentische alte bildmaterial, "geknipst" mit einer damals zeitgenössischen agfa-box-billigkamera auf rollfilm, überhaupt vergrößern und bearbeiten darf - und ob die beige- oder sepia-grautöne "nachgebessert" werden können, und ob ich mit einer software die "schwarz-weiß"-fotos jetztzeitmäßig colorieren kann - und dann kam eben auch die frage: sind die roten lippen auf erna's foto nun kitsch - oder zeigen sie doch auch ein wenig ihre aufmüpfigkeit, dass sie als "junges ding" vom lande damals in den vierziger jahren für ein porträtfoto lippenstift auftrug, denn zweifellos war das auch im sepia-originalfoto als fakt deutlich auszumachen.

ich will aber auch "hingucker" ins netz stellen, die überhaupt wahrgenommen werden - und mit denen sich dann die betrachtenden, vielleicht auch über ein "blättern" und "durchscrollen" hinaus, weiterbeschäftigen. das mordprotokoll soll "profil" gewinnen was so durchaus auch gewollt "be-eindruckt" und die betrachter dadurch auch mitnehmen und führen und leiten.

ich hab an anderer stelle mein selbstverständnis dabei einmal den "lotsen-dienst eines fährmanns" genannt. und da möchte ich in den betrachtern interesse wecken, damit sie dann auch imaginär rufen "fährmann - hol über"... - hol über in eine inzwischen entfernte vergangenheit, die uns aber noch so viel lebenswichtiges zu sagen hat.

virtual-reality-erfahrung - eine neue mediale möglichkeit des nachempfindens




eine großartige und eben auch zeitgenäße idee von der "robert-enke-stiftung" mit ihrem projekt "impression-depression" und dem kampf um depressions-prophylaxe und -besserung und heilung.

sich in den anderen menschen hineinzuversetzen, mitzufühlen, mitzugehen, einzutauchen - das wird hier versucht mit der "virtual-reality"-brille und mit physischen hilfsmitteln - hier also auch mit der 10-kilo-bleiweste als "last" - als fühlbare und einengende be-lastung.

und in diesem zusammenhang kommt mir dann immer der begriff "mit-teilen" in den sinn - die geschehnisse und das erleiden auch hier im netz mit-teilen und davon berichten: als entlastung, als therapie und als prophylaxe für die user: "geteilte last ist halbe last"...

also wenn es gelingt, mich in und auf die gefühls- eund denkwelt eines anderen einzulassen - quasi eine "virtuelle" empathie zu entwickeln - ganz bei mir und in dem anderen menschen zu sein - dann entlastet das - den angehörigen, den interessierten, den betroffenen.

da wird also nicht nur verbal "mit-geteilt", sondern eben auch emotional und annähernd physisch und habituell nachempfunden.

und heute, zum totensonntag, ist das vielleicht auch ein thema, sich mit dem leid, der last, der trauer, der depression auseinanderzusetzen - eben mit den zeitgemäßen medialen möglichkeiten.

ich habe dazu jetzt den neuen "erna's story"-titeln zu den info-medien zum euthanasie-mordprotokoll meiner tante erna kronshage zusatz-stichworte hinzugefügt:

CLICK


see
hear
read
feel - to trace it back ... 

sehe
höre
lese
fühle - um es zurückzuverfolgen

ja - um dich zu bitten - und sogar aufzufordern, diesen weg zum erfassen des geschehens 80 jahre zurück mitzugehen, mit einzutauchen in erna's lebenswelt und erna's "story", mitzufühlen - und sich vielleicht mit hilfe der verschiedenen medien zurückzuversetzen in das, was erna da widerfahren ist, was über sie gestülpt wurde, und wie sie auf dieser plötzlich immer schiefer nach unten neigenden lebensebene letztlich keinen halt mehr finden konnte und ihr das gras unter den holzschuhen weggezogen wurde - bis in den tod...

vielleicht wird es einmal für dieses nachempfinden 80 jahre danach auch mal eine "virtual-reality"-erfahrungsform geben, wo junge menschen nachvollziehen können, wie sich das damals anfühlte, das leben auf dem lande als jugendliche - als letzte einer 11-köpfigen geschwisterschar - in einer (ehemaligen) 13-köpfigen großfamilie peu à peu fast zu vereinsamen  und allein zu sein mit den über 40 jahre älteren eltern  - und ohne adäquates sozialumfeld - und überhaupt: wenn man will - und nicht kann... - und wo man mit den eigenen sinnen "erfährt", dass das alles kein vorübergehender "vogelschiss" war (afd-gauland)...

bis man mit einer solchen "virtual-reality"-erfahrung soweit ist, dienen vielleicht bilder, video- und radio-features und -sequenzen und texte dazu, sich die zum verständnis notwenigen brücken zu schlagen: zu den realen milieus um die zeit und die ereignisse vor 70/80/90 jahren: bilder, die authentisch-dokumentarisch sind und z.t. aus der unmittelbaren privatsphäre der beteiligten personen stammen - oder eben zeitgenössische symbol-bilder, die eine situation helfen mit zu illustrieren. 

geschichte bleibt auch heute in erster linie eine "erzählung" - "geschichte(n) erzählen" heißt es ja landläufig.

durch die bildreichen neuen digitalen medien werden vermehrt gerade jungen menschen bilder-"geschichte(n)" nahegebracht.

bilder allein können keine historischen ereignisabläufe wie hier die zwangssterilisation und die euthanasie-ermordung der 20-/21jährigen erna kronshage in ihrer rund 14-monatigen leidens-odyssee in ihren details authentisch erzählen - aber sie können die heute bekannten stellschrauben dieser geschichte(n) "abbilden" und so "be-schreiben" und "erzählen" und zum mit-, ein- und nachfühlen einladen.

mit diesen verschiedenen bebilderten medien zu "erna's story", wird also ein ereignis erzählt und illustriert und von verschiedenen seiten mit verschiedenen medien in den fokus genommen: und das ist die nach heutigen erkenntnissen rekonstruierte wahrheit, die durch einschlägige fachliteratur und amtliche dokumente und akten, durch private briefe und fotos substanziell untermauert wird. 

und um diese geschichte zu verstehen, lade ich dich ein, über diese bebilderten brücken in die vergangenheit mitzugehen, um das erzählte auch tatsächlich zu verstehen. bilder haben hier also somit quasi dolmetscher- und "beamer"-funktionen: aus der jetztzeit zurück in die welt vor 80 jahren. 


bilder erzählen geschichte

ein bild sagt mehr als 1000 worte


mit bildern lassen sich die zum verständnis notwenigen brücken zu den realen milieus um die zeit und die ereignisse vor 70/80/90 jahren schlagen: bilder, die authentisch-dokumentarisch sind und z.t. aus der unmittelbaren privatsphäre der beteiligten personen stammen - oder eben zeitgenössische symbol-bilder, die eine situation helfen mit zu illustrieren. 

geschichte bleibt auch heute in erster linie eine "(nach)erzählung" - "geschichte(n) erzählen" heißt es ja landläufig.

durch die bildreichen neuen digitalen medien werden vermehrt gerade jungen menschen bilder-"geschichte(n)" nahegebracht.

bilder allein können keine historischen ereignisabläufe wie hier die zwangssterilisation und die euthanasie-ermordung der 20-/21jährigen erna kronshage in ihrer rund 14-monatigen leidens-odyssee erzählen - aber sie können die heute bekannten stellschrauben dieser geschichte(n) "abbilden" und so "be-schreiben" und "erzählen".

mit diesen verschiedenen bebilderten medien zu "erna's story", wird also ein ereignis erzählt und illustriert und von verschiedenen seiten mit verschiedenen medien in den fokus genommen: und das ist die nach heutigen erkenntnissen rekonstruierte wahrheit, die durch einschlägige fachliteratur und amtliche dokumente und akten, durch private briefe und fotos substanziell untermauert wird. 

und um diese geschichte zu verstehen, lade ich dich ein, über diese bebilderten brücken in die vergangenheit mitzugehen, um das erzählte auch tatsächlich nachzuvollziehen. bilder haben hier also somit quasi dolmetscherfunktionen: aus der jetztzeit zurück in die welt vor 80 jahren.


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hinsehen! - was wir von bombenentschärfungen lernen können für's leben



Ausschnitte aus einem "bento"-Artikel von Susan Barth
(Original: click here)



Als wir in den Bunker kommen, scheint mir Kunstlicht ins Gesicht. Es regnet schon den ganzen Tag
hier in Berlin. Drinnen ist die Luft kühl und trocken, zwei Mitarbeiterinnen unterhalten sich leise hinter der Kasse. Eine Freundin und ich besuchen heute eine Dauerausstellung im Story-Bunker Berlin. Alles, was wir heute sehen werden, steht unter einer einzigen Frage: Wie konnte das geschehen? "Das" ist Hitler. Der Nationalsozialismus. Der zweite Weltkrieg. Der Holocaust. Zerstörte Städte. Zerstörte Familien. 55 Millionen Tote.

Wir zahlen 13,50 Euro für ein Kombiticket inklusive Audioguide und schließen unsere feuchten Rucksäcke in einem Schließfach ein.

Ich weiß, dass ich in dieser Ausstellung keinen Spaß haben werde.

Stattdessen wird sie mich aufwühlen. Ich werde gleich immer stummer werden. Ich werde fassungslos sein. Ich werde auf einer der Bänke sitzen und nicht bemerken, dass ich weine.

Warum besuche ich die Ausstellung trotzdem?

Weil ich das Gefühl habe, dass ich es muss. Weil ich glaube, dass Museen, Dokumentationszentren und Ausstellungen nicht nur für Schulklassen gemacht sind. Und dass jeder von uns sie regelmäßig besuchen sollte.

Weil man sich regelmäßig daran erinnern sollte, was vor achtzig Jahren passiert ist. Überall in Deutschland, in Europa, auf der Welt. Auch nach der Schule. Auch, wenn es niemand mehr für einen organisiert.

Nach der Schule war da niemand mehr, der darauf Wert legte, dass ich Dokumentationszentren oder Lesungen Holocaust-Überlebender besuchte. Niemand zwingt mich heute dazu, mich weiter mit diesem Kapitel deutscher Geschichte zu beschäftigen.

Dennoch versuche ich, mir das Grauen regelmäßig vor Augen zu rufen. 

Ich sehe den Film "Das Leben ist schön" oder lese Paul Celans "Todesfuge". Ich besuche Ausstellungen wie die im Story-Bunker, Mahnmale, Denkmäler und jüdische Friedhöfe in deutschen Städten. Alles, was in mir ein Gefühl zu all dem auslöst, was geschehen ist.

Ich mache das nicht, weil ich es spannend finde oder meine eigenen Grenzen austesten will. Sondern weil ich glaube, dass uns nichts anderes dieses Kapitel der Geschichte irgendwie näherbringen kann. Dass nur, wer fühlt, auch verstehen kann, dass so etwas nie wieder passieren darf. Dass das viel mehr bildet und berührt als alle Fakten.

Ich kann hunderte Male hören, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden in Deutschland ermordet wurden. Diese Zahl sagt mir wenig, sie ist zu abstrakt.

Aber in der Ausstellung sehe ich, was mit den Menschen passiert ist, die diese Zahl sind.

Das kann kein Geschichtsbuch. Gefühle lassen sich nicht erzwingen, aber man kann bereit dazu sein, sie zuzulassen. 

Manchmal frage ich mich, ob es moralisch in Ordnung ist, diese Menschen, ihre Bilder und ihre Schicksale zu betrachten, um zu versuchen, das, was passiert ist zu verstehen. Aber so funktioniert die menschliche Psyche. Das, was wir fühlen und erleben, hinterlässt einen intensiveren Eindruck als das, was wir uns einfach nur rational erfahren.

"Haben wir nicht langsam mal genug darüber gesprochen?", höre ich manchmal Menschen genervt sagen, wenn es um den Holocaust geht. Nein, das haben wir nicht. Seht es euch noch einmal an. Alles. Und dann muss es doch offensichtlich sein, dass wir über Unaussprechliches niemals aufhören können zu sprechen. 

Was vergangenen Mittwoch in Halle passiert ist, zeigt das auf eine furchtbare Weise ganz deutlich.

Wie können Ermittlungsbehörden nach so einem antisemitischen, antimuslimischen, einem rassistischen Gewaltakt noch von Einzeltätern sprechen, wenn Rechtsextremismus überall in Deutschland und im Internet immer präsenter wird? Wie kann man so tun, als würde es den ganzen Rest nichts angehen?

Was in Halle passiert ist, ist schwer in Worte zu fassen. Ich bin traurig. Ich bin sprachlos. Ich bin wütend.

Es geht uns alle an. Deswegen wünsche ich mir, dass wir uns immer wieder dem Grauen stellen. 
Der Bildungsauftrag an uns selbst darf nach der Schule nicht vorbei sein. 
_____________________________

ich bin susan barth für ihren bento-aufruf außerordentlich dankbar - gerade auch, weil in ihm eine echte betroffenheit und ein angerührtsein erkennbar mitschwingt - und so vielleicht unseren zunächst ohnmächtigen gefühlen bei solchen ereignissen wie dort in halle aktive möglichkeiten eröffnet werden, damit im hier & jetzt auch angemessen umzugehen.

wir müssen nicht den ganzen tag in sack & asche gehen und vor selbstvorwürfen und dauertrauer eine depressive krise heraufbeschwören. wir sollten die vergangenheit dennoch an uns persönlich heranlassen und sie integrieren in unser heutiges sosein - und wir müssen mit anderen das "unsagbare" miteinander besprechen lernen. 

das geht eben nicht nur mit gesten des bedauerns an den großen gedenktagen und feierstunden - so wichtig auch die für die seelenhygiene unserer gesellschaft regelmäßig sind. aber das darf nicht zum "pflicht"ritual veröden: wir müssen unsere eigene persönliche gedenk- und erinnerungskultur ausbilden, ein(e) jede(r) nach ihrer/seiner facon - und in den familien und im lebensumfeld sind die spuren und hinterlassenschaften von damals auch tatsächlich aufzuspüren. und erst mit dem "erspüren" wird das geschehen "fassbar" und "begreifbar" für unsere ganz individuelle wahrnehmung und ein"fühl"samkeit.

allerorten liest und hört und sieht man ja zur zeit von den späten bergungen und "entschärfungen" der bomben-blindgänger, 80 jahre nach kriegsende, die tief verschüttet mancherorts im erdreich geschlummert haben - und zu deren entschärfung oft ganze stadtteile mit tausenden von menschen in sammelunterkünften oft für stunden ausharren müssen.



die bombenentschärfung als passende metapher für die persönliche aufarbeitung der nazi-zeit bis in die 3. und 4. generation danach


ein solches aufspüren, bergen und entschärfen ist geradezu symbolhafte gestaltwerdung und metapher dessen, was eine angemessene aufarbeitung mit dieser zeit ganz individuell meint: denn da sind in dieser gesellschaft, in den orten und familien überall noch "blindgänger" von früher zu entdecken und zu bergen - oder man sagt ja auch: "da liegen noch leichen im keller" - und die gilt es, in der aufrichtigen auseinandersetzung damit endlich schritt für schritt zu "entschärfen". 

sich das damalige grauen immer wieder vor augen zu führen ist dazu eben auch eine der adäquaten möglichkeiten, diese phase unserer (familien)geschichte nicht einfach abzuspalten und/oder zu verschweigen und beiseite zu wischen - oder wie der afd-vorsitzende gauland, diese zeit einfach als "vogelschiss" der geschichte zu bezeichnen und damit ins lächerliche zu ziehen.

mit solchen inneren gesellschaftlichen verflüchtigungen und verleugnungen macht man sich auch an den millionenfachen opfern insgesamt von holocaust und ns-euthanasie mitschuldig - und diese unentschärften "blindgänger" mit den angerosteten "zündmechanismen" können im laufe der zeit in jedem konflikt mit uns "hochgehen" - davor müssen wir uns schützen.

derartige verdrängungen zeitigen dann ereignisse wie jetzt in halle und anderswo, wo verirrte und maßlos verrohte menschen versuchen, mit vorsätzlichen und durchgeplanten mörderischen nachahmungs-taten aus verqueren motivationen heraus in diesen wahnsinn von vor 80 jahren einzutauchen, um ihn mit den heutigen mitteln fortzusetzen, anscheinend auch aus einer völlig verkorksten geltungssucht heraus - oder aus einer gewissen todessehnsucht - aus einer abstrusen form von "erweitertem suizid", denn die meisten attentäter warten sicherlich indirekt geradezu auf den "finalen" schuss der sicherheitskräfte - und verbuchen das dann vermeintlich "heldenhaft" und verblendet für sich als letzte buchung: "im kampf gefallen" ... 

nur wenn wir alle uns dieser realen vergangenen epoche in unserer region, bei den eltern, groß- und urgroßeltern, nachbarn und verwandten ganz bewusst immer wieder neu stellen, können wir sie vielleicht im laufe der zeit angemessen verarbeiten und damit "gesund" und angemessen umzugehen lernen, sie "entschärfen" - denn nachschwingen und herumspuken werden diese dunklen seiten und "blindgänger" in den familienbiografien und in den winkeln des (un)bewussten ja tatsächlich wohl "bis in die dritte und vierte generation", wie es schon in der bibel steht - und wie es die wissenschaftlichen erforschungen zur "transgenerationalen traumata-weitergabe" zweifelsfrei bestätigen - natürlich in ganz individuellen auswirkungen - jede(r) auf ihre/seine art.

ich habe zu diesem gesamt-komplex ja das ns-euthanasie-mordprotokoll meiner tante erna kronshage ganz kosten- und barrierefrei hier im netz veröffentlicht mit verschieden umfangreichen zugangsmedien, wo man sich dann ganz direkt mit diesem einzelschicksal - vielleicht dann eben auch in der eigenen familie, gemeinde, verwandtschaft - beschäftigen kann.

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Euthanasie - vor 80 Jahren begann das NS-Mordprogramm

Weiter Weg ins Gedächtnis der Gesellschaft

Vor 80 Jahren begann mit dem „Euthanasie“-Programm das erste große Vernichtungsprojekt des NS-Staats

Text von Christoph-David Piorkowski | Tagesspiegel, Donnerstag 29. August 2019, Nr. 23929, S. 25 Wissen & Forschen


Elisabeth Willkomm - Foto aus: www.gedenkort-t4.eu



  • Die Brandenburgerin Elisabeth Willkomm leidet seit Beginn der 1930er Jahre an wiederkehrenden Depressionen. Aufgrund einer heftigen Episode wird die 29-Jährige im Oktober 1942 nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus in eine „Heil- und Pflegeanstalt“ überwiesen. Vier Tage später ist sie tot. Die Ärzte erklären eine Herzmuskelschwäche zum Grund ihres plötzlichen Versterbens.
Stolperstein für Elisabeth Willkomm
In Wahrheit ist Elisabeth Willkomm eine von zahllosen Patienten und Patientinnen, die im Zuge der
sogenannten „wilden Euthanasie“ in den Krankenhäusern Nazideutschlands umgebracht wurden. Denn auch nach dem vermeintlichen „Euthanasie-Stopp“ vom August 1941 wurde die groß angelegte Ermordung von körperlich, geistig und seelisch beeinträchtigten Menschen still und leise weitergeführt.

Bis Kriegsende haben Ärzte und Pflegepersonal mittels Nahrungsentzug und der Überdosierung von Medikamenten Leben, die sie „lebensunwert“ fanden, nach eigenem Ermessen beendet. In Polen und in der Sowjetunion mordeten die Schergen der SS zahllose Heime und Krankenhäuser leer. Die „nationalsozialistischen Krankenmorde“ reichen also bei Weitem über die etwa 70 000 Menschen hinaus, die unter der Ägide der Zentraldienststelle „T4“ in der Berliner Tiergartenstraße in sechs eigens eingerichteten Tötungsfabriken vergast wurden. Nach aktuellen Expertenmeinungen sind im Reichsgebiet und in Osteuropa mehr als 300 000 Personen Opfer der „Euthanasie“ geworden.

In diesen Tagen liegt der Auftakt des Verbrechens 80 Jahre zurück. 

In einem auf den 1. September 1939, den Tag des Kriegsbeginns, zurückdatierten Schreiben verfügte Hitler die unter dem Euphemismus des Gnadentods firmierende „Vernichtung unwerten Lebens“. Historiker gehen heute davon aus, dass die Krankenmorde stärker ökonomisch als „rassehygienisch“ motiviert waren.
  • „Das maßgebliche Kriterium, das über Leben und Tod entschied, war die Arbeitsfähigkeit“, sagt der Münchner Psychiater und Euthanasie-Forscher Michael von Cranach. 
So wollte man sich die Versorgungskosten für jene Menschen sparen, die man zur Last für den „Volkskörper“ erklärte.

Mit der „Aktion T 4“, der zentral organisierten Ermordung von Kranken mit Kohlenmonoxid, verfolgten die Nazis aber noch andere Ziele. So gilt die Aktion als Testphase für die sich daran anschließende Judenvernichtung. Doch nicht nur die Durchführung der zentralen „Euthanasie“, auch ihr jähes Ende im August 1941, hat unmittelbar mit der Shoah zu tun. Von Cranach sagt, der sogenannte „Euthanasie-Stopp“ sei nur zum Teil mit der Empörung zu erklären, die in Teilen von Kirche und Gesellschaft bestand. Nicht zuletzt sei „T4“ auch deshalb gestoppt worden, weil man das in Organisation und Durchführung von massenhaften Tötungen nunmehr geschulte Personal für den aufwendigeren Holocaust brauchte.

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Am 1. September 2019 jährt sich nicht nur das erste groß angelegte Vernichtungsprojekt der Nationalsozialisten, sondern auch das zentrale Gedenken an die Opfer.
  • Seit fünf Jahren gibt es in der Tiergartenstraße 4 in Berlin-Mitte, am Ort der einstigen Schaltstelle des Verbrechens, den Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde. 
Hinterbliebene und überlebende Opfer haben auf einen zentralen Gedenkort lange warten müssen. Auch deshalb begeht der Förderkreis Gedenkort T4 am morgigen Freitag gemeinsam mit verschiedenen Stiftungen und Verbänden das kleine Jubiläum mit einem Festakt ab 10 Uhr.

Das späte Gedenken an die Euthanasie „hängt sicher auch damit zusammen, dass psychisch kranke Menschen in der Gesellschaft keinen leichten Stand haben“, sagt von Cranach. Der Psychiater hat viel zur Aufarbeitung der NS-Krankenmorde beigetragen. Gemeinsam mit anderen Sozialpsychiatern und Medizinhistorikern sorgte er in den 80er-Jahren dafür, dass die deutsche Psychiatrie sich der Vergangenheit stellt. Denn nach 1945 gab es keine Zäsur. Der Großteil des „Euthanasie“-Personals wurde unbehelligt von jedweder Bestrafung weiter in den Kliniken beschäftigt.
  • Von Cranach erklärt, dass nicht nur zentrale Akteure, sondern auch die Narrative der NS-Psychiatrie noch lange unvermindert fortwirkten. Weit stärker als in den USA oder in England habe in den „Anstalten“ bis mindestens Ende der 70er-Jahre ein autoritärer und menschenverachtender Geist geherrscht.
Die katastrophalen Zustände einer entsozialisierenden „Verwaltungspsychiatrie“ verbesserten sich in den 80er-Jahren im Zuge der Psychiatriereform. Man dürfe sich aber nicht darauf ausruhen, sagt Michael von Cranach.
  • Aufgrund ihrer Verstrickung ins Verbrechen müsse die Institution der Psychiatrie ganz besonders für die Würde des Einzelnen einstehen. Und nicht nur die Behandlung, auch das Gedenken müsse auf den einzelnen Menschen zugeschnitten sein. 
Am Berliner Gedenkort in direkter Nachbarschaft der Philharmonie werden die Opfer nicht als abstrakte Gruppe repräsentiert. Sie werden als jene Individuen erinnert, als die sie aus dem Leben gerissen wurden. Nur so finden Menschen wie Elisabeth Willkomm einen Weg ins Gedächtnis der Gesellschaft.
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Seit 1986 recherchiere ich das NS-"Euthanasie"-Leidensporträt meiner Tante Erna Kronshage (*1922), die zunächst nach ihrer (Selbst-)Einweisung mit der fraglichen Diagnose "Schizophrenie" nach Ein- und Widersprüchen dann zwangssterilisiert werden musste nach erbobergerichtlichem Beschluss in zweiter Instanz, dann deportiert wurde, und schließlich am 20.02.1944 in der Nazi-"Euthanasie"-Vernichtungsanstalt "Tiegenhof"/Gnesen (polnisch: Dziekanka/Gniezno - heute Polen) ermordet wurde. 

Mein "Leitbild" vor 30 Jahren zu Beginn meiner Archiv- und Literaturforschungen und Aufarbeitungen war sicherlich getragen von den Leitsätzen und dem Wollen der "68er"-Generation insgesamt, in die ich hineingeboren wurde - und die diese Vorkommnisse in der Nazi-Zeit nicht mehr mit dem Mantel des Verschweigens zudecken wollte (Autoren: Ernst Klee, Götz Aly, Michael Wunder, Heinz Faulstich u.a.) - die die personale Mittäterschaft der Elterngeneration nicht länger infrage stellte.

Ich fand eine allmählich einsetzende - "formal-statistische" - "Sediment-Ablagerung" dieser rund 300.000 "Euthanasie"-Opfer vor - und dieses allgemeine - auch politisch-historisch und institutionelle Ablagern und Totschweigen all dieser Einzelopfer, für die sich zunächst kaum eine "Gedenk- und Erinnerungslobby" stark machte.

In diesen Zusammenhang passt ein nachdenkenswertes Zitat, das sowohl Stalin, Tucholsky aber auch Remarque zugeschrieben wird:

"Der Tod einer Person
 ist eine Tragödie, 
 aber der Tod von 300.000 
 ist eine Statistik."

Also aus diesem statistisch zahlenmäßig abgehakten Ablagerungs- und Verdrängungs-Sediment will ich mit der Rekonstruktion und Nacherzählung des Leidensporträts meiner Tante Erna Kronshage eben  e i n e n  winzigkleinen Krumen herauspuhlen und ihm nachgehen - beispielhaft für die anderen 299.999 - von denen vielleicht bis heute insgesamt 400 - 500 Einzelbiografien bekannt und publiziert sind - also gut ein Promille.

ERNA KRONSHAGE - click here
Ich sehe mich mehr als themenbezogene Begleitperson und als Lotse in Wort und Bild für einen gemeinsamen "Trip" in die Welt Erna Kronshages, vor allem natürlich der 484 Tage von ihrer Einweisung in die Provinzialheilanstalt Gütersloh - die just dieser Tage als psychiatrisches LWL-Klinikum heute auf ihr inzwischen 100-jähriges Wirken in jeder Hinsicht zurückblicken kann - bis zu ihrem gewaltsamen Tod - mit dessen ungeheuerlichen und auch zufälligen Begleitumständen - sowie all den aktiven und passiven Akteuren, die daran letztendlich mitgewirkt haben und beteiligt waren ... 

Es geht bei der Aufarbeitung all dieser Leidensporträts nicht um die unbotmäßige "Kultivierung eines deutschen Schuldkomplexes" (wie die Afd das inzwischen bezeichnet) - sondern immer noch um die notwendigen Freilegungen längst verdrängter Mordtaten an nicht stromlinienförmig zu integrierenden Menschen mitten aus Familie, Verwandtschaft oder Nachbarschaft, die man als "unnütze Esser" ablehnte und vernichtete, weil deren Leistungsfähigkeit nicht den Normen einer selbsternannten politisch-ideologisch extrem verqueren "Elite" entsprachen.

Und deshalb möchte ich auch den mir nachfolgenden Generationen zumindest virtuell den kurzen Lebensweg Erna Kronshages näherbringen als exemplarisches Beispiel dafür, mit wieviel (Mit-)Täterschaft und Verstrickungen letztlich so ein Mord vorsätzlich und doch auch hinter vorgehaltener Hand ganz stickum verübt wurde - nicht von einem Einzeltäter oder irgendwelchen Monstern, sondern kleinteilig fragmentiert - step by step - von einem verirrten Regime mit all seinen tumben Mitläufern, von Menschen wie du und ich: von Verwandten, Nachbarn, Beamten, Ärzten, NSV- und Ordensschwestern und Diakonissen, und dem Pflegepersonal in den Anstalten und Vernichtungskliniken unter Mitwirkung von Busfahrern, Lokomotivführern usw. - und all die Mitläufer und Gaffer, die es damals auch schon gab.

Und erschreckend beispielhaft zeigt diese Ermordung meiner Tante, wie rasch sich das alles - unter ganz anderen Prämissen - wiederholen kann, wenn "Verantwortung" und "Moral"  und "Ehrfurcht vor dem Leben" geteilt, zergliedert und fragmentiert wird.

Also lese und sehe - 
und erzähle es weiter ... - 
damit aus diesen Nacherzählungen 
Deine Nacherzählungen werden können... 

Sicherlich gibt es dabei neuere Pack-Enden anzufassen, aber wir dürfen all diese Opferschaft nicht einfach zum Sediment herbsinken und versteinern lassen - sondern in fruchtbaren lebendigen Humus umwandeln ...

Da werden dann die unschuldigen Opfer oft im Nachhinein immer noch als ein sorgsam gehütetes "Familiengeheimnis" konsequent abgeschottet, eingeschweißt, abgelegt, abgeheftet und möglichst stickum vertuscht und verleugnet - wodurch jedoch diesen Opfern immer noch keine angemessene Würde und Pietät zugestanden wird ... 

Die betroffenen Familien schweigen sich in der Regel aus, spalten ab, verdrängen und vergessen - oder wissen einfach inzwischen von nichts mehr ...

Ein weiteres - vielleicht verwandtes - Phänomen greift immer mehr Platz: Ein Phänomen, das die Psychoanalyse "Transgenerationale Weitergabe" von unverarbeiteten oder ungenügend verarbeiteten Kriegserlebnissen nennt. 

Auch die Kinder und die Enkel und Urenkel - also ganz biblisch ausgedrückt: "bis ins 3. und 4. Glied" - "leiden" oft genug noch unbewusst an den oft furchtbaren Traumata-Erlebnissen, die der Bombenkrieg, die Vertreibung, der Nazi-Holocaust oder eben auch die von Nazis und der NS-Psychiatrie zu verantwortende Vernichtung "unwerten Lebens" mit all ihren Gräueltaten mit sich bringen ... Oft sind das Nuancen, ein unbewusstes Schaudern oder eine Unfähigkeit - Ängste, die bei besonderen Situationen plötzlich "wie aus dem Nichts" kommen, eigenartige Traumsequenzen usw. -

"Das Vergessen der Vernichtung
 ist Teil 
 der Vernichtung selbst"

so hat es Harald Welzer in Anlehnung an Jean Baudrillard allerdings erst in unseren Tagen formuliert: Das Vergessen des Grauens ist also von den NS-Tätern, vom damaligen faschistischen System, implizit mitgedacht und haargenau mit geplant und einkalkuliert worden - war quasi Sinn der Vernichtungsaktionen: Vollständige und totale "Ausmerze" und konsequentes restloses "Niederführen" - diese faschistischen Unworte schließen ja eine endgültige "Tilgung" mit ein...

Vergangenes ist ja niemals tatsächlich Aus, Schluss und Vorbei: die Biografie der inzwischen 90-jährigen Schauspielerin Lieselotte Pulver heißt deshalb auch richtigerweise: "Was vergeht ist nicht verloren"... - sicherlich mit einem positiver gemeinten Ansinnen: Vergangenes bleibt und es ist - immer wenn wir es aufsuchen und damit kultivieren und integrieren in unser kollektives Bewusstsein...

Dem gewaltsamen Ableben meiner Tante Erna Kronshage im Februar 1944 werde ich Stück für Stück weiter nachspüren, soweit mir das je "bis zur Wahrheit" gelingen wird - noch "blinde Flecken" werde ich zeit- und forschungsgemäß aktualisieren... Und ich werde mich empören über das von ihr erlittene Unrecht.