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vor 80 jahren: am 31.Juli 1940 wurde elfriede lohse-wächtler in der ns-vernichtungsanstalt pirna-sonnenstein vergast


elfriede lohse-wächtler: aufschreiende gruppe


elfriede lohse-wächtler hat ihren qualvollen gastod nahezu visionär 1931 mit pastellkreiden über aquarellfarben gemalt.

inmitten angstvoll schreiender und verzweifelt an der tür und fenstergittern rüttelnder leidensgenossinnen musste sie vor 80 jahren ihren qualvollen tod sterben - gerade einmal 40 jahre alt:
in jammer und schmerz ist sie verloschen - so hat otto griebel, ein dresdener malerkollege, dazu formuliert...
Foto - und Selbstbildnisse von Elfriede Lohse-Waehtler - twitter: berlim-olivian


Elfriede Lohse-Wächtler (* 4. Dezember 1899 in Löbtau als Anna Frieda Wächtler; † 31. Juli 1940 in Pirna) war eine deutsche Malerin der Avantgarde. Sie wurde im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktion T4 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet. In der dortigen Gedenkstätte wird seit 2000 in einer ständigen Ausstellung zur Dokumentation der Verbrechen an ihr Leben und Werk erinnert.

Elfriede Lohse-Wächtler wuchs in einem gutbürgerlichen Elternhaus als Tochter des in Dresden gebürtigen kaufmännischen Angestellten Gustav Adolf Wächtler und seiner aus Böhmen stammenden Frau Maria Zdenka (Sidonie) Ostadal auf, die sich im Mai 1898 verlobt hatten und die wegen konfessioneller Hindernisse erst am 17. Juli 1899 heirateten, als die katholische Maria Zdenka bereits mit ihr schwanger war. 

Anna Frieda Wächtler, die sich selbst später den Namen Elfriede gab, wurde evangelisch getauft und hatte einen zwölf Jahre jüngeren Bruder Hubert Wächtler (1911–1988). 

Sie verließ ihr Elternhaus bereits mit 16 Jahren und besuchte von 1915 bis 1918 die Königliche Kunstgewerbeschule Dresden (zunächst Fachklasse Mode, ab 1916 dann Fachklasse Angewandte Graphik). Von 1916 bis 1919 belegte sie zudem Mal- und Zeichenkurse an der Dresdner Kunstakademie. 

Sie fand Anschluss an die Dresdner Sezession Gruppe 1919 und Aufnahme in den Freundeskreis um Otto Dix, Otto Griebel und Conrad Felixmüller. 

Im Atelier des letzteren nahe dem Dresdner Stadtzentrum mietete sie sich ein und erwarb sich mit Batiken, Postkarten- und Illustrationsarbeiten ihren Lebensunterhalt.

Im Juni 1921 heiratete sie den Maler und Opernsänger Kurt Lohse, dem sie 1922 nach Görlitz und 1925 nach Hamburg folgte. Die Ehe war schwierig und das Paar trennte sich in den folgenden Jahren mehrmals. 

1926 trat Elfriede Lohse-Wächtler dem Bund Hamburgischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen bei, im Jahr 1928 konnte sie sich an einigen Ausstellungen der Neuen Sachlichkeit beteiligen. Zudem trat sie in dem Jahr der Hamburgischen Künstlerschaft bei.

1929 erlitt sie einen Nervenzusammenbruch infolge von materiellen und partnerschaftlichen Schwierigkeiten und wurde in die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg eingewiesen. 

Während des etwa zweimonatigen Aufenthalts entstanden die Friedrichsberger Köpfe, eine Werkgruppe von etwa 60 Zeichnungen und Pastellen, hauptsächlich Porträts von Mitpatienten. Nach ihrer Genesung und endgültigen Trennung von Kurt Lohse erlebte sie eine kreative Phase, sie schuf zahlreiche Bilder des Hamburger Hafens, des Arbeiter- und Prostituiertenmilieus, ebenso ihre als schonungslos bezeichneten Selbstbildnisse. Trotz einiger Ausstellungsbeteiligungen, Verkäufe und kleinerer Stipendien lebte sie in bitterer Armut.

Mitte des Jahres 1931 kehrte sie wegen materieller Probleme und zunehmender Vereinsamung in das Elternhaus nach Dresden zurück. 

Nach Verschlechterung ihres seelischen Zustandes ließ ihr Vater sie 1932 in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf einweisen. Es wurde Schizophrenie diagnostiziert. 

Von 1932 bis 1935 war sie weiterhin kreativ tätig, sie zeichnete Porträts und arbeitete kunstgewerblich. Nach der Scheidung von Kurt Lohse im Mai 1935 folgte die Entmündigung wegen „unheilbarer Geisteskrankheit“.

Nachdem sie ihre Einwilligung zur Sterilisation verweigert hatte, wurde ihr der bisherige freie Ausgang aus der Pflegeanstalt verwehrt. Im Dezember 1935 unterzog man sie im Rahmen der nationalsozialistischen Eugenik in der Frauenklinik des Stadtkrankenhauses Dresden-Friedrichstadt der Zwangssterilisation.


Elfriede Lohse-Wächtler: Schmerzhaft Ruhende, 1929


Mit diesem Eingriff wurde ihre Schaffenskraft endgültig gebrochen. 1940 wurde sie in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein deportiert und dort im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktion T4 ermordet. 

Die offizielle Todesursache war „Lungenentzündung mit Herzmuskelschwäche“. 

Insgesamt vergasten die Nationalsozialisten in den Jahren 1940/41 13.720 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen in der „Heil- und Pflegeanstalt“, die zur Tötungsanstalt wurde. (Wikipedia)


Sie gehört zur Dresdener Boheme der Nachkriegsjahre: Elfriede Wächtler. Die Malerin proträtiert vor allem Menschen, die wie sie am Rande der Gesellschaft lebten. 1940 wird sie in Pirna-Sonnenstein als angeblich Geisteskranke getötet. Ein Audio-MDR-Kalenderblatt von Hartmut Schade.


Ein Film, der unter die Haut geht. Es wird die Geschichte der Heilanstalt Sonnenstein in Pirna erzählt, die unter den Nazis eine unheilvolle Entwicklung nahm - in der Elfriede Lohse-Wächtler im Euthanasie-Gas ersticken musste.

Eine Projektarbeit, entstanden während der Ausbildung zum Mediengestalter Bild- und Ton an der media project academy Gmbh in Dresden 2002.