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maria


Evelyn Finger

Marias Botschaft


Weshalb die Gottesmutter heute auch von Feministinnen verehrt wird und was sie mit der Weltrettung zu tun hat

Sie ist die am häufigsten porträtierte Frau der Weltgeschichte. Ihr Bild hängt in Kirchen, Museen, Wohnstuben; und dieses Jahr sah man es in Deutschland sogar auf Demonstrationen. Darunter der Spruch katholischer Feministinnen: »Wir küssen unsere Kirche wach!« Was für eine schöne Drohung.

Maria, ein einfaches jüdisches Mädchen aus Galiläa, wurde der Bibel zufolge vor über 2000 Jahren zur Gottesmutter erwählt. Lange bevor die Mehrheit der Christen die Heilige Schrift lesen konnte, verehrte man sie als Himmelskönigin. Wäre weibliche Schönheit nicht mittlerweile als chauvinistische Kategorie verpönt, müsste man sagen, dass Maria dem Abendland stets als die Schönste galt: die mit dem zärtlichen Herzen, dem milden Antlitz und der anbetungswürdigen Gestalt.

Novalis nannte sie einen »unnennbar süßen Himmel«, doch auch Glaubensskeptiker huldigten ihr. Für Goethe war sie das Ewig-Weibliche. Für Hölderlin ein Symbol der Liebe in gottferner Zeit. Sogar Brecht, der vom Katholizismus zum Marxismus Konvertierte, hatte nicht das Herz, diese Frau zu schmähen. In dem Gedicht Maria erzählt er von der Frostnacht, als sie den Heiland gebar (vom rohen Geschwätz der Hirten, von der Scham der Gebärenden, nicht für sich zu sein), und warum die bittere Wirklichkeit bald vergessen wurde: Alles dies / kam vom Gesicht ihres Sohnes, der leicht war / Gesang liebte / Arme zu sich lud / Und die Gewohnheit hatte, unter Königen zu leben / Und einen Stern über sich zu sehen zur Nachtzeit.

Die Parole »Maria 2.0« verbreitete sich schnell in ganz Deutschland

Wer hätte gedacht, dass die Jungfrau aus dem Weihnachtsevangelium noch mal zur Ikone einer Frauenbewegung würde? »Maria 2.0« war in diesem Jahr die Parole. Sie kam von Katholikinnen, aber verbreitete sich bald unter Christen beiderlei Geschlechts in ganz Deutschland. 2019 hatte ja mit der Schreckensprognose begonnen, die Mitgliederzahlen der Kirchen würden sich demnächst halbieren. Nun riefen die Reformer von »Maria 2.0« zum Kirchenstreik auf. Sie forderten eine andere Kirche. Sie sagten Mitsprache, aber meinten auch Macht und Entscheidungsgewalt.

Wie passt dazu die Maria der Bibel? Die schöne Schwangere, die Hingebungsvolle, die Dulderin unterm Kreuz? Die Madonna mit ihrem schützend über die Welt ausgebreiteten Sternenhimmelmantel? Nein, Maria ist nicht so fügsam und keusch, wie der Marienkult sie gemacht hat. In der Bibel, als der Engel der Verkündigung ihr erklärt, sie solle ein Kind vom Heiligen Geist empfangen, widerspricht sie mehrfach. Erst als der Engel beharrt, stimmt sie dem Fortgang des Evangeliums zu: »Mir geschehe, wie du es gesagt hast!« Und im Magnificat preist sie Gott als den, der die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhebt.

Trotzdem ist sie keine profane Rebellin. Maria steht für den sanften Anfang von etwas anderem. In ihrer Gestalt wird das abgenutzte Wort vom Weihnachtsfrieden lebendig. Ihre Hände, die das kostbare Kind halten. Ihr Gesicht, das leuchtet. Diese Muttergottes überstrahlt fast den Gottessohn: Auf den Gemälden der alten Meister erscheint das nackte Jesulein im Vergleich zu ihr oft mickrig (Ausnahme: Caravaggio), Maria dagegen glänzt in Vollkommenheit, so als sei sie selbst die Retterin der Welt.

Vielleicht liegt hier der Grund, warum Maria wieder in Mode ist: 2019 wurde ja die Weltrettung zum Schlachtruf der umweltbewegten Jugend, ein Predigtwort zum Politikziel. Nicht zufällig erschien Greta Thunberg auf Fotos wie eine kindliche Madonna. Maria war übrigens sechzehn, als sie der Bibel nach Geschichte schrieb. Ihr Schicksal enthält aber eine Pointe, einen Trost, der im Kirchen- und Klimastreik fehlt: dass Rettung nichts nur Erkämpftes oder Erzwungenes ist, sondern etwas Geschenktes.

Weihnachten heißt, die Menschen müssen die Welt nicht selbst retten. Dafür gibt es Gott. Das zu glauben fällt der modernen Gesellschaft, die alles durchschaut, auch die Religion, schwer. Sie fürchtet, der Glaube verderbe das Denken. Sie sieht sich als einsamen, mühseligen Bewahrer der Schöpfung. Aber jedes Jahr an Weihnachten zeigt sich, wie groß die Sehnsucht doch ist: nach einem, wie ein ostdeutscher Bischof einmal sagte, »alternativen Orientierungshorizont«. Oder schlicht: danach, gerettet zu sein. Die Botschaft der Maria lautet also, dass die Welt nicht nur gut sein soll, sondern auch schön. Dass sie heil wird durch marianische Menschen, die das Harte und das Zarte, die Herzensdimension und die Kampfesdimension vereinen.

www.zeit.de


CARTOON: NEL/STERN - IOAN COZACU - STERN NR. 52, v. 18.12.2019, S.23


und in der weihnachtsbotschaft der "zeit" auf seite 1 erwähnt man doch glattweg die greta thunberg in einem atemzug mit maria, der mutter von jesus - und stellt die beziehung her über das alter: greta ist 16 und maria war 16, als sie von sich reden machten.
aber maria hatte eben keine ausgeklügelte pr-agentur an der seite, mit der sie bis heute so erfolgreich "vermarktet" wird, wie es mit greta geschieht.

maria hat diese mund-zu-mund-propaganda anfangs, die ihren ruhm begründete - und dann aber die professionellste "agentur", die man sich denken kann: die inzwischen etwas abgehalfterten kirchen haben maria dann mit den unsterblichen attributen versehen, die ihr unerreichbares "corporate identity" über all die jahrhunderte begründet.

denn ob man auch von greta noch in 2000 jahren singen und sagen will, ist kaum zu glauben - und der harte boden im ice-zug, auf dem sie für das berühmte db-rückfahrtfoto kurz platz nehmen musste, um sich gut ausgeleuchtet ablichten zu lassen, ist mit dem kalten zugigen stall kaum zu vergleichen, in dem maria ihren ersten sohn zur welt brachte - und mit dem sie dann geschichte schrieb.

und auch marias sanftmut ist ganz anders gestrickt als die wutschnaubende furie greta thunberg auf der umweltkonferenz der vereinten nationen, deren beraterstab es gänzlich vergessen zu haben scheint, "dass Rettung nichts nur Erkämpftes oder Erzwungenes ist, sondern auch etwas Geschenktes"... - gerade zu weihnachten sollten wir uns alle um ein solches geschenk bemühen, denn schon mehrere millionen jahre bewahrt sich diese kleine blaue kugel im weiten all - und hat ja wahrlich schon manchen sturm erlebt... - danke.

geschichtsdesign, -performance und -choreografie

der "spiegel" schreibt in einem artikel über alexander von humboldt: "Der gute Deutsche - wirklich?":
"Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und ihr Kollege David Blankenstein bereiten für das Deutsche Historische Museum – schräg gegenüber der Schlossbaustelle – eine Ausstellung über die Brüder Humboldt vor, im November soll sie eröffnet werden, und sie wird Diskussionsstoff bieten. 
Savoy war 2017 aus dem Beirat des Humboldt Forums ausgetreten, weil sie den Eindruck hatte, im künftigen Schloss solle mit der unkritischen Präsentation ethnologischer Objekte deutsche Kolonialgeschichte beschönigt werden. Sie löste mit ihren Einwänden eine internationale und in Berlin noch nicht verwundene Debatte aus.
Vielen gilt sie seither als Rebellin, vor allem ist die gebürtige Französin aber eine viel beschäftigte Professorin, sie lehrt in Paris und Berlin. Die Einladung des Deutschen Historischen Museums, mit Blankenstein diese Ausstellung zu gestalten, nahm sie dennoch an. Zu verlockend erschien beiden Experten die Möglichkeit, "historische Zusammenhänge, Tatsachen zu repräsentieren und nicht das, was daraus gemacht wurde".
Denn jede Epoche stülpte ihre eigenen Deutungen und Umdeutungen über die Humboldts – die beiden Kunsthistoriker nennen das "Geschichtsdesign". Und sie möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, wie es gelingen könnte, sich von diesen Interpretationen zu emanzipieren." ...

"geschichtsdesign", das ist für mich das stichwort. ich meine das gar nicht despektierlich. und man könnte wohl auch das ganze dem menschen anheimfallende zeitgeschehen, in das er hineingeboren wird, und was ihm seine eltern  und ahnen transgenerational und vielleicht sogar spiegelneuronisch mitgeben und seine jeweilige anpassungen darauf, sein zurechtlegen eines individuellen "normativen lebens", auch als "geschichts-performance" bezeichnen, zu deren gelebter alltäglicher "choreografie-anforderung" er ja eine antwort finden muss - und oft eben ein mit-gehen und abwägen.


lebenslinie - sinedi.@rt


hier im blog habe ich in einem anderen zusammenhang schon einmal definiert: gerade "wir deutschen" - aber auch sicherlich all die "aus"-länder, die in den schrecken der kriege miteinbezogen wurden - haben sich wahrscheinlich alle mehr oder weniger in ihren beteiligten familiengeschichten auch mit "dunklen aspekten", mit schattenseiten, bewusst oder unbewusst auseinanderzusetzen. das problem ist, dass durch verschweigen, durch scham - und schlicht aus unwissenheit und unsensibilität - es oft zu einer vernünftigen aufarbeitung der eigenen herkunfts-familiengeschichte durch schonungslose recherche erst gar nicht kommt.


geschichte-tes - sinedi.@rt
von einem gestalttherapeuten erfuhr ich vor jahren bereits seine definition des wortes: "ge-schichte" gehört: 

  • ge-schichte ist das - wie das wort schon andeutet - in uns aufgetürmte, ge-schicht-ete selbst erfahrene und überkommene, vererbte, weitergegebene, erspürte erleben in uns, das sich als ureigene "erfahrung" wie jahresringe über- und durcheinander "schichtet", verstrickt und verkettet und uns individuell prägt und unser verhalten bestimmt - "bis ins 3. und 4. (generations)glied" - wie die bibel in "exodus 20" feststellt - eine zeitspanne, die in psychologischen studien zur "trans-generationalen übertragung" in den heutigen zeiten voll bestätigt wird (click = bundestags-drucksache der 'wissenschaftlichen dienste' zu diesem thema).


und auch nach dem grimm'schen wörterbuch gibt es noch im mittelhochdeutschen eine heute verloren gegangene bedeutung von "schicht" als synonym für "ge-schichte":
schicht, ableitung von ahd. scehan: sich schicken, fügen, ereignen, das ebenfalls einfach nicht vorhanden, aber in geschehen erhalten ist. In der bedeutung ist "schicht" synonym mit "geschichte" [...].
geschichte durchläuft also "phasen" des geschehens, die der mensch sich in seinem leben zu eigen machen muss - zumindest muss er sich aktiv damit auseinandersetzen - und sie "lagern sich ab" in seinem inneren erfahrungsschatz - und üben durch ihn ihre choreografie in und an ihm aus, als "designs" und "performances".


entscheidung treffen - sinedi.@rt
ich bin jetzt fast 73 jahre alt - und bin ja auch als "linksgrünversiffter" 68-er und als sohn eines diakons und einer haushaltsgehilfin, aber gleichzeitig väterlicherseits auch eines "wehrmachts"soldaten, aber auch als neffe eines mordopfers der ns-euthanasie (vor meiner zeit) - aber dann "bewusst" als zeitzeuge des kennedy-mordes, des vietnam-krieges, des berliner mauerbaus und des falls der gleichen mauer nach 28 jahren und allen fantastischen und unerhörten begleiterscheinungen dazu, und dem flüchtlingsdrama und der wahl von trump zum amerikanischen präsidenten - und der persönlichen ausübung in 7 (sieben) verschiedenen abgeschlossenen berufstätigkeiten in insgesamt fast 50 berufsjahren - (jeweils von der pieke auf) -  und und und... - schon oftmals sicherlich zu "pirouetten" und "purzelbäumen" und zur "schraube rückwärts" in meinem relativ überschaubaren "geschichtsdesign" gebracht worden. -

aber für jede verhaltens-entscheidung gibt es eben tausend andere möglichkeiten - die hat uns unsere uns eingeborene und mitgegebene "freiheit" eingeräumt - und da ist mein eingebautes und mir überkommenes "navi" für "moral" und "gut" und "schlecht" ein guter wegweiser - wenn wir seine inneren signale überhaupt wahrnehmen können - evtl auch als ad-hoc-"bauchentscheidung", wo ja das [!] "ge-schichte-te" eingelagert erscheint.

und da kommt dann unsere jeweilige "antwort" auf die geschehnisse in und um uns herum ins spiel - unsere "ver-antwort-ung" - ja, für mich auch "vor und mit gott"... - also quasi unsere gewählten bewegungsablauf- und entscheidungsantworten auf die jeweiligen situationen im äußeren und inneren uns prägenden hier und jetzt: ecce homo - siehe: ein mensch...

und ob die "zuschauer" im saal nun mehrheitlich nach jeder sequenz dazu beifall klatschen oder doch trampeln und pfeifen oder sich gar zum "standing ovation" aus ihren sesseln erheben für das jeweilig irgendwie aufgestülpte oder gewählte oder verantwortete "design" - und für die performance und die choreografie-"antwort" dazu - das sei mal dahingestellt.

aber wenn wir jetzt beim tödlichen attentat auf fritz von weizsäcker auch über die hintergründe der weizsäcker-familiengenerationen und ihren verstrickungen und lebens"lösungen" und -losungen in den jeweiligen epochen lesen - oder über die anbiederungen an die nationalsozialisten von emil nolde, auch um seiner verkaufsstrategien willen - den weg von herbert ernst karl frahm hin zu willy brandt - oder die balkan-verirrungen eines peter handke - den lebensweg von leonard cohen - und viele andere mehr - so sind das unter vielen anderen "aufführungen" und "darbietungen" unter den jeweiligen zeitlichen und überkommenen umständen eben "perfomances" im blickpunkt, im grellen licht des spots, eines öffenlichen interesses an einer gewissen allgemeinen "prominenz" - einer "elite", die genau beobachtet und bewertet wird und über sie berichtet wird.

und nicht umsonst spricht man ja bei unternehmen und behörden oft "körper-schaften", weil sie eben im großen und ganzen ebenso funktionieren und ticken wie einzelwesen - und sich, um zu überleben, auch kollektiv anpassen müssen an den jeweiligen zeitgeist (wir haben das gehört von bahlsen, krupp, benteler und anderen mehr - aber auch bethel sowie anderen "heilanstalten" von früher: denn "zeit = geld" - und ist der ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert...

aber wie der einzelmensch sollte auch die "körper-schaft" sich ihrer jeweiligen vergangenheit und verantwortung bewusst werden und schonungslos aufdecken und als feste "lebenserfahrung" integrieren in den heutigen werksalltag - die obligatorische gedenktafel - und dann den abspaltungs-haken dahinter - das ist da zu dürftig.

macht et jut - un nix für ungut - chuat choan...


hier geht's lang - sinedi.@rt