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andrea levy - eine amerikanische illustratorin


diese beiden grafiken haben es mir angetan, als ich in der "washington post" einen eindrücklichen aufsatz über die schizophrenie-erkrankung eines familienangehörigen fand. 

beide illustrationen dazu stammen von der amerikanischen künstlerin andrea levy

die machten mich neugierig und ich googelte - und wenn du auch noch mehr sehen möchtest von ihr, click here & here



ich habe jetzt ein link auf ihre seite gesetzt.

zu spät - zu spät





15 Männer besprachen auf der Wannsee-Konferenz 1942 die „Endlösung“. Jetzt gerät eine Frau in den Fokus: die Stenografin Ingeburg Werlemann.

Ein Artikel von Marcus Gryglewski | taz

Anfang Januar 1942 lud Reinhard Heyd­rich, Chef des Reichssicherheitshauptamts der SS (RSHA), hochrangige Vertreter von Staat und Partei zum 20. Januar „zu einer Besprechung mit anschließendem Frühstück“ an den Großen Wannsee 56–58 ein. Gesprochen wurde an diesem Tag über die sogenannte Endlösung der europäischen Judenfrage.


Das Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin, wo sich 20. Januar 1942 ranghohe NS-Funktionäre trafen, um die "Endlösung der... nach einem FOTO von STEPHANIE PILICK DPA/LBN


 
Dem schriftlichen Protokoll zufolge waren 15 Männer in das idyllisch gelegene Gästehaus der SS gekommen – führende Vertreter der Zivilverwaltung der besetzten Gebiete Polens und der Sowjetunion, von Reichsministerien und der ­NSDAP, zumeist im Rang von Staatssekretären.

Zudem waren Heinrich Müller, der Chef der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und – als Rangniedrigster – Adolf Eichmann, Leiter des Referats IV B 4, des sogenannten Judenreferats, anwesend. Dieser sollte in Absprache mit Heydrich das Protokoll verfassen.

Seit Kurzem wissen wir, dass noch eine weitere Person an der Besprechung teilnahm, die aber aufgrund ihrer Funktion weder eingeladen werden musste noch in dem Protokoll aufgeführt ist. Ingeburg Werlemann, Sekretärin im Vorzimmer von Eichmann.

Die erste Vernehmung: 1962

Es gibt zwar keinen zeitgenössischen dokumentarischen Beweis ihrer Anwesenheit, aber auch keinen vernünftigen Grund, an den Aussagen, die sie selbst im Rahmen von Strafverfahren und staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Angehörige des „Judenreferats“ des RSHA in den 1960er und 1970er Jahren machte, zu zweifeln.

„Haben Sie dort Protokoll geführt?“, wurde sie erstmals 1962 in einem Strafprozess vor dem Frankfurter Landgericht, bei dem sie als Zeugin aussagte, gefragt. Nach einer kurzen Verhandlungspause antwortete sie:

„Ich war einmal am Wannsee. Ob das diese Konferenz war, das weiß ich nicht mehr. Einmal habe ich ein Protokoll geführt im Gästehaus am Wannsee. Der Staatsanwalt hat mir aus einem Buch ein Protokoll vorgelegt. Er glaubte, ich hätte das geschrieben. Meiner Erinnerung nach kann ich das nicht getan haben.“

Die Frage war ihr völlig überraschend gestellt worden, das Gericht verhandelte die Deportation und Ermordung der ungarischen Juden im Jahr 1944. Bei der vorangegangenen zweitägigen Zeugenvernehmung durch die Oberstaatsanwaltschaft Frankfurt a. M. einen Monat zuvor war sie nicht auf die Wannsee-Konferenz angesprochen worden.

Die zweite Vernehmung: 1967

Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, diese Frage mit dem Satz „Das weiß ich nicht“ zu beantworten, wie sie es in der kurzen Befragung vor Gericht zuvor bereits insgesamt siebenmal getan hatte – oder einfach zu verneinen.

Stattdessen differenzierte sie hier bereits zwischen dem Mitstenografieren der Besprechung und der Anfertigung des Protokolls. Damit ist ihre Aussage im Hinblick auf die Wannsee-Konferenz stimmig, da sie durch das Stenografieren lediglich die Vorarbeiten für das Ergebnisprotokoll getätigt hatte, das so, wie wir es heute kennen, von Eichmann in Absprache mit Heydrich verfasst wurde.

Fünf Jahre später wurde sie in einer Vernehmung im Rahmen der Ermittlungen gegen ehemalige Angehörige des RSHA zum zweiten Mal zur Wannsee-Konferenz befragt. Statt ihre Aussage von 1962 zu widerrufen oder zu relativieren, ergänzte sie die Information, dass die fragliche Besprechung im Gästehaus der SS am Berliner Wannsee stattgefunden habe, mit dem Hinweis auf die Anwesenheit von Heydrich und Eichmann.

Gerade dadurch kann aus der Teilnahme an einer Besprechung im Gästehaus am Wannsee auf die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 geschlossen werden. Denn bis zum Tod des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD infolge eines Attentats in Prag Anfang Juni 1942 hat es dort, wie wir heute wissen, keine andere Besprechung mit Heyd­rich gegeben.

BDM- und NSDAP-Mitglied

Auch in den weiteren insgesamt fünf Aussagen blieben das Gästehaus am Wannsee und die Teilnahme Heydrichs sowie Eichmanns Konstanten ihrer Aussagen. Lediglich im Hinblick auf die Gesamtzusammensetzung der Teilnehmer variieren ihre Angaben.

Irgendwelche strafrechtlichen Konsequenzen hatten Werlemanns Aussagen nicht. Sie wurde weder angeklagt noch gar verurteilt. Wer war diese Frau, die durch ihre Anwesenheit auf der Wannsee-Konferenz den Massenmord an den Juden zumindest unterstützt hat?

Porträt der Eichmann-Sekretärin als junge Frau,
1944: Ingeburg Werlemann, rund zwei Jahre nach
der Wannseekonferenz - Foto: privat
Ingeburg Gertrud Werlemann wurde am 28. April 1919 in Berlin-Altglienicke geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Sekretärin und belegte dabei – wie damals üblich – auch einen Kurs in Stenografie. Anschließend arbeitete sie zunächst beim Generalbauinspekteur Berlin und für kurze Zeit bei der Militärärztlichen Akademie als Schreibkraft.

Seit 1934 war sie Mitglied im Bund Deutscher Mädel, später auch bei der Deutschen Arbeitsfront und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Im September 1938 trat sie in die NSDAP ein. Bereits ab Anfang März 1940 begann sie im Umfeld von Adolf Eichmann zu arbeiten, als sie in der von ihm geführten Reichszentrale für die jüdische Auswanderung im RSHA tätig wurde und als sogenannte Kanzleiangestellte für einen leitenden Sachbearbeiter arbeitete.

Die Sekretärin des Adolf Eichmann

Ab Ende 1940, höchstwahrscheinlich nach dessen Abordnung nach Paris im September, wurde die Einundzwanzigjährige direkt Eichmann zugeordnet. Bis zum Frühjahr 1945 blieb sie im Vorzimmer des Referatsleiters und seines Stellvertreters Rolf Günther in der Berliner Kurfürstenstraße 116. Mit ihr zusammen arbeitete dort auch der Geschäftsführer Rudolf Jänisch.

Im März 1941 war das Referat umstrukturiert worden und firmierte nunmehr unter dem berüchtigten Kürzel IV B 4. Eine weitere dem Vorzimmer fest zugeordnete Sekretärinnenstelle wurde in dieser Zeit mehrmals neu besetzt.

Als Ingeburg Werlemann am 20. Januar 1942 bei der Wannsee-Konferenz für Adolf Eichmann stenotypierte, war sie die dienstälteste Sekretärin des Referats. Im Juni 1944 heiratete sie den Wehrmachtsoffizier Heinz Wagner und nahm dessen Namen an.

Nachkriegsaussagen von Sachbearbeitern des Referats bestätigen Werlemann/Wagners besondere Stellung im Vorzimmer des Referats, das ab Frühjahr 1942 die europaweiten Deportationen von Jüdinnen und Juden zu den Mordstätten in Osteuropa organisierte, und sprechen ausdrücklich von „Eichmanns Sekretärin“.

Inhaftierung durch die Sowjets

Sie selbst erklärte im Zuge der strafrechtlichen Ermittlungen, es habe Bemühungen seitens ihres Mannes und Schwiegervaters gegeben, sie aus der Abteilung von Eichmann versetzen zu lassen, was aber von Eichmann mit dem Argument, sie befände sich in „kriegswichtigem Einsatz“, abgelehnt wurde.

Somit blieb sie bis Anfang Mai 1945 im Dienst des Referats IV B 4, dessen Reste im Februar dieses Jahres nach Prag verlegt wurden. Dort wurde sie Anfang Mai zunächst verhaftet, dann jedoch zusammen mit ihrer Mutter über die tschechische Grenze abgeschoben und kehrte über Dresden nach Berlin zurück.

Nach einer kurzen Inhaftierung in Berlin durch die Sowjetische Militäradministration, Freilassung und erneuter Inhaftierung durch eine Operativgruppe des sowjetischen NKWD am 1. September 1945 wurde Frau Werlemann/Wagner unter anderen im Spezial­lager 3 in Berlin-Hohenschönhausen und letztlich im Speziallager 7 auf dem Gelände des ehemaligen KZ Sachsenhausen interniert.

Ihre Verhaftung erfolgte nicht aufgrund konkreter Anschuldigungen, sondern infolge einer auch in der sowjetischen Zone durchgeführten Form des automatischen Arrests wegen der Zugehörigkeit zum NS-Verwaltungs- und -Terror-Apparat „als Stenotypistin der Berliner Verwaltung des SD“. Ihre Entlassung im August 1948 stand im Zusammenhang mit dem offiziellen Ende der Entnazifizierung in der sowjetischen Zone. Sie selbst gab an, mehrmals verhört worden zu sein.

Scheidung und neue Partnerin

Im Speziallager lernte Wagner Käte Werth kennen und ging mir ihr eine Beziehung ein, die bis zu ihrem Tod andauerte. Käthe Werth war als Mitarbeiterin des militärischen Geheimdienstes der Wehrmacht, der „Abwehr“, interniert und bei der Berliner Firma Telefunken als Fotografin beschäftigt gewesen.

Ingeburg Wagner ließ sich kurz nach ihrer Entlassung einvernehmlich von ihrem Mann scheiden. In dem Scheidungsurteil heißt es, „dass seit Ende 1944 jede eheliche Gemeinschaft der Parteien aufgehoben [gewesen] sei“. Kinder waren nicht aus der Ehe hervorgegangen.
Ingeburg Wagner mit ihrer Lebensgefährtin
Käte Werth im Skiurlaub - Foto: privat

Nach ihrer Entlassung wohnte sie wieder bei ihrer Mutter im Hessenwinkel in Berlin-Wilhelmshagen, im Ostberliner Bezirk Köpenick. Nach eigenen Angaben „floh“ sie 1951 in die Bundesrepublik und war ab April des Jahres in Bonn gemeldet.

Hier betrieb ihre Partnerin Käte Werth als ausgebildete Fotografenmeisterin ein florierendes Unternehmen, die Werth-Color-Kopieranstalt, in das Ingeburg Wagner einstieg und im kaufmännischen Bereich arbeitete. Käte Werth war auch als Fotografin überaus erfolgreich und arbeitete beispielsweise für die Regierung Brandt.

Verpasste Chancen

Ende der 1980er Jahre zogen sie nach Garmisch-Partenkirchen um. Sie verpartnerten sich, gaben in ihrem Umfeld jedoch an, dies nur aus steuerlichen Gründen zu tun. 2009 starb Käte Werth, im darauffolgenden Jahr Ingeburg Wagner. Von der Tätigkeit von Ingeburg Wagner als Sekretärin in Eichmanns Vorzimmer war dem Umfeld bis 2019 nichts bekannt.

Schon früh gab es Hinweise auf die Anwesenheit einer Schreibkraft bei der Besprechung am Wannsee. So hatte Eichmann während des Prozesses in Jerusalem Anfang der 60er Jahre mehrmals darauf hingewiesen, Frau Wagner selbst war insgesamt siebenmal dazu befragt worden. Im Juni 1962 erschien ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der sie namentlich nannte. Dennoch gab es bis 2019 keine systematische Recherche, die diese Hinweise aufgegriffen hätte.

Dies ist nicht nur bedauerlich in Bezug auf die nähere Erforschung der Geschichte der Wannsee-Konferenz, sondern auf mehreren Ebenen auch symptomatisch für den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit im Allgemeinen.

Bedauerlich, weil Frau Wagner neben Eichmann und dem ehemaligen Staatssekretär des Innenministeriums, Dr. Wilhelm Stuckart, im Gegensatz zur Mehrheit der nach 1945 vernommenen Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz auch inhaltliche Angaben zum Verlauf machte. So gab sie an, dass das Stenografieren schwierig gewesen sei, „weil viel durcheinander gesprochen wurde“ – eine Aussage zum teilweise lebhaften Verlauf, die sich mit den Angaben von Eichmann deckt.

Nur eine einfache Sekretärin

Möglicherweise hätte sie sich außerhalb des ­strafprozessualen Raums an mehr erinnern ­können.

Symptomatisch ist die fehlende Recherche für den Umgang mit der NS-Zeit in den frühen Nachkriegsjahrzehnten, da bis auf wenige Ausnahmen die Verfahren wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen (NSG) kaum überregional oder gar dauerhaft die Aufmerksamkeit der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft erregten.

Eine Beobachtung oder systematische Begleitung dieser Verfahren durch die Geschichtswissenschaft hat es ohnehin nicht gegeben. Als diese ab den 1990er Jahren begann, Prozessunterlagen als Quellen zu benutzen, dürfte angesichts der bleibenden Fokussierung auf Täter und Tatkomplexe eine einfache Sekretärin völlig irrelevant erschienen sein.

Symptomatisch ist dies aber vor allen Dingen für den Umgang mit Täterschaft. War der Fokus in den frühen Nachkriegsjahren mehrheitlich vom Diskurs über die „Bestien der SS“ geprägt, von denen sich die Gesellschaft leicht distanzieren konnte, setzte sich erst langsam ein Bewusstsein für die „ganz normalen Männer“ durch, die die Verbrechen geplant und umgesetzt hatten oder konkret am Mord beteiligt waren.

Bewusstsein für weibliche Täter fehlt

Bis heute ist die Beschäftigung mit Frauen als Mitläuferinnen und Täterinnen ein Feld, das gern Forscherinnen oder spezifischen historischen Orten, wie der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück als ehemaligem Frauen-KZ, überlassen wird. Auch wenn der Historiker Matthias Heyl die Bedeutung hervorgehoben hat, sich auch mit den Täterinnen der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik auseinanderzusetzen, konzentrierte auch er sich dabei auf die weiblichen Wachmannschaften in Konzentrationslagern.

Ein Bewusstsein für weibliche (Mit-)Täterschaft im Bereich der sogenannten Schreibtischtäter(innen) im Kontext des systematischen Massenmords an den europäischen Jüdinnen und Juden fehlt bleibend.

Dieser Umgang mit weiblicher Täterschaft spiegelt sich auch in der justiziellen Aufarbeitung. So gab es insgesamt in der Bundesrepublik kaum Prozesse gegen Frauen, die an der Verfolgung und Ermordung in unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern mitgewirkt hatten.

Lediglich im Hinblick auf den Fürsorge- und Gesundheitssektor wurden Frauen zur Verantwortung gezogen, was mit diesem bereits zur Zeit des Nationalsozialismus mehr als klassischem Berufsfeld für Frauen zusammenhing, daneben wenige ehemalige KZ-Aufseherinnen.

Was ist mit den SchreibtischtäterInnen?

Seit wenigen Jahren kann aufgrund einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs wieder gegen mutmaßliche NS-Täterinnen und -Täter ermittelt werden, ohne dass ihnen eine unmittelbare individuelle Tötungshandlung nachgewiesen werden muss.

Eine Tötungsmaschinerie unterstützt zu haben, auch ohne direkt am Mord beteiligt gewesen zu sein, reicht für eine Anklage aus. Die Ermittlungen und die daraus resultierenden Gerichtsverfahren richten sich dabei bisher ausschließlich gegen ehemaliges KZ-Lagerpersonal.

Angesichts des Wissens um die Beteiligung und Verantwortung des öffentlichen Dienstes und der Verwaltung für die begangenen Verbrechen stellt sich die Frage, ob diese Argumentation nicht auch für die Schreibtischtäter und ihre männlichen und weiblichen Sachbearbeiter gilt – insbesondere den Angehörigen des Reichssicherheitshauptamts –, die weitab von den eigentlichen Mordstätten tätig waren.

  • Marcus Gryglewski ist Historiker und langjähriger freier Mitarbeiter der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz


Die Wannsee-Konferenz 
Die Bedeutung: Bei der Zusammenkunft am Großen Wannsee am 20. Januar 1942 wurden keine weitreichenden konkreten Entscheidungen im Zuge der "Endlösung der Judenfrage" getroffen oder der systematische Mord an Jüdinnen und Juden beschlossen, wie es bis heute noch heißt. Diese Entscheidung war wenige Wochen zuvor von Adolf Hitler getroffen worden. Massenmord war allerdings bereits seit Kriegsbeginn 1939 ein etabliertes Mittel der NS-Politik. Die herausragende Bedeutung der Wannsee-Konferenz liegt in dem in den Akten des Auswärtigen Amts überlieferten Besprechungsprotokoll: Es stellt ein kompaktes Zeugnis für die stufenweise Verfolgung und letztlich Ermordung der Jüdinnen und Juden Europas dar.
In keinem anderen einzelnen Dokument wird der monströse Mordplan des nationalsozialistischen Regimes so deutlich, wie im Protokoll dieser Konferenz. 
Das Protokoll: "Im Zuge dieser Endlösung der europäischen Judenfrage kommen rund 11 Millionen Juden in Betracht", heißt es dort lapidar. Dann folgt eine detaillierte Aufstellung der Anzahl der im Reichsgebiet, den einzelnen besetzten Gebieten in West- und Osteuropa und den verbündeten Staaten lebenden Jüdinnen und Juden. In Erwartung des Endsiegs wurden auch die militärisch noch gar nicht besiegten Länder wie England oder die UdSSR, aber auch die Schweiz berücksichtigt. 
Die Folgen: Dieser Plan wurde nie aufgegeben, nur der Krlegsverlauf und letztlich die militärische Niederlage verhinderte die vollständige Umsetzung. Mindestens 5,8 Millionen Menschen wurden im Zuge des Rassenwahns grausam ermordet. Marcus Gryglewski



ich habe das hier ja schon einige male kritisiert - mit diesen späten verfolgungen von mitläufern und wachpersonal, wo ein paar junge staatsanwälte ganz wichtig ja nun weit über 90-jährige greise noch vor gericht zerren und anklagen - aber inzwischen ja nicht mehr wegen immer noch ausstehender "gerechtigkeit" und "recht" - sondern eher aus einer form von viel zu spät aufgewachter neuer "staatsräson" und geheuchelter "scham" ... 

und meine kritik daran hat für mich nichts mit schuld oder unschuld zu tun - sondern einfach mit humanität, auch für die paar menschen noch, die vor 80 jahren, selber damals vielleicht 16 - 17 jahre alt, einfach verblendet mitmachen mussten oder mitgemacht haben, weil sie nichts anderes kannten als hitlerjugend und bdm und arbeitsdienst - eigentlich wie zu der zeit ja das gesamte "deutsche volk" - von einigen wenigen wiederstandskämpfern einmal abgesehen.

darum habe ich diesen artikel ganz oben auch mit "zu spät - zu spät" ... überschrieben, weil es die junge bundesrepublik aber auch die ddr versäumt haben, direkt nach kriegsende die juristische aufarbeitung dieser zeit mit ihren oft tödlichen verfehlungen konsequent und ohne jede schonung wegen der aktuellen stellung oder einer neuen parteizugehörigkeit durchzuführen - für einige hervorstechenden positionen, aber ebenso hier und da auch für otto- und ottilie-normalverbraucher, die ja selbst massiv noch verstrickt mit dem ns-regime waren und oft direkt daraus hervorgegangen sind.

eine andere frage, die in dem artikel zu recht aufgeworfen  wird, unabhängig von der juristischen relevanz, ist eben genau die frage nach den schreibtischtäter*innen und den funktionär*innen - z.b. auch bei abschiebungen, deportationen in den tod, zwangssterilisationen, die ganze erbgesundheitsgerichtsbarkeit in ihren instanzen und gremien, die frauen und männer der volkswohlfahrt und pflege und der polizei und anderen damaligen "ordnungsbehörden" als handlanger*innen der rigorosen durchführung der ns-erblehre-gesetze damals - die amtsärzte, die gesundheitsämter überhaupt, die denunzianten in der nachbarschaft oder in der eigenen familie usw. usf.

die ns-mord-aktionen insgesamt wurden ja so industriell kleinteilig logistisch organisiert und durchgeführt, dass mal ein historiker geschätzt hat, dass jedes der millionen opfer ungefähr von 30 "mitwissern" und handlangern und dienstbeflissenen - ja, "mittätern" - begleitet wurde letztendlich dann bis in den gewaltsamen tod - das war so bei der jüdisch gläubigen bevölkerung ebenso wie bei den euthanasie-toten und den sinti und roma und den homosexuell orientierten mitmenschen - und bis auf die ermordung auch bei den zwangssterilisierten menschen vor ort.

man kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen, dass diese millionen menschen ja nachbarn aus der mitte der gesellschaft damals waren, die gleich nebenan in der straße wohnten, oder als untermieter ein stockwerk höher - und wo dann plötzlich die polizei auftauchte - oder wo man sich an bestimmten sammelstellen mit gepäck zu melden hatte - und danach wie vom erdboden verschluckt blieb.

für eine juristische aburteilung dieses geschehens ist es für mich wenigstens viel "zu spät" - aber eine gründliche aufarbeitung mit hilfe der archive - mit der nennung von klarnamen, wie man es ja bei einigen politikern auch heutzutage für das internet einfordert - und eine gute und prägend-bleibende aufarbeitung dieser grausamen epoche in den familien selbst, in den schulen und universitäten und in den medien ist weiterhin - auch für eine gesunde integration und bearbeitung im gesellschaftsbewusstseins - vonnöten - auch über die gängigen paar "gedenktage", die aber auch unbedingt begangen werden müssen, hinaus: dafür ist es nie "zu spät" - und auch 100 jahren noch nicht ...


linda's schaffen

Linda McCartneys Familienalbum






Die Ludwiggalerie in Oberhausen zeigt einen Auszug des umfangreichen Werks der Fotografin. Die Ehe mit Beatle Paul hat sie für ihre großartige Karriere nie gebraucht – im Gegenteil.

Von Florian Pfitzner

Als sie Paul heiratet, versteckt sich die Fotokünstlerin Linda McCartney häufiger im Auto. Während der gemeinsamen Ausflüge hat sie stets die Kamera dabei, nur sei sie jetzt eben mehr denn je eine Person des öffentlichen Lebens, interpretieren Kenner. Aus dem Schutz des Wagens heraus lichtet Linda Leute auf der Straße ab, von Härten geprägte Menschen in Hell’s Kitchen und New Orleans. Sie stehen im Kontrast zu den Porträts der großen Musikstars der Zeit.

In der Oberhausener Ludwiggalerie hängen 150 ihrer Fotos. „Linda McCartney – The Sixties and more“ ist eine Ausstellung in drei Abteilungen. Sie zeigt zum einen Lichtgestalten wie Janis Joplin, Bob Dylan und die Rolling Stones. Zum anderen die „Roadworks“, Reisebilder bei heruntergekurbeltem Fenster in Großbritannien und den Vereinigten Staaten; veröffentlicht 1996, zwei Jahre vor Lindas Tod. Ebenso experimentierfreudig: ihre „Sunprints“ – Fotografien, hervorgebracht unter Einwirkung der Sonne.

ZDF-Morgenmagazin-Beitrag zur Ausstellung = click

Linda McCartney sei immer „die Frau von ...“ gewesen, sagt Direktorin Christine Vogt. Sie findet das ziemlich ungerecht. Eines sei mal klargestellt: „Linda hat Paul kennengelernt, weil sie Fotografin war – nicht umgekehrt.“ Freigeschwommen habe sie sich schon lange vorher, sagt Vogt, da hieß Linda noch Eastman. Die Fotos des gähnenden Jimi Hendrix und der hoch perückten Aretha Franklin, die in Oberhausen gezeigt werden, hat Linda vor ihrem neuen Insiderstatus gemacht.

Unter Künstlern geht es Yoko Ono in den Sechzigern ganz ähnlich. Sie hat sich vor ihrer Ehe mit John Lennon ebenfalls einen Namen gemacht. In der Ludwiggalerie sieht man sie gemeinsam mit den Beatles vor einer Mauer herumhängen: eine Probeaufnahme für das Plattencover der Singleauskopplung „The Ballad of John and Yoko“.

Familiäre Momente der McCartneys gibt es auf Polaroids im Erdgeschoss der Galerie, und gleich gegenüber der Bandfotos. Auf „My Love, London“ (1978) blickt Paul McCartney mit seinem Paul-McCartney-Blick in den Rückspiegel des Wagens. Wer genau hinschaut, erkennt leichte Konturen des gemeinsamen Sohnes James in der Windschutzscheibe, und man fragt sich, was das Kind da vorne zu suchen hat.

Inzwischen ist vieles strenger geworden. Die große Freiheit, das überstrapazierte Klischee von Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll der 1960er-Jahre, das sei längst verstaubte Vergangenheit, sagt Vogt. In der Zeit habe sich einiges aufgebrochen: Gestern waren die Beatles noch Pilzköpfe, heute sind sie langhaarige Rebellen. Sie wirkt wie gestrafft, die zweite Hälfte der Sixties.

Während des Rheingold-Festivals 1967 in New York City schießt Linda ein Schwarzweißfoto von Hendrix. Er steht auf der Bühne und holt aus zu einer kraftvollen Pose mit Gitarre. Der Künstler Martin Sharp nutzt die Vorlage später für den farbgewaltigen Siebdruck „Explosion“.

In der Zeit vor seinem Tod explodiert Hendrix’ Drogenkonsum. Mit ihm und Joplin verschwinden um 1970 zwei zentrale Figuren der Woodstock-Ära – eine Zäsur in der Popkultur.

Im Hause McCartney geht es gesünder zu. In einem Schaukasten sind all die Rezeptbücher aufgereiht: Linda McCartney’s Home Cooking, Linda’s Summer Kitchen, Linda’s Winter Kitchen. Gewissermaßen der Vollständigkeit halber, erklärt Direktorin Vogt. Das Biografische gehöre eben dazu. „Linda war ja sogar mal mit Paul zu einer Folge der Zeichentrickserie ,Die Simpsons‘ eingeladen. Da ging es auch um Vegetarier.“

Der Kern ihrer Karriere bleibt aber die Fotografie. Linda Eastman ist die erste Frau, die dem Musikmagazin Rolling Stone ein Titelbild liefert. Im Mai 1968 erscheint ein Interview mit Eric Clapton, das durch ihr Porträt angekündigt wird. Im Januar 1974 ist Linda McCartney selbst auf dem Cover zu sehen, dann doch gemeinsam mit Paul.

Text u. Photo oben: NEUE WESTFÄLISCHE vom 17.Januar 2020 - Kultur/Medien S. 27



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Linda Mc Cartney | Ludwiggalerie Oberhausen

Fotos von Linda McCartney in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen


Linda Eastman traf den richtigen Moment: John Lennon kasperte wieder einmal herum und grüßte Paul McCartney mit einem Handschlag, als sähen sie sich zum ersten Mal. Ein Witz, den der Beatle mehr als nur einmal machte. Aber hier veredelt die Geste das Bandfoto zu einem ikonischen Motiv, das man nicht vergisst.


1967 war das, auf der Party zum Album „Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band“ in London. Die Amerikanerin sollte die Beatles noch öfter fotografieren. Ein Jahr später zeigt sie die Fab Four auf Treppenstufen an der Abbey Road sitzend. Jeder ist mit sich beschäftigt. Es gibt keine Kommunikation unter ihnen. Linda Eastman nannte das Bild: Die vier Fremden.

Heute kennt man die Fotografin als Linda McCartney. Und schnell denkt man, dass sie all den Stars nur so nah kam, weil sie mit Paul McCartney verheiratet war. Ein Irrtum, sagt Christine Vogt, die Direktorin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Linda Eastman war eine anerkannte Bildreporterin für Zeitschriften wie den Rolling Stone, Vogue, Time, Life. Sie war 1968 die erste Frau, die ein Titelbild für den Rolling Stone lieferte, eine Aufnahme von Eric Clapton.



Das vielseitige Schaffen Linda McCartneys kann man von Sonntag an in Oberhausen kennen lernen, in der Ausstellung „Linda McCartney – Fotografin unter Musikern“. Mit rund 150 Fotos sowie rund 50 weiteren Exponaten wie Plattencovern, Büchern, Kameras kommt die Künstlerin zur Geltung.

Linda Mc Cartney | Ludwiggalerie Oberhausen
Linda McCartney, geboren 1941 in New York als Tochter eines wohlhabenden Anwalts, hatte schon im Elternhaus viel Kontakt mit Kultur. Der Maler Willem de Kooning war ein Freund der Familie. Ein Studium der Kunstgeschichte brach sie früh ab. Ihre erste Ehe wurde früh geschieden. Als alleinerziehende Mutter brauchte sie einen Beruf, zunächst im Büro der Zeitung „Town and Country“. Hier sah sie 1966 eine Einladung der Rolling Stones zur Präsentation ihres neuen Albums. Das Management hatte das Event auf eine Luxusyacht verlegt, auf der aber keine Fotografen zugelassen waren. Eine Frau aus dem Management ließ aber Linda Eastman an Deck. Mit einer exklusiven Bildstrecke, die die jugendliche Energie der Musiker kongenial festhielt, begann die Karriere der Promi-Fotografin.

Und sie endete, als sie1969 McCartney heiratete. Da war sie dann selbst zu prominent für den Job. So lautet zumindest die offizielle Version. Vielleicht war aber auch die Rollenverteilung in der Familie McCartney eher klassisch: Der Mann arbeitet, die Frau kümmerte sich um die Kinder. Die gemeinsame Tochter Mary kam im gleichen Jahr zur Welt. Stella (1971) und James (1977) folgten. Linda fotografierte weiter – privat. Aber sie versuchte sich auf anderen Feldern, stieg nach der Auflösung der Beatles in McCartneys Band ein. Und sie engagierte sich für vegetarische Ernährung. In einer Vitrine sieht man einige Kochbücher und ein Foto, auf dem sie für ihren Veggie-Burger wirbt. 1998 starb sie an Brustkrebs.

Bei der Ausstellung stehen natürlich die Rock-Stars der späten 1960er Jahre im Fokus. Linda Eastman hatte ja praktisch alle vor der Kamera, die Rang und Namen hatten. Und obwohl sie Autodidaktin war, gelangen ihr eine ganze Reihe von Aufnahmen, die bis heute unerreicht sind. Das beginnt mit dem auf der Bank hingelümmelten, präpotenten Rolling-Stones-Gitarristen Brian Jones. Sie fotografierte immer wieder auch Jimi Hendrix und seine Band, dabei gelang ihr beim Rheingold-Festival in New York eine hinreißende Aufnahme: Der Gitarrist wird durch das Spotlight aus dem Schwarz geholt, sein linker Arm und der Gitarrenhals stehen fast parallel. Die Dynamik des Auftritts ist grandios eingefangen. Großartig auch ein Konzertbild von B.B. King, das gerade durch die Bewegungsunschärfe die Energie des Moments einfängt.

Ähnlich intensiv setzte sie sich mit Janis Joplin auseinander. Eine Farbaufnahme aus dem Fillmore East von 1967 zeigt die Bluessängerin mit geschlossenen Augen am Mikrophon.

Linda Eastman machte oft ungewöhnliche Bilder, nicht nur in Konzerten. Sie zeigt Brian Wilson, Sänger der Beach Boys, wie er gähnt. Stephen Stills fotografiert sie mit einem brennenden Streichholz, vielleicht eine Reminiszenz an die Hell-Dunkel-Malerei von Barockmalern wie Caravaggio und Georges de la Tour. Auch ein Bild der „Who“ (1967) wirkt wie von kunstgeschichtlichen Anspielungen durchtränkt: Jeder der vier Musiker hat eine andere Gemütszustand, vom lachenden Sänger Roger Daltrey über den versonnenen Pete Townshend, den robusten Bassmann John Entwistle und den entspannten Schlagzeuger Keith Moon. Es ist wie eine Rockversion der vier Temperamente.

Bei Eastman wirken die Stars locker, berührbar. Das liegt auch daran, dass die Bilder oft zu einer Zeit entstanden, als die Künstler noch nicht weltberühmt waren. Auf einem Porträt von 1967 sieht Townshend aus wie ein Student, ein Hobbymusiker, wie er mit Gitarre unter einem Poster der Marx-Brothers sitzt. Die Yardbirds nimmt sie im selben Jahr auf der Straße auf, junge langhaarige Rebellen, denen eine ältere Dame gerade grimmig ausweicht, und die Musiker sehen ihr nach, fast ist sie die Hauptdarstellerin dieses Bildes. Mama Cass Elliot und John Phillips von The Mamas and the Papas fotografiert sie beim Essen, während im Hintergrund der Fernseher läuft. Die große Soulsängerin Aretha Franklin posierte 1968 als Model mit Perücke und einem extravaganten Kleid. Eastman hatte aber mitbekommen, dass sie nach einem Streit mit ihrem Mann im Hotel in Tränen ausgebrochen war. Die Verletzlichkeit sieht man dem Foto an.

Natürlich sieht man viele Fotos von den Beatles, im Studio, eine Art Making off des berühmten Fotos vom Zebrastreifen der Abbey Road, in privaten Momenten. Und immer wieder Paul – gleich in einer Serie mit der ganz jungen Tochter Mary. Auch nachdem sie aufhörte, Musiker zu porträtieren, fotografierte sie weiter. Sie betrieb Street Photography, machte Schnappschüsse aus dem fahrenden Auto: Einen Mann in einem offenen, überquellenden Müllcontainer. Einen Jogger in Badehose. Einen älteren Mann nimmt sie vor einer Ladenzeile auf und nennt das seltsam melancholische Bild „Fear crawled“ (1973).

Linda Mc Cartney | Ludwig-Galerie Oberhausen

Dann wieder lichtet sie geschlachtete und gerupfte Hühner in einer Fleischerei ab, das Bild von 1981 ist betitelt: „Go veggie“.

Sie experimentiert, zum Beispiel mit Mehrfachbelichtungen in „Ace hi“ (1972), was geisterhafte Szenen ergibt, die vielleicht die Wahrnehmung unter Drogeneinfluss reflektiert. Und sie setzt alte Fototechniken ein zum Beispiel in den Sun Prints, Drucken, die nicht mit Chemie im Labor entstanden, sondern unter Sonnenlicht mit Mineralien. Diese Art, Abzüge herzustellen, sei ein wenig wie Kuchen backen, sagte sie dazu. Die entsprechenden Aufnahmen sind manchmal blau getönt, und sie wählt für die Abzüge surrealistische Motive wie das Porträt eines maskierten Jungen oder das Bild eins mit Puppen behängten Baums.

  • Fotos von Linda McCartney in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen: Eröffnung Samstag, 19 Uhr, 19.1.–3.5., di – so 11 – 18 Uhr, Tel. 0208/ 412 49 28, www.ludwiggalerie.de, Booklet 5 Euro


westfälischer anzeiger

yoko ono war schon eine bedeutende fluxus-künstlerin, bevor sie john lennon heiratete - und linda eastman hat schon als bekannte photographin gearbeitet, ehe sie dann paul mc cartney heiratete - das nur zu der unendlichen frage: "was war zuerst - huhn oder ei" ...

und linda mccartney musste also ihr photo-blitzlicht nicht etwa unter den scheffel stellen...
es gab also immer schon "emanzipierte" starke frauen, die selbständig ihr geld verdienten, go gut das mit der künstler-profession eben ging - und die sich nicht im schatten hinter ihrem ehemann verstecken mussten.

es gibt auch wohl noch zu wenig ernstzunehmende frauen-forschungen in bezug auf das mittelalter, wo z.b. frauen als ordensschwestern ja mächtige klöster leiteten - z.t. dort riesige betriebe und regelrechte mischkonzerne - und darüber hinaus oft noch als andachts-schriftstellerinnen ihre "frau" standen.

und auch künstlerinnen tauchen ja immer wieder auf wie z.b. frida kahlo oder paula modersohn-becker u.v.a. - es gab durchaus auch mächtige frauen als leiterinnen großer sozialer einrichtungen und schulen und ausbildungsstätten oder als modedesignerinnen großer marken bis in die jüngere zeit.

mit dieser feststellung will ich nicht trost spenden oder etwa sagen, es war alles in ordnung mit der gleichstellung der geschlechter - ich möchte nur ein paar diesbezügliche fakten benennen, dass man sie nicht ausklammert und vielleicht einfach vergisst.

der fehler daran ist tatsächlich, immer von der "frau von" ... zu sprechen - und nicht das ureigene weibliche copyright zu beherzigen und zu benennen. den namen linda eastman z.b. höre ich hier und heute zum ersten mal ... - wogegen yoko ono ja fast bekannter ist als ihr mann - besonders auch nach dessen früher ermordung.

und zur zeit sehen wir an meghan markle mit ihrem mann prinz harry und ihrem kind, wie heutzutage eine frau zack-zack die führungsrolle übernimmt - und dabei gegen eine mächtige und uralte royale tradition des britischen empire und gegen eine frau aufbegehrt, nämlich gegen die britischen königin elizabeth II. aber hier auch von "zickenkrieg" oder "stutenbeißen" zu sprechen, was ja kennzeichnende schlagworte sind für manche gruppendynmikabläufe in frauenkreisen, verbietet sich hier wohl.

auch kenne ich frauen, die immer wohl voller neid auf solche herausragenden frauen blickten: und meinten, zumeist etwas gehässig: "wenn man sich um nichts anderes kümmern muss..." - oder: "so gut hab ich es leben nicht gehabt" oder: "die hatte ja auch immer nen treudoofen mann, der das geld mit nach hause brachte - und sie musste sich um nichts kümmern" - um so oft das eigene unvermögen und den persönlichen "schiss" vor dem mutigen wagnis einer eigenständigen "karriere" entschuldigen woll(t)en.

da wird nämlich immer gesagt, die männer würden durch "netzwerke" ihrer vereine und stammtische  (manche nennen das auch "klüngel") sich gegenseitig sponsern und fördern - aber die frauen bilden ja auch schon seit langer zeit mit ihren nachbarinnen und geschwistern, gemeinschaften und zirkel und handarbeits-, doppelkopf- oder rommé-runden, denen es aber oft an gezielten einer broterwerbs-motivation mit steigbügelhalterung zu mangeln schien: ins "feindliche" leben "draußen", der die knete abzuliefern hatte, wurde eben eher der mann als erzeuger der kinder geschickt... - mit denen er dann oft bis in die jüngere zeit auch weniger anzufangen wusste.

linda eastmann-mccartney ist leider zu früh mit 57 jahren durch brustkrebs verstorben - und wurde unter großer beteiligung der öffentlichkeit als "prominente" dann beigesetzt - sicherlich in erster linie als "ehefrau von paul mccartney".

umso eindrücklicher ist deshalb eine solche ausstellung, die ihr völlig eigenständiges hervorragendes künstlerisches schaffen - als künstlerisch talentierter mensch unter menschen - würdigt.




hysteriker



mit dieser geklauten karikatur aus der taz möchte ich in diesem jahr meinen kommentar abgeben zum "un-wort des jahres 2019".

und dann könnte es mit dieser abgezirkelten (un-)wortklauberei auch mal letztendlich ein ende haben, denn diese wahl ist trotz allerbester pressevernetzung und hervorragender resonanz darin für mich wenigstens so unnütz wie ein kropf.

und die begriffe selbst sind immer für mich wenigstens "von hinten durch die brust ins auge" erwählt.
also für ne gute kabarett-sendung wäre das ja als nummer i.o. - aber als hype-aufgemachter neujahrs-begrüßungs-beitrag hat das ausgedient.

wir sollten die natürlichen ressourcen nicht mit solch unnützem krempel vollstopfen.


liebes unwort - ich weiß ja, du kannst nichts dafür - und du bist sicherlich froh, mal einmal aus deiner nische hast kommen können und im blitzlichtgewitter stehen und gute miene in die surrenden kameras zu ziehen... - gehab dich also wohl - und mach im kommenden jahr auch ohne solche scheinbaren wahlen von dir reden...

Lügenbolde


sinedi.@rt-bearbeitung nach einem "stock"-foto
Ehrlich währt am längsten?

Aus welchen Gründen die Menschen lügen

Aus Höflichkeit. Aus Liebe. Oder zum eigenen Vorteil. Warum lügen Menschen - und was macht das mit einer Beziehung? Das haben Psychologen erforscht.

Von Angelika Mayr

Sie lügen nie? Wer's glaubt, wird selig. Jeder hat schon mal gelogen. Die US-Wissenschaftlerin Bella M. DePaulo hat herausgefunden, dass man es etwa ein- bis zweimal am Tag tut.

"Im Internet kursiert auch die Zahl 200, aber das ist Quatsch. Man weiß gar nicht, woher das kommt", sagt Marc-André Reinhard, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Kassel. Doch obwohl es allgegenwärtig ist, wird das Lügen oft verteufelt. Wann ist Lügen noch okay - und wann nicht?


Warum lügen wir?

Eine Woche lang ließ DePaulo Teilnehmer ihrer Studie jede Lüge aufschreiben. Das Ergebnis: Der kleinere Teil waren Lügen aus materiellen Gründen, also um sich einen Vorteil zu verschaffen. Die meisten Lügen wurden aber aus psychologischen Gründen erzählt - um sich selbst besser darzustellen, Konflikte zu vermeiden oder gegenüber anderen nett zu sein.

"Solche kleinen Lügen sind recht häufig und auch Teil bestimmter sozialer Konventionen, wie zum Beispiel aus Höflichkeit", sagt Juniorprofessorin Kristina Suchotzki von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Wovon hängt Lügen ab?

Die DePaulo-Studie ist schon von 1998. Doch erst Mitte der 2000er Jahre begannen andere Wissenschaftler verstärkt, sich mit Lügnern und deren Verhalten näher zu befassen. Jetzt gibt es einen regelrechten Boom, sagt Prof. Philipp Gerlach, Psychologe und Lügenforscher an der Hochschule Fresenius in Hamburg.

So wurde in neueren Studien die geringe Zahl der durchschnittlichen Lügen pro Tag zwar bestätigt. "Allerdings lügen manche noch weniger, andere dafür häufiger", sagt Prof. Reinhard. Abhängig ist das Maß der Flunkerei unter anderem davon, wie oft pro Tag jemand kommuniziert und ob es für den Beruf wichtig ist, die eigene Person gut darzustellen.

Aber wie definiert man eine Lüge? Wichtig ist, dass die andere Person nicht erwartet, dass man sie hinters Licht führt. "So zumindest grenzt man die Lüge vom Sarkasmus und der Ironie ab. In diesen Fällen sage ich auch etwas, was nicht stimmt", erklärt Suchotzki. "Aber ich gebe gleichzeitig Hinweise, dass ich lüge, zum Beispiel durch meine Stimmlage."

Lügen Jüngere mehr?

Suchotzki und ihre Kollegen fanden heraus, dass junge Erwachsenen am meisten lügen, mit dem Alter nimmt die Bereitschaft dazu wieder ab. "Aus anderen Studien wissen wir, dass ein möglicher Grund dafür ist, dass sich Jugendliche von den Eltern abgrenzen wollen", sagt Suchotzki. Gleichzeitig gehen mit dem Alter auch die geistigen Fähigkeiten verloren, die man für eine erfolgreiche Lüge braucht.

Zum Flunkern scheinen Leute besonders in Dating-Situationen zu neigen. Dabei lügen sie aber nicht wahllos - sondern eher bei Dingen, die schwer überprüfbar sind, beim Gewicht etwa. "Die Leute wollen sich in einem besseren Licht darstellen", erklärt Suchotzki. "Aber das wird akzeptiert, da es zu den Spielregeln des Datings gehört." Der Beginn der Beziehung geht also mit Täuschungen einher.

Wie wird man zum Wiederholungstäter?

Dauert die Beziehungen an, geht die Zahl der Lügen zurück. Doch das wird oft als negativ empfunden: Jetzt ist er ehrlicher, aber uncharmanter. "Die Forschung zeigt, dass Liebesbeziehungen stabiler sind, wenn wir ein Bild vom Partner haben, das unrealistisch positiv ist. Man ist also glücklicher, wenn man glaubt, der Partner ist toller, als er in Wirklichkeit ist", sagt Psychologe Reinhard.

Grundsätzlich gilt beim Lügen: Winkt eine Belohnung, ein prestigeträchtiger Job etwa, steigt die Wahrscheinlichkeit. Und: Anfangen ist schwieriger als aufhören. "Ist es unwahrscheinlich, dass man auffliegt, machen viele weiter", sagt Reinhard. "Das ist etwas Menschliches. Echte Betrüger berichten oft von einem Sog."

Doch wie wird man zum Wiederholungstäter? Das kommt auf die Konsequenzen an. Nach dem normalen Sanktionsmechanismus einer Gesellschaft oder Gemeinschaft wird der Lügner zuerst mild bestraft. Im schlimmsten Fall wird er später ausgeschlossen. "Dieser Zwei-Stufen-Prozess zeigt, dass unsere Normverstöße einen Dehnungsbereich haben", sagt Lügenforscher Gerlach. "In einem gewissen Rahmen ist es okay, von der Norm abzuweichen."

Wie Lügen eine Beziehung zerstören können

Lügt jemand immer wieder, heißt es jedoch: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht." Erst zerbricht das Vertrauen, dann die Beziehung oder Freundschaft. "Vertrauen ist für die Gesellschaft wichtig, dadurch werden der wirtschaftliche Austausch und das generelle Zusammenleben leichter", sagt Gerlach. "Doch gerade das führt manche in Versuchung."

Den Lügner selbst zu erkennen, ist dagegen schwer. "Bei Studien kommen die meisten nicht oder nur knapp über ein Zufallsniveau heraus", erklärt Suchotzki. "Alle Anzeichen, auf die man achten muss, sind individuell verschieden und abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, zum Beispiel der Situation und der Kultur, aus der jemand kommt."

text: hier aus neue westfälische


dies ist ein text, der in einigen tageszeitungen so oder ähnlich abgedruckt worden ist - so als "füller", als von dpa zur verfügung stehendes aktuelles "futter" zum ausstaffieren von leerstellen - auf hochstehendem niveau diesmal, denn das soll der ehrlichen recherche von angelika mayr, der redakteurin, natürlich keinen abbruch tun.

und gerade zeitungen müssen ja etwas für ihr gutes "image" tun - von wegen "lügenpresse" und "fake news". und da kommt so ein wissenschaftlich aufgemachter artikel gerade recht - und wird natürlich gern genommen, entlastet er doch in moralischer beziehung den leser (siehste - jeder lügt mal ...) - ja und die presse selbst auch: wenn wir lernen - alle lügen mal - vielleicht aus höflichkeit, um ein kompliment zu machen (o, das sieht aber chic aus... - wird der viel zu bunte und unpassende schal "gewürdigt"...).

auch in lügen kann man sich verstricken
aber eine notlüge rasch zu erfinden, wenn man sich von irgendeinem umstand in seinem tun eingeengt fühlt, und man sich "freischwimmen" muss von der verantwortung oder der zuständigkeit, das hat schon auch etwas von "überlebenstraining" in der heutigen zeit.

erst neulich sah ich in einem tv-beitrag zu pater anselm grün seine ethisch hochstehende antwort auf die frage des interviewers zu seinem prallvollen terminkalender und tagesplan ssine abgeklärte und ganz ruhig vorgetragene meinung dazu: "ich habe nur immer einen termin - nämlich den nächsten" und sein aufmerksamkeitsfokus ginge im moment und im hier & jetzt noch nicht darüber hinaus...

ein solch überlegenes inneres mangement und das persönliche bekenntnis dazu ist natürlich keine "lüge", auch wenn man selbst dieses abgeklärte verhalten gar nicht teilen kann - und nur vor neid erblasst.

wie man lügt - und zwar richtig - und in welcher fallfrequenz man zur lüge anhebt - und wie einem millionen menschen diese lüge auch abnehmen und fest daran glauben, bzw. bei der entlarvung einem mit einem lächeln sofort verzeihen - dieses tönerne lügengebäude in all seinen auswüchsen tischt uns jeden tag der deutschstämmige amerikanische präsident donald john trump auf.

und der lügt nicht - nach eigenem bekunden - sondern stielt nur seinen nächsten hochwichtigen deal für sich und sein klientel ein und an - und dann wartet er auf die reaktion seiner anmache - und wenn das nicht so klappt, wie sein regisseur ihm die rolle vorgegeben hat, nimmt er das im nu wieder zurück und behauptet flott das gegenteil - so dass man ihn einer tatsächlichen und vollendeten lüge kaum bezichtigen kann.

nur er weiß, welche zeitungen und tv-sender "ehrlich" sind, nämlich alle, die seinen winkelzügen folgen ("fox news") und welche ihm "fake news" offerieren und somit der "lügenpresse" zuzuordnen sind, nämlich besonders die altehrwürdige "new york times" (slogan - auf deutsch übersetzt: "alle nachrichten die es wert sind, gedruckt zu werden") und die nicht minder ehrwürdige "washington post" (slogan: "demokratie stirbt in der verdunkelung") und der fernseh-nachrichtensender cnn (slogan - „seien sie die ersten, die es erfahren“).

wir sehen ja gerade trumps fast traumtänzerisches rumgehopse bei der suche nach einem plausiblen grund für seinen einsamen befehl, den iranischen general soleimani standrechtlich mit einer drohne abzuschießen. dafür erfindet er fast stündlich, minütlich neue begründungen - und zum guten schluss - jetzt gerade - beschimpft er den ermordeten im nachhinein mit "hurensohn" - den die usa hätte schon vor 20 jahren ermorden sollen - das ist für mich pure leichenfledderei und menschenverachtung von einem der mächtigsten amtsinhaber in der welt. aber daran sehen wir die allgemeine weltsituation in persona: da ist nicht nur umwelt und klima im argen - da sind auch eine handvoll unberechenbarer lügender politiker an führenden stellen, die wir oder die sich dahin getrickst oder dahin gekauft haben, wo sie sind - oder die man aus bestimmten kreisen dahingelotst hat: Motto: "hannemann, geh du voran" - und gib mal den "präsidenten" - merkt kein mensch, dass du das gar nicht kannst ...

und zu dem artikel oben bleibt die frage: ist "raffinierte" trickserei bereits eine "lüge" - oder eine "kunst"? der magier jedenfalls mit seinen illusionstricksereien auf offener bühne und ohne netz und doppelten boden tritt im abendprogramm der tv-sender oder zumindest im zirkus oder varieté damit auf ...

einen ganz aktuellen aspekt zur "lüge" und all ihren varianten fand ich just eben in der "zeit", in einem gespräch dort über die vorkommnisse damals in bad kleinen (1993) mit dem damaligen investigativ-journalisten hans leyendecker vom spiegel, als der raf-terrorist grams zwischen den schienen dort im bahnhof verblutete...:

ZEIT: Hat der Beamte Sie angelogen?

Leyendecker: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Quelle nicht gelogen hat. Franz Josef Strauß hat einmal gesagt: »Lüge heißt, in Kenntnis der Wahrheit – also bewusst – die Unwahrheit sagen.« Und Strauß kannte sich da aus. Zeugen aber sagen häufig Falsches, obwohl sie sich sicher sind, dass sie die Wahrheit sagen. Ich glaube, so ist es auch bei dieser Quelle gewesen.