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ausgestopft




ob sie wohl auch alle noch
in anderen gefilden leben
mit erdachten figuren
und belebtem nähfilz
ausgestopft
mit denen sie dann kuscheln
und die ihnen antworten
auf ihre unerhörten fragen
und man weiß ja doch nie
wer recht hat

sinedi

obacht geben °sinedi°art

obacht geben - XXL = click here



wie bestellt 
und nicht abgeholt:
der umsichtig große bruder
hat die gardine vorgezogen
und gibt obacht
auf entlaufene hunde
auf loks, 
die aus der schiene springen

mit einem gummiflitscher
versuchen sie blut wegzuwischen
vom gleiskörper
und protokollieren
den aufschlagwinkel
und die fallhöhe

grüner klee zittert
zwischen den schwellen
vom fahrtwind
- alle 28 minuten
und auch wenn 
ein gewitter naht

der tonträger selbst
darf in der verhandlung
nicht abgespielt werden
er hat keine beweiskraft
laut tagesordnung
können wir das 
jetzt und hier abschließen

sinedi

die wirksamkeit der globuli und anderer placebos


DISKUSSION UM GLOBULI

Der Skeptiker und der Homöopath

Von Per Hinrichs | WELT AM SONNTAG | Essen

WELT-Reporter Per Hinrichs hält Homöopathie für Aberglauben. Zuckerkügelchen, in denen kein Wirkstoff vorhanden ist, sollen medizinisch wirken? Also bitte! Er ist in die Diskussion mit einem Mann eingestiegen, der es komplett anders sieht.

Ich bin ein moderner Mensch. Zumindest halte ich mich für einen. Wissenschaft und Aufklärung sind für mich die Eckpfeiler unserer Zivilisation, die uns technischen Fortschritt wie kritisches, vernunftgeleitetes Denken ermöglichen. Jegliche Form von Esoterik ist mir ein Gräuel. Wenn mich jemand nach meinem Sternzeichen fragt, fange ich sofort an, über Astrologie zu diskutieren, da diese erwiesenermaßen Quatsch ist.

Dank der Wissenschaft wissen wir auch, warum: Die Gene (und das soziale Umfeld) prägen den Menschen, nicht die Sternenkonstellation am Zeitpunkt seiner Geburt. Schon vor Tausenden Jahren stellten sich die Menschen die immer gleichen Fragen nach Schicksal und Herkunft und entwickelten dabei Theorien und Ideen, die heute abstrus klingen. Sie wussten es nicht besser, sie waren nicht aufgeklärt und mussten überirdische Kräfte und Mächte bemühen, um ihre Fragen an das Leben und an sich selbst zu beantworten.

So etwas ist für mich kein „altes Wissen“. Es sind überholte Gedankengebäude, die sich aus der Zeit ihrer Entstehung erklären lassen. Es gibt dann Ärger bei solchen Gesprächen: Beide Seiten denken, dass ihr Weltbild und somit sie als Person angegriffen werden. Wer will sich schon vorwerfen lassen, an Humbug zu glauben? Oder, umgekehrt, ein wissenschaftsgläubiger, unsensibler Technokrat zu sein?

Vielleicht bin ich ein bisschen wie „Homo Faber“, der Ingenieur aus dem Roman von Max Frisch, dieser streng rational, technisch denkende Mensch, der nicht an Zufälle glaubt. Ich kann jedenfalls nicht verstehen, warum Leute Trost im Aberglauben suchen, statt die Wissenschaft zu befragen. Sie hält zugegebenermaßen manchmal nüchterne Erkenntnisse bereit und wirkt oft kalt. Aber dafür liefert sie gesicherte Fakten – die solange stimmen, bis sie durch neue Erkenntnisse widerlegt werden.

Und so halte ich die Homöopathie für eine völlig untaugliche Methode, um Menschen zu heilen oder ihre Beschwerden zu lindern. Zuckerkügelchen, auf die verschüttelte, ultraverdünnte Flüssigkeiten aufgetragen werden, in denen unbestritten kein Wirkstoff vorhanden ist, sollen medizinisch wirken? Come on! Wer glaubt das denn? Es gibt keine einzige Studie, die die Wirksamkeit von Homöopathie über den Placeboeffekt hinaus beweist. Es ist die Astrologie der Medizin, die sich vor mehr als 200 Jahren der Arzt Samuel Hahnemann ausgedacht hat. Es ist eine Scheintherapie, medizinisch nutzlos, die Menschen Heilung nur vorgaukelt.

Doch, Homöopathie wirkt, sagt Jens Behnke von der Karl-und-Veronica-Carstens-Stiftung in Essen, die die Forschung von Natur- und Komplementärmedizin fördert. Das meint nicht nur er: Millionen Deutsche schwören auf Globuli, die buchstäblich nichts enthalten. Die homöopathische Pharmaindustrie setzt in Deutschland etwa 600 Millionen Euro im Jahr um.

Behnke leitet in der Stiftung das Programm „Integrative Medizin“ und setzt sich seit Jahren mit Homöopathiekritikern auseinander. „Homöopathie wirkt natürlich über den Placeboeffekt hinaus“, sagt er. „Wer das Gegenteil behauptet, hat entweder keine Ahnung oder wertet die Studien falsch aus.“

Da haben wir den Dissens. Also: Lassen Sie uns reden! Keiner von beiden wird am Ende seine Überzeugung aufgeben, das ist jetzt schon klar. Aber vielleicht gibt es ja einen gemeinsamen Boden, auf dem man sich bewegen kann, eine Art Minimalkonsens; möglicherweise könnten wir uns am Ende einigen: Der andere kann wenigstens theoretisch recht haben.

Wie treffen uns in der Stiftung in Essen, einem schmucklosen Bau neben einer Naturheilklinik. Mit klassischer Naturheilkunde hat die Homöopathie allerdings nichts zu tun, sie gilt als eigenständige Behandlungsmethode. Behnke, 37, verheiratet, vier Kinder, ist Doktor der Philosophie. Er hat einen Wuschelkopf und ist ein sympathischer Typ. Er lacht viel, er drückt sich eloquent aus und hat dabei noch diesen leichten Ruhrpott-Dialekt, der vertrauenserweckend und freundschaftlich wirkt.

In seiner Doktorarbeit legte er 2014 unter dem Titel „Wissenschaft und Weltanschauung“ eine Analyse über den Paradigmenstreit in der Homöopathieforschung vor. Er kennt alle Studien, alle Argumente und Gegenargumente der Diskussion und bemüht sich, die Homöopathie aus der Schublade der Esoteriker in den Medizinschrank der Ärzte zu holen.

Der Stiftungsmann hat es dabei nicht einfach, es scheint eher eine mission impossible zu sein. Die Homöopathie ist gerade unter starkem Druck. Die französischen Wissenschaftsakademien positionierten sich gegen die Methode, die spanische Gesundheitsministerin verkündete im vergangenen November, dass die Homöopathie eine „Pseudowissenschaft“ sei, die sie „bekämpfen“ werde.

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften, der britische National Health Service, das European Academies Science Advisory Council (EASAC) haben sich ebenfalls kritisch bis ablehnend geäußert – unter anderem. Tenor: Es gebe keinen wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus, wirksame Therapien würden so verhindert.

Sie wirkt, sie wirkt nicht, sie wirkt, sie wirkt nicht

Vor ein paar Wochen hat sich Jan Böhmermann in seiner TV-Show über Homöopathie lustig gemacht und genau den Satz ständig wiederholt: Homöopathie wirke nicht über den Placeboeffekt hinaus. Der Clip war ein Renner in den sozialen Netzwerken. Behnke hingegen fand den Beitrag nicht lustig. „Böhmermann wiederholt ungeprüft Aussagen von Homöopathiegegnern, die wissenschaftlich nicht haltbar sind“, sagt er dazu.

In seiner Promotion greift Behnke die Kritiker an und schreibt, es sei durchaus denkbar, dass „eine wissenschaftliche Ächtung der Homöopathie mit bestimmten wirtschaftlichen Interessen konform geht, wenn sie nicht sogar teilweise durch solche motiviert sein sollte“. Ist das nicht ein bisschen viel Verschwörungstheorie? Wer bezahlt die denn? „Wissenschaftler, die sich kritisch äußern, nehmen entweder die Studienlage nicht hinreichend zur Kenntnis oder handeln nicht in eigenem Namen“, sagt er.

Und kontert: „Mehrere Hundert Studien zur Homöopathie belegen, dass das Verfahren bei unterschiedlichen Erkrankungen klinisch wirksam ist.“ Die Effekte seien der konventionellen Medizin vergleichbar, gingen allerdings mit weniger Nebenwirkungen einher und in der Mehrzahl mit geringeren Kosten. Placebokontrollierte Studien und deren Übersichtsarbeiten würden auf eine Wirkung über Placebos deuten, auch in den hochwertigen Arbeiten. „Von diesen gibt es allerdings noch zu wenige“, sagt er.

Und nun? Eine Seite kann nur recht haben. Behnke behauptet natürlich nicht, dass die Skeptiker gekauft sind, er deutet es nur an. „Es ist auffällig, dass Kritiker die positiven Ergebnisse zahlreicher Studien ignorieren“, sagt er. „Und in einigen Metastudien, die Ergebnisse einzelner Untersuchungen zusammenfassen, sortieren die Autoren aufgrund wissenschaftlich nicht nachvollziehbarer Kriterien Studien aus, die eine Wirksamkeit der Homöopathie nahelegen.“

Es sei die Geschichte von David gegen Goliath, so sieht es Behnke. Da die Homöopathie, eine verhältnismäßig kleine Gruppe aus Ärzten, Forschern und Globuliherstellern, und dort der medizinisch-industrielle Komplex, ein milliardenschwerer Gigant, der im Zweifel eher im Dienst der Profitmaximierung statt der Genesung ist.

Wobei: Die Medizin von „Goliath“ verachtet Behnke grundsätzlich nicht. „Was moderne Intensivmedizin kann, ist der Hammer“, schwärmt der Philosoph. Und bei einer Blutvergiftung würde er sich oder seine Kinder „selbstverständlich mit Antibiotika behandeln, nur eben komplementär mit Homöopathie, um die Folgen zu lindern“. Das klingt doch vernünftig, was spricht dagegen, sich bei einer schweren Erkrankung medizinisch korrekt behandeln zu lassen und nebenbei ein paar Zuckerkügelchen zu schlucken?

„Behnke lässt alles weg, was nicht zu seiner These passt“

„Nichts“, sagt Norbert Aust, den ich nach dem Treffen mit Behnke anrufe. Aust, 66, ist promovierter Ingenieur und engagiert sich beim Netzwerk Homöopathie, einer Organisation, die über die umstrittene Methode aufklären will und der Skeptikerbewegung angehört. Direkt miteinander haben Aust und Behnke noch nie diskutiert, aber jeder kennt den Standpunkt des anderen und hält diesen, sagen wir, für schwer nachvollziehbar. Sein Name fällt häufiger im Gespräch mit Behnke.

„Manche haben eine Hasenpfote bei sich oder einen Talisman, ein bisschen Aberglaube schadet nicht“, findet der Ingenieur. „Aber es wird dann riskant oder gar gefährlich, wenn Patienten bei einer schweren Erkrankung wirkungslose Kügelchen einnehmen, statt eine medizinisch geeignete Therapie zu beginnen.“ Der Mann kennt Behnkes Arbeiten und hat sich mit seinen Thesen beschäftigt. Sein Fazit lautet so: „Er interpretiert die Studien selektiv und lässt alles weg, was seiner Behauptung der angeblichen Wirksamkeit der Homöopathie entgegensteht.“

Beide werfen einander also selektive Wahrnehmung und Gewichtung von Fakten vor. Jens Behnke hat aber noch einen schlagenden Beweis für die Wirksamkeit von Hahnemanns Heillehre: Seine persönliche Krankengeschichte. Mit 17 habe er schweres Rheuma bekommen und sei von Arzt zu Arzt gelaufen. „Ich hatte richtig starke Gelenkschmerzen“, sagt er. Niemand konnte ihm helfen. Ganz zum Schluss habe er auf eine Empfehlung einen Homöopathen aufgesucht – und kurz nach einer Globulitherapie sei das Rheuma verschwunden. Das führt er auf die homöopathische Wirkung zurück, die, gibt er zu, natürlich auch eine Spontanheilung gewesen sein könnte.

Vielleicht gehört ja ein wenig Glaube dazu. Nur hat dieser nichts im Design von Studien der evidenzbasierten Medizin zu suchen. Kühl wissenschaftlich formuliert: Das einzelne, subjektive Erlebnis beweist überhaupt nichts, weder in die eine noch in die andere Richtung; daher das Bemühen um objektivierbare Ergebnisse in Studien.

Und da müsste die Homöopathie genauso auf den Prüfstand wie ein Schnupfennasenspray – eigentlich. Muss sie aber nicht, weil sie einen Sonderstatus im deutschen Gesundheitswesen hat und von der Pflicht, Wirksamkeit nachzuweisen, befreit ist.

„Wir brauchen mehr Forschung“

Wir gehen noch durch den Park der benachbarten Naturheilklinik. Behnke erzählt und gibt sich keine Mühe, seine Leidenschaft und seinen Spaß an der Diskussion zu verbergen. „Niemand weiß, warum Homöopathie wirkt“, sagt er. „Aber das heißt doch nicht, dass wir es nicht herausfinden können!“ Vielleicht seien es Nanopartikel, vielleicht eine Feldwirkung, vielleicht etwas ganz anderes. „Wir brauchen da einfach mehr Forschung.“

Es macht Spaß, sich mit ihm zu streiten. Aber es hinterlässt auch ein mulmiges Gefühl: So viele Experten, Wissenschaftsakademien und Gesundheitsbehörden wenden sich in verschiedenen Ländern von der Homöopathie ab. Ist es nicht vermessen, gegen eine solche Armada der Kompetenz anzurennen? „Entweder tragen Sie eine leuchtende Fackel der Aufklärung in die Finsternis, oder Sie sind ein Geisterfahrer“, sage ich zu ihm.

Das stimmt, antwortet Behnke lachend.

Letzte Frage: Könnten Sie sich vorstellen, sich auch von der Homöopathie abzuwenden, wenn alle Studien zu dem Ergebnis kämen, dass die Methode nicht wirkt? „Ja, klar“, sagt er wieder. Aber wir beide wissen, dass das nicht passieren wird; dafür ist die Beweislast aus Sicht der Kritiker ja jetzt schon beinahe erdrückend. Wer jetzt noch dabei ist, wird es lange bleiben.

So verabschieden wir uns am Ende des Tages, der Homo Faber und der Homöopath, zwei Freunde der Wissenschaft, die sich nicht einigen werden, was Zuckerkügelchen ohne Wirkstoff sind: Globuli mit unerklärlicher Heilwirkung oder – Zuckerkügelchen.



mit solch einem "streitgespräch" kommt man in der frage nicht weiter. es geht nur, wenn beide seiten das problem auf die nächsthöhere metaebene eines "gemeinsamen nenners" hieven - und sich ein stück näher kämen - so wie neulich ein artikel in der f.a.z. für eine buchbesprechung:

martin andree: "placebo-effekte - heilende zeichen, toxische texte, ansteckende informationen", wilhelm-fink-verlag...


nur wenn also  b e i d e  seiten einen gemeinsamen nenner, nämlich den der faktischen wirkung des "placebo-effekts", tatsächlich ernst nehmen und anerkennen - und auf diesen gefilden weiterforschen, wird man sich vielleicht eher zum nutzen aller verständigen können.

auch die schulmedizin "heilt" ja mit einer großen portion von "placebo-effekt", das sie ja gern als wirkungslosen humbug abtun möchte: was keine irgendwie und irgendwo reaktionen auslösende chemie enthält, wirkt auch nicht - was ja auch nicht stimmen kann. das alte bild vom "eingebildeten kranken" ist da schon ein hilfreicher wegweiser und die gesamte psychosomatik-forschung: wenn es einem menschen seelisch nicht gut geht, reagiert er mit somatischen reaktionen: kopfschmerz, hautausschlag oder schlimmerem ...

süchtigmachende schulmedizin

wenn man diese binsenweisheit, die in beiden lagern, den homöopathen   u n d  den schulmedizinern und homöopathiegegnern gilt, dem streit als metaebene des gegenseitigen verständnisses zugrundelegt, müsste man folglich konstatieren: einem patienten widerfährt "heilung" sobald seine "erkrankung" oder seelische "unbehaglichkeit" ernstgenommen und "be- h a n d e l t" wird: händisch durch handauflegen oder durch zuspruch, zauberspruch, dämpfen (inhalieren) und weiteren schamanischen faxen, mit wartezeit im wartezimmer, mit weißem kittel, sonorer stimme und medizinischem fachvokabular, mit rezeptblock, kügelchen oder auch anderweitig wirksamen chemie-potenzen als spritze oder tablette oder wie auch immer: der kopfschmerz verschwindet zumeist nach und nach und der hautausschlag bildet sich zurück - manchmal sogar als spontan-heilung...

und das war schon in der antike so ähnlich wie heute ...

dazu möchte ich bemerken, dass die gesamte medizin schon vor 2000 jahren bis zumindest vor 200 bis 100 jahren aus wunderglauben, handauflegen, placebo-effekten und nichts als die stärkung von außen der inneren körpereigenen abwehrkräfte bestand, die man damals aber nur instinktiv "annahm" und diffus verspürte bzw. konstatierte - aber im einzelnen noch gar nicht richtig kannte und erforschen konnte - und selbst heute sind da ja noch blinde flecken zu beackern. 

neben salben und kräutern und tees und vielleicht wein und packungen und wickel kannte man keinerlei medizin in unserem heutigen sinne - geschweige denn einen wissenschaftlich fundierten "doppel-blindversuch" ... - es ging mehr um das pure "daran glauben", um das "mantra" und ritual - und um versuch und irrtum ...
  • martin andree hat das in der f.a.z. überzeugend referiert [click]
und als ich neulich nach einer ausgiebigen 2-tägigen zahnfleischbehandlung nachts plötzlich schüttelfrost bekam - wie das plötzliche zittern einer bedeutenden politikerin unserer tage - und danach eine hitzwelle, habe ich meines erachtens die “austreibung der bösen geister” (der krankmachenden keime) am eigenen leibe zu spüren bekommen ...

andrees artikel über die westliche medizin beginnt mit zwei beispielen, wo die medizin neue erkenntnisse über viele Jahrzehnte ignoriert hat:
»Wie tragisch solche Fälle sein können, dokumentiert eine Entdeckung von Antonie van Leeuwenhoek aus den Frühzeiten der Mikroskopie. Schon am 17. September 1683 fertigte er Zeichnungen von Mikroben an. Obwohl damals durchaus bereits Theorien einer Verbreitung von Krankheiten von Mensch zu Mensch vorlagen, dauerte es nicht weniger als zweihundert Jahre, bis man die entscheidenden Schlussfolgerungen zog. Als Joseph Lister 1867 die Hypothese aufstellte, die hohe Sterberate nach Operationen werde durch Infektionen verursacht, war dies noch ein Schenkelklopfer der Zunft. Man wusch sich nicht vor, sondern nach Operationen die Hände. John Hughes Bennett, ein führender Mediziner der Zeit, meinte dazu: „Wo sind diese kleinen Biester? Zeigen Sie sie uns, und wir werden daran glauben. Hat sie bisher schon irgendwer gesehen?“«

martin andree führt von diesem punkt zum placebo-effekt:

»Die Vortäuschung einer Behandlung (die sogenannte „Bedeutungswirkung“) erzeugt ebenfalls biophysiologische Effekte im Körper, die derjenigen einer 'echten' Behandlung ähneln.«
seine thesen sind erstaunlich und lesenswert:

»Man könnte das Wissen um Placebo-Wirkungen ferner auf ganze Disziplinen wie etwa die Medizingeschichte hetzen und diese in wenigen Minuten pulverisieren. Die hippokratische Selbstgewissheit: Dahin. Die ganze angebliche Geschichte der Medizin: Eine Farce, weil sie allenfalls noch als Geschichte der Placebos bestehen bleibt, wenn man bedenkt, dass das erste spezifisch wirkende Arzneimittel (Chinin) überhaupt erst zweitausend Jahre nach Hippokrates, im 17. Jahrhundert, entdeckt wurde.«

der Text enthält viele weitere denkenswerte Ansätze. so schlägt er vor, dass ärzte zu besseren schauspieler ausgebildet werden:  click here

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CLICK ON PLACEBO: 
Martin Andree über Placebo-Effekte WDR 3 Mosaik  (AUDIO)


Placebo-Effekte: Heilende Zeichen, toxische Texte, ansteckende Informationen


click here
Sind Zeichen und Medien in der Lage, Wirkungen auszulösen, die sich mit denjenigen von Drogen und Arzneimitteln vergleichen lassen? Die Studie erschließt die Potenzen ›heilender Zeichen‹ und ›toxischer Texte‹ sowie die Bedeutungswirkungen von Placebo-Effekten.

Im Gegensatz zu breit erforschten Effekten wie Gänsehaut oder Herzrasen wurden genuin pharmakologische körperliche Wirkungen in den Medien- und Kulturwissenschaften bislang allenfalls marginal beschrieben. Die Studie erschließt die umfangreiche Phänomenologie der erheblichen biophysiologischen Beeinflussung des Körpers durch semantisch-mediale Inputs, die im günstigen Fall organische Krankheiten heilen, aber auch schädliche Effekte verursachen können, bis hin zu ›Tod durch Zeichen‹. Dabei dienen die Bedeutungswirkungen von Placebo-Effekten als Paradigma der kultur- und medienwissenschaftlichen Untersuchung. Sie liefert damit aus einer neuen Perspektive auch eine umfangreiche Validierung der verschiedenen ›Körperdiskurse‹ bzw. ›Krankheitskulturen‹ aus den siebziger und achtziger Jahren.

abb: oben - heilpraxisnet


wer heilt hat recht - das placebo und mit ihm alle homöopathie sind nicht mehr "leere" kügelchen oder die "wirkstofflosen" tabletten, die einem etwas vorgaukeln sollen: - sondern es sind neben dem pülverken und den droppen selbst auch die "flankierenden" mittelbeigaben, die im konglomerat miteinander zusammenspielen und etwas "bewirken": aussehen, sogar das unverwechselbare und "zauberhafte" marken"zeichen", der geheimnisvolle beipackzettel mit seinen warnungen und dosierungsanleitungen - der spruch, den der arzt bei der verschreibung auf den rezeptblock mit auf den weg gibt: "morgens & abends mit einem kleinen schluck wasser - bitte reines leitungswasser - nach dem essen - aber ohne gleichzeitig steinobst zum nachtisch zu verzehren ... - sie dürfen dann 20 - 30 minuten nichts zu sich nehmen" ... sein handling, sein kittel, sein stethoskop, sein kniehämmerchen, sein kopf- oder stirnspiegel, sein blutdruckmessgerät usw. seine stimme, seine "performance" insgesamt - und alles was sie dann dazu googeln, wenn sie nach hause kommen: das alles zeigt "wirkung" - zielgerichtete heilende wirkung - und macht ein "placebo" aus ...

und die tatsche, das mit dem "chinin" der erste wirksame arznei-wirkstoff ab dem 18. jahrhundert verwendet wurde zeigt, dass eigentlich der heute manchmal belächelte "placebo-effekt" über jahrtausende das "mittel der wahl", die medizinische waffe überhaupt für das überleben des menschen bis heute war - und ist (!) ... 

es gibt ja auch daneben die rätselhaften aber irgendwie verwandten phänomene der fremd- und selbstsuggestion und -programmierung oder die hypnose, die bei dafür zugänglichen menschen oft schmerzlose eingriffe ermöglichen, wo sonst anästhesie und narkosemittel mit der gefahr von nebenwirkungen oder überdosierungen verabreicht werden müssen ...

das wirklich neue und schöne ist: dass alle seiten gleichzeitig mit diesen heildenden untermauerungen der placebos zu gleichen teilen in der öffentlichen diskussion auf- und gleichzeitig auch ab-gewertet werden müssen: schulmedizin und homöopathie und schamanismus gleichermaßen: denn ein großteil aller pharmazeutischen medikamente und aller heilungsrituale überhaupt funktionieren auf genau den gleichen prinzipien wie die kügelchen und tropfen oder traubenzuckertabletten aus "heel"- oder dhu-fläschchen oder -packungen und -röhren - und wie das handauflegen und die akupunkturnadeln und die magnetresonanzfelder und die chakrenlehre und der beschwörungstanz - oder der starre blick ...

und auch die von der "wissenschaft" belächelte "esoterik" darf sich mal etwas putzen und bekommt etwas vom neuen licht ab ...

und da kann ich ja aus vollem herzen wünschen: chuat choan - und nix für ungut ...
und click dazu auch hier ...

zur landung auf dem mond vor 50 jahren


„Da geht die Erde auf! Ist das schön!“

eine dem ersten "earthrise"-foto nachempfundene rekonstruktion von "planet labs. das unternehmen gestattet mit 140 mini-satelliten einen lückenlosen anblick des "blauen planten" - auch für großprojekte oder naturaufnahmen und dem fortschreiten der erderwärmung. foto: nasa | goddard | dpa - tagesspiegel - ohne dem echten ersten "earthrise"-foto wäre eine solche entwicklung sicherlich ausgeblieben.



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vor 50 jahren hat der erste mensch den mond betreten  - und mich bringt dieser jubiläumstag dazu, noch einmal auf einen hier geposteten beitrag vom heiligen abend 2018 zurückzukommen.

für mich war nämlich mit dem foto der aufgehenden erde über dem mondhorizont der höhepunkt an neuer erkenntnis gegeben - und eigentlich schon abgeschlossen. die tatsächliche landung von apollo 11 und das betreten des mondes waren dann für mich in erster linie reine propagandaveranstaltungen im kalten krieg - mit der botschaft an moskau: seht her - der kapitalistische westen ist euch in der forschung haushoch überlegen - und damit ist die schmach eures ersten "sputnik" im all ja wohl ein für alle mal getilgt. 

da auf dem mond wurde dann nur noch mit den regieanweisungen aus houston reines proaganda-kintopp gedreht und werbeaufnahmen geknipst - und es wurde ein haufen steine eingepackt und viel staub aufgewirbelt - nicht nur allein da oben von der mondoberfläche...

für mich war das nicht "der große schritt für die menschheit": das war showbusiness...

nee - ein gutes halbes jahr zuvor hat die apollo 8-crew bzw. der astronaut bill anders auf dem farbfilm "ektachrome" von kodak den aufgang der erde über dem mond festgehalten - fast zufällig, als die astronauten schon dachten, der spannende moment sei zum filmen für sie bereits vorbei ... - aber sie erinnerten sich einer seitenluke mit einem anderen blickwinkel, aus der sie den moment dann doch noch festhalten konnten.

und damals bekam die menschheit auch besonders durch dieses foto ein ganz neues gefühl für den "blauen planeten" erde - für seine zarte fragilität und für seine schönheit - und eine neue geistige dimension tat sich auf.

die besonderheit der menschlichen hand zum beispiel gegenüber der hand eines affen soll darin liegen, dass der mensch mit dem "sattelgelenk" den daumen vor die übrigen 4 finger stellen kann und mit dieser stellung greifen kann, folglich konnte er geistig auch plötzlich "be-greifen" - und die welt verändern und behausungen und paläste bauen...

mit dem erdaufgang über dem mondhorizont war das ein vergleichbares phänomen: zum ersten mal besah sich der mensch seine welt von außen ... - und fast instinktiv löste das foto bei vielen menschen einen beschützendes "kindchenschema" aus ...

mit diesem foto entstand wohl in der folge dann so etwas wie "umweltschutz" - und gleichzeitig das gegenteil davon: "umweltschmutz" im bewusstsein - und die "grünen" ideen und überzeugungen formierten sich ab dann allmählich aus dem politischen tohuwabohu des aufmuckenden 68er-milieus ...

rudolf steiners anthroposophische und weitere esoterische "höhere" welterklärungen bekamen neuen aufschwung und zulauf von menschen, die schon zuvor durch "innere geistige 'höhere' welten" in einkehr und meditation gepilgert waren ... - und deren innere bilderwelten sich nun rasch mit den pur naturwissenschaftlich entstandenen nasa-fotos kompatibel zeigten oder gemacht wurden ...

ja - dieses foto war für viele ein einschneidendes "wunder" - ein neuer  blickwinkel "von außen" öffnete sich: der "overview-effect" [click] - "von oben betrachtet" - und bildete sich flugs als die vielzitierte "metaebene" im realitätsbewertenden systemischen bewusstsein ab.

ich glaube aus diesem neuen meta-"blickwinkel" entwickelte sich dann auch so etwas, was dann als "lenor"-gewissen - als "lenor-stimme" - nicht nur in der waschmittel-werbung verwendung fand, sondern auch bei vielen menschen im unbewussten: da war plötzlich ein immanentes etwas - ein "gewissen" - etwas, was ich heute gern als "navi" durch unseren alltag bezeichne, was uns als wegweisung angibt und fühlen und abspüren lässt, was "richtig" und "falsch" ist in der jeweiligen realität: da meldet sich "etwas außerhalb" von uns - ganz "normal" - ohne uns zwanghafte innere schizo-befehle zu erteilen ... - da meldet sich etwas als "freund", als etwas, was es "gut" mit uns meint ...

und auch die letzten zweifler mussten erkennen: die erde ist keine scheibe - und sie ist nicht öd und leer - sondern sie dreht sich als kugeliger pudding seit milliarden jahren im all - in beziehung und abhängigkeiten zu vielen anderen "himmels"körpern - und ist selbst ein lebendiges wesen - die ur-mutter "gaia" ...

und auf dieser sensiblen blauen kugel müssen wir alle die ärmel aufkrempeln, um sie voller demut und bewunderung im frieden zu bewahren - alles andere ist nebensächlich - egal ob wir oder an welchen gott wir glauben ... - 

die zerbrechliche schönheit dieses blauen planeten hat nicht etwa eine menschliche ingenieursleistung hervorgebracht - da bleibt uns nur ergebenes staunen, danken und beten - zu wem oder was auch immer ...

Ergreifender Ausblick: Die Astronauten der Apollo-8-Mission sehen die Erde hinter der Oberfläche des Mondes aufgehen: Dieses Foto "schoss" Bill Anders mit seiner Hasselblad ...
Quelle: NASA

und noch eine anmerkung zu einem weniger faszinierenden aspekt unserer allgemeinen mondsüchtigkeit: 

da toben derweil ein paar halbstarke junge wissenschaftler ihre science-fiction-träume zum bergbau auf dem mond und auf dem mars aus - und das militär erhofft sich irgendwelche verwendbaren details - denn angeblich lagern zumindest auf dem mond ja verschiedene "edel-erden", die wir im bau der elektroautos gut für die stromspeicherung verwenden könnten, um nicht alle naselang neu aufladen zu müssen ... - okay... - das sind aber eigentlich nichtigkeiten, die man auch ohne mond-erden lösen könnte ...

der etwaige ungeheuer kostspielige abbau dieser edlen erden ist auch nur wieder ein abbau von ressourcen, ist eigentlich ein interstellarer naturfrevel - ich meine - was hätte zum beispiel das "fracking" auf dem mond für ethische aber auch physikalische konsequenzen? - beherrschen wir die alle mit unserer hybris?

gott hat uns geboten, uns unsere erde nutzbar zu machen - mehr nicht - und wir sehen ja an der unnatürlichen erderwärmung, an der massentierhaltung durch die gülle-aufbringung mit der andauernden allmählichen nitrat-wasserverseuchung und der industriellen massenschlachtung - an das unablässige ausbringen von glyphosat auf unsere äcker mit allen dazu einhergehenden konsequenzen in bezug auf insekten- und vogelsterben - und der anschließenden oft massenhaften vernichtung von lebensmitteln aus "überproduktions-beständen" - zu was das schlimmstenfalls ganz real bereits führen kann.

vielleicht ist es nur ein vertelleken: aber bis 1990 soll es in den östlichen bundesländern kaum nennenswerte allergie-erkrankungen gegeben haben: die kamen erst später, als die gute alte kernseife nur noch eingeschränkt verwendung fand und durch neue parfümierte mix-produkte abgelöst wurde ...   

der nimmersatte kapitalismus gaukelt uns vor, nur er könne die nimmersatte weltbevölkerung befriedigen - und er wird ohne jeden rülpser auch die edelsten erden des mondes raffiniert zu vermarkten wissen - vielleicht in neue völlig überflüssige handy-technologien... - und wie die lemminge schmeißen wir unser abhängig und sauer verdientes kapital dem kapitalismus mit solchen purzelbäumen auf heller und pfennig zurück in seinen nimmersatten rachen - vielleicht selber satt und zufrieden - aber mit schlechtem gewissen...:

Rembrandt-Jahr: Auf der Suche nach der Seele

Rembrandt van Rijn

Eine Seele von Mensch

Er ist der prominenteste Holländer nach Arjen Robben: Vor 350 Jahren starb Rembrandt van Rijn. Seine Heimat ehrt den Maler mit Sonderausstellungen und einem Gedenkjahr. Wer war der Mann, der die Bibel bebilderte und der unsterblichen Seele Form und Farbe verlieh?

Von Raoul Löbbert

Ein Klischee der Kunstgeschichte besagt: Rembrandt habe die Seele gemalt, fand Bilder für all das, was unsterblich ist im Menschen – in jedem Menschen auf seine Art. Von der Sache mit der Seele abgesehen gibt es wenig, worauf sich die Nachwelt einigen konnte bei Rembrandt Harmenszoon van Rijn, dem holländischen Über-Maler des Barock. Die Romantiker fanden ihn romantisch, die Impressionisten impressionistisch, die Modernen modern. Der Schriftsteller Julius Langbehn erkannte in Rembrandt 1890 sogar den "deutschesten aller deutschen Künstler". Der niederländische Kulturwissenschaftler Johan Huizinga konterte während des Zweiten Weltkriegs: "Man kann Rembrandt nur aus Holland begreifen und Holland aus Rembrandt." Nun ja.

Unstrittig ist: Für das Holland des 21. Jahrhunderts ist Rembrandt nationaler Heiliger und Weltkulturerbe in Personalunion. Man schaut auf zu ihm, druckt seine Nachtwache auf Tassen, gedenkt seines 350. Todestags am 4. Oktober mit einem Rembrandt-Jahr für sich und die Touristen. Jeder Teilaspekt des Werks wird sonderausgestellt, jeder Fetzen Papier als Reliquie verehrt. Nur wie Rembrandt das gemacht hat mit der Seele, wie er etwas Form und Farbe gab, das gestalt- und zeitlos ist, weiß keiner so genau zu sagen. Selbst die klügsten Köpfe fühlen mehr, als dass sie wissen: Die Seele ist bei Rembrandt da. Nur wo?

Die Spur führt ins Gelobte Land, nach Emmaus. "Als er mit ihnen zu Tische saß", heißt es bei Lukas über die Begegnung des Auferstandenen mit zwei Jüngern, "nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen." Als Rembrandt 1629 den Moment der Erkenntnis malt, ist er Anfang zwanzig. Das Selbstbildnis mit Halsberge zeigt ihn im selben Jahr. Um sich männlicher zu machen, posiert Rembrandt in der Rüstung eines Kürassiers. Vergeblich. Er sieht aus wie ein Milchbubi mit Schmalzlocke.

Die Emmaus-Geschichte ist ein beliebtes Motiv. Schon Caravaggio und Rubens malten sie zwei Jahrzehnte zuvor. Doch während Jesus bei Caravaggio und Rubens unterm himmlischen Scheinwerfer in der Mitte des Geschehens hockt – bei Caravaggio mit oberlehrerhaft gerecktem Zeigefinger, bei Rubens mit verdrehten Augen und Leidensmiene – platziert Rembrandt Jesus an den Rand des Bildes. Eine Kerze hinter seinem Kopf beleuchtet spärlich die Silhouette des Erlösers. Lässig zurückgelehnt sitzt Jesus da und ist sichtlich froh, dass es diesmal nicht um ihn geht, sondern um den Jünger gegenüber. Dieser erinnert an Louis de Funès kurz vorm Explodieren: "Nein? Doch! Oh!" Die Augen sind aufgerissen, der Mund ein Strich, dazu Glatze und Gesichtsröte, ein Herzinfarktrisikopatient.

Rembrandts "Emmausmahl" von 1629 feiert die Frömmigkeit des einfachen Daseins. © The Yorck Project/Musée Jacquemart-André Paris




Rembrandt tut alles, um die Szene zu entheiligen: Als wäre nichts geschehen, werkelt im schummrigen Hintergrund eine Dienstmagd in der Küche. Jedem Riss in der Wand wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet als dem grobkörnigen Personal des Evangeliums. So als wolle Rembrandt den Betrachter provozieren: "Du siehst keine Menschenseele? Schau richtig hin!" Wie die Persönlichkeit des Jüngers verschwindet hinter der Grimasse des Erschreckens, löst sich Jesus auf in Dunkelheit. Aber deshalb sind Jünger und Messias nicht Staffage. Im Gegenteil: Als Maler liebt Rembrandt dunkle Höhlen, schätzt das Zwielicht mehr als das Licht. Einige Interpreten erklären das mit Prägung in der Kindheit. Stunden und Tage verbringt Rembrandt als Sohn eines reichen Müllers angeblich im dunklen Bauch einer Kornwindmühle. So etwas bleibt nicht folgenlos.
Rembrandt liebt dunkle Höhlen,schätzt das Zwielicht mehr als das Licht.Ist er Mystiker oder liegt es an seiner Kindheitals Sohn eines reichen Müllers aus Leiden?
Eine weitere Möglichkeit: Rembrandt ist Mystiker. Mystiker suchen das Dunkel. So schreibt Dionysius der Kartäuser, ein holländischer Mystiker des 15. Jahrhunderts: "Und eben die allervortrefflichste, unermessliche, unsichtbare Fülle Deines ewigen Lichts wird die göttliche Finsternis genannt, in der, wie man sagt, Du wohnst", o Gott, "der Du die Finsternisse zu Deiner Zuflucht machst." Mystiker glauben, Gott verinnerlichen, ihn verdauen und ihm so ähnlich werden zu können im Diesseits. Von dieser Ähnlichkeit sieht man bei Rembrandt nichts. Der Jünger hat nichts Göttliches. Er ist und bleibt Louis de Funès.

Hier in einer Aufhellung des Schattens ist der Knieende deutlicher zu erkennen

"Schau richtig hin!" – Was auf den ersten Blick aussieht wie die ausgestreckten Beine des Erlösers, ist bei näherer Betrachtung die Silhouette eines Dritten. Wie ein Kind Geborgenheit sucht beim Vater, legt die Silhouette den Kopf in den Schoß des auferstandenen Christus. Wer ist das, was ist das? Der zweite Jünger des Evangeliums oder etwas anders? In seinem Rembrandt-Essay von 1916 schreibt der Soziologe Georg Simmel: Alle "religiösen Bilder, Radierungen, Zeichnungen" Rembrandts "haben nur ein einziges Thema: den religiösen Menschen". Ist der Schatten in Jesu Schoß also die fromme Seele, die sich hinter Louis de Funès versteckt, losgelöst vom Körper und doch vereint mit ihm im Bild?

Ist der Schatten
in Jesu Schoß
also die fromme Seele,
die sich versteckt,
losgelöst vom Körper
und doch vereint mit ihm im Bild?

Vielleicht liefert der Kontext die Antwort. Während Rembrandt das Emmausmahl konzipiert, zerfleischen sich in Deutschland Katholiken und Protestanten im Dreißigjährigen Krieg. Holland ist derweil eine Oase weltanschaulicher Indifferenz. Die Elite ist calvinistisch, große Teile der Bevölkerung katholisch, noch jedenfalls. Dazu kommen Mennoniten, Lutheraner, Juden. Man glaubt und lebt geräuschlos nebeneinanderher.

Nur als Jacobus Arminius an der Universität Leiden Calvins Prädestinationslehre verwirft und die Freiheit des Christenmenschen predigt, kommt es zum Streit: Arminius’ Remonstranten gegen die Contraremonstranten um Franciscus Gomarus.

Am Ende gewinnt Gomarus. Auf der Dordrechter Synode von 1618/19 wird die Lehre des Arminius verurteilt. Ein prominenter Leidener aber bleibt ihr und Arminius treu: Rembrandt Harmenszoon van Rijn.

Dennoch bekennt Rembrandt sich nicht öffentlich zum Remonstrantentum. Er ist angewiesen auf das Wohlwollen seiner calvinistischen Auftraggeber. Allerdings schwört er der Freiheit des Christenmenschen auch nicht ab. Sie findet sich überall in seinen Bildern. Auch im Emmausmahl. Was Rembrandt am religiösen Menschen interessiert, schreibt Simmel, ist die "Frömmigkeit des einfachen Daseins". Diese entziehe sich dem Dogma, der Eindeutigkeit und definiere die Menschen auf eigene Art.

So uneindeutig, widersprüchlich, diffus wie die Frömmigkeit des Alltags ist auch Rembrandts Bild der Seele: Er malt sie, ohne sich ein Bild von ihr zu machen, sie zu fassen, zu definieren. Denn das würde bedeuten, ihr Gewalt anzutun. Stattdessen verlagert er sie ins Niemandsland zwischen Glauben und Wissen, wo der Zweifel wohnt und kein Gesetz. In den Schatten.

Er malt die Seele,
ohne sich ein Bild von ihr zu machen,
sie zu fassen, zu definieren.
Denn das würde bedeuten,
ihr Gewalt anzutun.
Stattdessen verlagert er sie ins Niemandsland
zwischen Glauben und Wissen,
wo der Zweifel wohnt und kein Gesetz.
In den Schatten.

Auszug aus einem Artikel aus der ZEIT Nr. 29/2019 - Christ & Welt

diese detaillierte bild-betrachtung - eine betrachtung im wahrsten sinne des wortes - von raoul löbbert aus der "zeit"-beilage "christ & welt" - ist so fantastisch, dass ich sie hier unbedingt wiedergeben musste. 

ja - rembrandt hat auch einen malausdruck für die "seele" in jedem seiner bilder gefunden - als überzeugter remonstrant konnte er sie überall "verorten" - in der allgegenwart gottes: man findet sie als schatten einer halskrause über den augen bei der leichenobduktion in der "anatomie des dr. tulp", sie kniet in der nachtwache als saskia bzw. an deren gürtel hängend als ungerupftes huhn mit fein ausgearbeiteten klauen, zwischen all den porträts honoriger zahlend abgebilderter bürger einer schützengilde...: die seele - als ein ahnen nur - und ob sie rembrandt da angedeutet hat, wo wir sie heute hineininterpretieren oder doch noch ganz woanders...? 

dazu müssen wir seine werke jetzt im rijksmuseum aufsuchen und dortselbst geradezu detektivisch nach ihr fahnden. die "nachtwache" wird ja zur zeit aufwändig restauriert und untersucht - und wer weiß wieviel "seelen" dabei noch zutage treten ...

miteinander - füreinander - sprengel-museum: gezielte setzungen...

Gerhard Richter: 12.4.1992, 1992, Öl auf C-Print, 12,7 x 17, 7 cm, Sammlung Niedersächsische Sparkassenstiftung im Sprengel-Museum Hannover, © Gerhard Richter, 2019



Kampf der Künste

Von Bettina Maria Brosowsky | taz nord - S. 27 v. 19.07.2019

Man ist es mittlerweile gewohnt, in der Kunst vieles als „hybrid“ serviert zu bekommen. Maler*innen arbeiten sich gern auch mal in die dritte Dimension vor, dem relativ jungen Genre Installation sei Dank, die keine virtuosen, künstlerisch technischen Spezialfähigkeiten wie die Bildhauerei oder die Gussplastik erfordert. Etwas Disparates zusammenzumontieren geht einfacher, vielleicht gar flott von der Hand, scheint so selbstverständlich wie naheliegend. Es mag sein, dass sich in derart produktivem Dilettantismus auch stets die Kritik an einer dogmatisch verkrusteten, klassischen Disziplin Bahn bricht, die starre Grenzen überwinden, ein künstlerisches Ausdruckswollen erweitern möchte.

Wie wären dann Übermalungen oder das handwerkliche Überarbeiten von Fotografien zu beurteilen? Das Sprengel-Museum Hannover, seit Mai 2016 mit einer kuratorischen Doppelspitze im Bereich Fotografie gesegnet, geht dieser Frage in einer Ausstellung nach.

Der Schwerpunkt liegt auf einer aktuellen Renaissance des „Manuellen im Feld des Fotografischen“, um präzise am Wortlaut von Kurator Stefan Gronert und Assistentin Theresia Stipp zu bleiben, durch nicht nur jüngere Fotograf*innen aus dem deutschsprachigen Raum. Sind die „medialen Grenzen der Bild-Gattungen“ aufgegeben?

Nun ist das Verhältnis zwischen Malerei und Fotografie seit Aufkommen letzterer stets etwas angespannt geblieben. Walter Benjamin drückte 1931 in seiner bekannt komplizierten Diktion den Reiz des Fotografischen einmal so aus: „[D]ie exakteste Technik kann ihren Hervorbringungen einen magischen Wert geben, wie für uns ihn ein gemaltes Bild nie mehr besitzen kann“. Der Betrachter fühle unwiderstehlich den Zwang, in solchem Bild das winzige Fünkchen Zufall, Hier und
Jetzt, zu suchen, die unscheinbare Stelle zu finden, in welcher, „im Sosein jener längst vergangenen Minute das Künftige noch heut und so beredt nistet, dass wir, rückblickend, es entdecken können.“

Benjamin bezog sich auf das Porträt eines „Fischweibs“ der Fotopioniere Hill und Adamson, um 1843 entstanden. Aber die frühe Fotografie war sich offenbar dieser spezifischen, ja nicht nur ästhetischen Qualität ihres Mediums kaum bewusst. Denn sie imitierte wenig später, im sogenannten Piktorialismus um 1900, Unschärfe und Ausdrucksweisen impressionistischer Malerei, buhlte als „Kunstfotografie“ um Anerkennung.

Grimassen auf Drogen

Aber auch ihre radikale Emanzipation in den 1920er-Jahren, mit sachlich Neuem Sehen, Bauhaus, surrealistischem Experiment oder der Montage mit Schrift und Farbe, führte nicht dazu, dass die Fotografie in den Olymp der Künste aufgenommen wurde. Es bedurfte noch langer Jahrzehnte – in Deutschland wohl bis zur 6. Documenta 1977 – bis die Lichtbildnerei, dann oft als „Autorenfotografie“ überhöht, Einzug in die Kunstmuseen halten durfte.

Aus dieser Zeit datieren auch die ersten Übermalungen von Fotografien. Der Österreicher Arnulf Rainer begann in den 1960er-Jahren seine bildnerischen Experimente unter Drogen- und Alkoholkonsum. Er nahm Selbstporträts, grimassierend oder mit Gesichtsbemalung, teils dem Fotoautomaten entsprungen, die er dann be- und übermalte. Seine Strichführung war gestisch, halluzinativ, vielleicht so ungestüm und eruptiv, wie er sie in der Malerei von Geisteskranken vermutete. Heute verstört ihre autodestruktive Komponente, düster zwischen Schmerz und Tod.

Einige Werke Rainers bilden nun den chronologischen wie thematischen Einstieg in die Ausstellung über sechs Räume. Neben, wie so oft, humorvollen Arbeiten Sigmar Polkes darf auch Altmeister Gerhard Richter hier nicht fehlen. Er malt Abstraktes, Sperriges oder auch vegetabil Anmutendes vor eine fotografierte Landschaft (oben).

Und wie sehen nun die aktuellen Spielarten, respektive jüngerer Künstler*innen, einer übermalten Fotografie aus? Florian Merkel, Jahrgang 1961, auch als Performer, Schlagzeuger und Sänger aktiv, greift zur klassischen Technik der Eiweißlasur. Sie gab etwa frühen SchwarzWeiß-Postkarten oder Porträtfotos einen wohlgesetzten Hauch von Farbe. Merkel verwendet sie nun intensivfarbig, als plakativen Hintergrund, das Bildmotiv ist banal, etwa ein Musikerantlitz.

Auch Sabrina Jung, 1978 geboren, nimmt Lasur, verziert eine Serie antiquiert weiblicher Porträtfotos mit leuchtendem Make-up. Auf zwei Schwarzwei-Fotografien Verstorbener sieht man ihre Fingerabdrücke oder Markierungen in dunklerem Grau. Sie scheinen die makellos hergerichteten Toten zu verletzen, zumindest zu beschmutzen – was auch immer die künstlerische Absicht jenseits eines Tabubruchs hier sein soll.

Anna Vogel, Jahrgang 1981, verfremdet Fotografien mittels streifigem Tintenstrahldruck. Shannon Bool – sie wurde 1972 in Kanada geboren, lebt und arbeitet in Berlin – interessiert das Ornament. In Katalogfotos kunstgewerblicher Sammlungen vervollständigt oder ergänzt sie die Objekte, oder sie malt repetitive vegetabile Strukturen ins Laub der Bildvordergründe kleiner Landschaftsfotos.

Durchdringung gelungen

All das mag nicht so recht berühren. Mit anderem Temperament greift da schon Peter Klare zum Pinsel.

Peter Klare: Ramblas Poticos II, 2019, Aluminiumpigmentierte Gouache auf analoger Farbfotografie, 125 x 181,5 cm,
Peter Klare, Galerie Springer Berlin, Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Der 1969 Geborene werkelt mit silbrig deckender Farbe in großformatigen Fotografien menschengemachter Landschaften, lässt Teile, ganze Straßenzüge, Schilder oder Autos wie in Nebelwolken verschwinden. Diese motivische Intervention verleiht den alltäglichen Situationen dystopische Züge.

Helen Feifel: Stage I, 2018, Übermalte Fotografie, 186 x  138, © Helen Feifel 2019


Und dann trifft man auf Helen Feifel. Sie wurde 1983 geboren, ist somit die jüngste der Riege. Feifel verschränkt nun die Medien, malt etwa einen Bildhintergrund, der dann fotografiert wird. Der großformatige Abzug dient als bildgenerierende Grundlage der Malerei. Sie ersinnt so eine eigenwillige Bildfindungsmethode mitsamt reduzierter, luftiger Ästhetik: Feifel wagt als Einzige die wirkliche Durchdringung der Disziplinen. Die kuratorische Frage „ob die traditionelle Fotografie überhaupt noch erkennbar bleibt“, erhält hier eine souveräne Antwort.

Helen Feifel: Rainbows are Trending in Fashion 13, 2017, Bemalte Fotografie, 180 x 139 cm, © Helen Feifel 2019


Bis 6. 10., Hannover, Sprengel-Museum

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ja - es wird ja oft abgewogen zwischen malerei und photographie: was ist künstlerischer - und ist so ein abgeknipstes motiv denn überhaupt als kunst zu bezeichnen. es hat lange gedauert, bis sich die photographie neben der malerei als gleichwertig etablieren konnte und einzug in die museen und galerien hielt - und auch bei auktionen gute ergebnisse erzielte.

heutzutage gibt es viele diesbezügliche sammlungen - und deutschland hat ja mit den absolventen der düsseldorfer kunstakademie beim ehepaar becher eine ganze reihe hervorragender photokünstler von weltruf (gursky, ruff, höfer, sasse, struth u.a.) hervorgebracht. 

aber hier in hannover geht es ja gar nicht so sehr um den "kampf zwischen den künsten" als vielmehr um die zusammenführung der lichtbildkunst mit der malerei, um übermalungen und ergänzungen der einen kunstdisziplin durch die andere - und deren "durchdringung" zu einer neuen künstlerischen wahrnehmung - im verträglichen miteinander.

das ist dem sprengel-museum mit seiner auswahl anscheinend gelungen - und es ist erstaunlich, welch neues sehen und welche wahrnehmungsdimensionen sich uns dadurch neu erschließen.

in meinen ja wesentlich bescheideneren und amateurhafteren arbeiten benutze ich zumeist digitale photos oder photofundstücke von google als ausgangsbasis und drehe sie durch den digitalen filterwolf verschiedener bearbeitungs-tools hin zu neuen sehempfindungen (siehe dazu hier in meiner "ganz schön & ab.art.ig"-gallery)... - was mir seit jahren großen spaß bereitet ...
  


lyrisch bunte notizen







auf eine fläche
im himmel gestarrt
die durch diffuse muster
im ausguckfenster
zusätzlich struktur gewinnt
bleiben nach dem schließen
der augen weiße schatten
hinterm lid
 
das wort "sinedi" - aus dem italienischen übersetzt -
zeigt im DeepL.translator
"synästhetiker"
als ergebnis an
 
tja - und diese kraken
diese einfachen kraken
schreiben sich lyrik
mit der jeweiligen poetischen verfärbung
ihres sensiblen schuppenkleids und
 lachen sich glucksend halbtot 
sinedi 

klappe halten

dies ist nur ein "animiertes gif" - kein eis in echt ...

es ist ja ein dilemma - wie beim scheinriesen damals, in "lukas, der lokomotivführer": wenn ich etwas ignoriere, um es vor und in mir selbst abzuschwächen, wird es nur noch größer und nimmt immmer mehr platz in meiner denke ein.

gesellschaftlich geschieht das zur zeit mit der afd: sie einfach zu ignorieren, stärkt sie nur - (k)eine stellvertretende parlamentspräsidentin* aus ihren reihen partout nicht wählen zu wollen - so verständlich ein solches verhalten der übrigen bundestagsparteien auch sein mag - treibt nur die wut der afd-wählergemeinschaft an ("jetzt erst recht[s]") und bringt die afd dazu, sich in einer "bemitleidenswerten opferrolle" und "böswilligen unregelhaftigkeit" des parlaments darzustellen.

die afd zu "ignorieren", indem man sie als ganz "normale" partei abhandelt, wäre wahrscheinlich die erfolgreichere variante: also quasi mit einer "paradoxen intervention" sie "ad absurdum" zu führen - sie einfach überflüssig zu machen...

bei mr. trump ist das phänomen ähnlich gelagert, allerdings greift er selbst oder sein team "paradox" alle unflätigen tweets zu jeder sich ihm entgegenstellenden kritik oder auch nur bei jeder nennung seines namens begierig auf - und pustet sich dann schnurstracks zum "scheinriesen" auf.


jimmy - das gummipferd: beachtenswert ist der hartgummi-pinöckel hinten auf dem "pferdeschwanz"-ansatz (kleine fassung unten)
ähnlich wie einst in der zeitschrift "stern", in der kinderbeilage, dem "sternchen", in einem permanent-cartoon von "jimmy, dem gummipferd" die rede war, jenem aufblasbaren luftballon-pferd mit einem gummistopfen auf dem angedeuteten pferdeschwanz, den man ziehen konnte, um all das "aufgeblasene" im nu wieder verschwinden zu lassen: eine art pferde-"scheintier" - voll "heißer luft"... 

ich finde - die welt wimmelt inzwischen in allen schattierungen mit all diesen er-schein-ungen - gerade im virtuellen und kaum "be-greif-baren" bereich in den digitalen netzwerken, wo jeder ein paar "schein"-identitäten von sich ablegen oder sich als "influencer" vorführen oder gar "betätigen" kann - und manchmal gehören ja nur ein bildchen und ein paar selfies dazu mit etwas schminke aufgepeppt - oder irgendwo geklaut...

und dann ist es gar nicht mehr so verwunderlich, wenn ein einfaches und kurzzeitiges "zittern" infolge einer psychosomatischen ausnahmesituation einer spitzenpolitikerin "in real life" für unruhe sorgt - und auch besonders emanzipatorische kolumnist*innen oder polit-influencer*innen wie z.b. frau margarete stokowski auf spiegel-online, die immerhin in 13 absätzen mit 742 worten in 4281 zeichen bzw. buchstaben ihre meinung darlegen musste, dass man zu einem solchen "zittern" "einfach mal still sein" sollte ... 

und da macht sich das dilemma und das "scheinbare" und "anscheinende" auch wieder bemerkbar: 742 worte als ein "einfacher" appell dafür, einfach doch mal "die klappe zu halten"...

eine lösung für diese "paradoxen interventionen", die wir allerorten antreffen, weiß ich auch nicht: ich glaub, wir müssen das aushalten und damit umgehen lernen - und manchmal vielleicht auch nur einfach mal die klappe und die füße still halten - oder so ... - 

nix für ungut und chuat choan ...