"

sauerland: ein essgeschirr als "letzte botschaft"


Ausgrabungsfunde wie ein Verschluss eines Karabiners (links), eine Emaileschüssel, Knöpfe oder zwei Damenschuhe stehen bei einer Pressekonferenz im Rathaus auf einem Tisch. Foto: dpa

NS-Verbrechen im Sauerland: Experten graben 400 Fundstücke aus

Warstein/Arnsberg (dpa). Es sieht aus wie ein ganz normaler schlammiger Waldweg im Sauerland. Doch wo Wissenschaftler der Öffentlichkeit am Freitag ihre Forschungsergebnisse präsentieren, erschossen SS-Schergen vor mehr als 70 Jahren kurz vor Kriegsende 56 Zwangsarbeiter und ein Kleinkind. In Warstein-Suttrop. Ein Gedenkstein erinnert an das Morden.

Archäologen haben dort bis Anfang 2019 nach intensiven historischen Voruntersuchungen gegraben. Ebenso an zwei weiteren Exekutionsstätten im Arnsberger Wald, wo Angehörige der Waffen-SS und Wehrmacht im März 1945 insgesamt 208 polnische und russische Zwangsarbeiter ermordeten.

Mehr als 400 Fundstücke haben die Experten insgesamt aus dem Boden geholt. Sie haben nun ein Puzzle zusammengesetzt, für das zuvor noch einige Teile gefehlt hatten - und das jetzt das gesamte barbarische Bild zeigt. Vielfach sind es kleine letzte Habseligkeiten der Opfer, die die Erde freigegeben hat.

Auf der Grundlage langjähriger Forschungen von Historikern des landschaftsverbandesw Westfalen-Lippe (LWL) haben LWL-Archäologen 2018 und Anfang 2019 Ausgrabungen an allen drei Tatorten der Exekutionen durchgeführt: Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Thomas Poggel

Fragmente einer Mundharmonika, eines Brillenetuis, ein polnisches Gebetbuch und ein Wörterbuch, sojwetische Münzen, Schuhe, Kleidungsteile, Geschirr, einen Löffel, Knöpfe. Die Objekte sind wichtige Zeugnisse, sie erzählen von den Ermordeten, wie Matthias Löb sagt, Direktor des kommunalen Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL): »Es ist quasi ihre letzte Botschaft.«

Die meisten Funde stammen vom Tatort der ersten Mordaktion, dem Langenbachtal bei Warstein. Unter einem Vorwand wurden Zwangsarbeiterinnen in den Wald gebracht. Dort mussten sie ihre Habseligkeiten und Kleidung am Straßenrand ablegen. Man wollte sie vermutlich glauben machen, sie könnten ihre Sachen wieder abholen, bevor es zurück in die versprochene neue Unterkunft ginge.

Tatsächlich sollte die Kleidung der 71 Toten (60 Frauen, zehn Männer und ein Kind) später an Bedürftige des Orts weiterverteilt werden. Das Geld der Opfer raubte die Einheit für ihre Divisionskasse.

Die Reste dieser persönlichen Besitztümer, die von den Erschießungskommandos nicht mitgenommen wurden, entdeckten die Archäologen in der Erde verscharrt.


Ein Aufschrift auf der abgewandten Seite eines Obelisken erinnert auf dem sogenannten «Franzosenfriedhof» in Meschede an russische Opfer der SS, die im Jahr 1945 in Warstein erschossen wurden. Foto: dpa




Drei Massengräber

Und auch zu den Tätern geben die Ausgrabungen zentrale Hinweise. Deutlich wird: An allen drei Exekutionsstätten war das Vorgehen unterschiedlich, wie LWL-Archäologe Manuel Zeiler erläutert. Eisensplitter belegten, dass an einen Tatort eine Grube in den Boden gesprengt wurde. In der Grube wurden Projektile und Waffenteile entdeckt. An anderer Stelle offenbaren Patronenhülsen, dass einige der Zwangsarbeiter noch versucht hatten zu fliehen. Vergeblich.

"Man hört das immer, da sind welche erschossen worden oder so, aber wenn man wirklich am Ort steht und auch noch die Hinterlassenschaften findet, das ist wirklich hart. Da kommt man schon ins Grübeln.", sagt einer der auch ehrenamtlichen Suchhelfer, der Lennestädter Björn Greene.

In dem Wald sind viele Forscher unterwegs. Möglichst genau soll rekonstruiert werden, was sich hier im März 1945 zugetragen hat und warum.

Massenerschießungen angeordnet

Die Opfer waren zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt Projektleiter Marcus Weidner, Historiker beim LWL. Offenbar hat sich ein hoher SS-Offizier und Chef einer Einheit, die aus SS-Leuten und Wehrmachtssoldaten bestand und in Suttrop vorübergehend untergebracht war, an den vielen Zwangsarbeitern im Ort gestört. Sein Name: Hans Kammler [click]. Der SS-Obergruppenführer wird von Rechtsextremisten bis heute verehrt.
SS-Obergruppenführer Hans Kammler
foto: https://woldcitizen.wordpress.com/
tag/hans-kammler/ - coloriert

Angeblich gehe von den Zwangsarbeitern eine Gefahr für die deutsche Bevölkerung aus. Kammler gab deshalb den Befehl, „die Fremdarbeiter zu dezimieren“, wie er die Ermordung umschrieb. Er selbst beteiligte sich nicht an der Mordaktion, beauftragte aber die Offiziere seiner Einheit damit. „An jedem der drei Erschießungsaktionen waren zehn bis 15 Angehörige der Kammler-Division beteiligt“, sagt Historiker Weidner.

LWL-Historiker Marcus Weidner ist einer der Experten des Landschaftsverbandes, der dazu forscht - auch, weil es in den Nachkriegsjahren unterschiedliche Aussagen gab und sich viele Beschuldigte schützen wollten.


Der Tod des SS-Obergruppenführers Kammler (Wikipedia)

Am 3. April 1945 war Kammler das letzte Mal bei Adolf Hitler und machte ihm offensichtlich
Hoffnungen. „Kammler macht sich ausgezeichnet, und man setzt auf ihn große Hoffnungen.“ (Goebbels, Tagebuch 4. April 1945). Während Kammler im Führerbunker noch den schneidigen General gegeben hatte, deutete er am 13. April gegenüber Speer seine Zukunftspläne an. Der Krieg sei verloren, und es wäre besser, sich jetzt noch abzusetzen. Er wolle sich mit den Alliierten in Verbindung setzen und ihnen neueste Rüstungstechnologie im Tausch gegen seine persönliche Freiheit anbieten.

Nach dem 23. April 1945 fuhr Kammler zunächst nach Ebensee in Österreich, wo es zu einem Treffen mit SS-Führern kam, und am Morgen des 4. Mai nach Prag. Gegenüber dem Journalisten Gunter d’Alquen prophezeite Kammler, „dass wir in Prag noch etwas erleben werden“. Am Abend des 4. Mai begann der Prager Aufstand. Am 9. Mai 1945 besetzte die Rote Armee die Stadt.

Kammler starb am Abend des 9. Mai 1945 durch Suizid. Dies stellte sich im Verlauf des am 9. Dezember 1957 in Arnsberg begonnenen Prozesses gegen die Untergebenen Kammlers wegen des von seiner Einheit vom 20. bis 22. März 1945 begangenen Massakers an Fremdarbeitern im Arnsberger Wald heraus.

Dabei wurde in der Entscheidung des Landgerichtes festgehalten, dass Kammler sich in Begleitung seines Ordonnanzoffizieres und eines Fahrers Anfang Mai 1945 in Prag befand und den Prager Aufstand und die Kapitulation der deutschen Truppen erlebte. Weiter wird referiert, dass Kammler am 9. Mai mit zwei Kraftwagen aus der Stadt flüchtete. Nachdem er schon an vorherigen Tagen geäußert hatte, „es habe für ihn keinen Zweck mehr“, ließ er in einem Waldgebiet südlich von Prag halten. Er forderte seine Begleiter auf, sich nach Deutschland durchzuschlagen, und begab sich in den Wald. Kurze Zeit danach wurde er dort von seinem Ordonnanzoffizier, SS-Untersturmführer Zeuner, und seinem Fahrer Preuk tot aufgefunden.

Er hatte sich offensichtlich mit Hilfe von Zyankali das Leben genommen. Die Leiche wurde von den Anwesenden sodann notdürftig an Ort und Stelle begraben. Im Buch Vier Prinzen zu Schaumburg-Lippe, Kammler und von Behr wird ein Brief der Zeugin Ingeborg Alix Prinzessin zu Schaumburg-Lippe (1901–1996), die damals Führerin der SS-Helferinnen war, an die Ehefrau Jutta Kammler zitiert, in dem die letzten Tage und die Flucht Kammlers aus Prag beschrieben werden, sowie seine Absicht Suizid zu unternehmen, um einer Gefangennahme zu entgehen. Sie bestätigte in dem Brief auch den Suizid.

Schon vorher war durch Beschluss des Amtsgerichtes Berlin-Charlottenburg vom 7. September 1948 auf Antrag der Witwe Jutta Kammler der Tod von Hans Kammler für den Todeszeitpunkt 9. Mai 1945 gerichtlich festgestellt worden. Grundlage des Urteils waren die Aussagen von Kammlers früherem Fahrer Kurt Preuk und seines Ordonnanzoffiziers Heinz Zeuner.


Opfer im Sauerland überwiegend Frauen

Von zwei Massengräbern hatten die amerikanischen Truppen schon kurz nach der Befreiung erfahren, berichtet  Weidner. Ein US-Kommandant habe ehemaligen NSDAP-Mitgliedern befohlen, die Leichen zu exhumieren, die Bevölkerung musste an ihnen vorbeiziehen. Ein drittes Massengrab wurde erst 1947 entdeckt. Dort hatten die NS-Täter 80 Zwangsarbeiter getötet.

Deutsche heben 1945, bewacht von der US-Armee, Gräber für die ermordeten Zwangsarbeiter in Suttrop aus - Foto: National Archives and Records Administration, Washington

Weidner sagt, die Opfer seien überwiegend Frauen gewesen. Die schon vor den neuen Ausgrabungen entdeckten Knochen zeigten, »wie jung viele Opfer waren.« Bei vielen fehlten Teile der Schädelknochen. Eine Folge von Genickschüssen. Die getöteten Zwangsgsarbeiter waren Zufallsopfer, schildert der Historiker. Sie seien aus dem Westen kommend im Sauerland gestrandet - in der Hoffnung, dort zu überleben.

Die allermeisten Opfer sind auf einem Waldfriedhof in Meschede bestattet. Weidner zufolge hatte die juristische Aufarbeitung der Verbrechen 1957 vor dem Arnsberger Landgericht begonnen, wo das Urteil gegen nur wenige Angeklagte »skandalös niedrig« ausgefallen sei. Erst im Revisionsverfahren hätten die Richter einige Täter auch wegen Mordes verurteilt.

Es sei den Experten inzwischen gelungen, 14 Opfer zu identifizieren. »Wir versuchen die Angehörigen zu ermitteln.« Die Forschungsergebnisse sollten einer breiten Bevölkerung vermittet werden. Denkbar sei, die Tatorte zu einem »Erinnerungspfad« zusammenzuführen.

Mit den neuen Erkenntnissen trage man »zur weiteren Aufhellung« der grausamen NS-Mordaktionen bei, betont Löb. Das sei in mehrerer Hinsicht bedeutend, denn: Seit einigen Jahren geben es Versuche, Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und der NS-Diktatur zu verharmlosen oder zu leugnen.

Eine Lehre aus den Sauerland-Funden sei: Eine »Schlusstrich-Mentalität« verbiete sich. 


click to wdr-video



Quelle: westfalen-blatt.de  & material wdr & bild; neue wesfälische




& click here: 
Naziverbrechen 
Das Massaker im Arnsberger Wald 
Es war einer der schlimmsten Massenmorde noch kurz vor Kriegsende: Vor 74 Jahren erschoss die "Division zur Vergeltung" im Sauerland 208 polnische und russische Zwangsarbeiter. Jetzt wurden ihre Habseligkeiten gefunden. 
Von Christian Parth

___________________________________________

nach über 70 jahren müssen die archäologen des landschaftsverbandes westfalen-lippe (lwl) in umfangreichen ausgrabungen endlich die noch immer blinden flecken der letzten tage der nazi-herrschaft freilegen, um den jetzigen generationen auch tatsächlich nachzuweisen: so brutal war es - so unmenschlich wurde mit menschen verfahren, die ja damals schon auf der flucht waren, und die dachten, sie hätten den schlamassel endlich hinter sich - die ihre einsatzorte ja wenige wochen vor der offiziellen kriegskapitulation schon verlassen hatten und nun im warsteiner und arnsberger wald unterschlupf suchten auf dem weg nach hause: aber obwohl zu diesem zeitpunkt bestimmt jeder mensch wusste, dass dieser krieg verloren war und die nationalsozialisten nur not und elend und mord und totschlag hinterlassen würden, wurden die "letzten befehle" noch emsig ausgeführt: hier im innern des landes - weit entfernt von tatsächlichen kriegshandlungen - beseitigte man an verschiedenen "exekutionsstätten" im tiefen sauerland-wald justement noch über 200 zwangsarbeiter und zivilisten - männer, überwiegend frauen und sogar ein kleinkind - ohne jeden sinn und verstand - aus reiner wut, aus hass, aus mordlust, aus frust vielleicht wegen der drohenden bedingungslosen kapitulation - und weil "diese elemente" ja "unkontrolliert" auf den straßen unterwegs waren - und eine "gefahr" für die deutsche bevölkerung darstellten - weil sie vielleicht beim nächsten bauern um nahrungsmittel bettelten, oder ein paar hühnereier klauten... 

und die täter dieser unsinnigen mordaktionen kamen immerhin erst 12 jahre später im großen und ganzen recht billig davon - und erst bei der revision verurteilte man ein paar von ihnen tatsächlich wegen mordes - aber sie werden kaum "lebenslänglich" hinter gittern gemusst haben ... -

vom tatsächlichen befehlsgeber ss-obergruppenführer hans kammler (siehe dazu auch: hier) gibt es verschiedene schicksals-versionen: die eine meint, er sei am 09. mai 1945 im wald bei prag durch zyankali-suizid ums leben gekommen - ein anderes gerücht beschreibt die möglichkeit, kammler habe sich wie wernher von braun u.a. in die obhut des amerikanischen geheimdienstes begeben und seine identität verwischt, weil er viele geheime informationen zum waffenarsenal und zu waffenplänen der wehrmacht hatte und die "zum tausch" anbot.  

und damals - bis in die 70-er jahre - galt ja tatsächlich noch im großen und ganzen der grundsatz: "eine krähe hackt der anderen ..." - wenigstens war ja zumindest in der ersten welle die anklage gegenüber kriegsverbrechern insgesamt skandalös lau - in der brd genauso wie in der ddr ... - und die alliierten meinten ja, mit ihren "nürnberger prozessen" sei ihre arbeit in der hinsicht getan -

und erst jetzt wollen sich junge staatsanwälte noch eine goldene nase damit verdienen, indem sie inzwischen tüddelig altgewordene opas, meist einfache wachsoldaten, aber dadurch "mitwisser", vor 70-80 jahren in einem mörderischen regime, noch für ein paar tage bis zu ihrem tod hinter gittern bringen können - (etwa zur sühne und zur sozialen läuterung ...???) - falls die ihre "strafe" wegen tatsächlicher gebrechlichkeit überhaupt noch antreten können.

von diesen jetzt viel zu späten verurteilungen dieser frauen und männer der zweiten und dritten (mit-)"täter"garnitur halte ich gar nichts ... - man sollte sich besser um die staatsanwälte kümmern, die vor 50 jahren solche verfahren gegen die haupttäter gar nicht eröffnet oder sogar vereitelt haben - und man sollte mal schauen, wer dort für was und gegen wen die hand aufgehalten hat - welche seilschaften damals aktiv waren im verschleiern...

wir haben ja hier im nsu-prozess erlebt, wie höchst bedauerlich die justiz da eher mit sich selbst und mit einsprüchen und vetos von links bis rechts beschäftigt wurde, als mit der und den angeklagten und ihrer verurteilung - und vor kurzem las ich, dass ihre verteidigung "mit ihr ihre verlegung in ein heimatnahes gefängnis besprechen will" - da kann man nur mit dm kopf schütteln...

das sind politisch-juristische ränkespiele, die wir nicht durchschauen können - und manchmal ist es nicht mal der böse wille der beteiligten - sondern einfach der fluch einer bürokratie, die sich selbst längst matt gesetzt hat ...: nichts gilt mehr ...



guten tag!



eine meldung auf der titelseite der "neuen westfälischen" zum welt-frauentag lautete:

Mehrheit für Frauentag 
Die Mehrheit der Bundesbürger ist dafür, den internationalen Frauentag am 8. März nach dem Vorbild Berlins zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes You Gov. Der Frauentag ist im Bundesland Berlin von heute an jedes Jahr arbeitsfrei. Diesem Beispiel würden 54 Prozent der Befragten folgen, nur 34 Prozent sprachen sich dagegen aus. 
Auch für eine gleichberechtigte Vertretung von Frauen in den deutschen Parlamenten werden immer mehr Stimmen laut.
und aus einem dieser derzeitig zahlreichen pr- und werbe-interviews mit der feministin sophie passmann zu ihrem buch: "alte weiße männer - ein schlichtungsversuch" in vielen deutschen gazetten und feuilletons - hier nun "zum weltfrauentag" in der "neuen westfälischen":

Das Buch heißt „Alte weiße Männer"[und wird vermarktet mit allen mitteln und rafinessen der pr-anpreisung], aber über die Hautfarbe haben Sie mit keinem wirklich gesprochen. 
Passmann: Das stimmt. Das Weiß-sein war so gut wie nicht Thema, was damit zusammenhängt, dass dieses Weiß-sein in Deutschland noch nicht genug reflektiert wird. Dabei ist es mindestens so privilegierend wie das Mann-sein. Über das Alter hat dagegen nahezu jeder gesprochen, das Alter treibt sie viel mehr um als das Mann-sein, weil es eben negativ besetzt ist. Die Privilegien werden eben ausgeblendet: Wenn man über den weißen Mann redet, dann natürlich über den wohlgebildeten, wohlhabenden Mann ohne körperliche Einschränkungen, der zudem aus Westdeutschland kommt.


welt-frauentag - 8.märz - gesetzlicher feiertag in berlin - aber eben feiertag auch für "alte weiße männer" - auch diese spezies bleibt heute zu hause...

ganz ehrlich: ich halte einen feiertag am welt-frauentag für völlig überflüssig - genauso, wie frau mal über die weiber-fassenaat(weiber fastnacht) nachdenken sollte: ein närrischer (!) feiertag, an dem von altersher die welt "mal auf den kopf gestellt"[!] werden sollte: da fast ausschließlich männer in den rathäusern und ministerien das sagen hatten, sollten "wenigstens zur weiber-fastnacht" mal "als gag" - "aus spaß an der freud" und halbbesoffen - die frauen in den rathäusern und auf den straßen das bild prägen "und die macht übernehmen" - symbolisiert durch - "helau" - riesengroße schlüsselübergaben und - "allaaf" - und einen korn aus einem riesen zinnlöffel - oder sooo ähnlich - "helau" - 

aber so ein schwachsinn unterstreicht doch geradezu das uralte frauen-weltbild, das in meinen augen längst überwunden ist ...

mit solchen symbol-trächtigen tagen und feiertagen wird die frau immer noch weiter diskriminiert, verhöhnt und abgespeist und zum popanz - zur etwas skurill exotischen "besonderheit" hochstilisiert - und dabei ist sie doch ganz einfach mensch wie du und ich ...

das besondere merkdatum an sich halte ich in seinen internationalen weltweiten emanzipatorischen anliegen und verflechtungen sicherlich für okay und unterstützenswert - da wo auch die "weiße frau" gemeinsam mit ihrem/r partner*in über ihre privilegien gegenüber geschlechtsgenossinnen beispielsweise im arabischen raum, in asien oder in afrika nachdenken kann, da wo die frauen oft immer noch als rechtlose gebärmaschinen oft regelrecht "gehalten" werden - und dann machen sich die männer aus dem staube - ohne jeden biblischen "scheidungsbrief" ...

hier auf der erweiterten westlichen welthemisphäre hat die frau [inzwischen] zumeist die gleichen rechte wie "jedermann" -
  • und ich habe sogar 40 jahren in berufen gearbeitet, in denen immer frauen dominiert haben und das sagen hatten: mein erste vorgesetzte dort war eine "hausmutter" - eine diakonisse;
  • und es waren immer haargenau geschlechtergleiche bundesangestelltentarife zur bezahlung in den sozial-pflegerischen und pädagogischen berufen vorhanden - wenigstens bei kirchens und staatlichen dienstgebern; 
  • und ich habe ein berufsbegleitendes studium abgeschlossen bei einer professorin, deren mann ebenfalls professor an einer anderen hochschule war und die zusammen ihre beiden kinder großzogen: also irgendwie schien das reibungslos zu gehen - die haben in dieser zeit sogar noch gemeinsam ein haus gebaut ... - wie auch immer sie das dort gemanagt haben
und wenn dann - auch wieder in dem passmann-interview - gesagt wird: das wäre in erster linie die westdeutsche frau, die da privilegierter als die ostdeutsche frau sei: aber da ist gegenzuhalten: als ich klein war, sah ich zum ersten mal busfahrerinnen und kranführerinnen auf fotos aus der ddr und jede menge olympiasiegerinnen in technischen disziplinen und in der leichtathletik - und die frauen im osten waren fast immer alle berufstätig - und die kinder waren zur arbeitszeit der eltern in gut organisierten kinderkrippen [heute "kitas"] - und wurden zumeist von dort berufstätigen frauen recht ordentlich "erzogen" ... - und die "abwicklung" der ddr-industrie traf frauen und männer dort gemeinsam ... - den erhalt der d-mark und die möglichkeit eines neuanfangs oder einer umsiedlung hatten aber auch alle, die flexibel damit umgingen ...: und nichts und niemand wurde zur wiedervereinigung zwangsweise gezwungen - es war ein freiwilliger "beitritt" zum geltungsbereich des westdeutschen grundgesetzes: das existierte bereits und wurde deshalb nicht neu entwickelt - insofern war die widervereinigung nicht gleich: die eine seite blieb - die andere trat bei - kam hinzu - bzw. legte sich ins bereits gemachte lotterbett  ...

die bundeskanzlerin  - eine frau (!) kommt aus dem osten - und einige jahre hatten wir einen ostdeutschen bundespräsidenten - und ministerinnen geben sich seit jahren, früher in bonn und heute in berlin, die klinke in die hand ... - wo also bitteschön ist das problem ?

auch reden immer viele feministinnen davon, dass zum beispiel die kunstwelt von männern dominiert würde - vergessen aber dabei: frida kahlo, gabriele münter, hannah höch, hilma af klint, käthe kollwitz, louise bourgeois, jean claude, niki de staint phalle, paula modersohn-becker, sonia delaunay, georgia o'keefe, isa genzken und meret oppenheim, - um nur einige zu nennen...

und von quotierungen in der demokratie halte ich nun gar nichts: da müssen sich jeweils die qualifiziertesten und vertrauenswürdigsten menschen in den verschiedenen parteien und gremien per freier wahl und freier kandidaten*innen-aufstellung durchsetzen. und frauen stehen alle parteien und alle berufe [inzwischen] offen: wer sich engagiert kann - wie die männer auch mancherorts - mit persönlichen netzwerken ihre karriere vorantreiben - man muss es aber wollen - und es standhaft durchhalten: lebensplanung - karriereplanung - da fällt nichts in den schoß ...

in der gender-diskussion geht es meiner meinung nach immer um eine annäherung der geschlechter - und die sieht bis dato mehrheitlich so aus, dass die frau anstrebt, so zu sein wie der mann: und diese gleichmacherei nennt man/frau dann "gleichberechtigung" ... - es muss meines erachtesn um eine eigenständigkeit der frau gehen - sie kann nicht so sein wie der mann - von natur aus nicht - sie muss ihre gesellschaftliche stellung im zusammenleben der geschlechter unterstreichung - und der gesetzgeber hat dafür zu sorgen, dass die frau vor dem gesetz und in der rentenkasse gleichgestellt ist: kinerjahre müssen als berufstätigkeit anerkannt sein - für beide gechlechter - so dass in der rententüte annähernd ein gleicher betrag zur auszahlung kommt: aber die eigenart der frau und die eigenart der frau sind jeweils eigenständig und ergänzen einander gesellschaftlich - basta ...

und das völlig natürliche "problem" der schwangerschaft und des kinderkriegens kann ihnen kein mann nehmen - aber auch da gibt es inzwischen gute modelle der wiedereingliederung in die arbeitswelt nach der "kinderzeit", wenn die frau das will und die familienplanung insgesamt das zulässt.

ich finde nur - über die genderfrage hinaus - ist der mensch nicht in erster linie dazu bestimmt eine "berufliche" und oft fremdbestimmte karriere anzustreben. erst seit 200 jahren ca. hat ihn die kultur, die industrialisierung, die urbanisierung und die neokapitalistische wirtschaftsordnung dazu abgerichtet - aber seine "natürliche" und "von gott gegebene" berufung ist das nicht - darüber ist gesellschaftlich vielleicht nachzudenken - und dann geht es - wie schon 1914 beim ersten frauentag - wohl eher um gesellschaftspolitische fragen insgesamt - von frau   u n d   mann und die veränderung der ressourcenverteilung insgesamt - ganz ohne silicon valley...

und dann noch ein wort zu den "alten weißen männern": da war ich doch tatsächlich immer der meinung, mit dem begriff "weiß" sei die haarfarbe gemeint - und dachte zwischendurch sogar daran, das ganze wäre ein "wortspiel" aus dem englischen: "the old wise man" - der alte weise mann - und erst heute habe ich in dem interview mit frau sophie passmann gelernt, das mit "weiß" tatsächlich die hautfarbe gemeint sei ...: nur das rassistische problem ist ja auf einer anderen ebene angesiedelt ... frauen sind ja zum glück keine extra "rasse" sondern weibliche  u n d  gleichermaßen männliche formen treten in der natur bei allen gattungen und spielarten auf, bei allen haar- und hautfarben - und bei allen sexuellen orientierungsformen und abartigkeiten, und zum beispiel beim down-syndrom und bei großen und kleinen menschen auf, bei allen tätergruppen und bei allen verbrechen [auch frauen waren kz-wärterinnen und "euthanasie"-mörderinnen - völlig gleichermaßen] - und die genderproblematik, so denn eine besteht, sollte deshalb nicht unter rassistischen gesichtspunkten diskutiert werden, etwa nach dem motto: der schwarze quoten-schützenkönig im sauerland - oder: mal sehen wie die burkatragende muslimin im spd-ortsverein als gewählte quoten-schriftführerin ihre protokolle schreibt - auf dem laptop ...

mich erinnert diese diskussion dann immer gleich an den vater von pippi langstrumpf, der in den neuauflagen der lindgren-bücher mit zustimmung ihrer erben vom "neger-könig" in einen "südsee-könig" mutiert wurde ... für mich ist das eine völlig falsch verstandene "political-correctness" - ähnlich dem nun endlich übertünchten "bewunderer", der "admirador", an der fassade der berliner alice-salomon-hochschule in dem gedicht von eugen gomringer "avenidas" aus 1951 (eugen gomringer ist inzwischen ein 92-jähriger "alter weißer mann" ...), der aus gendermäßig political-correctness-überlegungen einer kleinen gruppe von aktiv vernetzten emanzipierten #me-too-frauen nun nicht mehr die blumen, die frauen und die alleen der ramblas in barcelona schauen darf, wie das in dem gedicht so passend und voller lebensfreude ohne jede diskriminierung besungen wurde...

mit jeder besonderen herausgehobenen gendermäßigen überhöhung wie "welt-frauentag", wie "frauen-quote", wie "weiber-fastnacht", wird meiner meinung nach das eigentliche anliegen: die geschlechtermäßige und natürliche - von gott sicherlich gewollte - gleich-gültigkeit und und gleich-verantwortung und gleich-berechtigung für natur und schöpfung ad absurdum geführt.

den welt-frauentag feiere ich nicht ... - ich schreibe dazu nur ...

verhütung

ins kino - click here

scharlatan - eine ent-täuschung: wenn eine jahrelange täuschung endlich klarheit erlangt

kennst du das? wenn du schnell dinge erfassen kannst - und die du dann mit deinen mitteln und möglichkeiten ein wenig zu "kopieren" oder zumindest "nachzumachen" versuchst.

darum geht man doch in den baumarkt und in ausstellungen und auf messen: um etwas aufzuschnappen und abzukupfern - und bei mir ist das so: ehe es niedersinkt auf den grund - manchmal auf nimmer wiedersehen - will ich es an- und aufhalten - um damit zu spielen wie mit einem prellball. 

ich habe hier ja im blog - inzwischen schon jahrelang - aufgelesene notizen aus den e-papers der gazetten per "copy und paste" eingebettet in meine posts - und habe dann dazu jeweils meinen sermon platziert - und/oder eine graphik dazu kreiert und hinzuges(t)ellt - als meine meinung dazu - oft eben unter der prämisse: "ein bild sagt mehr als ..." 



naja - und immerhin so rund 30-80 zeitgenossen haben diese erzeugnisse dann scheinbar aufgeschnappt - wenigstens zeigt mir das google-/bzw. blogspot-"statistik"-tool diese interessentenanzahl regelmäßig an - und ich freue mich ob des zuspruchs - und ich fühle dabei: ich bin nicht allein ... - wie du in den wald hineinrufst, so liest man es heraus ... - ja - das hat auch etwas von geborgenheit und zugehörigkeit.

und wenn ich täglich so ein post kreiere, staune ich immer, wie bei der "google-bildersuche" sich allmählich immer mehr meine erzeugnisse und kritzeleien und "kunst"-bearbeitungen zu den einzelnen suchwörtern niederschlagen: toll - und befriedigend - irgendwie ...

bis - ja bis ich dann las, dass diese google-spielalgorithmen aus silicon-valley so konzipiert sind - das sie mir auf jeden fall schmeicheln wollen: wenn ich etwas bildliches suche - spiegelt mir der algorithmus gern mal ein eigenes werk zu diesem stichwort zurück - unter die nase und in den spiegel meiner netzhaut - manchmal inzwischen längst verschüttet oder vergessen - meistens aber mit einer gewissen genugtuung und positiv überrascht, "wie gut" meine eigenen sachen sind - immer noch - oder wie gut sie waren ... - meistens jedenfalls erfreuen sie mich.

aber dann - aber dann wurde mir hinter vorgehaltener hand suggeriert, dass diese virtuellen themen-bildkataloge mit vorzugsweise meinen werken auf einem anderen und fremden laptop zu den gleichen suchworten auch anders aussehen und dort in anderer auswahl und zusammenstellung dargeboten werden.

also wenn mein unternachbar amadeus bräutigam, der zwei geschosse unter mir sein atelier betreibt, bei google ein bild sucht - zu dem gleichen stichwort: werden ihm vorzugsweise seine eigenen werke dazu gezeigt und angeboten!


"sie", die googles - haben ja jeweils ein virtuelles profil von uns implantiert - von amadeus und mir - das nun jeweils wie eine art "schild" mit uns mitgetragen wird und uns umhüllt: ganz nach dem alten - von den nazis als kz-eingangslogo missbrauchten und damit "verbrannten" - zuweisungsslogan: "jedem das seine" - und dann auch dem märchen "aschenputtel" entnommen: "die guten ins töpfchen - die schlechten ins kröpfchen"...

und da komme ich ins grübeln: wenn nun auch das zählwerk zu den aufrufen im "statistik"-tool mir nur honig um den bart schmieren will: und es sind nicht 30-80 leser und interessenten pro tag, sondern nur 4 ... - oder 2 - oder gar niemand...

ja - da verliere ich schon meine sicherheit & geborgenheit von vorhin: betrügt man mich evtl.??? - ist man nur immer "nett" direkt zu mir??? - aber hinter meinem rücken...???

und desto mehr ich darüber nachdenke - um so mehr entsteht der wunsch in mir: jetzt - im moment - mit dem fahrstuhl hinunter nach amadeus zu fahren - an seiner wohnungstür zu klingeln - und wenn er endlich öffnet, ihm ohne lange vorrede und smalltalk an den kopf zu werfen: "glaub bloß nicht, deine bilder seien besser als meine: das gaukelt dir google doch nur vor - du scharlatan!!!"

wir sind das volk

S!|art: wir sind das volk

boykott & michael jackson - eine persönliche einschätzung - update

michael jackson im halbschatten - S!|art|graphic - nach einem foto von "www.24 horas.cl"

nun - die bbc und auch ein norwegischer und mittlerweile auch niederländische und kanadische sender haben sich entschlossen, keinen song von michael jackson mehr zu spielen. michael jackson wird dort boykottiert, weil jüngst in einer amerikanischen tv-doku namens „leaving neverland“ über den "king of pop" zwei männer aufgetreten sind, die den jetzt seit 10 jahren verstorbenen sicherlich exzentrischen künstler des vollendeten sexuellen missbrauchs bezichtigen. prompt kam natürlich das veto von jackson's nachlassverwaltern: der "fall" kann sicherlich nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden - weder von der einen noch von der anderen seite.

aber dass nun, nach dem aufkommen solcher bezichtigungen, alles künstlerische schaffen michaels flugs auf den index gesetzt wird, ist für mich ein unding. in der 3-sat-"kulturzeit" sagt nun eine literaturfachfrau, die sich mit "zensur" beschäftigt hat, dass jeder germanistikstudent im ersten semester zu hören bekäme, dass das "werk" zu beurteilen und zu kritisieren seit den 60er jahren, seit etwa michel foucault, das eine wäre - aber dass es in jedem fall gedanklich und bewertend zu lösen ist von persönlichkeit und der moral des autors/der autorin - und all seinem/ihrem gehabe und gewese.

ich will nun die vorwürfe der angeblichen opfer gegenüber michael jackson beileibe nicht kleinreden - und vielleicht bekommt man ja eines tages noch die tatsächliche wahrheit ans licht ... - aber deswegen seine songs nicht mehr zu spielen ist ein unding - und für mich völlig ungerechtfertigte zensur ... - zumal jackson zu lebzeiten von ähnlichen vorwürfen von gerichten eindeutig freigesprochen wurde - und die beiden jetzigen protagonisten ihn damals in den verhandlungen entlastet haben.

der hessische rundfunk in deutschland hat nun als erster auf den boykott reagiert und wird weiter - wie der wdr und auch andere ard-sender und "freie" rundfunkstationen - michael jackson spielen - einige wollen vielleicht etwas "sensibler" damit umgehen.

wir haben ja gerade die einjährige diskussion um das eugen-gomringer-gedicht von 1951 "avenidas" an der fassade einer berliner hochschule einigermaßen überstanden, wo sich eine kleine gruppe von frauen über die zeile "eines bewunderers" in bezug auf frauen, blumen und alleen auf den ramblas von barcelona aufgeregt hatte - und das als frauendiskriminierend einstufte ... - und die hochschule hat tatsächlich inzwischen die wand nun mit einem neuen gedicht übertünchen lassen - damit wieder ruhe ist ...

bisher ist (hoffentlich) noch niemand auf die idee gekommen, die werke von gauguin in den galerien und museen abzuhängen, weil er eine damals 13-jährige südsee-insulanerin "heiratete" - oder auch das "problem" mit einigen "brücke-malern": drei „leibhaftige” künstler hatten zwei kleine mädchen als modelle: fränzi war fast 9 jahre alt, als sie 1909 zu den „brücke”-malern kam, und marcella folgte etwas später und war damals über 14. bis zum frühjahr 1911 wurden die beiden kinder von erich heckel, max pechstein und ernst ludwig kirchner auf vielen zeichnungen und gemälden verewigt - zum teil in "eindeutig lasziven" positionen ... - und sogar zum großen und "urdeutschen dichter" goethe gibt es immer mal wieder einschlägige "gerüchte" ... - und wie fiktiv hat wohl wladimir nabokov seinen "lolita"-roman verfasst ... ??? 

natürlich sind pädophile handlungen und verführungen zu ahnden und gehören angezeigt und abgeurteilt - aber wer die werke und die songs einschlägig verdächtiger künstler 10 jahre nach ihrem ableben nicht mehr hören bzw. sehen mag, schaltet eben einfach ab oder meidet ggf. die entsprechenden museen und ausstellungen und lässt deren bücher im regal stehen - soooo einfach ist das mit der privaten "zensur"... - und eine abstimmung mit den ohren und füßen zeitigt auch ergebnisse und wiederholungsfrequenzen in den ablaufschematas der songs bei rundfunksendern.

ich werde mich dieser privaten zensur nicht anschließen - und werde hier auch heute noch den soooo wichtigen "earth"-song anbieten - ob du dir das nun anschaust und anhörst oder besser nicht - musst du entscheiden ... 

mir geht es dabei in erster linie um den song - nicht um michael jackson - aber es missfällt mir, wenn man 10 jahre nach seinem tod seine leiche fleddert... - es gab zu seinen lebzeiten genug gelegenheiten, ihn anzuzeigen und zur rechenschaft zu ziehen - beim ableben michaels waren die beiden protagonisten so um die 30 ... - alt genug - und es bleibt dabei: die einen sagen so - die anderen sagen so - 

und was ist in dieser abhängigkeits- / wohltätigkeits- / verwöhnungs- und verschmusungs- und verkuschelungshei(k)len völlig unrealen und überkandidelten spielwelt, wie jackson die mit seinen beiden "opfern" angeblich zelebriert hat und in der er sich wie in einer blase bewegte - was ist darin überhaupt noch "normal" ??? - beide jungen waren ja nicht aus dem heim geflohen oder straßenstreuner, sie hatten eltern und großeltern - erziehungsberechtigte eltern, die auch den aufenthalt und den umgang für die minderjährigen kinder bestimmen konnten - vielleicht wurden sie irgendwie von jackson als stricherjungen benutzt oder dazu von ihren eltern regelrecht vermietet und verhökert - du weißt es nicht - und ich onnich ... 

na ja - und in bezug auf seinen vater und auf die familie jackson war michael vielleicht auch ein in ewiger kindheit verhaftetes und in seiner sexuellen entwicklung ein sein leben lang infantil verkorkst und unreif gebliebenes verstümmeltes auch irgendwie tragisches "opfer", das mit seinen angeblichen "opfern" letztlich nur unreif als ein ewig im kindsein verhafteter und steckengebliebener "peter pan" auf immer gleich bleibendem entwicklungsniveau "verkehren" konnte ... 

beide "opfer" behaupten wohl in der tv-doku übereinstimmend, sie hätten von michael jackson niemals gewalt erfahren, alles wäre in totaler liebevoller übereinstimmung geschehen - nichts wäre gegen ihren willen passiert - im gegenteil: sie hätten sich zurückgestoßen gefühlt, wenn er nicht mit ihnen alsbald "geschmust"  oder zwischendurch jemand anderen vorgezogen hätte: bei pä­do­phi­lie weiß das "op­fer" oft lan­ge gar nicht, dass es "op­fer" ist:  aber lies dazu und zu michaels "opfer"-triade zum vater und zur familie einmal den wikipedia-eintrag zum "drama-dreieck" ...

also - nix für ungut - und chuat choan ...





Earth Song - vom 08.11.1995 (Erstveröffentlichung) 
Songtext Übersetzung


Was ist mit dem Sonnenaufgang
Was ist mit dem Regen
Was ist mit allen Dingen
Von denen Du sagtest, dass wir sie erben würden...
Was ist mit den Schlachtfeldern
Kommt diese Zeit noch
Was ist mit all den Dingen
Von denen Du sagtest, sie wären Dein und mein...
Hast Du jemals innegehalten, um wahrzunehmen
Wie viel Blut wir schon vergossen haben
Hast Du jemals innegehalten, um wahrzunehmen
Wie die Erde schreit, diese Küsten weinen?

Was haben wir der Welt angetan
Schau was wir getan haben
Was ist mit all dem Frieden
Welchen Du Deinem einzigen Sohn versprachst...
Was ist mit den Blumenfeldern
Kommt diese Zeit noch
Was ist mit all den Träumen
Von denen Du sagtest, sie wären Dein und mein...
Hast Du jemals innegehalten, um wahrzunehmen
Wie viele Kinder im Krieg starben
Hast Du jemals innegehalten, um wahrzunehmen
Wie die Erde schreit, diese Küsten weinen?

Ich träumte immer
Ich blickte immer jenseits der Sterne
Jetzt weiß ich nicht mehr, wo wir sind
Obwohl ich weiß, dass wir weit abgetrieben sind

Hey, was ist mit dem Gestern
(Was ist mit uns)
Was ist mit den Meeren
(Was ist mit uns)
Der Himmel stürzt ein
(Was ist mit uns)
Ich kann nicht sogar atmen
(Was ist mit uns)
Was ist mit der Teilnahmslosigkeit
(Was ist mit uns)
Von der ich gar nicht einmal wusste
(Was ist mit uns)
Was ist mit dem Wert der Natur

Es ist das Innerste unseres Mutterplaneten
(Was ist mit uns)
Was ist mit den Tieren
(Was ist mit uns)
Wir haben Königreiche zu Staub verwandelt
(Was ist mit uns)
Was ist mit den Elefanten
(Was ist mit uns)
Haben wir ihr Vertrauen verloren
(Was ist mit uns)
Was ist mit weinenden Walen
(Was ist mit uns)
Wir verwüsten die Meere
(Was ist mit uns)
Was ist mit den Waldpfaden

Niedergebrannt trotz unserer Einsprüche
(Was ist mit uns)
Was ist mit dem geheiligten Land
(Was ist mit ihm)
Zerrissen durch Glaubensüberzeugungen
(Was ist mit uns)
Was ist mit dem kleinen Mann
(Was ist mit uns)
Können wir ihn nicht befreien
(Was ist mit uns)
Was ist mit Kindern, die sterben
(Was ist mit uns)
Kannst du sie nicht weinen hören
(Was ist mit uns)
Wo sind wir falsch abgebogen

Kann mir das einer erklären
(Was ist mit uns)
Was ist mit dem Baby-Jungen
(Was ist mit uns)
Was ist mit den Tagen
(Was ist mit uns)
Was ist mit ihren sämtlichen Vergnügungen
(Was ist mit uns)
Was ist mit dem Mann
(Was ist mit uns)
Was ist mit dem weinenden Mann
(Was ist mit uns)
Was ist mit Abraham
(Was ist mit uns)
Was ist denn mit dem Tod schon wieder

Kümmert es sie einen Scheißdreck

-----------------------------------------------

Earth Song ist ein Lied von Michael Jackson und die dritte Single des Doppelalbums HIStory – Past, Present and Future Book I von Michael Jackson aus dem Jahre 1995. Es handelt sich um eine Pop-Ballade, die Elemente aus Blues und Gospel sowie aus der Oper enthält und von Jackson geschrieben und komponiert wurde.

Das Stück wurde im Wiener Hotel Imperial geschrieben. Es stellt sich in eine Reihe von Liedern Jacksons mit sozialem oder wohltätigem Hintergrund wie We Are the World, Man in the Mirror oder Heal the World. Earth Song war dabei der erste Titel von Jackson, der sich mit ökologischen Aspekten beschäftigte. Allerdings werden in dem Lied auch andere Themen, die die Erde betreffen, wie etwa Krieg, angeschnitten. Das Stück ist als „Beschwerde“ an das zerstörerische Handeln der Menschen zu verstehen.

Earth Song wurde am 8. November 1995 als Single veröffentlicht.

Es rangierte in zahlreichen europäischen Hitparaden unter den ersten fünf Plätzen:
In der Schweiz und in Spanien wurde es ein Nummer-eins-Hit. In Deutschland war es die erste Single von Michael Jackson, welche Platz eins der Single-Charts belegte; sie verblieb fünf aufeinanderfolgende Wochen auf diesem Platz und ist damit die erfolgreichste Single von Michael Jackson in Deutschland.

In Großbritannien stieg Earth Song direkt als Nummer eins in die Hitparade ein und verblieb dort für sechs Wochen; dort ist der Song mit über einer Million Exemplaren bis heute die bestverkaufte Single von Michael Jackson. 1996 trat er daher mit Earth Song auch bei den BRIT Awards auf (allerdings mit Vollplayback). Der Auftritt wurde durch Jarvis Cocker gestört und so zu einem kleinen Skandal. WIKIPEDIA

-------------------------------------------


Mir war mal so danach:
All dieses Dröhnen in der Welt, all dieses Waffengetöse - und hier die Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken - und da der Streit um Diesel und den Hambacher Forst und die Diskussionen um den Umwelt-Bericht und Plastik im Meer ...

Ich habe einfach an die Auftritte von Michael Jackson zu seinem Earth-Song gedacht - die mit dem echten Panzer auf der Bühne ...: Von einem Auftritt in Prag berichtet der Chronist seinerzeit:
"Nachdem er den Earth Song vortrug, erschien plötzlich ein echter Panzer aus dem hinteren Bühnenbereich. Aus dem Panzer sprang ein Soldat und richtete sein Gewehr gegen das Volk und Michael. Doch dann erschien ein kleines Mädchen und übergab dem Soldaten eine Blume. Der Soldat gab seinen Widerstand auf und legte seine Waffe nieder und viel auf die Knie. Diese Szene war ergriffen, sehr rührend und jeder hat Michaels Message verstanden. Mir ging bei dieser Szene einen kalter Schauer durch den Körper..."
Ich zeige hier mittels YouTube eine ähnlich Szene aus München 1997 - eine unvergleichliche Performance - irgendwie in diesen über 20 Jahren bis heute unerreicht - besonders wenn ich jetzt diese kleinen nichtssagenden Schnuckel auf den Bühnen dieser Welt sehe, die da inzwischen die Millionen abräumen ...


Was ich ganz wichtig finde ist, zu erwähnen dass EARTH SONG anscheinend keine "Auftragsarbeit" war - von irgendeiner Interessengruppe gesponsert ... - nee - sicherlich war es "Zeitgeist" - 1988/1995 (die Berliner Mauer fiel - der Ostblock implodierte - "Wer zu spät kommt - den bestraft das Leben" ... - das war der Mahnspruch von Gorbatschow an Honecker) - es war aber auch sicherlich ein ganz inneres persönliches Anliegen von Michael Jackson ... - viel zu wenig gewürdigt seinerzeit und auch heutzutage. 

... - Und inzwischen bin ich selbst so alt - dass ich bei dieser Performance nur noch hemmungslos mitheulen kann ... - vor Wut - denn tatsächlich verändert zum Guten hat sich bis heute so gut wie nix - eher ist es durch Trump, Faschos, AfD und Konsorten schrecklicher geworden ...
Doch gleichzeitig möchte ich noch an meine Professorin (Frau Prof. Dr. Kornelia Rappe-Giesecke, früher Ev. FH Hannover) denken, die damals frisch nach den Semesterferien in die Vorlesung kam, um uns mitzuteilen, sie habe im Urlaub viel gejoggt, und habe über Kopfhörer dabei immer wieder den damals neuen "Earth Song" von Michael Jackson gehört, "eines der besten und größten Songs - überhaupt" - oder so ähnlich - das waren in etwa ihre Worte ...

mauerinschriften: kunert wird 90

Von Amtswegen

So unangreifbar träg und maulbesessen:
Verwalter anonymen Lebens
wie jeder Untat nebst dem folgenden Vergessen:
Dein Widerspruch dagegen ist vergebens.

In einem Netz von Ämtern eingefangen,
verlierst du samt und sonders deine Tage.
Als Gast auf Erden mußt du bangen,
daß irgendwer dir dieses Recht versage.

Verloren in den Maschen von Gesetzen,
hilflos und endlich fremd dir selber,
hörst du schon wen das Messer wetzen:
Kalb in der Reihe unzählbarer Kälber.


Kalb in der Reihe unzählbarer Kälber - S!|graphic





Wegweiser und Mauerinschriften

Schriftsteller Günter Kunert hat sich zum 90. Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht: Sein Roman "Die zweite Frau", der bereits vor Jahrzehnten entstand, ist jetzt erschienen. S!|graphic nach einem Foto von Georg Wendt/dpa




Von Klaus Walther | Freie Presse

Mehr als 150 Bücher tragen seinen Namen als Autor. 
Heute wird der Schriftsteller Günter Kunert 90 Jahre alt.

Der Pappband auf vergilbtem Papier, der Umschlag mit Stockflecken, die 94 Seiten, die 1950 im Aufbau-Verlag erscheinen, heute sind sie ein gesuchtes Objekt der Büchersammler: das erste Buch des Günter Kunert. Bertolt Brecht und Johannes R. Becher werden auf den jungen Poeten aufmerksam: "Wegschilder und Mauerinschriften". Vielleicht ist dieser Erstlingstitel auch so etwas wie eine poetische Konfession, denn alles, was er schreiben wird, sind Wegzeichen, poetische Verkehrsschilder, Mitteilungen eines Autors, dessen Existenz und Werk auch vom Leben an einer Mauer geprägt wurden. Heute wird Günter Kunert 90 Jahre alt.

Wer schreibt, der bleibt. So wird jedenfalls behauptet, habe es Goethe gesehen. Günter Kunert, einer der produktivsten Autoren der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert, hat mehr als 150 Bücher veröffentlicht, Gedichte vor allem, Geschichten, Feuilletons. Dazu Hörspiele, Filme, Essayistik. Er ist kein Vielschreiber, vielmehr einer, der seine Lebens- und Weltsicht in immer neuen Variationen bietet: Kritik an der simplen Fortschrittsgläubigkeit, Bilder der entfremdeten Rolle des Menschen in einer sich rasant verändernden Gesellschaft und die Auseinandersetzung mit Nationalismus gestern und heute.

Da gibt es in einem seiner frühen Bücher eine winzige Replik, einen Witz, den er erfunden hat:
"Treffen sich zwei Planeten. Sagt er eine: Du, ich leide an Homo sapiens. Sagt er andere: Macht nichts, das geht vorüber."
Da die Astronomen zu wissen glauben, dass unsere Erde in 600 Millionen Jahren unbewohnbar sein wird, würde Kunert wohl fragen: "Was denn, erst?" Dies ist seine Ironie, sein Witz mit oftmals bissigem Blick auf die Welt. Denn der poetische Lieferant für Wegschilder und Mauerinschriften fand immer weniger Material für Hoffnung und Zukunftsgläubigkeit, mit der er in die Literatur einstieg. In Anlehnung an die großen Sternatlanten des 19. Jahrhunderts könnte man dieses Werk eine "Kunertsche Durchmusterung" unseres Planeten nennen. Freilich, indem man etwas benennt, gibt man es noch nicht auf, ein wenig zündelt da ein Flämmchen Hoffnung, aber wie gesagt, dieses Wort findet sich in seinem Werk nicht.

Verständlich ist solche Sicht aus eigenem Leben. Am 6. März 1929 wurde er in Berlin geboren, seine Mutter war Jüdin. Er hat Kindheit und Jugend in den Erinnerungen "Erwachsenenspiele" (1997) beschrieben und darin auch den Weg des Schreibers, der er geworden ist. Und von Anfang an: Er gehörte zu jenen Autoren der DDR, die sich immer kritisch zum real existierenden Sozialismus äußerten. So blieb ihm 1979 nur der Weg in die Bundesrepublik. Dort lebt er in einem alten Schulhaus in Kaisborstel in Schleswig-Holstein. Mittlerweile hat er viele bedeutende Auszeichnungen erhalten, unter anderem den Heinrich-Heine-Preis, den Friedrich-Hölderlin-Preis, etliche Ehrendoktor-Titel. Er war bis 2018 Präsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.

Ein großes Werk, ein Erzähler der ironischen Illusionslosigkeit. 1968 hat er einen Band veröffentlicht, der "Kramen in Fächern" heißt. Nach einem halben Jahrhundert wird er dieses Kramen in alten Fächern auf eigene Weise wiederholen. In einer Truhe findet er das Manuskript eines Romans, den er vergessen hatte, der aber auch in der Zeit seiner Entstehung Mitte der 70er in der DDR keine Publikationsmöglichkeit gefunden hätte. Der Roman "Die zweite Frau", soeben im Wallstein-Verlag erschienen, ist ein Geburtstagsgeschenk, das er sich selber gemacht hat. Eine typisch Kunertsche Fabelkonstellation. Der Archäologe Barthold sucht nach einem Geschenk für seine Frau zum 40. Geburtstag. Autobiografisches und Zeitgeschichtliches verknüpfen sich. Da trifft Barthold im Intershop, in dem man Produkte aus Westdeutschland mit "Westgeld" kaufen konnte, auf eine alte Frau, die gerade ihre Rente abgehoben hat und nun hier einkaufen möchte. Sie wird abgewiesen, "dieses Geld nehmen wir nicht". Und es gibt eines Tages jenen Typ, der an der Wohnungstür klingelt. "Nennen sie mich Müller", sagt er zu Margarete Helene. Natürlich, er kommt von der "Firma", der Stasi. So geht diese Geschichte. Und Kunert resümiert: "Vorsicht und Literatur vertragen sich nicht, unsere Angst anzuecken und Ärger zu kriegen, bringt uns um die Lebensintensität."

Kunert hat sich mit diesem Buch und seinem ganzen Werk ziemlich erfolgreich gegen solche Angst gewehrt. Damit kann man bestehen, vor sich selber und vor der Leserwelt in den schwierigen Zeitläufen des 20. Jahrhunderts. Und seine Gedichte werden bleiben:

"Denn aufs neue wieder Mensch zu werden
Wenn man's lange Zeit nicht mehr gewesen ist,
Das ist schwer für unsereins auf Erden,
Weil das Mensch sein, sich so leicht vergisst".


Das Buch
Günter Kunert: "Die zweite Frau". Wallstein-Verlag. 204 Seiten. 20 Euro.

GÜNTER KUNERT

* 06.03.1929, Berlin, Deutschland
lebt in: Kaisborstel, Deutschland

Günter Kunert kann als einer der bedeutendsten Lyriker der DDR gelten. Er ist auch heute noch mit seinen bissigen, melancholischen, souverän mit Tradition und Technik hantierenden Gedichten, Prosastücken und Essays einer der schärfsten literarischen Köpfe der deutschen Gegenwartsliteratur.

Da seine Mutter Jüdin war, durfte Kunert 1936 keine weiterführende Schule besuchen. Von den Nazi-Behörden zudem als 'wehrunwürdig' ausgemustert, arbeitete er vorübergehend als Lehrling in einem Bekleidungsgeschäft. Nach Kriegsende begannt er ein Graphik-Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, das er mit dem Verfassen von satirischen Gedichten und Geschichten für die Zeitschrift „Ulenspiegel“ finanzierte. Nach fünf Semestern gab er das Studium jedoch dem Schreiben zuliebe auf.

1950 erschien Kunerts erster Gedichtband: „Wegschilder und Mauerinschriften“. Zu dieser Zeit wurde der junge Schriftsteller, inzwischen SED-Mitglied, von Johannes R. Becher, dem späteren DDR-Minister für Kultur, entdeckt und gefördert. In künstlerischer Hinsicht darf jedoch die Bekanntschaft mit Bertolt Brecht (um 1951/52) als die bedeutendere gelten: Die Auseinandersetzung mit ihm durchzieht Kunerts Werk seither.

In den 1960er Jahren geriet Kunert mit seinen skeptisch-pessimistischen Versen zunehmend in Konflikt mit den literarästhetischen Vorgaben der Kulturbehörden. Gleichzeitig wurde man in Westdeutschland auf den viel gelesenen Autor aufmerksam. Hier erschien 1967 sein einziger Roman, „Im Namen der Hüte“, der erst neun Jahre später in der DDR gedruckt wurde.

Kunert erwarb internationales Ansehen und durfte ins Ausland reisen. 1972 übernahm er eine Gastprofessur in Austin, Texas, und 1975 verbrachte er ein Jahr als Writer in Residence im englischen Warwick. Auf seine Unterzeichnung des Schriftstellerprotests gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 folgte der Parteiausschluss. 1979 ermöglichte ihm ein mehrjähriges Visum die Ausreise in die Bundesrepublik. Kunert ließ sich mit seiner Frau in Schleswig-Holstein nieder. Er lebt seither als freier Schriftsteller in Kaisborstel bei Itzehoe.

schachtelhalm: S!|graphic





Schachtelhalm - Botschaft

Wie Schneegestöber Menschenmassen
die fallen über den Planeten her
und fressen seine Fülle leer
um Wüsten hinter sich zu lassen.

Hingegen er: Aus Zeitenferne.
Zu Stein geworden und uralt
als Ausdruck pflanzlicher Gestalt
und wie von einem fremden Sterne.

Beweisstück für die Flüchtigkeiten
der Wunder ungeheurer Zahl.
Durch die Äonen ein Signal:
Zu spät da wir uns schon entgleiten.


als kunert sein erstes werk vorlegte mit dem weisen und hellsehenden titel: "wegschilder und mauerinschriften" - das war 1950 - und die "tatsächliche" mauer, die seine schreibe auch mitprägte trat erst 11 jahre später auf's tapet ... - und 18 jahre nach dem mauerbau kam seine umsiedlung in die brd, mit einem "mehrjährigen visum" durch die ddr-behörden, also seine "aussiedlung", er hatte nämlich u.a. einen protestbrief gegen die ausbürgerung von wolf biermann unterzeichnet ...

kunert war und sit sein lebetag ein unikum: mit ganz feiner spitzer feder nimmt er das auf's korn, was ihm unter den nägeln brennt ...: das ist kein klamauk und keine einfache hau-ruck-satire á la büttenrede - nee - da muss man schon mitgehen und bewandert sein, um die pointe zu verstehen: das ist nicht hingekritzelt - das ist raffiniert komponiert - und meistens ganz klassisch im reim, was man sich ja auch neu- und gesamtdeutsch fast gänzlich abgewöhnt hat ... - für slam-poetry ist kunert nicht zu haben: kunert ist bleibender und nichts für den augenblick ... - und das jetzt schon seit 90 jahren - hoffentlich kommen noch ein paar jahre hinzu ...